BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

VIII. [VON DEN WUNDERLICHKEITEN]

 

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1.

Von den wunderleichen prunnen.

 

Die päch entspringent von den prunnen und ist daz ainig wazzer prunn und pach. iedoch mag man niht gesprechen: der prunn ist pach oder der pach ist prunn. daz mag ain geleichnüss sein von der götleichen drivaldichait, dâ der vater und der sun und der hailig gaist ain lauter ainvaltig wesen sint der gothait, und mag man niht gesprechen mit abgezogner red: diu väterlichait ist diu sünlichait oder diu sünlichait ist die hailigaistlichait. aber man spricht wol mit angenaigter red: der vater ist der sun und der sun ist der hailig gaist. vernemest dû des niht, sô verwirr dich niht dâ mit und gelaub ainvalticleich. Wâ von daz mer gesalzen sei und andreu dinch niht, von den wazzern hab wir gesait, dô wir von den elementen schriben.

Ez ist ain sê in dem land India, der haizt Aspaltides, dâ mag kain lebendig dinch inn under sinken. sô mag in dem sê Altes ze Porrentan nihts ob beleiben.

Ez ist ain wunderleich prunn in Egyptenland, sam Jacobus und Solînus sprechent, dar inn erlescht man prinnent fackeln und enzünt man in im erloschen fackeln. dâ pei verstê wir die zäher etleicher läut, die wainent vor übrigem zorn. die zäher enzündent übrig unwirdischait in dem muot und die zäher mitleidens erleschent die selben flammen der unwerdischait. die zäher leschent und enzündent an aim fremden menschen sam an aim haimleichen. ez sint etleich warm prunnen, die hailent die kranken augen, aber si strâfent die dieb, wan welcher diep für ain diebstal swert, ist er mainaid, sô erplindet er von den wazzern, ist aber des niht, sô gesiht er paz dann vor. aber daz wunder schol man got mêr geben dann der nâtûr werk, sam Jacobus spricht.

Ez ist ain prunn in dem land Africa gegen des abgots tempel, der Hamo haizt, der macht die erden hert und macht lind üseln stark sam ainen wasen.

Zwên prunnen sint in dem land Boecia, der benimt ainer den läuten gedæhtnüss und der ander benimt vergezzenhait. und ain tobent sê ist auch in dem land Boecia, wer des trinkt, der wirt enzünt mit der prunst der unkäuschen gir.

Ain sê ist in dem land Italia, der haizt Clitorius, wer des trinkt, dem wirt der wein widerzæm.

Ez sint wazzer in dem land Campania, diu benement den frawen ir unfruhtperkait und benement den mannen ir toben.

Ain prunn ist pei den Garamanten, der ist des tages sô kalt, daz in niemant getrinken mag, und des nachts sô warm und haiz, daz in aber niemant getrinken mag, und bedäut die nümmer kain guot werk würkent, und wenn man si dar umb strâfet, sô vindent si allzeit ain werwörtel.

Ain prunn ist in dem land Archadia, der haizt Lechinis. welheu fraw des trinkt, der mag ir purt niht ab gên, wie gern si daz macht.

Ain prunn ist gegen der sunnen aufganch, sam Jacobus spricht, von des wazzer wirt kriechisch feur, wenn man etleich dinch dar zuo mischt. daz wazzer kaufent die haiden umb grôz gelt. der prunn bedäutt die menschen, die wider die nâtûr würkent.

Ain prunn ist in Africa, sam Augustînus spricht, der macht die stimm hel und guot, und bedäut die zäher der unschuldigen, wan der stimm und klag ist gar süez vor got.

Ain prunn haizt Züfer, der benimt die unkäusch, sam Plinius spricht. der prunn bedäutt unser frawen, diu ain prunn ist der käusch und aller rainikait.

Ez sint zwên prunnen in dem land Sicilia, der ainer macht unperhaft frawen perhaft und der ander macht perhaft unperhaft. der prunn bedäut daz gotes wort, wan daz ist etleichen fruhtper in daz êwig leben und etleichen ain abtanz in die êwigen marter.

Zwai wazzer sint in dem land Tessalia. welheu schâf auz dem ainen trinkent, die werdent swarz. daz wazzer ist der werlt wollust. ach wie swarz in sünden daz macht! und welheu schâf auz dem andern trinkent, die werdent weiz. daz bedäut daz leiden in diser werlt, daz die menschen pringt in daz êwig leben. aber die auz den paiden trinkent, die werdent schekkot, weiz und swarz, und bedäut die gleichsnær und die ketzer, die weder diz noch daz ganz haltent.

Ain prunn ist in dem land Idumea, der ändert sein varb vierstunt in dem jâr und helt ie drei mônet ain varb, sam Origines spricht und historia Jeronimi. er ist pulvervar oder trüeb, pluotvar, grüen und lauter. der prunn bedäut die unstæten.

Etleich sê sint, der wazzer dreistunt an dem tag pitter sint und dreistunt süez, sam Augustînus spricht.

Ain gar grôz mer ist, daz wirt wallend und siedend sam ain hafen von der sunnen hitz und ist dar inn ain stiller prunn, der sich niht wegt, wenn man pei im sweiget. ist aber daz man pei im schalmeit und pusaunt, sô erhebt er sich und wirt diezend und auzfliezend über daz gestat, sam ob er sich der stimm und des gedœns fräw. alsô spricht Solinus.

Ez sint prunnen in dem grôzen land Britannia, wenn man der wazzer geuzt auf ainen stain nâhen dâ pei, sô kümt regen und donr und ungewiter.

Ain gar schœner prunn ist pei dem perg, der Libanus haizt, zwischen den zwain steten Archas und Papheneas, den haizent si den Sabath, daz ist den sibenden tag, dar umb, daz er sehs tag kain wazzer gibt und an dem sibenden gibt er gar gnunk wazzers.

Ain wazzer ist in dem land Perside, daz überfreust all naht, daz paideu läut und vih dar über gênt; aber des tags zefleuzt ez wider, sam ain puoch sagt, daz haizt historia orientalis.

Ez sint fliezendeu wazzer in den landen gegen der sunnen aufganch, sam Jacobus spricht, diu ziehent guldeinen griez und etleiche edel gestain.

Ain prunn ist in dem mer des obern tails der stat Tyren, der springt mit gar süezem wazzer in sölicher ungestüemikait von des mers grund, daz er sich erhœcht über daz mer zwaier oder dreier daumellen lanch, wenn daz mer still ist, alsô daz man in mit vazzen geschepfen mag. der prunn bedäutt der guoten läut wandelung under den pœsen.

Ez sint vil stet, dâ warmez oder haizez wazzer auz der erden fleuzt, dar umb, daz ez durch swefel und durch kalk fleuzt, dâ von daz wazzer erhitzt wirt.

Ain prunn ist in dem kalten land Norbeia, der verkêrt allez daz in stain, daz man dar ein tuot, iedoch beleibt diu alt varb der selben ding, und daz ist sô gar gemain, daz er gewant ze stain macht. daz hiez kaiser Fridreich versuochen und sant potschaft dar.

Man vint auch gemaincleich in etleichem geperg prunnen, die holz in stain verkêrent, und auz den selben stainen werdent gar guot wetzstain.

Nu habent die prunnen ain end nâch des puochs sag ze latein, und hât daz puoch niht mêr, daz mir geantwurt wart und des mich mein gar guot freund pâten ze däutsch pringen; daz hân ich mêr dan daz drittail gemêrt und den sin erläucht, sô ich pest moht. nu vant ich ain puoch ze latein der selben lai, daz hât noch ains stucks mêr, daz sagt von den wunderleichen menschen. daz wil ich in freuntschaft auch her zuo setzen, wan zwâr, ich gæb gern, hêt ich iht.