BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

VI. VON DEN EDELN STAINEN

UND DES ÊRSTEN IN AINER GEMAIN.

 

_____________________________________________________________________

 

 

68.

Von dem sardonix.

 

Sardonix ist auch der zwelf stain ainer und hât in diu nâtûr gemacht von zwain stainen, von dem onicen und von dem sarden. er ist ain tail rôt und die rœt hât er von dem sarden, und ist ain tail weiz und swarz, die zwuo varb hât er von dem onicen. man spricht, daz der stain kain ander tugent hab denn daz der onix niht geschaden müg, wâ der sardonix gegenwertich sei. dar umb scholt dû wizzen, daz etleich sprechent, onix sei ain ander stain dann onichinus, von dem wir vor gesait haben, und sprechent, onix sei ain edel stain, der sei ain seit weiz und ander seit swarz und hab die tugent, wer in an dem hals oder an dem vinger trag, dem benem er geitikait und benem im traurig träum in dem slâf, aber er hab die untugent, daz er krieg und zwaiung mach zwischen den läuten, und wenn man in den kinden an ir hels henk, sô mêr er in die spaicheln. und wider die untugent ist der sardonix guot. den onicen vint man in den zwain landen Arabia und India und den sardonicen auch. ez sprechent auch die maister, daz der sardonix gar ain schœn gestalt hab, wenn die vorgenanten varb all zuo ainander gemischt sein. wer den stain tregt, dem zimt, daz er witzig sei und diemüetig, und spricht man, daz die die pesten under in sein, die durchgraben sein, sam man insigel grebt. diu glôs spricht über der taugen puoch in dem ainundzwainzigistem stuck, daz der sardonix ze niderst swarz sei und ze mittelst weiz und ze oberst rôt. Dâ pei verstêt man der hailigen gedult, dâ mit si versmæcht sint ze niderst, daz ist in diser armen werlt. dar umb spricht Job „man verspott des gerehten ainvalt.“ die hailigen sint auch ze mittelst weiz, daz ist, si sint in irem herzen und in irr gewizzen rain mit irr unschuld und sint ze oberst rôt mit der hitz der götleichen lieb, dâ durch si vil marter leident. dar umb hân ich den stain unserr frawen gerehtikait geleicht. ach, herr, dû waist, wie gar versmæht si ist gewesen mit dir in diser werlt und waz si mit dir erliten hât umb den schein deiner götleichen werk hie auf erden. zwâr, dar umb spricht si pilleich in der minnen puoch von ir selber „ir töhter von Jerusalem, ir schült mich niht mailprüefen dar umb, daz ich praun pin, wan diu sunn hât mich enpfirbt, ich pin swarz, aber ich pin gar wolgestalt.“ wê, wie gar ain schœneu predig dar auz würd!