Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
V. VON DEN KRÄUTERNIN AINER GEMAIN.
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68.Von dem rätich.
Raphanus haizet rätich, aber die Kriechen haizent die wurz radicem, die wir raphanum haizen. Democritus spricht, wer sein hend reib mit zeitigem rätichsâmen, der müg slangen angreifen und handeln ân schaden. daz helfenpain wirt weiz von dem rätich. rätich widerstêt der vergift in ezzen, und wer sein wurz izzt, der darf der slangen niht fürhten. die Kriechen sprechent, daz zwairlai kraut sei, die áin art haben. der haiz ainz raphanus, von dem wir nu sagen, und daz ander radix, daz spricht wurz, und haizt dar umb wurz, daz sein wurzel grôz ist und lanch, oben prait und niden spitzig. ich Megenbergær wæn, daz diu wurz, diu etswâ merretich haizt und anderswâ kren, radix haiz ze latein, und daz der reht rätich raphanus haiz; aber die Kriechen wehselnt die zwên namen, sam vor gesprochen ist, und haizent den rätich radicem und den kren raphanum. wie dem nu sei, sô wizz, daz der rätich an kraft haiz und fäuht ist und pringt wind in dem leib, aber sein sâm entsleuzt die wind. wenn man ain pflaster macht von rätich und legt daz auf diu mail an dem leib und auf die mâsen, die von slegen koment, die vertreibt ez. der rätich macht vil würmel an den läuten, die ich hie vor füezling hiez. er ist dem haupt schad und den zenden und dem drüzzel und den augen. wer in izzet vor tisch, dem macht er daz ezzen swimment in dem magen und ruot niht, aber wer in izzet nâch anderm ezzen, dem macht er den leip vertig und senkt daz ezzen hin ab. |