BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

IV. VON DEN PAUMEN.

 

A. VON DEN PAUMEN

IN AINER GEMAIN.

 

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29.

Von dem mirtelpaum.

 

Myrtus haizt ain mirtelpaum und wechst gern an dem gestat pei dem mer an dem end der sibenden wonung gegen Denmarch. daz päumel wechset zwair daumeln lang oder dreir und hât pleter sam ain weid, ân daz si praiter sint ain wênig und kürzer. sein holz naigt sich ain klain von der grüen zuo ainer swerz. der paum tregt körnel, diu haizent myrtelli und sint guot für daz undäwen ze dem mund und wider des leibes ruor. der paum hât auch ainen edeln smack, und war zuo man in mischt, daz behelt er lang frisch, und hât vil ästel und vil pleter, aber sein smack tuot dem haupt wê und macht ainz reht als ez trunken sei. der paum haizt paz ain staud denn ain paum, wan er ist klain und wechst gern pei fäuhten steten und ist sein pluom gar ains wunderleichen smackes und die plüet legt man gern in pier, daz man auz wazzer und auz roken oder auz gersten machet. mit dem paum pringt man zauberleich zuo, daz sich die läut hazzent gegen enander. ez schreibent auch die maister von der nâtûr, daz der paum gar nütz sei zuo vil dingen. er hât die art, daz er die übrigen hitz sänftigt und die übrigen kelten an des menschen leib, und dar umb geleicht man unser frawen zuo dem paum in ainem lobsang, daz hebt sich an: salve mater salvatoris, dâ spricht ain vers: myrtus temperantie, daz spricht: muoter der parmherzichait, dû pist ain mirtelpaum der sänftikait, wan diu zart muoter diu sänftigt den haizen zorn des obristen rihters. Platearius spricht, wer den paum seudet mit wein und den trinket, daz trank benimt dem menschen des milzes und der lebern verschoppen und besliezen, daz ze latein epilacio haizt, und des selben paums asch mit ezzen genomen ist auch für diu selben dinch guot, und wer dick auz dem holz trinket, daz hilft auch dâ für, und dar umb macht man lägel auz derlai holz, dâ setzt man wein ein über nacht, den trinkt dann der siech pei dem tag. diu rind ist grœzer kreft denn diu pleter sint. des paums öl hât die kraft, daz ez den swaiz widerzeuht und all flüzz, si sein rôt oder niht, und wenn man sich dâ mit reibt in dem pad, daz kreftigt und sterkt den leib und zeuht die fäuhten auz, diu zwischen vel und flaisch ist. daz selb geschicht auch, wenn man sich mit dem paum reibt. aber das paums öl und sein saf und sein wazzer, dâ man in inne seudet, hilft für daz hârauzreisen und machet daz hâr lank und auch swarz. wer aber die mirtelper seut mit puttern, daz widerzeuht den swaiz, und des paums dürreu pleter benement den stank under den üechsen und anderswâ an dem leib und besterkent daz herz und benement den herzriten.