BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

III. HIR HEBT AN DAZ DRITT

STÜCK DES PUOCHS

VON DEN TIERN

IN AINER GEMAIN

 

F. VON DEN WÜRMEN.

 

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1.

Von der pein.

 

Apis haizt ain pein. die peinn habent die art, sam Aristotiles und der grôz Basilius und Ambrosius sprechent, daz si mit aller sach mêr gemain sint dann kainerlai gesellter ding auf erden, wan wie vil ir zuo aim swarm gehœrent, die habent all ain wonung und lebent all in ainr gegen ains landes. ir aller arbait ist gemaines nütz in allen. ir nutz und ir fruht ist in allen gemain und ir vliegen ist in auch gemain. waz schol ich dir mêr sagen? ir gepurt, die si pringent, ist in allen gemain, wan si pringent ainen jungen swarm all mitenander, und ir genz irs leibes (daz ist ir käuschait) ist in auch allen gemain, wan ir kaineu unkäuscht mit der andern noch habent zuo enander unkäuschen glust und habent kainen smerzen in irr gepurt. iedoch pringent si dick ainen grôzen swarm. die peinn machent under in ainen küng und ain volk, daz dem küng gehôrsam ist, und wie daz sei, daz si all under aim küng sein, iedoch sint si frei und habent ain wirdikait und ain vorêr in irm geriht und in irr beschaidenhait und ain andæhtig gir zuo ganzen trewen, wan si habent irn küng liep, den si gesetzet habent, und êrent in mit sô grôzem vleiz, daz si nümmer wider in getuont und in nümmer erzürnent, und daz ist pilleich, wan der küng hât sunderleich sänftikait gegen dem volk, sô behelt daz volk sein gehôrsam gegen dem küng auch pilleich. die peinn habent sunderleich samnung und vliegent scharot zuo irm weisel. si schadent kainer fruht noch den tôten pluomen, daz sint die dürren pluomen. wenn si diu naht begreift in irm auzraisen, sô ruoent si hôch in paumen, dar umb, daz daz taw oder der regen ir flügel iht berüer. der peinn weisel ist als ain küng under in, und in aim vaz under ainem swarm ist neur ain weisel, der des swarms fürst ist. der weisel ist schœn und ahtpær an der gestalt und ist zwir als grôz als der andern peinn ain. er hât aber kürzer flügel wan die andern und hât aufgerihteu pain und ist sein ganch hœher wan der andern. er hât auch an der stirn ain weiz plüemel, dâ mit hât in diu nâtûr gekrœnet vor den andern peinen. ez sprechent auch etleich, daz der peinn kaiser kainen angel hab, dâ mit er stech, sam die andern peinn habent, wan er ist genuog gewâpent mit seim gewalt, den er hât. iedoch spricht Ambrosius, er hab ainen angel, aber er stech dâ mit niht, wan er ist sänft von nâtûr. der peinen volk ist dreirlai. die êrsten peinn sint der andern müeter und wirdiger und grœzer wan die andern. die andern sint klainer und sint doch gar kreftig und würkent vil und vast, reht als ain volk, daz under ainr maisterschaft ist, und derlai peinen sint den müetern undertân und gehôrsam und würkent nihts ân der grœzern gepot. daz dritt volk der peinen sint derlai peinen, die ze latein fuce haizent, daz sint unvolkomen peinen und habent niht ängel und sint der rehten, daz ist der êrsten peinen, dienerinn. die peinen habent gemaincleich die art, daz si irm kaiser stætes und ämzicleich volgent wâ er fleugt oder gêt die weil er junk ist. si habent auch die art, daz si ir wonung schickent sam die pürg und machent die obersten drei zeil lær von honich, dar umb, daz daz honig an dem êrsten anplick iemant hin zuo lad, der in schaden pring, aber die letzten zeil füllent si vol honigs. die peinen ruoent in irm vaz des morgens in der mettenzeit, unz daz aineu under in zwir oder dreistund geprumt oder gehumt gegen dem liehten tag, als ain wahter, der mit aim herhorn prummet gegen dem tag, wan diu pein ant vor hin an ir nâtûr, ob der tag sanft well sein und schœn, wan sô vliegent si auz all und pringent êr und guot; wil aber ez regenn und wintsäusen, sô haltent si sich ze samen in irm vaz. wenn aber si zuo werk kêrnt, sô samnent si pluomen an ir füez, als ob si hosen haben gewunnen. die andern nement des süezen tawwazzers in ir münd und über all in ir wollen und tragent daz haim in ir wonung. Ambrosius spricht: man siht die peinen all widerstreit arbaiten umb ir gâb und umb irn schatz. etleich sint wächig und fleizig ze suochen ir waid. die andern sint sorgsam ze behüeten ir wonung und ir pürg. die dritten vorschent nâch dem weter und nâch der stern lauf. die jungen vliegent auz ze würken und tragent ein honig und wahs, aber die alten würkent in irn wonungen. die von veltpluomen haim tragent die ladent ir vodern füezel vol oben an den hüefen und varnt haim wol gepürdet und schôn geladen. si habent auch inwendig des vazzes ir amt schôn getailt, wan etleich maurent, die andern zierent und sliehtent daz werk. etleich saugent hong von wahse, etleich tailent daz werk hin und her und daz ezzen daz prâht ist und ezzent niht besunder, dar umb, daz weder ezzen noch werk noch zeit under in ungeleich sei. Plinius spricht, daz die peinn irs werkes gar vleizig sein, alsô daz si prüevent, welheu under in træg ist ze würken, die strâfent si zehant und peizent si zetôt. si haltent wundergrôze rainikait under in und werfent irn mist ze mittelst in daz vaz und ist kain unsauberkait under irm werk, wan all überflüzzichait, diu von den würkenden peinen kümt, die samnent si an ain stat in daz vaz und tragent si her auz an irn veirtagen, wenn daz weter trüeb ist, daz si niht gearbaiten mügent. sô ez an den âbent gêt, sô prumment si in dem vaz und daz prummen wirt ie klainer und klainer, unz aineu under in umb fleugt und hummet in der weis, als dâ si si wecket des morgens, und gebeut in allen ze ruoen, als die wahter pflegent auf den pürgen, die paideu naht und tag anplâsent. sô daz geschiht, sô sweigent si alle gar snell. si habent auch die art, daz si des êrsten dem volk hausent, und dar nâch den künigen, und ist, daz si grœzers gelükes wartent, alsô daz si swärmen wellent, sô machent si auch gesellenhäuser und machent den künftigen kaisern besunder paläst ainseit weit und grôz. iedoch nement si kainen küng von geschicht oder ân fürsichtichait, si prüevent in vor, ob er schœn und grôz sei und sänftig. ist daz etleich peinn irs kaisers reht übervarnt, sô tœtent si sich selber und wundent sich mit irn aigenen ängeln, und spricht man, daz daz volk in den landen, die Perse haizent, die selben weis an im hab gegen seim küng. die peinen varnt niht an ir waid gemaincleich, ez var dann der küng des êrsten auz und halt daz fürstentuom in dem flug. si beschirment auch irn künig gar vleizicleich und achtent inz zuo ainr frümchait, ob si umb iren küng sterbent. Aristotiles spricht, der peinen künig erschainent niendert auzwendig der vaz ain, si haben dann ain grôz volk pinen mit in. under dem selben volk fleugt der künig ze mitelst und die pinen umb und umb, und welheu pein an dem flug des kaisers flügel rüert, die strâft daz ganz her. ez begert auch iegleich pein dem kaiser ze næhst sein in der rais und acht sich des gar frum und verrüemt, daz man si anschaw in irs kaisers dienst. wenn auch der kaiser müed wirt, sô tragent in die sterkisten peinen enpor und helfent im hin. Plinius spricht, ist daz den peinen honigs geprist in irm vaz, sô raisent si mit grôzer ungestüemikait auf die næhsten und die selben stellent sich zuo wer und streitent mit enander. si vehtent auch mit enander umb die pluomen auf dem veld, aber den streit zestœrt man, der staup under si wirft oder der ainen rauch under si plæst, und versüenet si mit milch oder mit wazzer. si hazzent gar vast pœsen smack und vliehent verr dâ von, und unsauber salb laidigt si sêr. Basilius spricht: an den peinen und an den wefsen oder an den vespen sint über al klaineu spältel und klünsel, wan si âtement niht und habent niht lungen. si werdent genert und gefuoret in dem luft nâch der gänzen irs leibes, alsô daz si den luft über al in sich ziehent, und dar umb, sô man si mit öl gefäuhtigt, sô sterbent si leiht, wan daz öl verschoppet diu klünsel und diu spältel irs leibes; aber der zehant dar nâch ezzeich auf si geuzt, sô öffent sich die lüegel und werdent wider lebentig zehant. wenn die peinen siech sint, sô ezzent si mêr denn si gewont sint, und daz tuont si neur umb die grôzen lieb, die si zuo dem hong habent. papilio, daz ist ain veivalter, der tuot den peinn vil ze laid, wan die veivaltern setzent sich auf den klê und auf ander süez pluomen und saugent daz süez mark dar auz und daz edel taw verunrainent si mit irm gesmaiz, wan dâ wahsent würmel auz. ir lâgent auch die frösch, wenne si zuo dem wazzer vliegent, wan man spricht, daz die frösch der peinn ängel niht enpfinden, dâ mit si stechent. si laidigent auch von nâtûr die websen und die harniz und die swalben und ander vogel frezzent die peinen. si habent auch die art an in, daz si leich klagent an ainander, und wenn ir kaiser gestirbet, sô wainet daz volk ze mâl und ist traurich, wan si samnent sich all umb irn tôten kaiser und tragent niht mêr ein noch vliegent auz, und kümt man in niht ze hilf, sô sterbent si hungers, sam ain vorscher spricht. die peinen sint krank und siechent allermaist sô die pluomen kaltent. in ist auch ain iegleich widergalm schad, sô ains menschen stimm oder ains andern tiers stimm widergalm gibt nâhent pei den peinen. nebel ist in auch schad. in schadent auch die spinnen gar sêr, wenne si in angesigent und ir netz pei in aufspannent, wan sô vâhent si si und tœtent si. maister Michel von Schottenlant spricht, daz den peinen ir aigen glück schad. wan sô ain überfrühtig jâr ist mit pluomen und mit genuhtsam, sô habent si sô grôzen vleiz honig ze samnend, daz si nihtes trahtent nâch kindeln und nâch jungen peinen. die peinen sterbent von mangerlai sachen und allermaist wenn der weisel vil ist und ain iegleicher weisel ain schar der peinen für sich nimt und die maistert. die peinen fräwent sich, wenn man die hend ze samen klopfet, und wenn man klingelt mit gesmeid, sô samnent si sich. ez werdent peinen auz frischen waltrinder päuchen, die man aurochsen haizt, von den wir vor gesagt haben, die ze latein bubali haizent. aber man muoz die päuch mit mist bedecken, sô koment die peinen dâ von. ez werdent auch peinn auz ochsenhäuten, die man in der erden verpirgt, und auz eselhäuten werdent websen oder vespen. auz mukenmist werdent würmel, auz piezen frösch oder auz mangolt, wan piezen und mangolt ist áin kraut; auz pœsem luft und auz faulem âtem werdent priemen, die ze latein culices haizent, aber Virgilius spricht, daz die priemen werden auz ainer kalben leib, diu tot sei, und daz hân ich zwâr gesehen an der sunnen schein, dâ ain tôteu kalb lag. auz der tôten pfärd leib werdent webzen und harliz, auz eselleiben werdent ainrlai vliegen, haizent scarabei, die sint rôt als die horniz, si sint aber klainer wan die websen. dû scholt auch wizzen, daz die peinen, die auz den rindern werdent, mitenander unkäuschent sam die mucken, aber ir gepurt hât nâhen die art, die reht peinen habent. man schol daz honig abnemen wenn der môn vol ist an aim liehten schœnen tag. wenn daz honig zehant abtreuft in tropfen weis, daz ist sô guot niht sam daz zæh ist und gar wol smecket und daz durchsihtig ist. waz auch honges von newem wahs kümt, daz ist pezzer wan daz von altem kümt. daz von altem wahs kümt, daz ist rôt, aber daz guot honig ist goltvar. guotez hong und weizz ist den siechen augen guot und zuo den auzgängen. daz rain hong ist niden in dem vaz. Platearius spricht, daz daz honig warm sei in dem êrsten grâd der wirmen und trucken in dem andern grâd der trücken. daz hong ist zuo mangerlai guot. ez behelt der ding kraft, dar zuo man ez gesellt, und rainigt. ez sänftigt den würzen und den kräutern und andern dingen, dâ zuo man ez mischet, ir pitterkait, und dar umb mischt man ez zuo vil erznei, wan ez tregt mit seiner süezen die vergift in die tiefen der gelider. in electuariis, die man ze däutsch latwergen haizt, und in edelm gestüpp, wenn man ez dar zuo mischt, sô hât ez die kraft, daz diu dinch dester lenger guot und frisch beleibent. wem der mag vol kalter fäuhten ist, dem schol man geben honig mit warm wazzer, wan daz hönig entlœst und wäscht ab. wer sein antlütz clâr und lauter well machen, der schol ez waschen mit hong und mit wazzer. wenn man ain underzäpfel macht auz gerœschtem hong und auz salz, daz ist den läuten gar guot, die sühtig sint mit dem fieber. Aristotiles spricht, daz die alten peinen süezer hong pringen wan die jungen, wan si sint paz ervarn wan die jungen. wer hönig in sich trinket, daz niht geschäumt ist, den plæt ez. daz hong ist guot für der tobigen hund piz, wenn man ez trinket, und ist guot für die piz der grimmen tier. daz laudônisch hong ist pitter und wer ez izt, der wirt unsinnig. switzet aber er, sô wirret im niht mêr. daz honig hât die art, daz ez den ungelust und daz wüllen, daz von dem pœsen magen kümt, benimt. der peinen kaiser machent mêr dann ainen sun, und wenn die gewahsent, sô koment all peinen über ain und tœtent die pœsern, daz si iht ain teilung machen under der schar der peinen und niht krieg under in machen. die peinen prüetent jung auz, reht sam die hennen, und daz jung peindl, daz des êrsten her für sleuft, daz ist weiz; aber des kaisers sündl ist zehant hongvar, wan ez kümt von auzerwelten pluomen und von aller genuhtsam. Pei den peinen verstên ich ainen iegleichen tuom, dâ ain pischolf weisel ist der kôrherren mit witzen und mit allen tugenden und im die peinen, daz sint die kôrherren, gehôrsam sint mit allen sachen. die leident under in niht mêr dann ain haupt, wan si fürhtent, machten si mêr dann ain haupt, daz ir gotshaus verdürb; dar umb welent si daz pest. ach got, wie wênig der peinen ze unsern zeiten ist! ez sint all peinen ze websen und zuo harniz worden. got durch seinen pittern tôt und durch sein gruntlôs erparmherzichait kom seim gotshaus ze helf, daz sô gar verdirbt und verdorben ist. dû waist wol, wâ ich main, parmherzigerv?got, lâ dein genâd erscheinen!