Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
III. HIR HEBT AN DAZ DRITTSTÜCK DES PUOCHSVON DEN TIERNIN AINER GEMAIN
F. VON DEN WÜRMEN.
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2.Von der spinnen.
Aranea haizt ain spinn. der wurm hât die art, daz er auz seim gedirm fädem spinnet und netzel webt, dâ mit er die muken væht. ez geschiht auch dick, daz er sich selber mit dem spinnen sô gar auzdärmt, daz nihts in im beleibt und daz er stirbt, wan die spinnen habent in in ain wollentragend kraft, dar auz si die fädemen spinnent. ez sprechent auch etleich, daz daz weibel spinn und web und daz männel vâh die mucken mit dem selben netzel. si gepernt mit irn lenden klaineu würmel, diu aint airn geleich und diu airl gepernt si zwischen den webnetzeln. ez werdent auch spinnen ân unkäusch auz faulen dingen, sam auz dem klainen staub, der in der sunnen fleugt, wenn der erfault, und auz des menschen spaicheln, die er wirft sô er gezzen hât. diu spinn webt sô daz weter lauter ist, niht wenn ez trüeb ist. si jagt auch niht mêr noch væht, unz daz si gar verzert daz si vor gevangen hât, sam ain vorschær spricht. wer der spinnen netzel über ain frisch wunden legt, dem geswilt diu wund niht und faulet auch niht. die spinnen lebent des saffes und der fäuhten, und dar umb stirbt ir kaineu hungers. wenn die spinnen ireu netzel hher ziehent, daz ist ain zaichen, daz ez regenen wil. diu spinn hât die art, daz si sich an ainem vadem wigt auf der slangen haupt, wâ si daz under ainem paum aufrecket an dem schaten, und peizt die slangen sô krefticleich, daz si ir daz hirn begreift unz in den tôt. Aristotiles spricht, wer geswilt von ainer spinnen piz, der mach ain pflâster von mucken und pind daz auf den smerzen, sô wirt im paz. maister Michel der Schott spricht, wenn diu spinn slâf, sô kêr si den ruck gegen der erd und slâf in dem luft hangend an den vädemen, die si gespunnen hât, und kêr ir antlütz gegen dem netz. |