BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

II. Von den himeln und

von den siben planêten.

 

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16.

Von dem regen.

 

Der regen kümpt von wäzzrigem dunst, den der sunnen hitz auf hât gezogen in daz mitel reich des luftes, wann von der kelten, diu dâ ist, entsleuzt sich der dunst wider in wazzer, als wir sehen an dem dunst, der von dem wallenden hafen gêt ob dem feur: wenn der dunst die kalten eisneinne hafendecken rüert, sô entsleuzt er sich in wazzers tropfen. alsô geschiht auch dem dunst, der dâ kümt von rôsen prennen oder von wein prennen: wenne der den kalten pleienne huot rüert, sô entsleuzt er sich auch in wazzer, und smeckt daz selbig wazzer von dem ding, dâ von der dunst kümt. dar umb wizz, wenn sich der dunst gesament in den luft, sô gestêt er zesamen und wirt dicke, des êrsten von der kelten, und scheint uns dann als ain hauf weizer wollen oder swarzer. daz haiz wir wolken. wan sô vil erdisches rauches ist gemischt zuo dem wäzzerigen dunst oder sô der wäzzerig dunst gar dicke zesamen stêt, sô scheint daz wolken swarz; wenne aber der dunst clâr ist, sô scheint ez weiz; ist aber der erdisch rauch dünner etswie vil, sô scheint daz wolken rôt, und alsô ändert ez sich an der varb, reht als der dunst sich ändert an im selber. sô nu diu kelten vast arbaitt in daz wolken, sô entsleuzt ez sich in wazzer, und dâ von seind diu kelten sänfticleichen anrüert diu wolken, sô macht si klaineu tröpflein auz gar klainen stükleinn des dunstes, und vellet daz wazzer dar umb her ab in tropfen weise. ist aber diu kelten gar grôz, sô verkêrt si grôzeu stükel des dunstes ze mâl mit ainander, sô vallent gar grôz tropfen. dar umb seh wir sumerzeiten ze stunden gar grôz tropfen vallen. daz ist dar umb, daz diu grôz hitz die kelten hât vertriben an ain stat der wolken, und ist diu kelten denn gar starch an ir selber, dar umb daz si veraint ist, und wil der hitz widerstên, sô entsleuzt si dann die wäzrigen dünst in grôz tropfen. von den sachen geschiht auch oft, daz ain grôz wazzer ze mâl mit ainander her ab vellet, alsô daz ez ain haus oder ain ganz dorf hin füert. ez geschiht auch ze stunden, daz rôtez wazzer regent sam pluotstropfen. daz ist dâ von, daz vil verprunnens erdisches rauchs gemischet ist zuo dem wäzrigen dunst: dâ von verbt sich daz regenwazzer rôt. alsô vindet man auch oft, daz sich daz wazzer verbt in der erden und gar rôt her für vleuzt; sô wænent die ainvältigen läut, daz ain hailtum dâ sei. alsô pauten Kelhaimer ain hülzen cappeln über ainen rôten wazzerfluz an der Tuonaw oberhalb Regenspurch. ez geschiht auch oft, daz ez klaineu fröschel regent oder klaineu vischel. daz ist dâ von, daz der wäzzrig dunst alsô an im selb geschickt ist, wenn er sich in wazzer entsleuzt, sam diu wäzzrig pruot, dar auz die fröschleu werdent oder die vischel, und der stern kraft würkt diu tierl auz der geschickten materi und geuzt ain leben dar ein. ich rât aber niht, daz dû der vischel ezzest, wann si sint von rôher materi und sint vergiftig. dar umb geschiht auch oft, daz ain stain oder ain eisen her nider vellt; daz wirt auch paidez auz dem erdischem rauch und auz dem wäzrigen dunst alsô zesamen gemischt, als ez der nâtûr der dinger eben kümt. und alsô viel ain eisen oben her ab hie vor, daz was sô hert, daz ain küng ain swert dar auz wolt haben gemacht. dô wolt daz eisen von feur nie derwaichen, dar umb, daz ez niht reht nâch eisens nâtûr gemischt was auz den vier elementen. regenwazzer, gesament in den zistern, sô ez gestêt, sô vellet diu erd ze podem, diu dar zuo gemischt was von irdischem rauch, sô wirt ez denn gar lauter und süez und ist guot zuo der ruor, daz diu verstê, und zuo dem rôten fluz. die visch werdent vaizt von regenwazzer und dar umb swimment si ob gegen dem regen und fräwent sich des. dû solt auch wizzen, daz des luftes reich, dâ daz wolken stêt und der regen wirt und der wint wæt und dâ allez weter geschiht, niderr ist dann die hœhsten perg, die auf erden sint, wan man vindet perg sô hôch, dâ nie kain regen auf kom noch kain wint noch taw noch kain ander werch des weters. daz habent die alten maister an etleichen hôhen pergen versuocht, alsô daz si nâmen ainen padswamp und fäuhten den mit wazzer und hielten in für den munt, wenn si sô hôch kômen an den pergen, daz si niht mêr fäuhtes luftes heten, der in daz herz erkuolte, und schriben mit den vingern an die erden auf den pergen. wenn si dann über ain jâr hin wider kômen, sô funden si die geschrift ganz sam an dem êrsten tag. daz möht niht gesein, wær regen oder wint dar auf gewesen.