Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
I. Von dem Menschenin seiner gemainen Natur.
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4.Von dem slâf.
Der slâf ist niht anders wan ain einzug der sêle auf sich selber, alsô spricht Plinius. daz verstên ich alsô, daz der slâf sei ain einzug der werk der auzwendigen kreft der sêl. diu werk sint hren, sehen, smecken und der andern sinne werk. und der einzug kümpt von dem, daz die gaist betrüebt sint oder sich inziehent von der glider müeden, und dar umb slâft der mensch gern von rauchigem ezzen, als knoblouch, pfarr, aschlouch und sôgtânem ding oder von tunstigem tranch, ez sei stark wein oder ander tranch, wan der rauch, der auf gêt von dem magen in daz haupt, betrüebt die gaist, daz der sêl kreft si nicht gewaltigen mügent in irn werken; dar umb vallent die läut nider in den kelern, dâ möst inne gerent. auch wann der mensch gearbait hât, daz er müed ist, sô slâft er auch gern. ich hân gesprochen, der slâf sei ein einzug der auzwendigen kreft der sêl, dar umb, daz in dem slâf oft die inwendigen kreft der sêl wachent, als wir enpfinden in den treumen und als wir sehen an den läuten, die in dem slâf auf stênt und klimment auf die dächer. den kinden treumet nicht vor dem dritten jâr oder vor dem vierden. ez spricht auch Aristotiles, daz man leut funden hab, den nie getraumt hab, und etleich, den neur getraumt hab in dem alter, und dar nâch sturben si oder wurden gar siech. etleich ômacht und des menschen enzucken sint dem slâf geleich. |