Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
I. Von dem Menschenin seiner gemainen Natur.
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3.Von dem har.
Des menschen hâr auf dem haupt wechst auz irdischem grobem rauch und haizem, der mit zæher fäuhten ist gemischt. daz hâr grâwet von der kelten des hirns, wenne diu nâtürleich hitz sô krank wirt, daz si des hirns kelten nicht mag gesenftigen, ez sei von alter oder von sorgen oder von unfuor. daz hâr reiset auz von überigem gepresten der kost oder von fauler fäuhten in dem haupt oder in dem leib, als wir sehen an den auzsetzigen läuten und mêr an den mannen wan an den frawen und an den mannen, die maiden sint und ir gezeug niht habent, und daz ist von der kelten an den paiden. dar umb auch werdent die haizen man kal wenne si unkäusch pflegent, aber die frawen kalwent niht, dâ von daz si kelterr nâtûr sint wan die man. Aristotiles spricht, daz die läut und diu tier in den kalten landen habent gestracktez hâr und langez und oft weizez und hertez, aber in haizen landen als in môrnlant habent si kraus hâr und swarz. daz ist dar umb, daz die kelten den irdischen rauch strecket, dâ daz hâr auz wirt, aber die hitz krimpft den selben rauch und krümpt in. Aristotiles spricht, daz ein iegeleich tier, daz vil hârs habe, und ein iegleich mensch unkäuscher sei dann ain anderz und auch ain iegleich vogel, der mêr vedern habe denn ain ander. der mensch hât mêr hârs auf dem haupt denn anderswâ, dar umb, daz sein hirn verhüllt sei vor starker kelten und vor überiger hitz. Plinius spricht, daz etleichen alten läuten, die dâ tôt sint, in etswie vil tagen hâr wähst. daz ist dar umb, daz in den tagen sôgtâner rauch pei inen belaip, dâ daz hâr auz wehst. |