BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Wolfram von Eschenbach

1170/75 - nach 1220

 

Willehalm

 

Buch VI

 

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269

Mac sölh gelübde ein ende hân,

diu des âbents wart getân,

dô der marcrâve schiet

von Oransche, als im geriet

5

Gyburc diu in selbe bat

nâch helfe rîten ûz der stat

in der Franzoyser lant,

ob in dâ des rîches hant,

vater, bruodr und mâge

10

sus wolten lân in wâge,

daz er genâde wurb an sie?

ir helf er vant, nu sint si hie.

sîn dan scheiden unde ir komn

mugt ir wol bêdiu hân vernomn.

15

er mac nu ezzen mêr dan brôt:

Gyburc ist vîentlîcher nôt

erlôst, wan daz se et jâmer twanc.

der marcgrâve az unde tranc

vil gerne swaz man für in truoc.

20

Rennewart, sîn friunt, der knappe kluoc,

für die geste gienc durh sînen prîs:

er truoc sîn ungefüegez rîs

in der hende als einen trunzûn.

den Burgunjoys, den Bertûn,

25

den Flaeminc und den Engeloys,

den Brâbant und den Franzoys

nam wunder waz er wolde tuon.

în gienc des rîchsten mannes suon,

des houbet krône bî der zît

30

truoc: daz was gar âne strît.

 

270

Mitten durch den palas

manec marmelsûl gesetzet was

under hôhe pfîlaere:

Rennewart die stangen swaere

5

wider ein gewelbe leinde.

si nam wunder waz er meinde,

dô er sô wiltlîchen sach.

eteslîche vorhten ungemach

âne schult von im erlîden:

10

daz kund er wol vermîden,

er wurde ê drûf gereizet.

dâ sîn vel was besweizet

und der stoup was drûf gevallen,

do er vor den andern allen

15

kom als im sîn manheit riet,

etswâ ein sweizic zaher schiet

den stoup von sînem clâren vel,

Rennewarts des knappen snel.

sîn blic gelîchen schîn begêt,

20

als touwic spitzic rôse stêt

und sich ir rûher balc her dan

klûbt: ein teil ist des noch dran.

wirt er vor roste immer vrî,

der heide glanz wont im ouch bî.

25

der starke, niht der swache,

truoc ougen als ein trache

vorm houbte, grôz, lûter, lieht.

gedanc nâch prîse erliez in nieht,

sît er von Munleûn ûf die vart

30

schiet, im wuohs sîn junger bart.

 

271

Ern hete der jâr doch niht sô vil,

diu reichent gein des bartes zil:

Alyzen kus het in gequelt.

man het im wol die gran gezelt:

5

diene drungenn munt niht sêre.

man kôs der muoter êre

an im, diu sölhe vruht gebar.

al sîn antlütze gar

ze wunsche stuont und al die lide.

10

sîn clârheit warp der wîbe vride:

ir necheiniu haz gein im truoc.

ich sag iu lobs von im genuoc,

genaehet er baz dem prîse

und bin ich dannoch sô wîse.

15

eins dinges mir geloubet:

er was des unberoubet,

sîn blic durh rost gap sölhiu mâl

als dô den jungen Parzivâl

vant mit sîner varwe glanz

20

der grâve Karnahkarnanz

an venje in dem walde.

jeht Rennewart al balde

als guoter schoene, als guoter kraft,

und der tumpheit geselleschaft.

25

ir neweder was nâch arde erzogn:

des was ir edelkeit betrogn.

zer künegîn sprach dô Heimrîch

'wer ist sô starc, sô manlîch

dâ her în für uns gegangen

30

mit einer sô grôzen stangen?'

 

272

Gyburc, die man bî güete ie vant,

sprach 'hêrre, ez ist ein sarjant,

dem sîner kurzen jâre lebn

ze rehte, ich waene, ist niht gegebn.

5

mich dunct, man sold in halden baz.

sîn snelheit diu ist niht ze laz:

er kom ze fuoz vor den die ritn,

und wolde gerne hân gestritn

an den selben stunden,

10

heter vînde funden.

hêr, mir jah der markîs,

in gaebe im der künec Lôys.

ern ist niht ungehiure:

sît Karl der lampriure

15

und der hôhe Baligân erstarp,

in ir deweders rîche erwarp

nie muoter sît sô clâre fruht.

er hât ouch kiuschlîche zuht:

man mag in ziehn als eine maget:

20

er leistet gern swaz man im sag.

mîn herze giht etswes ûf in,

dar umbe ich dicke siufzic bin

sît hiute morgen daz i'n sach:

mir sol freude odr ungemach

25

vil schier von sîner kumft geschehen.

ich muoz im antlützes jehen

als eteslîch mîn geslähte hât.

mîn herze mich des niht erlât,

ichn sî im holt, ichn weiz durch waz:

30

sô treit er lîhte gein mir haz.'

 

273

Rennewart der junge sarjant

gienc dâ er sînen hêrren vant.

dem marcrâven dô schiere kuont

wart daz sîn vriunt vor im dâ stuont:

5

dem bôt er minneclîchen gruoz.

er sprach 'gein dir ich werben muoz:

genc ze hove für die wirtîn

unt für in der sô blanken schîn

dort hât: si sint beidiu dienstes wert.

10

nu sih wie leblîch er gert:

ern ist mir niht unmaere:

der selbe mûzaere

erflüge den kranech wol, würf i'n dar:

ern ist niht zäglîch gevar.

15

'hêrre,' sprach dô Rennewart,

'im blîbt mîn dienst ungespart,

und al den dies geruochent,

diez güetlîche versuochent.'

dô gienc der ellens rîche

20

für die wirtîn zühteclîche.

Heimrîch rief an den wirt

'waz op dîn gast nu niht verbirt,

ern erbiete uns sînen zorn?

den hân wir âne schult erkorn.'

25

'ich lîde für dich swaz dir tuot

sîn unbescheidenlîcher muot,'

sprach dô des landes hêrre.

'er was mit mir der êrre

hiute morgen dâ her în.

30

er kan wol friunt und vîent sîn.'

 

274

Diu tavel was kurz unde breit:

Heimrîch durh gesellekeit

bat Rennewarten sitzen dort

ûf den teppich an der tavelen ort,

5

bî der künegîn nâhen.

daz enkund ir niht versmâhen.

Rennwart saz mit zühten dar.

Heimrîch nam sîner lider war.

der knappe wart von schame rôt,

10

daz manz im dâ sô wol erbôt.

die künegîn des niht verdrôz,

daz tischlachen gein sîner schôz

si güetlîch bôt; dar zuo er sweic,

wan daz er mit zühten neic.

15

swie diu künegîn ob im saz,

sîn houbet was vil hoeher baz:

daz muost von sîner groeze sîn.

sîn und ir, ir bêder schîn

sich kunde alsus vermaeren,

20

als op si bêde waeren

ûf ein insigel gedrucket

und gâhs her abe gezucket:

daz underschiet niht wan sîn gran.

mir waer noh liep, waern die her dan:

25

man ersaehe den man wol für daz wîp:

so gelîche was ir bêder lîp.

mit môraz, mit wîn, mit clârete

durh des alden Heimrîches bete

wart sîn gephlegen aldâ ze stunt,

30

baz danne im dâ vor ie wart kunt.

 

275

Er verschoup alsô der wangen want

mit spîse dier vor im dâ vant,

dazz drîn niht dorfte snîen.

ez enheten zehen bîen

5

ûz den näpfen niht sô vil gesogn,

mich enhabe diu âventiure betrogn.

si bêde wênic âzen,

diez im dâ heten lâzen

ûf der tavelen gestanden.

10

si wârn mit sorgen banden

verstricket. merket wie dem sî:

ir gebaerden was doch freude bî.

vil knappen kom gegangen:

die wolten sîne stangen

15

dan habn gerucket odr getragn:

sô müese ein swacher öwenzwagn

drunder sêre krachen.

Rennewart begunde lachen

und sprach hin zin 'ir spottet mîn.

20

wan lât ir sölhez schimpfen sîn,

daz ir mit der stangen tuot:

odr ich erzürne etslîches muot.

ir welt se habn als iweren totn.

des swer ich bî dem zwelften botn

25

der wonet in Galicîâ

(Jâcob heizent si den dâ),

welt ir niht mîden sölhez spil,

es wirt etslîchem gar ze vil.

jâ zert ich dirre spîse

30

mêr danne ein kleiniu zîse,

 

276

möht ich vor iwerem schimphe.

nu hüet iuch vor unglimphe.'

Rennewarte was zer spîse gâch.

dane dorfte niemen nîgen nâch,

5

daz er von der tavelen sente.

sinôpel mit pigmente,

clâret und dar zuo môraz,

die starken wîne gevieln im baz

danne in der küchen daz wazer.

10

die spîse ungesmaehet azer:

ouch lêrt in ungewonheit,

daz starke trinken überstreit

sîn kiusche zuht und lêrt in zorn,

den edeln hôhen wol geborn.

15

vil knappen der jungen

sich mit der stangen drungen,

unz si se nider valten

und den palas erschalten.

Rennewart spranc von der tavelen dar.

20

die knappen entwichen im sô gar,

daz er ir wênic bî im vant.

er nam die stangn mit einer hant.

ein knappe was entwichen

und al flühtic geslichen

25

hindr ein sûl von marmel blâ;

den selben sah er iedoch dâ:

er tet nâch im ein sölhen swanc,

daz dez fiwer ûz der siule spranc

hôhe ûf gein dem dache.

30

jener flôh von dem gemache.

 

277

Alsus beleip der palas

daz dâ wênic knappen inne was.

von in zer tür ûz was gedranc:

ieslîcher für den andern spranc.

5

tischlachen wurden geslagn

zesamene und niht hin dan getragn:

si vluhen, die des phlâgen,

sine torstenz niht gewâgen

hin ûf ze Rennewarte,

10

gein sîme unsüezem zarte.

ûf stuonden die dâ hêten gâz.

diu künegîn niht lenger saz:

si bat die fürstn an ir gemach

varn. zin allen si dô sprach

15

'heizt iwer gesinde hie ûf nemn

al des si künne gezemn

von trinken und von spîse.'

dô sprach Heimrîch der wîse

'ez ist âne laster genomn

20

dem sîne wägne niht sint komn.

swes ir gert, man gîts iu vil.

iu allen ich daz râten wil.'

die fürsten fuorn zir ringen.

der marcrâf hiez im bringen

25

ein ors und reit mit in her nidr.

sus reit er für unde widr,

hie ûf wisen, dort ûf velt.

was unberâten kein gezelt,

er hiez den liuten drunder tragn

30

daz si keinen zadel dorften klagn.

 

278

Der marcgrâve begunde biten,

dô er hin ab was geriten,

al die werden ime her,

daz si pflaegen rîlîcher zer

5

und ir gemach hetn al den tac.

'sô man den morgen kiesen mac,

hoert messe in der kappellen mîn:

dâ wil ich in iwerem râte sîn.'

daz lobten unde leisten sie.

10

fürsten, grâven, dise unt die,

und swen man für den barûn sach,

und al die den man rotte jach,

die wârn ze velde gar gevarn.

Gyburc dort inne wil bewarn

15

ir liebsten vater Heimrîch.

manec juncvrouwe minneclîch

vor sînem bette stuonden,

die werden dienest kuonden,

in einer kemenâten,

20

diez mit guotem willen tâten.

Heimrîch sich leite dran:

Gyburc für den grîsen man

nider ûf den teppich saz.

juncfrouwen entschuohtenn umbe daz,

25

daz Gyburc im erstriche

sîniu bein ê sim entwiche.

wand er die naht gewâpent reit,

diu müede und klagende arbeit

in schiere slâfen lêrten,

30

ê daz si von im kêrten.

 

279

Des landes hêrre (ich mein den wirt)

kom wider ûf, der niht verbirt

ern neme ouch die gesellekeit

dâ von er liep unde leit

5

ê dicke het enpfangen.

an ein bette wart gegangen,

dâ er und diu künginne

pflâgen sölher minne,

daz vergolten wart ze bêder sît

10

daz in ûf Alyschanz der strît

hete getân an mâgen:

sô geltic si lâgen.

dô der milte Anfortas

in Orgelûsen dienste was,

15

ê daz er von freuden schiet,

und der grâl im sîn volc beriet,

dô diu künegîn Secundille

(daz riet ir herzen wille)

mit minne an in ernante

20

und im Kundrîen sante

mit einem alsô tiwerem krâm,

den er von ir durch minne nam

und in fürbaz gap durch minne,

aller krôn gewinne

25

und al Secundillen rîche

diene möhten sicherlîche

mit des grâles stiur niht widerwegn

der grôzen flust der muose pflegn

ûf Alischanz der markîs.

30

an sînem arm ein swankel rîs

 

280

Uz der süezen minne'rblüete.

Gyburc mit kiuscher güete

sô nâhe an sîne brust sich want,

daz im nu gelten wart bekant:

5

allez daz er ie verlôs,

dâ für er si ze gelte kôs.

ir minne im sölhe helfe tuot,

daz des marcgrâven trûric muot

wart mit vreuden undersnitn.

10

diu sorge im was sô verre entritn,

si möhte erreichen niht ein sper.

Gyburc was sîner freuden wer.

nâch trûrn sol freude etswenne komn.

sô hât diu freude an sich genomn

15

einen vil bekanten site,

der man und wîben volget mite:

wan jâmr ist unser urhap,

mit jâmer kom wir in daz grap.

ine weiz wie jenez leben ergêt:

20

alsus diss lebens orden stêt.

diz maer bî freuden selten ist.

ich müeste haben guoten list,

swenne ich freude drinne funde,

swie wol ich nu guotes gunde

25

den die mir niht hânt getân

und mir niht tuont: die sint erlân

von mir kumberlîcher tât.

ein wîser man gap mir den rât,

daz ich pflaege, swenne ich möhte,

30

sölher güet diu mir getöhte

 

281

ûzerhalp der valschen wîse:

des möht ich komen ze prîse.

Dar an ouch niemen sol verzagen,

er enmüeze freude und angest tragen.

5

swer zaller zît mit freuden vert,

dem wart nie gemach beschert.

jâ sol diu manlîch arbeit

werben liep unde leit.

die zwêne geselleclîche site

10

ouch der wâren wîpheit volgent mite,

sît daz man freude ie trûrens jach

zeinem esterîche und zeime dach,

nebn, hinden, für, zen wenden.

grôz trûrn sol niemen schenden:

15

wan hât si's iemen noch erwert,

bî sîner freude ez nâhe vert.

der marcrâf kurzwîle pflac.

al sîn her ouch schône lac,

sô daz si heten guot gemach.

20

wan Rennewarten man noch sach

mit arbeiten ringen.

dicke loufen, sêre springen,

vil knappen daz niht liezen:

dine kunde niht verdriezen,

25

etlîcher sîn mit würfen pflac.

der jaget er mangen al den tac.

sus het er schimpflîchen strît

unz hin nâch der vesper zît.

er entet ir keinem drumbe wê,

30

als er ze Munlêûn hêt ê

 

282

geschimphet ungefuoge.

in müeten hie genuoge,

die niht bekanten sînen zorn:

der wart ouch gar von im verborn.

5

Do begunde nâhen ouch diu naht.

der edel mit der hôhen slaht

huop sich flühtic von in dan.

sîne stangen truoc der junge man:

im was ze bergen vor in gâch.

10

si hardierten vaste hinden nâch.

bî einer wîl si des verdrôz.

dô twanc in diu müede grôz,

sîn edelkeit des geruochte

daz er die küchen suochte:

15

dâ leit er sich slâfen în.

sîn lindez wanküsselîn

daz was sîn hertiu stange.

ern ruowt dâ niht ze lange.

sîner swester sun Poydjus

20

was selten doch gelegen sus,

der künec von Vrîende

(dar zuo diente ouch sîner hende

Griffân Trîande und Kaukasas):

ich waene, im baz gebettet was

25

swenne er slâfen wolte,

des oeheim hie dolte

des er gar erlâzen waere,

swer doch diu rehten maere

wiste, wie sîn hôher art

30

von ammen brust verstolen wart

 

283

ûz rîcheit brâht in armuot.

diu saelde künsteclîchen tuot.

Daz kindel kouften koufman,

und hetenz unz ez sich versan.

5

nâch horde stuont in al ir sin:

si dûhte, ir groezlîch gewin

laege an sîme geslehte.

si nanten im vil rehte

niun rîche dâ sîn vater truoc

10

krône, und sageten im genuoc

daz al die hoehsten Sarrazîn

ze sîme gebote müesen sîn,

norden, sûden, ôsten, wester;

und daz zwuo sîner swester

15

trüegen krône und waern alsô gevar

daz sin prîs an schoene hêten gar.

si sagtn im mêr besunder

von rîcheit wâriu wunder,

zehener sîner bruoder lant,

20

und wie si selbe waern genant.

die koufman wâren kurtoys,

si lêrtenz kint franzoys:

eins dinges si gedâhten,

daz sin ze gebe brâhten

25

dem der roemscher krône pflac.

sölh clârheit an dem kinde lac:

man muos im des mit wârheit jehen,

schoener antliz wart nie gesehen

sît des tages daz Anfortas

30

von der vrâge genesen was.

 

284

Die koufman lêrtenz kint verdagen,

ez ensolte niemen rehte sagen,

ez waere man oder wîp,

wolt ez behalten sînen lîp,

5

in welhem lande ez waere genomn.

si waern ir koufes wider komn,

die von Samargône:

dô hiez sîn phlegen schône

von Rôme der künec Lôys.

10

daz kint an schoene hête prîs.

nu was ouch Alyz diu magt

schoen, als ich iu hân gesagt.

dô mann ir zeime gespilen gap,

ir zweier liebe urhap

15

volwuohs: die brâhtens an den tôt

und liten nâch ein ander nôt.

der künec wolt in hân getouft:

er was von Tenabrî verkouft:

des wert er sich sêre.

20

dô muos er von der êre

Alyzen gesellekeit

varn: daz was ir beider leit.

Alyz was triwen rîche,

dar ûf ir tougenlîche

25

daz kint al sîns geslähtes jach,

dô man se geselleclîche sach.

dâ muose er sich dô scheiden von,

sîner hôhen art in swache won,

niht wan durh toufes twingen

30

mit smaehen werken ringen.

 

285

Der knappe sînem vater haz

und sînen mâgen umbe daz

truoc, daz sin dâ niht lôsten:

in dûht daz si verbôsten

5

ir triwe. sîn haz unrehte giht:

wand sine wisten sîn dâ niht.

waer kein sîn bote an si komn,

wolt iemen hort hân genomn,

sölher gâbe waer nâh im gepflegn,

10

Franzoyser möhten golt noch wegn.

sîner hôhen mâge vil verlôs

den lîp durh smaehe die er kôs.

sîn hant vaht sige der kristenheit:

sus rach er smaehlîchez leit

15

des er vor Alyzen pflac:

ir minne an prîse im gap bejac.

sîn dinc sol immer sus niht varn:

Alyzen minne in sol bewarn.

swaz man ie smaehe an im gesach,

20

Alyzen minn die von im brach

dar nâch in kurzen zîten

in tôtlîchen strîten.

den kochen was daz vor gesagt,

daz waere bereit, sô ez tagt,

25

vil spîse, swer die wolte,

und daz ieslîch fürste solte

enbîzen ûf dem palas.

durh daz vil manic kezzel was

über starkiu fiwer gehangen.

30

dâ wart ein dinc begangen,

 

286

deis dem küchenmeister was ze vil.

der warp als i'u nu sagen wil.

Er nam ein glüendigen brant,

und gienc vil rehte gein der want

5

da er Rennewarten slâfen sach.

von alsô smaehlîchem gemach

dorft in niemen scheiden dan.

der koch besanct im sîne gran,

und verbrant ins mundes ouch ein teil.

10

sîn lôsheit warp im unheil.

dem er sus stôrte sînen slâf,

der bant im, sam er waer ein schâf,

elliu vieriu an ein bant,

unde warf in al zehant

15

undr einen kezzl in grôzen rôst:

sus wart er lebens dâ erlôst.

ern hiez ûf in niht salzes holn,

er rach übr in brend unde koln.

hêr Vogelweid von brâten sanc:

20

dirre brâte was dick unde lanc:

ez hete sîn frouwe dran genuoc,

der er sô holdez herze ie truoc.

Rennewart al eine dort beleip:

grôz angest d'andern von im treip.

25

si vorhtn, diu zeche gienge an sie:

dort vlôh ein koch, der ander hie.

si luogeten durch die want dar în,

und hôrten wie die grane sîn

Rennewart der junge klagete,

30

und waz er al klagende sagete.

 

287

Er sprach 'nu wând ich armer man

daz ich von banden waer verlân,

dô mich des roemschen künges hant

dem gap, der vor ûz ist bekant

5

zer hôhsten esklîrîe,

und der für wâr der vrîe

ist aller valschlîchen tât.

daz man mich niht geniezen lât

der grôzen triwe als ich im sage!

10

bekant er mich, daz waer sîn klage.

mîne grane, die mir sint an gezunt,

gesaet ir minne ûf mînen munt,

diu mir stiure ûf dise vart

mit kusse gap. den selben bart

15

hât ûz mîme kinne

noh mêr gezogn ir minne,

dan mîner kurzen zîte jâr,

oder dan der smaehlîche vâr

des mich ir vater wente.

20

ich getrûwe ir wol, si sente

um mich, ze swelher zît si sach

daz der künc sîn zuht an mir zebrach,

und ich spehte die gelegenheit

der rîterlîchen arbeit

25

in turneyn unde in strîten,

dar ich lief ze mangen zîten,

wie man ein ors mit künste rite,

gein wîben gebâren ouch die site.

swenn ich was bî werdeclîcher won,

30

dâ sluoc man mich mit staben von.

 

288

Diss landes hêrre ist geschant,

daz mich sîn koch sô hât verbrant.

dar zuo an mir gehoenet sint

des kreftegen Terramêres kint,

5

der zehene gewalteclîchen

tragent krône in wîten rîchen,

die hôhe künege habnt ze man.

diss lasters müezen phlihte hân

die ich mir für wâr ze bruodern weiz,

10

Fâbors und Utreiz,

Mâlarz und Malatras,

ob sölh geburt mit triwen was,

daz uns alle ein muoter truoc.

nâch mir trûrens hât genuoc

15

Glorîax und Bahsigweiz,

Carrîax und Matreiz,

Merabjax und Morgôanz.

sî wir reborn ûz triwe ganz,

die zehn lêrt missewende

20

mîn armeclîch ellende.

mich solt der künec von Cordes

lân geniezen sînes hordes.

dem dient Hap und Suntîn,

Gorgozâne und Lumpîn,

25

Poy unde Tenabrî:

nu stên ich sîner helfe vrî:

Semblî und Muntespîr.

daz im sîn edelen eskelîr

an mir niht sagent sîn missevarn!

30

ich pin doch Terramêres parn.'

 

289

Durch die want sin hôrten alsus klagn.

do begundez alsô sêre tagn,

daz de sunne durch die wolken brach.

fürsten riten ûf. dô daz geschach,

5

dô sanc man messe got unt in.

der marcrâve sante hin,

ob daz ezzen dannoch waere bereit.

die tôtlîchen arbeit

fluhen die für koche wârn benant:

10

dane schürte niemen fiwer noch brant.

dem marcrâven man dô sagete,

daz harte sêre klagete

sîne besancten grane Rennewart.

eteslîche heten sîn hôhen art

15

vernomen, unde iedoch niht gar.

er sant die küneginne dar,

und bat si senften sînen zorn.

'der küchenmeister ist verlorn:

nemet mînen friunt mit fuogen dan.'

20

dô gienc si nâch dem jungen man

dar ir fuoz nie mêr getrat.

vil zühteclîchen sin des bat,

er solte durh ir willen

sînen schaden stillen

25

unt niht wan semftes willen phlegen

und ungemüetes sich bewegen.

dô sprach er 'vrouwe, ir sît sô guot:

swaz râtes ir gein mir getuot,

des volg ich. seht wiech bin erzogn.

30

es ist vil liute an mir betrogn.'

 

290

Diu künegîn fuorte den knappen dan.

si bôt im bezzer kleider an

in einer kemenâten,

dâ snîdaere nâten

5

maneger slahte wâpenkleit.

dô sprach er 'vrouwe, mir ist leit

daz ir sô verre giengt nâch mir.

iweriu kleider gebet ir

swem ir gebiet ân mînen haz:

10

swie arm ich sî, doch darf ir baz

vil maneger under disem her.

lât mir die stangen mîn ze wer.'

die het er mit im dar getragen.

Gyburc begunde sêre klagen

15

sîne grane die besancten.

ir ougn im nie gewancten:

eteswaz se an im erblicte,

dâ von ir herze erschricte.

dô sprach si 'trûtgeselle mîn,

20

möht ez mit dînen hulden sîn,

sô vrâgt ich wann du waerst erborn,

woltst duz lâzen âne zorn.'

dô sprach er 'vrowe, geloubet mier,

ich bin ein armer bätschelier,

25

und doch vil werder liute fruht.

des muoz ich jehen, hân ich zuht.

frowe, durch iwer êre,

nu vrâget mich niht mêre:

daz füeget sich uns beiden wol:

30

und lât mich sîn in swacher dol.'

 

291

Der knappe dennoch vor ir stuont.

der vrouwen tet ir herze kuont

daz si niht erfuor wan lange sidr.

si bat in zuo zir sitzen nidr,

5

ir mantels swanc se umb in ein teil.

dô sprach er 'vrowe, diss waere geil

der beste rîtr der ie gebant

helm ûf houbt mit sîner hant.

swer mich alsus sitzen siht,

10

vil unfuoge er mir giht,

und nimt mich drumb in sînen spot:

des erlât mich, vrowe, durh iweren got.'

si sprach zuo dem jungen man

'waz gotes solt ich anders hân,

15

wan einen den diu maget gebar,

nimst du sîner krefte iht war?'

dâ mit erfuor diu künegîn

ob er waere ein Sarrazîn.

wie sîn geloube stüende,

20

des enhete si keine küende.

er sprach 'mir sint drî got erkant,

der heilige Tervigant,

Mahumet unde Apolle:

ir gebot ich gerne ervolle.'

25

diu künegîn siufte ê daz si sprach.

an in si staeteclîchen sach:

ir herze spehte rehte

daz er ûz ir geslehte

endelîche waere erborn,

30

swie er halt danne waere verlorn.

 

292

Si tet als ez ir zuht wol zam,

in ir hende sîne hant si nam,

si sprach 'lieber friunt vil guoter,

hâstu vater oder muoter,

5

bruoder, oder swester?

wis dîner worte vester,

und sage mir gar ân allez schamn

etswaz dîns geslähtes namn.'

Rennwart sprach alsus hinz ir,

10

'man gap etswâ ze swester mir

ob aller clârheit lobes kranz,

ein maget, diu nam der sunne ir glanz,

sô man si bêde des morgens sach

und diu sunne durh die wolken brach.

15

diu wart gegeben einem man:

der hât ouch an mir missetân

(der hât sô manegen prîs bejagt),

sît bruodr an mir sint sus verzagt,

daz er mich liez sô lange in nôt,

20

sît wâriu milt des niht gebôt.

dem selben unde mîme geslehte

trag ich grôzen haz mit rehte,

sît si mich scheident von ir goten

und mir noch decheinen boten

25

durh mîne nôt gesanden

und ir prîs an mir geschanden.'

Dô sprach er 'vrouwe marcrâvîn,

eteslîcher mîner swester schîn

möht ir wol in der jugende tragn,

30

muoz ich ez iu mit hulden sagn.

 

293

und waert ir rîch als si sint,

ir möht wol sîn des selben kint,

der an mir hât entêret sich,

gein dem ouch immer mîn gerich

5

sol kriegen durh mîn herzesêr.

mâge und vater sint mir ze hêr:

ûf iwer zuht mîn munt des giht,

deste baz sult ir mich halden niht.

dirre maere swîget stille.

10

mîn swacheit ist ir wille.

bin ich von werder diet erborn,

die hânt ir saelde an mir verlorn.'

Gyburc in vrâgt durch sînen prîs,

op von Provenze der markîs

15

sîne helfe solte hân für wâr.

dô sprach er 'vrouwe, âne allen vâr

gestên ich sîner werdekeit:

ich riche ouch schamlîchiu leit,

dâ von mich die heiden

20

solten lange hân gescheiden.'

si sprach 'ich wil dir harnasch gebn,

dar inne du dîn jungez lebn

beheltest swâ du kumst in strît.

ez ist dir wol ze mâze wît

25

und wol geworht mit sinnen.

sone mac dich niht gewinnen

swaz man strîtes mac gein dir getuon.

ez truoc der künec Synaguon

in dem sturme do er den markîs vienc,

30

dâ diu grôze schumphentiure ergienc,

 

294

Do der künic Tybalt wart entworht.

Willehalm der unerforht

sô verre nâh jagete,

daz der küene und der verzagete,

5

die nidern und die oberen

sich sêre begunden koberen:

heiden arme unde rîche

wurben gar genendeclîche.

den markîs sicherheit betwanc

10

Synagûn der ie nâch prîse ranc,

wander den getouften was entriten.

sus wart er ân sig überstriten

und gefuort in Tybaldes lant.

sîne boyn und andr sîn îsernbant

15

sah ich an im ungerne.

mîn houbet ze Todjerne

krône truoc von erbeschaft:

dô het in manegen landen kraft

der milte künc Tybalt von Cler

20

(er füert noch hiute grôz her),

der gap mir krôn dâ ze Arâbî:

ich enweiz wer nu dâ vrouwe sî.

mîn neve, der künec Synagûn,

Halzebieres swester sun,

25

sîn selbes harnasch und den man

liez er bî mir, der hât getân

sô manegen hôhlîchen prîs.

daz harnasch und der markîs

sint mit mir beide entrunnen.

30

sus diz harnasch wart gewunnen.'

 

295

Si hiez daz harnasch für in tragn.

Schoyûse was vil drûf geslagn:

nu was daz harnasch sô wert,

Schoyûse und ieslîch ander swert,

5

der eken ez sich werte.

der huot was dicke und herte,

tief gein den ahselen her ze tal

mit edelen steinen über al

wol geziert an sînen orten,

10

geriemt mit edelen borten.

hosen und halsperc wâren blanc;

daz swert lieht unde lanc,

ze beiden sîten vil gereht:

valze und eke im wâren sleht,

15

daz gehilze starc unde wît.

ze Nördeling kein dehsschît

hât dâ niemen alsô breit.

mit dem swerte prîs erstreit

Synagûn der unverzagete.

20

Rennewart ez niht behagete:

in dûht diu selbe klinge

sîner grôzen kraft ze ringe.

er zôch ez ûz und warf ez hin:

dô sprach er 'vrouwe marcrâvin,

25

lât mich et mîne stangen tragn.

dar zuo wil ich iu niht versagn,

swie wênic ich dar inne kan,

heizt mir diz harnasch legen an.'

juncvrouwen und daz clâre wîp

30

wâpnden Rennewartes lîp.

 

296

Dô erz harnasch gar hêt an,

zwên starke schuohe der junge man

bant über die îserkolzen.

sîn muot begunde im stolzen,

5

gein prîse truoc er staeten muot.

sîn surkôt was niht ze guot:

daz wart iedoch sîn wâppenroc.

im wart bedecket ieslîch loc

mit dem tiuren huote herte.

10

'nu sî ouch mîn geverte

diz swert: daz sol her umbe mich.

der margrâf mac wol troesten sich

mîn, swaz i'm gedienen mac,

gefüeget er mir strîtes tac.'

15

Gyburc diu künegîn

bat al diu juncvrouwelîn,

daz sin naemen in ir gesellekeit,

und daz sim sempften gar sîn leit.

'ich kum her wider schier zuo dir:

20

ein gên solt du erlouben mir

zer kirchen âne dînen haz.'

Rennewart zen juncvrouwen saz,

gewâpent rehte ûf einen strît:

si begunden kürzen im die zît.

25

diu messe was gesungen.

die alten und die jungen,

fürsten, grâven, swie si wârn benant,

swer ze rottenmeister was bekant,

die wârn genomen an einen rât,

30

dâ man noch die werden gerne hât.

 

297

Gyburc mit urloube dran

gienc zuo manegem werdem man.

die wurben sus, nu hoeret wie.

diu künegîn saz, als tâten sie.

5

der marcrâve al eine stuont.

er sprach 'ich tuon iu allen kuont,

die mîne genôze hinne sîn,

mîn vater und die bruoder mîn,

und die mir ze mâgen sîn benant,

10

und die srîches hêrre hât gesant

ze wern den touf und unser ê,

ruochet alle erkennen wiez mir stê.

mîn sweher ist ûf mich geritn,

den getouften wîben sint gesnitn

15

ab die brüste, gemarteret sint ir kint,

die man in gar erslagen sint,

und ûf gesetzt ze manegem zil:

swer dar zuo schiezen wil,

den hânt die heiden deste baz.

20

alsus hât Tybalt sînen haz

und Terramêr der starke

volbrâht ûf mîner marke.

ez sint ähte mîner mâge

gevangen, die ûf die wâge

25

mit mir riten als ir triwe gebôt:

mir lâgn ouch siben fürsten tôt

der hoehsten vome rîche.

ich bite iuch al gelîche

daz ir mich freuden armen

30

iuch alle lât erbarmen.

 

298

Die Franzoyser muoz ich manen,

do ich vome rîche nam mit vanen

mîn lant dâ Tybalt sprichet nâch,

waz mir ze stiur von im geschach:

5

dâ lobte mir des rîches hant,

und swuoren zwelf die wârn benant

in Francrîche an die hoehsten kraft,

daz si mit guoter rîterschaft

mich des jâres lôsten zeiner zît,

10

swenne überlüede mich der strît.

des hân ich siben jâr gebiten.

nu hât mich Tybalt überstriten:

dem hân ich ouch genuoc getân.

ich was sô lange ein koufman,

15

unz ich Nimes gewan, die guoten stat,

mit wagen. dar nâch ich bat

in gevancnisse ir minne

sîn wîp die küneginne.

ir güete mich gewerte

20

al des ich an si gerte

daz tet si, durh den touf noch mêr,

mit mir danne ir überkêr,

denn durh mîne werdekeit.

sît hât mir herzebaeriu leit

25

der künec Tybalt vil dicke brâht.

die den hoehsten got hânt gesmâht,

noch bî uns ime lande sint.

nu êrt an mir der meide kint,

ob ich sô müeze sprechen:

30

helft mîne mâge rechen,

 

299

Daz wir von den heiden sölhiu phant

gewinnen, diu Berhtrames bant

ûz prîsûne sliezen.

mag ich nu geniezen

5

sippe und eide die mir sint gesworn,

mîn vreude ist noch vil unverlorn.

mîn vater, mîn bruodr, die sprechen ê:

dâ nâch sprechen, als ir ellen stê,

mâge und lanthêrren mîn,

10

die tuon ir triuwe an mir schîn.

swenne ir gebiet daz ichz verdage,

mîn reht ist daz ich nimmer klage.

ein ieslîch rîters êre

gedenke, als in nu lêre,

15

do er dez swert enphienc, ein segen,

'swer rîterschaft wil rehte pflegen,

der sol witwen und weisen

beschirmen von ir vreisen:

daz wirt sîn endelôs gewin.

20

er mac sîn herze ouch kêren hin

ûf dienst nâch der wîbe lôn,

dâ man lernet sölhen dôn,

wie sper durch schilde krachen,

wie diu wîp dar umbe lachen,

25

wie vriundîn vriunts unsemftekeit

semft. zwei lôn uns sint bereit,

der himel und werder wîbe gruoz:

bin ich sô frum, dâ nâch ich muoz

ûf Alischanz nu werben,

30

oder ich wil drumbe ersterben.

 

300

Uf stuont der alte Heimrîch:

sîn rede dem sune was väterlîch

der sprach 'du maht wol sitzen nuo:

mîn reht ist daz ich grîfe zuo

5

antwurte: ich bin der eltest hie.

mîne genôze, fürsten, dise unt die,

nune habtz für keine smâcheit,

daz ich vor iu sprich. mîns sunes leit

sol er niht tragen eine:

10

ich hânz mit im gemeine.

ich enlougens durch sîn kumber niht,

mîne herze sîn ze kinde giht:

doch lât in sîn mîn lantman,

des mich got wol hât erlân,

15

ich wolt im doch sicherlîche

helfen, sît er dem rîche

sô manegen prîs hât erstriten

und noch mit manlîchen siten

des rîches êre wirbet.

20

swes saelde niht verdirbet,

der wert die roemschen edelkeit

mit ellenthafter arbeit.

sît Terramêr von Tenabrî

unze an Frîende uns füeret bî

25

swaz werder diet gesezzen was

von Marsilje unze an Kaucasas,

wir vinden phandes deste mêr,

er enhât deheinen künec sô hêr

mit im brâht her über mer,

30

er müge verliesen wol sîn her.'

 

301

Uf stuont Bernart der flôrîs

dô sprach 'bruoder markîs,

mîn sun Berhtram truoc dînen vanen:

der getorste wol die sîne manen,

5

ich waene er selbe ouch ellen truoc.

nu hânt si ungemach genuoc,

siben ander fürsten die noch sint

gevangen dâ bî mîme kint.

die uns ze dienst nu her sint komn,

10

und die srîches solt hânt genomn

oder sus mit fürstenlîcher kraft

hie sint mit grôzer rîterschaft

beidiu durchz rîche und ouch durch uns,

helde, nu helfet daz wir mînes suns

15

Berhtrames bant zebrechen

und Vivîanzen rechen.

ich trag al mîner bruoder munt:

der triwe ist mir sô verre kunt,

daz unser herzen sint al ein:

20

durch daz ensprach noch ir dechein.

die geste sulen sprechen nuo

(dâ grîfet ellenthafte zuo),

die her von Francrîche

sint geriten krefteclîche.

25

unser mâge ich niht für geste hân:

sô het diu sippe missetân:

den getrûwt mîn vater unde ouch wir.

Franzoyser, nuo sprechet ir

wes wir uns hin ziu sülen versehen,

30

und lât uns iwer ellen spehen.'

 

302

Der dis âventiur bescheiden hât,

der tuot iu kunt, durh waz man lât

daz die fürsten niht sint benant,

die der roemisch künec dar hât gesant.

5

wan etslîch wider wanden,

die ir fürstîe schanden,

si enphiengns mit zepter odr mit vanen.

swer si des lasters noch wil manen,

da geschach iedoch ein widervart:

10

die wante der junge Rennewart

an der enge ze Pytît punt,

fünfzehen tûsent zeiner stunt,

zwischen Oransche und Alyschans.

der die starken stangen dans,

15

den habt ir tumber danne ein rint:

er was doch des rîchsten mannes kint,

der bî den zîten krône truoc.

die rede lât sîn. hie saz genuoc

fürsten die des jâhen,

20

swem daz kunde smâhen

daz Oransch waer von in erlôst,

daz im der naeme bezzern trôst:

sine wolten ninder fürbaz varen

mit ir vartmüeden scharen:

25

si waern des âne schande,

sît die heiden vome lande

hinz ir schiffen waern geritn,

op si beliben ungestritn.

'swer uns den gegenmarket tuot,

30

die gevangen loes wir umbe guot.'

 

303

von Berbester Berhtram

sprach 'dem werden nie gezam

daz ûz prîse traete:

swer in dar umbe baete,

5

dem solt er nimmer werden holt.

nu denket, helde, ir habt gedolt

in Francrîche mangen prîs:

ob ir nu den markîs

liezet in sus grôzer nôt,

10

iwer keines vriundîn daz gebôt.

iuch hazzt ouch drumbe (deist mir kunt)

der daz swert in sînem munt

für treit ame urteillîchen tage,

dâ mite der küene und der zage

15

bêde geschumphieret sint.

wol in dier hât für sîniu kint!

daz wir schowen fümf wunden

die noch sint unverbunden!

sîn bluot er durh uns rêrte:

20

swer sich von got nu kêrte,

des ende wurde gesmaehet

und diu sêle der helle genaehet.

sîn verch hât uns den segen erstriten,

der unflühteclîchen kom geriten:

25

ûfem esele man in komen sach

aldar da in sît ein blinde erstach:

er waern gesehenden wol entpfarn.

swers kriuces segen wil wol bewarn,

den jâmer wier am kriuce hienc,

30

Jêsus, do ern tôt durh uns enphienc.'

 

304

Dô sprach Buoy von Cumarzî

'Franzoyse, iu was ie manheit bî:

dêswâr die liezt ir noch ze vruo.

ein ieslîch manlîch rîter tuo

5

als in nu lêr sîn bestiu werdekeit.

Franzoyser wurden al bereit

daz si sich baz bespraechen

und Vivîanzen raechen

an dem grôzen ungefüegen her.

10

ieslîch getouftiu hant ze wer

vant fümfzehen ander hende

verre brâht ûz ellende.

Franzoyser dô sus gefuoren:

des ze Munlêûn si swuoren

15

und ze Orlens vor dem roemschen vogt,

daz enwart niht lenger für gezogt.

si jâhn daz al die Sarrazîn

in ir hazze müesen sîn:

si nâmenz kriuce über al.

20

hin ûz inz her kom ouch der schal:

des was dâ manec rîter vrô.

die werden wurbenz alle sô

daz si des kriuces gerten;

des si vil priester werten,

25

hie den rîter, dort den sarjant.

swaz man guoter turkopel vant,

beidiu arme unde rîche

nâmenz kriuce al gelîche.

ir herzen si gereinden,

30

den hoehsten got si meinden.

 

305

In der siben bruoder sunderher

eteslîche bereiten sich ze wer,

sumelîche vant man slâfen:

sô schouweten d'andern wâfen,

5

an schildn und an banieren:

so begunden d'andern zieren

ir harnasch, daz siz machten wîz:

sô kêrten d'andern al ir flîz

daz si die helme geflôrten:

10

swaz riemn und snüere gehôrten

derzuo, der wart vergezzen nieht.

man sah dâ manegez harte lieht,

zimierde unde harnasch,

daz sît von bluote gar verlasch.

15

sich môvierten ze orse die:

sô riten die andern banken hie

ûf schoenen runzîden.

dâ muose ouch angest lîden

manec unverzaget küener man,

20

der sich rehte des versan

daz ir strît niht mêre galt

wan daz bereite was gezalt

dem tôde ir leben ze bêder sît.

ûf Alischanz der êrste strît,

25

der Pînelle gap den rê,

des mâg sît tâten drumbe wê

ûf Alischanz getoufter diet:

Vivîanzes tôt ouch sider schiet

mangen werden heiden vome lebn:

30

sus râch widr râche wart gegebn.

 

306

Durh Gyburge al diu nôt geschach.

diu stuont ûf, mit zuht si sprach,

ê daz sich schiet der fürsten rât.

'swer zuht mit triwen hinne hât,

5

der ruoche hoeren mîniu wort.

got weiz wol daz ich jâmers hort

sô vil inz herze hân geleit,

daz in der lîp unsamfte treit.'

die gein ir ûf begunden stên,

10

die bat si sitzn und ninder gên.

dô si gesâzen über al,

si sprach 'der tôtlîche val

der hiest geschehen ze bêder sît,

dar umbe ich der getouften nît

15

trag und ouch der heiden,

daz bezzer got in beiden

an mir, und sî ich schuldic dran.

die roemschen fürsten ich hie man,

daz ir kristenlîch êre mêrt,

20

ob iuch got sô verre gêrt,

daz ir mit strîte ûf Alischanz

rechet den jungen Vivîanz

an mînen mâgn und an ir her:

die vindet ir mit grôzer wer.

25

und ob der heiden schumpfentiur ergê,

sô tuot daz saelekeit wol stê:

hoert eins tumben wîbes rât,

schônt der gotes hantgetât.

ein heiden was der êrste man

30

den got machen began.

 

307

Nu geloubt daz Eljas und Enoch

für heiden sint behalten noch.

Nôê ouch ein heiden was,

der in der arken genas.

5

Iop für wâr ein heiden hiez,

den got dar umbe niht verstiez.

nu nemt ouch drîer künege war,

der heizet einer Kaspar,

Melchîor und Balthasân:

10

die müeze wir für heiden hân,

diene sint zer flüste niht benant:

got selb enpfienc mit sîner hant

die ersten gâbe ân muoter brust

von in. die heiden hin zer flust

15

sint alle niht benennet.

wir hân für wâr bekennet,

swaz müeter her sît Even zît

kint gebâren, âne strît

gar heidenschaft was ir geburt:

20

etslîchz der touf het umbegurt.

getouft wîp den heiden treit,

swie dez kint der touf hab umbeleit.

der juden touf hât sundersite:

den begênt si mit eime snite.

25

wir wârn doch alle heidnisch ê.

dem saeldehaften tuot vil wê,

ob von dem vater sîniu kint

hin zer flust benennet sint:

er mac sih erbarmen über sie,

30

der rehte erbarmekeit truoc ie.

 

308

Nu geloubt ouch daz diu mennescheit

den engelen ir stat ab erstreit,

daz si gesetzet wâren,

die unser künne vâren,

5

ze himele in den zehenden kôr.

die erzeigeten got alsölhen bôr,

daz sîn werdiu kraft vil staetec

von in wart anraetec.

die selben nôtgestallen

10

von gedanken muosen vallen:

got enlie si niht zen werken komn,

der gedanc weiz wol unvernomn.

dar umbe des menschen wart erdâht.

sich heten mensch und engel brâht

15

beidiu in den gotes haz:

wie kumt daz nu daz mennisch baz

dan der engl gedinget?

mîn munt daz maere bringet.

daz mennisch wart durch rât verlorn:

20

der engel hât sich selb erkorn

zer êwigen flüste

mit sîner âküste,

und al die im gestuonden

die selben riwe fuonden.

25

die varent noch hiute dem mensche bî,

als op der kôr ir erbe sî,

der den ist ze erbe lâzen

die sich des kunnen mâzen

daz gotes zorn erwirbet,

30

des saelde niht verdirbet.

 

309

Swaz iu die heiden hânt getân,

ir sult si doch geniezen lân

daz got selbe ûf die verkôs

von den er den lîp verlôs.

5

ob iu got sigenunft dort gît,

lâts iu erbarmen ime strît.

sîn werdeclîchez leben bôt

für die schuldehaften an den tôt

unser vater Tetragramatôn.

10

sus gab er sînen kinden lôn

ir vergezzenlîchen sinne.

sîn erbarmede rîchiu minne

elliu wunder gar besliuzet,

des triwe niht verdriuzet,

15

sine trage die helfeclîche hant

diu bêde wazzer unde lant

vil künsteclîch alrêrst entwarf,

und des al diu crêatiure bedarf

die der himel umbesweifet hât.

20

diu selbe 'han&tcirc; die plânêten lât

ir poynder vollen gâhen

bêdiu verre und nâhen.

swie si nimmer ûf gehaldent,

si warment unde kaldent:

25

etswenne'z îs si schaffent:

dar nâch si boume saffent,

sô diu erde ir gevidere rêrt

unde si der meie lêrt

ir mûze alsus volrecken,

30

nâch den rîfen bluomen stecken.

 

310

Ich diene der künsteclîchen hant

für der heiden got Tervigant:

ir kraft hât mich von Mahumeten

unders toufes zil gebeten.

5

des trag ich mîner mâge haz;

und der getouften umbe daz:

durh menneschlîcher minne gît

si waenent daz ich fuogte disen strît.

dêswâr ich liez ouch minne dort,

10

und grôzer rîcheit manegen hort,

und schoeniu kint, bî einem man,

an dem ich niht geprüeven kan

daz er kein untât ie begienc,

sîd ich krôn von im enpfienc.

15

Tybalt von Arâbî

ist vor aller untaete vrî:

ich trag al ein die schulde,

durh des hoehsten gotes hulde,

ein teil ouch durh den markîs

20

der bejaget hât sô manegen prîs.

ey Willalm, rehter punjûr,

daz dir mîn minne ie wart sô sûr!

waz werder diet ûz erkorn

in dîme dienste hânt verlorn

25

ir lîp genendeclîche!

der arme und der rîche,

nu geloubt daz iwerr mâge flust

mir sendet jâmer in die brust:

für wâr mîn vreude ist mit in tôt.'

30

si weinde vil: des twanc si nôt.

 

311

Des wirtes bruoder Gybert

ûf spranc, die küneginne wert

an sîne brust er dructe.

ir herz durh d'ougen ructe

5

vil wazzers an diu wangen.

von dem râte wart gegangen.

die fürsten ûf den palas

giengen, dâ verdecket was

manec tavel hêrlîche.

10

Heimrîch der zühtenrîche

zal den fürsten sunder sprach

'als man iuch gestern sitzen sach,

ieslîche haben die selben want.'

nâch den juncvrouwen wart gesant:

15

die kômen, und ouch Rennewart.

dem was besengt sîn junger bart,

dez harnasch 'waŝ tiwer unde clâr,

er selbe starc und wol gevar.

er leite sîne stangen nider.

20

dar gienc manec rîter sider:

ieslîches kraft sich sô verbarc,

ir neheiner was sô starc,

ders hüebe von der erde,

wan Willehalm der werde:

25

der zuctes ûf unz über diu knie:

daz miten die andern, dise unt die.

Rennewart daz drum nam in die hant:

die stangen swanc der sarjant

umbz houbet als ein sumerlatn.

30

sîn kraft den kristen kom ze statn.

 

312

Dô des schimpfes was genuoc,

den fürsten man daz wazzer truoc,

und maneger vrouwen wol gevar,

dar zuo den werden rîtern gar.

5

ieslîcher saz an sîne stat.

Heimrîch dô Rennewarten bat

zer küneginne sitzen dort

ûfen teppich an der taveln ort.

dô der nider was gesezzen,

10

er muose gewâpent ezzen.

man muoz des sîme swerte jehen,

het ez hêr Nîthart gesehen

über sînen geubühel tragn,

er begundez sînen friunden klagn:

15

daz lie der marcrâve âne haz,

swie nâhe er bî der künegîn saz.

in eime alsô verherten lant

wart nie bezzer spîse erkant

und alsô willeclîche gegebn.

20

swer guotes willen kunde lebn,

den gap wirt und wirtin:

ir neheiner truoc mit sünden hin

swaz er spîse mohte aldâ verzern,

der sich den vînden wolde wern.

25

dô man ezzens dâ verpflac,

ez was wol mitter morgens tac.

die fürsten urloup durch daz

nâmn: si wolten fürbaz

kêren, strîts si luste.

30

Gyburc si weinde kuste.

 

313

E si zir ringen waeren komn,

gezelt wârn elliu ab genomn,

und daz her gerottieret,

daz velt al überzieret

5

mit maneger baniere.

Gyburc diu kom schiere

in diu venster durch schouwen

mit maneger juncvrouwen,

wie mit fürstenlîcher krefte

10

maneger geselleschefte

daz velt wart überdecket.

allenthalben zuo getrecket

ûf die strâzen gein dem mer

kom ein sô kreftigez her,

15

daz ez die engel möhten sehen,

kunden si zimierde spehen.

si heten an den stunden

ûf die helme gebunden

manec tiwer zimierde clâr.

20

ouch sah man her unde dar

daz velt al überglesten

mit phellen den besten

an den hôh gemuoten werden.

ûf al kristenlîcher erden

25

wart manlîcher zuo komn

von wirtes friwenden nie vernomn.

diz ist ir dan scheiden:

si wellnt nu gein den heiden.

got waldes, sît ers alles phligt.

30

der weiz nu wol wer dâ gesigt.