BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Wolfram von Eschenbach

1170/75 - nach 1220

 

Titurel

 

Fragment I

 

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1

Dô sich der starke Tyturel     mohte gerüeren,

er getorste wol sich selben     unt die sîne in sturme gefüeren:

sît sprach er in alter «ich lerne

daz ich schaft muoz lâzen:     des phlac ich etwenne schône und gerne.

 

2

Möht ich getragen wâppen,»     sprach der genende,

«des solt der luft sîn gêret     von spers krache ûz mîner hende:

sprîzen gæben schate vor der sunnen.

vil zimierde ist ûf helmen     von mînes swertes eke enbrunnen.

 

3

Obe ich von hôher minne     ie trôst enphienge,

und op der minnen süeze     ie sælden kraft an mir begienge,

wart mir ie gruoz von minneclîchem wîbe,

daz ist nu gar verwildet     mînem seneden klagendem lîbe.

 

4

Mîn sælde, mîn kiusche,     mit sinnen mîn stæte,

und op mîn hant mit gâbe     oder in sturme ie hôhen prîs getæte,

daz mac niht mîn junger art verderben:

jâ muoz al mîn geslähte     immer wâre minn mit triwen erben.

 

5

Ich weiz wol, swen wîplîchez     lachen enphæhet,

daz imêre kiusche     unde stætekeit dem herzen næhet.

diu zwei kunnen sich dâ niht gevirren,

wan mit dem tôde al eine:     anders kan daz niemen verirren.

 

6

Dô ich den grâl enphienc     von der botschefte

die mir der engel hêre     . . . . enbôt mit sîner hôhen krefte,

dâ vant ich geschriben al mîn orden.

diu gâbe was vor mir     nie menneschlîcher hende worden.

 

7

Des grâles hêrre muoz sîn     kiusche unde reine.

ôwê, süezer sun     Frimutel, ich hân niht wan dich al eine

mîner kinde hie behabet dem grâle.

nu enphâch des grâles krône     un den grâl, mîn sun der lieht gemâle.

 

8

Sun, du hâst bî dînen     zîten schiltes ambet

geurbort hurteclîchen.     dîn rat was aldâ verklambet:

ûz der rîterschaft muos ich dich ziehen.

nu wer dich, sun, al eine:     mîn kraft diu wil uns beiden enphliehen.

 

9

Got hât dich, sun, berâten     fünf werder kinde:

diu sint och hie dem grâle     ein vil sælec werdez ingesinde.

Anfortas und Trevrezent der snelle,

ich mac geleben daz ir prîs     wirt vor anderm prîse der helle.

 

10

Dîn tohter Schoysîâne     in ir herze besliuzet

sô vil der guoten dinge,     dês diu werlt an sælden geniuzet:

Herzelöude hât den selben willen:

Urrepanse de schoyen     lop mac ander lop niht gestillen.»

 

11

Dise rede hôrten     rîter unde frouwen.

man mohte an templeisen     manges herzen jâmer schouwen,

die er dicke brâhte ûz manger herte,

swenn er den grâl mit sîner hant     und mit ir helfe rîterlîchen werte.

 

12

Sus was der starke Titurel     worden der swache,

beidiu von grôzem alter     und von siecheite ungemache.

Frimutel besaz dâ werdeclîche

den grâl ûf Muntsalvâtsche:     daz was der wunsch ob irdeschem rîche.

 

13

Dem wâren sîner tohter     zwuo von den jâren,

daz si gein hôher minne     an vriundes arm volwahsen wâren.

Schoysîânen minne schône gerte

vil künge ûz mangen landen;     des si doch einen fürsten gewerte.

 

14

Kîôt ûz Katelangen     erwarp Schoysîânen.

schœner maget wart nie gesehen     sît noch ê bî sunnen noch bî mânen.

ouch het er manger tugende genozzen:

sîn herze was gein hôhem prîs     ie der kost und der tât unverdrozzen.

 

15

Si wart im schône brâht     und rîlîche enphangen.

der künec Tampunteire,     sîn bruoder, kom ouch ze Katelangen.

rîche fürsten ungezalt dâ wâren:

sô kosteclîche hôchgezît     gesach noch nie man bî mangen jâren.

 

16

Kîôt, des landes hêrre,     prîs het erworben

mit milte und ouch mit ellen:     sîn tât was vil unverdorben,

swâ man hurteclîche solte strîten

unde ouch durch der wîbe lôn     gezimieret gein der tjoste rîten.

 

17

Gewan ie fürste lieber     wîp, waz der dolte

der herzenlîchen wünne,     als ez diu minne an in bêden wolte!

ôwê des, nu nâhet im sîn trûren.

sus nimet diu werlt ein ende:     unser aller süeze am orte ie muoz sûren.

 

18

Sîn wîp in ze rehter     zît gewerte eins kindes.

daz mich got erlâze     in mînem hûs eins solhen ingesindes,

daz ich alsô tiure müese gelten!

die wîle ich hân die sinne,     sô wirt es von mir gewünschet selten.

 

19

Diu süeze Schoysîâne,     diu clâre und diu stæte,

gebar mit tôde     eine tohter diu vil sælden hæte.

an der wart elliu magtlîch êre enstanden:

diu phlac sô vil triuwen,     die man von ir noch saget in manegen landen.

 

20

Sus was des fürsten leit     mit liebe underscheiden:

sîn jungiu tohter lebte,     ir muoter tôt, daz heter an in beiden.

Schoysîânen tôt half im ûz borgen

die flust an rehten fröuden     und gewin immer mêre an den sorgen.

 

21

Do bevalch man die frouwen     mit jâmer der erden.

si muose gearômâtet     und gebalsmet ê schône werden:

durch daz man lange muose mit ir bîten.

vil künge unde fürsten     kom dar zer lîchlege an allen sîten.

 

22

Der fürste hête sîn lant     von Tampunteire,

von sînem bruoder,     dem künc, den man dâ hiez von Pelrapeire.

sîner kleinen tohter bat erz lîhen:

er begunde sich des swertes,     helmes unde schiltes verzîhen.

 

23

Der herzoge Manfilôt     sach vil leide

an sînem werden bruoder:     daz was ein sûriu ougenweide.

er schiet ouch durch jâmer von dem swerte,

daz ir deweder     hôher minn noch tjoste niht engerte.

 

24

Sigune wart daz kint     genant in der toufe,

die ir vater Kîôt     het vergolten mit dem tiuren koufe:

wan er wart ir muoter du si âne.

die sich der grâl zem êrsten     tragen lie, daz was Schoysîâne.

 

25

Der künec Tampunteire     Sigûnen die kleinen

zuo sîner tohter fuorte.     [dô] Kîôt si kust, man sach dâ vil geweinen.

Kondwîrâmurs lad dannoch an der brüste.

die zwuo gespilen wuohsen,     daz nie wart gesaget von ir prîses vlüste.

 

26

In den selben zîten     was Kastis erstorben.

der het ouch Herzelöuden     ze Muntsalvâtsch, die clâren, erworben.

Kanvoleiz gap er der frouwen schône,

und Kingrivâls: zin beiden     truoc sîn houbt vor fürsten die krône.

 

27

Kastis Herzelöuden     nie gewan ze wîbe,

diu an Gahmurets arme     lac mit ir magtuomlîchem lîbe:

doch wart si dâ frouwe zweiger lande,

des süezen Frimutelles kint,     die man von Muntsalvâtsche dar sande.

 

28

Dô Tampunteire starp     und Kardeiz der clâre

in Brûbarz truoc die krône,     daz was in dem vünften jâre

daz Sigûne was aldâ behalten.

dô muosen si sich scheiden,     die jungen zwuo gespilen, niht die alten.

 

29

Diu küngîn Herzelöude     an Sigûnen dâhte:

si warp mit al ir sinnen,     daz man die von Brûbarz ir brâhte.

Kondwîrâmûrs begunde weinen,

daz si gesellekeite     und der stæten liebe an ir solte vereinen.

 

30

Daz kint sprach «liebez veterlîn,     nu heiz mir gewinnen

mîn schrîn vollen tocken,     swenn ich zuo mîner muomen var von hinnen:

sô bin ich zer verte wol berihtet.

ez lebet manec rîter,     der sich in mînen dienst noch verphlihtet.»

 

31

«Wol mich sô werdes kindes,     daz ist alsô versunnen!

got müeze Katelangen     als hêrer frouwen an dir lange gunnen.

mîn sorge slâfet, sô dîn sælde wachet.

wær Swarzwalt hie ze lande,     er wurd ze scheften gar durch dich gemachet.»

 

32

Kîôtes kint Sigûne     alsus wuohs bî ir muomen.

er kôs si für des meien blic,     swer si sach, bî tounazzen bluomen:

ûz ir herze blüete sælde und êre.

lât ir lîp in diu lobes jâr     volwahsn, ich sol ir lobes sagen mêre.

 

33

[Swaz man an reinem wîbe sol     ze ganzen tugenden mezzen

an ir vil süezem lîbe     was des ninder hâres grôz vergezzen,

si reiniu fruht, gar lûter, valsches eine,

der werden Schoysîânen kint,     gelîcher art, diu kiusche junge reine.

 

34

Nu sulen ouch wir gedenken     Herzelöude der reinen.

diu kunde ir lop niht krenken.     mit wârheit wil ich die lieben meinen.

si ursprinc aller wîplîcher êren,

si kunde wol verdienen     daz man ir lop muos in den landen mêren.]

 

35

Diu magtuomlîche witewe,     daz kint Frimutelles,

swer bî ir jungen zîte     sprach frouwen lop, dane erhal niht sô helles.

ir lop daz fuor die virre in mangiu rîche,

unze ir minne wart gedient     vor Kanvoleiz mit speren hurteclîche.

 

36

Nu hœret fremdiu wunder     von der maget Sigûnen.

dô sich ir brüstel dræten     unde ir reit val hâr begunde brûnen,

dô huop sich in ir herzen hôchgemüete:

si begunde stolzen [und] lôsen,     und tet daz doch mit wîplîcher güete.

 

37

Wie . . . . . . Gahmuret     schiet von Belacânen,

und wie werdeclîchen     er erwarp di swester Schoysîânen,

und wie er sich enbrach der Franzoisinne,

des wil ich hie geswîgen,     und künden iu von magtuomlîcher minne.

 

38

Der Franzoisinne Anphlîsen     wart ein kint gelâzen,

erboren von fürsten künne     und von der art, daz muose sich mâzen

aller dinge dâ von prîs verdirbet.

swenn alle fürsten werdent     erboren, ir keiner baz nâch prîse wirbet.

 

39

Dô Gahmuret den schilt     enphienc von Anphlîsen,

diu werde küneginne     im lêch diz kint. daz müezen wir noch prîsen:

daz erwarp sîn wâriu kindes süeze.

[er wirt] dirre âventiure ein hêrre,     ich hân reht daz ich kint durh in grüeze.

 

40

Och fuor daz selbe kint     mit dem Anschevîne

hin über in die heidenschaft     zuo dem bâruc Ahkarîne.

er brâht ez ze Wâleis wider dannen.

swâ kint genendekeit erspehent,     daz sol helfen, op se imêr gemannen.

 

41

Ein teil ich wil des kindes     art iu benennen.

sîn ane (der hiez Gurnemanz     von Grâharz) kunde îser zetrennen:

des phlag er zer tjost mit manger hurte.

sîn vater der hiez Gurzgrî:     der lac tôt durch Schoy de la kurte.

 

42

Mahaute hiez sîn muoter,     Ehkunates swester,

des rîchen phalenzgrâven,     den man nant ûz der starken Berbester.

selbe hiez er Schîonatulander.

sô hôhen prîs erwarp     bî sîner zît nie einer noch der ander.

 

43

Daz ich des werden Gurzgrîen     sun niht benande

vor der maget Sigûnen,     daz was des schult daz man ir muoter sande

ûz der phlege von dem reinen grâle:

ir hôchgeburt si zucket ouch     her für, unde ir künn daz lieht gemâle.

 

44

Al des grâles diet     daz sint die erwelten,

immer sælec hie unt dort     an den stæten prîs die gezelten.

nu was Sigûne ouch von dem selben sâmen,

der ûz von Muntsalvâtsche     in die werlt wart gesæt, den die heilhaften nâmen.

 

45

Swâ des selben sâmen hin     wart brâht von dem lande,

daz muose werden berhaft     und in vil reht ein schûr ûf die schande;

dâ von Kanvoleiz verre ist bekennet:

si wart in manger zungen     ie der triwen houbetstat genennet.

 

46

Owol dich, Kanvoleiz,     wie man spricht dîn stæte

von herzenlîcher liebe,     diu ûf dir geschach niht ze spæte!

minne huop sich fruo dâ an zwein kinden

[diu ergie] sô lûterlîche, al diu werlt     möht ir truopheit drunder niht bevinden.

 

47

Der stolze Gahmuret     disiu kint mit ein ander

in sîner kemenâten     zôch. dô Schîonatulander

was dannoch niht starc an sînem sinne,

er wart iedoch beslozzen     in herzen nôt von Sigûnen minne.

 

48

Owê des, si sint noch     ze tump ze solber angest.

wan, swâ diu minne in der jugent     begriffen wirt, diu wert aller langest.

op daz alter minnen sich geloubet,

dannoch diu jugent wont in der minne bant,     minne ist krefte unberoubet.

 

49

Owê, minne, waz touc     dîn kraft under kinder?

wan einer der niht ougen     hât, der möht dich spüren, gienger blinder.

minne, du bist alze manger slahte:

gar alle schrîbær künden     nimêr volschrîben dîn art noch dîn ahte.

 

50

Sît daz man den rehten     münch in der minne

und och den [wâren] klôsenære     wol beswert, sint gehôrsam ir sinne,

daz si leistent mangiu dinc doch kûme.

minn twinget rîter under helm:     minne ist vil enge an ir rûme.

 

51

Diu minne hât begriffen     daz smal und daz breite.

minne hât ûf erde hûs:     [und] ze himel ist reine für got ir geleite.

minne ist allenthalben, wan ze helle.

diu starke minne erlamet an ir krefte,     ist zwîfel mit wanke ir geselle.

 

52

Ane wanc und âne     zwîfel diu beide

was diu maget Sigûne     und Schîonatulander, mit leide:

grôziu liebe was dar zuo gemenget.

ich seit iu von ir kintlîcher     minn vil wunders, wan daz ez sich lenget.

 

53

Ir schemelîchiu zuht     und diu art ir geslehtes

(si wârn ûz lûterlîcher     minne erborn) diu twanc si ihr rehtes,

daz se ûzen tougenlîche ir minne hâlen

an ir clâren lîben,     und inne an den herzen verquâlen.

 

54

Schîonatulander     moht ouch sîn wîse

von manger süezen botschaft,     die Franzoyse künegîn Anphlîse

tougenlîche enbôt dem Anschevîne:

die erwarber unde wande in     vil dicke ir nôt: nu wende ouch die sîne.

 

55

Schîonatulander     vil dicke wart des innen

umb sînen œheim Gahmuret,     wie wol er sprechen kunde mit sinnen,

und wie er sich von kumber kunde scheiden:

des jâhen im hie vil     der toufbærn diet, als [tâten] dort die werden heiden.

 

56

Al die minne phlâgen     und minne an sich leiten,

nu hœret magtlîch sorge     unde manheit mit den arbeiten:

dâ von ich wil âventiure künden

den rehten, die . . . . . . . .     durch herzeliebe ie senende nôt erfünden.

 

57

Der süeze Schîonatulander genante, -

als sîn gesellekeit     in sorgen manecvalt in kûme gemante:

dô sprach er «Sigûne helferîche,

nu hilf mir, süeziu maget,     ûz den sorgen: sô tuostu helflîche.

 

58

Ducisse ûz Katelangen,     lâ mich geniezen:

ich hœre sagen, du sîst erboren     von der art, die nie kunde verdriezen,

sine wæren helfec mit ir lône,

swer durch si kumberlîche nôt     enphienc: dîner sælden an mir schône.»

 

59

«Bêâs âmîs, nu sprich,     schœner vriunt, waz du meinest.

lâ hœrn, ob du mit zühten     dich des willen gein mir sô vereinest,

daz dîn klagendiu bet iht müge vervâhen.

dune wizzest es vil rehte     die wârheit, sone soltu dich niht vergâhen.»

 

60

«Swâ genâde wonet, dâ     sol man si suochen.

frouwe, ich ger genâden:     des solt du durh dîne genâde geruochen.

werdiu gesellekeit stêt wol den kinden.

swâ reht genâde nie niht     gewan ze tuonne, wer mac si dâ vinden?»

 

61

Si sprach «du solt dîn trûren     durch trœsten dâ künden,

dâ man dir baz gehelfen mac     danne ich: anders du kanst dich versünden,

ob du gerst daz ich dir kumber wende:

wan ich bin reht ein weise     mîner mâge, lands und liute ellende.»

 

62

«Ich weiz wol, du bist landes     und liute grôziu frouwe.

des enger ich alles niht,     wan daz dîn herze dur dîn ouge schouwe

alsô daz ez den kumber mîn bedenke.

nu hilf mir schiere, ê daz dîn     minn mîn herze und die fröude verkrenke.»

 

63

«Swer sô minne hât, daz sîn     minne ist gevære

deheime als lieben friunde     als du mir bist, daz wort ungebære

wirt von mir nimêr benennet minne.

got weiz wol daz ich nie     bekande minnen flust noch ir gewinne.

 

64

Minne, ist daz ein er?     maht du minn mir diuten?

ist daz ein sie? kumet mir     minn, wie sol ich minne getriuten?

muoz ich si behalten bî den tocken?

od fliuget minne ungerne ûf hant     durh die wilde? ich kan minn wol locken.»

 

65

«Frouwe, ich hân vernomen     von wîben und von mannen,

minne kan den alten,     den jungen sô schuzlîchen spannen,

daz si mit gedanken sêre schiuzet:

si triffet âne wenken,     daz loufet, kriuchet, fliuget oder fliuzet.

 

66

Jâ erkande ich, süeziu maget,     ê wol minn von mæren.

minne ist an gedanken:     daz mag ich nu mit mir selbe bewæren:

des betwinget si diu stæte liebe.

minne stilt mir froüde     ûz dem herzen, ez entöhte eim diebe.»

 

67

«Schîonatulander,     mich twingent gedanke,

sô du mir ûz den ougen kumest,     daz ich muoz sîn an fröuden diu kranke,

unze ich tougenlîche an dich geblicke.

des trûre ich in der wochen     niht zeim mâl, ez ergêt alze dicke.»

 

68

«Sone darft du, süeziu maget, mich     niht frâgen von minne:

dir wirt wol âne frâge     bekant minnen flust und ir gewinne.

nu sich wie minne ûz fröude in sorge werbe:

tuo der minne ir reht, ê     diu minne uns beide in [den] herzen verderbe.»

 

69

Si sprach «kan diu minne     in diu herzen sô slîchen,

daz ir man noch wîp     noch diu magt mit ir snelheit entwîchen,

weiz abe iemen waz diu minne richet

an liuten die ir schaden nie     gewurben, daz sie den fröude zebrichet?»

 

70

«Jâ ist si gewaltec     der tumben und der grîsen.

niemen als künstec lebet,     daz er künne ir wunder volprîsen.

nu sulen wir bêdiu nâch ir helfe kriegen

mit unverscharter friuntschaft     minn kan mit ir wanke niemen triegen.»

 

71

«Owê, kund diu minne     ander helfe erzeigen,

danne daz ich gæbe     in dîn gebot mîn frîen lîp für eigen!

mich hât dîn jugent noch niht reht erarnet.

du muost mich under schiltlîchem     dache ê dienen: des wis vor gewarnet.»

 

72

«Frouwe, als ich mit krefte     diu wâpen mac leiten,

hie enzwischen unde ouch dan mîn lîp     wirt gesehen in [den] süezen sûren arbeiten,

sô daz mîn dienst nâch dîner helfe ringe.

ich wart in dîne helfe erboren:     nu hilf sô daz mir an dir gelinge.»

 

73

Diz was der anevanc     ir geselleschefte

mit worten, an den zîten     dô Pompeius für Baldac mit krefte

het ouch sîne hervart gesprochen,

und Ipomidôn der werde:     ûz ir her wart vil niwer sper zebrochen.

 

74

Gahmuret . . . . .     sich huop des endes tougen,

et mit sîn eines schilde.     er het och grôze kraft âne lougen:

wan er phlac wol drîer lande krône.

sus jaget in diu minn an den rê:     den enphienger von Ipomidône.

 

75

Schîonatulander     was leide zer verte,

wan im Sigûnen minne     hôhen muot und die fröude gar werte.

doch schiet er von dan mit sînem mâge.

daz was Sigûnen herzenôt,     und diu sîne: in zwein reit diu minn ûf die lâge.

 

76

Der junge fürste urloup nam     ze der maget tougenlîche.

er sprach «wê wie sol ich geleben     daz diu minne an fröuden mich rîche

schiere mache, und von tôde entscheiden?

wünsche mir gelükes,     süeziu maget: ich muoz von dir zen heiden.»

 

77

«Ich bin dir holt, getriwer friunt:     nu sprich, ist daz minne?

sus wil ich immer     wünschende sîn nâch dem gewinne

der uns beiden hôhe fröude erwerbe.

ez brinnent elliu wazzer,     ê diu liebe mînhalp verderbe.»

 

78

Vil liep beleip aldâ,     lieb schiet von dannen.

ir gehôrtet nie gesprechen     von mageden, [von] wîben, [von] manlîchen mannen,

die sich herzenlîcher kunden minnen.

des wart sît Parzivâl     an Sigûn zer linden wol innen.

 

79

Von Kingrivâls der künc     Gahmuret sich verholne

von mâgen und von mannen schiet,     daz sîn vart den gar was diu vestolne.

wan zweinzec kint von hôher art kurteise

und ahtzec knappen ze îser     ân schilt het er erwelt ûf die reise.

 

80

Fünf schœniu ors und goldes vil,     von Azagouc gesteine

im volget ûf die vart,     sîn schilt ander schilte gar eine.

durch daz solte ein schilt gesellen kiesen,

daz im ein ander [schilt] heiles     wunschte, ob dirre schilt kunde niesen.

 

81

Sîn herzenlîche liebe     unde ir minne iht fremde

was noch worden nie durch gewonheit.     im gap dar diu künegîn ir hemde,

blanc sîdîn, als ez ir blenke ruorte.

ez ruorte etwaz brûnes     an ir huf: den puneiz vor Baldac erz fuorte.

 

82

Uz Norgâls gein Spâne     [unze] hin ze Sibilje er kêrte,

des genendegen Gandînes sun,     der vil wazzers ûz ougen gerêrte,

dô man friesch wie sîn vart nam ein ende.

sîn hôher prîs wirt nimmer     getoufter diet noch [den] heidenen ellende.

 

83

Daz rede ich wol mit wârheit,     ninder nâch wâne.

nu sulen wir ouch gedenken     des jungen fürsten ûz Grâswaldâne,

des Sigûne in twanc, sîn kiusche âmîe:

diu zôch ûz sînem herzen     die fröude, als ûz den bluomen [die] süez diu bîe.

 

84

Sîn lieplîchiu siecheit     die er truoc von der minne,

diu flust sîns hôhen muotes,     . . . . . . . . . . an sorgen gewinne,

twanc den Grâharzoys vil manger pîne:

er wære noch sanfter     tôt als Gurzgrî von Mabonagrîne.

 

85

Wirt immer tjost mit hurte     von sperbrechens krache

ûz sîner hant durch schilde     brâht, sîn lîp ist zuo dem ungemache

doch ze kranc: diu starke minne in krenket,

und daz sîn gedanc nâch leiplîcher     liebe unvergezzen sô gedenket.

 

86

Swenne ander junchêrren     ûf velden unde in strâzen

punierten unde rungen,     durch sende nôt sô muose er daz lâzen.

minne in lêrte an stæten fröuden siechen.

swâ kint lernt ûf stên an stüeln,     diu müezen ie zem êrsten dar kriechen.

 

87

Nu lât in hôhe minnen:     sô muoz er ouch denken,

wier sich gein [der] hœhe ûf rihte     unde im künne alle valscheit verkrenken

sîn wernder prîs in jugent unde in alter.

ich weiz den fürsten, solte er daz     lern, man lêrte ein beren ê den salter.

 

88

Schîonatulander     vil nœte truoc verborgen,

ê daz der werde Gahmuret     wurd inne al spehende der helbæren sorgen,

daz sîn liebster mâc sus ranc mit kummer.

er qual et al die mânen,     swie sich diu zît huop, [den] winder und den summer.

 

89

Von angeborner arte     sîn wunschlîch geschicke,

sîn vel, diu liehten ougen,     swaz man dâ kôs, des antlützes blicke,

schiet dur nôt von lûterlîchem glanze.

des twanc in niht ein dürkelz     wenken, ez tet starkiu lieb diu ganze.

 

90

Gahmuretes herze     ouch . . . . . . . getwenget

was von der minn ir hitze:     [und] ir âsanc im hete under wîln besenget

sîn lûter vel, daz ez mit truopheit kunde.

minne helfe er hete ein teil     enphangn, er wesse ouch ir twinclîche stunde.

 

91

Swie listec sî diu minne,     si muoz sich enblecken:

swer treit der minne al spehende künstec ougen,     dâ kan sich ir kraft niht verdecken.

sist ouch ein winkelmez, hœr ich si zîhen:

si entwirfet unde stricket     vil spæh, noch baz dan spelten unde drîhen.

 

92

Gahmuret wart innen     der helbæren swære,

daz der junge talfîn     ûz Grâswaldân was fröuden alsô lære.

er nam in sunder ûf daz velt von strâze:

«wie vert sus Anphlîsen     knabe? sîn trûren kumt mir niht ze mâze.

 

93

Ich trage die wâren phlihte     al gelîch dîner pîne.

der Rœmesche keiser     und der admirât al der Sarrazîne

möhtenz mit ir rîcheit niht erwenden,

swaz dich bræht in siuftebærin pîn,     daz muoz mich an fröuden ouch phenden.»

 

94

Nu sult ir wol gelouben     dem werden Anschevîne,

daz er gerne hulfe,     ober möht, dem jungen seneden talfîne.

er sprach «ôwê durh waz hât sich geloubet

dîn antlütze lûterlîcher     blick? diu minn sich selben an dir roubet.

 

95

Ich spür an dir die minne:     alze grôz ist ir slâge.

du solt mich dîner tougen niht     helen, sît wir sîn sô nâhe gemâge

und bêde ein verch von ordenlîcher sippe,

nâher dan von der muoter     diu dâ wuohs ûz stelehafter rippe.

 

96

Du minnen ursprinc, [du] berndez     saf minnen blüete!

nu muoz mich erbarmen     Anphlîse, diu dich durch ir wîplîch güete

mir lêch: si zôch dich als si dich gebære,

und het dich an ir kindes stat,     als lieb du ir noch bist und ie wære.

 

97

Hilest du mich dîn tougen,     dâ mite ist versêret

mîn herze, daz dîn herze ie was,     und hât sich dîn triwe geunêret,

ob du mir sô grôze nôt entwildest.

desn mag ich dîner stæte niht     getrûwen, daz du sô wanklîche unbildest.»

 

98

Daz kint sprach mit sorgen     «sô sî mîn gedinge

dîn fride und dîn hulde,     und daz mich dm zorn niht fürbaz mêre twinge.

ich hal dur zuht vor dir al mînen smerzen:

nu muoz ich dir Sigûnen     nennen, diu hât ane gesiget mîm herzen.

 

99

Du maht, wilt du, ringen     den last ungefüege.

nu wis der Franzoysinne gemant:     obe ich dîner sorge ie getrüege,

nim von ir . . . . . . mich ûz krenken.

ein slâfender leu wart nie     als swære sô mîn wachendez gedenken.

 

100

Ouch wis gemant, waz mers     und der lande ich durchstrichen

durh dîn liebe hân, niht durch armuot.     ich bin mâgen unde man entwichen,

unde Anphlîsen mîner werden frouwen.

des sol ich alles wider dich     geniezen: lâ dîne helfe schouwen.

 

101

Du maht mich wol enstricken     von slôzlîchen banden.

wird i'emer schiltes hêrre     under helme und ûf kost in den landen,

sol mîn helfec hant dâ prîs erringen,

die wîle wis mîn voget, daz     dîn scherm mich erner vor Sigûnen twingen.»

 

102

«Ey kranker knabe, waz waldes     ê muoz verswinden

ûz dîner hant mit tjoste,     solt du der ducissen minne bevinden!

werdiu minne ist teilhaft ordenlîche:

si hât der sælige ellenthaft     erworben ê der zagehafte rîche.

 

103

Doch fröu ich mich der mære,     daz dîn herze sô stîget.

wâ wart ie boumes stam     an [den] esten sô lobelîche erzwîget?

si liuhtec bluome ûf heide, in walde, ûf velde!

hât dich mîn müemel betwungen,     ôwol dich der lieplîchen melde!

 

104

Schoysîâne ir muoter     dâ für wart beruofen,

daz got selbe und des kunst     mit willen ir clârheit geschuofen:

Schoysîânen blic der sunnenbære,

den hât Sigûn Kîôtes kint     an ir, jehent ir erkantlîch mære.

 

105

Kîôt der prîs bejagende     in der scharflîchen herte,

der fürste ûz Katelangen,     ê Schoysîânen tôt im fröude werte,

ir zweiger kint ich sus mit wârheit grüeze,

Sigûn diu sigehaft ûf dem wal,     dâ man welt magede kiusche unde ir süeze.

 

106

Diu dir hât ane gesiget, du solt     sigenunft erstrîten.

mit dienstlîcher triwe an ir [minne].     ouch wil ich des [willen] niht langer nu bîten,

in dîne helfe ich bringe ir werden muomen.

Sigûnen glanz sol dîne     varwe erblüen nâch den bliclîchen bluomen.»

 

107

Schîonatulander     begunde alsus sprechen.

«nu wil mir dîn triuwe     aller sorgen bant gar zerbrechen,

sît daz ich mit dînen hulden minne

Sigûnen, diu mich roubet     nu lange ûf fröude und an frœlîchem sinne.»

 

108

Sich möht, oder wolte,     wol helfe vermezzen

Schîonatulander.     ouch sule wir der grôzen nôt niht vergezzen,

die Kîôts kint truoc unde Schoysîânen,

ê daz si . . . . . . trôst     enphienc: diu muose fröuden sich ânen.

 

109

Wie diu fürstinne     ûz Katelange betwungen

was von der strengen minn (alsus     het ir gedanc ze lange unsanfte gerungen,

daz siz vor ir muomen helen wolte),

diu künegîn wart innen     mit herzen schricke, waz Sigûne dolte.

 

110

Reht als ein touwec rôse     unde al naz von rœte,

sus wurden ir diu ougen:     ir munt, al ir antlütze enphant der nœte.

dô kunde ir kiusche niht verdecken

die lieplîchen liebe     in ir herzen: daz qual sus nâch kintlîchem recken.

 

111

Dô sprach diu küneginne     durch liebe und durch triuwe,

«ôwê Schoysîânen fruht,     ich truoc ê alze vil ander riuwe,

der ich phlac hin nâch dem Anschevîne:

nu wahset in mîn swære     ein niwer dorn, sît ich kiuse [sus] an dir pîne.

 

112

An lande unde an liuten     sprich waz dir werre:

oder ist dir mîn trôst     und ander mîner mâge sô verre

daz dich niht ir helfe mac erlangen?

was kom dîn sunneclîcher blic?     wê wer hât den verstolen dînen wangen?

 

113

Ellendiu maget, nu muoz mich     dîn ellende erbarmen.

man sol bî drîer lande     krôn mich immer zelen für die armen,

ichn gelebe ê daz dîn kumber swinde,

und ich diu rehten mære     al dîner sorge mit [der] wârheit bevinde.»

 

114

«Sô muoz ich mit sorge     al mîn angest dir künden.

hâstu mich deste unwerder iht,     sô kan dîn zuht sich an mir gar versünden,

sît ich mich dervon niht mac gescheiden.

lâ mich in dînen hulden,     süeziu minne: daz stêt wol uns beiden.

 

115

Got sol dir lônen:     swaz ie muotr ir kinde

mit minneclîchem zarte     erbôt, die selben triwe ich hie vinde

vil stæteclîche an dir, ich fröuden kranke.

du hâst mich ellendes     erlâzen [wol]: dîner wîblîchen güete ich danke.

 

116

Dînes râtes, dînes     trôstes, dîner hulde

bedarf ich mit ein ander,     sît ich al gernd nâch friunde jâmer dulde,

vil quelehafter nôt: daz ist unwendec:

er quelt mîn wilde gedanke     an sîn bant, al mîn sin ist im bendec.

 

117

Ich hân vil âbende al mîn schouwen -

ûz venstren über heide,     ûf strâze unde gein den liehten ouwen,

gar verloren: er komet mir ze selten.

des müezen mîniu ougen     friundes minn mit weinen tiure gelten.

 

118

Sô gên ich von dem venster     . . . . an die zinnen:

dâ warte ich ôsten westen,     obe ich möhte des werden innen,

der mîn herze lange hât betwungen.

man mac mich vür die alten     senden wol zelen, niht für die jungen.

 

119

Ich var ûf einem wilden     wâge eine wîle:

dâ warte ich verre,     mêre danne über drîzec mîle,

durch daz, ob ich hôrte sölhiu mære,

daz ich nâch mînem jungen     clârem friunde kumbers enbære.

 

120

War kom mîn spilende fröude?     od wie ist sus gescheiden

ûz mînem herzen hôher muot?     ein ôwê muoz nu folgen uns beiden,

daz ich eine für in wolte lîden.

ich weiz wol daz in wider gein mir     jagt sendiu sorge, der mich doch kan mîden.

 

121

Owê des, mir ist sîn     kunft alze tiure,

nâch dem ich dicke erkalte,     und dar nâch, als ich lige in gneistendem viure,

sus erglüet mich Schîonatulander:

mir gît sîn minne hitze,     als Agremuntîn dem wurme salamander.»

 

122

«Owê,» sprach diu künegîn,     «du redest nâch den wîsen.

wer hât dich mir verrâten?     nu führt ich die Franzoysinne Anphlîsen,

daz sich habe ir zorn an mir gerochen:

al dîniu wîslîchen     wort sint ûz ir munde gesprochen.

 

123

Schîonatulander     ist hôch rîcher fürste:

sîn edelkeit, sîn kiusche     törst doch nimêr genendn an die getürste,

daz sîn jugent nâch dîner minne spræche,

op sich de Franze Anphlîsen     haz an mir mit hazze niene ræche.

 

124

Si zôch daz selbe kint, sît ez     der brüste wart enphüeret.

gap si niht durch triegen     den rât der dich hât als unsanfte gerüeret,

du maht im, er dir vil fröude erwerben.

sîstu im holt, sô lâ     dînen wunschlîchen lîp niht verderben.

 

125

Biut im daz zêren,     lâ wider clâren

dîn ougen, [diu] wange, [dîn] kinne.     wie stêt alsô junclîchen jâren,

op sô liehtez vel dâ bî verlischet?

du hâst in die kurzlîchen     fröud vil sorge alze sêre gemischet.

 

126

Hât dich der junge talfîn     an freuden verderbet,

der mac dich wol an fröuden gerîchen:     vil sælde unde minne ûf in gerbet

hât sîn vater und diu talfînette

Mahaude, diu sîn muoter was,     und de künegîn sîn muome Schôette.

 

127

Ich klage et daz du bist     alze fruo sîn âmîe.

du wilt den kumber erben, des     Mahaude phlac bî dem talfîn Gurzgrîe.

dicke ir ougen habent an im erfunden,

daz er den prîs in mangen     landen hielt under helme ûf gebunden.

 

128

Schîonatulander     an prîse ûf muoz stîgen.

erst von den liuten erboren,     die niht lânt ir prîs nider sîgen:

er wuohs in breit gestrecket an die lenge.

nu halt dâ zim die trœstlîchen     fröud, unde er [der] sorge über dich niht verhenge.

 

129

Swie vil dîn herze     under brust des erlache,

daz hân ich niht vür wunder.     wie kan er sich schicken under schiltlîchem dache!

ûf in vil zähere wirt gerêret

[der funken], die ûz helmen und eken     springent dâ fiurîn regen sich gemêret.

 

130

Er ist ze tjost entworfen:     wer kunde in sô gemezzen?

an mannes antlütze     gein wîplîcher güet ni minner vergezzen

wart an muoter fruht, als ichz erkenne.

sîn blic sol dîniu ougen     gesüezen: ûf gelt dîne minne i'm nenne.»

 

131

Aldâ was minne erloubet     mit minne beslozzen.

âne wanc gein minne     ir beider herze was minne unverdrozzen.

«ôwol, mich, muome,» sprach diu herzoginne,

«daz ich den Grâharzoys     vor al der werlde nu mit urloube sô minne!»