BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Ulrich von Liechtenstein

ca. 1200 -1275

 

Vrowen dienst

 

1255

 

Botschaft von einer frouwen, die ihn bemitleidet.

Romreise. Teilnahme an vielen Turnieren.

Lied VII, Lied VIII, Lied IX, Lied X.

(Strophe 354 - 436)

 

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354

Sie hiez ir boten mir daz sagen,

sie woldę von herzen immer clagen

mîne sendelîchiu leit:

ir wære daz von mir geseit,

5

ich wære der vrowen dienestman,

mit triuwen dienstes undertân:

dâ von solt ieslîch werdez wîp

mit triwen clagen mînen lîp.

 

355

Der bote sprach: «herrę, diu vrowe mîn

hât iu gesant vier büechelîn,

daz ir die wîlę dâ kürzet mite,

si giht, ez si guot ritters site,

5

die gern hceren bi ir tagen

singen, lesen unde sagen,

waz hie vor die biderben man

durch werde vrowen habent getan.»

 

356

Ich sprach: «ich nîge ir ûf den fuoz.

von reht ichz immer dienen muoz,

daz sî ir zuht hât gegen mir

alsô getân, des danke ich ir

5

und wilz ouch immer diende sîn.

daz sag von mir der vrowen dîn,

ich dien ez unz an mînen tôt,

daz sî mir ie sô wol enbôt.»

 

357

Sus reit er hin, und ich lac hie.

nu hœret, wie ez dô ergie:

des andern tages kom er wider,

dô het ich mich geleget nider:

5

durch ruowe ich an dem hette lac.

daz was reht umb mitten tac,

dô der bote zuo mir gie,

den ich mit Worten wol enpfie.

 

358

Er sprach: «des müeze iu lônen got.

ich bin ôt aber zuo iu bot.

eu hât mîn vrowe her gesant

bî mir ein wîsę, diu unbekant

5

ist in teutschen landen gar

(daz sült gelouben ir für wâr):

dâ sult ir teutsch singen in:

des bitet sî, der bot ich bin.»

 

359

Die wîse ich lernte an der stat

und sanc drin reht, als sî mich bat

mit triuwen vrowen werdecheit,

den ich ze dienst ie was bereit

5

und ouch mit triuwen dienen wil

vil gern unz an mîn endes zil.

ir lop mich ofte machet vrô.

nu hœret: diu liet sprechent sô:

 

Ein sincwîse, und ist diu sibende wîse

(Bechstein I,129; Lachmann 113,13)

1

Wê war umbe sul wir sorgen?

fröide ist guot.

von den wîben sol man borgen

hôhen muot.

5

wol im der in kan gewinnen

von in! derst ein sælic man.

fröide sol man durch sie minnen,

wan dâ lît vil êren an.

 

2

Wir suln tanzen singen lachen

durch diu wîp.

dâ mit mac ein man gemachen

daz sîn lîp

5

wirdet wert, ob er mit triuwen

dienet guoter wîbe gruoz.

swen sîn dienest wil geriuwen,

dem wirt selten kumbers buoz.

 

3

Mit dem wazzer man daz fiuwer

leschet gar:

vinster ist der sunnen tiuwer.

beidiu wâr

5

sint diu mære: ir hœret mêre.

habt für wâr ûf mînen lîp:

rehten man von herzen sêre

scheidet nieman wan diu wîp.

 

4

Owê, owê, frouwe Minne,

mir ist wê.

nû grîf her wie sêre ich brinne.

kalder snê

5

müeste von der hitze brinnen

diu mir an dem herzen lît.

kanstu, Minne, triuwe minnen,

sô hilfestu mir enzît.

 

[ . . . ]

 

Daz ist ein tanzwîse, und ist di ahte wîse

(Bechstein I,141; Lachmann 125,17)

1

Wol mich, ez ist ergangen

alse ich lange hân gegert:

jâ hân ich sie gevangen,

von der ich sol werden wert.

5

sît daz ichs in banden hân,

sost mîn bester wan,

sie sül guot an mir begân.

 

2

Si sol mir fröide und êre,

dâ bî wernde sælde geben:

ode ich muoz immer mêre

sunder trôst in sorgen leben.

5

aller mîner fröiden pfant

unde sorgen bant,

daz stêt allez in ir hant.

 

3

Swie kleine siez empfinde,

sie muoz mir gebunden sîn.

bant, dâ mit ich si binde,

daz sint al die sinne mîn,

5

herze und aller mîn gedanc,

triuwe an allen kranc,

rehtiu stæte an allen wanc.

 

4

In mîn vil sendez herze

mitten hân ich sie geleit:

dâ lît ouch al mîn smerze,

dâ lît al mîn klagende leit.

5

den zwein, swie leit ez mir sî,

muoz si ligen bî,

sien getuo mich beider frî.

 

5

Jâ lâze ich sie wol dingen

schône als ein gevangen sol.

mac sie mir helfe bringen

unde trôst für sende dol,

5

habe ir silber unde golt,

sî mir anders holt:

ich wil wan ir minnen solt.

 

6

Diu minneclîche guote

und diu werde hôchgemuot,

waz hilfet al ir huote?

siest vor mir vil unbehuot.

5

wie kan sie behüeten daz,

der ich nie vergaz,

ich gedenke ir baz und baz.

 

7

Ir wîplîch güete machet

in gedanken mich vil frô.

mîn munt von fröiden lachet,

swenne ich mir gedenke sô,

5

daz nie wîp wart mêr sô guot

noch sô wolgemuot.

der gedanc mir sanfte tuot.

 

[ . . . ]
 

Ein sincwîse, und ist diu niunte wîse

(Bechstein I,147; Lachmann 130,25)

1

Nu schouwet wie des meien zît

gezieret hât den grüenen walt,

und schouwet wie diu heide breit

mit wünneclîchen bluomen stât.

5

die vogel singent wider strît:

ir fröide ist worden manicvalt.

vil gar verswunden ist ir leit:

der meie sie getrœstet hât.

 

2

Der meie trœstet al daz lebt,

wan mich vil minnesiechen man.

daz herze mîn ist minne wunt:

des muoz ich sunder fröide sîn.

5

ist daz mîn lîp iht fröiden hebt,

daz herze siht mich weinend an

und giht ez sî vil ungesunt:

sô muoz ich lân die fröide mîn.

 

3

Ein hôhe minne gernder man

mit stætem muote, daz bin ich.

mîn hôhe minne gernde gir

daz herze mîn unsanfte treit.

5

gar reine frouwe, valsches ân,

ein wîbes krône, bedenke dich

genædiclîche noch an mir

durch dîn vil hôhe werdikeit.

 

4

Si jehent ich solde ûf gotes wege

dîn lop niht singen, frouwe mîn.

sît ez in an mir missehaget,

sô wil ich sprechen mîn gebet.

5

dîn êr hab got in sîner pflege:

sô müez dîn lîp enpfolhen sîn

Marîen der vil hêren maget,

diu nie an iemen missetet.

 

[ . . . ]
 

Ein tanzwîse, und ist diu zehende wîse

(Bechstein I,150; Lachmann 134,5)

1

Wie kanstu, Minne,      mit sorgen die sinne,

den muot betouben mit seneder klage!

in fröiden wâne      bin ich fröiden âne

von dir gar al mîne lebenden tage.

5

an eine stat      riet mir dîn rât

dienen vil schône      mit stæter arbeit,

dâ mir ze lône      geschiht niuwan leit.

 

2

«Waz klagstu tumber      sô sæligen kumber

den ich durch guot dir gerâten doch hân?

daz dû der guoten,      der reine gemuoten

wærest mit triuwen vil gar undertân?

5

tuot dir den tôt      sô süeziu nôt,

sô senftiu swære,      sô lieplîch getwanc,

wê zwîvelære,      sô bistu vil kranc.»

 

3

Wil siez bedenken,      sô muoz mich wol krenken

sorge âne trôst, die ich lîde von ir.

jâ sold ir hulde      mîn leit mit gedulde

unde ouch ir güete bedenken an mir.

5

sît sie mîn lîp      für elliu wîp

meinet besunder       von herzen vil gar,

wê durch welch wunder      nimt sie des niht war.

 

4

«Dûn darft niht sorgen      daz ir vor verborgen

dîn stætiu triuwe di lenge noch sî.

al dîniu tougen      den sint âne lougen

ir ougen, ôren al spehende bî.

5

wirt sie für wâr      an dir gewar

daz dich niht krenket      ein valschlîcher kranc,

vil wol bedenket      dich ir habedanc.»

 

5

Mac sie vil reine      besunder daz eine

mir ûz bescheiden, waz ir wille sî?

welle ich daz brechen      od immer versprechen

mit ungedulde, sô lâze mich frî.

5

nû trœste mich,      Minne, unde sprich

wie ich nâch swære      trôst an ir bejage

unde ir bewære      mîn triuwe: daz sage.

 

6

«Mit stætem muote,       mit lîbe, mit guote

mit reiner fuoge, ân alle arge site,

soltu verschulden      die gunst von ir hulden,

daz si dir herze unde lîp teile mite.»

5

sie reine guot,      swie si mir tuot,

sost al mîn êre      mîn lîp und mîn leben

ir iemer mêre      für eigen gegeben.

 

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