BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Würzburg

um 1225 - 1287

 

Der Trojanerkrieg

 

Achill und Deidamia

Die Unterwasserreise nach Skyros. Achill lebt als Mädchen verkleidet

unter den Töchtern des Lykomedes. Achill verliebt sich in Deidamia.

 

14059 - 16052

 

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Nû si kam in diz einlant,

14060

dô was erwachet ouch zehant

ir sun, der hübsche Achilles,

und wart gewar vil schiere des,

daz er in einer hiute lac,

wan der liderîne sac

14065

sô clâr und alsô heiter was,

daz er durch in als dur ein glas

daz mer und manic wunder kôs.

 

Frau Thetis läßt den schlafenden Achill in einen ledernen Sack einnähen

 

erschrocken unde fröudelôs

begunde er umbe sich dô sehen.

14070

er dâhte: waz ist mir geschehen?

weder slâfe ich oder wache?

ein wunderlîchiu sache

mich füeret an ir zoume.

mich dunket, daz mir troume

14075

daz fremde unbilde, daz ich spür.

waz bræhte mînen ougen für

daz wilde wunder anders?

nû bin ich Alexanders

geselle doch niht worden hie,

14080

der in daz tiefe mer sich lie,

dur daz er sæhe vremdez dinc.

wâ bin ich tumber jungelinc?

wie var ich, sô mir got ergaz!

ich fürhte, daz mich etewaz

14085

von ungehiuren dingen

ûz sinnen welle bringen

mit der gougelfuore sîn.

ich lige doch bî dem meister mîn

ûf einem vlinse herte.

14090

waz ist diz ungeverte,

daz mich alsus betriuget

und sich ze schaden biuget

mir unde mîner angesiht?

bin ich Achilles oder niht,

14095

wer kan mich underwîsen des?

jâ, zwâre ich bin Achilles.

waz möhte ich anders sîn, denn er?

mîn muoter ist doch komen her

und wont mir hie ze hûse bî.

14100

swie mich bedunke, daz ich sî

dort in dem engestlichen mer

und in ein vremdez rîche ver,

doch weiz ich und erkenne wol,

daz ich in Schyrônes hol

14105

ûf einem rûhen steine lige.

ruow unde slâfes ich hie pflige

und wæne doch dâ zwischen,

daz ich zwein wilden vischen

sî gebunden an ir kragen,

14110

die mich in eime ledere tragen

senfteclichen über sê.

wart ie sô vremdez wunder mê,

sô daz hie ze hûse bin

und ich doch wæne, daz ich hin

14115

dort swimme z'einer vremder habe

waz rede ab ich vil tumber knabe?

wil ich gelouben, daz ich sî

Schyrône mînem meister bî

und daz ich slâfe in sînem hol,

14120

sô wæne ich anders, denne ich sol,

und habe unrehte zuoversiht.

bî mînem meister slâfe ich niht,

wan ich in wazzer swimme.

sît daz ich mîne stimme

14125

wol hœre sunder lougen

und ich mit beiden ougen

sih alsô manic wunder,

sô bin ich worden munder

und ûz dem slâfe erwachet.

14130

swer diz joch habe gemachet,

daz ich bin von hûse komen?

man hât Schyrône mich genomen,

der muoz mich leider hân verlorn.

owê, daz ich ie wart geborn!

14135

wer hât dem wâge mich gegeben?

wie muoz mit jâmer sich mîn leben

verzollen und verzinsen!

ich vürhte, daz mich dinsen

die vische wellen in den tôt.

14140

lit ich von strîte doch die nôt,

diu mir von wazzer ist bereit,

daz diuhte mich ein sælikeit

und wære mir ein liebez dinc.

ich wolte gerne in einen rinc

14145

ze kampfe treten unde gân

und mangen vrechen man bestân,

dur daz ich niht würd in daz mer

alsus versenket âne wer.

 

Die rede treip der jungelinc.

14150

in dûhte ein angestbære dinc

und ein vil grôz unbilde,

daz zwêne vische wilde

in zugen ûz dem tobenden sê,

wan er gedâhte, daz im wê

14155

von in geschehen solte.

von êrste er wænen wolte,

daz er diz wunder spæhe

in einem troume sæhe,

dar nâch verstuont er und vernam,

14160

daz niht von einem troume kam

diu wunderlîche sache.

er lepte in ungemache,

biz daz er kôs die muoter sîn.

zehant als er die künigîn

14165

mit vollen ougen an gesach,

lieplîche er wider si dô sprach:

 

Ach frouwe und muoter, wâ bin ich?

war umbe hâst dû lâzen mich

von mînem lieben meister komen?

14170

dur waz hâst dû mich dem benomen,

der mîn sô tugentlîche pflac?

wie bin ich sus in einen sac

von dir gestôzen und getân?

waz wilt dû mit mir ane gân?

14175

daz tuo mir, sælic frouwe, erkant.

dû füerest mich in vremdiu lant,

von wâren schulden ich des gihe,

wan ich des berges niht ensihe,

des ich nû lange was gewon.

14180

wâ lît der hôhe Pêlîon,

dar under ich erzogen bin?

ich var an ein gebirge hin,

daz ich vil selten hân gesehen.

ich wânde, swaz mir ist geschehen,

14185

daz wære mir getroumet gar.

nû bin ich worden êrst gewar

der endelichen mære.

ich was in grôzer swære,

ê daz ich dich gesæhe nû.

14190

sprich an, vil sælic frouwe dû,

war sol ich komen, hôhiu fruht.i

dâ wil ich hovelîche zuht

dich heizen lêren, sprach si dô.

belîp ân allez trûren vrô!

14195

dû wirst ein sælic jungelinc,

dû hâst behendeclîchiu dinc

gelernet unde strîten wol.

swaz man von kampfe trîben sol,

des kanst dû wunder unde vil,

14200

dâ von ich gerne füegen wil,

daz dû gelernest ouch die kunst,

mit der man reiner wîbe gunst

gewinnen müge ûf erden.

ze hôhen und ze werden

14205

juncfrouwen füere ich dînen lîp.

ich wil dich cleiden als ein wîp

und in ir schar dich mischen.

dar under und dâ zwischen

gelernest dû wol zühtic sîn.

14210

dîn lîp und daz gemüete dîn

sint worden gar ze wilde,

des wil ich frouwen bilde

dich lâzen kiesen unde sehen.

und mac dir daz heil geschehen,

14215

daz dû von in gezemet wirst,

wan dû vermîdest und verbirst

vil mangen site vrevelich,

den Schyron hât gelêret dich.

 

Antwürte bôt Achilles

14220

der frouwen hovelichen des

und sprach ir sinneclîche zuo:

daz dû mich alsô rehte vruo

von Schyrône hâst genomen,

daz mac mir wol ze schaden komen

14225

und ze leider ungeschiht:

wan er mich anders kunde niht

wan frumekeit gelêren.

wie liez er mich sus kêren

ûz sîner meisterschefte spor?

14230

sich, sun, dô seite ich im daz vor,

daz ich baden wolte dich

in einem wazzer lûterlich,

daz für gesunde wære

nütz unde helfebære

14235

und dich niht lieze wunden.

sus wart er bî den stunden

von mir betrogen, süezer knabe,

daz dû würde ûz sîner habe

gefüeret nahtes unde brâht.

14240

ich wart in manic wîs verdâht

alsam ein angesthaftez wîp,

war ich getæte dînen lîp,

dâ man dich zuht gelêrte.

jô warf ich unde kêrte

14245

in alliu rîche mînen sin:

ich dâhte her, ich dâhte hin,

wâ dû würde wol behuot.

ich tete reht als der vogel tuot,

der sîne fruht wil bringen vür

14250

und eine stat vil gerne kür,

diu z'eime neste wære

im âne schaden gebære.

Er fliuget hin, er fliuget her.

holz unde velt versuochet er,

14255

biz er den boum dâ vinde,

ûf dem er vor dem winde

und vor dem slangen sicher wese,

alsô, daz dâ sîn fruht genese

und er si wol behüete.

14260

daz er sîn eiger brüete

ân angest, daz wil er bewarn.

sus hât ouch umbe nû gevarn

dur dich mîn herze in manic lant.

hin unde her ist ez gewant,

14265

biz ich ein rîche hân erdâht,

dar in dû wirst vil schiere brâht

ân alliu schedelîchiu dinc.

ich hân des selben landes rinc

vor allen kreizen ûz erwelt,

14270

dur daz dû drinne, junger helt,

die fuoge merkest und den site,

dâ man sich frouwen liebe mite

und man ir gruoz gewinne.

gelernest dû dar inne,

14275

daz dû den wîben wol behagest

und ir vil hôhen gunst bejagest,

so enist an dir kein breste mê.

des hân ich dich her über sê

gefüeret, herzeliebez kint.

14280

sît daz hie schœne vrouwen sint

und stolzer megde ein wunder,

sô tuon ich dich dar under

in wîbes bilde sâ zehant.

ich gibe dir frouwelich gewant

14285

und mache dich gar minneclich,

dar umbe, daz man lâze dich

gern under in belîben.

ich schicke dich ze wîben,

dur daz dû mîdest ungedult.

14290

ich tuon ez dur ein ander schult,

daz ich dîn leben sus verhile.

urliuges wirt ze Kriechen vile,

vor dem wil ich mit listen

dich schirmen unde vristen,

14295

wan ich des michel angest hân,

wilt dû den Kriechen bî gestân,

daz von Troiæren stirbest dû:

dar umbe ich gerne schicke nû

ze frouwen dich, geselle,

14300

ob man dich suochen welle,

daz nieman triuwe, daz dîn lîp

hie sî verborgen under wîp

und man niht strîtes muote dir.

nû volge eht eine wîle mir

14305

und nim an dich wîplîche wât.

sô diz urliuge nû zergât,

daz sich vor Troye heben wil,

und ez genomen het ein zil,

sô füere ich dich vil schône

14310

hin wider zuo Schyrône

und bringe dich in kurzer vrist

dâ hin, dâ dû genomen bist.

 

Der junge hôchgeborne

gap ir der rede mit zorne

14315

vil schiere sîn antwürte alsô:

frouw unde muoter, sprach er dô,

dû möhtest wol mich lêren baz.

wie stüende mannes êren daz

und sîner werdekeite,

14320

daz ich durch vorhte leite

wîplich gewant an mînen lîp?

solt ich gebâren als ein wîp,

daz wære ein hôhiu missetât.

Schyron, der mich gelêret hât

14325

sô vrevelîchiu wunder,

der möhte des besunder

wol iemer haben sînen spot,

daz ich behielte dîn gebot

und wîbes cleider trüege.

14330

wen diuhte diz gefüege,

daz ich begunde alsus verzagen?

swer vil dâ her in sînen tagen

manheite hât begangen

an grîfen unde an slangen,

14335

an löuwen unde an swînen,

ob der nû solte schînen

ein zage in wîbes bilde,

daz wære ein wunder wilde

und ein betwungenlîchiu nôt.

14340

ich müeste drumbe schamerôt

vor mînem meister werden,

der mich hât ûf erden

gelêret manic frumekeit.

ich trage vür einer frouwen cleit

14345

billîche ein stehelîn gewant,

mir zimpt ein swert in mîner hant

rîlicher, denne ein kunkel.

mîn lop würd alze tunkel,

daz gar durchliuhtic schînet,

14350

würd ich dar ûf gepînet,

daz ich verhæle mîne kraft.

ich sol ûf werde ritterschaft

herz unde sinne stellen

und wîben niht gesellen

14355

mîn leben unde mînen muot.

dîn lêre dunket mich niht guot,

wan si mir sêre missehaget.

ê daz ich würde z'einer maget

und als ein wîp gebârte mich,

14360

frouw unde muoter, ê wolt ich

ein her bestân aleine.

kein slange ist als unreine,

den ich niht gerner slüege,

denn ich diu cleider trüege,

14365

diu wîben sint gebære.

ez ist ein vremdez mære,

daz dû mir râtest die getât,

die mannen schemelîche stât.

 

Der muoter was diu rede leit.

14370

beswæret sêre und ungemeit

sprach aber z'im diu künigîn:

sun, wie mac dir sô zorn gesîn,

daz ich verbergen wolte dich

in wîbes bilde minneclich

14375

und in ir kleider wunnesam?

dû trüegest wol ân alle scham

wîplîche forme und ir gewant.

dû wærest dâ mit ungeschant,

daz man dich sæhe vür ein wîp.

14380

vil manges werden mannes lîp

truoc wîlent frouwen cleider an:

her Jûpiter der hôhe man,

ein got ob allen göten starc,

in frouwen bilde sich verbarc

14385

vor schedelichen sorgen.

in wîbes cleit verborgen

wart er von sîner muoter.

sun, lieber unde guoter,

man seit uns ouch, daz Hercules

14390

sich niht schamen wolte des,

daz er trüege frouwen cleit.

er het ez ouch an sich geleit

und wart gebildet als ein maget.

der selbe ritter unverzaget

14395

hât vrecheit mê begangen

an risen und an slangen,

denn ieman ûf der erden.

gelîch moht im nie werden

an kreften weder wîp noch man.

14400

er gât sô vremdez wunder an

mit kampfe und ouch mit strîte grôz,

daz niendert lebte sîn genôz

noch lîhte niemer wirt geborn.

sît nû der helt vil ûz erkorn

14405

und ouch mîn friunt, her Jûpiter,

der noch vil hœher ist, denn er,

geruochten frouwen cleider tragen

und megde hiezen in ir tagen,

war umbe dunket denne dich

14410

diz dinc sô rehte schemelich,

daz man dich sæhe vür ein wîp?

swenn alsô werder manne lîp

getragen hete frouwen cleit,

sô möhte ouch âne smâheit

14415

dîn bilde brûchen wîbes wât.

ich weiz ir mangen, der sich hât

in frouwen schîn gestecket

und sich dâ mite verdecket

vor angestbæren sachen.

14420

waz wunders wiltû machen

ûz dirre sache unspæhe?

dû tuost, als nie geschæhe

diz unbilde, daz ein man

leit eines wîbes cleider an.

14425

Achillen muote disiu rede,

wan si was im ein überlede

und sînes herzen bürde.

man seit, daz er dâ würde

von zorne rœter denne ein gluot.

14430

sîn varwe lûter unde guot

enbran alsam ein zunder

und wart sîn muot dar under

vil grœzer, denne er wære vor.

ûz sîner clâren ougen tor

14435

als ein grimmer löuwe er sach.

mit zorne er zuo der muoter sprach:

dû hâst gesaget mir von zwein,

der lîp in frouwen bilde erschein

und ir gewant getragen hât.

14440

durch waz die truogen wîbes wât,

daz weiz ich und erkenne wol.

gelîchen man ir leben sol

niht zuo mînem lebetagen.

si muosten frouwen bilde tragen

14445

und ir gewandes beide pflegen,

wan si wæren tôt gelegen,

hæten si'z niht an genomen.

ze sölher nôt bin ich niht komen,

daz ich des lîbes angest habe.

14450

her Jûpiter der was ein knabe

und ein kleinez kint, dô man

im leite frouwen cleider an

und in verhal dar inne.

sîn muoter ein götinne

14455

barc in dur rehte vorhte alsus.

der vater sîn Sâturnus

wolt in ze tôde hân erslagen,

wan er hôrt einen wîssagen

von dem kinde sprechen,

14460

ez solte für in brechen

an sælden und an wirdikeit.

dis êre was dem vater leit,

daz für in drünge sîn geburt

und hete si ze tôde ermurt,

14465

ob niht verborgen wære

daz kint gar wunnebære

in einer megde bilde.

diu vorhte ist mir noch wilde,

daz ich müeste mich verheln.

14470

sich müeste ouch bergen unde steln

Hercules in wîbes wât

dur die vil angestbæren tât

und die mortlichen lûne,

daz sîn stiefmuoter Jûne

14475

in wolte hân ersterbet.

er müeste sîn verderbet,

hæt im niht einer megde cleit

verborgenlichen an geleit

diu muoter sîn Alcmêne.

14480

man solte mir die zwêne

gelîchen niht ûf erden.

war umbe sol ich werden

genôzet disen beiden,

die sich mit wîbes cleiden

14485

durch vorhte hân verdecket?

jô bin ich unerschrecket

von allen den, die lebende sint.

die zwêne wâren dennoch kint,

dô man ir bilde alsus verbarc,

14490

sô bin ich frevel unde starc,

noch fürhte keiner slahte dinc.

er ist ein blœder jungelinc

und ein herzelôser zage,

swer fliuhet, ê daz man in jage

14495

und ê man im iht leides tuo:

jô wirde ich dennoch alze fruo

geflœhet und verborgen,

swenn ich beginne sorgen

umb den lîp und umb daz leben.

14500

mir ist ein vrîer muot gegeben

und bin noch unbetwungen.

dur waz solt ich verdrungen

als ein verzagtiu bâbe ligen,

sît daz ich löuwen angesigen

14505

mac unde grimmen würmen?

ich triuwe in allen stürmen

genesen und erweren mich.

vrouw unde muoter lobelich,

ziuch mir niht mê die zwêne für,

14510

die man in wîbes bilde kür

und in juncfrouwen schîne

ir leben und daz mîne

gehellent weder sus, noch sô.

sach man für wîp die zwêne dô,

14515

waz gât mich an nû, vrouwe, des?

her Jûpiter und Hercules

si beide sint geheizen

in al der welte creizen,

sô bin Achilles ich genamt.

14520

nû sich, wie die gehellent samt

und merke ir drîer underbint.

als ungelîch die namen sint,

sus ungelîch ist unser leben.

mir ist ein ander muot gegeben,

14525

denne in beiden sî beschert.

mîn herze alrêrst von sprunge vert

und ist reht als ein vogel vrî.

waz grimme sorge und angest sî,

daz wil ich wizzen cleine,

14530

dâ von dû, frouwe reine,

lâ disen rât belîben,

daz ich iht under wîben

mîn vrîez leben slizze

und mich ir cleides flizze,

14535

wan ez mir ungebære

und mîner crefte wære.

 

Frau Thetis und Achill begegnen Deidamia und einer anderen Frau in einem Tempel

 

Nû daz diu frouwe Thêtis

wart an ir sunes rede gewis,

daz er weder sus noch sô

14540

volgen wolte ir lêre dô,

vil trûric dô diu schœne was.

si wâren ûf ein grüenez gras

ze lande bî der zîte komen.

ouch heten urloup dâ genomen

14545

die vische, die si truogen dar.

geschehen was in ûf der var

von wazzer keiner slahte schade.

ein tempel an dem selben stade

stuont von marmelsteine,

14550

daz was mit golde reine

gewieret und mit gimmen

und wart mit süezen stimmen

dick unde wol bedœnet.

diz betehûs beschœnet

14555

vil gar mit hôher koste was,

wan diu götinne Pallas

enpfienc dar inne vil bejages.

ir hôchgezît des selben tages

begangen werden solte.

14560

man brâhte ir unde holte

dar in daz tempel wol erkant

vil mangen schœnen prîsant

und opfers ein vil michel teil.

wîp unde man die wâren geil

14565

dar inne dô mit schalle.

des künges tohter alle,

der ich gedâht hie vorne hân,

die sach man ouch von hûse gân

hin zuo dem tempel bî der zît.

14570

gezieret wol in widerstrît

kam der liehten megde schar

dur eine wisen wunnevar

gegangen vil gemeine.

mit golde und mit gesteine

14575

sô wâren si gegestet.

als ein gestirne glestet,

sus kâmens' alle glîzende

und sich gemeine flîzende

ûf maniger hande wunne spil.

14580

si brâchen liehter bluomen vil

und glanzer rôsen wunneclich,

dâ mite si den esterich

des tempels wolten zieren.

man wolte festivieren,

14585

dâ von wâren si gemeit.

si truogen alle rîchiu cleit

von mangerleie purper an,

der von ir lîben schône bran

und wunneclîche erlûhte.

14590

ir iegelîchiu dûhte

sô rehte lûterbære,

daz si gewesen wære

mit êren ein götinne.

die glanzen küniginne

14595

brâchen vîol unde clê.

ir hende wîz alsam ein snê

die pflâgen der unmüezikeit.

daz wol geblüemet und becleit

daz tempel von in würde,

14600

daz was ir flîzes bürde.

 

Si wâren alle wunnevar,

wan daz ir eine ir aller schar

mit ir clârheite mahte blint,

diu was ein maget und ein kint

14605

sô schœner und sô reiner art,

daz nie sô schœnes niht enwart

noch sô reines nie gesehen.

man sach si liuhten und enprehen

vür alle ir swester ûz genomen

14610

als einen mânen vollekomen,

der für alle sternen glanz

sîn lieht durchliuhtic unde ganz

kan breiten unde mêren.

nâch vollenclichen êren

14615

ir iegelîchiu lûter was,

doch schein ir aller spiegelglas

diu reine wandels vrîe.

si was Dêîdamîe

genennet, als ich hân geseit.

14620

der Wunsch der het an si geleit

vür alle megde sînen vlîz.

ir wandel und ir itewîz

die wâren alze cleine.

Pallas diu was ein feine,

14625

der hôchgezît man dâ begie.

diu selbe wart sô lûter nie,

noch sô clâr, noch alsô vîn,

sô dise erweltiu künigîn

an herzen und an lîbe schein.

14630

ouch lûhte manic edel stein

ûz ir küniclichen wât.

si truoc den besten ziclât,

der ie von golde wart gebriten,

und was ze wunsche der gesniten

14635

nâch ir lîbe wol gestalt.

diu sælde was sô manicvalt,

der ein wunder an ir lac,

daz ich mit rede niht enmac

ir lop entsliezen noch gezeln,

14640

wan swaz ein herze kan erweln

von lebender wunne prîse,

daz truoc an ir diu wîse

und diu keiserlîche maget:

dâ von Achilles wart gejaget

14645

in seneclichez ungemach.

dô der juncherre an ir gesach

die wunderlichen clârheit,

der an si wunder was geleit,

dô wart sîn herze an si verdâht

14650

und in gedenke dur si brâht

biz ûf den grunt der sinne.

ir lebendiu süeziu minne

begunde in jâmers nœten

und mit beswærde tœten

14655

sîn frîgez hôchgemüete,

daz in der jugende blüete

mit fröuden stuont geloubet.

er wart von ir beroubet

vil schiere sînes herzen.

14660

gar inneclichen smerzen

enpfienc er von ir sâ zehant.

enpflammet wart er und enbrant

von ir ougen blicke

und mit ir minne stricke

14665

gebunden und gevangen.

dô si kam êrst gegangen

und ir sîn ouge wart gewar,

dô blicte er dar und aber dar

an ir liutsælic bilde,

14670

unz sîn gemüete wilde

wart von ir clârheite zam.

sô glanz und alsô lustsam

diu wunneclîche erlûhte,

daz den juncherren dûhte,

14675

daz nie sô clâres würde niht.

sîn leben und sîn zuoversiht

die wurden beide ûf si gewent.

von grunde wart sîn muot versent

nâch der vil keiserlichen fruht.

14680

an ir lac alliu diu genuht,

der man von spilender wunne gert:

des wart er jâmers vil gewert

durch die vil reinen minne

der glanzen küniginne.

14685

Er nam ir mit flîze war.

ir clâren ougen spiegelvar

dâ liutsæld unde minne

versigelt lâgen inne,

die starte er an ze wunder

14690

und liez ouch ie dar under

an ir munt die blicke sîn,

der glanz als ein gar lieht rubîn

und als ein rôtiu rôse gleiz.

sîn glast durchliuhtic unde heiz

14695

Achille dur sîn herze bran.

ez warf in unde stiez in an

daz wilde fiur der minne.

daz wart in sînem sinne

sô rehte schiere enzündet,

14700

daz im der muot durchgründet

von sîner hitze wart zehant

und alsô tobelîche enbrant,

daz er der sinne wart verhert.

ein klac, der ûz dem donre vert,

14705

sô rehte balde nie gesluoc,

sô drâte sich diu minne truoc

in sîn gemüete bî der stunt.

verhouwen und ze tôde wunt

von liebe wart der jungelinc,

14710

der nie durch minneclîchiu dinc

was ze nœten komen ê.

von megden noch von wîben wê

was im nie worden vor der zît.

er kunde in einem walde wît

14715

ein tier vil baz gevellen,

denn ûf den lôn gestellen,

den frouwen minne biutet.

ern hete nie getriutet,

noch gemeinet sîne tage.

14720

dâ von diuht in ein fremdiu clage,

daz er nâch wîben solte senen

und vrîes muotes sich entwenen,

des er von kindes beine pflac.

ez was ein wunneclich bejac,

14725

den an sich diu minne zôch.

ein jungelinc, der nie geflôch

vor keime grimmen tiere,

der wart von ir dâ schiere

und gæhes überwunden.

14730

er was in kurzen stunden

von ir gewalt alsô verzaget,

daz in ein kreftelôsiu maget

warf in der sorgen stricke

und mit ir ougen blicke

14735

sîn wildez herze kunde zamen.

er hete manigen freissamen

löuwen ê betwungen

und wart von einer jungen

megde nû gar übersiget.

14740

diu minne des gewaltes pfliget,

daz nieman ir mac widerstreben.

in ir gebote müezen leben

die starken und die grôzen.

wer kan sich ir genôzen

14745

an hôher meisterschefte?

si twinget mit ir krefte

wîp unde mannes bilde.

sô frevel noch sô wilde

wart nie mensche ûf erden,

14750

sîn hôchvart möhte werden

geneiget von der minne.

si twinget alle sinne

gewalteclîche in ir gebot.

diz wart bewæret âne spot

14755

an dem juncherren ûz erwelt,

der an dem lîbe was ein helt

und alsô vrech an sîner art,

daz sîn gelîch dâ niender wart

beschouwet in den landen.

14760

er wart der minne banden

als undertænic bî der vrist,

daz al sîn trôst und sîn genist

lac an der megde reine.

ze herzen und ze beine

14765

wart im geleit ir kiuscher lîp

vür alliu wunneclîchiu wîp.

 

Achill läßt sich in Frauenkleider stecken

 

Seht, alsô wart Achilles

betwungen von der minne des,

daz er Dêîdamîen

14770

sich rouben unde vrîen

lie sînes vrechen muotes vil.

der für den bolz flouc zuo dem zil

und über tiefe tobele spranc,

der wart dô sunder sînen danc

14775

sô træge von der minne,

daz er mit sînem sinne

kam einen fuoz niht ûz ir spor.

er hete grimmen löuwen vor

ir welf gebrochen ab der brust,

14780

nû mohte niht sîns herzen lust

von einer megde sich genemen.

swaz einem helde sol gezemen,

daz hete er allez ê getriben

und was ein zage nû beliben

14785

dur die juncfrouwen minneclich,

wan sîn gemüete kunde sich

ir süezen lîbes niht erwern.

er lie die clâren sich verhern

des herzen und der sinne gar.

14790

dô der juncherre wart gewar,

daz alsô lebendiu clârheit

an si von schœne was geleit,

dô wart er missehandelt,

diu varwe sîn verwandelt

14795

wart vil schiere sunder twâl.

reht als ein rôter zendâl

gespreit wær ûf ein helfenbein,

seht, alsô gleiz im unde schein

wîz varwe ûz sînen wangen rôt.

14800

vermischet wart von sender nôt

sîn liehter wunneclicher schîn.

ouch was daz lûter bilde sîn

von hitze worden fiuhte.

seht, wie diu rôse liuhte

14805

genetzet von dem touwe

in der geblüemten ouwe,

sus wart ouch âne lougen

naz under sînen ougen

der jungelinc von sweize.

14810

im wart kalt unde heize

von herzelicher pîne.

ir zweiger hande schîne

diu minne im under ougen streich.

nû rôt, nû aber denne bleich

14815

wart er gemâlet dicke

und wurden sîne blicke

trüeb unde senebære.

von kumberlicher swære

der clâre trûren dolte,

14820

des zôch er unde holte

den âten bî der stunde

verr ûz des herzen grunde.

 

Diu minne schuof und ir getwanc,

daz manic tiefer siufze lanc

14825

ûz sîner brüste wart gedent.

ob ie nâch liebe wart gesent

durnehteclichen anderswâ,

sô wart von im getrûret dâ

sêr unde starke dur die maget.

14830

sîn herze in angest wart gejaget

ûz einem frîen muote gar.

und dô sîn muoter wart gewar,

daz er begunde schouwen

sô gerne die juncfrouwen

14835

und daz er an si dicke

lie sîner ougen blicke,

dô vröute sich diu künigîn.

si kôs an der gebærde sîn

unde an sîner varwe,

14840

daz er enzündet garwe

nâch der megde minne was:

dâ von si dô ze herzen las

ein hôchgemüete wunneclich,

wan si gedâhte wider sich,

14845

begünde er sus nâch liebe queln,

sô lieze er sich dâ gerne heln

in eines wîbes wæte,

dar umbe, daz er hæte

sînes willen deste mêr

14850

und er die kiuschen maget hêr

beslâfen möhte deste baz.

nû diu vil hôchgeborne daz

bedâhte in ir gemüete alsô,

zuo dem juncherren sprach si dô:

14855

getiuwer sun Achilles,

hâst dû dich noch berâten des,

daz dû wîplîchiu cleider tragest

und bî den frouwen hie betagest,

die wol gestalt nâch wunsche sint?

14860

nû sage, vil herzenliebez kint,

ob dir niht sanfte wære,

swenn alsô lûterbære

juncfrouwen von gebürte vrî

dir wonten unde wæren bî

14865

den âbent und den morgen.

jâ zwâre, ob dû verborgen

hie möhtest werden under in,

dîn trûren daz gieng allez hin

von manicvalter wünne.

14870

der niht dur frouwen künne

vergizzet sîner swære,

wie sol der fröudenbære

von keiner sache werden?

wîp sint ûf al der erden

14875

des mannes leben und sîn lîp:

wan alle man sint âne wîp

an fröuden unde an êren tôt.

der rede ir kein antwürte bôt

Achilles zuo dem mâle.

14880

er was von senender quâle

verstumbet unde sorgen rîch.

dem wolfe tet er vil gelîch,

der blicket zuo dem lambe hin,

sô man ze schuole setzet in

14885

und man diu buoch in lêren sol.

swie vil diu frouwe tugende vol

dem jungelinge zuo gesprach,

dô blicte er allez unde sach

hin umbe zuo der megde clâr,

14890

noch verstuont des niht ein hâr,

daz mit im dâ geredet wart.

diu minne diu het im verspart

des herzen und der ougen tür.

dâ swungen unde fuoren für

14895

der wîsen küniginne wort.

sîn vröude und sîner wunne hort

lac an Dêîdamîen.

der kiuschen wandels vrîen

nam er sô vlîzeclichen war,

14900

daz nie sîn ouge spiegelvar

von ir keinen wanc getete:

dâ von sîn muoter an der stete

liez in dâ sehen wîbes cleit,

des wart der jungelinc gemeit.

 

14905

Dar zuo sîn muot stuont niender ê,

dar nâch wart im nû balde wê

mit herzen und mit sinne gar.

daz er kæm in der megde schar,

daz was im widerwertic vor,

14910

nû kam er ûf des willen spor,

möht ez mit fuoge wol geschehen,

daz er sich wolte lâzen sehen

in ir geselleschefte guot.

als ob er hete keinen muot

14915

zuo der wîplichen wæte,

sus tet der knappe stæte,

wan er trat allez hinder sich,

dô sîn muoter wunneclich

bôt diu cleider im engegen,

14920

doch liez er si ze jungest legen

im an sînen werden lîp

und wart geschepfet als ein wîp

vil kûmelîche und über lanc.

ez solte im über sînen danc

14925

geschehen, doch was ez im liep.

er liez als einen minnediep

sich in frouwen bilde steln

und in ir wæte sich verheln,

diu rîlich von gezierde schein.

14930

der aller besten purper ein,

der ie ze Kriechen wart geweben,

wart im an sînen lîp gegeben

und was im der sô wol gesniten

nâch einer stolzen megde siten,

14935

daz frouwen cleit nie baz gestuont.

er tet als alle die noch tuont,

die nâch liebe sint versent,

und wart der wæte dô gewent,

der ê sîn herze was gehaz.

14940

des vrîen willen er vergaz,

des er von kindes beine pflac.

sîn hôchgemüete daz gelac

an herzen und an sinne,

des wart er von der minne

14945

mit kreften übervohten.

sîn hâr daz wart gevlohten

und ein borte drûf geleit,

gezieret wol nâch rîcheit

mit gimmen und mit golde.

14950

swaz man gezierde solde

nâch wunsche legen an ein wîp,

daz wart geleit an sînen lîp

und stuont im daz sô rehte wol,

daz man dekeine maget sol

14955

gezieren lîhte niemer mê,

der alsô wunneclichen stê

gezierde und einer frouwen cleit.

nâch frouwelicher wîpheit

geschepfet wart sîn bilde.

14960

wan daz ein teil ze wilde

was dennoch diu gebærde sîn,

sô truoc er einer megde schîn

an allen dingen anders.

er hielt des salamanders

14965

ordenunge tougen.

sîn herze sunder lougen

in heizer minne fiure bran.

nû daz er wîbes cleider an

geleite dâ ze rehte

14970

und er von eime knehte

nâch hôher und nâch rîcher art

gebildet z'einer megde wart,

dô nam sîn werdiu muoter in

und fuorte in zuo dem tempel hin,

14975

dar în mit fröuden schalle

des küniges tohter alle

des selben mâles giengen

und werdeclîche enpfiengen

Achillen und die muoter sîn.

14980

Têtis diu werde künigîn

begunde in lêren under wegen.

si bat in wîbes zühte pflegen

und einer frouwen site hân.

sun lieber unde wol getân,

14985

sprach si wider in zehant,

sît daz dû vröuwelich gewant

wilt tragen unde wîbes wât,

sô merke rehte mînen rât

und habe ouch einer vrouwen site!

14990

waz hülfe, daz dir wonte mite

wîplicher schîn rein unde clâr,

sô dû niht hætest den gebâr,

den ein vrouwe solte hân?

dû solt gezogenlichen gân

14995

elliu mâl und alle zît.

louf niht ze balde, noch enschrît

und habe die rehten mâze!

ze hove und ûf der strâze

pflic senfteclicher genge!

15000

dîn schrit sol werden enge

und setze lîse dînen fuoz!

dâ bî sô teile dînen gruoz

den armen und den rîchen,

sô maht dû dich gelîchen

15005

wol reinen wîben dînen tac.

dîn houbet zühteclichen trac!

daz stêt wol reinen vrouwen.

swâ dich die liute schouwen,

dâ soltû gerne schicken,

15010

daz dû vor wilden blicken

behüetest wol dîn ougen.

sich vür dich allez tougen

und habe dîn houbet stille!

getriuwer sun Achille,

15015

kein übel dû gelimpfe!

unhovelicher schimpfe

niht lache, noch ensmiere!

mit reiner tugende ziere

dîn herze und dînen werden namen!

15020

dû solt dich bœser worte schamen,

swâ man si vor dir sprechen wil.

gerede ouch selbe niht ze vil!

daz êret hôchgeborniu wîp.

vrâg ieman ihtes dînen lîp,

15025

des gip antwürte im über lanc!

laz einen wîsen fürgedanc

behüeten al die sprüche dîn!

dû solt der zühte vlîzic sîn

mit sinne und mit gedanke.

15030

an ezzen und an tranke

la kiusche dich beschouwen!

bi ritter und bi frouwen

sitz âne missewende!

dîn ûz erwelten hende

15035

gezogenliche vür dich twinc!

ûf alliu tugentlîchiu dinc

soltû kêren dînen vlîz,

dur daz dû sunder itewîz

belîbest hie ze lande

15040

mit lîbe und mit gewande

gebâre als ein wol zühtic maget!

swaz wîsen liuten wol behaget,

des enlâ dich niht bevilen.

wart alle zît ûf die gespilen,

15045

wie si gebâren unde leben.

ir zuht diu sol dir bilde geben

ûf alle vröuwelîche site.

volg unde wone ir râte mite

und lebe nâch ir lêre!

15050

die stimme dîn verkêre

und lâ si werden cleine!

als ein juncfrouwe reine

al dîniu wort lancseime ziuch!

von ungefüegen mannen fliuch,

15055

sô daz si dich niht rüeren:

wan si vil lîhte erfüeren,

daz dû wærest in gelîch.

alsô muost dû den künic rîch

und sîne tohter vil gemeit

15060

betriegen hie mit kündikeit,

dur daz si den gelouben hân,

dû sîst ein maget wol getân

und si dich lâzen under in.

dû maht die zît mit vröuden hin

15065

verjagen und vertrîben.

swie dû kanst hie belîben,

dir wirt ein wunneclichez leben

von stolzen megden hie gegeben.

Diu lêre Achillendûhte guot.

15070

er leite dar ûf sînen muot,

daz er behielte ir wîsen rât.

doch wizzent, daz er wîbes wât

vil unsanfte mohte doln.

im was als einem wilden voln,

15075

der gêt in sîner vrîheit.

daz dem ein zoum wirt an geleit

unde ein satel ûfe sich,

daz dunket in sô kumberlich,

daz er beswæret drumbe wirt,

15080

wan er der sprünge sîn enbirt

ungerne bî den stunden.

vil kûme er wirt gebunden,

wan er sîn ê was ungewon.

sus tete Achille diz gedon,

15085

daz er dâ wider sîner art

betwungen von der minne wart,

daz er wîbes bilde truoc.

er wart beswæret drumbe gnuoc

und muoste iedoch ez lîden.

15090

daz er dâ solte mîden

die vrevelîche tücke sîn

und tragen einer megde schîn,

daz gienc im an sîn herze.

iedoch twanc in der smerze,

15095

den er von der minne leit,

daz er den site dâ vermeit,

des er dâ vor gepflegen hete.

ouch lêrte in sîner muoter bete,

daz er behielt dô sîne zuht.

15100

er was ir werden lîbes fruht,

dâ von tet er, daz si gebôt.

zer megde was im alsô nôt

und zuo der clâren künigîn,

hæt er die lieben muoter sîn

15105

niht an ir gêret bî der zît,

si wære ân allen widerstrît

von im gezücket und genomen.

sîn kraft diu was sô vollekomen,

daz er âne ir aller danc

15110

die frouwen lûter unde blanc

wol gefüeret hæte dan.

dô sach er sîne muoter an

und wolte die niht swachen,

noch mit unzühte machen

15115

ir hôhen êre cleine,

reht als ein maget reine,

sus tet er und gebârte.

gelimpfes er dâ vârte,

der wîbes êren tohte.

15120

doch kunde er, noch enmohte

gebâren dâ sô rehte niht.

sîn ouge lieze diu gesiht

dick ûzer wege swingen.

nâch wildenclichen dingen

15125

wolt er ze balde schrîten,

sô hiez in Têtis bîten

und sprach im aber tougen zuo:

niht alsô wildeclîche tuo!

var unde wirp gefuoge!

15130

niht ûz dem wege luoge

und lâ dîn umbekapfen!

mit lîsen fuozstapfen

ganc für dich tougen unde slîch!

diu cleider edel unde rîch

15135

trag vorne mit der hende enbor,

daz si niht hangen in daz hor.

 

Frau Thetis übergibt Achill (in Frauenkleidern) Lycomedes

 

Mit disen worten unde alsô

wârens' in daz tempel dô

zuo der hôchgezît getreten,

15140

dâ Pallas inne mit gebeten

wart gerüemet harte vil.

ir wart dâ manic seiten spil

ze prîse erclenket lûte.

mit bluomen und mit krûte

15145

beströuwet was der esterich.

vil manic kerze wunneclich

bran ir ze lobe enwiderstrît.

nû man begienc die hôchgezît

und daz fest ein ende nam,

15150

Têtis diu frouwe lobesam

dô für den werden künic gienc,

der si gar minneclîche enpfienc

unde ir zuht und êre bôt.

ûz wîsem munde rôsenrôt

15155

sprach diu vil schœne wider in:

ûf gnâde ich, herre, komen bin

dâ her in iuwer eigen lant.

mich hât ein kumber ûz gesant,

den büezet iuwer tugent wol.

15160

helf unde rât ich suochen sol;

diu beidiu lânt mir werden schîn.

seht, herre, disiu tohter mîn,

diu gar ein vrechiu maget ist,

hân ich iu brâht ze dirre vrist,

15165

dur daz si kome in iuwer pflege

und ir si lêren alle wege

bescheidenheit und êre.

vil tiure und ouch vil sêre

wil ich iu muoten, herre, des.

15170

ir bruoder ist Achilles,

der vrevel ist und ellentrîch.

nû schouwent, wie gar im gelîch

diu sûberlîche maget sî.

swer nû in beiden wonte bî,

15175

der spurte an ir gelâze,

daz wol in einer mâze

wære ir zweiger bilde.

ir beider muot ist wilde,

daz schînet wol an ir getât.

15180

diu swester bî dem bruoder hât

gelernet vrevelichen varn,

dâ vor sô wil ich si bewarn

und behüeten gerne.

daz si die fuoge lerne,

15185

diu juncfrouwen schône stê,

dur daz bin ich her über sê

mit ir gestrichen, herre wert.

diu tumbe muotet unde gert,

daz si mannes site habe

15190

und mit ir bruoder als ein knabe

gienc birsen in die welde.

si wolte ûf einem velde

nâch eime tiere gerne jagen

und bogen unde pfîle tragen,

15195

dann under wîben sitzen.

mit kreften und mit witzen

hât si gestellet sich dar zuo,

daz si gelîch den frouwen tuo,

die sint genant Amazones.

15200

sam sich die vlîzent alle des,

daz si gewâpent rîten

und vehten unde strîten,

sus tete ouch gerne disiu maget:

des hân ich si dâ her gejaget

15205

und kûme des betwungen,

daz si bî disen jungen

megden hie belîben muoz,

biz ir mit zühten werde buoz

ir sites und ir wildekeit.

15210

wirt si ze schuole hie geleit,

sô lernet si vil manic tugent,

dâ mite ir leben unde ir jugent

geblüemet wirt nâch êren.

ich wil si heizen lêren

15215

wol næjen unde spinnen

und alles des beginnen,

daz hübescheit ist und gefuoc.

ich hân dâ mite kumbers gnuoc,

daz ir bruoder vehten wil:

15220

dâ von si vröuwelîchiu spil

und wîbes werc muoz trîben.

ist, daz ir si belîben

hie lâzent, werder künic hêr,

si wirt erhœhet iemer mêr

15225

an sælden unde an werdekeit.

sît daz man sprichet unde seit,

daz ir sint aller tugent rîch

und iu kein fürste sî gelîch

an êren unde an hovesiten,

15230

sô wil ich muoten unde biten,

daz ir die lieben tohter mîn

hie lânt belîben unde sîn

bî dirre stolzen megde schar,

unz si vergezze ir site gar

15235

und ir gebærde wildeclich.

ob ir des êrent hiute mich

und ir si lânt belîben hie,

sô wizzent, herre, daz mir nie

geschach sô liebe, noch sô wol.

15240

die wîle daz ich leben sol,

verschulde ich gerne die getât,

daz iuwer tugentlicher rât

die maget vor unzühten spar

und iemer si dâ vor bewar,

15245

daz si zuo dem mer iht gê,

sô von den Kriechen über sê

die kiele stôzen hie ze stade.

ich fürhte sêre, daz mir schade

vil lîhte an ir geschæhe.

15250

ob si diu schif gesæhe,

diu von dem lande kêrent her,

si füere enwec, des bin ich wer,

und müeste ich haben si verlorn.

vil werder künic hôchgeborn,

15255

dâ von beschirmet wol die maget!

si birset leider unde jaget

vil gerne z' allen stunden;

des lânt si werden funden

in stæteclicher huote gar,

15260

dur daz si zuo dem walde iht var

und iu dar ûz entrinne.

daz si næj unde spinne,

des si getriben lützel hât,

daz ist mîn bete und ouch mîn rât.

15265

Der künic Lycomêdes

sich vröute in sînem muote des,

daz er der êren wart gewis,

daz im diu frouwe Têtis

ir tohter lâzen wolte.

15270

in dûhte, daz er solte

dâ von getiuret iemer sîn,

daz ein sô werdiu künigîn

und ein götinne von dem mer

geruochte ir kint in sîne wer

15275

bevelhen unde antwürten.

ir ougen beide spürten

niht anders an Achille,

wan daz sîn reiner wille

und sîn gemüete gerte,

15280

dâ von er dô gewerte

die muoter sîn ir süezen bete.

erfüllet er vil schiere hete

ir willen unde ir muotes gir

und seite danc der êren ir,

15285

daz s' in dar zuo het ûz erkorn,

daz im ir tohter hôchgeborn

bevolhen würde in sîne pflege.

er sprach, er wolte ir alle wege

mit willen tuon daz beste.

15290

der künic tugentveste

begunde vrâgen si zehant,

wie geheizen und genant

ir schœniu tohter wære,

dô sprach diu wunnebære:

15295

si heizet Jocundille

und ist ir lîp Achille

sô gar gelîch an allen siten,

als ob si von im sî gesniten

und êrst ab im gehouwen.

15300

sus nam der künic die frouwen

und ir sun, als ich ez las,

der worden z' einer megde was,

und fuorte si mit im dar hein.

mit ganzen triuwen sunder mein

15305

bôt er in beiden hôhe zuht.

sich huop dâ fröude mit genuht

und hovelichez schallen

von den juncfrouwen allen,

die sîne tohter wâren.

15310

man sach si vrô gebâren

und üeben hôher wunne vil,

dur daz in aber ein gespil

was geschicket in ir schar.

si liefen algelîche dar

15315

und umbestuonden si zehant.

ir schœnen lîp und ir gewant

durlobten si besunder

uns sâhen z' einem wunder

die clâren Jocundillen an,

15320

diu dâ von eime jungen man

gebildet z' einer megde was.

ûf si wart in dem palas

ein luogen unde ein warten.

die megde ir alle zarten

15325

begunden unde muosten jehen,

daz von in würde nie gesehen

kein maget sô lûterbære,

diu zuo den brüsten wære

sô wît und alsô rehte breit,

15330

sô diu juncfrouwe vil gemeit.

Si wart dâ wol geprîset

und in ein lop gewîset,

daz hôhen êren wol gezam.

ouch schein ir lîp sô lustsam

15335

und alsô gar liutsælic,

daz die juncfrouwen alle sich

von rehte ir lobes vlizzen.

vür wâr sult ir daz wizzen,

daz ir dekeine schœner was.

15340

Dêîdamîe, als ich ez las,

diu truoc ir aller wunne kranz,

doch was ir lîp kûm alsô glanz,

sô der juncherre Achille,

der sich dâ Jocundille

15345

geheizen hete bî der zît.

umb in huop sich dâ michel strît,

welch frouwe in haben solte.

ir iegelîchiu wolte,

daz er würde ir trûtgespil.

15350

si tâten als dâ tûben vil

wont bî ein ander eteswâ,

kumt under si ein vremdiu dâ

geflogen und gegangen,

si wirt vil schône enpfangen,

15355

wan si loufent alle dar

und umbestânt si mit ir schar

gemeine und albesunder.

si lânt gedœnes wunder

dâ schellen unde erliuten.

15360

ir kôsen unde ir kiuten

wirt mit ir vil manicvalt.

ze jungest einiu mit gewalt

si füeret ûz in allen,

der ist sô wol gevallen

15365

beid ir gebærde und ir getât,

daz si mit ir ze neste gât

und sich zuo ir gesellet.

sus wart ouch umbestellet

diu vremde Jocundille gar

15370

von dirre kiuschen megde schar,

die zuo ir alle giengen

und si lieplîche enpfiengen

mit rede und mit gebâre.

ze jungest nam diu clâre

15375

Dêîdamîe bî der hant

die stolzen maget unbekant

und fuorte si besunder.

si treip mit ir ein wunder

geriunes unde wart iesâ

15380

mit worten ir sô heimlich dâ,

daz si gelobten beide

bî triuwen und mit eide,

daz si gespilen wæren

und allen valsch verbæren,

15385

der lîp und êre swachet.

ein sicherheit gemachet

wart under in mit stæter craft

und ein sô ganz geselleschaft,

daz nieman schiede ir zweiger dinc:

15390

des vröute sich der jungelinc,

der einer megde bilde pflac.

sîn leben und sîn wunne lac

gar an Dêîdamîen,

dâ von er sich dâ vrîen

15395

wolt ir geselleschefte niht.

sîn herze truoc die zuoversiht,

si gæbe sîme leide ein zil;

dar umbe er dô wart ir gespil

und ir geselle gerne.

15400

si was im ein luzerne

des herzen und der ougen.

daz hal er doch sô tougen,

daz nieman dâ wart innen,

daz er si wolte minnen.

15405

Nû daz er sus gesellet wart

der megde junc von hôher art

und der vil clâren künigîn,

dô nam Têtis diu muoter sîn

urloup ze Lycomêde.

15410

gnâd unde danc die bêde

seit im daz hôchgeborne wîp.

ir wunneclichen sunes lîp,

der Jocundille was genant,

bevalch si tiure sîner hant

15415

und sîner küniclichen wer.

si kêrte balde zuo dem mer

und îlte dannen schiere.

den kreiz und die rifiere,

dar inne ir sun beliben was,

15420

slôz si ze herzen unde las

vür al die welt besunder.

rîlicher sælde ein wunder

und êren manger hande

wart von ir dem lande

15425

gewünschet bî der stunde.

mit herzen und mit munde

die göte si vil tiure bat,

daz si der ûz erwelten stat,

der si bevolhen het ir kint,

15430

gelückes vil ân underbint

zuo sîgen und zuo fliezen

von ir gewalte liezen

und iren sun dar inne

vor allem ungewinne

15435

geruochten vristen unde sparn

und vor den kielen dâ bewarn,

die dar von Kriechen füeren.

heim schiffen unde rüeren

begunde si geswinde

15440

und fuor mit ir gesinde

ze lande bî den stunden.

mit senedes herzen wunden

was Achilles dort beliben.

Dêîdamîe wart geschriben

15445

mit ganzer stæte in sînen muot.

er meinte si vür allez guot

und was ir holt von grunde.

er womte z' aller stunde

der schœnen missewende vrî

15450

gern unde willeclichen bî.

An ir lac sînes lîbes trôst.

in twanc dar ûf der minne rôst,

daz er ûz der frouwen schar

nam dekeiner megde war,

15455

wan eht ir aleine.

mit herzeclicher meine

wart ir sîn lîp gevære.

ir iegelîchiu wære

vil gerne worden sîn gespil

15460

und hete nâch im krieges vil,

dar ûf enahte er niht ein hâr.

er leite dar ûf sînen vâr

und alles sînes herzen ger,

daz Dêîdamîe und er

15465

besunder sament wæren

und er die wunnebæren

vünd alters eine dicke.

er leite ir sîne stricke

mit herzen und mit ougen,

15470

daz er si kunde tougen

erværen unde liute bar.

ouch nam diu minneclîche war

mit triuwen sînes lîbes.

sît daz er eines wîbes

15475

und einer frouwen bilde truoc,

sô was ir daz gemæze gnuoc,

daz si geselleschaft im büte.

daz sîn gemüete in leide süte

nâch ir und nâch ir minne,

15480

daz was der küniginne

vil gar ein wildez mære.

si wânde, daz er wære

ein einvaltigiu tohter.

von dirre sache mohter

15485

deste baz ir wonen bî,

wan si wart sîn ungerne vrî

den âbent und den morgen vruo.

si trat im unde sleich im zuo

mit willeclichem muote;

15490

daz selbe tet der guote

mit liuterlichen triuwen ir.

sus truogen holdes herzen gir

z' ein ander disiu beide.

doch was ein underscheide

15495

ir zweiger minne dô gegeben.

ir liebe diu wart underweben

mit ungelîchem willen.

DêîdamîeAchillen

einvalteclîche meinte,

15500

si truoc im unde erscheinte

der triuwen und der minne vil,

diu z' einer frouwen ir gespil

sol in geselleschefte hân.

seht, alsô was dô niht getân

15505

diu minne, der Achilles pflac.

swaz liebe in sînem muote lac,

diu schein geliutert als ein golt.

er was ir in der mâze holt

mit herzen und mit lîbe,

15510

als einem lieben wîbe

sol ein man von rehte sîn.

solch minne was der künigîn

gar seltsæn unde wilde.

si truoc sîn wîplich bilde,

15515

daz si gesworen hæte des,

daz der juncherre Achilles

ein maget lûterbære

und ein juncfrouwe wære.

Dâ von si nie von im geflôch.

15520

diu frouwe von gebürte hôch

wonte im alle stunde bî.

si was vor ungemüete vrî

unde er senender sorgen rîch:

ir leben daz was ungelîch

15525

unde ir wille und ir gedanc.

sîn senedez ouge sich erswanc

an der vil clâren dicke.

und swenne er sîne blicke

verliez an si besunder,

15530

sô wart im ie dar under

sîn varwe missehandelt.

sus unde sô verwandelt

wart sîn wunneclicher schîn.

daz fiur im in dem herzen sîn

15535

tac unde naht wiel unde sôt.

daz kunde sîn antlitze rôt

wol machen unde verwen

und aber denne gerwen

in bleichen unde in trüeben glast.

15540

ez was der sorgen überlast,

daz er ir niht getorste clagen,

daz er sô grimme swære tragen

muoste dur si z' aller stunt.

möht ir sîn ungemüete kunt

15545

von sînem munde worden sîn,

daz hete im sînes herzen pîn

geringet harte sêre.

nû was der vrouwen êre

sô grôz und des juncherren zuht,

15550

daz er niht sîne jâmersuht

ir künden wolte, noch ensparn.

er lie sîn ougen dicke varn

hin an die maget wol gestalt

und wart dar under nie sô balt,

15555

daz er nâch sînes herzen gir

sîn leit getörste clagen ir.

 

Achill leidet unter seiner Liebe zu Deidamia

 

Er het ê die getürstekeit,

daz er mit grimmen löuwen streit,

und was nû worden von der scham

15560

sô blûc und alsô vorhtesam,

daz er niht einer megde guot

getorste künden sînen muot

und sînes herzen ungemach.

an einem tage ez sô geschach,

15565

daz er nâch ir begunde senen

und aber sich ûf jâmer wenen

dur die juncfrouwen reine.

ze herzen und ze beine

ir minne im alze nâhe gienc.

15570

daz houbet er dâ nider hienc

und saz beswæret bî der vrist.

reht als ein man, der trûric ist,

alsô kund er gebâren.

sîn ougen trüebe wâren

15575

und sîn antlitze erblichen.

nû kam für in geslichen

Dêîdamîe tougen

und sach im under ougen

lieplîche bî der stunde.

15580

mit rôsenrôtem munde

sprach diu vil clâre wider in:

gespil, waz meinet, daz dîn sin

bekümbert ist sô rehte gar?

ein trüebe antlitze missevar

15585

daz biutest dû mir unde gîst.

ich wæne, dû beswæret sîst

dur dîne muoter ûz erwelt.

nâch ir dîn herze sich verquelt

und ist nû vröuden worden vrî.

15590

daz dû niht solt ir wonen bî,

daz ist dîn grœstiu swære.

ob si dir nâher wære

den âbent und den morgen,

so enhætest dû niht sorgen

15595

und wære dîn gemüete vrô.

der rede gap antwürte dô

mit sorgen ir der jungelinc.

er sprach: dû merkest mîniu dinc

reht unde schône, trût gespil.

15600

ich hân dar umbe leides vil,

daz ich der muoter sol enbern,

diu mich hie vröuden solte wern

und inneclicher triuwe.

mîn jâmer und mîn riuwe

15605

sint bitter unde swære,

wan ich ir gerne wære

nâh unde herzeclichen bî.

sol ich ir lange wesen vrî

und iren trôst vermîden,

15610

weizgot, sô muoz ich lîden

den grimmen angestbæren tôt.

kein blî sô vaste nie gesôt

ûf einer heizen glüete,

sô starke mîn gemüete

15615

nâch ir siudet alle stunt.

an vröuden wirt mîn herze wunt,

swenn ich ir hie niht schouwe:

wan ez enwart nie vrouwe

sô sælic, sô mîn muoter.

15620

ir lîp rein unde guoter

ist edel unde wunnevar.

swie si mich seneder nôt gebar,

dar în ich von ir schulde kam,

doch kan ich ir niht werden gram

15625

und muoz ir holt von grunde sîn.

si liebiu süeziu trœsterîn,

an der ich wandel nie gesach,

erkande si mîn ungemach

und al mîn jâmer, daz ich dol,

15630

sô triuwe ich ir genâden wol,

daz si mîn ungemüete

mit reiner tugent güete

geruochte stillen alzehant.

mir würde trôst von ir bekant,

15635

solt ich ir nâch dem willen mîn

heimlicher unde næher sîn.

 

Die rede treip Achilles.

er jach der minneclichen des

vür ein gewislich mære,

15640

daz sîn gemüete wære

nâch sîner muoter ungemeit.

ouch het er wâr dar an geseit,

daz er betrüebet was nâch ir.

an ir lac sînes herzen gir

15645

und sîn bestiu zuoversiht.

iedoch meint er die muoter niht,

diu sînen werden lîp getruoc:

er meinte die juncfrouwen cluoc,

diu mit ir lîbe wunnevar

15650

ein niuwez leben im gebar

und im sîn altez bilde

gemachet hete wilde,

als ez der minne kraft gebôt.

si was ein muoter sîner nôt

15655

und der figûren wîplich,

in die verwandelt hete sich

sîn vrecher lîp vil unverzagt.

hæt er die keiserlichen magt

niht beschouwet, noch besehen,

15660

sô künde niemer sîn geschehen

an im daz wunderlîche dinc,

daz sich der starke jungelinc

gecleidet hæte in wîbes wât.

ez was ir schult und ir getât,

15665

daz er sich wîplich schouwen liez:

dâ von si wol ein muoter hiez

des bildes und des lebetagen,

den er dur si begunde tragen

und an sich nam in blüender jugent.

15670

in hete ir clârheit unde ir tugent

gestalt nâch einem wîbe,

des sprach er von ir lîbe,

daz er nâch sîner muoter lite

swær unde riuwelîche site.

15675

Alsô truoc er die reinen,

daz er si wolte meinen

sus z' einer muoter wolgetân.

wie mohte des getriuwet hân

diu kiusche wandels vrîe?

15680

nû daz Dêîdamîe

den knaben sus beswæret vant,

der Jocundille was genant

unde Achilles hiez dô vor,

dô wolte in ûz der sorgen spor

15685

diu minneclîche füeren hin.

diu reine süeze diu nam in

mit blanker hende wol getân.

wol ûf, sprach si, wir müezen gân

ze velde mit ein ander.

15690

dâ singet der galander

und diu liebe nahtegal.

waz ob ir wunneclicher schal

dîn ungemüete swachet.

sô dur dîn ouge lachet

15695

vil manic bluome in dînen muot

und des vil liehten meigen bluot

gelpf in dîn herze glîzet,

sô swindet unde slîzet

dîn ungemüete garwe

15700

von manger hande varwe,

die man dâ schouwet ûf dem plân.

wer solte alsus beswærde hân

dur sîner muoter willen!

dich schœnen Jocundillen

15705

sol man niht vinden ungemeit.

mit disen worten überstreit

diu clâre den getriuwen,

daz er sich dâ von riuwen

begunde scheiden bî der zît.

15710

ûf einen plân grüen unde wît

si giengen z' einer ouwe,

diu mit des meien touwe

vil sanfte was erfiuhtet

und wunneclich erliuhtet

15715

stuont mit bluomen und mit grase.

ir ougen bar der grüene wase

süez unde senfte weide

mit aller hande cleide,

daz herze fröuwet unde sin.

15720

si giengen zuo den boumen hin

und brâchen wol geblüemtiu rîs,

mit den wart in dô manic wîs

vil sanfte und inneclichen wol.

daz rîs blüet unde loubes vol,

15725

daz Achilles danne truoc,

daz huop er ûf lîs unde sluoc

ez ûf Dêîdamîen.

die kiuschen wandels vrîen

traf er dâ mit dem aste,

15730

iedoch ruort er niht vaste

noch ze sêre si dâ mite.

er sluoc si nâch der liute site,

die vol trûtschefte steckent

und sich mit liebe zeckent,

15735

nâch dem si tougenlichen quelnt.

sô si vor schame ir leit verhelnt

und ez mit rede niht enklagent,

sô zeigent si doch unde tragent

daz werc und die gebærde,

15740

dâ bî man die beswærde

der minne kiesen müeze:

dar umbe ouch dirre süeze

und dirre werde jungelinc

tet vil ofte manic dinc,

15745

dâ bî diu reine guote

wol mohte in irem muote

gemerket hân die trûtschaft,

mit der sîn herze was behaft

verborgenlichen alle stunt.

15750

wie solt ir aber werden kunt

diu tougenlîche minne sîn,

sît daz diu werde künigîn

des wânde, daz er wære

ein maget wunnebære.

15755

Der schœnen wâren sîniu dinc

ein tougenlicher hælinc

und ein verborgenlich geschiht:

dâ von enwiste si des niht,

daz er nâch ir minne ranc.

15760

ob ir mit worten sîn gedanc

wære entslozzen und geseit,

im hæte lîhte sîniu leit

geringet diu getriuwe maget.

nû was an schame alsô verzaget

15765

daz herze und daz gemüete sîn,

daz er mit rede sînen pîn

niht getorste künden ir.

er wolte ir sînes herzen gir

entsliezen mit gebâre,

15770

dâ von sluoc si der clâre

des mâles mit dem rîse

und traf si doch sô lîse,

daz ir der slac tet sanfte wê.

dâ nider ûf den grüenen clê

15775

warf si der knappe spæhe.

als ez dur schimpf geschæhe,

sus leite er ûf ir brüstelîn

die linden blanken hende sîn

und wart denn iemer alsô rôt

15780

und alsô bleich von sender nôt,

daz ez der minne wol geviel.

sîn herze in ungemüete wiel

unde in grimmer nœte starc,

daz er mit rede alsô verbarc,

15785

daz si niht mohte wizzen,

daz er sô gar verflizzen

was ûf ir minne tougen.

er tet ir mit den ougen

und mit der wîzen hende sîn

15790

als inneclîche tücke schîn,

daz si wol mohte hân gesehen,

daz im unsanfte was geschehen

von ir und von ir lîbe.

dô was eht einem wîbe

15795

sîn clârez bilde sô gelîch,

daz diu juncfrouwe tugentrîch

getriuwen mohte niht, daz er

ûf si trüeg eines mannes ger.

Swaz schimpfes er mit ir begienc,

15800

den nam diu sælic unde enpfienc

vür guot von im spât unde fruo,

noch het arcwânes niht dar zuo,

daz er mit ir was gemelich.

dô si gefröuten sament sich

15805

ûf der plânîe lange

und von der vogele sange

ein hôchgemüete enpfiengen,

dô kêrtens' unde giengen

mit ein ander wider hein

15810

und kâmen des beid über ein,

daz er si lêrte künste vil.

er sprach, mîn liebe trûtgespil,

ich wil dich underwîsen des,

daz mich dâ lêrte Achilles,

15815

dô wir ein ander wâren bî.

waz lîren unde harpfen sî,

daz solt dû künnen, werdiu fruht.

ich lêre dich sîn die genuht,

wan ich kan ir beider vil.

15820

hie mite er si dô seiten spil

begunde lêren alzehant.

dô sich ir lîp des underwant,

dô gienc ez wol ze handen ir.

si wart mit reines herzen gir

15825

wol harpfend, als er wolte.

swenn er si lêren solte

die seiten mit den henden

berüeren unde wenden,

sô leite er dar ûf sînen vlîz,

15830

daz im ir cleinen vinger wîz

ze râme kæmen eteswie

und er gedrücken möhte die

nâch sînes herzen luste.

güetlichen er si kuste

15835

ze miete und z' einem lône,

sô si geharpfet schône

und lobelichen hæte.

als er ez drumbe tæte,

daz si gelernet hete wol,

15840

sus wart ir munt heiz als ein kol

von im geküsset denne.

ouch kuste er eteswenne

ir hende lûter unde weich.

er lêrte singen einen leich

15845

die clâren küniginne.

dâ wart Achilles inne

gerüemet bî der stunde.

er selbe von ir munde

mit sange wart geprîset.

15850

er hete si bewîset

vil schiere manger fuoge.

tenz unde noten gnuoge

begunde er si dô lêren.

ouch wart er von der hêren

15855

dar ûf gereizet und gemant,

daz wîplich werc von sîner hant

dâ wart getriben und getân.

si sprach: sît ich gelernet hân

wol harpfen unde lîren,

15860

sô ensolt ouch dû niht vîren

noch müezic sitzen, trûtgespil.

vil gerne sol ich unde wil

dich lêren des beginnen,

daz dû wol künnest spinnen

15865

und næjen hovelîche.

sus nam diu tugentrîche

ir sîden unde ir tuoch herfür.

den jungelinc von hôher kür,

den lêrte si dâ næjen

15870

und ûzer vlahse dræjen

vil manigen vaden vil geslaht.

ein kunkel diu wart im gemaht,

ab der span er dâ cleinez garn.

er muoste nâch der mâze varn,

15875

daz niht der vaden würde grôz,

und als in denne des verdrôz,

sô warf er zuo der wende

unwirslîch ûz der hende

beidiu kunkel und gespunst.

15880

wan in began wîplicher kunst

zehant verdriezen und beviln.

wol ûf, sprach er, wir müezen spiln

iht anders, tugentrîchiu maget.

diz werc mir sêre missehaget,

15885

ichn mac niht langer spinnen.

wir sulen hie gewinnen

ein ander an vil manigen biuz:

her ûf ein bret drî würfel schiuz!

dâ pflegen kurzewîle mite

15890

nâch zweiger jungen megde site

und lâzen spinnen altiu wîp!

wer solte quelen sînen lîp

mit sus getâner arebeit?

sus wurden würfel dar geleit

15895

und ein bret schœn unde sleht,

ûf dem der wunneclîche kneht

dâ spilte mit der künigîn

eintweder umbe vingerlîn

od umbe senfte biuze.

15900

mit worten ich entsliuze

ir leben unde ir wunnespil.

schimpflicher kurzewîle vil

triben si spât unde vruo.

er sprach ir eteswenne zuo

15905

lieplîche sunder lougen:

lâ sehen, ob dîn ougen

sint lûter oder mîniu.

mich dunket, daz dir dîniu

sint vil wunneclicher var.

15910

hie mite blicte er denne dar

in ir ougen unde kôs

daz wilde wunder endelôs,

daz von lebender minne

versigelt was dar inne

15915

und im sîn herze mahte wunt.

ouch maz er dicke sînen munt

z' ir munde rœselehte,

ob er im stüende rehte

und alsô minneclîche als ir.

15920

swenne er dâ nâch sîner gir

in ir ougen sich ersach,

sô wizzent, daz im wol geschach

und daz im wart sô sanfte nie.

vil manigen siufzen er dô lie,

15925

der ûz des herzen grunde sleich.

er wart dô von geluste bleich

und aber denne rôsenvar:

sô sach diu sælig iemer dar

und dâhte denne tougen:

15930

waz meinet, daz mîn ougen

sô dicke schouwet mîn gespil?

si luoget an mich harte vil

und ist mir alze gerne bî.

mich wundert, waz der mære sî,

15935

daz si mich alsô gerne siht.

und wære si ein maget niht,

ich möhte denken, daz ir lîp

mich wolte meinen, als ein wîp

gemeinet wirt von einem man,

15940

der si von grunde meinen kan

und si von herzen triutet.

si gît mir unde biutet

oug über ouge z' aller stunt,

als ob ir sî daz herze wunt

15945

von seneclicher swære.

sus kan diu wunnebære

vil manigen siufzen lâzen

und wil sich des niht mâzen,

daz man dâ küssen heizet.

15950

si locket unde reizet

mich vil ofte zuo dem zil,

daz ich nâch herzeliebe quil.

Seht, alsô was diu guote

in herzen unde in muote

15955

verdâht in manger stunde,

dur daz der senewunde

juncherre si sô gerne sach.

er leit dur si grôz ungemach,

als ez der minne kraft gebôt.

15960

ouch tet ez im entriuwen nôt,

daz an ir dô sîn leben lac,

sît daz er kurzewîle pflac

mit ir, swie dicke er wolte.

swaz liebe heizen solte,

15965

daz treip er mit der reinen,

wan eht des alters einen

daz niht diu schœne wart sîn wîp.

er umbevienc ir kiuschen lîp,

und kuste ir ougen unde munt:

15970

dâ von sîn herze wart enzunt

nâch ir liebe deste mê.

im tet wol tûsentstunt sô wê,

daz im diu schœne wonte mite,

denn ob diu reine wol gesite

15975

von im gewesen wære.

iedoch was im diu swære

vil süeze, diu sîn herze truoc.

in dûhte senftebære gnuoc,

swaz er an sich beswærde las.

15980

ie næher im diu guote was,

ie vaster im sîn herze bran.

des werkes er dâ niht began,

daz an der süezen minne lac.

er wielt des schimpfes unde pflac,

15985

der liep ze liebe reizet

und sêre triuten heizet:

dâ von was im, geloubent mirs,

nâch der vil clâren deste wirs

und deste nœter alle zît.

15990

ein strô, daz bî dem fiure lît,

daz wirt enzündet sanfter an,

denn ob ez verre dort hin dan

von im gelegen wære:

sus wirt ein senendære

15995

von seneclicher marter

enbrennet deste harter,

daz im sîn liep wont nâhe bî

und er doch sîner minne vrî

dar under muoz belîben.

16000

swaz er mit im getrîben

mac von schimpflicher sache,

daz wirt im z' ungemache

verkêret alle stunde:

ein marterlîchiu wunde

16005

wirt im sîn gemellich gebâr,

wenn er daz spil süez unde clâr

vermîdet, des sîn herze gert.

ich meine, daz er niht gewert

der wâren süezen minne wirt,

16010

diu vollekomene vröude birt

dem herzen und der andâht.

swâ niht diu liebe vollebrâht

mac werden mit getæte,

dâ wirt diu vröude unstæte,

16015

der man dâ mit gebærde pfligt:

wan si den schimpf dâ wider wigt

mit ernestlicher siure.

doch ist alsô gehiure

lieplich gebærde ân alle tât,

16020

daz man den kumber gerne hât,

den si dâ gît spât unde vruo,

swie rehte wê si dicke tuo,

sô dunket si doch süeze gar:

des wart Achilles wol gewar

16025

bî sîner frouwen ûz erkorn.

er wolte ungerne hân verlorn

swær unde kumberlichen pîn,

dur daz er die gebærde sîn

het ouch vermiten gegen ir.

16030

sîn wille und sînes herzen gir

gereinet wurden von der nôt,

daz sîn gemüete in leide sôt

unde in jâmer alle tage.

daz er dur si truoc senede clage,

16035

dâ von was ir sîn herze holt.

als in der gluot ein edel golt

wirt von hitze lûtervar,

sus wart sîn edel herze gar

von seneclicher swære

16040

an triuwen lûterbære

und âne mein erkennet.

sîn valsch wart ûz gebrennet

in heizer minne fiure.

diu bitterliche siure,

16045

diu sîn lîp truoc unde hete,

diu was im süezer denne mete

und dûhte in alsô milteclich,

daz er vil kûme hæte sich

geloubet der gebærde,

16050

von der im grôz beswærde

und ein vil jâmerhaftez leben

sîme herzen wart gegeben.