BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Würzburg

um 1225 - 1287

 

Der Trojanerkrieg

 

Das Bacchusfest

Achills Liebespein. Das Fest zu Ehren des Bacchus.

Die Rede der Festpriesterin. Achill verführt Deidamia.

 

16053 - 17340

 

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Swie vaste er kumberhaft beleip

dur mangen schimpf, den er dâ treip

16055

mit sîner vrouwen wol gesite:

doch was im alsô wol dermite,

daz er niht drâne wolte sîn.

in dûhte sînes herzen pîn

ein wunneclîchiu sache.

16060

hin z' einem clâren bacge

si zwei vil ofte giengen,

dar în si beide hiengen

ir füeze, des geloubent mir.

 

Achill spielt mit Deidamia am Bach

 

lâ sehen, sprach er danne z' ir,

16065

ob dîniu bein iht liuhtent wîz.

sus leite er dar ûf sînen vlîz,

daz er gesæhe ir hiute schîn.

er huop ûf mit der hende sîn

der wunneclichen daz gewant

16070

und greif ouch dar nâch mit der hant,

swar in geluste bî der stunt.

nû seht, ob er niht möhte wunt

von dem gebâre werden.

und solte ein man ûf erden

16075

von keime dinge siechen,

sô möhte ouch wol dem Kriechen

von dirre sache wê geschehen.

si liez in handeln unde sehen

ir linden und ir blanken lîp

16080

und wart dar under niht sîn wîp,

noch sîn âmîe denne:

des wolte im eteswenne

zerspalten sîn daz herze

und was iedoch sîn smerze

16085

gemischet mit der süezikeit,

daz er die nôt vil sanfte leit,

die sîn gemüete danne enpfienc.

sîn lieht erlasch im und zergienc

vor liebe in sînen ougen:

16090

sô wol tet im daz tougen

sîn kumberlichez ungemach.

er lie vil siufzen unde sprach

der minneclichen denne zuo:

ichn weiz, waz ich dar umbe tuo,

16095

daz ich dir bin sô rehte holt.

vür wâr dû mir gelouben solt,

wær ich ein man, des ich niht bin,

ich wolte lîp, herz unde sin

an dich mit stæte kêren,

16100

wan dû mich kundest lêren

der fröuden und der sælden hort.

dîn lîp, dîn werc und dîniu wort

gezieret sint mit reiner tugent

sô wol, daz keiserlîchiu jugent

16105

nie baz mit êren wart becleit.

der Wunsch der ist an dich geleit

und alles heiles übermez,

dâ von sô muoz mich riuwen ez,

daz ich niht mannes bilde hân,

16110

old aber dû niht bist getân

als ein juncherre, trûtgespil,

dur daz wir hôher wunne vil

mit ein ander solten haben.

wær ich gebildet z' eime knaben

16115

old aber dû, vil reiniu fruht,

daz würde uns ein vil grôz genuht

an fröuderîchen sachen.

hey, kunde ich daz gemachen

und wol gebringen über ein,

16120

daz unser einiu von uns zwein

würd ein liutsælic jungelinc,

sô möhten wir der minne dinc

nâch wunsche wol getrîben.

an herzen unde an lîben

16125

würd uns ein wunneclichez leben

von lieben dingen hie gegeben.

Alsô getâne tegedinc

der hovelîche jungelinc

gap der getriuwen unde bôt:

16130

des wart diu liebe schamerôt,

als ez gebôt ir kiuscher sin.

bliuclichen sprach si wider in:

dû redest, daz mir grûset.

ein tumber sin gehûset

16135

hât bî dir, gespile mîn.

möht aber des kein rât gesîn,

diz wunder müeste an uns ergân,

daz unser einiu solte hân

menlichez bilde ân allen haz,

16140

sô gunde ich dir sîn verre baz,

denn ich ez selbe trüege.

mich dûhte an dir gefüege,

daz dû soltest sîn ein man.

dir stüende ritters orden an

16145

vil baz, denn ez mir tæte.

swer dich in mannes wæte

solte schouwen unde sehen,

der müeste ân allen zwîvel jehen,

dû trüegest einen vrechen lîp

16150

und wærest niender als ein wîp

gestellet noch gebildet.

swie vaste dir entwildet

sî menlicher orden,

doch bist dû sêre worden

16155

eim ûz erwelten man gelîch.

alsam ein ritter ellentrîch

bist dû gar wît zen brüsten.

dich möhte wol gelüsten,

daz dû soltest als ein man

16160

harnasch und îsen füeren an.

Mit selhen worten unde alsô

wart von in getriben dô

diu zît und ouch diu stunde hin.

si beidiu pflâgen under in

16165

geselleschefte ein wunder

und hal iedoch dar under

daz leben sîn Achilles,

sô daz er nie gedâhte des,

daz er truoc mannes orden.

16170

ze jungest was dâ worden

sîn tougenheit schier offenlich.

nû hœrent, wie daz hüebe sich,

daz er ze melde kam iesâ.

sich huop ein spil des mâles dâ,

16175

daz an dem vierden jâre

wart ie begangen zwâre

dem gote z' einen êren,

der wîn begunde mêren

von êrst in allen kreizen.

16180

Bâchus er was geheizen

und schein sîn lop breit unde wît.

swer vaste luodert alle zît,

der lebte gar in sîme gebote.

der tac, dar inne er z' eime gote

16185

ûf erden was enpfangen,

der wart dâ wol begangen

mit ezzen und mit tranke.

diz nam er dâ ze danke

und z' einem hôhen prîse.

16190

man vleiz sich guoter spîse

und süezer wîne zuo dem spil.

der wart dâ beider harte vil

verswendet und verdœset.

geblüemet und gerœset

16195

wart dâ krenze vil gesehen.

ich hœre sprechen unde jehen,

daz man die selben hôchgezît

ze walde ûf einem plâne wît

begienge unmâzen schône.

16200

von wilder vogele dône

wart si dô wol besungen.

die clâren und die jungen

megde wunneclichgevar

die kâmen ûz dem hove dar

16205

ze dirre hôchgezîte grôz:

des wol der jungelinc genôz,

der einer frouwen bilde truoc.

dâ wart sêr unde vaste gnuoc

geboten und gebannen,

16210

daz sich dô von den mannen

diu wîp dâ sunder schieden.

ein brâten unde ein sieden

huop sich in dem gevilde.

von zame und ouch von wilde

16215

wart dâ gekochet wunder.

die frouwen sich besunder

gezogen heten bî der zît

ûf einen plân grüen unde wît,

der was becleidet wol mit grase.

16220

der selbe wunneclîche wase

rîlîche stuont gezieret dâ.

wîz, brûn, gel, rôt, grüen unde blâ

was er von gelpfer blüete,

diu von des meigen güete

16225

was in daz gras gemischet.

erfiuhtet unde erfrischet

stuont er mit süezem touwe.

in der geblüemten ouwe

vlôz vil manic brunne kalt

16230

und gienc dar umbe ein hôher walt,

der an diu wolken reichte

und sich ze berge leichte

mit esten und mit rîse.

sô rehte lûte wîse

16235

diu vögellîn dâ sungen,

daz in die lüfte clungen

ir stimme und ir gedœne.

vil gar unmâzen schœne

was diu waltriviere,

16240

dar în diu frouwen schiere

z' ir spil begunden gâhen.

kein lebender man genâhen

den wîben dâ getorste.

si muosten in dem vorste

16245

besunder sîn gescheiden.

der orden wart in beiden

mit kreften ûf gesetzet hie,

sô man daz selbe spil begie.

 

Nû daz die frouwen alle

16250

zuo dirre fröuden schalle

dar in den walt bekâmen,

dô sach man si dâ râmen

vil maniger hande wunne zils.

diu priesterîn des selben spils,

16255

diu der hôchgezîte wielt,

diu fuorte sunder unde schielt

die frouwen alle nâch ir ger.

si sprach: ist ieman komen her,

der eines mannes zeichen trage,

16260

der strîche fürder ûz dem hage

und île von uns frouwen,

wan er sol uns niht schouwen,

sô wir hie trîben unser spil.

von schulden muoz ich unde wil

16265

mîn gebot und mînen ban

hie künden über alle man,

die sich under uns versteln

und sich in wîbes bilde heln

verborgenlichen wellen.

16270

ich wünsche, daz si vellen

müez ein unsælic râche.

des wînes got, her Bâche,

des tac wir hiute hie begân,

der wil des z' eime rehte hân,

16275

daz under uns kein man bestê,

die wîle man sîn fest begê

und sîner hôchgezîte schimpf.

in dûhte ein michel ungelimpf,

daz man bî frouwen wæren

16280

und niht ir lîp verbæren,

sô man hie festivierte.

der rede tougen smierte

Achilles der vil guote

und dâhte in sînem muote:

16285

swie vaste ez hie verboten sî,

daz man niht sî den frouwen bî,

doch wil ich under in bestân

und mit in kurzewîle hân

von aller hande wunne spil.

16290

mîn leben ich hie wol verhil

und mannes orden under in,

sît ich von in gesehen bin

für eine maget wunneclich.

alsus gedâhte wider sich

16295

der jungelinc vil wol gesite

und was im sanfte gnuoc dâ mite,

daz er bî frouwen reine

belîben mohte aleine,

dô von in verre dort hin dan

16300

getriben wurden alle man.

Ez dûhte in ein gelücke hôch.

nû von den frouwen dô geflôch

enwec ein iegelicher man,

dô wart daz spil gevangen an

16305

mit fröuden und mit schalle.

die werden frouwen alle

begunden kurzewîle hân

und ir hôchgezît begân,

als in ir priesterîn gebôt.

16310

man briet in wunder unde sôt

von spîse manger slahte.

in wart dâ manic trahte

vür gesetzet und geleit.

ein tisch wart in zehant bereit,

16315

dar über si dâ sâzen.

si trunken sêre und âzen

und wâren mit ein ander vrô.

man schancte in unde gap in dô

mete, môrat unde wîn.

16320

swaz eht ein wirtschaft mac gesîn

von zame und ouch von wilde,

des wart ein grôz unbilde

getragen für die megde clâr.

si triben stille und offenbâr

16325

vröud unde wunneclichen spot,

dâ mite wart des wînes got

geprîset und gerüemet.

ein schapelîn geblüemet

unde ein kranz geloubet

16330

het ûf ir werdez houbet

geleit ein iegelîchiu maget.

dâ wart gesungen und gesaget,

geharpfet und gelîret.

daz spil wart dâ gevîret

16335

mit tenzen und mit reigen.

ouch wart in von dem meigen

gesant rîlîchiu stiure.

diu wise und diu plâniure

mit boumen umbetüllet,

16340

die wurden schône erfüllet

mit wilder vogele sange

und von der stimme clange,

diu von der frouwen munde

gie bî der selben stunde.

16345

Sich huop dâ wunneclicher schal.

des küniges tohter über al

ir spil begunden gesten

mit wol geblüemten esten

schuzzens' über sich enbor.

16350

diu verre schôz in allen vor,

der wart mit lobe gedanket des.

und iemer swenne Achilles

ein rîs dâ brechen solte,

dâ mite er schiezen wolte

16355

behendeclichen zuo dem zil,

sô roufte er ganzer boume vil

mit wurzeln ûz der erden,

mit den sô muoste werden

von im geschozzen danne.

 

Für Deidamia reißt Achill einen Baum mitsamt den Wurzeln aus

 

16360

er schuof, daz in dem tanne

gerüemet wart sîn junger lîp.

die frouwen und diu werden wîp

die lobten in besunder

und sâhen in ze wunder

16365

ie vaster unde ie vaster an.

swes iegelicher dô began

von manger hande wunne spil

der treip er hundertstunt sô vil,

als alle, die dâ wâren.

16370

des lobten si den clâren

und tâten im grôz êre schîn.

diz möhte ein vrechiu maget sîn,

sprâchens' algelîche.

ez wart in keime rîche

16375

sô vrischiu tohter nie gesehen.

alsus begunde man im jehen

kreft unde rîcher tugent vil.

Dêîdamîe sîn gespil

sîn lop mit worten hôrte,

16380

wan ez ir trûren stôrte

und allez ungemüete neit.

si twanc ir reiniu tugenheit,

daz im ir herze günstic was.

swaz man von vröuden ie gelas,

16385

des alles wart begangen vil

ze dirre hôchgezîte spil

und ûf des tages veste.

dâ was dekein gebreste

an spîse und an geræte.

16390

ir aller besten wæte,

der heten sich geflizzen

die megde wol verwizzen

und diu wunneclichen wîp.

dâ was gezieret manic lîp

16395

mit golde und mit gesteine.

vil manic frouwe reine

truoc dâ den besten purper an,

den elliu diu welt ie gewan,

und hete sich dar în becleit.

16400

si wâren vrœlich und gemeit

in manger hande wîse.

dem gote z' eime prîse.

der luoders unde wînes pflac,

wart gevîret dirre tac

16405

mit wunneclichen sachen.

der walt der mohte erkrachen

von gemellichen dingen.

sich huop dâ michel ringen

unde ein brehten unde ein toben.

16410

sus wolten si den herren loben,

der Bâche was genennet.

zerfüeret und zertrennet

wart von sîden manic nât

an der vil küniclîchen wât,

16415

die beide megede unde wîp

geleget heten an ir lîp.

Ouch wart von blanker hende

vil schapel und gebende

verrücket bî der stunde.

16420

dâ wart von rôtem munde

gelâzen manic vrœlich ruof.

von schimpfe man dâ wunder schuof

und von wîplichem spotte.

in der juncfrouwen rotte

16425

hete Achilles guot gemach.

ir schimpf er willeclichen sach

und fuor dâ ringend under in.

diu eine her, diu ander hin

wart von im geswenket.

16430

er hete sich gelenket

und geschepfet nâch ir site.

er wonte in gemellîche mite

und bran iedoch dar under

der heizen minne zunder

16435

in sînes herzen sinne.

diu glanze küniginne

Dêîdamîe tet im wê.

nâch ir sô bran er deste mê,

daz ir vil hôchgeborner lîp

16440

ein bluome schein vür alliu wîp,

diu zuo dem feste wâren komen.

ûz sîme herzen wart genomen

vil manic tiefer siufze lanc,

des in diu minneclîche twanc,

16445

diu sam ein glanziu feine

durliuhtic unde reine

verr ûz in allen lûhte.

doch wizzent, daz si dûhte

nie sô lûterbære,

16450

Achilles der enwære

dennoch wol zwirent alsô clâr.

sîn schœner lîp und sîn gebâr

der schein den frouwen allen obe

an liehter clârheit unde an lobe.

16455

Der wunsch der was ûf in geleit.

in dirre spilenden tobeheit,

der man durch kurzewîle pflac,

begunde im als ein rôsenhac

sîn antlitze blüejen

16460

und von der minne glüejen,

diu sîme herzen wonte bî.

die vrouwen, missewende vrî,

die jâhen albesunder,

ez læge an im ein wunder

16465

von ûz erwelter sælikeit.

sîn schapel und sîn frouwencleit

stuont baz dô sîme lîbe,

denn iender keime wîbe

dâ stuont ir krenzel unde ir wât:

16470

des wart sîn lîp und sîn getât

vor in allen dâ gelobet.

nû dâ mit vröuden was getobet

den langen tac biz ûf die naht,

dâ wart ir schallen unde ir braht

16475

gestillet von den clâren:

wan si dâ müede wâren,

daz si niht mohten langer

sich vröuwen ûf dem anger

mit wunneclichen dingen.

16480

ir tanzen unde ir springen

was vil schiere dô gelegen,

wan si begunden ruowe pflegen

und slâfes alle enwette.

ir leger unde ir bette

16485

wâren bluomen unde gras.

daz grüene loup ir decke was,

dar under si dâ lâgen.

mit sange ir lîbes pflâgen

diu lêrche und der galander.

16490

ie zwô und zwô z' ein ander

heten slâfen sich geleit.

dar under ouch niht langer beit

der hôchgeborne Achille.

heimlichen unde stille

16495

nam er Dêîdamîen.

die kiuschen wandels vrîen

fuort er besunder in daz holz.

er sprach: gespil schœn unde stolz,

ich hân uns einen boum erwelt

16500

und z' eime leger hie gezelt,

dâ suln wir slâfen under.

er hât von im ein wunder

von bletern und von rîse,

dâ mange süeze wîse

16505

diu vögellîn ûf singent

und uns mit sange ringent

swær unde trûren dise naht.

ir schallen und ir süezer braht

ist edel unde manicvalt.

16510

ein brunne lûter unde kalt

ûz einem velse gât derbî,

der tuot uns aller sorgen vrî

mit sînem süezen gange.

von sînes fluzzes klange

16515

sîn wir entslâfen schiere.

in dirre waltriviere

kein wazzer ist sô reine,

ez clingelt ûz dem steine

ze wunsche in unser ôren.

16520

wir tæten als die tôren,

ob wir uns leiten zuo der schar,

die slâfes unde ruowe bar

muoz al die naht belîben.

niht anders wil si trîben

16525

wan toben unde wüeten,

dâ vor suln wir uns hüeten,

ob ez dir wol gevallet.

swâ man ze vil geschallet,

dâ wirt diu ruowe cleine.

16530

sus gie diu maget reine

mit dem juncherren einen stîc,

der truoc si, dâ vil manic zwîc

ab eime grüenen boume gienc

und si mit sîme lufte enpfienc

16535

vil senfteclichen unde wol.

er stuont der bleter alsô vol,

daz im an loube niht gebrast.

dô hete ein iegelicher ast

sîn vogelîn besunder,

16540

diu sungen dâ ze wunder

vil manic süeze wîse

ûf dem geblüemten rîse.

Dar under was diu ruowe guot.

in bâren löuber unde bluot

16545

luft unde reineclichen smac.

der wase wol geblüemet lac

mit vîol und mit rôsen.

ouch hôrte man dâ kôsen

diu wazzer unde rûnen.

16550

den blanken und den brûnen

bluomen schuof ez guot gemach,

wan in sîn wunneclicher bach

bar vil süeze senftekeit.

hie wart ein bette in zwein bereit

16555

schier under disem boume hôch.

der jungelinc z' ein ander zôch

bluomen, gras, loup unde krût,

dar ûf er und sîn frouwe trût

des nahtes wolten slâfen.

16560

hæt in der Minne wâfen

dâ langer iht versêret,

daz müest im sîn verkêret,

von allen werden liuten.

sît daz er si dâ triuten

16565

nâch sînem willen möhte

heimlîche, als ez im töhte:

sô was ouch billich unde reht,

daz der vil hôchgeborne kneht

gæb aller sîner sorge ein zil

16570

und der vil reinen minne spil

begunde an ir vollenden.

swer under sînen henden

het alsô wæhe sache,

daz er von ungemache

16575

sich scheidet, ob er hât geturst,

der lesche sînes herzen durst

an liebe zuo den zîten.

wan ob er langer bîten

wil durch zegelichen sin,

16580

ich fürhte, er neme den ungewin,

daz sîn wille niht geschehe.

ich râte, ob er die state sehe,

diu minneclicher sache tüge

und im sîn leit geringen müge,

16585

daz er sich niht ensûme.

entwîchet er dem rûme,

der im ze liebe wirt beschert,

sô wizzent, daz im widervert

diu state lîhte niemer mê,

16590

daz sînes herzen muot ergê.

$dar an gedahte Achilles.

in dûhte in sînem muote des,

er hete rîcher state vil

dar zuo, daz er daz minnespil

16595

vollante bî den zîten,

dâ von der süeze bîten

wolte langer niht als ê;

wan er in sorgen dô niht mê

verborgenlîche tûzete.

16600

daz er sîn heil verlûzete,

des wolt er niht verhengen.

in dûhte, daz sich lengen

begunde daz gelücke sîn,

ob er die werden künigîn

16605

von im gelâzen hete dô.

lîs unde tougenlîche alsô

gedâhte er wider sich zehant:

mich hât der strengen minne bant

nû lange zît getwungen.

16610

ich hân mit nôt gerungen

ze dicke und alsô mangen tac,

des ich niht mê gelîden mac,

noch langer wil verdulden.

von dirre megde schulden

16615

bin ich an vröuden gar verhert.

und ist mir nû diu zît beschert

und diu state hie gegeben,

daz ich mîn jâmerhaftez leben

mit fröuden kan gestillen,

16620

ich mac hie mînen willen

vollenden, bin eht ich sô balt,

daz ich die maget wol gestalt

getürsteclichen rüere

und an ir vollefüere

16625

mit liebe mînes herzen ger.

daz ich geloschet hân dâ her

in eines wîbes cleide

mir selben z' einem leide,

daz ist vil sêre missetân.

16630

owê, daz ich gevolget hân

der muoter mîn und ir gebote.

ich bin der werden minne gote

gewesen widerspænic,

nû wil ich undertænic

16635

im werden hie mit triuwen.

mich sol daz iemer riuwen,

daz ich durch mîne blûcheit

sô grimmen kumber ie geleit,

als ich dâ her geliten hân.

16640

swer alsô vrechiu dinc getân

hete, als ich bî sînen tagen,

war umbe solte der verzagen

an minneclichen dingen.

sô ich getar betwingen

16645

mit kampfe und mit gestürme

tier unde starke würme,

weizgot, sô mac ich unde wil

daz senfte süeze minnespil

wol üeben unde trîben ouch.

16650

ich wære ein sinnelôser gouch,

ob ich dur mîner muoter bete

sô grundelôsen kumber hete,

daz ich niemer würde geil.

mir ist geschehen hie daz heil

16655

und daz gelücke, daz ich mac

verheilen mînes herzen slac

und die wunden mîner clage.

wil ich nû sîn ein bœser zage,

sô daz ich langer bîte,

16660

wie sol ze keiner zîte

denne mir gelingen wol?

nein ich, entriuwen, ich ensol.

hie wirt vermiten alle bite,

ungerne ich langer hie vermite

16665

die clâren und die süezen,

der minne mir gebüezen

mac trûren unde herzeleit.

mich riuwet, daz ich ie gebeit

sô vil und alsô lange.

16670

sol ich in dem getwange

verswenden leben unde lîp,

daz man mich hæte vür ein wîp,

sô möhte ich lieber sterben.

ich sol den prîs erwerben,

16675

daz man mich neme für einen man.

des dinges, des ich nie began,

des wil ich nû beginnen.

beslâfen unde minnen

muoz ich Dêîdamîen.

16680

ich wil die wandels vrîen

erwerben z'einem wîbe

old aber von dem lîbe

vil gæhes unde balde komen.

wirt ez gehœret und vernomen,

16685

daz ich bin ein jungelinc,

daz sint unschemelîchiu dinc

und ist ein sache mügelich.

ich mac des schamen harte mich,

daz ich wîbes bilde hân,

16690

denn ob ich als ein man getân

und als ein vrecher knappe sî.

wird ich nû mîner sorgen vrî

von mîner frouwen helfe niht,

sô weiz ich wol, daz mir geschiht

16695

diu state lîhte niemer mê,

daz an ir mîn wille ergê

und ich von mîner swære kume.

ez sî mir schade, ez sî mir frume,

ich wil an si genenden

16700

und mînen muot vollenden

an ir und an ir lîbe.

wirt si mir hie ze wîbe,

sô muoz mîn trûric herze wunt

an vröuden iemer sîn gesunt.

 

Achill ringt mit Deidamia um seine Liebe; sie umarmen sich

 

16705

Hie mite er dô genante.

herz unde muot er wante

dar ûf mit hôhem vlîze gar,

daz er die maget wunnevar

besliefe und ir gelæge bî,

16710

wan im der muot reht als ein blî

wiel unde sôt in sender clage.

sîn vröude und al sîn lebetage

mit ganzer stæte wâren

versigelt an der clâren

16715

und an der küniclichen fruht,

iedoch begunde er sîne zuht

an ir swachen mit gewalt.

er wart sô vrevel und sô balt,

daz er die scham ze rücke dranc

16720

und mit der wunneclichen ranc

umb ir vil werden minne.

er greif die küniginne

mit vrevelichen henden an;

daz tet im nôt, sîn herze enbran

16725

in seneclicher marter:

dâ von er deste harter

wart des mâles ungezogen.

er hete lange dâ betrogen

die juncfrouwen stæte

16730

in eines wîbes wæte,

daz was in dô geriuwen.

gewislich unde entriuwen

liez er bevinden si, daz er

truoc mannes lîp und mannes ger,

16735

wan er begunde bî der stunt

ir wangen, ougen unde munt

dâ küssen unde triuten.

swaz minnesiechen liuten

vür seneclîche swære

16740

gemæze ist und gebære,

des wolt er dô beginnen.

nû daz si des wart innen

und si der mære sich versan,

daz er gelîch tet einem man,

16745

dô sprach diu werde künigîn:

waz nû, gespil, waz sol diz sîn?

waz tiutest unde meinest dû?

mich dunket, dû gebârest nû

reht als ein man und als ein kneht.

16750

wîplich natûre und wîplich reht

verbieten sus getânen spot.

lâ die gebærde sîn dur got,

diu frouwen lop getrüeben kan!

sô dû mich triutest als ein man,

16755

sô weiz ich, wes ich denken sol.

erkande ich niht sô rehte wol

dîn art und alliu dîniu dinc,

ich wânde, daz ein jungelinc

in wîbes bilde ruorte mich.

16760

dîn ringen ist unfröuwelich

und alliu dîn gebærde.

mir wahset grôz beswærde

von dînen wilden tücken.

dû wilt mir vröude zücken

16765

und mînes hôhes muotes vil.

lâ stân dur got, mîn trûtgespil,

geloube dich der sache,

diu wîbes namen swache

und habe die schemelichen site,

16770

dâ manic kiusche vrouwe mite

blüeme ir leben unde ir jugent.

scham ist ein krône reiner tugent,

diu wîbes lop beschœnet

und werde vrouwen krœnet

16775

an herzen unde an lîbe.

kein tugent stât dem wîbe

sô wol sô vrouwelîchiu schame,

wan aller hôhen tugent name

von schamerîchem muote wirt.

16780

scham êre und alle sælde birt

und ist für schande ein obetach,

daz beste, daz man ie gesach.

Der minnewunde Achilles

antwürte gap der clâren des

16785

und wart gên ir mit rede balt.

er sprach: wie schame sî gestalt,

des muoz ich nû vergezzen.

ich was dâ her besezzen

mit schamerîchen sorgen

16790

und truoc ein leit verborgen,

dâ mite ich hân gerungen.

mich hât ûf schaden betwungen

diu schame ein teil ze sêre,

des ich niht langer mêre

16795

mac verswîgen noch vertragen.

ich muoz der schame hie widersagen

mit werken und mit sinne:

des twinget mich diu minne

und ir gewalt hôch unde starc.

16800

swaz ich dâ her vor dir verbarc,

daz sol dir werden offenlich.

die liute ersâhen alle mich

vür eine maget wol gezogen,

dar an sô wâren si betrogen,

16805

wan ich nie frouwen lîp gewan.

ich bin ein minnesiecher man

an herzen unde an lîbe

und wil dich hie ze wîbe

gewinnen unde erwerben

16810

old aber hînaht sterben

dur dich, vil keiserlîchiu maget.

ich was dâ her alsô verzaget,

daz ich nie getorste dir

entsliezen mînes herzen gir

16815

und mîniu tougenlîchiu dinc.

nû bin ich, seneder jungelinc,

von dir sô gar ze tôde wunt,

solt ich verderben tûsent stunt,

ich müeste dir mîn jâmer clagen.

16820

daz ich sô lange in disen tagen

bin gesehen für ein wîp,

daz ist getân dur dînen lîp,

den man sô wunneclichen siht.

Achillen swester bin ich niht,

16825

erweltiu maget wol getân,

dû solt mich für in selben hân,

wan ich bin endelichen er.

mîn trôst und mînes herzen ger

sint vil gar an dich geleit,

16830

des lâ mich dîner sælikeit

geniezen, hôchgeborniu fruht,

und stille mîne jâmersuht

mit der vil reinen minne dîn,

wan ez enmac niht anders sîn,

16835

mîn wille muoz an dir geschehen.

dâ von lâ dîne tugent sehen

und dîne erwelten güete mich

dar umbe, daz ich, frouwe, dich

mit herzen und mit sinnen

16840

well êweclichen minnen.

Der rede erschrac diu guote.

si wundert in ir muote

der fremden niuwemære,

daz niht ein maget wære

16845

und ein juncfrouwe ir trûtgespil:

dâ von des dûhte gar ze vil

die clâren süezen künigîn,

daz ir sô heimlich was gesîn

der edele und der lobesame.

16850

si wart von blûcheit und von schame

rôt als ein niuwez rôsenblat

und wolte gerne von der stat

zen frouwen sîn gegangen.

dâ wart si dâ gevangen

16855

von dem juncherren bî der hant.

er sluoc die hende an ir gewant

und lie si niht von dannen gên.

die schœnen bat er stille stên

und clagte ir aber sîne nôt.

16860

er seite ir, daz er wære tôt

an herzen unde an lîbe,

ob er si niht ze wîbe

gewünne bî den zîten.

ein minneclichez strîten

16865

vienc er aber mit ir an,

als ein vil senesiecher man,

der liebes gerne wirt gewert

und minneclicher wunne gert

von sînes herzen trûte.

16870

ûf bluomen unde ûf krûte

begunde er mit ir ringen,

dur daz im dâ gelingen

möht an ir lîbe minneclich.

dô werte diu vil schœne sich

16875

mit hübschen worten unde sprach:

lâ stên, dû tuost mir ungemach

mit frevelichen sachen.

dû wilt an mir gemachen,

daz ich dir niemer wirde holt.

16880

mit êren dû mich lâzen solt

dur dîne tugentrîchen art!

daz ich dir ie sô heimlich wart,

daz ist mich nû geriuwen.

wer möhte des getriuwen,

16885

daz dû der wærest, der dû bist?

ich hân dir alze lange vrist

geselleschaft alhie geboten,

des muoz ich glüejen unde roten

in schemelicher nœte heiz.

16890

het ich gewist, daz ich nû weiz,

ich hete niht verhenget dir,

daz dû sô dicke nâhe mir

gesezzen wærest und gelegen.

dû hâst ze vil mit mir gepflegen

16895

heimlicher kurzewîle,

nû ganc von mir und île

vil balde dîne strâze!

des schimpfes mich erlâze,

der mînen êren übel stê!

16900

dîn ringen tuot mir alsô wê,

daz ich sîn langer niht vertrage,

wan ich ez klegelîche clage,

daz dû mich niht mit vride lâst.

swie dû niht von mir hinnen gâst,

16905

hie wirt ein grôz geschrei vernomen

und muoz für mînen vater komen,

daz mich dîn vrevelich gewalt

hât in angest hie gestalt

und mich ze nœten bringet.

16910

swie mich dîn kraft betwinget,

daz ich werden muoz dîn wîp,

ez sol bînamen dînen lîp

dich kosten und dîn êre.

dâ von dû hinnen kêre

16915

und lâ mit êren mich dur got!

dû trîbest ungefüegen spot,

der hôhen muot mir leidet

und mich ûz vröuden scheidet.

 

Achill und Deidamia im Bett

 

Diu rede was im swære:

16920

doch lie der tugentbære

dar umbe niht sîn ringen abe.

er sprach mit jâmers ungehabe

zuo der vil clâren aber dô:

niht rede, sælic vrouwe, alsô,

16925

daz dû vermelden wellest mich

gein dînem vater lobelich,

wan ich enlâze drumbe niht.

swaz an dem lîbe mir geschiht

und an den êren, doch wil ich

16930

erwerben hie ze wîbe dich

und dînen minnen an gesigen:

dâ von sô lâ die rede ligen,

daz ich nû hinnen kêre!

ich wâge ê lîp und êre,

16935

ê daz ich von dir scheide.

ich hân mit herzeleide

durch dich gerungen aldâ her,

des muote ich an dich unde ger,

daz dîn erweltiu minne

16940

nû trœste mîne sinne

und al mîn trûren büeze.

sît daz dû, frouwe süeze,

bist ze trôste mir geborn,

sô habe drumbe keinen zorn,

16945

daz dich erwelt mîn herze hât,

wan sîn ist keiner slahte rât:

mîn angest muoz ein ende haben.

in senender nôt bin ich begraben

gewesen lange stunde,

16950

nû sol mîns herzen wunde

verheilet werden schône

mit dîner minne lône

und von der hôhen helfe dîn.

hie mite er aber die künigîn

16955

begunde triuten alzehant.

der guoten er sich underwant

mit herzen und mit henden

und wolte an ir vollenden

mit liebe sînen muotgelust.

16960

er twanc si nâhe an sîne brust

und an sîn herze bî der stunt.

ouch wart diu minneclîche enzunt

sô vaste und alsô sêre,

daz si niht langer mêre

16965

mit worten noch mit listen

sich mohte dâ gevristen

von sîner hôhen überkraft.

ir lîp schœn unde tugenthaft

wart in senende nôt gejaget.

16970

si was ein wol gewahsen maget

und schein der süezen minne fruht

an ir sô zîtic mit genuht,

daz si daz niht ungerne sach,

daz er daz edel obez brach,

16975

daz in ir wunnegarten stuont.

si tet als al die megde tuont,

die sich von êrst beginnent wern,

sô man der minne wil verhern

ir kiuschen unde ir reinen lîp.

16980

ungerne wart si niht sîn wîp

und werte sich doch vaste sîn.

in stiez diu werde künigîn

von ir allez hinnen baz.

si dûhte unschemelicher daz,

16985

er læge ir mit gewalte bî,

dann ob diu kiusche wandels vrî

gesprochen hete wider in:

vollende dînes herzen sin

an mir und dînen willen.

16990

si wolte gerne stillen

sîn trûren mit ir güete

und machen sîn gemüete

vil hôher wunne rîche,

doch tet si dem gelîche,

16995

sam si niht gerne sæhe,

daz an ir dâ geschæhe

sîn wille und sînes herzen ger.

er wart von ir hin unde her

gestôzen und gedrungen.

17000

si vâhten unde rungen

mit ein ander ûf dem grase

sô lange, biz der grüene wase

wart ir zweiger bettewât

und ein vil minneclich getât

17005

ergienc dâ von in beiden.

diu schœne wart gescheiden

von ir magetuome:

ir kiuscheite bluome

wart mit vröuden ab genomen.

17010

sus wâren dâ ze liebe komen

mit ein ander disiu zwei,

doch wizzent, daz sô lûte erschrei

diu maget rîch von hôher kür,

ê si den magetuom verlür,

17015

daz von ir stimme schalle

die werden frouwen alle

erschrâken unde erwacheten.

ir gnuoge sich ûf macheten

und wânden vil gemeine,

17020

ir priesterinne reine

diu hæte si gewecket

und mit ir stimme erschrecket,

dur daz man sliefe niht ze vil

und man der hôchgezîte spil

17025

begunde trîben aber als ê.

waz touc hie lange rede mê?

der jungelinc schœne unde guot

erküelet hete sînen muot

an der juncfrouwen lîbe.

17030

si wart im z' eime wîbe

unde er wart ir z' einem man

si truogen beide ein ander an

lieb unde herzeclichen sin,

si minnet unde meinet in.

17035

daz selbe tet er si dâ wider.

diu schœne leite ir zürnen nider

und wart im herzeclichen holt:

daz schuof der süezen minne solt,

der in beiden nâch ir art

17040

gelîche dâ gewegen wart.

In was vil herzelichen wol.

si wurden ganzer wunne vol

und wart ir liep gemeine.

diu hôchgeborne reine

17045

wart swanger in der selben naht.

ein kint gar edel und geslaht

diu wunneclîche frouwe enphie,

daz sît vil starkiu dinc begie

mit ellenthafter hende.

17050

genomen het ein ende

Dêîdamîen trûren,

wan si begunde mûren

ze herzen ganzer wunne spil.

si truoc erwelter vröude vil

17055

und wart vil hôhes muotes rîch,

doch tet diu schœne dem gelîch,

als ob si leidic wære

der sache und dirre mære,

daz ir enblüemet was der lîp.

17060

si kunde alsam ein schemic wîp

gebâren wol und arten,

wan si begunde zarten

und ein vil lützel weinen,

dô si verlôs ir reinen

17065

unde ir clâren magetuom.

owê, sprach si, der wirde ruom,

der von hôher kiuscheit

an mich von kinde was geleit,

der hât sich nû verendet.

17070

ich bin sîn hie gepfendet

von dir ân alle mîne schult.

dû hâst mit grôzer ungedult

an mir zerbrochen dîne zuht

und mînes magetuomes fruht

17075

enpfüeret und gezücket mir.

weizgot, ich möhte wol an dir

gemerket mannes bilde hân,

dô mir kunt von dir getân

wart sô manic wilder tuc.

17080

mîn hant diu leit vil manigen druc,

der zuo der minne sich gezôch.

owê, daz ich von dir niht flôch,

dô dû sô rehte dicke

mir leitest dîne stricke

17085

mit rede und mit gebâre.

dû gienge mir ze vâre

den âbent und den morgen

und lieze dich verborgen

bî mir alle stunde spehen.

17090

dar an möht ich wol hân gesehen,

daz dû füer ûf der manne spor.

mir was von dir diz allez vor,

daz mir von dir geschehen ist

und mohte doch ze keiner vrist

17095

mich vor dir behüeten.

ich möhte in leide wüeten,

dur daz ich bin geswachet sus.

waz solte mir vil manic kus,

den ich von dîme munde enpfie,

17100

swenn ich von dir getrogen hie

wart in wîbes bilde.

dir müeste sîn gar wilde

gewesen mîn gesellikeit,

het ich an dir die trügenheit

17105

erkennet und verstanden.

mîn lop in disen landen

ze tôde wirt geswachet,

wirt iemer kunt gemachet,

daz ich worden bin dîn wîp.

17110

ouch muoz ich lîhte mînen lîp

verliesen von der schulde dîn,

bevindet ez der vater mîn,

daz dû mich hâst beslâfen.

ach wê mir unde wâfen!

17115

wie bin ich sus in angest brâht.

hât mich Unsælde alsô bedâht,

daz ich ein kint beginne tragen,

sô muoz ich weinen unde clagen

biz ûf mîner jâre zil.

17120

mich dûhte gar ein kindes spil,

waz leides mir von dir geschiht,

het ich des einen angest niht,

daz ich hie swanger würde.

mir ist der sorgen bürde

17125

gevallen ûf mîn herze.

noch twinget mich ein smerze,

der mich ân ende drücket.

sît dû mir hâst gezücket,

mîn lop und al mîn êre,

17130

sô fürhte ich harte sêre,

daz dû ze lande strîchest,

sô daz dû mir entwîchest

und dû mich lâzest in der nôt.

swie daz geschiht, sô bin ich tôt

17135

und ist dâ hin mîn lebetage.

von schulden weine ich unde clage

in mînem herzen iemer.

getrûren wolte ich niemer

von keiner slahte swære,

17140

ob ich des sicher wære

an der bescheidenheite dîn,

daz dû bî mir hie woltest sîn

und mir vür wâr gehiezest,

daz dû mich niht enliezest.

17145

Der hôchgemuote Achilles

antwürte gap der rede des

getriuwelichen bî der stunt.

er kuste ir rôsenvarwen munt

und twanc si nâhe an sînen lîp.

17150

erweltiu frouwe, sælic wîp,

sprach er zuo der künigîn,

dû maht des âne vorhte sîn,

daz ich von hinnen kêre.

dîn leben und dîn êre

17155

sol ich alsô bewachen,

daz dû vor leiden sachen

wirst beschirmet und behuot.

wis vrœlich unde wol gemuot!

erfüere ez joch der vater dîn,

17160

daz an dir ist der wille mîn

ergangen ûf der erden,

ez solte guot rât werden,

wan ich niht fürhte sîn getwanc.

ich sol dich über sînen danc

17165

vor schaden wol behüeten.

lâ senften unde güeten

dîn angest unde dînen zorn.

ich hân ze frouwen dich erkorn

ûz allen werden wîben

17170

und wil an dir belîben

stæte biz an mînen tôt.

mîn herze keiner slahte nôt

kan von dir gescheiden.

ein triuwe sol uns beiden

17175

unde ein wille sîn gegeben.

lîp unde guot, êr unde leben

wil ich hie bî dir wâgen.

gevorschen noch gefrâgen

sol ich ze lande niemer

17180

die wîle, daz ich iemer

kan alhie bî dir betagen.

grôz angest muoz mich von dir tragen,

ê daz ich hinnen scheide.

niht bringe ich dich ze leide

17185

mit sorgen, herzeliebez trût.

verselwe dîne blanken hût

und dîne liehte varwe niht,

wan dir kein leit von mir geschiht

an lîbe noch an êren.

17190

ich sol dir fröude mêren

und wil dir hôchgemüete geben

die wîle, daz ich mac geleben.

Dur den getriuwelichen trôst

wart von ungemüete erlôst

17195

Dêîdamîe sâ zehant.

ir beider trûren dâ verswant

und wart ir jâmer cleine.

vorht unde sorgen eine

bî ein ander si beliben.

17200

die naht in vröuden si vertriben

und lepten ouch mit liebe sît.

ein ende nam diu hôchgezît

des morgens und der frouwen spil.

si beide pflâgen wunne vil

17205

und was in herzeclichen wol.

swaz liep bî lieben vrouwen sol,

des triben si dâ wunder

und truogen daz dar under

den liuten vor den ougen

17210

sô heimlîch und sô tougen,

daz nieman sîn wart innen.

wie solte ir zweiger minnen

iemer keiner muoter barn

hân befunden unde ervarn,

17215

sît man des wænen wolte,

daz der juncherre solte

ein wunneclîchiu maget sîn.

Achilles und diu künigîn

vermiten allez herzesêr.

17220

si pflâgen hôher minne mêr

und wart in grœzer vröude erkant,

danne Isôt unde Tristant

mit ein ander trüegen.

vermelden noch verrüegen

17225

mohte nieman si durch haz,

dâ von sô was in verre baz

mit liebe z' allen stunden,

danne Isôt der blunden

und ir Tristande wære.

17230

si zwei mit senender swære

wâren alle zît behaft:

daz schuof der leiden huote kraft,

die disen beiden tiure wart.

si wâren weizgot alle vart

17235

in vröuden wol ein ander bî,

wan si bestuonden huote vrî

und lepten âne vorhte.

daz in diu vrîheit worhte,

diu von den schulden in geschach,

17240

daz man vür eine maget sach

den jungelinc vrech unde fruot.

si truogen beide hôhen muot

und liten keiner sorge pîn,

wan diu werde künigîn

17245

beswæret wart vil dicke,

swenn er sîn ougenblicke

lie swingen an ein ander wîp.

ir gie sîn kôsen an den lîp,

daz er mit ir gespilen pflac.

17250

swie nâch im an sîn herze wac

ir minne ob allen vrouwen,

doch wolte er dicke schouwen

der wunneclichen megde schar.

diu nôt ir alters eine war

17255

noch ander keiner slahte zorn.

het er diz eine dinc verborn,

sô wære si belîben geil,

noch hete keiner sorgen teil

geslozzen an ir herze.

17260

nû was eht ie der smerze

den vrouwen vil gemeine,

swaz in doch möhte cleine

gewerren, daz si nîdent daz.

ir herze und ir gemüete laz

17265

wirt an vröuden umb den wint.

swie sicher si an dem manne sint,

daz er in holde sinne trage:

doch hazzent si daz alle tage,

ob er ein ander wîb an siht.

17270

si wizzent wol, daz im geschiht

kein liep, wan daz er blicket dar,

und nîdent doch daz selbe gar

mit herzen und mit sinne.

sus birget in diu minne

17275

den angel in ir süezekeit.

ê daz si liep gar âne leit

lieze in ganzer wunne sîn,

ê stieze si den stift dar în

vil harte cleiner schulde.

17280

ez wære ein übergulde

der sælden und der êren,

daz minne künde mêren

vröud âne kumberlichen haz.

nein, si wil iemer etewaz

17285

in daz gemüete stricken,

daz liep kund underspicken

mit sorgen eteswenne:

dâ von diu schœne denne

truoc in ir herzen ungemach.

17290

sô der juncherre lîhte sach

ein ander wîp mit ougen an,

diu guote sich des wol versan,

daz im ir wunneclicher lîp

was lieber vil dann alliu wîp,

17295

und was ir doch von herzen leit,

daz er niht sîne blicke meit

und daz kôsen, daz er tete

durch kurzewîle an manger stete.

Waz touc hie lange rede mêr.

17300

Dêîdamîen herzesêr

was an den zîten anders niht,

wan daz Achilles die gesiht

lie dicke und ofte an ir gespiln.

ouch wolte si der rede beviln,

17305

der mit in der hübsche pflac.

er leit von ir naht unde tac

dar umbe grôzen itewîz.

si jach, er leite sînen vlîz

an vremde minne tougen:

17310

sô bôt er ie sîn lougen

dem wunneclichen wîbe.

ze herzen und ze lîbe

het er mit triuwen si geleit.

iedoch twanc in sîn wildekeit

17315

zuo den vrîlichen dingen,

daz er sîn ougen swingen

an minneclîche vrouwen lie.

diu zît in mit ein ander gie

sanft unde wunneclichen hin:

17320

si zwei die truogen under in

lieb unde stæter minne vil.

hie mite sol ich unde wil

si lân belîben beide,

biz daz ich iu bescheide,

17325

wie Troye was gebiuwen wider.

ich lege ir zweiger mære nider

und entsliuze von der stat,

wie keiserlichen man si bat

ornieren unde stiften.

17330

wir lesen an den schriften,

dô der juncherre Achille

mit der juncfrouwen stille

pflac der süezen minne alsus,

dô hete ouch künic Prîamus

17335

die veste schône widerbrâht.

si was mit bûwe alsô bedâht,

daz ir kein stat dô was gelîch.

nû hœrent, wie der künic rîch

mit vlîze und mit geræte

17340

die stat gebiuwen hæte.