Johans, der Jansen Enikel
um 1230/40 - nach 1300
Weltchronik
Geschichte Mesopotamiens,Daniel und SusannaVerse 16933 - 18922
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[A. 11-13. 16.] Ditz ist daz vierd alter:von Davides zîten biz her nâch ebraischem rehtvier hundert jâr und vier und sibenzic jâr.
[9.] Hye hebt sich an das vierd alter.das hat gehabt vom David hinczt uenczttransmigrationem Babilonis nach der juden sagvier hundert und fünf und sibenczk jar,aber nach zwaier und sibenczk maister sagso ist gewesen vier hundert und siben und achczk jar.
Nû sag ich iu von einem man,der nâch Troyen rîchsen began |
16935 | in Babiloni, daz ist wâr.er was ouch ein herr garüber Babiloni di grôzen stat.er hêt ouch sie gestiftet drâtund gie gekrnet dar inne; |
16940 | sîn witz und sîn sinnerieten im vil schône,daz er dâ truoc die krône.Nabuchodonosor sîn nam hiez,an gewalt er nieman für sich liez. |
16945 | er was ein gewaltic man,als ich von im gehret hân.er hêt starken, rîchen solt,beidiu silber unde golthêt er gemeine. |
16950 | von edelm gesteinehêt er vil guot trinkvaz rîch.er reit vil gewalticlîchund betwanc under sich diu lant,der herr mit ellenthafter hant. |
16955 | eines nahtes dô der herr slief,ein troum im in sîn herz lief,wie er sæch ein bild stân;daz bild kom für in gegân.in dûht mit grôzer swære, |
16960 | wie des bildes houbt wæregar klâr als ez solde:von lûterm goldewas daz houbt mit grôzem schîn.in dûht, wie arm und bûch sîn |
16965 | wær lûter silber gar.des nam er in dem troum war.von der gürtel ûf diu kniewas ez, dô ez für in gie,zwâr allez êrîn; |
16970 | ir sült des gewis sîn,von dem knie hin ze talwas ez îsnîn über al.alsô was ez gemachet.sîn lîp vor forhten krachet, |
16975 | daz er ez in dem troum sach.sîn herz alsô gên im jach:«herr, waz ist ditz dinc?ez ist ein eislîch jungelinc.»
Dô der troum ein ende nam – |
16980 | wie sêr der künic dô erkam! –und er dâ von entwachte,sîn lîp vor angst krachte.dâ von sô sant er drâtenâch sînem næhsten râte, |
16985 | nâch frumen und nâch bsen.den troum bat er im zerlsen,disen engstlîchen troum.di wîsen nâmen all goumwie si den troum erlsten gar. |
16990 | ir dheiner was sô wîser zwâr,der in kund zerlsen;di biderben noch di bsenkunden der wârheit niht gesagen,dâ von si muosten still dagen, |
16995 | swie witzic si dô wâren.die wol bî sehzic jârenwârn, di muosten komen dar,etlîcher hêt wol hundert jâr, –wan ir was vil komen an di tür. |
17000 | den troum leit er in allen für.da was under in nie dhein man,der sich torst genemen an,der disen troum tiutet ze reht.weder herr noch der kneht |
17005 | mahten sich daz genemen an,wie der troum solt ergân,wan der künic hêt zwârdes troumes vergezzen gar,des moht er niht bediuten |
17010 | den troum sînen liuten.er wart zorn und missevar.er sprach ûz grôzem zorn garzuo sînem hofgesinde:«bindet mir die alten swinde |
17015 | und slacht in diu houbt ab!»dô kom ritter unde knabunde viengen di alten zehant;vil eislîch man si bantund enthoubt si all an der stat, |
17020 | des wolt der künic niht haben rât.
Dar nâch hiez er gâhendie alten alle vâhenunde leit in für den troum.dheiner maht des nemen goum, |
17025 | daz er maht bescheidenden troum dem gewaltigen heiden.si jâhen alle gelîche,arm unde rîche:«herr, gip uns lôn, |
17030 | sagt uns iuwern troum schôn,sô müg wir iu bediuten wolden troum, als er ergên sol,des well wir uns vermezzen.»er sprach: «ich hân vergezzen |
17035 | des troumes sicherlîche.»er sprach: «ich mach in rîcheder mir den troum erlegen solden mach ich aller freuden vol,wan ich gib im guotes alsô vil, |
17040 | daz er freude unde spilgewinnet an der selben zeît,der mir den troum erleit.»dô sprach ein alter heiden:«wer mac dir in bescheiden? |
17045 | ich wæn, daz nieman lebentic sîoder wandels sô frî,der dir in erlegen kunne,dû wellest im dann gunnen,daz er den troum hr von dir.» |
17050 | der künic sprach: «wær mîn vier,ich kund in niht gemezzen,wan ich hân sîn vergezzen.»der alt heiden aber sprach:«herr, swelhen ungemach |
17055 | wir süln von dînen handen doln,des mügen wir uns niht verholn,wan in der werlt wart nie dhein man,der sich des möht genemen an.
Ein jud ouch gesezzen was, |
17060 | als ich an dem buoch las,der was geheizen Daniel,der was zuo guoten dingen snel.der wart dâ gevangen schier,mit im drî juden und niht vier; |
17065 | der ein jud hiez Sydrach,Abdenago und Mysach.dô diu selben judenkinterhôrten, daz der heiden blintsi wolt gemein tten |
17070 | mit angsten und mit nten,si bâten an der selben statden der si gevangen hât,daz er in seit die mære,umb wiu ir vancnüs wære. |
17075 | dô seit er in die wârheit,als im der künic hêt geseit.di mær er kund wol verstân.er sprach: «in zühten lât mich gânfür den künic Nabuchodonosôr. |
17080 | swie gar ich sî ein kint, ein tôr,ich wil im sagen wie er ergêt,wie er im engegen stêt.»zehant Daniel was niht swær.in wîset der schaffær |
17085 | für den künic dâ er saz;Daniel sîner züht niht vergaz.der schaffer sprach: «herr mîn,mac ez in dînen hulden sîn,sô hr disen guoten kneht, |
17090 | der wil dir bediuten rehtden troum ân alle missetât.»Daniel sprach: «ich hân sîn rât,alsô ob ich, künic, schierhân drî tag oder vier.» |
17095 | der künic sprach: «di wil ich dir lân;dû solt bald von mir gân.tuost dû ez niht in disen tagen,ich heiz dîn houbt von dir slahen.»
Dâ mit er von dem künig gie. |
17100 | dhein wîl er dô niht lie,er bat got den rîchenvil andæhticlîchen.er sprach: «vil reiner, süezer got,lâ dînen willen, dîn gebot |
17105 | erschînen an mir armen manund lâz dîn genâd für sich gân.erzeig dem heiden dînen gewalt,der dâ ist grôz und manicvalt.erzeig dîn tugent gemeine, |
17110 | alsô daz dû aleinegewalt hâst êwiclîcheüber himel und ertrîche.wider dînen gewalt nieman mac,dîn gewalt wert naht und tac.» |
17115 | dar nâch er alsô trahte,got im daz bild machte,daz Nabuchodonosor sach stânund in dem troum für in gân;daz stuont vor im bescheidenlîch, |
17120 | als ez sach der künic rîch.dar nâch ez begunde tagen,dem schaffær er wolt sagen –er sprach: «füer mich sicherlîchhin für den künic rîch. |
17125 | brinc mich zuo im drâtehin für sîn kemnâte.ich wil im schôn ân allen listden troum der im getroumt isterloesen sicherlîche, |
17130 | dem edeln künig rîche.»
Zehant man in dô für in brâht.der künic sprach: «wes hêst dû gedâht?»er sprach: «ich wil dir drâtevon diser kemnâte |
17135 | erlsen disen starken troum,dâ von dû treist den swæren soum.wil dû, herr, daz tuon ich.»der künic sprach: «Daniel, nû sprich!»er sprach: «dû sæhe vor dir stân |
17140 | einen wunderlîchen man.daz houbt was im guldîn,arm und bûch silbrîn,von dem diech zem knie êrîn,von dem knie ze tal îsnîn: |
17145 | er was geworht von sölhem werc;ûf dem ruck lac im ein berc.»der künic sprach: «die wârheithâst dû mir vil reht geseit.nû sag mir, jud junge, |
17150 | des troumes meinunge.»«daz wil ich dir sagen,der wârheit niht verdagen:daz houbt allez guldîn,daz sît ir selb, herr mîn, |
17155 | und habt di werlt under iuch gezogen;dâ von sît ir unbetrogen.nieman sô vil gewaltes hât,iur gewalt verr über in gât.sô ist der bûch, der arm wîz, |
17160 | geworht mit silber wol mit flîz:daz ist ein bediutunge,daz ein künic jungewirt nâch dir herr gênantund sô gewaltic niht bekant |
17165 | als dû bist, lieber herr mîn.dû solt des vil gewis sîn,daz von dem bûch unz an diu knieniwer êrîn vor dir gie:daz bediutt daz nâch im ein man |
17170 | dheinen gewalt haben kanzwâr in disem lande;er muoz hie sîn mit schande.daz vierd ich iu bediuten muoz:von dem knie unz an den fuoz |
17175 | was daz bild îsnîn gar.di bediutung sag ich iu für wâr:daz bediutt daz dann kumt ein man,der grôzen gewalt haben kanund daz im in der werlt wît |
17180 | nieman mac gewinnen nît;im muoz gar sunder wândiu werlt werden undertân.so bediutt der berc den er truoc» –diu bediutung wart starc genuoc –, |
17185 | «daz bediutet, daz [im] sunder wândiu werlt muoz an im ein stân.er twingt sie vil lîseunz an daz paradîse;daz ist der berc der ûf im lît, |
17190 | die wîl er lebt, ze aller zît;er wirt im gar swær.sîn nam heizt Alexander.»
Dô der künic vernam ze stetdie sag, die er hêt geret, |
17195 | dô sprach er: «Daniel, nû sprich,sol ich mich des lâzen an dich,daz nâch mir kom ein swær,der künic Alexander,und sol der gewaltes haben mêr |
17200 | wan ich künic hêr?daz ist mir ân mâzen zorn.wirt er von künigs art geborn?daz solt dû, friunt, lân wizzen mich;sî im alsô, Daniel, sô sprich.» |
17205 | Daniel sprach: «waz sol ich mêrsagen? er wirt ein künic hêrund wirt gewaltic sicherlîchzwâr über alliu künicrîch.als ich iu nû gesaget hân, |
17210 | reht alsô muoz ez ergân.»
Dô wart trûric des küniges muot.«ich muoz ein abgot alsô guotmit guot, mit liuten êrendaz ez müg gar verkêren |
17215 | des selben küniges gewalt.ich wil gezier manicvaltan ez legen ze aller zît.ein siul lanc unde wîtwil ich im heizen machen |
17220 | von seltsænen sachen.diu sol von gold werdenvon oben zuo der erdenfünfzic dûmellen hôch;mîn muot, mîn herz dar nâch zôch, |
17225 | daz si werd ze der selben zîtsehs dûmellen wît.»
Zehant hiez der künic gâhen,die stat der siulen vâhen,unde hiez îlen drât. |
17230 | zwâr an der siulen statwart golt gefüeret und getragen.vil mangem meister muost man sagen,die alle goltsmid wâren.bî den selben jâren |
17235 | wart diu siul schôn bereit,vil schôn, als man uns hât geseit.ez muost ouch dâ ein ieslîch manan die selben stat gânmit golde, als er maht gedingen, |
17240 | und muost daz dar bringen,dâ man di siul bereiten woltan di stat dâ si stên solt.
Dô si schôn bereitet wart,dem künig wart si zart. |
17245 | si wart fünfzic ellen hôch.daz volc zuo der siulen zôch,wan in der künic dô gebôt,daz si von gold di siul rôtan betten ze aller zît. |
17250 | des wart under in ein strîtvon grôzem gedrange.swer dô niht mit gesangedie siul wolt êren,des leit muost sich dâ mêren: |
17255 | swer der siulen niht êren tet,den hiez man tten ze stet.er hiez manic spil bringen dar,orgel, rotten, daz ist wâr,herpfen unde gîgen vil, |
17260 | vetach, manger hand spil.er hiez dô slahen sumber.was ieman dâ sô tumber,der zuo der siulen niht enkam,als er diu seitenspil vernam, |
17265 | den hiez er tten zehant.er jach: «ir sült den heilantan biten» – der dâ stuont von golt –«und an rüefen» – als er solt –.swer in swacher wæt |
17270 | kom und hêt sich niht genætan sînem brîs den ermel zuo,des spottet man spât und fruo.man hiez in ûf einer rinderhûtwerfen ûf, daz er schrê lût.
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17275 | Dô daz volc daz vernam,ein michel her ir dar quamund betten an die siul rîch,diu dâ stuont sô wunniclîch.swer des niht tet, den macht er blint. |
17280 | dâ wârn ouch driu judenkint;daz ein kint hiez Sydrach,diu zwei Abdenago und Mysach,diu wolden zuo der siul niht gân,wan in der werde, frum man |
17285 | hêt verboten her Daniel,daz si zuo der siul iht wæren snel.er sprach, ez wær ein abgotunde zwâr des tiufels spot.dô des der künic wart gewar, |
17290 | dô sant er bald nâch in dar.er wolt niht lenger beiten,einen ofen hiez er eitenund hiez des bald gâhen,diu kindel alliu [driu] vâhen, |
17295 | und hiez si werfen dar in,daz dûht in ein guot sin.der ofen was heiz genuoc,diu flamme verr dar ûz sluoc;vor hitz was er in der gebær, |
17300 | sam er guldîn wær.vil jæmerlîch diu kint sâhen,dô si der ofen muost enpfâhen.swie heiz er innen wære,doch heten diu kint niht swære |
17305 | in dem grimmigen fiur.der guot unde der gehiursant einen engel mit in dar,der fuor in der kinde scharund liez in dâ gewerren niht, |
17310 | wan got hêt mit in dâ pfliht.
Diu flamm hêt einen sweif.swen si vor dem ofen begreifunder den heidenischen man,der muost sîn leben dô lân, |
17315 | wan ir kraft was dâ sô starc –und hiet ein man tûsent marcgehabt, er hiet si ân wângegeben, daz er wær von dan.diu flamm sluoc über den ofen zwâr |
17320 | vierzehen dûmellen garund dar zuo niun ân allen wân,also vant ich ez geschriben stân.da von wurden all die verbrant,di diu flamm vor dem ofen vant. |
17325 | den kindelîn geschach niht leit,als uns diu geschrift von in seit.si sâzen dar in lîseals in dem paradîse.da von sungen si ze lône |
17330 | dem obristen trôneund got, der si beschaffen het,in dem ofen an der stet:«heilic und heilic bist dû wol,aller genâden bist dû vol. |
17335 | dâ von muost dû gelobt sînin dem himelrîch dînunde ûf dem ertrîch.dîner genâden ist niht gelîch.dîn engel lobent dich stæte |
17340 | in ir wîzen wæteund dîn heiligen wærlîchlobent dich immer êwiclîch.dîn güet ist himel und erd bekant,und swaz dar inne ist genant, |
17345 | daz lobt dich êwiclîchin himel und ûf ertrîch.»
Dar nach sprach Nabuchodonosor,dô er sach der flammen torund den umbesweif genant – |
17350 | zwên boten er dô sant.er sprach: «besehet, friunt mîn,ob diu kint noch lebentic sîn,ob si den tôt haben genomen!»under des wârn drî heiden komen, |
17355 | die sprâchen: «wir haben genomen war,den kinden wirt niht umb ein hâr.si sint gesunt unde ganz,in dem ofen habent si einen tanz,wan in ist niht wan freude bî. |
17360 | ich enweiz, wer der vierd sî:den sach ich bî in sitzen schônin dem ofen ûf einem trôn.si sungen alle gelîcheein lop wunniclîche.» |
17365 | dô im daz mær wart bekant,wie schier er für den ofen rantund sach selp die wârheit!er sprach: «mir ist von herzen leit,daz ez mir ist alsô ergân, |
17370 | ich hân unbild an in getân.»zehant dô hiez er springen,im Danielen bringen.dô er Danieln dô an sach,mit zühten er wider in sprach: |
17375 | «Daniel, lieber friunt mîn,sag mir, waz mac ditz sîn,daz diu kint sint genesen?»er sprach: «got ist bî in gewesen.der hât si dar zuo geêret |
17380 | und in ir leben gemêret.»der künic sprach: «sag mir mêr,sô volg ich dîner lêr,wer der vierd müg gesîn,der dâ sitzt in des fiures schîn, |
17385 | da si iren sanc singentund mit freuden springent?»er sprach: «daz ist ein engel hêr,der hüett der kinde sêr,daz in iht leides werd bekant, |
17390 | daz hât geschaft der heilant.»
Der künic sprach an der stat:«dîn got vil gewaltes hâtund ist daz wunder von im geschehen;daz mac ich an dem ofen sehen. |
17395 | daz red ich gar ân allen spot,er ist gewaltiger dann mîn abgot;der möht ez nimmer hân getân.»do sprach Daniel der frum man:«dîn abgot hât niht sinne, |
17400 | dâ ist der tiufel inne.wil dû mir, künic, erlouben,ich wil dir ez berouben,daz ez di siul rûmen muozund nimmer mêr sînen fuoz |
17405 | setz zuo der siul wider;ez muoz zwâr vallen nider.»der künic sprach an der stat:«sît dîn got sô vil gewaltes hât,sô wil ich die wârheit sehen, |
17410 | ob ich dir des müg verjehen,ob dû die siul guldînbrechest mit den kreften dîn.»diu kinder hiez er ûf stênund ûz dem ofen für in gên. |
17415 | dô giengen si an der statmit im gegen der siul drât,dâ der tiufel inne wasund den liuten ûz der siul lasmit sînem mund vil frî |
17420 | die lûter ketzerî.
Do der künic zuo der siul quam,di grôzen sumber er vernamgellen berc unde tal,wan von den sumbern was ein schal, |
17425 | daz man sölhes nie vernam.ein michel her zuo der siul quam.dô sprach der künic an der stat:«hrt mîn red, daz ist mîn rât.Daniel der guot, |
17430 | der getriu, der wol gemuot,der wil mit red, mit sprechenmîn abgot mir zerbrechen,daz ich mit kost gemachet hân;ich wæn, des müg hie niht ergân |
17435 | und ist mir ân mâzen swær.»si sprâchen, ez wær ein trugnær,die heiden all gemeinegrôz unde kleine.dâ mit der künic sant |
17440 | nâch Danieln zehant,daz er zuo der siul quæmund des küniges red vernæm.zehant Daniel kom gegânhin für die siul stân. |
17445 | der künic sprach: «Daniel, nû sprich,wes hâst dû vermezzen dich?daz lâ dâ daz volc vernemen,daz mac dînen êrn wol zemen.»zehant Daniel zuo dem künig sprach: |
17450 | «ich gich des ich ê jach:die siul wil ich zerbrechen.wil ieman dâ wider sprechen,ez sî im liep oder leit,ich lâz in sehen die wârheit.»
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17455 | Dô der künic daz vernam,sîn zorn was freissam.dem volk er allen gebôt,daz ez kæm zuo der siul drât.die pusûn bliez man zehant, |
17460 | di grôzen sumber die man vant,die sluoc man dâ wider strît,daz man ê noch sîtsölches schalles nie vernam.daz volc alz zuo der siul quam: |
17465 | dô si erhôrten die sumber,dô was nieman sô tumber,weder arm noch rîche,er kæm dar sicherlîche,wan si vorhten des küniges zorn; |
17470 | der dar niht kom, der wart verlorn.
Dô des volkes vil und genuocir muot zuo der siul truoc,wan si des küniges zorn betwanc,daz si kômen zuo der siulen lanc, |
17475 | der künic begund in verjehen,war umb der schal was geschehen.er sprach: «vernemt mîn wort gelîch,beidiu arm unde rîch.ez hât gemacht Daniel: |
17480 | er giht, sîn got sî alsô snel,der müg getuon unde lân –swann er well, sô müez zergândiu werlt elliu gemeine,des geloub ich im kleine. |
17485 | er giht, er hab grôzen gewalt,sîn gewalt sî manicvalt,und swaz wir haben abgot,dar über gê sîn gebot,so gewaltic sî der got sîn. |
17490 | er giht, er well daz abgot mînallez samt zerbrechen.dâ wider wil ich sprechen,mîn abgot müg niht zergân.dar umb ich gesant hân |
17495 | nâch iu gemeiniclîch,daz ir sehet sicherlîch,ob er ditz abgotzerbrech mit sînes gotes gebot,wan sîn gewalt mac niht ergân: |
17500 | er muoz zwâr gelogen hân.er giht, er well erzeigen hie,nû wil ich gern sehen wieer unserm abgot an gesig.er giht, daz ich siglôs gelig |
17505 | von sînes gotes kraft;nû wil ich sehen sîn meisterschaft.»
Zehant Daniel sprach:«sîn kraft ist starc;» er jach:«der dâ himel und erden |
17510 | von nihtiu liez werden,dem selben got getrou ich wol,daz er mich niht verlâzen sol.welt ir ez lâzen âne zorn,iur abgot muoz sîn verlorn, |
17515 | wan ich wil ez zerbrechenund welt ir ez niht rechen.»zehant der künic aber sprach,dem wîssagen er verjach:«ich wil ez lâzen âne zorn |
17520 | und ist dîn got sô wol geborn,daz er mîn abgot brechen sol,daz wil ich von im hân für vol,wan ez nimmer mac geschehen;dâ von muoz ich sîn kraft sehen. |
17525 | dir geschiht dar umb niht leit,des setz ich dir mîn wârheit.daz selb geloub ouch gemeindaz volc grôz unde klein.»
Daz geloubt im dô her Daniel. |
17530 | er huop sich zuo der siul snel.er sprach: «von himel rîcher got,hilf mir, daz ich daz abgotmit dîner kraft zerbreche.swer dâ wider spreche, |
17535 | dem erzeig dîn meisterschaft,daz nieman ist sô tugenthaft:dîn gewalt vor in allen gâtan einer ieslîchen stat.ez stêt, herr, von dir geschriben, |
17540 | daz dîn vînt müezen ligenvor dînen füezen ze aller stunt,daz ist mir, herr, von dir kunt.dâ von erzeig, herr, dînn gewaltdisen heiden manicvalt, |
17545 | daz nieman ist sô reinesô dû, herr, aleine.»er sprach: «ich beswer dich, abgot,bî allem dem daz got ie gebôt,wan vor im niht verborgen ist: |
17550 | nû zerbrist in kurzer frist,dû und dîn bethûs guot,und lâ den künic sînen muotsehen, wie er sî gestalt.zeig des reinen gotes gewalt, |
17555 | alsô daz der heiden scharsech, daz mîn red sî wâr.erzeig, daz gotes gewaltist grôz und manicvalt,daz dû sîst got und nieman mêr |
17560 | und daz von dir diu reht lêrkom in ir herz und gedanc.»zehant seic diu siul lanc,diu dâ von gold was bereit.daz was den heiden leit, |
17565 | des abgotes strung.die alten unde niht die jungbegunden gên dem künig jehen,in wær trugenlîch geschehen.
Dô macht got ein slihte: |
17570 | ze ir aller gesihtefuor der tiufel sînen wecals ein ungenæmer, stinkender flec.dô daz die heiden ersâhen,do begundens zuo im gâhen. |
17575 | si seiten all: «unsælic man,waz wunders hâst dû getân,daz zerbrochen ist unser abgot?dar umb muost dû ligen tôt.»«künic, dû solt in vâhen |
17580 | und solt des balde gâhen»sprach ein alter heiden;«von sînem leben scheidensol man in an diser stunt.uns ist ein hol nâhen kunt, |
17585 | daz ist lewen alsô vol,dar în man in werfen sol,daz in die lewen vrezzenund sîn fleisch ab im ezzen.»der rât begund in allen |
17590 | vil reht wol gevallen.diu red was dem künig leit,«ich gap im mîn sicherheit,daz im iht leides solt geschehen,des müezt ir mir alle jehen.» |
17595 | der alt heiden aber sprach:«er muoz lîden ungemach.swie des an im niht geschiht,sô solt dû unser künic nihtwesen einen ganzen tac.» |
17600 | diu red dem künig was ein slac,wan er vorht der heiden drô.zuo Danieln sant er dô,und hiez des balde gâhen,Danieln dâ vâhen. |
17605 | er hiez in werfen in daz hol,daz dâ was lewen vol.dô in die lewen sâhen,do begundens von im gâhen,als ez got selber wolde |
17610 | und als ez wesen solde.si muosten im wesen undertân,wan er was ein heilic man.
Dô lac er nâch des buoches sagvölliclîchen drî tag, |
17615 | daz er weder az noch tranc;dâ von dûht in diu wîl lanc.doch sült ir mir die wârheitgelouben, im was vil leit,wan er vorht der lewen zorn, |
17620 | er wânt, sîn lîp wær verlorn.dô sant got von himelrîchzuo Danieln sicherlîcheinen engel, der was kluoc,daz er im spîs gap genuoc. |
17625 | der engel einen man dâ vant,der truoc spîs in der hant,einen haven vol fleisch und krût,den solden ezzen in die hûtdes guoten mannes snitær; |
17630 | aller bôsheit was er lær.die spîs wolt er in bringen dar,des nam der engel vil wol war.er truoc ouch über die ahsel sînbrôt, kæs unde wîn. |
17635 | den engel er dô erblicte,vor vorhten er erschricte.der engel in bî dem schopf vie.mit im er vlouc unde gie,wan er fuort in bî dem hâr |
17640 | vil reht lis und gewar,und sazt in in daz hol hin.daz dûht Danieln ein gewin,wan er hêt zwârdrî tag und drî naht gar |
17645 | gevastet, daz er niht enbeiz.des bout er einen bsen kreiz.
Der engel sazt den guoten man,den er gefüert hêt danfür Danieln den wîssagen. |
17650 | ich wil ouch niht verdagen,Daniel wart herzenvrô,dô für in quam der hafen sô,der dâ voller fleisch was;vor hunger er kûm gênas. |
17655 | daz brôt er in die hant nam,daz fleisch er az, als im gezam.dô wundert den guoten man,daz er gefüert was danbî sînem schopf vil gewar |
17660 | und bî sînem swarzen hâr.den juden nenn ich iu genuoc:er was geheizen Abacûc.der selb sprach: «vil reiner got,west ich, ob ez von dînem gebot |
17665 | wær, daz ich bin her komen,daz hiet ich williclîch vernomen.ich bin sanft gefüeret danin ditz hol sam ein man,der niht enwest war er solt, |
17670 | und hiet ich tûsent marc golt,dar umb gæb ich si iesâ,daz ich wær in Judâ» –wan er was gefüeret zwârvölliclîch hundert mîl gar.
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17675 | Nû lâz wir die red stânund grîfen Danielen an.der az daz fleisch und daz krût,swaz sîn moht komen in die hût.dô daz der engel ersach, |
17680 | wider sich selben er dô sprach:«her Daniel hât genuoc.nû wil ich füeren Abacûcvon Babiloni unz Judâ,unde wil in lâzen dâ.» |
17685 | von dem engel daz geschach,als er wider sich selb jach.
Dar nâch der künic hôchzît wolt hân,daz wart wîten kunt getân.er hiez den spilliuten sagen, |
17690 | er wolt niu kleider tragenund wolt diu alten hin geben.si begunden all dar strebendi der alten kleider wolden gerndi begund man all gewern. |
17695 | dar zuo hiez er den herren sagen,swer niu kleider wolt tragen,der solt sîn geselle sîn;dem tet er all triu schîn.dô kom ir dar ein michel teil, |
17700 | daz was der spilliut heil.dâ fuoren si in der freuden schar,wan in wart dâ gegeben gar,wan der herren was dâ vil.si hêten freud unde spil |
17705 | dem künig dâ ze êren.sîn lop si wolden mêren.dâ wart ein grôz wirtschaft,spîs und wîn was diu kraft,daz sîn der arm gelîch |
17710 | hêt envollen sam der rîch.in dem palast si dâ sâzen.mit freuden si dâ âzenund mit grôzem schallegemeinclîch alle. |
17715 | der künic hêt ein gesedel,daz was rîch unde edel,mit baldekîn gezieret wol,als man eim rîchen künig sol.dar ûf sâzens wunniclîch; |
17720 | er was der hôchzît freudenrîch.
Dar nâch wart dem volk bekant,ez sach, daz ein schniu hantin dem palast ob dem künig was.diu selb hant schreip, daz man las |
17725 | drî namen hart wunniclîch –di schreip si dâ vil sicherlîch –:Phares Rachel Mannes.dar an kunt nieman wizzen, wesdiu hant dâ mit hêt gedâht, |
17730 | oder ob si hiet des küniges ahtgedâht mit der geschrift gemein,wan nieman was sô rein,der ez bediuten kunde,wan in sîn got niht gunde. |
17735 | man sach niht wan die hant,anders wart dâ niht bekant.dem künig dâ vil hôchgebornwart beidiu leit unde zorn,daz nieman moht bediuten in |
17740 | noch nieman hêt sô wîsen sin,der ditz kund bediuten reht,weder di ritter noch di kneht.
Er liez sich niht betrâgen,er hiez die liut frâgen, |
17745 | ob ieman wær in sîner schar,der im seit die wârheit gar.dô was dar komen ein jüdelîn,daz sprach: «lieber herr mîn,wolt ez iu niht wesen leit, |
17750 | ich wolt iu sagen die wârheit.»dô lobt im der künic stæt,daz er im dar umb niht tæt.er sprach: «herr, wellet irein wârheit gelouben mir, |
17755 | sô sag ich iu in kurzer frist,daz ir mügt vinden disen list,und hiett ir lân hern Daniel,der hiet iu dis namen snelbediutet sicherlîche.» |
17760 | dô daz der künic rîcheerhôrt von dem jüdelîn,dô kund im niht leidere gesîn.er gie mit grôzer klagzwâr nâch der bibel sag |
17765 | klagent für daz grôz hol,daz der lewen was vol.er sprach: «ôwê! her Daniel!»die klag erhôrt der wîssag snel,die der künic dâ umb in tet. |
17770 | er klagt sêr dâ ze stet:er sprach: «ich unsælic man,ich hân vil übel getân,daz ich gevolget hân sô schiermîner râtgeben vier, |
17775 | daz ich den man erttet hân.»die klag hôrt her Daniel an.er sprach: «edler künic rîch,jâ leb ich noch sicherlîch,wan mir hât got geben daz heil.» |
17780 | dô hiez er eimer unde seilbringen dar vil sicherlîch.sîn lîp was dô freudenrîch,daz er in funden hêt zwâr;des was er frô unmâzen gar. |
17785 | er hiez in ziehen ûz dem hol,daz der lewen was sô vol.
Zehant frâgt er in mær.er sprach: «ringer mir mîn swær.sag mir, wer hât dich erneret?» |
17790 | er sprach: «der dâ mir hât bescheretlîp und sêl gemeine:der süez got vil reinehât mich erneret sicherlîch,daz wizz, edler künic rîch.» |
17795 | dâ mit der künic aber sprach:«ich klag dir mînen ungemach:dô ich hôchzît solt hânund vor mir als manic man,dô kom ein hant sicherlîch |
17800 | über mich und die künigin rîch.diu hât geschriben driu wort,diu stênt in dem palast dort;dâ enkund [mir] lanc noch schiernieman diu wort bediuten mir.» |
17805 | dô sprach her Daniel:«zeigt mir si, ich bediut si snel.»bî der hant er in vie,in den palast er dô gie.
Zehant dô er diu wort ersach, |
17810 | wider den künic er dô sprach:«wil dir, herr, niht zorn sîn,ich sag dirz ûf di triu mîn.»der künic lobt im staete,er wolt sîner ræte |
17815 | volgen unz an daz ende sîn,daz er im liez wâr sîn.her Daniel dô aber sprach:«ich fürht, ich gewinn ungemachund sag ich iu die wârheit.» |
17820 | dâ für swuor er im einen eit.er sprach: «sô wil ich iu ez sagen,sît ich iu niht sol verdagen:diu hant bediutet zwâr,ir sült werden ân sinn gar; |
17825 | sô bediutent di drî namen,daz ir iuch niht sült schamen,ir loufet ze walde als ein tier,daz sült ir wol gelouben mir.vierdhalp jâr ist iuwer zil, |
17830 | vor iu ich daz niht helen wil;daz ergêt an iu in drîn tagen,daz wil ich iu für wâr sagen.mir ist daz vil wol kunt,ir wert gênt als ein hunt, |
17835 | an allen viern als ein wilt,dâ von iurs sunes herze spilt.als diu jâr ein ende habent genomen,sô sint iur sinn wider komen,und vart gewalticlîche |
17840 | in iuwer künicrîche.daz sült ir wol gelouben mir,ez ergêt in drîn tagen schier.»der künic wart trûric und unfrô,daz ez ergên solt alsô.
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17845 | Dar nâch nâch Danieles sagzwâr an dem dritten taglief er gar âne sin.er sprach: «ich nû verlorn bin.»gegen wald er dô kêrte, |
17850 | als in der wîssag lêrte.dâ lief er vierdhalp jâr,daz sagt uns daz buoch zwâr.sîn hâr wuohs im dô vil lanc:swenn er ez über die ahsel swanc, |
17855 | sô gie ez ûf der erd nâch;ez was sîn wât und sîn dach.sîn negel wuohsen im als eim tier,sîn hend, sîn bein wurden vier.dar ûf gienc er als ein hunt, |
17860 | daz ist den juden, den pfaffen kunt.die boum steic er als ein tier.er was ûf mangen boum schier,der hundert ellen hôch was.wunder was, daz er genas!
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17865 | Dô der künic ze walde kêrt,des küniges sun ein heiden lêrt,daz er sînes vater rîchebesæz gewalticlîche,daz solt im werden undertân |
17870 | und vil manic dienstman;des wær nieman sô wol wert.er sprach: «ir sült hundert swertgeben und sült ritter machen.»des begund der jung künic lachen |
17875 | und volgt dem alten heiden dôund was sînes rates frô.des landes er sich underwantmit gewaltiger hant.dô wart er herr dar inne. |
17880 | dô lêrten in sîn sinne,daz er den herren brach ir reht.dô sprâchen ritter unde kneht,den ez was an mâzen zorn:«ôwê! wie hab wir verlorn |
17885 | unsern herrn Nabuchodonosôr!diser herr ist ein tôrund wil uns brechen unsriu reht.dienstman, ritter unde knehtsüllen des vil vlîzic sîn, |
17890 | ob wir den alten herren mînindert möhten vinden,daz wær guot unsern kindenund uns selber ze aller stunt.diser limmet als ein hunt |
17895 | und wil uns verderben gar.wir süln in in der narren scharschaffen schier mit sînem muot,wan er uns michel leit tuot.»
Dar nâch dô diu vierdhalp jâr |
17900 | genomen heten ein ende gar,dô begund er umb sich sehen.er sprach: «wie ist mir geschehen?bin ich Nabuchodonosôr?nein ich! zwâr ich bin ein tôr. |
17905 | wer hiet mich dann her brâht?»er gedâht geswind in sîner aht:sîn sinn begunden sich mêren,von wald begund er kêren.sîn leit daz was im swær. |
17910 | er sach einen wildnærstên vor sînem hiuslîn.er sprach: «ich wil hînt bî im sîn,hie bî dem wildenære.»daz was dem jeger swære, |
17915 | wan er vorht im sêre.er hêt ouch niht mêregesehen einen sölichen man;dâ von er in den walt entran.
Dô daz der arm künic ersach, |
17920 | er gedâht: ich hân nû guoten gemachin sînem hûs und in dem hol,dâ sol mir hînaht werden wol.in daz hiusel er dô gie.diu frou in mit vorht enpfie. |
17925 | er sprach: «fürhtet iu niht sêre,vil reiniu frou hêre;gebt mir hînt iuwer brôt.ich hân erliten grôz nôtze wald vierdhalp jâr, |
17930 | daz sag ich iu für wâr.»diu frou sich gên im kêrte,als sie ir tugent lêrte.si gap im ein blahen drum,des was er vrô und was sîn frum. |
17935 | vil gern er ez von ir nam,wan er bedaht dâ mit sîn scham.brôtes gap si im genuocund wazzer rein in einem kruoc;dâ mit labt sich der künic guot, |
17940 | des brôtes wart er wol gemuot.
Dô kom der wildenærean sîn tür mit swære.des wolt er niht vergezzen,er gedâht: der man hât gezzen |
17945 | mîn wîp und mîn kint,mîn schâf unde rint.er was ouch dô sô kluoc,daz er durch ein neigers luocsach, waz der man tæte, |
17950 | den er forht sô stæte.dô sach er, daz er az ein brôt,daz im gie für hungers nôt.er sach mêr mit witzensîniu kindlîn vor im sitzen, |
17955 | daz er in niht übel tet.der wildnær durch di tür ret,er sprach: «frou, lâz mich în.mac ich von im ân angst sîn?ich fürht in als ein fiuwer.» |
17960 | er sprach: «ist er gehiuwer?»zehant entslôz si im die tür,dâ was kein ridel für.der künic gruozt in schône.er sprach: «ich truoc die krône |
17965 | zwâr in disem lande;swie ich nû dulde schandeund muoz der sinn sîn ein tôr,ich binz Nabuchodonosôr,der künic in disem rîche. |
17970 | dû brinc mich sicherlîchezuo dem wîssagen Daniel,ich wil mich niht haben hel.»
Dô der wildenæreerhôrt disiu mære, |
17975 | dô wîst er in baltdurch den grôzen waltdâ er Danieln vant;zehant er Danieln kant.er hiez im bereiten ein bat, |
17980 | wan er gefuor nâch sînem rât.dar nâch daht er im sîn scham,als einem künig wol zam.der künic sprach: «Daniel, sag mir –und îl baldiclîchen schier –, |
17985 | wie mîn sun Evilmerodachgelebt hab mit gemachvil schôn in mînem rîchmit dem volc gemeinclîch.»er sprach: «herr, daz sag ich dir, |
17990 | wil dû ez gelouben mir,daz dîn werd dienstmanund swaz daz lant geleisten kan,arm unde rîche –die sint im sicherlîche |
17995 | alle vînt und niht holt,daz hât er wol umb si versolt.»
Dô der künic erhôrtdes wîssagen wort,dô hiez er senden zehant |
18000 | über al sîniu lantnâch den werden dienstman,die ich niht alle genennen kan,und hiez in sagen, er wær komen.dô si daz heten vernomen, |
18005 | dô kômen si alle gelîch,beidiu arm unde rîch,wan si wârn sîner künfte vrô.si enpfiengen in mit schall dô.dâ bliez man grôz pusoun. |
18010 | si nâmen all des küniges goum.si tanzten unde sungen,si reiten unde sprungen.si wârn ân mâzen gefuoc.ir ieslîcher ein kleinôt truoc, |
18015 | dâ mit er in enpfie schôn.man truoc im für sîn krôn;die sazt er ûf sicherlîch,wan si was unmâzen rîch.dô er sie ûf sîn houbt genam, |
18020 | der künic, als im wol gezam,dô frâgt er sîn volc der mær,wie in sîn sun wær.dô klagten im kleglîchbeidiu arm unde rîch, |
18025 | er hiet in übel getân.«daz sol nû wærlîch niht ergân,»sprach der künic rîche,«iu sol doch sicherlîchevon mir niur lieb widervarn |
18030 | hinnen für bî mînen jârn.»alsô lebt er mit freuden dâin dem land und anderswânâch sînen unsinnen zwârvölliclîch fünfzehen jâr. |
18035 | dar nâch er ze reht starp.sîn sun umb daz rîch warp,sîn sun Evilmerodach;daz was den liuten ungemach.Nabuchodonosor rîchset für wâr |
18040 | in Babilonje vier und vierzic jâr.
Evilmerodach ze künig wart,daz künicrîch wart niht ûf gespart.daz wart den liuten leit genuoc,daz er des vater krôn truoc. |
18045 | da von wil ich iu besundersagen michel wunder.daz kan ich niht verdagen,er hiez sîn vater für sich tragendô er alsô tôter lac – |
18050 | für wâr ich iu daz sagen mac –:«diser tôt ist mir swær.»er sant nâch einem fleischhackærund die vogel viengen,daz di all für in giengen. |
18055 | er sprach: «ir vogelærekomt mir fruo niht lære!vâhet mir zwei hundert gîr grôz,raben vil und ir genôz;und ist daz ir des niht entuot, |
18060 | sô wurd man sehent iuwer bluotvon iuwerm hals schiezen;niemans mügt ir geniezen,ir müezt den tôt doln,welt ir der vogel niht enholn.»
|
18065 | Dô die vogelæreerhôrten die mære,dô begundens gâhen,die vogel all vâhen,und rihten âne swære, |
18070 | die selben vogelære,ûf daz velt über al,dâ von si viengen âne zalder gîr und der raben vil;daz was zwâr irs herzen spil. |
18075 | dô si ir vil geviengen,für den künic si dô giengen.si sprâchen: «herr, wir haben brâht,als dû dir hetest gedâht.»des nam mangen wunder: |
18080 | die vogel hiez er besunderlâzen in ein stuben grôz.die vogel dâ vil sêr verdrôz,wan er sich hêt vermezzen,er liez si niht ezzen |
18085 | nâch des buoches sagbiz an den dritten tac.dem fleischhacker er gebôt,ob er niht wolt ligen tôt,daz er dem tôten vater sîn |
18090 | tæt mit der hacken schîn,daz er des meister wære.daz dûht in vil swære,wan er hiez den tôten rücken.er sprach: «slach in ze stücken, |
18095 | disen lîchnamen!»des begund sich schamendiser fleischhackære,wan ez was im ein swære,daz er einen tôten man |
18100 | solt mit der hacken bestân.der künic aber wider in sprach,der dâ hiez Evilmerodach:«slach in zuo drîn hundert stücken.dû solt in ûf rücken |
18105 | nâch dînem willen, swâ dû wil,wan diser lîchnam hât mir villeides hie getân,dô er kom von wald gegân;dâ wânt ich in hân verlorn – |
18110 | dô kom er schier, daz tet mir zorn.also hân ich noch gên im wân,ich fürht, er well ûf stân.dâ von mach mich des wânes frî,zerstück in, als lieb ich dir sî.»
|
18115 | Dô der fleischhackæreerhôrt disiu mære,do zerworht er in dâ ze stet,als der künic gên im ret;ze drîn hundert stücken man in sluoc, |
18120 | diu stück man dô für in truoc.dô hiez der künic gâhen,die raben ûz der stuben vâhenund die gîr alsô grôz.den künic dô niht verdrôz, |
18125 | er hiez den vogeln gemeindiu stück werfen niht ze sein.die vogel nâch des buoches sagwârn völliclîch drî tagallsamt ungâz beliben, |
18130 | vor hunger wârn si nâch zerkliben.dô wurden si vil freudenrîch,dô man in gap stück gelîch.ir ieslîcher ez mit freuden namund flugen hin, als in wol zam, |
18135 | und âzen gemeine,die vogel grôz und kleine.
Dô daz der künic von in ersach,ûz grôzen freuden er dô sprach:«ich sich mînen vater frezzen |
18140 | und in die vogel ezzen:dâ von bin ich freudenrîch;im wirt niemêr mîn rîch.die vogel habent von im gewin,ieglîcher hât sîn stück hin.» |
18145 | dô sprach der künic wol getân:«mîn rîch mac mir wol bestân.wie hêt er mich verdrungenund mir an gewunnenditz künicrîch gemeine! |
18150 | ich fürht in nû vil kleine,sît in die vogel hânt von mir brâht.ich hêt mich sîn wol verdâht:er mac zwâr nû niht ûf stân,die vogel hânt in gefüeret dan. |
18155 | wie lief er als ein tôr,mîn vater Nabuchodonosôr!er muoz mir nû daz rîch lân,wan ich hân ez understân,daz er mich von dem rîche |
18160 | niht trîbt gewalticlîche.dâ von mac ich ân angst sîn,wan er ist gâz der vater mîn.»dar nâch lebt er unlange zeît,daz in der tôt nider leit. |
18165 | Dar nâch rîchsen beganin Babylonia ein man,der was geheizen Balthasar;mit grôzem gwalt lebt er gar.er hiez ein bethûs machen |
18170 | mit seltsænen sachen.ein abgot er dar inn êrt,daz volc er allez dar zuo kêrt.er hiez mit sînen sinnenzwelf meister gewinnen |
18175 | und macht daz bethûs schône,daz nie dhein künic sîn krônemit gestein sô wol gezieret,also der palast was gefurrieret;von gold hêt ez ein michel schar. |
18180 | dô sprach der künic Balthasar:«vil meisterscheft muoz hie geschehen!mîn abgot lâz ich nieman sehenwan di zwelif di sîn süllen pflegen.di andern lâz ich under wegen, |
18185 | si wellen dann opfer bringen,sô lâz ich si wol dingenund lâz si in den palast guot,sô wirt mîn abgot wol gemuot.ein schniu siul mermelîn |
18190 | muoz ze reht dar inne sînmitten in dem palast,»der dâ sô schôn was verglastdem abgot dâ ze êren,sîn lop dar inne mêren. |
18195 | si was gezieret schône.von gold, von stein ein krônemuost oben ûf der siul sîn,ûf der siul mermelîn.diu krôn was vier ellen breit. |
18200 | zwâr an der selben zeîtwas ir hch gemezzen,des kan ich niht vergezzen,si was fünfzehen ellen hôch.vil tiufel zuo der siulen zôch |
18205 | und sazten daz abgot schôn in.daz dûht si ein guot sin,daz ez gewalticlîcheredet mit dem künig rîche.swann er ez frâgen begund, |
18210 | ze einer ieslîchen stundantwurt ez aller wörticlîchnieman dann dem künig rîchund den die sîn pflâgen.nieman mêr wolt ez sagen |
18215 | dhein red noch botschaft;daz geschach von des tiufels kraft,der künic wider di zwelf sprach:«mîn abgot hât guoten gemachfür all diu ich hân gesehen, |
18220 | des muoz ich von der wârheit jehen.nû trahtet, lieber meister mîn,ob ez müg ân schaden sîn,umb einen wunderlîchen sit,der im var ân schanden mit, |
18225 | daz chein abgot tuo;daz trahtet spât und fruo.dar umb wil ich iuch rîchen,daz wizzet sicherlîchen.»
Dô ieslîch meister dâ erhôrt |
18230 | des küniges red und sîniu wort,do gedâht er ân widerstrîteiner wunderlîchen hôchzît.si hiezen bereiten zwelf tisch,dar ûf hüener unde visch |
18235 | und dar zuo manig frömd spîs,sprach under in ein man grîs.«heizt die spîs sieden und brâten,sô mac daz abgot uns berâten.»si wârn vrô und wol gemuot. |
18240 | si hiezen in den palast guotdie tisch setzen alsô rîch.daz sag ich iu sicherlîch,die tisch wârn von goldgeworht, als der künic wold; |
18245 | diu tischgestell alsam,wan ez dem rîchen künig zam.ez wârn die tisch mit flîzgedecket schôn mit pfellen wîz:di wârn mit lîsten gezieret, |
18250 | mit gold, mit gestein gefurrieret.also wârn verdaht die tische.hüener, hasen, vische,rephüener gesoten und gebrâten,dâ mit wârn die tisch berâten. |
18255 | semel wîz sam diu sunnelâgen ûf dem tisch ze wunne,dar zuo met unde wînmuost ûf dem tisch sîn.
Dô ez allez wart bereit, |
18260 | dô trahten si mit kündicheit,wie si den künic betrugenund im daz guot ab erlugen.si funden einen kluogen sin:ein luoc under dem palast hin |
18265 | hiezens graben sicherlîch;do betrugen si den künic rîch.si gruoben ein luoc unz an ein eck.einen stein als drî wecknâmen si in dem eck ûz. |
18270 | daz meil merkt nieman umb ein grûz;alsô kündic was ir lîp,wan ez maht man noch wîpdaz luoc niht erkiesennoch in ir kunst verliesen. |
18275 | des wârn si dô âne swær.di zwelf meister êrbærbegunden daz wol helenund ûz dem palast stelendie spîs alle bî der naht, |
18280 | als si vor heten gedâht,hüener, wîn und vische.si sazten ûf die tischediu vaz alsô lære,dâ von si hêten swære. |
18285 | si sprâchen dem künig zuobeidiu spât unde fruo,in wær daz wol bekant,daz abgot næm ez in die hantund æz ez sicherlîche. |
18290 | dô sprach der künic rîche:«daz hân ich gehret nie.wol mich daz ich den palast iegezieret mit dem abgot!»ez was zwâr der zwelfer spot, |
18295 | die in betrugen ze der zîtin dem palast wît.
Dô sprach der künic unverzeit:«ich muoz besehen die wârheit,daz si mich iht betriegen |
18300 | noch daz abgot an liegen.zwar ez muoz mir sîn bekant.ich wil selp mit mîner hantsperren den palast und pflegen,mîn insigel dar an legen, |
18305 | sô mac man mich betriegen niht;der zwelfer wârheit man dâ siht.»nieman west dô daz luoc,dâ man di spîs ûz truocunde dâ man gap her für. |
18310 | der künic huot selp der tür.dô er zuo dem slozze sach,wider sich selb er dô sprach:«ich sich selp die wârheit.swem ez sî liep oder leit, |
18315 | mîn abgot ist genâden vol,daz weiz ich von der wârheit wol.»zuo dem tisch nam er goum.er sprach: «ez ist niht ein troum.slaht mir die grôzen sumber! |
18320 | ist ieman dâ sô tumber,der zuo mîner hôchzît nihtkümt, ich sag waz im geschiht:zwâr er muoz mir lân den lîp.dar kom man unde wîp |
18325 | und dar zuo kleiniu kint!»er sprach: «alliu diu mir sinthie zwâr undertân,diu süllen zuo der siulen gânund süllen dâ ir opfer legen, |
18330 | wellen si mîns abgots pflegen.swer des selben niht entuot,der muoz sehen sîn eigen bluotwærlîch mit grôzer nôt,er muoz hie ligen tôt |
18335 | in Babyloni, daz ist wâr.»dar kom geriten manic scharund sümlîch gegangen.swelich niht wolt hangen,der muost sîn opfer schôn |
18340 | legen zuo der guldînn krôn,dâ daz abgot inne saz;ze êren tet man im daz.
Dar nâch der künic an der zîthiez sagen in diu lant wît, |
18345 | swer guot von im wolt enpfâhen,der solt zuo sînem abgot gâhen.dô kom geriten und gegânûz frômden landen manic manin sînen palast guot; |
18350 | des wart der künic wol gemuot.er gap in edliu kleider guot,des wurden si mit freuden fruot.mit spîs hiez er ir pflegener macht dâ mangen swertdegen |
18355 | dem abgot ze êren,sîn lop dar inne mêren.daz wart geseit in ein lanteinem hôhen künig bekant,daz was geheizen Persyâ, |
18360 | zwâr dem rîchen künig dâ:der selb künic hiez Cyrus,die pfaffen nennent in alsus.er hêt vernomen daz mær,daz in Babyloni wær |
18365 | ein abgot, dem dient manic schar,daz hiet ein künic hiez Balthasargemachet sicherlîche;ez was unmâzen rîche.er sprach: «ich muoz dar, |
18370 | muoz sehen des küniges schar,ob sîn abgot müg sîn pflegenund sîn hüeten vor den slegen.»
Dô wart niht lenger gespart,er hiez rüefen hervart |
18375 | unde huop sich alsô schônhin ze Babylônund reit zuo dem palast,daz dâ schôn was verglast.dâ vant er mit sinne |
18380 | den rîchen künic inne,wan er hêt schôn hôchzîtin dem palast wît.zuo im dranc her Zirus.er sprach: «ich muoz hie alsus |
18385 | iuren abgot êren,sîn lop wil ich mêren.ich wil daz rîchest opfer legenund wil des abgots selber pflegen.»mit im dranc manic schar. |
18390 | er sprach: «got weiz, her Balthasar,iur houbt wil ich opfern hie.»bî dem hâr er in vieund sluoc im ab alsô schônden kopf mit der krôn, |
18395 | daz er fuor sam ein schîbdâ von sînem lîb.er hiez balde gâhen,die liut alle vâhen,und zerfüert Babiloni gar, |
18400 | daz sagt uns daz buoch zwâr.die siul hiez er zerbrechen;daz abgot wolt niht sprechen.die tiufel fuoren iren wecüber strâz und über stec. |
18405 | Cyrus der künic rîchder fuor gewalticlîchze Persyâ in daz lant.dâ wart manigem dô bekant,daz er Babylonja zwâr |
18410 | bræch und zerstret gar.
Er hêt ein wunderlîchen sit,der volget im ze allen zîten mit:swan er hêt ein schn wîp,diu im liep was sam der lîp |
18415 | und diu ein kint bî im truoc,daz im liep was genuoc,dô wânt er ân widerstrît,ez möht ze dheiner zîtzuo ir komen dhein man tougenlîch, |
18420 | der mit ir wurd freudenrîch:ich mein zuo dem bettespil.ich muoz hrn, ich red ze vil,wan ieslîch wîp unde mander red sich wol kan verstân. |
18425 | swie liep im kund ein wîp sîn,diu dâ hêt sô liehten schîn,diu bî im ein kint truoc,der wart er vînt genuocund hiez sie tten an der stet. |
18430 | mit sînem schaffer er daz ret,daz er sie füeret baldeund sie ttet in dem walde.daz tet der schaffær zehant.mit michelm jâmer er sie bant |
18435 | und tôt sie an der stunt;der jâmer wart ir kunt.
Ze einen zîten daz geschach,daz er zuo dem schaffer sprach:«ttt ditz wîbelîn, |
18440 | ez mac bî mir niht lenger sîn,si hât ein kint bî mir getragen.»dô wart ein jæmerlîchez klagenvon allem hofgesinde;daz klagt daz wîp geswinde, |
18445 | wan si was schn und tugenthaftund hêt an tugent sölich kraft,daz si sie klagten sêre.doch muost der schaffær durch sîn êredie frouwen gegen wald füeren |
18450 | an seilen und an snüeren.im was der walt aller kunt.mit im sô lief ein jagehunt.er sprach: «frou wol getân,ir müezt mir iuwer leben lân.» |
18455 | si sprach: «schaffer lieber, nu sprich,waz hân getân ich,dar umb ich hie gib den lîp?»sô sprach daz tugentlîch wîp.«ez ist mînes herren sit, |
18460 | der volgt im ze allen zîten mit;doch welt ir mir genædic wesen,ich wil iu helfen genesen.»si sprach: «schaffær hêre,tuot an mir iur êre.» |
18465 | zehant vie er den huntund sneit im ûz sînem muntdie zungen sicherlîche.er sprach: «küniginne rîche,sitzt dâ her in den boum. |
18470 | ich wil iuwer nemen goummit trinken und mit spîse,»alsô sprach der grîse.die zungen truoc er dem herren hin,daz dûht in ein schn gewin.
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18475 | Dar nâch stuont ez unlanc,unz den künic diu minn twanc.er hiez im gewinnen ein wîbelîn.der schaffer sprach: «daz sol sîn.»dô wîset er zuo sînem lîp |
18480 | frîlîch daz êrer wîp.des morgens dô ez tagte,den herren er dô frâgte,wie im geviel des wîbes lîp.er sprach: «si tuot reht als daz wîp, |
18485 | daz dû hâst erttet mir.wær si niht tôt, ich swüer des schier,daz si diu selb wære.»dô seit er im daz mære.er sprach: «swie ez mir süll ergân, |
18490 | ich muoz hie in schulden stân.ez ist reht daz selb wîpund ir flætiger lîp,die ir mich hiezet ttenmit angsten und mit nten.» |
18495 | dô sprach der herr an der stat:«mich nieman sô wol gehandelt hâtsô dû; des muost dû haben êr.ich wil sie haben immer mêr.si hât ein reineclîchen muot, |
18500 | ich wil sie haben in mîner huot.ich wânt des ûf di triu mîn,swie schn ein wîp möht gesîn,trüeg si ein kint, si wær enwiht:nû sich ich wol, des ist niht.»
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18505 | Ez hêt ouch der schaffærder küniginn geringt ir swæran der selben zît.er wîst si in ein kemnât wît –daz muost geschehen bî der naht, |
18510 | als er im vor hêt gedâht –und hiez ir bat dâ machenmit seltsænen sachen;mit wurzen und mit krûthiez er ir strîchen ir hût, |
18515 | daz si dô wart minniclîch getân,dô si gên bett solt gân,dâ der künic an lac.des gewan si lieben tac,wan si im liep was âne wân, |
18520 | als ich iu vor gesaget hân.
Der künic hêt einen sitdâ er sich leit den liuten mit:swann im ein guot scherærsolt scheren âne alle swær, |
18525 | dem künig Cyrus,sô hiez er in tten sus,sô er den bart hêt geschorn –wan er hêt dick gesworn,ez möht nieman die mær |
18530 | wizzen, von wiu ez wær,daz er hiez mit ntendi scherer alle tten –:des muost er ungeschorn sîn.er sprach zuo sînem schaffer: «dû bist mîn, |
18535 | ich wil des niht enbern,dû muost mir mînen bart schern.»daz was dem schaffæreein vil leidez mære.er sprach: «herr, ich kan sîn niht. |
18540 | swaz halt mir dar umb geschiht,daz muoz ich allez lîden:daz schern wil ich vermîden.»dô hiez der künic gâhen,den schaffær vâhen. |
18545 | er sprach : «dû unsælic man,dû muost mich tuon des bartes ân.»
Der schaffer dô gevangen lacbiz an den dritten tac.dô gie diu frou schanden lær |
18550 | hin für den karkær.«schaffer, bist dû dar inne?»sô sprach diu küniginne.er sprach: «liebiu frou mîn,nû tuo mir dîn hilfe schîn |
18555 | und gedenket dar an,daz ich iuch ernert hân,küniginne rîche;ich dienstes iu niht entswîche.ringet mir mîn swære |
18560 | und frâgt den künic der mære,wâ von daz an im müg sîn –des bit ich – durch den willen mîn –,daz ir mir ervart,wâ von er umb sînen bart |
18565 | hab den tôt ûz erkorn,sô im ein man hab geschorn,daz er in dann mit ntenzehant heizt tten.daz ervart mir, liebiu frou mîn, |
18570 | iur eigen wil ich immer sîn.»zehant gelobt im diu frouwe daz.si sprach: «gehab dich dester baz!mir muoz ez sicherlîchesagen der künic rîche.»
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18575 | Des nahtes dô si ze bett gie,mit armen si in umbevie.si sprach: «edel künic hêr,woldest dû niht zürnen sêr,ich wold dich biten einer bet,» |
18580 | alsô si gegen dem künig ret.dô sprach der künic: «frou mîn,lâz mich hrn die bet dîn,ich sag dir lieb und smerzen,swaz ich weiz in dem herzen,» |
18585 | diu frou zühticlîchen sprach:«ich west gern den ungemach,den dû hâst umb den bart dîn,daz dû vînt muost sînder dir den bart ab schirt, |
18590 | daz dîn zorn unsælic wirt.dâ von west ich gern die mær,von welhen sachen daz wær.»der künic sprach: «daz wil ich dir sagen,wan ich mac dir sîn niht verdagen: |
18595 | swenn man mir in halben geschirt,daz er dann niht verbirt,er heiz mich umb kêren.»zehant begund [si] mit êren[,]diu frou gegen im lachen, |
18600 | dem künig freude machen.
Des morgens dô ez tagte,diu frou dem schaffer sagte,als ir der künic hêt geseit.si sprach: «lâ dir niht wesen leit: |
18605 | schir morgen sicherlîchedem edeln künic rîche.dîn triu wil ich dir gelten.ich vergizz des selten,daz ich von dir hân mînen lîp,» |
18610 | sô sprach daz tugenthaft wîp.zehant der schaffær vrô wart.si sprach: «sô dû im den barteinhalp hâst geschorn,sô lâ dir niht sîn sô zorn, |
18615 | daz dû in mit êrenheizest in hin umb kêren.dû solt, schaffer wol geborn,sprechen: «iu ist einhalp geschorn,»und hab dîn hend für dich. |
18620 | di red schôn in zühten sprich,sô mac dir gewerren niht,wan diu sæld hât mit dir pfliht.»des danct der schaffær sêreder frouwen alsô hêre, |
18625 | wan er des morgens tetals diu frou hêt geret.dô daz der künic von im ersach,gegen dem schaffer er dô sprach:«dâ ist diu frou schuldic an, |
18630 | ez west ân sie nieman.si hât ernert dînen lîp,daz vil tugenthaft wîp.»
Dar nâch lebt er mangen tac,als ich für wâr gesprechen mac. |
18635 | mit urliug und mit strîtfuor er nâhen unde wîtmangen tac unde jâr;sîn herz was zornvar.dar nâch Cyrus offenbâr |
18640 | in Babyloni, daz ist wâr,saz ze geriht hêrlîchen,er riht dem arm, dem rîchen.daz wart mangem bekant,daz man guot geriht bî im vant.
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18645 | Ze den zîten was ein man,als ich von im gelesen hân,er was Joachym genant;für einen frumen man erkantwas er ze der selben zît. |
18650 | ein hûs michel unde wîthêt er und ein gertelîn,daz stiez an daz hûs sîn.er hêt ouch ein schn wîp,zühtic und rein was ir lîp, |
18655 | diu was genant Sussannâ.ez was ouch in dem hûs dâstæt der herren teidinc;doch hêt ein altman sîn gerincgeleit an die frouwen guot, |
18660 | dâ von truoc er ir holden muot.eines tages sich ergienczwâr daz grôz burcteidinc.dô was ouch der juden sit,dâ si ir ê behielten mit: |
18665 | swâ geschach under in ein huor,ir ieslîcher dar umb swuor,er wurf ûf ez einen stein.si jâhen, ez wær unrein,ez wær wîp oder man; |
18670 | swer überhügen began,daz wær dem andern unrein;dâ von ir ieslîchz einen steinwarf ûf daz selb hin,daz was ir will und ir sin. |
18675 | si hêten zwên man dar zuogesazt spât unde fruo,daz si des selben jâhen,swâ si den huor sâhenoder swâ ez in wart geseit, |
18680 | daz dem huorer von im leitgeschæch an der selben zît,wan si truogen gên im nît.
Nû lâz wir die red stânund grîfen zuo der frouwen an, |
18685 | diu dâ Sussannâ hiez.ir reincheit des niht enliez,si bereitet sich bî der zît,daz si in iren boumgarten wîtgienc zuo einem ursprinc. |
18690 | vil rein was der frouwen dinc.si twuoc ir hende, ir antlütz,daz was ir zuo der reincheit nütz.daz hêt der altman ersehenunde kunt daz von ir spehen, |
18695 | daz si des morgens tougenlîchgienc in den garten wunniclîch,wan si hêt des guoten sit,der volget ir ze allen zîten mit,daz si ein gie |
18700 | und nieman mit ir lie.der altman begund umb sie werben;vor leid wolt er sterben,sô er umb ir minne ret,daz si des gegen im niht entet. |
18705 | er gedâht in sînem muote:ich muoz ir legen huote,sô si in den boumgarten gêt,und als si dar inne stêt,sô muoz ich sie behuoren. |
18710 | an ein ander si des swuoren,die des rehten pflâgen –die begund des niht betrâgen –:«dô si des morgens zîtgie in den boumgarten wît, |
18715 | sô süll wir reht werden enein,daz under uns zwein.einer lig bî ir schônund er dem andern des lônmit einer semlîchen tât;» |
18720 | alsô was ir beider rât.
Eines morgens kom diu frou gegânin den garten wol getân.si gie schôn alsô baltzuo dem brunnen, der was kalt. |
18725 | dô wârn die alten manüber des garten zûn gegânund warten der schnen frouwen dâund kômen gegangen zuo ir iesâ.der ein sprach: «frou wolgetân, |
18730 | ir sült mich geniezen lân,daz ich iu bin mit triuwen holtund ir mir lieber dann golt.ich muoz hiut bî iu ligen hie,oder ich sag iu, wie |
18735 | iurem schnen lîb geschiht.zwâr des lâz ich niht,ich sag vor dem teidinc,daz zwâr ein jüngelincbî iu hie sî gewesen; |
18740 | zwâr sô mügt ir niht genesen.»di frou zühticlîchen sprach:«und sol ich lîden ungemachvor disem teidincumb unschuldigiu dinc, |
18745 | sô wil ich doch got jehen,daz ez umb unschuld ist geschehen.»
Dô der altman dâ erhôrtder genæmen frouwen wort,dô griffen si sie beid an. |
18750 | diu frou rüefen began.si ruoften michel mêr.doch was der frouwen herzensêrgrôz, und begund sich roufen.dô kom daz volc geloufen |
18755 | unde sprâchen: «frou, ir tobt!iuwer unzuht nieman lobt.»diu frou sprach bermclîche:«ich klag iu allen gelîche,daz die zwên altman |
18760 | wolden iren willen mit mir hân.»di alten jâhen: «wir sagen iu reht:ez was zuo ir ein schner knehtkomen ûf dise heide;daz understuond wir beide, |
18765 | daz ir will niht ergie.»die frouwen man dô vie.alsô seit uns daz getiht,daz man sie fuort für geriht.die alten frâgt man mære, |
18770 | wie der froun geschehen wære.dô jâhen si ûf ir eit,ez wær diu reht wârheit,ez wær ein junger manvon ir ûz dem garten gegân, |
18775 | der wær bî ir gelegen;ez wær ein junger swertdegen.dô ruoften die liut allemit einem grôzen schalle:«man sol sie füeren für die stat |
18780 | und sol sie versteinen drât.»
Dô fuort man sie drâther ûz für die stat;dâ lief daz volc allez nâch.ein brûner roc was ir dach, |
18785 | dar ûz sô lûht si als diu sunn;ir reincheit was gotes wunn.dô truoc man ein kindelîngên der frouwen liehten schîn,daz hêt dannoch niht geret, |
18790 | dâ von got ein zeichen tet.ez sprach: «ir sült mir sagen snel» – –ez was genant Danielund wart ein wîssag sicherlîch;daz wolt got von himelrîch, |
18795 | daz er dô wart bekant,daz man in wîssagen nant,wan er die wârheit seitswem ez wær liep oder leit.dô er die frouwen êrst sach, |
18800 | er frâgt, waz ir wær ungemach.daz seit man im reht.er sprach: «man tuot ir unreht.daz bewaer ich swie ich sol,wan si ist aller tugent vol.» |
18805 | dô wundert die liut gemein,daz daz kindel alsô kleinin die wârheit hêt geseitund die lug gar verdeit.dar nâch sprach daz kindelîn: |
18810 | «ir herrn, welt ir mir volgent sîn,sô füert die frouwen wider in,zwâr daz ist an iu ein sin.ich lâz iuch sehen wunder.heizet mir die man besunder |
18815 | legen, ich lâz iuch nemen war,daz si lugenlîchen gardie frouwen habent an geseit,wan ez ist lug und niht wârheit.»
Dô legt man si besunder. |
18820 | er sprach: «nû hret wunder!heizet mir einen für mich gân!»daz wart vil schier getân.er sprach: «wâ schuof der jüngelincmit der frouwen sîniu dinc?» |
18825 | er sprach: «under einem klêboum.»er sprach: «ez ist dir ein troum.heiz mir den andern her gân.»er sprach: «waz hât diu frou getân,daz sag bî dîner wârheit.» |
18830 | er sprach: «daz sî dir geseitvor disen liuten lût:si was eines jungen brût.under einem pflûmboum,dâ nam ich ir beider goum.» |
18835 | dô sprach Daniel daz kint:«seht, wie si an den lugen sint!nû sol an disen zwein ergân,daz si erliten solt hân,des sint si wærlîch wol wert. |
18840 | der frouwen lîp niht bôsheit gert,wan si ist ein reinez wîp,si hêt einen tugenthaften lîp.»dô wart her Joachim vrô,und lobten got von himel dô |
18845 | sîner êren manicvalt;si wart bî im in freuden alt.zehant wurdens beideversteinet ûf der heide.
Dar nâch sag ich iu besunder, |
18850 | an im geschach ein wundervon einer küniginne,diu hêt wîs sinneunde was ân mâzen frum.in einem land Amazonum |
18855 | dar inne was diu frouwe zwâr,die liut dienten ir vil gar.mit herzen und mit sinnewas si dâ küniginne.Zirus wolt si vertriben hân, |
18860 | daz wart der künigin kunt getân.dô leit si sich an widerstrîtgegen im an daz velt wîtmit vil degenlîcher wer;si hêt dâ ein grôzez her. |
18865 | Zirus hêt gegen ir brâhtmanic schn ros verdahtund hêt ouch dâ ein grôz her;ez was nâhen bî dem mer.
Des morgens dô ez tagte, |
18870 | der frouwen man dô sagte,daz Cyrus wær mit sînem hergestapft gên ir an daz mer.diu frou gegen im kêrte,als sie ir frümcheit lêrte. |
18875 | dâ wart vil degenlîch gestritennâch ritterlîchen siten.diu küniginne den sic gewan.Cyrus flôch von dan;doch was ein ritter unverzeit, |
18880 | der selb den künic Cyrus jeit.daz sach diu künigin wol getân.si sprach: «her ritter lobesam,lâ dir in niht entrinnen;»also sprach diu küniginne: |
18885 | «ich wil dir lîhen unde geben.slach in, dû junger swertdegen!waz dir êren hie geschiht!lâz in von dir niht!dar umb wil ich dich rîchen, |
18890 | daz wizz sicherlîchen.»
Dô der jünglinc erhôrtder werden küniginne wort,dô sprach er gên dem künig sus:«got weiz, her Cyrus, |
18895 | ir müezt mir lâzen iuwern lîp.mich hât daz tugenthaft wîpgemant an mîn werdicheit,daz mir daz wær von herzen leit,ob ir mir solt entrinnen.» |
18900 | er gap im sour minnemit dem kolben an den nac,daz er nimmer mêr den tacgesach. do viel er zuo der erde nider.ein wort sprach er niht sider, |
18905 | wan er leit grôz nôt.er lac ûf der wal tôtund hêt verlorn lîp und lant.den helm er im ab bant.daz houbt er im ab sluoc, |
18910 | für die frouwen er ez truoc.er sprach: «liebiu frou mîn,ir mügt nû wol ân angst sîn.seht! hie ist her Cyrus!erslagen hân ich in alsus.» |
18915 | dô wart diu frou vrô,daz ir wol was gelungen dô.die sînen wurden gevangen,ez was in übel ergangen.sumlîch wurden erslagen. |
18920 | waz sol ich mêr dâ von sagen?vil lützel kom ir von dan,er was sælic der dann entran. |