BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johans, der Jansen Enikel

um 1230/40 - nach 1300

 

Weltchronik

 

Der Trojanische Krieg

Verse 13457 - 16932

 

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Dar nâch wart ein künic hêr,

vil wunders sô begienc er,

der was geheizen Honorius;

13460

vil wunders begie er sus.

er vant den êrsten pfluoc zwâr

und sazt di êrsten ohsen dar

an den pfluoc, daz si in zugen;

di ohsen zugen sam si flugen.

13465

nie dhein pfluoc was ê gesehen,

des muoz ich wol von schulden jehen.

 

Dar nâch ein künic rîchsen began,

der was ein ernsthafter man,

er was geheizen Danaus.

13470

er gewan bî sînem wîb sus

fünfzic töhter die wârn guot;

des was der künic wolgemuot.

der het einen bruoder, der was balt,

dem gap got sün manicvalt,

13475

der wârn fünfzic, als man seit,

dâ von den knehten geschach leit.

Egyptus was er genant,

den frumen was er wol bekant;

des muost sîn leben swinden

13480

von sînes bruoder kinden,

wan si wurden übel megedîn,

daz wart an ir neven schîn.

di fünfzic megde zwâr

tôten di fünfzic kneht gar,

13485

daz ir dheiner genas,

wan einer der vil sælic was.

di andern muosten tôt ligen,

wan si mahten niht gesigen.

 

Dar nâch wil ich iu mêr sagen,

13490

ein künic vant den êrsten wagen.

der selb Frictonius hiez,

der den êrsten wagen gên liez

und in brâht ûf vier schîben

und liez in für sich trîben.

 

13495

Dar nâch wart ein man,

der ein stat stiften began –

ez wart ein grôz stat,

als in dô sîn will bat –,

der was geheizen Troyus,

13500

di pfaffen nennent in alsus;

dâ von ir nam Troyâ hiez,

den namen er der stat liez.

si wart sô grôz und sô wît,

daz man sider noch sît

13505

ein grœzer stat nie gesach;

dar inn sô hêt er sînn gemach.

 

Nû wil ich iuch wizzen lân,

wer nâch Troyus rîchsen began

in Troyen der vil grôzen stat,

13510

als in sîn will, sîn herz bat:

der was geheizen Priamus,

daz buoch nennet in alsus.

ein schœn wîp hiez Eckubâ,

diu was kiusch und rein dâ.

13515

eines nahtes dô diu frou entslief,

ein troum ir in ir herz lief,

wie ein flamm fiurîn

brunne, diu gæb liehten schîn

enmitten ûz ir herzen;

13520

dâ von leit si vil smerzen.

si dûht, wie daz fiur heiz

brunn einen wîten kreiz

umb di stat, diu Troy hiez.

daz fiur nieman ûz liez

13525

wan mit grôzer arbeit.

der troum der froun was leit;

do si von dem slâf entwachte,

ir herz vor leide erkrachte.

si wart trûric und unfrô.

13530

zuo ir juncfroun gie si dô

und sagt in die mære,

wie ir getroumt wære.

do sprach under in ein altez wîp:

«sam mir mîn sêl und mîn lîp,

13535

ich bediut iu disen troum wol,

als er ze reht ergên sol:

daz bediutet, daz ir tragt ein kint,

dem stat und liut beidiu sint

vil genzlîch undertân.

13540

ez wirt ein sæliger man.

ez wirt Troy die stat zwâr

von im alsô zerfüeret gar,

daz si nimmer mêre

komen mac an ir êre.»

13545

diu red der froun was ungemach.

ûz grôzem zorn si dô sprach:

«ich gesag dir nimmer mêr

mînen troum, wan ich forht sêr,

du hâst mîner êrn niht gedâht

13550

weder bî tag noch bî naht.»

 

Dar nâch stuont ez unlanger,

unz si eines kinds wart swanger;

daz truoc si nâch frouwen reht.

des si genas, daz was ein kneht.

13555

der frouwen wart ez alsô liep.

si sprach: «und solt ich als ein diep

dir die spîs zuo tragen,

daz wolt ich nimmer dir versagen;»

daz sprach diu frou Eckubâ.

13560

dem künig wart ez gesagt dâ,

der troum von dem kindelîn.

er sprach: «des sol niht sîn,

daz kint von hinnen muoz wærlîch,»

alsô sprach der künic rîch.

13565

der red diu frou niht enwest.

si hiez der friunt und der gest

pflegen alsô frümclîch,

wan si was alliu freudenrîch.

 

Alzehant der künc sant

13570

wîten ûz in sîn lant

nâch einem kündigen wîp.

er sprach: «hüet bî dînem lîp

swes ich hie verjech dir,

daz dû ez indert von mir

13575

verjehest, als liep dir sî dîn lîp!»

dô sprach daz kündic wîp:

«ez kan sô engstlîch niht gesîn,

ich behabt ez in dem herzen mîn,

daz ez von mir nieman sagen sol,

13580

wan ich erkenn dînen muot wol.»

er sprach: «sô wil ich dir verjehen,

dû solt mir hart spehen

wann diu küniginne

entslâfen sî mit sinne

13585

sô solt dû ir daz kint steln

und solt ez alsô wol verheln,

daz sîn ieman werd gewar

weder still noch offenbar.

dar umb gib ich dir golt sô starc,

13590

völliclîch zehen marc.»

zehant dô si die miet vernam,

si huop sich dar ân alle scham

in die kemnât, dâ si lac

beidiu naht unde tac,

13595

wan si ez wol kund verhelen;

daz kint begund si stelen.

swie gar si ez hêt in irr huot,

daz kint entslief der frouwen guot

an irr brust, als ich hœr sagen.

13600

vil lîs begund si ez tragen

von der frouwen kemnât

bî der zît, des nahtes spât.

 

Dâ mit diu frou entwachte;

ir lîp vor leid erkrachte,

13605

dô si daz kint niht envant.

si begund zehant

winden ir hend sêre.

si sprach: «ich wil nimmer mêre

mîn hôhez abgot êren;

13610

mîn herz wil sich kêren

von sînem lob ze aller zît;

mîn hant im nimmer mêr gît.

mîn herz muoz im vînt sîn,

sît ich daz lieb kint mîn

13615

hân vor dieben niht verspart;

mîn abgot solt ez hân bewart.

ich hân nû leit und ungemach,»

diu küniginn alsô verjach.

 

Dô der künic wart gewar,

13620

daz daz kint tougen gar

der küniginn wart verstoln,

dô wart ez von im gar verholn.

er sprach mit grôzer swære:

«daz kint ein wildenære

13625

ziehen sol, sam mir mîn lîp!

trag ez, vil kündigez wîp,

und kêr dar zuo dînen list,

wa der wildenær gesezzen ist;

dem trag ez alsô drâte

13630

und tuo nâch mînem râte.

der wildnær heizet Dardanus.

sag im mîn botschaft alsus,

daz er daz kint ziech tougenlîch;»

und alsô sprach der künic rîch:

13635

«oder ez gêt im an den lîp.»

dô truoc daz kündic wîp

daz kint dem wildenære;

daz zôch er dô mit swære.

 

Diu frou klagt für sich dar

13640

beidiu still und offenbar;

ir lîp wart aller swære.

daz kint eim wildenære

wart gegeben an der stat,

als der künic den boten bat.

13645

si sprach: «sumerwunn mîn,

wie muoz ich nû gescheiden sîn

von dir als ein armez wîp!

ich hân einn unsæligen lîp,

daz ich dich ie getragen hân,

13650

des muoz mîn herz zergân.»

 

Der wildenær Dardanus

der zôch daz kint alsus:

ân ammen und ân wîbes brust

zôch er ez nâch des lîbes glust,

13655

wan erz ein hinden sougen lie,

die næhsten di er dâ gevie.

daz sag ich iu sunder wân,

daz wilt im was gar undertân.

er vie daz kindel bî der hant.

13660

ein hinden er zuo im bant

und habt daz kint an ir brust,

daz souc nâch sîns lîbs gelust.

 

Daz kint zôch er alsô zart,

unz ez zehen jâr alt wart;

13665

der frümcheit was ez gar gewis.

er hiez ez nennen Paris.

daz kint dûht den wildnær rein.

er lêrt ez werfen den stein

und snell springen, daz was reht;

13670

er wart zwâr ein frumer kneht,

schirmen mit dem bucklær

lêrt er in und sleg swær.

er lêrt in ziehen stark bogen.

daz ich iu sag, dâst niht gelogen,

13675

wan ich ez hân für die wârheit,

alsô hât man mir vor geseit.

 

Do daz kint ahzehen jâr alt wart,

dô wart niht lenger gespart,

ez fuort der wildenære

13680

Parisen âne swære

ûf sînes vater hof zwâr;

dâ wart er frum und kec gar.

der künic was dar an blint,

wan er erkant niht sîn kint.

13685

der muoter was er unerkant;

si wânt, er wær von Egyptenlant.

daz was niht ein wunder,

daz Paris niht besunder

erkant vater und muoter sîn;

13690

des muost er lîden swæren pîn.

 

Der künic hêt dannoch einen sun,

dem hiez er kunt tuon,

daz ein man wær komen dar

vil degenlîch und offenbar,

13695

der kund sich wol gerehten;

mit bucklæren vehten

kund er vil ân widerstrît.

des hêt der ander bruoder nît;

der selb was Hector genant,

13700

in Troyen was er wol bekant.

dô Hector die mære

vernam, daz Paris wære

ûf den hof gegangen mit wer,

er sprach: «und wær sîn ein her,

13705

die slüeg ich gar ân widerstrît.»

der künic sprach: «sun, des wær zît;

dû kanst zwâr vehtens vil,

vor nieman ich daz helen wil.

dû muost dich gerehten,

13710

wan dû mit im muost vehten,

und muost im schôn gesigen an.»

Paris sprach: «des sol niht ergân.

ich wer mich als ein helt guot,

wan ich bin frô und wolgemuot.

13715

swer gegen mir tritt in den kreiz,

den mach ich ân fiur heiz.»

 

Hector wart bereitt schôn.

diu künigin saz dâ mit irr krôn;

si wolt den kampf âne wân

13720

von in beiden sehen an.

dannoch west si niht die mær,

daz Paris ir kint wær.

der kampf wart in beiden hert;

Hector hêt ein starkz gevert.

13725

gegen dem bruoder er dô gie.

Paris sprach: «dû hâst mich hie!

dû limmest vast als ein ber!

nû hüet, daz dîn houbt iht swer

von mînen slegen und daz bein:

13730

ich schaff, daz dû dar an klein

maht gestên noch getreten;

und wærn dir beid ze samen geweten

in einer dicken blahen ort,

ich bæt dich hie unde dort,

13735

daz dû liest dîn freislîch varn.

dû maht dich vor mir niht bewarn,

ich geb dir stark sleg genuoc;

dû dunkest dich gên mir sô kluoc,

daz dich nieman müg bestân.»

13740

ze samen begunden si dô gân

und vâhten als di held guot;

ze vehten stuont ir beider muot.

ir ietweder dem andern niht vertruoc;

doch was Paris alsô kluoc,

13745

daz er im gap ein slac swær,

Hectorn under dem bucklær,

daz er der sleg gar vergaz

und nider in den rinc saz.

dô wart der küniginne leit;

13750

der künic ouch vil tiur kleit

irs lieben kindes ungemach.

alrêrst der wildnær in verjach,

daz Paris wær ir beider kint;

da von entsleif in der zorn sint.

 

13755

Dô si erhôrten die mære,

daz Paris ir kint wære,

ûf spranc diu küniginne guot;

si gewan einn frœlîchen muot.

si trat zuo Parisen lîs –:

13760

«kint mîn, kleider unde spîs,

silber, gestein unde golt

solt dû haben von mir ze solt

und allez daz ich ie gewan.

wol mich, daz ich gesehen hân

13765

dînen lîp alsô gesunt!

und ist daz dîn bruoder wunt

ist worden von den schulden dîn,

daz sol er lân ân zorn sîn,

wan er dir was unerkant.

13770

er solt billîch elliu lant

komen zuo dir, ob nôt geschiht;

ûf sînen schaden sol er niht

ahten gên dir zuo dheiner stunt.»

si kust Parisen an sînen munt

13775

und wîst in mit ir an der stat

zuo sînem bruoder, wan er sîn bat.

si sprach: «Hector, kint mîn,

dînen zorn solt dû lâzen sîn

gegen dînem bruoder an diser stat,

13780

sît in unser abgot hât

gesant her zuo uns sicherlîch,

des solt dû wesen freudenrîch.»

der vater kom dar gegân,

da er sînen sun sach vor im stân,

13785

und macht si ze friunt an der stat,

wan in des sîn herz bat.

 

Dar nâch stuont ez unlangiu zît,

unz drî götinn ein hôchzît

gelobten ze samen in Troyâ;

13790

welich diu schœnst wær dâ

in der stat ze der hôchzît,

des wart under in ein strît.

diu ein götinn hiez Pallas,

diu dâ vil schœn under in was;

13795

diu ander hiez Junô,

diu was irr schœn unmâzen vrô;

diu dritt Venus was genant,

der schœn was dâ bekant.

zwâr die drî götinne

13800

hêten witz und sinne

und hêten dâ mangen strît

ze der selben hôchzît.

Paris wart dar zuo gebeten;

dâ sach er tanzen unde treten

13805

unde maniger hand spîl.

ieglîchiu lobt ir schœn vil.

 

Daz vernam Discordiâ –:

«daz ich bin niht gebeten dâ

ze der hôchzît, daz ist mir leit.»

13810

si machte mit ir kündicheit

einen apfel, der was liste rîch.

si gedâht: ich muoz [in] wærlîch

in iren strît gemêren

sît si mich niht mit êren

13815

wolden zuo irr hochzît biten

sô wil ich in mit guoten siten

einen apfel machen,

des manger dâ muoz lachen.

der apfel der wart schier bereit.

13820

si streich an sich ir bestiu kleit

und gie ûf den palast guot.

si leit dar zuo allen iren muot,

daz sie nieman dâ erkant,

unz si in den apfel sant

13825

mit ir schœnen hande blanc.

dar an sô leit si ir gedanc.

der apfel der was guldîn;

dar an sô muost geschriben sîn:

swer disen apfel nemen sol,

13830

diu ist immer freuden vol

und ist diu schœnst under in;

des hab nieman dheinen sin,

daz ieman in der werlt sî

grœzer tugent und schœn bî.

 

13835

Den apfel warf si an der stat,

als si dâ ir will bat.

den apfel den begreif Parîs.

er sprach: «ist nieman alsô wîs,

der dise geschrift gelesen kan?

13840

weder hât in wîp oder man

her ab geworfen alsô schôn?

er mac wol wesen der êren krôn.»

dô diu geschrift gelesen wart,

dô wart niht lenger gespart,

13845

ieslîchiu wolt den apfel hân –

alsô maht ez niht ergân –

und wolt den andern sagen mat.

ze jungst wurden si ze rât,

swem Paris gæb den apfel guot,

13850

daz diu wær schœn und wol gemuot.

dô Paris dô erhôrt

ir bet und ir wort,

er sprach: «wolt ir ez an mich lân,

iuren kriec wil ich understân.»

13855

dô lobten si im stæte,

daz ez ir ieslîch[iu] gern tæte,

daz si dar umb niht hieten swær.

swelhiu under in diu schœnst wær,

der solt der apfel billîch sîn.

13860

«daz stêt daz den triuwen mîn.»

alsô sprach her Paris,

der in ze dienst was vil gewis.

 

Dô daz erhôrt frou Pallas,

diu âne mâzen schœn was,

13865

si sprach: «gip mir den apfel guot.

ich wil mit herzen und mit muot

dich alsô witzic machen,

daz dir mit dheinen sachen

nieman an gesigen mac.

13870

dû wirst mit witzen manigen slac

geben der dir widerstât.

dû wirst ouch geben mangen rât

allen liuten âne zil,

dâ von gewinst dû êren vil.»

 

13875

Die red erhôrt Junô:

«ez sol ergên niht alsô,

als dîn will dar an stât.

Paris sol nâch mînem rât

disen apfel geben mir.

13880

ich schaffe, daz er schier

wirt rihter über alliu künicrîch,

daz sol er mir sicherlîch

gelouben; ich gib im rîchen solt,

edel gestein und rôtez golt,

13885

gimme unde silbers vil,

sô wirt frô sîns herzen spil,

daz er muoz immer freude hân.

Paris, dû solt ez an mich lân,

vil edler lîp und küniges kint.

13890

alle die dîn genôzen sint,

die mügen dir niht gelîchen

an hort, an tugent sicherlîchen,

dâ von sô solt dû sicherlîch

mir geben disen apfel rîch.»

 

13895

Venus sprach: «daz wær mir leit

mîn schœner lîp [ist] wol bekleit,

der ist ze prîs wol gestalt.

swer mit mir sol werden alt,

der hât der werlde lop vil gar,

13900

wan ich bin minniclîch gevar.

sich, Paris, an mînn rôten munt!

mir sol der apfel werden kunt.

sich, Paris, mînen gedræten lîp!

ich bin ze wunsch ein schœn wîp.

13905

nû sich mir in diu ougen mîn,

wie reht lieht si mügen gesîn!

nû sich an füez, an hende mîn,

wie blanc, wie schœn si sîn!

mîn wengel sint rôsenvar.

13910

sich an mîn lieht, valbez hâr!

nû schou di blanken kel mîn!

der apfel ist ze reht mîn.

dar umb sô wil ich dir geben,

daz nie dhein man bî sînem leben

13915

nie dhein schœner wîp gewan,

wirt mir der apfel undertân.

sag mir, lieber friunt guot,

zuo welher froun stê dir der muot;

diu mac mir niht entrinnen,

13920

ich well dir sie gewinnen.

si treit niht sô hôhe krôn,

si müeze dir werden ze lôn;

daz hab ûf di triu mîn,

des solt dû vil gewis sîn.

13925

ich bin genant diu Minne,

Venus diu götinne.

dâ von sich mit den ougen dîn,

welhiu under uns müg schœner sîn;

der selben solt dû wærlîch

13930

geben disen apfel rîch,

doch getrouwe ich den genâden dîn,

der apfel der süll werden mîn.»

 

Dô Paris an der selben zît

erhôrt von in disen strît,

13935

er sprach: «frou frou Pallas,

sô schœnez nie gesehen was

als iuwer lîp, des muoz ich jehen;

doch sô wil ich rehte spehen,

welher ich den apfel sülle geben:

13940

diu ist diu schœnst ân widerstreben.

welt ir ez lâzen âne zorn,

swelher ich den apfel hab erkorn,

daz ez die ander âne nît

lâzen beide âne strît?»

 

13945

Dô lobten si im alle stæt,

daz ez ir ieslîchiu tæt.

er sprach: «Pallas, frou mîn,

dîn wîstuom möht niht grœzer sîn!

hiet ich in von dîner reinen tugent

13950

und von dîner werden jugent,

sô hiet ich, frou frou Junô,

von dir, daz ich müest immer vrô

wesen unz an mînen tôt,

guotes vil und golt vil rôt,

13955

daz ich immer mêre

hiet freud unde êre;

sô hiet ich, frou frou Venus,

von iu minne und prîs alsus,

daz ich di schœnsten küniginne

13960

solt hie mit freuden minnen.

daz wær mir ein grôzer solt,

daz mir diu schœnst frou wær holt,

diu under den küniginnen

wær, und hiet ir minne.

13965

nû lâz ich hie an iu drî,

welher der grœst lôn sî.

ich weiz wol, daz diu minne

ist für golt und für sinne

und gesiget an dem wîstuom;

13970

er hât ouch werltlîchen ruom

swer hôher minne pflegen sol

der ist immer freuden vol

und ist ouch immer wol gemuot.

dâ von wil ich den apfel guot

13975

geben der süezen Minne,

froun Venus der götinne.»

zehant er ir den apfel bôt,

der was von gold alsô rôt,

als ir ê habt gelesen;

13980

frou Venus muost diu schœnst wesen.

er kniet für si schône.

«Venus, der êren krône,

der apfel der ist billîch dîn.

dû muost hie diu schœnst sîn.»

 

13985

Dô dise zwô erhôrten daz,

ir liehten ougen wurden naz.

daz erhôrt Discordiâ.

si sprach: «ich hân mit listen dâ

der zweier herz betrüebet;

13990

alsô hân ichz geüebet.»

dô sprach frou Venus: «lieber man,

dû hâst mir êren vil getân,

die wil ich widerdienen sô,

daz dû muost wærlîch werden vrô.

13995

ich wil dir füegen ein edel wîp,

der so schœn ist aller ir lîp;

daz in der werlt nieman

schœner wîp nie gewan.

diu küniginn von Kriechen lant

14000

diu muoz dir werden erkant

und niur dir werden undertân;

dû bist ein tugenthafter man.»

zehant si im ein zouber tet.

si sprach: «gên swem dir dîn muot stêt,

14005

diu muoz dir werden âne nît.

nû var gên Kriechen, des ist zît,

und nim die frouwen hie ze stunt;

dû muost ir wærlîch werden kunt

und ir minne alsô rein,

14010

und wær si under einem stein.»

wie oft si im des swuor!

zehant er dô gên Kriechen fuor

und wart dâ hofgesinde.

dem künig dient er swinde

14015

und der küniginne guot;

des wart si frô und hôchgemuot.

 

Dô er dient schôn alsus,

diu lieb frou frou Venus

riet der küniginne schôn,

14020

daz si Paris gæb ze lôn

ir tocken, die si heimlîch truoc.

frou Venus diu was alsô kluoc,

daz si vil tougen dar was komen

und hêt schôn von ir vernomen,

14025

daz der minnestricke bant

hêt ir gevangen herz und hant

und ir liehtez mündlîn rôt,

daz si von Paris nâch den tôt

hêt genomen alsus:

14030

daz riet diu lieb frou Venus.

 

Waz sol ich dâ von sagen me?

Paris dem tet diu minne wê.

swie er doch wær ein heiden,

swenn er von ir solt scheiden

14035

und sie vor huot niht moht gesehen,

daz tet im wê, des muoz ich jehen.

doch ze einen zîten daz geschach,

er gedâht: solt ich den ungemach

immer an mînem herzen tragen?

14040

ich wil der küniginne sagen,

ob si sich well erbarmen

über mînen lîp vil armen.

doch was der küniginn alsam,

ir grôz zuht und ir scham

14045

liez sie irn kumber niht klagen,

si muost ez verholen tragen.

swie grôz ir kumber wære,

si muost dise swære

tragen an irem herzen;

14050

dâ von hêt si smerzen.

 

Dar nâch eins tages wolt si gân

und wolt ir abgot rüefen an

vil gar nâch heidenischem sit.

frou Venus gie alzît mit,

14055

wan Venus bediutt diu minne.

si sprach zuo der küniginne:

«frou, welt ir Paris tougenlîch

sehen, vil edliu künigin rîch?

wan er hât mich zuo iu gesant

14060

unde hât iuch tiur gemant,

swaz er iu dienstes hât getân,

des sült ir in geniezen lân.

er hât zerbrochen manic sper

durch iuch, küniginne hêr,

14065

daz ist iu wol von im kunt.

er lobt sêr iuwern rôten munt

und iuwern wol gestalten lîp.»

dô sprach daz minniclîch wîp:

«frou Venus, edliu Minne,

14070

swie ich doch sî küniginne

und frouwe über Kriechen lant,

sô muoz ich iu tuon bekant

mîn swære, die ich von im hân;

mîn lîp muoz schier zergân

14075

und wærlîch von im sterben,

ich muoz von im verderben.

daz sag ich, Venus frouwe mîn,

ûf die genâde dîn;

dû bist ein stric, der minne bant.

14080

sol mir Paris niht werden bekant,

sô muoz mîn lîp sterben

und vil gar verderben.»

 

Dô sprach Venus diu Minne:

«vil werdiu küniginne,

14085

geloubet mir daz mære:

ich bringe in iu ân swære

für iuwer abgot daz hie stât,

wan er mir des gesworen hât,

daz er iuch nimmer welle verlân,

14090

er welle iuch mit im füeren dan

gegen Troyen in die grôzen stat,

alsô er mir gesagt hât;

und welt ir mit im varen dan,

er welle iu machen undertân

14095

zwei tûsent schœner frouwen,

des sült ir im getrouwen,

unde tûsent dienestman

müezen iu wesen undertân

alle zît und alle tag.

14100

welt ir, daz er iuz selber sag

bî der zît an diser stat,

wan er mich sîn gebeten hât?

hie mac iuch beidiu nieman spehen

noch iuwer tougen nieman sehen.»

14105

dô sprach diu küniginne:

«Venus, vil süeziu Minne,

nû brinc mir in drâte!

ich muoz dînem râte

volgen, wan ich trag smerzen

14110

an lîb und an herzen.

brinc in tougen unde lîs,

mînen lieben friunt Parîs.»

 

Zehant brâht diu Minne,

Venus diu götinne,

14115

Paris zuo der frouwen dô;

im stuont sîn muot von minnen hô.

zehant dô in diu frouwe an sach,

vil lieplîch si dô gên im sprach:

«Paris, lieber friunt mîn,

14120

dû solt mir willekomen sîn.»

gegen im si gên der tür gie,

mit armen si in umbevie;

daz schuof et allez diu minne.

si sprach: «daz ich mîn sinne

14125

hân sô gar an dich verlân,

des muoz mîn êr zergân.»

vil ungern si dâ von im schiet.

ir wîpheit ir vil oft riet

und ir stark sinne,

14130

daz si sô sêr der minne

iht volget, ez wær missetân;

dâ von muost si von dannen gân.

dô gap si im ze miet,

ê si von im schiet,

14135

ein küssen von irm rôten munt,

daz wart im tougen von ir kunt.

dâ mit si von dannen schiet,

als ir ir wîsheit riet.

 

Eines tags [si] ze tisch saz alsus,

14140

si und Menalaus,

der edel künic ûz Kriechen lant,

der mit frümcheit was erkant

und der êren was gewis.

für in kom dô Paris

14145

gegangen und truoc im die spîs.

dô sprach diu küniginne wîs:

«herr Menalaus,

diser kneht wirt dir alsus

êr und guot enpfüerent sîn,

14150

daz hab ûf die triuwe mîn;

daz maht dû nimmer bewarn.

heiz in ze land heim varn,

oder er nimt dîn êr dir,

daz solt dû gelouben mir.

14155

hâst dû die red von mir vernomen?»

der künic sprach: «wie mac daz komen,

nû dient er gar getriulîch?»

alsô sprach der künic rîch.

diu frou gar zühticlîchen sprach:

14160

«dû weist niht, waz dir ungemach

künftic ist von disem kneht.

west dû ez als ich alsô reht,

er müest dir rûmen daz lant dîn,

sîn dienst müest dir leit sîn.»

 

14165

Dô si daz wort volsprach,

ir zeher man dô vliezen sach

ze tal über ir wengel rôt,

als ir ir triu dô gebôt.

daz ersach der künic dô.

14170

er sprach: «frou, wie ist iu alsô?

waz wirret iu, waz ist iu hie?»

den künic si bî der kinn gevie,

si sprach: «lieber herr mîn,

ich klag mîn leit und daz dîn,

14175

daz dir von Paris ist beschert.»

«ich schaff, daz er von hinnen vert.

daz muoz im sîn von mir bekant,

des sê mîn triu in dîn hant.»

 

Urloup gap er im an der stat,

14180

als in diu küniginne bat.

er sprach: «Paris, dû solt varn

und solt daz niht lenger sparn,

oder dû muost von mir sterben

und an dem lîb verderben.»

14185

zehant dô sprach der jung man:

«herr, waz hân ich getân?

sag mir, von welher schulde

ich hab verlorn dîn hulde.»

er sprach: «daz solt dû lâzen sîn.

14190

rûm mir stet und lant mîn

oder ich heiz dir mit nôt

tuon den bitterlîchen tôt.»

Paris dâ zuhticlîchen tet:

«gewer mich, herr, einer bet:

14195

wie mac ich sô von hinnen varn?

ich muoz mich zuo der reis bewarn

mit rossen unde mit gewant,

daz ich niht mit schant

var heim in mînes vater lant;

14200

ich wær anders sêr geschant.

dâ von wolt ich gern biten,

wærest dû, herr, in den siten,

daz ich siben tag solt sîn

mit êren in dem land dîn,

14205

sô wolt ich dir dann rûmen,

des wolt ich niht sûmen,

dîn lant und dîn rîche,

daz wizz sicherlîche.»

 

Dem künig geviel diu red wol.

14210

er sprach: «ich dir des gunnen sol;

daz urloup hab dir âne haz.

dû solt dich sûmen niht fürbaz,

lenger frist wil ich gedagen.»

niht völliclîch gên drîn tagen

14215

was Paris von der küniginn,

unz sie betwanc diu minn,

daz si nâch Paris nâhen was tôt,

wan si betwanc der minne nôt.

frou Venus diu Minne

14220

kêrt dar zuo ir sinne,

daz diu küniginne drât

sant nâch Paris spât

daz er ir red vernæme

und tougenlîch dar quæme.

14225

daz tet Paris mit willen gar.

ir liehten wengel wol gevar

erblichen von der minne

der edeln küniginne.

si sprach: «ôwê Parîs,

14230

wer gap dir ie sô hôhen prîs,

daz ich ân dich niht mac genesen!

ich möht lieber tôt wesen,

daz ich mîn triu brechen sol;

ez stêt mir wærlîch niht wol.

14235

iedoch rætet mir diu minne,

daz ich muoz mit dir von hinne,

wil ich behalten mînen lîp.»

sô sprach daz wunderschœn wîp:

«ôwê! herr Menalaus,

14240

wie scheid ich von hinnen sus!

ôwê daz ich ie wart geborn!

wie habt ir triu und dienst verlorn!

ich was iu ân mâzen trût,

ir zugt mich reht als ein brût.

14245

silber, golt und edel gestein

hêt ich von iu gar gemein

und allez des mîn herz gert,

des wart ich von iu gewert.

sol ich iuch des engelten lân,

14250

daz ir mir lieb habt getân,

swan ich iuch lieplîch gevie?

dô ich gekrœnet vor iu gie,

dô muosten wîp unde man

mir all wesen undertân.

14255

ôwê liut unde lant,

sol mir daz niemêr sîn bekant!

edel frouwen und edel kleit,

sol mir daz allez sîn entseit!

doch klag ich vor im allen sus

14260

mînen herren Menalaus.»

Paris der antwurt alsô:

«frou, ir sült wesen frô.

ir vart mit mir wunniclîch

ze einem edeln künic rîch,

14265

der ist Priamus genant,

dâ wert ir frœlîch erkant

frou und küniginne.

ich leg dar zuo mîn sinne,

daz beidiu liut unde lant

14270

muoz stên gar in iuwer hant

und Troyen diu grôz stat.»

diu minn dô di frouwen bat,

daz si Paris zuo ir gevie.

diu minn mit ir umbegie

14275

und wart in beiden dâ bekant.

si sprach: «ich rûm mit dir daz lant.

swie halt ez mir süll ergân;

ich wil dir wesen undertân.»

 

Dô wart niht lenger gespart,

14280

ein kiel dâ bereitt wart.

dâ giengen si an tougenlîch,

si wurden beidiu freudenrîch.

hei wie di segel duzzen,

dô si gên Troyen fluzzen!

14285

vil minniclîch Paris zuo ir sprach:

«wol mich daz ich dich ie gesach,

vil edliu küniginn!

wol mich, daz ich dich sol minn!

ich gesach nie sô schœn wîp,

14290

wol gestalt ist dîn lîp.

dîn schœn ist gar an dir gemêrt,

dû bist aller êren wert.

dîn houbt ist geschaffen wol,

als einer schœnen frouwen sol;

14295

dîn hirn lieht, dîn wengel klâr.

dîn mündel ist rôsenvar,

eng und dar zuo wol gestalt;

dîn brâ sam si sîn gemâlt.

dû bist schœn an aller stat

14300

und treist an dir der engel wât.

dîn ougen sint dir alsô lieht,

swer sich ze reht dar inn ersiht,

der muoz immer sælic sîn,

daz hab ûf di triu mîn.

14305

frou, si stênt dir alsô wol,

daz man dich immer loben sol.

dû treist di krôn der êren gar.

swer dîner tougen nimet war,

der muoz immer sælic sîn,

14310

daz hab ûf di triu mîn.

ich sage wol wie dîn wengel was:

ez liuht als ein spiegelglas;

dâ von kan ich sîn niht verdagen,

ich muoz di wârheit von in sagen:

14315

swer milich und rôt rôsen guzz

unde daz ze samen fluzz,

alsô sint diu wengelîn,

wan si niht schœner möhten sîn.

dîn nase nâch wunsch wol gestalt,

14320

dîn hiufel sam si sîn gemâlt;

dîn hâr als di goltdræt,

biutel man dâ mit wol næt,

dar zuo weich sam di sîden.

wer mac daz vermîden:

14325

swer dich mit ougen hât gesehen,

er muoz des von schulden jehen,

daz dû sîst schœn und rein gar

und hâst niht wandels umb ein hâr.

dîn scheitel wîz und dîn nac,

14330

di liuhtent sam der lieht tac.

dîn zend sint sam ein hermelîn,

ein snê kund niht wîzer sîn;

dîn hals gedræt schôn,

und solt got nemen lôn,

14335

er hiet verdient ze solt

mêr dann aller Kriechen golt.

wâ ist ie wîp sô schœn gesehen?

des mac mir wærlîch nieman jehen.

dîn kel ist lieht unde blanc,

14340

daz man ersæch daz getranc

alsô lûterlîch fliezen,

durch die kel in den lîp schiezen.

dîn ôren sint ze reht grôz.

zuo dir sich nieman genôz

14345

an schœn und an tugent,

an zuht und an jugent,

an frümcheit und an êren:

di wellent nimmer von dir kêren.

nû bist dû schœn unde guot

14350

und ouch dar zuo hôchgemuot.

dû bist edel und wol gezogen,

an êren bist dû unbetrogen;

dû hâst ouch rein kiuscheit.

got hât sîn zierd an dich geleit

14355

an aller slaht dingen:

got lâz dir wol gelingen!»

 

Dô er alsô ir schœn an sach,

in sînem herzen er jach:

wol mich daz ich sol minnen

14360

ein so schœne küniginne!

dâ von diu freud ist mir bî,

aller sorgen bin ich frî.

wie mac mir immer werden baz,

swann ich bin bî ir âne haz!

14365

ir mündel druct er an daz sîn.

er sprach: «liebiu frou mîn,

dîn sorg hât gar ein ende.»

er nam ir wîz hende

und kust di wol hundert stunt;

14370

im wart vil freuden von ir kunt.

von der lieb die er von ir truoc,

dâ von er freuden hêt genuoc.

 

Dô Paris Helenam brâht,

als er im vor hêt gedâht,

14375

hin ze Troyen in die stat,

dô reit daz volc und lief drât

gên der schœnen küniginnen,

die Paris solt minnen.

ir ietlîch schouwet sie besunder

14380

reht als si wær ein merwunder,

von der schœn die si truoc.

ir dheiner was sô kluoc,

der ie ein schœner wîp hiet gesehen,

des muoz ich von schulden jehen.

14385

Priamus der künic hêr

enphie di frouwen hart sêr,

und diu künigin Eckubâ;

diu kom gên ir gegangen dâ

wol mit fünf hundert frouwen,

14390

die di küniginne wolden schouwen,

die frouwen ûz Kriechen lant;

ir schœn wart in dâ bekant.

diu küniginn Ekgubâ

brâht ir schœniu kleider dâ;

14395

fürspan, vingerlîn von golt

gap si ir, als si solt.

scharlach brûn unde rôt

und manic guot kleinôt,

baldekîn und zendâl

14400

gap si ir allez über al.

dar nâch ieslîch frou gie

besunder und sie schôn enphie

mit ir kleinôt guot.

des wart diu frou hôchgemuot

14405

und lebt dâ vil wunniclîch;

des wart Paris freudenrîch.

 

Nû lâz wir die red stân

und grîfen Menalaum an,

wie des gebærd wære,

14410

dô er die herzenswære

vernam, daz diu küniginn

was mit Paris hinn.

der êrst der im ez kunt tet,

gegen dem er trûriclîchen ret:

14415

«sag an, weist dû die wârheit,

als dû mir von ir hâst geseit,

daz si mit Paris ist von hinn.

mîn liebiu schœniu küniginn,

sô mac ich sie niht volklagen;

14420

der wârheit kan ich niht verdagen.

daz red ich gar ân allen spot,

ez solt zwâr mîn abgot

haben bewart alsô wol.

mit schulden ich daz sprechen sol,

14425

ich hân im vil êrn getân,

er solt ez billîch bewart hân,

daz si iht wær von hinne,

diu schœn küniginne.

ich wil mich an im rechen,

14430

mîn bethûs gar zerbrechen

und wil im nimmer mêre

getuon dhein êre.»

 

Dâ mit er bald gâhen hiez,

daz man nieman des erliez,

14435

er muost ze hof kêren

mit harnasch und mit êren.

er hiez zwelf rüefer ûf stân,

in merkt und in stet gân,

und hiez si rüefen an der stat,

14440

daz si sich bereiten drât

alle in die hervart.

daz wart niht lenger gespart:

beidiu recken unde zagen,

swer einen kolben moht getragen,

14445

der solt mit im varen drât

hin ze Troyen für die stat.

dô daz her ze samen quam

und der künic daz vernam,

dô hiez er îlen drât

14450

für Troyen di grôzen stat;

dâ was mit freuden inne

sîn schœniu küniginne.

er sprach: «ôwê Helenâ,

wie hâst dû mich lâzen sâ!

14455

dînen willen ich doch nie zerbrach,

bî mir hêtest dû êr und gemach.

ich gap dir kleider genuoc,

diu besten diu ie wîp getruoc.

dû hêtest bî mir met und wîn,

14460

der niht bezzer moht sîn.

môraz unde lûtertranc

hetest dû und kleiner voglîn sanc.

ich hiez dir bringen nahtigal,

daz si dir machten süezen schal;

14465

rotten, herpfen, singen

hiez ich dir allez bringen,

schalmîen und pusûnen vil.

ich prüeft dir maniger hande spil.

wie hân ich daz an dir verlorn!

14470

mir ist wærlîch zorn,

daz ich dir sô vil êren tet.»

alsô er wider sich selber ret.

 

Daz her vor der stat lac

niun jâr und einen tac,

14475

daz si des ligens verdrôz dâ.

da wart manic spil funden sâ,

daz man vor nie hêt gesehen,

des muoz ich von der wârheit jehen.

schâchzabel und bretspil

14480

wart funden dâ, ân mâzen vil

würfel wurden dâ bereit,

daz tet ein Kriech mit kündicheit.

des ligens si vil gar verdrôz.

beidiu man sluoc unde schôz

14485

der Kriechen dâ ein michel teil;

daz was der selben unheil

und was der Troyer freude und spil.

ouch wart dar zuo hart vil

von den Kriechen lîplôs;

14490

da von si der kurzwîl verdrôz.

Hector dô des niht enliez,

vil mangen er von dem leben stiez,

wan in des vehtens niht verdrôz:

beidiu er sluoc unde schôz

14495

dâ vil mangen Kriechen hêr.

des fröuten sich di Troyer sêr:

er was ze strît der frümst man,

er rant di vînt degenlîch an.

 

Dô die Kriechen manig zît

14500

lâgen vor Troyen wît,

und si des ligens dâ verdrôz,

wan man ir vil ze tôde schôz,

als ich iu vor gesagt hân,

der künic von Kriechen kom gegân

14505

da er einen wîssagen vant.

er sprach: «dû solt mir tuon bekant,

wie wir Troyen gewinnen,

sît dû hast wîs sinne.»

er sprach: «daz sag ich dir schier,

14510

wil dû gelouben mir:

dû maht mit dînen sinnen

Troyen niht gewinnen,

du gewinnest dan einen man,

den ich dir wol nennen kan,

14515

der ist Achilles gênant,

ze strît gar ein wîgant.»

der künic sprach: «wâ sol ich in suochen,

ob ich des mannes wil ruochen?»

er sprach: «er ist verborgen

14520

under juncfroun mit sorgen

uud treit an der frouwen kleit;

ungefuog ist im leit.»

dô der künic dô erhôrt

des wîssagen wort,

14525

dô sant er vil drâte

nâch sînem næhsten râte,

und betraht an den stunden,

wie si Achillen funden,

der dô was in frouwen kleit

14530

durch sînes lîbes hübscheit.

 

Nû lâz wir die red stân,

und grîfen ditz mærel an,

wie ez dar zuo kæme,

daz Achilles næme

14535

an sich wîplîchiu kleit

durch sînes lîbes hübscheit,

wie er in frouwen wæte

gieng als ein frou stæte:

daz tet er durch ein frouwen guot,

14540

diu nimmer kom ûz sînem muot,

und hêt sie doch nie gesehen;

des muoz ich von der wârheit jehen.

 

Ein biderb man gesezzen was,

der was geheizen Peleas,

14545

sîn wîp was Thetis genant.

den beiden wart ein kint bekant,

Achilles sîn name hiez.

einem wildnær er ez liez,

der was geheizen Schirô,

14550

di pfaffen nennent in alsô,

der was halp ros, halp man.

für wâr ich iu daz sagen kan,

daz Schirô zôch daz kint,

unz ez vil frum wart und besint.

14555

ez wart ouch von im wol gezogen,

er lêrt ez schiezen mit dem bogen,

springen, ringen, werfen den stein:

alle gefuog lêrt erz gemein.

 

Dô daz kint wuohs nâch reht,

14560

dô wart ez ein frumer kneht

unde zweinzic jâr alt.

im wart dick vor gezalt,

wie ein juncfrou wære

edel und êrbære

14565

und wær jenhalp des wilden mer.

ir vater hiet manic her

unde wær ein künic rîch;

er hiet der juncfroun sicherlîch

gelobt, daz er sie nieman solt

14570

geben wan den si nemen wolt.

 

Do Achillese wart kunt getân

daz mær, dô begund er gân

ze Schirône da er in vant.

er sprach: «möht mir werden bekant

14575

ein vil seltsæn dinc -

dar an stêt aller mîn gerinc -,

daz mir niht wüehse ein mannes bart,

daz wær mir âne mâzen zart.»

 

Dô daz erhôrt Schirô,

14580

er sprach: «ich fürht dehein drô.

ich bringe dir vil schier,

daz solt dû gelouben mir,

ein wurz her in kurzer frist,

diu dir harte nütze ist,

14585

daz dir wehset dhein bart,

wan ich hân dich gezogen zart.»

zehant er im ein wurz brâht,

diu was mit lînînem tuoch bedaht.

er sprach: «liebez kint mîn,

14590

strîch sie umb den munt dîn,

dise wurz alsô guot,

und habe des deheinen muot,

daz dir nimmer dhein hærlîn

wahset ûz dem bart dîn.»

 

14595

Dô Achilles daz vernam,

daz im der bart was widertân,

dô leit er an sich frouwen kleit.

im was gar ân mâzen leit,

daz er die heideninnen

14600

niht solt von herzen minnen.

diu juncfrou hiez Dyadamiâ,

diu was im liep von herzen dâ;

swie er sie doch nie hêt gesehen,

doch wolt er ir des prîses jehen.

14605

verholen huop er sich von dan.

ze einem kiel kom er gegân

und fuor hin gên der heiden lant.

für ein froun was er bekant.

 

Dô er an daz stade stiez,

14610

sîn rein zuht in niht enliez,

si gap im die lêre,

daz sîn êrstiu kêre

gên der bürge dar gie.

der künigin wesche in dâ enpfie,

14615

und frâgt in der mære,

wannen er komen wære.

er sprach: «ich bin ein armez wîp

und hân vil trûrigen lîp.

getorst ichz, liebiu frouwe mîn,

14620

iu hie gesagend sîn,

daz ez wær verborgen:

ich lîde manige sorgen

umb mînen kranken bœsen lîp;

ich bin ein nôtigez wîp.

14625

von mînen friunden bin ich dan

gefuort, daz hât getân ein man,

der mir michel êr gehiez;

an disem kumber er mich liez.

daz er unsælic müeze sîn!

14630

er hât mich von den friunden mîn

gefuort dâ ich hêt êren vil;

vor iu ich des niht enhil.

ich getrou iu, liebiu frou mîn,

mîn gebrest sol iu geklagt sîn,

14635

wan ich hie leider nieman hân

dâ ich mich türr gelâzen an.

swer mich hie wolt versuochen

in den kriechischen buochen,

diu kund ich wol bescheidenlîch

14640

lêrn ein küniginne rîch,

west ich, wer mich dar umb nert,

daz ich mîn kleider niht verzert,

diu ich hân vil kûm erspart,

sint ich fuor der unsælden vart

14645

und mich der man hât verlân,

mit dem ich von lande bin gegân -

der machet mich an sinnen blint -:

ich bin zwâr eines fürsten kint.»

diu wesch zühticlîchen sprach:

14650

«mir ist vil leit iur ungemach.

ich wil ze mîner frouwen gân,

ob ir hie mügt bî ir bestân;

daz wil ich iu hînt ervarn.

ir mügt bî iuwern jârn

14655

verdienen umb mîn frouwen guot,

daz si iu grôz êr tuot.»

 

Achilles wart der rede frô

und dankt der weschinne dô.

diu weschin des dô niht enliez,

14660

Achillen si vil wol gehiez,

und gie zuo der frouwen dô.

si sprach: «frou, nû sît frô,

ich hân mit mînem sinne

ein lêrmeisterinne

14665

funden nâch dem willen dîn,

diu niht baz gelêrt möht sîn.»

si sprach: «heiz sie versuochen

an den kriechischen buochen,

der ist si gelêret wol.

14670

aller künst ist si vol,

der ein frou kunnen wil;

der kunst hât si ân mâzen vil.»

 

Diu frou sant nâch ir zehant,

mit dienst si sich ir underwant.

14675

si sprach: «ûf die triu dîn

lâ dir wol enpfolhen sîn

die schœn tohter, die ich hân,

diu muoz dir wesen undertân.

lêr sie von Kriechen diu buoch;

14680

mit zühten dû an sie versuoch,

ob si ez gern lernen wil,

sô gib ich dir ân mâzen vil:

von silber manic kleinôt,

ein bouc von gold rôt

14685

muoz dîn benamen sîn.

ich schaff, daz der herr mîn

dir sîn lônet mit triuwen;

ez sol dich niht geriuwen.

ich sich, daz dû ein edel wîp

14690

bist, wan dîn wol gestalter lîp

wær wol eines küniges wert.

dîn lîp vil hôher êren gert,

dîn gebærd sint vil wîplîch:

zwâr ich wil dich machen rîch.»

 

14695

Achilles zühticlîchen sprach:

«nâch mînem grôzen ungemach

ist mir ein sæld von iu bekant.

daz ich bin komen in ditz lant,

des mac ich mit freuden alten;

14700

mîn êr mac ich behalten,

wan ich nie dheinen man

ân disen bœswiht gewan,

der mich her gefüert hât;

mîn mac nû wol werden rât.»

14705

die juncfroun nam er bî der hant.

er sprach: «iu wirt von mir bekant

zwâr die kriechischen buochstaben,

welt ir mich dar umb liep haben.»

diu juncfrou volget im mit,

14710

Achillen gar nâch sînem sit.

 

Dar nâch sag ich iu offenbâr,

daz man Achillem für wâr

bettet zuo der schœnen magt,

als uns daz buoch sagt.

14715

daz wizzet sicherlîche,

der edel künic rîche

verhienc des mit willen gar,

daz er sich legt zuo ir für wâr,

wan er wânt, ez wær ein wîp,

14720

sô wol gestalt was im der lîp.

 

Achilles begunde ahten,

ein seltsæn dinc betrahten,

wie er erwurbe die magt,

dâ ich iu vor von hân gesagt,

14725

daz ez geschæch mit ir willen gar,

daz sîn nieman wurde gewar.

eines listes er im gedâht,

der im iren willen brâht.

er sprach: «juncfrouwe guot,

14730

welt ir mir sagen iuwern muot?

ich wil iu mînen willen sagen,

welt ir mir des iuwern niht verdagen.»

si sprach: «nein ich zwâr,

ich bin dir heimlîch gar;

14735

sprich allez daz dir liep sî,

dâ sol mîn wille wesen bî.»

 

Er sprach: «ez habent in Kriechen

di gesunden und di siechen

zwâr einen seltsænen sit,

14740

dâ si ir êr behaltent mit:

ez ist dâ nindert ein jungez wîp,

hât si wolgestalten lîp,

und ist ir dann iht nâhen bî

ein juncfrou, swie diu genant sî,

14745

unde wellent die zwô enein,

und verswigen ist under in zwein

daz ir trahtunge ist,

di vindent manigen fremden list.

nû sagt mir, schœniu juncfrou mîn,

14750

ir sît ein schœnez magedîn,

des ich iu wol von herzen gan -:

sagt mir, wært ir gern ein man?»

dô sprach si: «ûf di triu mîn,

möht ich ein man mit reht sîn,

14755

daz næm ich für der Kriechen golt,

sô wolt ich sîn frouwen holt.

zâhei! und sold ich sîn ein man,

sô wold ich wunders vil begân.

ich wold varn in fremdiu lant

14760

und wolt dâ sîn ein wîgant

und wolt dâ êr erwerben,

oder ich müest dâ verderben.»

 

Dô Achilles erhôrt

der edeln juncfrouwen wort,

14765

er sprach: «juncfrou, gehabt iuch wol,

iur lîp muoz freuden werden vol.

ich muoz besehen, ob ein man

von iu immer werden kan;

den list lernt ich ze Kriechen lant,

14770

dâ wart er mir alrêrst bekant.»

dô diu juncfrou dô vernam

sîn red ân aller slaht scham,

si sprach: «liebiu meisterinne

nû kêr dar zuo dîn sinne,

14775

daz diser list an mir ergê;

ich schaff, daz dû immer mê

mit freuden muost alten.

dîn triu solt dû behalten

an mir; ich bin ein megedîn,

14780

ich wil dir holt mit triuwen sîn

und wil dir lîhen unde geben

ân aller hande widerstreben.»

 

Achilles lieplîchen sprach,

wan er in zühten gên ir jach:

14785

«juncfrou, welt ir volgen mir,

mîn kunst wil ich iu zeigen schier.

ir sît ein magt und ich ein wîp,

da von haben wir gelîchen lîp;

des mac mîn wîsheit für sich gân,

14790

daz ich odr ir wert ein man.

ich erkenn ein abgot freudenrîch,

wellen wir daz biten sicherlîch

mit dem gebet, als ich wol kan,

sô wird ich oder ir ein man.

14795

ez erlœst uns schier von smerzen

wellen wir mit lûterm herzen

daz selb abgot rüefen an

unser einem muoz ez wol ergân.

swem dann ditz sol wesen bî,

14800

diu tuo di andern sorgen frî.

juncfrou, ich wil dir tuon bekant,

wie daz abgot ist genant:

ez ist geheizen Racvan.

ûz unser einem wirt ein man,

14805

daz weiz ich sicherlîchen wol,

wan ez ist genâden vol.»

 

Diu juncfrou sprach: «meisterin, sprich,

swaz dû wil, daz tuon ich.»

Achilles sprach: «juncfrou guot,

14810

habt daz abgot in iuwerm muot

und bitet ez an ze allen zîten,

nâhen unde wîten,

und gêt an ein verborgen stat,

dâ sült ir nider vallen drât

14815

drî venje dem abgot ze êren,

dâ mit sült ir ez êren,

und rüeft ez an vil stille,

ich weiz, daz ist sîn wille,

und sprechet: «herr her Racvan,

14820

helfet mir, daz ich werd ein man.

dar umb wil ich iuch êren

und iuwer lop mêren.

ich wil iu ein bethûs machen

mit seltsænen sachen

14825

zwâr nâch heidenischem sit,

dâ wert ir wol geêret mit.»

ditz sült ir drîstunt tuon,

so gewinnet ir des abgots suon

und sîn hulde ân zwîfel gar;

14830

daz ich iu lêr, daz ist wâr.

sô wil ich des selben pflegen

und wil mich für sîn füez legen

und wil ez biten âne spot,

mîn genædigez abgot,

14835

wan ich wil niht schallen,

nider für ez vallen,

und wil ez flêhn von herzen,

so vertribt ez mir den smerzen;

daz weiz ich sicherlîchen wol,

14840

wir werden von im freuden vol.

genâden, güet vil an im lît:

ei waz ez uns nû freuden gît!»

 

Diu juncfrou lobt im stæte,

daz si vil gern tæte,

14845

waz er ir vor hêt geseit;

dar an was si unverzeit.

dô daz zem dritten mâl geschach,

Achilles gên der maget jach:

«juncfrou, habt ir daz bet getân,

14850

sô süll wir bald ze bette gân;

daz abgot wil erzeigen daz,

wer im hab gedienet baz.»

dô sprach diu magt unverzagt:

«waz dû mir hâst vor gesagt,

14855

daz hân ich allez getân.»

si begunden an daz bett gân.

 

Dô sprach Achilles: «juncfrou mîn,

mac ez an iuwern hulden sîn,

sô zeiget mir hie âne spot,

14860

ob iu daz werd abgot

hab gewert iuwer bet;

daz lât mich grîfen hie ze stet.»

er greif von der brust ze tal

gein dem bein überal

14865

an daz werd frouwenspil;

dâ vant er wunn alsô vil,

daz ich sîn niht gesagen mac.

sîn freude wert unz an den tac

dâ er niht wan wîpheit vant.

14870

er sprach: «mir ist daz bekant,

daz abgot hât mir baz getân:

grîfet her, ich bin ein man;

daz abgot mich baz erhôrt hât.

ich hân verlobt im missetât,

14875

ich sprach gebet von Kriechen lant,

dâ von mir freude ist hie bekant.»

dô si den trœster begreif,

wan ir diu hant ze tal sleif,

si sprach: «ez ist diu wârheit:

14880

daz dû mir vor hâst geseit,

daz grîf ich sicherlîchen wol,

mîn hant ist mir alliu vol.»

diu naht gie in mit freuden hin,

si hêten bêdenthalben gewin.

14885

der freuden triben si genuoc,

unz diu magt ein kint truoc;

des wart si dannoch niht gewar.

ir heimlîch was mit freuden gar.

 

Dar nâch ir vater siech wart;

14890

di kemenâte man verspart.

dô er dâ siecher inne lac,

ein arzât sîn schôn pflac;

der wart im gewunnen dâ.

ein urinâl hiez er im iesâ

14895

bringen an der selben stunt.

«dar an sô wirt mir kunt

daz iuwer lîp niezen sol

und iu tuo an dem lîb wol;

daz muoz ich an dem brunnen sehen,

14900

sô kan ich dar nâch reht spehen,

wie ich iu dar nâch erzen sol,

daz sich ich an dem brunnen wol;

des heizet pflegen tougenlîch.»

alsô sprach der arzât rîch.

 

14905

Dô der arzât von im gie,

der künic sîn liebe tohter vie.

er sprach: «gedenk, daz dû mir bist

vil liep ân allen valschen list;

des solt dû lân geniezen mich.

14910

daz ich ie hân geminnet dich

für allez daz ich ie gewan,

und dir von herzen guotes gan,

dâ von lâ dir enpfolhen sîn

vil gar ûf di triuwe dîn

14915

ditze schœne urinâl.

hüet sîn vor stoub und vor val,

daz ez iht zerbreste,

wan ez ist kranc [und] niht veste;

des getrou ich nieman sô wol;

14920

niht fürbaz ich dich manen sol.»

diu tohter vil zühticlîchen sprach:

«mir ist vil leit dîn ungemach,

vater und lieber herr mîn;

dû solt des gar ân angst sîn,

14925

ich hüet dir des glases wol,

als ich von reht tuon sol,

daz dir niht leides dar an geschiht

und dar an gewirret niht.»

 

Di naht der künic lac mit sorgen

14930

mit siechtuom unz an den morgen.

sîn liebiu tohter muost ouch sîn

vor irm lieben veterlîn;

des wolt er niht enbern,

mit zühten muost si in gewern.

14935

dô in des zît dûhte,

daz der tac schier lûhte,

dô hiez er im daz urinâl

di tohter reichen âne schal.

si enpfie dar în den brunnen sîn.

14940

er sprach: «vil liebez kint mîn,

nû pflic des glases wol,

wan ich dir sîn danken sol.»

des glases si sich underwant,

si sazt ez mit ir wîzen hant

14945

ze tal, als er sie lêret.

daz glas si umbe kêret,

daz lützel beleip dar inne.

si gedâht: zwiu süllen nû mîn sinne?

ich hân zwâr missetân,

14950

mînen vater ich verlorn hân.

eines listes si gedâht,

der sie zuo freuden brâht:

si nam daz glas in die hant,

irn brunnen si dar in verswant.

14955

si daht in schôn und wunniclîch,

des wart ir herze freudenrîch.

 

Des morgens dô der arzât kam

unde von dem künig vernam

sînen gebresten und sîn swær,

14960

wie im diu naht wær

gewesen, senft oder hert:

dô er dô sîn gevert

vernam, wie im was,

dô hiez er im reichen daz glas.

14965

dô er den brunnen an sach,

nû sült ir hœren, wie er sprach

gên dem künig sâ ze stunt:

«mir ist ein siechtuom von iu kunt,

daz wærlîch nie dhein man

14970

solhen siechtuom gewan.»

er sprach: «lieber meister mîn,

waz siechtuoms mac daz sîn?

mac ich genesen dar an?»

«daz muoz an iuwerm abgot stân,»

14975

sprach der arzât zehant,

«ir habt den tôt an der hant:

ir tragt ein kint, daz ist wâr,

dâ von iur lîp verdirbet gar.»

der künic sprach: «lieber meister mîn,

14980

von wiu mac daz sîn?»

er sprach: «daz weiz ich wærlîch niht,

ditz ist ein wunderlîch geschiht.»

der meister urloup nam,

von dem künig huop er sich dan.

 

14985

Dô sant der künic rîch

nâch der künigin sicherlîch.

dô diu künigin für in gie,

vil kleglîch er sie enpfie.

er sprach: «den tôt ich von iu dol,

14990

daz weiz ich von der wârheit wol;

dû woldest mich sîn niht erlân,

sît ich dich ie ze wîb gewan,

du woltst niur ûf mînen kranken lîp,

swie ich wær man und dû wîp;

14995

dâ von trag ich ein kindelîn,

dâ muost dû an vil schuldic sîn,

daz ich hie lîd vil grôze nôt

und von dem kind muoz ligen tôt.

des hetest dû mich wol überhebt

15000

und hiet dîn lîp niht sô sêr gestrebt

ûf mînen lîp ze aller vrist:

der tiufel gap dir disen list,

dâ ich den lîp muoz umbe geben;

du woltst niur ûf mînen lîp streben,

15005

des muoz ich vliesen mînen lîp.»

dô sprach daz wol gezogen wîp:

«ôwê mir diser grôzer nôt!

und sol dîn lîp nû ligen tôt

durch mînen wunderlîchen sit:

15010

ich fuor dir doch mit triuwen mit

und wânt, ez wær dir alsô liep.

der tiufel, der mirz ie geriet,

der müez immer unsælic sîn!

genâd, lieber herre mîn,

15015

jâ solt dir doch gewerren niht

von diser wunderlîchen geschiht:

lâz ez den meister baz an sehen,

ob er noch die wârheit kunn spehen.»

 

Daz urinâl brâht man im dar -

15020

des liez man nieman nemen war -,

dar inn er sînen brunnen enpfie.

vil bald man nâch dem arzât gie.

des morgens dô ez taget,

dem meister man dô saget,

15025

er solt des küniges brunnen sehen,

ob er sîn leben iht kund spehen.

der meister zorniclîchen sprach:

«in dem glas ich nindert sach

des küniges leben ze dheiner vrist;

15030

swie künste rîch mîn lîp ist,

ich sach niht lebens, wan sînen tôt.»

doch gie er dar, des twanc in nôt.

daz urinâl nam er zehant,

sin brunn wart im dô bekant.

15035

er sprach: «sît frô, vil sælic man,

des kindes sît ir worden ân;

ich trou iuch wol ernern daz leben

und welt ir mir miet geben.»

zehant gap er im hundert marc.

15040

«sît iuwer miet ist alsô starc,

sô wil ich iu daz leben neren,

und wil iu des reht sweren.»

 

Dar nâch der künic wol genas.

diu küniginn des frô was

15045

und diu schœne tohter sîn,

diu hêt wunniclîchen schîn.

si slief dannoch wunniclîch

bî Achillen freudenrîch

und was ze minnen alsô kluoc,

15050

daz si ein kint bî im truoc.

dô si desb wart von im gewar,

dô wart ir beider freuden schar

gemischt wol mit leide

ûf der minne heide.

15055

si forht den künic, di küniginn,

si wurd getœtt umb ir minn,

di si dâ heimlîchen tet:

alsô si wider Achillem ret.

dô si der wârheit wurden gewar,

15060

si vorht, si vlurn ir leben gar.

doch trôst sie Achilles sêr,

er sprach: «juncfrou hêr,

uns mac beiden geschehen wol.

mînen abgot ich manen sol

15065

umb unser wunne, di wir hân:

ez mac uns noch wol ergân;

ez ist niht âne sach geschehen,

des muoz ich wol von schulden jehen.»

 

Nû lâz wir die red stân

15070

und grîfen Menalaum an,

der dâ lac vor der stat,

als in sîn herz, sîn will bat.

durch Elenam die küniginn

liez er im niht zerrinn,

15075

er wolt die stat gewunnen hân:

er hêt dâ vor manigen man.

eines nahtes er getrahte,

wie er daz gemachte,

daz er die stat gewunne.

15080

er sant zuo einem brunnen;

dâ vant man einen wîssagen stân.

den hiez man für den künic gân.

er sprach: «dû hâst mir vor geseit.

sol ich daz für ein wârheit

15085

haben ze reht, daz nieman

mac Troyen gesigen an,

Achilles kom dann für di stat,

als mir dîn munt gesagt hât?»

dô sprach der wîssag offenbâr:

15090

«künic, ich sag dir daz für wâr,

daz Troyen nieman

mac mit strît gesigen an,

ez müez Achilles für die stat,

als mîn munt gesprochen hât.»

 

15095

Dô der künic erhôrt

des wîssagen wort,

dâ hiez er rüefer ûf stân,

die ruoften, ob dâ ieman

sich gên dem künig gedæhte,

15100

der Achillem bræhte;

dem wolt er geben rôtez golt

und wolt im sîn von herzen holt.

daz erhôrt zehant ein man,

dem was ein kiel undertân,

15105

der was Olixes genant.

er sprach: «wirt mir di miet bekant,

ich wil mit mînen sinnen

Achillem gewinnen.

den sach ich vert in frouwen kleit,

15110

ein kiel was im schôn bereit.

ich fuort in über ûf den sant,

dô gie er in eines küniges lant,

den ich wol erkenne,

des namen ich niht nenne.»

15115

als er gegen dem künig ret,

der künic hiez im dâ ze stet

geben hundert marc goldes rôt,

als im sîn frümcheit dâ gebôt.

 

Als er di miet dâ enpfie,

15120

zehant er an den kiel gie.

ein kündic wîp er zuo im nam,

di hiez er füeren, als im zam,

ûf einer schœnen galîn;

diu solt dâ speherinne sîn,

15125

wan si Achillem wol erkant.

dô diu galîn stiez an daz lant,

dô gie daz kündic wîp

und suochet Achilles lîp.

si suocht in gar ân alle scham,

15130

unz si zuo einer weschin kam,

diu Achillem hêt brâht

zuo der künigin, als si hêt gedâht.

daz kündic wîp mit zühten sprach,

dô si di weschin ane sach:

15135

«sagt, frou, kunnet ir

indert ein wîp gezeigen mir,

ob si sî indert iu bekant,

diu dâ ist her ûz Kriechen lant

gevarn durch ir tumpheit.

15140

ir gevert ist irem vater leit

und dar zuo iren mâgen.

di hiezen mich nâch ir vrâgen,

ob si hiet gesehen ieman;

ir namen ich vergezzen hân.

15145

si ist ein wol gestaltez wîp,

ze wunsch stêt ir vil gar ir lîp.»

 

Diu wesch sprach: «liebe frou mîn,

ir sült wol gewis sîn,

ich hân hie nieman gesehen,

15150

der ich müg ganzer tugent jehen,

wan ein wîp kom her zwâr,

des ist wol ein halbez jâr,

diu ist minniclîch gestalt,

ir tugent di sint manicvalt.

15155

diu ist hie meisterinne

der werden küniginne;

si lêrt mîner frouwen tohter guot

und hât si wol in irer huot;

dâ von ist si dem künig liep.

15160

si slîchet lîs als ein diep,

als si zuo mîner frouwen sol;

ir lîp ist aller tugent vol.»

 

Daz kündic wîp gie zehant,

dâ si den torwertel vant.

15165

den vant si vor dem bürgtor,

dâ saz er gar ân schand vor.

si sprach: «herr, nû sage mir,

ob indert ein wîp sî komen dir

verr ûz der Kriechen lant.

15170

ze boten bin ich her gesant;

daz hât ir vater getân,

der ist gar ein frum man.

si ist mir ouch gezeiget hie.

nû rât mir, lieber herre, wie

15175

ich ir müg werden inne;

si ist hie meisterinne,

alsô ist mir vor geseit.

nû lât mich iuwer frümcheit

hie alsô geniezen

15180

und lât iuch sîn niht verdriezen.

dar umb wil ich iuch mieten

und disen kopf bieten,

der ist zwâr silbrîn;

er sol iu niht versaget sîn.»

15185

dô er di red von ir vernam

und di miet, diu im gezam,

dô sprach er: «liebiu frou mîn,

ir sült des gar ân angst sîn,

ich bring iu mit sinne

15190

die lêrmeisterinne.»

 

Zehant er dô des niht enlie,

nâch Achillen er dô gie.

dô er in êrst ane sach,

vil zühticlîchen er dô sprach:

15195

«liebiu frou wol getân,

ir sült baldiclîchen gân

zuo einer alten frouwen rîch,

diu suochet iuch tugentlîch

und giht, si sî von Kriechen lant

15200

ze boten her zuo iu gesant.»

 

Dô Achilles die red erhôrt

von êrst gar biz an daz ort,

dô gie er zühticlîchen dan

reht sam ein wîp und niht ein man.

15205

dô er den boten ane sach,

vil zühticlîch er wider in sprach:

«sagt mir, habt ir nâch mir gesant?

von welhen sachen bin ich iu bekant?

nû hân ich iuch nie gesehen;

15210

ir müezt mir der wârheit jehen.»

dô sprach daz kündic wîp:

«sam mir sêl unde lîp,

man hât mir von iu geseit.

dâ von hân ich vil arbeit

15215

von iu wærlîch erliten.

ich bin gevarn und geriten

allez schôn durch iuwern lîp;

ir sît zwâr ein sûber wîp.

ein kiel mich her getragen hât,

15220

der kumt, frou, an ditz stat;

der ist von Kriechen ûz dem lant,

der truoc mich her ân alle schant.

dar an lît koufschatzes vil,

des ich als niht nennen wil

15225

und niht al genennen kan:

purpur, sîden lit dar an,

wurz unde zendâl

vindet man dâ über al,

vêch, veder, hermelîn,

15230

scharlach und baldekîn,

merderîn, svarzzobelvar,

von golde borten manic schar,

halsberc und schilt genuoc.

der kiel vil der kleinôt truoc,

15235

verzimiert helm unde swert.

swes ein frou, ein ritter gert,

des ist an dem kiel genuoc.

der koufman ist alsô kluoc,

der den kiel bereitet hât,

15240

er hât ouch von der grôzen stat

disen kiel gefüeret dan –

dâ vor lac manic frum man –,

diu ist Troye genant,

dar inn ist manic wîgant.

15245

Olixes heizt der koufman,

der disen kiel fuort von dan.»

 

Dô sprach Achilles: «frou mîn,

sol ich von iu gewis sîn,

daz diser red alsô ist,

15250

sô muoz ich dar in kurzer frist

und muoz an disen kiel gân,

und ist der kleinôt vil dar an,

gürtel unde rîsen,

dar inn muoz ich mich brîsen;

15255

und ist daz diser koufman

den kiel hât gefüeret dan,

der dâ heizt Olixes,

sô wil ich mich vermezzen des,

daz ich disen koufman

15260

fruo mit kouf well bestân.»

 

Dô sprach daz kündic wîp:

«sam mir mîn sêl und mîn lîp,

ir dunket mich sô milt,

iu zæm wol swert unde schilt,

15265

als ich mich wærlîch kan verstân.»

si sprach: «daz zimt wol einem man;

mir zimt niht wan ein rîse,

dar în sol ich mich brîsen.»

daz kündic wîp sprach zehant:

15270

«von wiu ist iu der man bekant,

der dâ heizt Olyxes?»

Achilles sprach: «waz welt ir des?

ich hân vil von im hœren sagen

hie vor bî mînen jungen tagen;

15275

ich hân in anders niht bekant.»

daz alt wîp sprach: «ir sît genant

Achilles der lieb herr mîn!»

er sprach: «nû lâ dîn rede sîn

oder ich heiz dir tuon den tôt.»

15280

dô muost si swîgen durch nôt.

er gie in zorn von ir dan,

der wol gezogen man,

zuo sîner juncfrouwen,

die wolt er minniclîch schouwen.

15285

er sprach: «juncfrou, nû sît frô!

sît ez ergangen ist alsô,

iur sorg wil haben ein ende

ân alle missewende.

ein kiel wil fruo zer burc gân:

15290

daz ist ein werder koufman,

der ist Olixes genant,

er ist ûz mînes vater lant;

der bringt uns beidiu ânc wân

mit im gar frœlîchen dan.

15295

daz hât gesagt, sam mir mîn lîp,

ein vil kündigez wîp.»

diu juncfrou wart freuden vol

und gehabt sich ân mâzen wol.

 

Des morgens dô ez tagen began,

15300

do begund Achilles ûf stân.

er sach den kiel zehant

stôzen schôn an daz lant;

daz kund er wærlîch spehen,

wan er hêt den kiel gesehen.

15305

zuo der juncfroun er dô gie,

mit armen er sie umbevie.

er sprach: «juncfrou freudenrîch,

bitet iuwern vater minniclîch,

daz er iu lâz mit freuden gân

15310

an disen kiel wol getân,

so hât unser sorg ein ende

ân alle missewende.»

 

Dar nâch an der selben stat

gie diu frou, als er sie bat,

15315

hin für iren vater stân.

«ich was dir ie dienstes undertân,»

sprach si, «liebez veterlîn,

nû tuo mir dîn triu schîn

und tuo, lieber herr, des ich dich bit

15320

durch dîn tugentlîch sit;

dû bist mir lieber dann mîn lîp,»

sprach daz tugentlîch wîp.

der künic sprach: «töhterlîn, sprich,

swaz dû wil, daz tuon ich.»

15325

si sprach: «ich bit dich sêre

durch dîn küniclîch êre,

daz dû ez lâzest, herr mîn,

in genâden und in hulden sîn,

daz mir der kiel werd bekant,

15330

der her komen ist in ditz lant.

dar an ist kleinôt genuoc,

daz si der kiel kûm ertruoc;

der kouf mir driu oder zwei.»

[er sprach:] «dar umb gæb ich niht ein ei!»

15335

alsô sprach der künic hêr:

«wil dû hundert oder mêr,

diu kouf ich dir ze miet;

dar zuo swaz dîn lîp gern hiet,

daz sî dir niht verseit.»

15340

dô dankt si sîner frümcheit.

 

Diu frou bereitt sich sêre.

drîzic frouwen hêre

wurden schôn mit ir bereit.

dô fuor si schôn, als man seit,

15345

zuo dem kiel, der dâ was komen,

wan si hêt von im vil vernomen,

waz ir Achilles hêt geseit

für die ganzen wârheit.

als ich an dem buoch las,

15350

Achilles ir diu næhst was.

ûf den kiel si dâ gie.

Achilles sie dâ schôn enpfie

bî der hant und wîst sie dan

an den kiel; dâ was an

15355

vil manic man verborgen,

di lâgen dâ ân sorgen;

vil manic guot îsengewant

man dâ, an irem lîb vant.

 

Dô si dâ kômen an den kiel,

15360

vil manic frou daz golt an viel;

etlîchiu was dâ sô kluoc,

die sîden, borten schouten genuoc,

sümlîch gürtel, rîsen,

dar în wolden si sich brîsen,

15365

swelich veder, hermelîn

schouten, di solden di schœnsten sîn.

dô si sîn veilten genuoc,

dô was Achilles alsô kluoc,

der begund zuo einem swert gân.

15370

er sprach: «ôwê wær ich ein man,

sô wolt ich koufen ditz swert,

wan sîn mîn lîp mit herzen gert!»

dô Olixes daz ersach,

zuo sînem gesind er dô sprach:

15375

«füer disen kiel balde dan!

Achillem ich hie funden hân!»

dô des Achilles wart gewar,

sîn frouwen vie er offenbar

bî der hant, er sie niht liez;

15380

di andern man her ûz stiez,

wan einiu diu bî ir beleip;

die andern man ûz treip.

dâ mit der kiel fuor dan,

als ich von in vernomen hân.

15385

hei wie di segel duzzen,

dô si ûf dem mer fluzzen!

diu frou grôz freude gewan,

dô sie Achilles fuort von dan.

alsô fuorens über mer,

15390

biz si kômen zuo der Kriechen her.

 

Dô wart dem künig gesagt mær,

wie sîn schœn tohter wær

gefüert an dem kiel dan.

dô gewan er mangen man

15395

und wolt ims genomen hân;

des moht dô niht ergân.

dô in diu schiffung wart bereit

mit mangem helt, als man seit,

dô was der kiel gefüeret dan

15400

mit sîner tohter wol getân

her über zuo der Kriechen her

was er gevaren über mer.

dô daz der heiden künic ersach,

dô leit er swær und ungemach;

15405

an lîb und an herzen

gewan er grôzen smerzen.

«ôwê,» sprach er, «tohter guot,

wer machet mich nû wol gemuot?

sô ich dîn schœn ane sach,

15410

mîn herz dir des verjach,

daz nie sô schœnez wær gesehen.

des muoz ich von schulden jehen,

daz ich verlorn hân den sin.

mîner freuden tag sint dâ hin!

15415

mîn herz muoz ligen tôt,

sô ich an dîn mündel rôt

gedenk und an den lîp dîn,

der nimmer schœner moht gesîn.

dîn ougen gâben liehten schîn!

15420

ôwê! wær tôt daz herz mîn

von dînem grab gegangen!

dar umb sô wolt ich hangen

ôwê! daz dîn lîp wol getân

sol werden einem bœsen man,

15425

der dich hât mit trugheit

gewunnen hie daz ist mir leit.»

er begund jæmerlîchen klagen

und hêt sich selber nâch erslagen.

daz hâr er ûz dem houbt zart,

15430

daz er dâ von blôz wart.

 

Waz half sîn klagen dô?

swaz er geklagt, des was si frô.

dô der kiel an daz lant stiez,

der frouwen er vil wol gehiez,

15435

der frouwen alsô wol getân,

die er hêt gefüeret dan.

dô wart dem künig gesaget mær,

daz der kiel komen wær

und daz Achilles wær dar an

15440

gefüeret mit gewalt dan,

mit im ein schœniu frou guot,

die er schôn hêt in huot.

der red was Menalaus frô.

zehant sant er ein boten dô,

15445

ob ez diu wârheit

wær, daz Achilles gemeit

komen wær über daz mer dâ

für die stat Troyâ.

 

Dô in der bot ane sach,

15450

der enpfie in vlîzeclîch und sprach:

«willikomen, Achilles, lieber lîp,

dû und dîn wol getânez wîp,

vil gern ich dich gesehen hân;

dû bist zwâr ein frumer man.»

15455

mit der red reit er drât,

er kom dem künig niht ze spât.

er sprach: «lieber herr mîn,

ich wil dir sagent sîn

die rehten wârheit:

15460

daz man dir vor hât geseit,

daz solt dû für ein wârheit hân.

ich sach in selb mit ougen an.

er füert ein minniclîchez wîp,

diu ist im liep sam der lîp,

15465

die schœnsten die ich ie gesach.»

der künic zuo dem boten sprach:

«gesell, ich wil mit dir dar

und wil sîn selb nemen war.

mir ist vil von im geseit.

15470

ich muoz selb die wârheit

sehen mit den ougen mîn,

ob ez allez an im müge sîn,

des diu werlt von im giht;

des mac ich gelouben niht.»

15475

dâ mit huop er sich balde dan,

unz er kom zuo dem frumen man.

dô er sîn antlütz ersach,

vil frœlîch er zuo im sprach:

«willikomen, Achilles, lieber man,

15480

ich hân dich gern gesehen an,

dich und den gesellen dîn;

dû solt im billîch holt sîn.

schœner wîp ich nie gesach!»

also der künic wider in sprach.

 

15485

Dâ mit er urloubes gert,

als in dâ sîn zuht lêrt.

er hiez den marschalc drât

îlen, wan er in des bat,

daz er im herberg gæbe schôn –

15490

des wolt er im geben lôn –

reht zuo der hütte sîn,

dâ maht er wol ân angst sîn.

er jach, er hiet dâ guoten gemach:

alsus der künic verjach.

15495

daz wart dô schier getân.

daz best matraz man im gewan;

daz sant er im ze miet,

daz erz durch sînen willen hiet.

dannoch saz er in frouwen kleit.

15500

zehant wart vil schier bereit

ritters kleider beste,

daz nieman bezzeriu weste.

dô er geruot siben tag

nâch des buoches sag,

15505

dô sant der künic ein halsberc guot

Achillen, des freut sich sîn muot.

er sant im dannoch mêre

allez durch sîn êre:

îsenhosen unde schilt

15510

sant Menalaus der milt;

blaten, helm und zimier,

hersenier, sper und alle zier

sant er im, als er solt,

wan er was im holt.

15515

swaz ein ritter haben sol,

daz wart im genzlîch wol.

 

Dô er alsô wart bereit,

er gedâht an sîn manheit.

er sprach: «solt mîn bœser lîp

15520

hie ligen als ein kranc wîp?

des sol mit namen niht geschehen.

ich muoz di Troyer sehen,

wie ir frümcheit sî gestalt;

ich bin ze junc noch ze alt,

15525

dâ von wær mir von herzen leit,

ob man niht frümcheit von mir seit.

dâ von wil ich si frœlîch bestân,

swie halt ez mir süll ergân.»

des morgens dô ez tagen began,

15530

dô trabt er schôn ûf den plân.

er was bereit alsam ein helt,

der ze strît ist ûzerwelt.

er stapft ze Troy für die stat,

sîn lîp niur strîtes bat.

15535

er gert eines frumen man,

der gegen im stapft ûf den plân.

 

Dô wart in die stat

gesagt den helden drât,

ez wær gestapft ûf den sant

15540

zwâr ein stolzer wîgant,

der wolt die Troyære

bestên dâ mit swære.

daz erhôrt Hector.

er sprach: «zwâr er sol hie vor

15545

niht lang stân ân strît.

reich mir daz harnasch, des ist zît;

ich muoz zuo im ûf den sant.»

dâ mit wâpent er sich zehant.

im was an in unmâzen zorn.

15550

daz ros nam er ze beiden sporn

und stapft dâ mit ûf den sant;

gên Achillem er dô rant.

dô daz Achilles ersach,

gên sînem knappen er dô sprach:

15555

«tuo mir her daz grôz sper,

mir ist ze ritterscheft ger;

er muoz mir rûmen ditz wal.»

er spranct daz ors, daz ez erhal.

alsô tet ouch Hector.

15560

ze Troyen vor dem bürgtor

ir sper si zerstâchen gar,

daz si zerbrâsten zwâr.

zwei andriu nâmen si in di hant:

alrêrst wart ein tjost gerant,

15565

daz man schœner nie gesach

und daz man in beiden jach,

si letzten bêd einander dâ;

daz geschach vor Troyâ.

ir dheiner hêt den sic genomen,

15570

des muostens von einander komen,

wan si dô mohten niemêr.

di wunden muoten si sêr.

des wart ir ritterschaft enwiht,

diu unmaht hât mit in pfliht

15575

und hêt in an gesiget gar,

daz sagt uns daz buoch für wâr.

 

Dô Achilles ze hûs kam,

vil leidiu mær er vernam,

wan im wart gesagt sus,

15580

daz der künic Menalaus

hêt im genomen sîn wîp;

daz gie im nâhen an den lîp.

sîn herz sich vor leide zart,

daz er unmâzen siech wart

15585

von diser grôzen untriu;

sîn leit wart dicke niu.

 

Ich wil iuch daz wizzen lân,

wie si dem künig wart undertân.

do Achilles von dem hûs schiet,

15590

als im sîn will, sîn herz riet,

für die stat ze Troyâ,

dô gie Menalaus dâ

zuo Dyadamiâ der minniclîch.

er sprach: «frou, iuch niht entswîch

15595

zwâr iuwer frümcheit!

wan mir ist von herzen leit

swaz iu, frou, wirret

und iuch an freuden irret.

dâ von sült ir niht verzagen,

15600

leidiu mær muoz ich iu sagen:

Achilles, iuwer lieber man,

der iu niht lieber werden kan,

der hât verlorn sînen lîp.»

dô sprach daz wol getân wîp:

15605

«herr, wer hât sô geseit?»

«ich sach selb die wârheit,

daz er ze tôd erstochen wart

an der êrsten tjost vart,

des mac ich iu gelougen niht;

15610

ditz was ein jæmerlîch geschiht.

ôwê! solt er mir hân gelebt!

sîn lîp ie nâch êren strebt.»

alsô sprach der künic dô:

«frou, ir sült doch wesen vrô,

15615

ez mac anders niht ergân,

sît ich in nû verlorn hân.»

 

Dô diu frou erhôrt

Menalaus wort,

si sprach: «unsælic lîp!

15620

war sol ich, ellendez wîp,

sît ich dich verlorn hân?

wie sol ez mir fürbaz ergân?

wie hân ich friunt und mâg verlorn!

ôwê daz ich ie wart geborn!

15625

wâ nû? Tôt, nû nim mich hin!

ich hân verlorn mînen sin.

mîn ougenwunn ist mir zergân.

mit wem sol ich nû freud hân?

wie kom ich von dem vater mîn!

15630

daz leit muoz mir nû niuwez sîn.

ôwê alle di nû sint,

di klagen daz vil klein kint,

daz ich zuo mînen brüsten hân!

ôwê wie sol ez mir ergân!»

15635

dô sprach Menalaus:

«frou, nû klagt niht alsus!

nû sît ir doch ein zühtic wîp;

verderbt niht iuwern schœnen lîp!

ich wil iur pflegen mit êren vil –

15640

vor nieman ich daz helen wil –,

wan ir sült die krône

tragen alsô schône

in mînem künicrîche,

daz wizzet sicherlîche.»

 

15645

Dô [daz] frou Dyadamiâ

erhôrt des küniges wort dâ,

dô tet si als ein ellendez wîp.

si sprach: «ich enpfilch iu mînen lîp,

herr her Menalaus.

15650

sît ez ergangen ist alsus,

daz Achilles ist hie tôt,

ê ich lîd ein bœser nôt,

sô wil ich, lieber herr mîn,

varn ûf die genâde dîn.

15655

ich bin ein ellendez wîp,

ich hân niht wan mîn eines lîp,

für wâr ich, herr, daz sag;

und daz kint, daz ich trag,

daz mac, lieber herr mîn,

15660

von mir niht gescheiden sîn.

bî dem sol ich gedenken wol

an Achillem, als ich sol.

daz sol dir, herr, niht wesen leit;

mich riuwet sîn frumcheit

15665

und ouch sîn junger, werder lîp.

ôwê wie gern ich wær sîn wîp!»

dâ mit der künic mit zühten sprach:

«lât varn swær und ungemach;

ez mac anders niht ergân.»

15670

dâ mit wîst er di frouwen dan

vil schôn in sîn gezelt,

daz dâ geslagen was ûf daz velt.

dâ hêt er sie ân sorgen

wol siben tag verborgen.

 

15675

Dar nâch Achilles kreftic wart.

sîn lîp daz niht lenger spart,

er rit zuo Menalaum hin,

und sprach zuo im mit guotem sin:

er sprach: «künic hêre,

15680

war umb hâst dû sô sêre

dîn zuht an mir zerbrochen?

waz hâst dû an mir gerochen

und an mînem armen wîbe

und ouch an irem lîbe?

15685

wes hâst dû dâ mit gedâht,

daz dû sie hie von mir hâst brâht?

des hân ich doch gedienet niht;

ich enruoch waz mir fürbaz geschiht.»

des antwurt im der künic dô:

15690

«ez ist ergangen niht alsô,

ich wil dir sagen di wârheit:

ez sol dir niht wesen leit,

sie ist begraben und ist tôt.

jâ vorht ich dînes herzen nôt

15695

und sagt dem gesind dîn,

daz si wolt gern bî mir sîn.

von der red geschach in leit;

si heten ez für ein wârheit.

ja behüet sich wol mîn wîser lîp,

15700

daz ich dir iht nem dîn liebez wîp.

dû solt von dînem herzen

lâzen dînen smerzen;

sô ez anders niht mac gesîn,

sô rât ich, lieber friunt mîn,

15705

daz dû dich gehabest wol;

ein andre ich dir geben sol

und dar zuo guotes alsô vil.»

Achilles sprach: «ich enwil

niht guotes nemen wan mîn wîp.

15710

ich verbiut ez zwâr mînem lîp,

daz in die Troyære

iht bringen in dhein swære:

vehten wil ich iu verloben.»

Menalaus sprach: «dû wil toben,

15715

wil dû dînen werden lîp

verderben umb ein sölich wîp.

nû bist dû doch zwâr ein man,

der kranken muot nie gewan.»

Achilles dâ mit urloubs gert;

15720

des wart er von im gewert.

 

Er hêt einen gesellen sus,

der was geheizen Patroclus

und was im dienstes undertân;

einen bezzern friunt er nie gewan.

15725

er bat in durch sîn êre:

«gesell, gip mir dîn lêre,

wie ich die Troyære

bring in grôze swære,

sît dû vehten hâst verlobt;

15730

dâ von mîn herz vast tobt

gegen Troyen der grôzen stat,

diu mangen vehter hât.

lîch mir dîn harnasch; geselle, sprich!»

Achilles sprach: «daz tuon ich.

15735

ich wil dich wâpen alsô wol,

als ich von reht tuon sol.»

 

Ein tjoppen legt er im an,

diu was minniclîch getân,

dar ob ein halsberc wîz,

15740

diu was geworht mit flîz,

einen wâfenroc durchslagen,

in möht ein keiser hân getragen,

dar under ein blaten stechlîn,

diu niht vester möht gesîn.

15745

sînen helm truoc er im zehant;

dar ûf er sîn zimier bant,

daz was ân mazzen rîch.

zwô vetach also hêrlîch

bant er ûf den helm schôn.

15750

er sprach: «gesell, daz sî dîn lôn.»

die vetach wâren snêwîz,

dar ûf geworht mit vlîz

löuber diu wârn goltvar,

des nam dô manic reck war.

15755

sîn selbes schilt er im truoc,

der was edel und rîch genuoc:

halber was er goltvar,

anderhalp nam ich sîn war,

dâ was er rûch als ein ber;

15760

im was ze ritterschaft ger.

durch di riuch, als man mir seit,

gie ein strich, der was breit;

von wîzen berlîn dicke

hêt er dâ durch stricke.

15765

zwô îsnîn hosen veste,

die besten die ieman weste,

lêch im ouch der geselle sîn,

Achilles, ûz sînem schrîn.

dô drabt er schôn ûf den plân,

15770

mit im wol driu hundert man,

die wârn ouch ûz erwelt

und ouch ze strît frum helt.

 

Do wart in die stat den Troyær

gesagt von in frömdiu mær,

15775

wie die Kriechen wæren komen

ze veld, als ir ê habt vernomen.

dô daz vernam her Hector,

«zwâr ich muoz dâ vor

den werden recken bestân,

15780

wan ich von im gehœrt hân,

daz er des sî vil vol wert,

daz ich im biet mîn swert.»

 

Im was gesagt dâ mære,

daz ez Achilles wære.

15785

zehant schuoht er sich ritterlîch,

sîner künft was er freudenrîch.

er sprach: «gebt mir daz harnasch guot,

zuo vehten stêt mir mîn muot.»

die hosen er an sich nam,

15790

als einem recken wol gezam,

dar nâch ein halsberc snêwîz,

geworht mit guotem vlîz;

dar über er die blaten leit,

diu was guot unde weît.

15795

von zendâl grüen unde rôt,

als im sîn frümcheit gebôt,

was sîn wâfenroc gezieret

und sîn deck gefurrieret.

ich sag iu, wie sîn helm was,

15800

als ich an dem buoch las:

er was von vestem stâl

geworht über al.

sîn zimier was ein pantel,

geworht ze sprüngen hart snel;

15805

silberwîz was sîn gestalt,

ze wunsch was ez manicvalt

geworht ûf den helm guot.

sîn ors vast in sprüngen wuot.

er fuort einen schilt

15810

der selb degen milt,

der was grüen als ein gras;

vil schôn dar an entworfen was

ein pantel von wîzen berlîn grôz.

den recken dô des niht verdrôz,

15815

er stapft für daz bürgtor;

dâ sach er Patroclum vor

haben in der gebære,

sam ez Achilles wære.

 

«Ahî,» sprach ez Hector,

15820

«Achilles mir niht vor

hie haben sol ûf disem plân!»

er rant in ritterlîchen an.

Patroclus des dâ niht enliez,

sîn frümcheit in dô gên im hiez

15825

kêrn mit einem grôzen sper;

ze samen was in beiden ger.

dô si diu ors ersprancten schôn,

do gap Hector einen swæren lôn

mit sînem sper, als im wol zam,

15830

da von Patroclus den tôt nam.

daz was im dô ein bœser gewin.

enmitten stach er daz sper durch in,

dâ von er sîgen began.

mit im was vil manic man

15835

komen ûz der grôzen stat,

als si dô ir herze bat;

die wânten alle gelîche,

ez wær vil sicherlîche

Achilles ze tôde erstochen

15840

und si wærn an im gerochen.

des wârn si von herzen vrô

und lobten got von himel dô.

dâ mit Hector kêrte,

als in sîn manheit lêrte,

15845

nâch den andern ûf den plân;

si fluhen engstlîchen dan.

si kêrten gên der Kriechen her.

ez wart dâ manger âne wer,

den er da ze tôde sluoc;

15850

von im wart jâmers genuoc.

dâ mit kêrt her Hector

wider zuo der stat tor;

er hêt der Kriechen vil erslagen,

beidiu recken unde zagen.

 

15855

Dô wart Achilles geseit,

daz sîn gesell gemeit

hêt den tôt genomen;

tôter wær er komen.

dô Achilles offenbær

15860

erhôrt disiu leidiu mær,

zuo dem künig gie er sus.

er sprach: «künic Menalaus,

lâ mich des geniezen,

ich lie mich nie verdriezen,

15865

ich lit umb dich ie swære:

swann ich erhôrt diu mære,

daz dîn dinc niht eben lac,

sô traht ich naht unde tac,

wie ich dîn grôz êre

15870

erwurb ân herzensêre;

des solt dû mich geniezen lân

und lâz mich den werden man

bestaten êrlîche,

daz stêt dir tugentlîche,»

15875

sprach Achilles wol gemuot.

«ich wil mit mînem guot

mit seltsænen sachen

ein bethûs über in machen

mînem abgot ze êren,

15880

sîn lop dar inne mêren.

ich hêt den strît verlobt,

wan ich nâch mîner frouwen tobt:

daz gelübd wil ich lâzen varn,

mîn abgot sol mich bewarn.

15885

ich muoz mînen gesellen rechen;

ich muoz ouch ze tôde stechen

drî oder vier,

daz sült ir gelouben mir.»

dô sprach ez Menalaus:

15890

«Achilles, ich getrou dir sus

genzlîcher frümcheit,

diu ist mir von dir geseit.

dû bist ein degen des lîbes gar;

dîn herz, dîn lîp vil wol getar

15895

bestên einen helt guot.

nû hab dir allen dînen muot,

unde swes dîn herz gert,

des solt dû sîn von mir gewert.»

Achilles fuor mit arbeit,

15900

unz er daz bethûs bereit;

da bestatet sînen gesellen inne

daz heidenisch gesinde.

 

Dar nâch in kurzen zîten

wolt er niht lenger bîten,

15905

Achilles der gewære,

er wolt die Troyære

mit strît aber dâ bestân;

dâ muost ez an ein vehten gân.

er wâpent sich vil schôn.

15910

er sprach: «ich muoz Hectorn den lôn

geben an diser stat,

der mînen gesellen verderbt hât.»

sîn harnasch er dô an sich nam.

er bant den helm, als im zam,

15915

den er schôn verzimiert hêt,

als sîner frümcheit wol an stêt.

als ich iu vor gesagt hân,

daz zimier er gewan,

daz sîn geselle gefüert hêt.

15920

ei wie tugentlîch im daz stêt!

ez fuort ouch der degen milt

zwâr reht den selben schilt,

den Patroclus an sich nam;

den fuort er ouch ân alle scham.

 

15925

Dô sprach her Menalaus:

«ich muoz mit dir alsus:

oder mit dir ersterben

oder mit dir ruom erwerben.»

er wâpent sich ritterlîch,

15930

alsô reht wunniclîch,

als ein künic von reht sol.

sîn wâpen stuont im wol:

wâpenroc, deck und zimier,

helm, sper und elliu zier

15935

muost überdaht sîn

mit einem guoten baldekîn.

er fuort ouch an sîner schar

zehen tûsent ritter, daz ist wâr.

si zogten für daz bürgtor.

15940

daz wart gesagt hern Hector,

der wâpent sich minniclîch;

dez gezoges was er freudenrîch.

 

Priamus und Paris

wâren des beid gewis,

15945

daz Achilles wære

tôt mit grôzer swære.

Priamus mit freuden sprach,

dô er die küniginne an sach

und die froun ûz Kriechen lant,

15950

diu Menalao was erkant

und von im dan gefüert wart –

die red er gên ir niht verspart:

er sprach: «welt ir beid sehen –

des siges müezt ir uns verjehen –,

15955

sô gêt ûf daz bürgtor,

dâ seht ir schôn die Kriechen vor

haben mit wunniclîcher rot;

sô bitet iuwer abgot,

daz ez uns siges well verjehen,

15960

sô mügt ir hiut wunder sehen

von mangem tôten, der dâ lît;

gêt ûf daz bürgtor, des ist zît.»

dô sprach diu küniginne

mit vil guotem sinne:

15965

«dû solt dich ê wâpen lân,

wan ich des nieman sô wol gan,

weder man noch wîp:

zwâr dich sol mîn lîp

selp hie wâpen ritterlîch;»

15970

sô sprach diu küniginne rîch,

diu was Thetis genant:

«dich wâpent nieman dann mîn hant.»

daz harnasch hiez man dar tragen,

daz was mit gold gar durchslagen;

15975

dar în wâpent in diu küniginne

mit vil grôzem sinne.

über daz harnasch si im leit

ein grüenez sameît,

dar în was golt getragen.

15980

man hêt in niht für einen zagen,

dô er daz harnasch an sich nam,

als einem künig wol gezam.

sîn helm wol gezieret was:

ein boum grüen als ein gras

15985

stuont oben ûf dem helm sîn,

dâ hiengen bleter guldîn

von dem boum ze tal,

swann er erspranct, daz ez erhal.

 

Dô in diu frou gewâpent hêt,

15990

als einem künig wol an stêt,

dô sprach Thetis diu küniginn:

«Helenâ, dû solt mit sinn

wâpen dînen lieben man,

wan ich im aller êren gan,

15995

wan er ist mîn liebez kint;

zwâr dîn minn macht in blint,

swann er dich siht mit ougen an;

sîn herz dir alles guotes gan.»

dô sprach ez Helenâ:

16000

«zwâr ich wâpen in iesâ,

als ich von reht tuon sol.

ich bin ganzer freuden vol,

swann in mîn ougen sehent an;

mîn lîp im alles guotes gan.

16005

ein harnasch wil ich im an legen,

disem jungen swertdegen,

daz kouft man mir an dem kiel,

ein man dem ez wol geviel,

daz keiser, künic noch dhein man

16010

sölich harnasch nie gewan.»

 

Daz harnasch man ir dar truoc,

daz was edel und rîch genuoc.

si legt im an ein spaldenier,

daz möhten rîcher künig vier

16015

niht haben vergolten,

ob si ez gelten solten.

diu frou gap im daz wâpen an.

si sprach: «herr und lieber man,

nû sent dich unser abgot schier

16020

wol gesunden her zuo mir!»

si sprach: «edeler Paris,

dû solt sîn von mir gewis,

daz ich dir bin mit triuwen holt,

daz hâst dû wol umb mich versolt.»

16025

einen wâpenroc von blâwem sameît,

geziert mit berlîn [und] edeln steinen gemeit,

ein swert si im umbe bant,

daz maht vergelten niht ein lant.

der vezzel was ein bort breit,

16030

mit golt wol durchleit.

ûf der scheid was ergraben

mit guldînen buochstaben:

ditz swert sneit stahel und îsen

als ein schær tuot ein rîsen.

16035

zwên sporn si im umbe bant,

diu frou mit irr wîzen hant.

daz ors man im dâ brâht,

daz was mit samît bedaht.

den helm er dô ûf bant;

16040

von der froun schiet er zehant.

der helm was liehter dann ein glas.

ich sag iu, waz dar ûf was:

ein ar von gold dar ob swebt,

er was reht als er lebt.

16045

einen schilt er an den arm swanc,

der was breit und niht lanc,

ze wunsch alsô gemezzen,

dâ was niht an vergezzen.

daz sper er in die hant nam,

16050

als sînen êren wol gezam.

 

Dâ mit er dannen stapfte,

diu frou im nâch kapfte;

vil mangen zaher si dô liez.

dem abgot si dô wol gehiez,

16055

si wolt ez immer êren

und nimmer von im kêren,

daz ez behüet irn lieben man.

mit im zogt frümclîchen dan

ze Troyen für daz bürgtor

16060

Priamus und Hector

und fünf tûsent ritter guot,

di all wâren schôn behuot.

dô si dâ für die stat riten,

dô wart niht lenger vermiten,

16065

die frouwen giengen nâch ir spor

hôch ûf daz bürgtor.

dâ sâhen si Troyær

haben mit vil grôzer swær.

dô sach ouch Menalaus

16070

di schœnen küniginn alsus

sitzen ûf dem bürgtor zwâr,

des nâmen sîniu ougen war.

zehant er frides gerte,

des frides man in gewerte.

16075

des wart er herzenlîchen vrô.

zuo dem turn reit er dô,

dâ diu frou ûf saz;

mit zühten redet er daz:

er sprach: «ich wil mit zühten gern,

16080

einer red sült ir mich gewern.»

si sprach: «herr, nû sprich,

red hie mit zühten wider mich,

daz ez hœr hie disiu küniginn,

diu dâ sitzt an diser zinn;»

16085

alsô sprach Helenâ:

«diu küniginn sitzt aldâ,

diu dâ Thetis ist genant,

vil wît ir tugent ist erkant.»

 

Gekrœnet si beid sâzen,

16090

doch lûht âne mâzen

diu küniginn Helenâ:

reht als man hiet ein spiegel dâ

in des turnes vensterlîn

gesetzet, [reht] alsô was ir schîn.

16095

zuo den freuden was vil nütz.

ir vil liehtez antlütz

gap sô grôzen liehten schîn,

daz ez niht vinster moht sîn;

swer in der vinster gienc,

16100

ir liehter schîn die all vienc,

die mit ir kurz wîl solden gân.

er ist zwâr ein sælic man,

swer mit irr schœn wonen sol,

wan si tuot in den ougen wol.

16105

schœner wîp wart nie geborn,

si was an schœn ûz erkorn:

ir ougen in dem houbt ân wân

lûhten als der trimontân.

si was ouch minniclîch gestalt,

16110

si was ze junc noch ze alt;

an ir was niht vergezzen,

ze wunsch was si gemezzen.

ir lîp kund nimmer schœner sîn,

ir munt bran als ein rubîn.

 

16115

Dô der künic ir schœn ersach,

vil zühticlîch er wider sie sprach:

«sag mir, wie kümt daz, frou mîn,

daz dû bræch di triu dîn

an mir? nû was dir wol bekant,

16120

daz dir dienet liut und lant

und dar zuo allez daz ich hân,

daz was dir allez undertân.

diu krôn, di hiut dîn houbt treit,

diu wart dir von mir bereit.

16125

dir dienten all mîn man

und wârn dir dienstes undertân.

dar zuo hiet dû in der schar

zwei hundert frouwen, daz ist wâr,

die tâten swes dîn herz gert,

16130

des wurd dû schôn von in gewert;

swelhiu des under in niht entet,

diu muost dir rûmen dâ ze stet

beidiu stet unde lant,

wan swer dînen muot erkant,

16135

der muost dînes willen vârn

allez bî den selben jârn.

mir ist daz wol erkant,

dû hietest vergolten ein lant

mit guot, des ich niht enwest,

16140

die friunt und die gest.

ich hiez ouch dîn an aller stat

hüeten, swâ dîn fuoz trat,

daz weder grôz noch klein stein

ruorten an die füeze deîn.

16145

ich hiez bewarn, daz dhein loup

noch von molten dhein stoup

dir dîn ougen niht ruorten

noch an dînen lîp iht fuorten.

swaz lind was und klâr,

16150

daz hiez ich allez dar

dînem lîb gewinnen:

dannoch füer dû von mir hinnen.

dâ von west ich gern die mær,

von wem mir leid geschehen wær,

16155

daz dû mit Paris füer von dan,

wan ich sîn niht gedient hân.»

 

Diu frou zühticlîchen sprach:

«dû schüef dir selb ungemach,

daz ich bin gevarn dan.

16160

in mînen muot ich nie gewan

den muot und die sinne,

daz ich mit im wolt von hinne,

unz diu frou frou Venus

mir gap gedanc, den muot alsus,

16165

daz ich mit mînen sinnen

in begund von herzen minnen.

daz tet ich dir schôn bekant,

dô Paris mir wart gesant,

dô ich ob mînem tisch saz;

16170

vil selten ich der rede vergaz:

ich bat dich durch dîn êre

von herzen alsô sêre,

daz dû Paris hiezst varn,

du gewunnest schier bî dînen jârn

16175

von im grôzen smerzen

an lîb und an herzen.

ich kund dir in erleiden niht,

dâ von ist disiu geschiht

komen von der minne.

16180

Venus diu götinne,

diu brâht mich ûf die vart,

daz mir sîn ze muot wart.

für wâr ich dir daz sagen kan,

si schuof, daz ich fuor mit im dan.»

 

16185

Dô der künic erhôrt

der küniginne wort,

dô begund er wider sie jehen:

«gedenk, ob dir sî iht geschehen

lieb von den schulden mîn,

16190

des lâ mich geniezent sîn.

gedenk, wie ich dich gezogen hân,

daz nie dhein wîp ir man

sô lieplîch hât gezogen,

daz ist wâr und niht gelogen.

16195

dû wær sô klein dô ich dich nam,

daz dû vor kintheit hiet niht scham,

wan ich dich an dem arm truoc.

ich gap dir alles des genuoc

swes dîn lîp, dîn herz gert

16200

des wurd dû alles gewert;

dînes willen gert ich ze aller stunt.

sît dû mir alrêrst wurd kunt,

sô brach ich dînen willen nie.

dîn gebot ich nie übergie.

16205

des hân ich sêr engolten.

ich hân dich nie gescholten

noch nie argez gesprochen;

ich zôch dich fünfzehen wochen

als ein henn ein hüenelîn.

16210

wil dû dar umb mîn vînt sîn?

des hân ich doch gedienet niht.

din wengel, diu man dâ siht,

diu sint von mînen schulden klâr;

dîn hâr als die sîden var

16215

des hiez ich hüeten ze aller stunt.

ô wê dîn rôsenvarber munt!

sol ich den mîden sunder wân,

swie ich sîn doch niht gedient hân?»

 

Der künic aber zuo ir seit:

16220

«frou, sag mir die wârheit,

ob ich die stat gewinne,

wil dû mit mir von hinne

oder wil dû bî Paris bestân?»

si sprach: «geloub mir sunder wân,

16225

daz ûf disem ertrîch

diser lieb nie wart gelîch

die ich zuo Paris hân.

frou nie liebern man gewan

wan mir Paris ist ze aller stunt.

16230

daz sîn vinger wurd wunt:

ich liez dich künic ê tœten

mit angsten und mit nœten.»

er sprach: «sol ich für ein wârheit

gelouben daz dû mir hâst geseit,

16235

sô muost dû lîden von mir swær.»

si sprach: «var hin, dû trugnær!»

doch wolt er lenger bî ir sîn.

si sprach: «sag ûf di triu dîn,

wer mac sîn der frum man,

16240

der Achilles wâpen an

hât, des nimt mich wunder;

er habt al dort besunder.»

der künic sprach: «wes vrâgst dû des?

ez ist zwar Achilles.»

16245

«nein er! wan in hât Hector

ertœtt vor dem bürgtor,

alsô hât man mir geseit

für die ganzen wârheit.»

si sprach: «gip mir hiut ein lêhen

16250

und lâz mich Achillem sehen,

wie sîn lîp sî gestalt,

ob er sî junc oder alt.»

er sprach: «künigin, daz sol sîn,

wan er ist der gesell mîn.»

 

16255

Zehant er winct Achillem dar,

des nâmen di ritter all war.

dô er hin zuo stapft

er wart vil an gekapft

von den Troyæren.

16260

zehant seit daz mære,

daz Achilles noch lebt,

der nâch ganzen êren strebt.

den helm er dô ab bant.

den frouwen wart er dô bekant;

16265

di lobten dâ sîn manheit.

dâ mit er von der frouwen reit,

er und Menalaus.

dâ mit huop sich der strît sus.

si scharten sich ritterlîch

16270

unde reht tugentlîch,

als in beidenthalben gezam.

Achilles in die hant nam

ein vil grôzez vellesper;

im was nâch ritterschaft ger.

16275

gên im macht sich Hector,

daz geschach ze Troy vor dem tor.

diu ors triben si mit den sporn,

si wârn zwên recken wol geborn.

dô si diu sper zerbrâchen,

16280

ir schilt begunden krachen;

zwei andriu nâmen si in die hant:

alrêrst wart ein tjost gerant,

daz man sölichez nie vernam.

si riten, als in wol gezam,

16285

daz di scheft zerbrâsten gar;

des nâmen di ritter all war.

si riten ritterlîch ze samen,

daz schilt unde sper benamen

zerstuben als ein lindenblat;

16290

daz geschach ze Troyen vor der stat.

ze dem dritten mâl man in gewan

zwei sper fuorten si dâ dan

alsô frümclîchen

und alsô ritterlîchen,

16295

daz nie dhein tjost sô wart getân.

man seit von herzog Iran

und von hern Dietrîch:

des vehtens was dem niht gelîch,

daz dise zwên man

16300

vor Troy heten getân.

ze dem vierden mâl man in gewan

zwei sper, si drabten ûf den plân;

zesamen was in beiden ger.

Achilles stach sîn sper

16305

durch Hectorn dâ ze stunt,

daz im der tôt wart kunt.

dô daz gesâhen die Troyær,

dô fluhen si mit swær

all gegen dem bürgtor.

16310

Hector lac tôter hie vor.

 

Paris der jung degen

begund den strît dannoch wegen.

vor Troyen ûf dem velt

gap er mit slegen grôzen gelt,

16315

daz manic Kriech starp ze stunt

und wart eislîchen wunt.

ein Kriech in bî dem zoum vie,

vil dick er ûf sîn leben gie

und sluoc in, daz er kûm genas.

16320

ein stolzer ritter bî im was;

swie der selb niht wær gewesen,

Paris wær niht genesen.

der vie den Kriechen alsô guot

zwâr bî sînem îsenhuot

16325

und fuort in in die grôzen stat

gevangen, als in sîn will bat.

 

Priamus und Paris

wârn des beid gewis,

si müesten dâ bî Hector

16330

tôt belîben hie vor.

do di küniginne ersâhen ir nôt;

vor leid wârn si nâhen tôt.

dô sprach diu frou Helenâ:

«ôwê! Paris, waz schafst dû dâ?

16335

wes fliuhest dû niht her in die stat?

mîn herz dhein ruo hât,

die wîl umb dich ist der schal.

ich wil in den turn ze tal

vallen, wan des gêt mich nôt.

16340

war zuo sol ich, swann dû bist tôt?»

dô sprach diu frou Thetis:

«mîns tôdes muoz ich sîn gewis

unde lîst dû tôt alsus,

vil lieber herr Priamus.»

16345

alsô gie klag wider klag.

«vernemet reht, waz ich iu sag,»

sprach diu frou Helenâ,

«zwiu sol mîn krôn stên aldâ?»

die krôn si mit der hant vie;

16350

der wurf in den turn gie,

daz ez vast dô erhal

unde wart ein grôzer schal.

dâ mit der stat burgær

sâhen vil leider mær:

16355

dâ mit kom Paris drât

und Priamus ouch in die stat.

waz sol ich mêr dâ von sagen?

ez wurden recken unde zagen

dâ erslagen genuoc,

16360

di man in di stat truoc.

ouch wart dâ Kriechen ein michel teil

erslagen, daz was ir unheil.

 

Dô Paris zuo der frouwen reit,

dô lief diu frou gemeit

16365

ab dem turn her ze tal

vil trûriclîch und âne schal.

wider Paris si dô sprach:

«mir ist vil leit dîn ungemach.»

Paris ab dem ross saz,

16370

sîner züht er niht vergaz.

den helm si im ab bant,

Helenâ mit ir wîzen hant.

dâ sach si an der selben stunt,

daz Paris was eislîchen wunt;

16375

daz bluot im über diu ougen ran.

dô sprach diu frou wol getân:

«ôwê mîner grôzen nôt!

Paris, dû wil ligen tôt

mir under den armen mîn.»

16380

er sprach: «dû solt ân angst sîn.

ich mac, frou, der wunden genesen,

wil mir mîn abgot genædic wesen.»

diu frou entwâpent in zehant;

nâch einem arzât si dô sant.

16385

den helm hiez si für sich tragen,

der was mit kolben wol durchslagen;

der ar der ob dem helm swebt,

der da was geworht als ob er lebt,

der was zerslagen zehant,

16390

daz man nindert dhein klô vant.

Paris sprach: «wer weiz für wâr,

wâ mîn bruoder sî Hector?»

dô seit man im an der stunt,

daz er ouch wære wunt.

16395

dar nâch kom der arzt gegân

hin für sîn bett stân

und heilt in, daz er wart gesunt,

reht als er nindert wære wunt.

daz geschach in vier wochen,

16400

als ich vor hân gesprochen.

 

Dar nâch dô er gesunt wart,

dô wart niht lenger gespart,

er frâgt nâch dem bruoder sîn.

er sprach: «wâ ist der bruoder mîn?»

16405

dô muost man im die wârheit sagen,

niht lenger moht man daz verdagen,

man sagt im daz mære,

daz er tôt wære,

von Achilles gewalt

16410

hiet er den tôt manicvalt

von sînen handen genomen.

er sprach: «er sol niht hin komen.

zwâr ich wil in rechen

und in ze tôt stechen.»

 

16415

Zehant sant er einen man,

der im mit spech was undertân;

der was geheizen Helyas,

wan er ein guoter speher was.

er sprach: «als lieb ich dir sî,

16420

ervar, ob iht hie nâhen bî

sî Achilles der degen;

dar umb wil ich dir geben

zwâr vil rôtez golt

und wil dir wesen holt.»

16425

des antwurt im Helyas:

«jâ wæn ich daz nieman baz

besech dann mîn lîp.

ez sî man oder wîp,

ich vind dir in als ich sol;

16430

diu miet gevellt mir sô wol.»

zehant er im ein bouc bôt,

der was von gold rôt,

wan er ûf der wâg wac

rôtes goldes fünf marc.

 

16435

Zehant gienc er âne wer

her ûz zuo der Kriechen her

und was dâ wol siben tag

zwâr nâch des buoches sag,

daz er gesach die gelegenheit –

16440

daz wart Achillen dar nâch leit –,

wan er sach, daz Achilles

niht wolt entwesen des,

er wolt fruo und spât gên,

vil stæt wolt er dâ bestên

16445

in dem bethûs, daz ist wâr.

er sach, daz er kniet dar

für daz abgot und viel nider;

daz muost in geriuwen sider.

er bat umb Dyadamiâ,

16450

daz ir sîn abgot pflæg iesâ

dort in jener welt.

er schuof dem abgot schœnen gelt

vil frümeclîch ze miet,

daz ez di froun schôn hiet

16455

und ir pflæg nach heidenischen siten;

des begund er sîn abgot biten,

wan im der künic hêt geseit,

daz si wær tôt, daz was im leit.

dô daz diu spech hêt vernomen,

16460

vil schier was er hin wider komen

und sagt daz selb Paris.

er sprach: «sô bin ich gewis,

er muoz morgen an dem tag

sterben, daz hât der wîssag

 

*   *   *

[Hierauf sind wol mehr als zwei zeilen ausgefallen,

die fehlenden verse berichteten, wie Paris auf die

auskunft des spähers hin zum wîssagen geht.]

 

16465

er sprach: «Paris, sag mir diu mær.

waz ist dînes herzen ger?»

er sprach: «daz wil ich dir sagen

und wil dir sîn niht verdagen:

mir sagt ein spehær guot,

16470

des sich sêr freut mîn muot,

daz ich Achillem vinde stân,

er well fruo in sîn bethûs gân;

da getrou ich in inn schouwen,

des wil mîn lîp sich frouwen:

16475

er muoz mir lân sîn leben.»

der wîssag sprach: «dû solt mir geben

ein lêhen und hœr mich enzît,

ê dû gêst mit im ze strît,

wan ich sag dir für wâr,

16480

daz im still noch offenbâr

nieman an gesigen mac,

wan im schadet dhein slac:

sîn leben im in der versen lît –

des warn dich, Paris, des ist zît –,

16485

in dem rehten fuoz sîn,

daz hab ûf di triu mîn.»

dô Paris erhôrt

des wîssagen wort,

dô sprach er: «lieber wîssag,

16490

dû weist niht mîn klag,

wie ich zerbrist nâch Hectorn,

den ich hân hie verlorn;

der wont mir stæt in dem muot,

daz kumt Achillen niht ze guot.

16495

sîn tôt mir grôzen smerzen gît.

ich muoz in rechen, des ist zît.»

 

Des morgens ê ez tagen began,

dô gie der wunderküen man,

Paris, her ûz mit sînem bogen,

16500

der was des lîbes unbetrogen.

dâ mit er sleich als ein mûs,

er barc sich in daz bethûs

hinder einen pfîlær;

dâ stuont er mit swær

16505

und wartet dâ, ich weiz wol wes.

vil schier kom Achilles

und kniet für daz abgot nider –

zwâr daz gerou in sider –,

wan er venigen began.

16510

dô daz ersach der werde man,

Paris, als ich hân vernomen,

wie schier was er zuo im komen!

mit sînem bogen gie er her für.

ê daz Achilles daz erkür,

16515

do schôz Paris einen strâl guot;

des wart er vil wol gemuot,

wan sîn Achilles niht genôz:

di strâlen er in di fersen schôz,

daz er den tôt al dâ genam

16520

und er nimêr ze strît quam.

dô daz den Kriechen wart geseit,

dô was in ân mâzen leit.

dâ mit gie Paris in die stat,

als in dô sîn will bat.

 

16525

Dô wart dem künig gesagt mær,

daz Achilles wær

erschozzen in dem bethûs guot.

dô wart trûric des küniges muot

und der Kriechen über al;

16530

ir klagen daz wart âne zal.

der künic trûriclîchen sprach,

dô er Achillem tôten sach:

«hie lît der aller werdest man,

den al diu werlt geleisten kan.

16535

er was ein degen, daz ist wâr,

ein helt des lîbes offenbâr.

sleg und schüzz im niht entet,

er was ein helt ze aller stet.

ich mac mich des niht genemen an,

16540

daz ich und all mîn man

dheinen tiurern hiet.

sît mich sîn got beriet,

was mîn herz freuden vol.

ich weiz daz sicherlîchen wol,

16545

daz wir niht lenger hie bestân,

sît wir in verlorn hân;

wir süllen trahten ander dinc.»

dâ klagt in manic jüngelinc

unde manic grîser man:

16550

«sît wir in verlorn hân,

sô süll wir rûmen daz wal.

ditz ist ein jæmerlîcher val

allen Kriechen, di hie sint;

sîn mügen engelten unsriu kint,

16555

diu von uns werdent geborn.»

in was leid unde zorn. –

also frœlîch wârn di in der stat,

den daz mær gesaget wart:

si hiezen slahen sumber.

16560

ir keiner was sô tumber

noch sô alt âne wân,

er muost an den reien gân.

 

Dar nâch her Menalaus

traht, wie er die stat sus

16565

gewunn mit sîner wîsheit

unde daz er Troyern leit

tæt durch die küniginne,

diu mit Paris was von hinne.

dâ mit er sant drâte

16570

nâch sînem næhsten râte;

die begunden mit im trahten,

wie si daz gemachten,

daz si kœmen mit ir her

in die stat âne wer.

16575

dô sprach ein wîser Kriech,

der was gesunt und niht siech:

«wir süln ze herberg gân,

und sol under uns ein ieslîch man

trahten hin bî der naht,

16580

ein ieslîcher niunslaht,

und süln daz legen morgen für

dem künig; swer dann erkür

daz best, dem süll wir volgen [dâ] ze stet,»

alsô er gegen in allen ret.

16585

daz dûht si dô wol getân.

ze herberg gie ein ieslîch man

und traht her unde hin,

ein ieslîcher schôn nâch sînem sin.

 

Des morgens dô ez tagte,

16590

ir ieslîcher dô sagte

daz in daz best diuht getân.

dô kom in für der alt man

und hôrt si all besunder.

er sprach: «hœrt niuwe wunder,

16595

wie ich hînt betraht hân!»

für den künic begund er stân.

er sprach: «wir süln mit sachen

driu grôziu ros machen,

diu süllen wesen êrîn:

16600

ez sol in ieslîchem sîn

fünf hundert vil hêr.

dannoch wil ich iuch lêren mêr,

als mir ein wîp hât kunt getân,»

alsô sprach der alt man.

16605

daz selb wîp hiez Avenant,

den list si von ir selber vant

von den rossen besunder,

des nam di Kriechen wunder.

«si hât mich gelêret mêr» –

16610

des wundert di Kriechen sêr,

daz man von des wîbes rât

solt gewinnen die stat –:

«daz wîp lêrt mich disen sin

und jach, ez wær ein guot gewin,

16615

swann diu ros wurden bereit,

daz man mit grôzer wîsheit

schütt golt âne zal

in diu houbt über al

und geb eim garzûn guotes vil,

16620

swer ez dar umb nemen wil,

daz er sich binden lâze

ûf diser stillen strâze.

daz gewant muoz er lân;

nimêr sol er gewandes hân

16625

wan ein tuoch für di scham sîn,

daz sol wesen lînîn.

er sol gerouft sîn vil wol;

dar umb man im lônen sol.»

 

Daz hôrt ein man hiez Sinôn.

16630

er sprach: «wil man mir geben lôn,

ich wil mich lâzen roufen.

wil man mir kleider koufen,

ich wil niht erwinden,

ich wil mich lâzen binden,

16635

die hend hinder den ruck mîn:

ez sol mit miet guot sîn.»

zehant wart im wol gelobt.

er sprach: «mîn lîp tobt,

ob ich niht næm di miete.

16640

wie gern ich sie hiete!»

 

Dar nâch wurden diu ros

bereitt bî dem mos,

ieslîchz ûf vier êrîn schîben,

daz man si moht getrîben.

16645

daz golt wart in ir houbt getân,

in ieslîchz fünf hundert man

wârn dar inn schôn bereit.

zwên rüefer ruoften, als man seit,

under dem her über al

16650

ruoften si mit grôzem schal:

«wol ûf! wir süln von hinnen varn,

swer sich vor slegen well bewarn

und vor grôzen nœten.

swer sich well lâzen tœten,

16655

der belîb hie an der stat,

des lîbes wirt hie niemer rât.»

dô daz her daz vernam,

mit grôzem schall ez ûf kam,

ieslîcher worht dâ heldes werc;

16660

si zogten all über den berc.

ir ieslîcher zunt sîn hütt an.

dâ flôch vil manic frum man

über den berc in daz holz.

dâ leit sich manic reck stolz,

16665

und ruoten dâ mit sorgen

die naht biz an den morgen.

dô wart gebunden Sinôn

zuo den rossen umb sîn lôn,

daz man im dâ hêt gelobt.

16670

manic knappe, kneht tobt:

si rouften Sinôn alsô gar,

daz er aller wart bluotvar.

 

Dô giengen si ze râte,

die Troyer vil drâte,

16675

wie si ez an geviengen,

si riten oder giengen,

die wârheit solden spehen

und die wârheit ane sehen.

dô sprach ez ein Troyære:

16680

«welt ir ervarn die mære,

sô heizet rîten vil drât

einen boten, ê ez werd ze spât,

der wol besech diu wunder,

ir manicvalt besunder.

16685

dar nâch kunt ir iuch verstân.»

ein bot wart gesant dan

ze reht under der Kriechen her;

die wârn geflohen âne wer.

dô der bot hin ûf reit,

16690

dô sach er mit sicherheit,

daz die Kriechen wâren alle

geflohen dann mit schalle.

nieman er vant wan Sinôn,

der was gerouft umb daz lôn.

16695

er vant in gebunden;

von roufen hêt er wunden.

 

Dô der bot Sinôn ersach,

zuo der stat was im gâch,

unde sagt den Troyær,

16700

daz nîeman an der wal wær

wan ein man hiez Sinôn,

der wær dâ gebunden schôn.

er sprach: «ich sag iu sicherlîch,

driu ros wârn ân mâzen rîch;

16705

da ist ein man zuo gebunden,

der hât stark wunden.»

dô der künic daz vernam,

er sprach: «daz wær uns ein scham,

solt wir diu ros niht füeren dan,

16710

diu si dâ liezen ûf dem plân;

ez wær ein grôziu zagheit

und wær ein schand, daz wær uns leit.»

 

Dô man des küniges red vernam,

daz er ez hêt für ein scham,

16715

dô wart sêr gedrungen

von alten und von jungen

her ûz daz dem bürgtor.

dâ reit vil manic helt vor

unde manic frum man

16720

ze füezen für die stat kam.

si giengen, si riten an der stunt,

unz in diu ros wurden kunt.

si funden ouch dâ sitzen

Sinôn mit grôzen unwitzen,

16725

wan im der tôt nâhen was;

wunder was, daz er genas!

und hietens gewest sîn trugheit,

zwâr ez wær im worden leit.

ir einer vor dem andern sprach,

16730

dô er in sô gebunden sach:

«sag an, dû vil arm man,

wer hât dir ditz leit getân?»

er sprach: «daz hât manic Kriech;

si habent mich hie gemachet siech.

16735

erlœset mir, herr, mîniu bant.

ich tuon iu wunder hie bekant:

in disen rossen besunder

ist vil michel wunder.»

zehant man in dô trôste,

16740

sîniu bant man im lôste.

dô sprach Sinôn der lürznær:

«geloub mir, herr, der mær:

in den rossen ist goldes vil,

als ich iu bescheiden wil;

16745

zwâr ich hân ez an gesehen,

dâ von muoz ich der wârheit jehen.

dô ich daz wunder dô gesach,

ein michel teil gên mir verjach,

ich wær ein spehære;

16750

dar umb hân ich die swære

an mînem lîb erliten,

ich hiet ez anders wol vermiten.»

 

Dô sprach ein Troyære:

«ich wil sîn wâriu mære

16755

besehen an disen stunden,

den list hân ich funden.»

einen spiez nam er in die hant,

in daz êrîn ros er rant

und stach in daz selb ros,

16760

daz dâ stuont ûf dem mos,

den spiez vil gar unz an die hant;

vil goldes wart in dâ bekant.

dô er ûz zôch den spiez,

daz golt dâ niht enliez,

16765

ez rir von dem ross her.

«ich sich die wârheit» sprach er;

«daz uns der lürzer hât geseit,

daz ist diu ganz wârheit.»

 

Zehant tet er ez dô bekant

16770

dem künig, der hiez zehant

wol hundert ros bringen dar

und îsnîn keten, daz ist wâr,

die hiez er machen an diu ros;

dâ mit fuort man si ûz dem mos.

16775

ze Troyen für die grôzen stat

vil frœlîch man si füeren bat.

dâ was daz bürgtor niht sô wît,

daz man diu ros ze dheiner zît

dar in bringen mohte,

16780

als iren êren tohte.

ein frou daz an der zinnen sach.

ûz grôzem wîstuom si dô sprach:

«ir lât in die veste

wærlîch fremd geste.»

16785

der red ahten si klein.

dô gie Priamus alein

und hiez die mûr lâzen nider,

daz selb gerou in sider.

er sprach: «daz tor ist niht sô wît,

16790

daz man diu ros ze dheiner zît

müg in die stat bringen;

dâ von sô süll wir ringen,

daz man di mûr zerbreche

dâ wider nieman spreche.»

16795

nâch sînen worten daz geschach.

die mûr man dô ligen sach

unde fuort diu ros dar in,

daz dûht di Troyær gewin.

 

Dô die ritter

16800

vernâmen diu mær,

die in den rossen wârn,

do begunden si her ûz varn

und wurfen fiur an drât,

daz Troy diu grôz stat

16805

zwâr alliu verbran.

dô ruoft manic frum man:

«hie Kriechen, hie Kriechen!

wir machen mangen siechen!

die ê gesunt wâren,

16810

die sech wir all varen

in fiurîner wæte

reht sam di goltdræte.»

alsô begunden si jehen:

«den Troyern sol hie leit geschehen!

16815

dô daz her Priamus vernam,

vil drât er in sîn harnasch quam

mit manigem helt, als er solt,

wan si wârn im ân mâzen holt.

er drabt gegen dem bürgtor,

16820

Paris nâch ûf sînem spor.

 

Dô wârn di Kriechen komen,

als ich hân vernomen.

si riten in den gazzen schôn.

der künic Menalaus mit der krôn,

16825

der reit in ze allen zîten mit

schôn nâch der Kriechen sit.

dô di Troyer sâhen,

di Kriechen zuo in gâhen,

dô sprach der künic Priamus:

16830

«wir müezen hie strîten sus,

lieber Paris, sun mîn;

dû solt des gewis sîn,

daz ich muoz ersterben

oder den ruom erwerben.»

16835

er nam ein sper in die hant,

er rant da er Menalaum vant.

dô Menalaus daz ersach,

gegen den Kriechen er dô sprach:

«dort vert her her Priamus!

16840

umb unser leben vert er sus;

hie in dîser stat muoz ez ergân.»

er stapft gegen im ûf den plân,

und triben zesamen beide;

da geschach in beiden leide.

16845

mit einem tjost kômens zesamen,

daz schilt unde sper benamen

zerbrâsten als ein fûlez bast.

si vâhten daz der helm glast,

enzunt sich als ez wær ein schoup;

16850

di funken stuben als ein loup.

doch sluoc der künic Menalaus

den künic Priamus alsus,

daz er den tôt von im nam;

des habt Paris in bœser scham,

16855

und was im leit unde zorn,

daz er den vater hêt verlorn.

zehant treip er daz ors sus

ûf den künic Menalaus

und twanc in mit grôzer nôt,

16860

daz er muost ligen tôt.

er sprach: «ir müezt gewis sîn,

ir müezt gelten den vater mîn.»

er hêt in dâ gerochen,

den künic ze tôd erstochen:

16865

daz was der Kriechen swære

und in ein leidez mære.

si beschutten in zehant.

si sprâchen: «stüend an iu ein lant,

jâ liez wir iuch niht genesen!»

16870

dâ muost er tôt vor in wesen.

 

Waz sol ich mêr dâ von sagen?

ir wart ân mâzen vil erslagen;

der Kriechen und der Troyær

der sturben vil mit swær.

16875

Paris dâ ouch ein ende nam.

ich weiz niht, wer dannen kam,

wan daz dâ stuont ûf dem turn

ein frou unde sach den sturm.

dô si den sturm ane sach,

16880

ûz grôzem leid si dô sprach,

wan si mit grozem schal

fluocht den Kriechen über al –

si sprach: «wê gescheh der krinne,

dâ von Troy brinne!»

 

16885

Dô die Troyære

von Troyen mit swære

kômen, wan si zerfüert wart,

dô ûf der selben fluhtvart

kom einer der hiez Anthenor

16890

geflohen den vînden vor

in ein lant daz hiez Italiâ

und stift stet und bürg dâ.

er stiftet ein grôz stat,

als si hiut in Walhen stât,

16895

und ist geheizen Mantou.

er stiftet ouch Pazzou,

diu dâ in der Beier lant

bî der Tuonou ist bekant.

 

Eneas der vil wert man

16900

fuor ouch gegen Rôm dan,

wan im was misselungen;

von den Troyern was er entrunnen.

des muost er ein Rœmær

werden. di andern Troyær

16905

teilten sich ûz in diu lant,

den dâ ir tôt niht was bekant.

 

Dô Troy gewunnen wart

von der Kriechen hervart,

dô kêrt ein Troyære

16910

ouch mit grôzer swære

von Troyen er kûm entran;

er fuor lesterlîchen dan.

er was geheizen Francô.

der selb fuor zuo dem Rîn dô,

16915

mit im Troyer ein michel teil.

si gewunnen dâ ein grôz heil:

si betwungen diu lant umb den Rîn

und wolden dâ herren sîn.

von in wart der nam bekant:

16920

Franken wurden si genant;

daz geschach dâ von daz Francô

des landes herr wart dô,

dâ von si Franken wurden genant,

als si noch hiut sint bekant.

16925

si bouten daz lant sicherlîch,

dar inn si wurden freudenrîch.

doch hât weder wîp noch man

mir zwâr niht kunt getân,

wie ez ergieng Helenâ:

16930

ob si verbrunn in Troyâ

oder ob si wurd gefüeret dan,

für wâr ich daz niht wizzen kan.