Friedrich Hölderlin
1770 - 1843
Gedichtein chronologischer Folge
1803
Textgrundlage:Taschenbuch für das Jahr 1805.Der Liebe und Freundschaft gewidmet,Frankfurt a. M.: Wilmans, S. 81-82Faksimile: Institut für Textkritik
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4.Vulkan.―――――――
Jetzt komm und hülle, freundlicher Feuergeist,Den zarten Sinn der Frauen in Wolken ein,In goldne Träum' und schütze sie, dieBlühende Ruhe der Immerguten.
Dem Manne laß sein Sinnen, und sein Geschäfft,Und seiner Kerze Schein, und den künft'gen TagGefallen, laß des Unmuths ihm, derHäßlichen Sorge zu viel nicht werden,
Wenn jetzt der immerzürnende Boreas,Mein Erbfeind, über Nacht mit dem Frost das LandBefällt, und spät, zur Schlummerstunde,Spottend der Menschen, sein schröcklich Lied singt,
Und unsrer Städte Mauren und unsern Zaun,Den fleissig wir gesetzt, und den stillen HainZerreißt, und selber im Gesang dieSeele mir störet, der Allverderber;
Und rastlos tobend über den sanften StromSein schwarz Gewölk ausschüttet, daß weit umherDas Thal gärt, und, wie fallend Laub, vomBerstenden Hügel herab der Fels fällt.
Wohl frömmer ist, denn and're Lebendige,Der Mensch; doch zürnt es draußen, gehöret derAuch eigner sich, und sinnt und ruht inSicherer Hütte, der Freigeborne.
Und immer wohnt der freundlichen GenienNoch einer gerne seegnend mit ihm, und wennSie zürnten all', die ungelehr'genGeniuskräfte, doch liebt die Liebe. |