Johann Peter Hebel
1760 - 1826
Biblische GeschichtenFür die Jugend bearbeitet
I. Theil
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49.Elisa.
Elias berief auf Gottes Befehl den Elisa zu seinem Diener und Nachfolger im Prophetenamt. Elisa pflügte auf dem Felde mit zwölf Joch Ochsen. Als ihn der Prophet berief, bat er: «Erlaube mir, nur noch meinen Vater und meine Mutter zu küssen.» Elias sprach: «Gehe hin und komme wieder.» Ein Prophet, der mit Gott redet, hält etwas darauf, daß die Söhne ihre Eltern lieb haben, und nichts Wichtiges ohne ihren Willen und ohne ihren Segen unternehmen. Von der Zeit an folgte Elisa dem Propheten nach, und war bei ihm treu, bis ihn Gott von seiner Seite nahm.Elias und Elisa waren auch heilkundige Männer. Die Heilkunde ward ihnen von Gott. In den Tagen des Elisa lebte Naeman, ein Kriegsobrister des Königs von Syrien. Er war mit der schrecklichen Krankheit des Aussatzes behaftet, und konnte nicht genesen, und war sonst von Natur ein gar milder und guter Mensch. Gott dachte auch an ihn, daß ihm geholfen würde durch Elisa, als noch keiner von dem andern etwas wußte. Die Syrer thaten einen feindseligen Einfall in Israel, und führten unter anderm ein israelitisches Mägdlein aus seiner Heimath weg in die Gefangenschaft. Das Mägdlein kam in die Dienste der Frau des Naemann, und sagte einmal, als Naemann große Schmerzen litt: «Wenn er nur bei dem Propheten in Samaria wäre, er würde ihn bald von seinem Aussatz heilen.» Naemann hatte Glauben an das Wort des Mägdleins. Er reiste mit Rossen und Wagen und vielen Geschenken fort, und kam vor die Wohnung des Propheten, und ließ ihm hineinsagen, daß er da sey, und was er wolle. Elisa ließ ihm wieder sagen: «Gehe hin und wasche dich sieben mal im Jordan.» Naemann erzürnte sich, daß der Prophet nicht einmal zu ihm heraus käme. Er hätte ihm auch wohl die Ehre können anthun. Ein höfliches Betragen steht jedermann wohl an. Auch hatte Naemann keinen Glauben an ein so einfältiges Mittel, als ihm der Prophet empfohlen hatte. An die Worte der Dienstmagd seiner Gemahlin hatte er Glauben, an die Worte des Propheten nicht. Er war schon im Begriff, unverrichteter Sache wieder nach Hause zu kehren. Da sprach noch zu ihm einer seiner Knechte ein verständiges Wort: «Lieber Vater, wenn der Prophet dich etwas Großes geheißen hätte, so würdest du es gethan haben. Warum solltest du das Kleine nicht thun, daß du dich in dem Jordan waschest?» Naemann gab der verständigen Rede Gehör. Als er sich siebenmal in dem Jordan gewaschen hatte, wie ihm der Prophet geheißen hatte, ward er gesund und rein. Sogleich kehrte der biedere Mann zu dem Propheten zurück, daß er ihm seinen Dank abstattete. Nicht alle Leute thun es, wenn man ihnen geholfen hat. Er trat zu Elisa hinein, und gelobte, daß er nun keinen andern Gott mehr anbeten wolle, als den Gott Israels, den Gott des Propheten. «Nimm meinen Segen,» sprach er zu dem Propheten, und bot ihm zum Geschenk zehn kostbare Kleider, sechstausend Goldgulden, zehn Centner Silber. War aber Naemann ein achtungswerther und hochherziger Mann, so war es Elisa noch mehr. Elisa nahm das Geschenk nicht an. Er sprach: «So wahr der Herr lebt, vor dem ich stehe, ich nehme es nicht.» Denn er wußte wohl, daß Naemann durch Gottes Kraft, nicht durch ihn genesen war, und wollte mit der wohlthätigen Prophetengabe, die ihm Gott verliehen hatte, kein Gewerb treiben. Es gibt Gutthaten, die mit keinem Gold können bezahlt werden. Es giebt Pflichten, für welche man keine Belohnung annehmen kann. «Ziehe hin,» sprach der Prophet «im Frieden». |