BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

I. Theil

 

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50.

Gehasi.

 

Elisa hatte damals einen Diener, mit Namen Gehasi. Gehasi war ein geldgieriger und verschmitzter Geselle. Ihn lüstete nach dem schönen blanken Silber und nach den schönen farbenreichen Kleidern, die sein Herr verschmäht hatte. Er gieng heimlich von Elisa weg, und eilte dem Naeman auf seiner Heimreise nach. Als der gutmüthige Mensch ihn kommen sah, stieg er von seinem Wagen ab, und gieng ihm noch entgegen und fragte ihn mit freundlichen Worten, was es bedeute, daß er ihm nachkomme. Gehasi, der verschmitzte, sprach, es seyen so eben zwei Knaben von dem Propheten in Ephraim zu seinem Herrn gekommen. Sein Herr lasse ihn bitten, ob er ihm nicht wolle einen Centner Silber und zwei schöne Kleider für sie geben. Naeman gab ihm zwei Centner, nicht nur einen, und zwei schöne Kleider. Centner aber bedeutet hier eine gewisse Summe Geldes, weil in jenen Zeiten das Geld nicht gezählt, sondern gewogen wurde. Zwei Diener des Naeman trugen ihm das Geld bis nach Ophel. In Ophel verbarg er es, und kam wieder zu dem Propheten, als wenn nichts geschehen wäre. Elisa sprach zu ihm: «Woher Gehasi?» Gehasi sagte, er sey weiter nirgends gewesen, wie die frechen Lügner thun, wenn sie etwas zu verheimlichen haben. – Böse That läßt sich schwer verheimlichen. Elisa hatte schon alles erfahren. Er sprach zu ihm: «War das die Zeit, Silber und Kleider zu nehmen, daß du dir ein Landgut erwürbest?» Denn Gehasi wollte sich Oelgärten und Weinberge dafür kaufen. Hierauf ward er mit der nämlichen Krankheit bestraft, von welcher Naeman war befreit worden. Er gieng aussätzig von dem Propheten weg, und wurde seines erstohlenen Reichthums nicht froh. Erstohlener Reichthum macht nicht froh, auch ohne Aussatz nicht.

Aber wie mag sich das gefangene israelitische Mägdlein in dem Hause des Naemann erfreut haben, als sein Herr gesund in seine Heimath zurückkam, und dem Gott Israels bekannte, und erzählte, was sein Prophet für ein Mann sey! Wie mag der fromme milde Mensch dem armen Kind den Dank vergolten haben, den er dem Propheten mußte schuldig bleiben!