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einher, ja, als habe es alle die schönen Gesträuche, Blumen und Bäume selbst geschaffen. Frankfurt ist Göthe's Geburtsort, eine Bundes- und freie Handelsstadt. Hier finden sich auch: Die ersten Moden, Fallimente, Sänger und Sängerinnen, der Römer, große Straßen, die Zeil, die Ariadne, in die sich einst, wie man erzählt, ein Engländer (kann nicht helfen, ich wollte es wäre der Mann im Monde gewesen) so heftig verliebte, daß er mehr Thränen als sie selbst vergoß.
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Vergangene Woche hatte ich die Freude, Herrn Schnyder von Wartensee zu sprechen, jenen geistreichen Componisten, der so wahr und innig die schönen geistlichen Lieder von Novalis in Töne überzutragen verstand. – Er hatte die Güte, mir auf seiner Glasharmonica einiges vorzuspielen, es war eine wahre Sphären-Musik! Auch ich entledigte mich gerne der Bleigewichte irdisch trübseliger Gedanken und überließ es der Phantasie, den Adlersflug zu wagen. –
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Paris, am 20. Mai 1834.
Die Wintermonate sind vorüber und mit dem wiederkehrenden Frühling hat auch mein Leben wieder einen neuen Abschnitt gewonnen – und nicht minder das Tagebuch. Leere Blätter liegen vor mir, während jeder vorübergeeilte
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Tag ein beschriebenes Buch ist, voll Thorheiten, Phantasien, Entschlüsse und Täuschungen.
Hier bin ich, seit 8 Tagen in Paris, dem Ruf der Freundschaft folgend. Meine geliebte V..., voll Zärtlichkeit für mich, entwirft bald diesen, bald jenen Plan, mir eine Lage zu bereiten, die ohne die geringste Unannehmlichkeit sey. So rechnet blinde Liebe, da wo die Weisheit viel lieber die Ruthe giebt. Meine Freunde finden mich ernster geworden – auch wahr. Ist doch die Zeit ein tief einschneidender Pflug in dem Ackerfeld unseres Lebens! Die Welt – was hat sie denn zu geben? Kommt sie mir doch oft vor, wie ein kindisch gewordener Greis!
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Paris, am 28. Mai.
Der Sohn des Präsidenten G... hatte die Güte, mich in die Kunstausstellung zu führen, und bald befand ich mich in einem Jahrmarkt von Genre- und süßschaurigen Modebildern und buntem Allerlei, wobei mein Kopf schwindelte und Herz und Seele sich nach irgend einem Ruhepunkt sehnte. Da bemerkte ich ein Gemälde, das mir dieses zu gewähren versprach. Es war nämlich Faust's Gretchen, im Dom knieend, gemalt von dem genialen Ary Scheffer. Mein Blick prüfte mit Entzücken eine innige Gestalt, schön, ohne sich der Schönheit bewußt zu seyn, die nicht nur wehmüthig that, sondern die Wehmuth selbst war, und mir zu sagen schien: «Gesang mein Herz im Tiefsten löste!» Die Haltung des Körpers, die
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