BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

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gen ausbrechen? Nein! Schon einmal erinnere ich mich bereits pflichtmäßig den Vater Rhein besungen zu haben, und somit mags gut seyn. Eine so viel bewunderte Gegend kommt mir vor wie eine Blume, die durch vieles Daranriechen endlich gar ihren Geruch verliert.

 

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Als wir in Frankfurt einfuhren, stand über der Stadt ein Regenbogen, prächtig wie ein Diadem des Himmels, aus Regentropfen und Strahlen der Sonne geboren. O Hoffnung! Hoffnung! Du bist der Regenbogen dieses thränenreichen Lebens! – Ein eignes Gefühl ist es, nach langer Zeit wieder auf deutschem Boden zu stehen. Weg fremde Sprachen und Sitten! Das Vaterland ist unsere Amme. Morgen werde ich im großälterlichen Hause meine Wohnung aufschlagen.

 

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Die Sonne geht über Gräbern auf. Als ich das Gitterthor des Friedhofs geöffnet, sah ich mich in einem schönen Garten. Der Morgenwind schüttelte von den Blumen den Thau. Ein Vögelchen, mich umflatternd, schwang sich kräftig auf zum Flug in die Ferne. Ich suchte und irrte umher – ich stand vor dem Grabstein des Vaters, einen grünen Zweig abpflückend. O Hoffnung! du bist der Regenbogen dieses thränenreichen Lebens!

 

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Jeden Sonntag zieht es mich in die französisch–reformierte  Kirche.  Die  Predigt,  welche  ich  dort  hörte,

 

war über die Worte: Weichet von mir, ihr Uebelthäter! Dieses Urtheil ist erschrecklich und rüttelt an der Thüre meines Gewissens. Man lebt dahin, kennt weder sich noch seinen Schöpfer, und doch wird Niemand als ich selbst die Strafe einer verfehlten Bestimmung einst tragen müssen. Wohin geht mein Weg? Zum erstenmal frage ich so. Die einzige Aufgabe unserer Erziehung scheint mir die zu seyn: Geist, Verstand und Talente auszubilden, und zwar nur so viel, als man braucht um bewundert zu werden. Ach, und das Wesentliche gibt man für Schatten hin!

 

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Herr W..., ein Engländer, bat mich neulich ernsthaft, in Gegenwart seines Windspiels nicht so laut zu lachen. Es könne glauben, daß ich es ausgelacht und darüber sich gekränkt fühlen. Herr W. hat nämlich nur Augen, Ohren für diese seine Favoritin, für seine Familie kümmert er sich wenig. Die Tagesreisen werden verkürzt, damit das geliebte Windspiel nicht in die Nachtluft gerathe und so weiter. – Wer viel mit Kindern umzugehen hat, wird unwillkührlich seinen Geist herabstimmen in die kindliche Denkweise. Wohin aber geräth die Seele, welche sich durch Abgötterei mit dem Thier verschwistert?

 

 

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Frankfurt, am 20. Oktober. 

 

Die Promenaden um die Stadt sind reizend. Wie ich be­merke, schreitet aber auch das  Völkchen nicht wenig stolz

 

 


 

Das Grab des Vaters