BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

dos Donielbukh

far 1557

 

Sefer Doniel

 

(far 1557)

 

tekst:

Hermann-Josef Müller

Zur Edition des altjiddischen «Donielbuchs»

in: Trierer Beiträge, Fragen des älteren Jiddisch

Hrsg.: H.-J. Müller/W. Röll, Trier 1977

transkriptsye Dreeßen/Röll/Timm

 

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Daniel (Augsburg Dom, 1140)

 

 

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123

ir mŏcht gerén herén | wás di rescho"im tetén?

si gingén mit ain nándér | vor dem kunig tretén:

«genedigér her der kunig, | [mit ain nánder] mir bitén ale gemain,

unsér gebet sŏlstu uns gewerén, | si is dŏch gár klain!

 

124

mir hábén uns besunén | un· hábén dás bedŏcht,

den ab geten zu dinén | un· dás gélŏch ouf gebrŏcht.

wen mir den gezen dinén, | sŏ hábén mir glük [un· gut],

alés wás mir bégérén, | si gebén uns genug.

 

125

die sternén von dem himél | gebén lichtén schein,

von den mir hábén wáchßén | kŏrén un· wein.

ale glük der erdén | von den ab geten mir hŏn.

dárum [welén] mir irén dinést | nit ab lŏßén gŏn.

 

126

an den *gŏ· (der) judén* [jiss' welén mir sich nicht kerén]: | er ist nei’ért alain,

un recht tut er vēr bitén, | ale speis mácht er un rain,

kain bild wil er nit leidén, | un keischhait [wil er] nit hŏn,

um wilén stelén | liŝ er die welt untér gŏn.

 

127

sein gebŏt is schwer zu hálten, | dás er gebŏtén hŏt,

abér mit andérén [aþ] geten | hŏt es ales kain nŏt:

si tŏn mit uns [mit] leidén | un· hŏn es asŏ ver gut.

es is in leicht zu dinén, | dás der judén gŏ'[jiss'] nit tut!

 

128

welechér vil het gewonén, | der mus im zėhéndén gebén.

der sein gebŏt nit hált, | dem nimt er báld sein lebén.

di kindér muß mán béschneidén | zu dem achtén tágén.

*sein joch is schwer* [un· gebŏt], | dáß mán es nit kán trágén!

 

129

wer sein vei'ér tág [tut] vēr schwechet, | in mán vēr stainén tut,

um wilén ainér [klainén] sindén | kumt er in der helén glüt!

al [wol] lust hŏt er vērbŏtén | in der altén eė,

wer sein gebŏt welt háltén, | [der] ward vröléch nümér me!»

 

130

[dás tetén] *der judén veind* vēr kertén | dem kunig seinén mut.

si hátén wol gesehén, | dás er wás den judén gut.

si kuntén wol sein sitén, | dás der kunig vēr kerlich wás;

+zu der vrumkait tet es sich ŏft naigén+, | ver wor ság ich dás.

 

[ . . . ]

 

244

nun mŏcht ir gerén herén, | wi' dás hát ain gestált,

warum gŏt der her | gáb dem roscha ain söléch gewált.

dás wil ich euch béschaidén, | dás sŏlt ir *werdén inén*,

wi' mir in unsérén ŝforim géschribén vindén.

 

245

eş geschách vor lángén zeitén, do Neŵuchad Nezar wár nit alt.

er hát grŏŝ weiŝhait | un· (wás) schŏn an gestált.

er wás bei dem kunig | [Boŵel wás] Merodach genánt,

dás selbig mol wás er ain kunig | ibér Boŵel, dás lánd.

 

246

in des kunigés geschéftén | mußt er ŏft sein,

wás mán tet ousrichtén | in der kánzélein.

er wás vŏl hŏhér sinén, grŏŝ weiŝhait er do hát,

dárum mußt er sizén | in der kánzélérs stát.

 

247

in den selbigén tágén warén Jisro’el nŏch in unsérén lánt.

der kunig Juda wás Ħişkija genánt.

er wás ains mit dem kunig vŏn Boŵel | mit vridén un· gut,

aş gár seltén ain kunig | dem andérén tut.

 

248

i ainér schikt dem andérén | kestélichén gabén

von lib scháft der kunig, | di mán sŏlt biléch haben.

do mut warén si in vridén,    ir vreind scháft hát bestánd

un· . . . lebtén sichér | in dem gánzen lánd.

 

249

der kunig von Boŵel | wás Ħişkija gár hŏlt.

er schikt im vil prisánt | vŏn silbér un· gŏlt,

auch perlich un· ėdél géstain. | wás er kunt gedenkén,

dás schikt er dem kunig Ħişkija | un· tet eş im schenkén.

 

250

ain brif liß er schreibén | sein gunst un· sein genod.

den brif liß er an hėbén, | wi' géschribén stot:

«vrid zu dem kunig Juda | un· zu *Jeruscholajim der stát*,

auch zu gŏt der judén | der kunig vŏn Boŵel ėnpŏtén hŏt».

 

251

Neŵuchad Nezar wás [sich wol] bédenkén, | do der bŏt wás hin gángén,

dáß [der brif] nit recht wer géschribén, | alés mán hŏt an gevangén:

dáß mán [sŏl] gŏt den herén | zu dem huntérstén hŏt tŏn sezén,

dás wolt in nit gevalén, | vŏn gŏt wolt er eş nit wol schezén.

 

252

er lif nŏch den bŏten | gár ain klain weg.

den brif hiß er um widér gebén | do mit er nit wás treg.

er ságt zu dem schreibér | «du hŏst un recht getŏn,

dáş du gŏt der judén | hŏst hintén [an brif] lŏßen stŏn.

 

253

gŏt sŏl mán erén | vor die ganz welt,

dárum sŏlstu sein namén | zum ėrstén hŏn gestelt!

[kain gŏt kan im nit gleichén] er hŏt sein wolk ... | ous Mizrajim tünén virén,

hŏt getŏn grŏŝ wundérzaichén, | aş mán nŏch tut spirén».

 

254

ain andérén brif liß er schreibén, | den liß er hėbén an:

«vrid zu den gŏt (der judén), | der erén ich im gan,

auch Ħişkija, dem kunig, un· Jeruscholajim, der stát,

Merodach Bal’odan [kunig Boŵel] | eich ėntbŏten hŏt».

 

255

nun hát Neŵuchad Nezar | gŏt tŏn erén

un· lif nŏch dem bŏtén | un· mácht in widér um kerén.

gŏt tet er erén | un· beval in zu lŏbén,

dáß er námén gŏtes | [andérs mußt schreibén un·] mußt [in] sezen ŏbén.

 

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