BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Caspar Abel

1676 - 1763

 

Gedichte

 

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Die hülfflose Sassine

 

As noch dat Heidendom, wovan uns befryt,

by denen Dütschen was, to user Vader Tiet,

da was en Könnig ock im ollen Saßen Lande,

dat ehrtiets van dem Belt, am Elv und Weser Strande,

5

bet to der Emse gung, und boven dorch den Hart,

den Brock und Drömmeling, alheel umsloten ward.

Et wohneten daby de Wenden Werlen, Swaven,

Langbörder, Dörringer; de hadden öhre Graven

Hertogen, Könige, as öhnen dat gefell,

10

doch et bringt mick to wiet, wenn ick et jück vertell.

ick will man wedder um nah minen Saßen kehren;

öhr Hertog Albion leet sick as Könnig ehren,

und nahm sick ene Vru, de Vörstin van den Rhyn,

upstunt mag Holland da Utrecht und Vresland syn,

15

Gudrune 1) was öhr Nahm, wust guden Rath to geven

wat overall to dohn, wat nütt und qvad im Leven

na der Allrunen Art, doch, wo de Schönheit feilt,

da ward nich licht en Rath der Leeve mitgedeilt.

Gudrune was nich schön, ock nich vull Cumpelmenten,

20

de se vor ollers nich in düßem Lande kennten,

se was wat liketo, mein aver alles got,

und was nar ollen Welt en trü und ehrlick Blot.

Frankisse 2) marcke dat, de Königin der Francken,

de Henger sall et öhr, und öhrer Falschheit dancken,

25

se frog se listig ut, gaff se herna brav an,

und brochte se dadorch um öhren echten Mann.

Denn he, vull Spiet und Torn, gaff öhr wat up dat Ledder,

verstott se gar van sick, und nam Frankißen wedder.

öhr aver deh de Schimp in öhren Herten weh,

30

und leep met suchten fort, het an de wilde See,

da sach se sick herum, so wiet de Ogen gingen,

of da keen Scheep nich was na Holland se to bringen.

se fund to öhren Glück deep in der See en Scheep,

dat even up den Rooff na frömden Inseln leep,

35

und sprung int Meer henin, um to öhm hen to komen.

Hengst, de im Scheepe was, so drah he dat vernomen,

dat sick en Vruen Minsch tom swimmen up gemakt,

so kehrd he um ehr se noch an den Grund gerakt,

und tog se in sin Scheep, as se dat leeve Leven

40

vor Ohmacht up een Haar, im Water upgegeven.

He frog nu wer se was, un as he et erfohr,

tog düße Röver Vörst se siner Horse vor,

und föhrde se met sick int Land der rieken Britten,

dat sine Lüde noch up düßen Dag besitten.

45

He telde da van öhr en wunderschöne Kint,

dergliken man nich veel in allen Ländern find,

man het et Engelke, süß aver Rosemunde,

und körter Röneke, wo ick et recht verstunde 3)

de Maent ist nich so witt in sinen vullen Schien,

50

und kene Rose mag so schön bepurpert syn,

as öhr Gesichte was. Wat brukt et veler Worde,

de Könnig Wortigern, dem all dat Land behorde,

verleevte sick in se, und se word sine Brut,

damet was all öhr Leed und öhrer Moder ut,

55

de by den Britten nu de Overhand bekemen,

und alle Dage to an Ehr und Ansehn nehmen;

gans Grot-Britannien hölt se noch leeff und werd,

se hatt sick ock dasülffst so statlick utstaffeert,

dat man se kum mehr kennt, und manker et wol swöre,

60

dat se in Saßenland to Huse nich gehöre.

Ick late se nu da in öhrer Herlicheit.

und sehe to, wo et Gudrunen Dochter geiht,

de se dem Albion in Dütschland hinderlaten.

Se was sin enig Kind und Erve siner Staaten,

65

en Kind van Lieve schön, noch schöner van Gemöth,

und even as im May de kleine Lilge blöht,

de in den Dählern wäßt of gliek se kener wahret,

so hatt by öhr Natur und Dugend sick gepaaret,

da et an Tucht gebrack. Wer sach sick na öhr um?

70

Frankiße was to stolt, und heelt se gar vor dumm,

dat werd dem Albion van öhr ock wies gemaket,

wenn se nah öhrer Art öhn smeichlich nog gestraket,

so sprak se: lieber Mann, was däucht dir doch dabey,

ob die 4) Saßine wol von dir entsproßen sey,

75

ich zweiffle fast daran, das Mensch hat kein Gehirne,

und schwatzt bey meiner Treu wie eine Bauerndirne.

wenn dir Gudrune nur nicht einen Streich gemacht,

und einen Wechselbalg dir in das Haus gebracht;

sie müste denn allein nach ihrer Mutter schlachten,

80

denn von dir hat sie nichts, das kan man leicht erachten.

De König lövde dat, und word öhr ock so gram,

dat se gar sellen mehr öhm vor de Ogen kam,

und kreg he se to sehn, so fung he an to kieven,

dat se man wünschede wiet von öhm wegtoblieven.

85

ball tögen se ehr ock de bunten Kleder aff,

und wat öhr süß noch mehr en betgen Ansehn gaff.

Ja endlick moste se in öhres Vaters Köken

en Aschenboßel syn, wer solde se da söken.

ball brühde se de Kock, ball schor se Knecht und Magd,

90

Süsößel, segten se, dat is wat di behagt.

sprack se gans bedrövt, wer ick doch nich gebohren,

de Moder hebb ick erst, den Vader ock verlohren.

Wat hebb ick arme Kind wem hebb ick wat gedahn,

worum werd denn met mi so övel umgegahn?

95

Wo keene Schuld nich iß mott kene Straffe wesen,

kan ick schon as se seggt nich schrieven ock nich lesen,

kan ick doch nist davor, wer hett et mick gelehrt,

und wenn hebb ick wol wat van guder Kunst gehört?

Versökt et erst, vellicht werd mick min Werk noch priesen,

100

ick sall barbarisch syn, wo wilt se dat bewiesen?

Ick bin ken Ungehür, ick bin en Minschenkind,

van miner Öllern Art, und so as se gesinnt.

Weet ick nu glick noch nist van frömder Hoffart Saken,

so werd mick doch dat nich to enem Undeert maken,

105

wenn ick süß klock und from trü und uprichtig bin.

En ider richtet sick na sinem Kopp und Sinn

en ider denckt und spreckt as Gott öhm ingegeven,

ick aver sall nich mehr na miner wiese leven,

ick, de ick doch so wol als andre köddern kan,

110

sall stumm und alvern syn, dat geiht unmoglick an,

se mogt mick noch so sehr utlachen schellen haten,

so kan und will ick nich van miner wiese laten.

Saßine hadde recht, doch se fund ken Gehör,

Frankisse föhrde sick na de Steeffmöder Lehr

115

ja noch wol arger up, und künn se gar nich lieden

se leet öhr ock dat Haar van öhrem Koppe snieden,

dat witt und lockig was, und öhr recht artlick stat,

denn öhrer Afgunst na was se noch vel to glatt,

doch se bedrog sick sülffst. En nietsch und wacker Meken

120

lett ock im Winckel sick so lichte nich versteken,

je mehr et sick verkruppt je mehr werd et gesocht,

und ehr mant sick verhott ans Dages Licht gebrocht.

Saßine fung nu an en betgen grot to werden,

und et verreden se de vorstlicke Geberden,

125

dat se ken Wievesstück van groffstem Buren-Stamm,

und öhren Orsprunck nich in dustrem Stalle nam.

Se plegte sick wol nich met Worden so to teeren,

as et de Damen süß van öhren Mömen lehren,

se makde kenen Knix und öhr was nich bewost,

130

dat se bym Knien ock de Bost erheven most,

likwol fund sick by öhr en upgeweckt Gemöthe,

und alles wat se deh dat hadde Hand und Föte,

öhr Umgang was gemein, nich na der nien Welt,

de sick in Minen hog und falsch in Worden stellt,

135

doch wuste se daby sick höfflich uptoföhren,

und öhr Gespreke was recht leefflick antohören,

et hadd öhr nems gewiest, doch wörd et öhr nich sur,

denn by öhr speelete de künstlicke Natur.

Frankisse sach dat wol, und woll öhr ball verdreten,

140

dat se Saßinen nich in öhrer Köke leeten,

se nam se nich met ut up ene Gastery,

und slote se davor in enen Keller by,

denn se besorgde sick, wo se met ingeladen,

so möchte dat öhr sülffst und öhren Dochtern schaden,

145

se hadde deren nog ut Francken metgebracht,

und öhnen hadde se dat Riek schon togedacht,

de musten nu geputzt met Perlen und Rubinen

up allen Kösten syn, und gans van Golde schienen.

Saßinen aver, de im fulen Locke stack,

150

und nich vor Lüde kam, der deh et wol en Sack.

Et drog sick aver to, dat enmal en Druide 5)

öhr enen fienen Rock van ungefarvter Siede

metliedig overtog, und se so utgesmückt

as ene schöne Brut, met hen tor Hochtiet schickt.

155

En ider wunnert sick, as se da word vernomen,

wat se vor ene was, und wo se hergekomen,

en ider freut sick ock, wenn he se speelen süht,

bet dat se heimlick fort na öhrer Köke tüht.

Frankiße sülffst deiht öhr vor annern grote Ehre,

160

und dencket nicht daran, dat et Saßine were,

of et öhr wol verdrüt, dat alle junge Welt

van düßer frömden mehr as öhren Dochtern hölt.

Doch kumt et endlick ut, öhr Rock werd ock gefunnen,

of se öhn schon met Fliet in Lumpen ingewunnen;

165

Frankissa schilt und sleyt as of se böses dahn,

und se derff nich mehr ut to ener Köste gahn,

dagegen finnen sick en Hupen loser Mutzen,

de na Saßinen Art sick vor de Geste putzen,

und geven sick vor se in allen Zechen ut,

170

wenn Hans de Grete fryt, so kan de dumme Brut

nich hen tor Kercke gahn, Saßine mott se leyen,

Saßine mott öhr ock towielen Hexel stroien,

Saßine sitt daby wenn se to Bedde geiht,

Saßine weet et wol wat se im Bedde deiht,

175

wat gastrig, unverschämt, affschulick antohören

dat sall Saßine dohn und alle Buren lehren 6)

de fulste Zoten gahn ut öhren reinen Mund,

und se makt sick alleen dorch öhre Groffheit kund,

se weet ock anners nist to köhren und to swatzen,

180

as dulle stinckige und kuderwelsche Fratzen 6a).

So werd dat arme Kind in groten Schimp gebracht,

woröver kener mehr as de Frankißa lacht,

doch de Saßine will sick gar to Dode grämen,

se kan sick ock nich mehr vor grotem Ifer tämen.

185

Dat Gott erbarm, spreckt se, wat makt man noch ut mick,

deckt allet Schandpack nu met minen Namen sick?

Sall ick de Kortswiel syn der Boven und der Horen,

so hädd ick leever mick gar ut der Welt verlohren.

iß kener mehr, de sick min Elend jamern lett,

190

und mi dat Levent nemt? Dat were mi ja bett,

as dat ick mick so sall tor Untucht bruken laten,

und alle Lüde nu den Argwohn van mi faten,

as of nist plumperes ock nist unreiners sy.

Wer makt mick doch enmal von solcker Schande fry,

195

wer bringt mick an dat Licht, wer gifft mi Macht to spreken,

und hilpt, dat ick mick kan an minen Fienden räken?

Se weende bitterlick, doch da was nist to dohn,

öhr Trost in öhrer Noth was nist as Spott und Hohn,

und kener hadde Lust sick öhrer antonehmen,

200

ia scheenen sick vor öhr in Warheit recht to schämen.

drum word se ock to lest vor Unmoth desperat,

verleet öhr Vaderland und öhres Vaders Staat,

se wolde leever gahn, und by den wilden Deeren,

as by den öhrigen, en schimplick Leven föhren.

205

Se hung den Plunder um, den öhr Frankissa leet,

de aver stellet sick as wenn se et nich weet,

und freut im Herten sick, dat se davan gelopen,

so kan se desto mehr vor öhre Dochter hopen.

Saßine wandert fort, und dript glick enen Kahn,

210

de up der Elve ligt, to öhrer Nothdurfft an 7),

se geiht dorch Mecklenburg und Pomern to den Prüßen,

se geiht noch wieder fort dorch Lieffland to den Rüßen.

se stellt sick an den Weg, so naket und so blot

se van der Reise was, und söckt en Stücke Brodt.

215

de Czar kam even her to öhrem groten Glücke,

und tog vor öhr vorby, se fodderte en Stücke,

he sag se fründlick an, und sprack, min gude Kind,

ick mercke dat ji nich van slechten Lüden sind.

wer sind ji, segt et mi. se sprack ick bin Saßine.

220

ey, sprack he, sind ji de, de mine Catharine

so offte mi geröhmt? So leeff as se mi iß,

so leeff sind ji mi ock, dat lövet man gewiß.

Ick bin in Holland west, ick weet um jue Sake,

und holle likeveel van jück und juer Sprake.

225

min Ostermann, de mi so grote Deenste deiht

und de darum by mi in groten Gnaden steiht 8),

de iß ju Landsmann ock. Wat will ji wieder lopen,

blievt hier, min ganße Riek steiht jück und allen open

de trü und ehrlick syn. So wahr ick Kaiser bin

230

so hebb jit got by mi un miner Kaiserinn.

Saßine lövde dat, worum soll set nich löven?

Also nam se sick vor en betgen da to töven,

et was ock gude nog so lang as he gelevt,

und sine Czarin öhm im Rieke nagestrevt;

235

as aver düße starff, so fung de Dolgoruke

de Herschopp wedder an na Rußischem Gebruke,

he was den Dütschen gram, und tog den jungen Czar

van allen frömden aff, dat sach man openbar,

he was ock gar ken Fründ van anner Völcker Spraken,

240

drum reeth öhr Ostermann sick wedder weg to maken,

slog aver öhr wat vor, dat öhr recht wol gefeel,

dat se to Englen sick as öhrer Swester heel,

und deren grotsten Sohn to öhrem Bystand nehme,

dorch den se gans gewiß to öhrer Fryheit keme,

245

vorut da he nu ock dat schöne Land besat,

dat ehrtiets Albion öhr Vader ingehatt;

he were wol ken Fiend der Könnigin Frankißen

und wörde se nich gar ut sinem Rieke mißen,

doch möste se ock nich Saßinen Unrecht dohn,

250

dat leed he nich van öhr. Wer he schon nich öhr Sohn,

so wer he doch as se vam Blot der eddlen Saßen,

und noch dato by öhr in Dütschland upgewaßen,

de Fryheit, de he ja Wenditten 9) nich versegt,

de wörde noch vel ehr Saßinen bygelegt,

255

in sinem Lande sick met Ehren uptohollen,

fry ut und intogahn, ast öhr beleeven wollen.

Saßine, de den Rath gar wol to Herten nam,

ging flugs, so bald se man in Dütschland wedder kam,

tom Advocaten hen, und bat öhn sehr met weenen,

260

in öhrer Saken öhr na siner Plicht to deenen.

He slogt öhr aver aff, und sprack min leeve Kind,

dat iß ken Werck vor mick, ick bin Frankißen Fründ,

jück aver kenn ick nich, gaht hen na enem Köster,

und klagt öhm jue Noth, dat iß ju Schrievemester,

265

und werd jück wol verstahn, ick weet nich wat ji willt.

Saßine stund, verstarrt glick as en Marmelbild;

so weh de Schimp öhr deh most se öhn doch verbieten,

gedult de was öhr Noth, und der sick to beflieten

ging se stillswiegens weg, und na den Köster hen,

270

den bat se enen Breeff öhr to verferdigen.

He sprack dat kan eck wol, gefft mi man Black und Fedder,

en Blatt Papier datau, sau taih eck flugs van Ledder,

und skrieve wat eck wait, wiel Tinte noch im Vatt,

Frankisse skal wol saihn wat sai gemaket hatt.

275

Dunn fang he erstlick an sin Tintvatt umtoröhren,

dat gans verschimmelt was, he socht dat Pulverhören

wo sine Fedder stack, he fund ock noch en Blatt,

doch was et vullgesuht van Fett und Beere natt.

Saßine dacht in sick, du magst wol nich vel schrieven,

280

leet aver et alleen by den Gedancken blieven,

und sprack ken Wort dato. He makte sick daby,

und tog en grote D na siner Kritzely,

dat was tein Ellen lang, und gans vull kruser Follen,

Saßine mogte nist van solcken Pußen hollen,

285

dat sach man öhr wol an, doch sweeg se still dato.

Drup schreeff he wider fort: De Keuni wait et jau

wat eck vaur aine ben. O sprack se lat et wesen,

ick hebbe nog gesehn, ick mag nich wider lesen,

de Ohren dohn mi weh vor diner Kakely,

290

ick weet ock nich wat dat vor ene Sprake sy.

Ick spreke trun so nich, und wenn ick Schoh bestelle

so krieg ick kene Schau, wenn ick wat so vertelle,

so mack ick kene Sau, und hebb ick wat to dohn,

so iß dar nist to daun. Da hestu dinen Lohn,

295

schriev ja nist mehr vor mick und seuke leiver Staine

tau dinen Tietverdrieff, dai in dem daipen Rhaine

und in der Auker sind, dai krigstu naug tau saihn,

bu di en Hus davan, dat staiht di gar tau scheun.

Damet ging se henweg, und leet den Hasen lopen  10).

300

Doch hatt se noch herna den Vorsprak angedropen

den se so lang gesocht, et was en ehrlick Mann,

de nam sick öhrer recht ut gudem Herten an,

und mak öhr Rum und Platz den König uptowahren

glik da he rede was na Gohrde hentofahren.

305

Wenditte hadde sick ock an den Weg gestellt,

und dat kam öhr to paß, dat düße Vörst und Held

se by enander sach, he leet den Kutscher hollen,

un frog upt gnädigste wat se öhn bedden wollen.

Wenditte segte, nist, se danckete velmehr,

310

dat se nu wedder fry van öhren Kedden wer,

se woll in Ewigheit der Woldat nich vergeten,

und sines Nahmens Rohm mit uttobreden weten,

so swack und arm se was. Saßine neigde sick,

und sprack min Engels Printz, ick dancke Gott und jück,

315

dat ick dat Glück gehatt jück enmal sülffst to spreken,

ick seh wol dat ji jück vor kenen nich versteken,

de wat to söken hatt, und dat iß recht und got,

so hört denn wat ick will, ick bin van juen Blot,

Saßine heet ich süß, Ji werden mi wol kennen,

320

nu aver möcht ick mick Burelleke benennen,

da mi kum noch vergünnt met Buren umtogahn

und alle annere sick miner gans entslahn.

Doch iß jück wol bewust, dat ick vor velen Jahren,

as noch de Kaiser sülfst ut minem Stamme waren,

325

und öhre Residentz to Madeborg gehatt,

by öhnen up dem Thron in högsten Ehren satt.

ohn twiefiel denck Ji noch an jennen groten Lauen,

(Ji hebbt nich lange Tiet, drum will ick man mick tauen)

as he to bodden feel und siner Fiende Macht,

330

öhn um sin Saßenland ohn sine Schuld gebracht,

da feel ick ock met öhm. De Francken und de Swaven

entögen öhm und mi de Vörsten und de Graven,

de öhm süß underdahn mi togedahn gewest,

und ick beheel alleen ju eddle Lauen-Nest.

335

Ock darut hatt mi nu Frankißen List gedreven,

na öhr mott alles syn gesproken und geschreven.

Vordüßen hadd ick Hoff Rathhus und Cantzel in,

de olde Chronicken sollt davan Tügen syn,

ick leerde Goddes Wort, ick schreef der Vörsten Saken,

340

ick sprack dat Ordel ut, und kunn ock Böcker maken.

min Rincke Voß werd noch van allen aestimert,

und kener iß de öhn nich gerne spreken hört;

as ock Frankiße mi dat Mannvolck schon entogen,

bleef doch dat Fruenvolck noch lange mi gewogen,

345

und wer met öhnen sprack was ock met mi bekant,

so hadd ick doch dat Rieck noch halff in miner Hand,

doch nu iß alles fort, et iß ken gnatzig Meken,

wenn et by Lüden deent so will et Franckisch spreken,

ja mancke Mesterinn twingt öhren Jungen schon,

350

dat he up Fränckisch öhr mott sine Deenste dohn,

schön grüßen mott he se nich aver fründlick gröten,

wo nich so werd he dat met sinem Puckel böten,

und wenn he ens van mi en Wördken hören lätt,

so segt se, dat de Bur öhn in den Nacken stött 11).

355

Seht doch, so geiht et mi, sall mick dat nich verdreten,

dat ick mott alvern syn, dat ick mott burisch heten,

de ick van olders her doch ene Kaiserinn,

und wol so klock und got as de Frankiße bin.

Dat se so wiese deiht, dat steiht öhr wol to günnen,

360

se smückt de grote Staat mick schimpen mine Plünnen

se hatt der Deener nog, de se so utgeflieht;

iß aver wol en Minsch, de up mick arme süht?

Man kan dorch Kunst und Putz ut enen Hoppenstacken,

wenn man et hebben will, en Modepüpken maken,

365

iß aver en Demant noch gar nich utpoleert,

so hatt he nich den Glans de öhm süß tobehört;

und so geiht et mi ock. Wer iß to mi gekomen,

wer hatt sick miner Wol mitliedig angenomen,

wer hatt mick informeert wat wol un övel steiht,

370

und wat en klocke Minsch by sines glicken deiht?

Ken Bur- und Beddelkint der allerarmsten Horden,

de in der Wöste sind, iß so versümet worden.

so wenig, ia gar nist, hat man an mi gedahn,

en grote Wunder ißt dat ick nich längst vergahn,

375

et schient ock, dat se mick vorhebben uttorotten,

da se so schimplick mick verhümpeln und verspotten.

Herr Könnig geft et doch, ick bidde jück, nich to,

se seggt ick döge nist, dat aver iß nich so,

Gott hatt mi evenwol Verstand und Kracht gegeven,

380

sin und der Helden Loff geböhrlick to erheven.

De Musen hollen ock van miner Sprake veel,

und se verwerpen nich min slichte Singe-speel,

werd et o Könnig jück in Gnaden man gefallen,

so sallt bald anners gahn, und leefflicker erschallen,

385

ia ick vermete mick, dat ick in korter Tiet,

wenn Fliet und Arveit mick wat beter utgeflyht,

Frankissen glieken will 12) de doch in so vel Jahren,

dat se sick schon geövt, wiet mehr as ick erfahren.

Et kumt näst Gott up jück und jues glieken an,

390

wo ji mick nich versmaht, und ick mick röhmen kan,

dat Ji mi gnädig sind, so feilt et nich an Lüden,

de minen Pegasus van Herten gern berieden,

so stellt sick ock herna en heele Sellschopp in,

und maken mick so schön as ick nu gastrig bin.

395

Denn sall Ji jue Lust an minen Ledern hören,

und junck und old werd mick mehr as Frankißen ehren.

Dat dregt de Sinn mi to, et plegt ock so to gahn,

wer hüte nedderligt kan morgen wedder stahn,

und wer am högsten stigt kan desto deeper fallen,

400

Tiet Glück und Mode speelt so wol met uns as allen,

je höger Jcarus je näger iß sin Fall,

de Tiet iß noch nich da, de mick erheven sall,

wenn Goddes Will et iß kan et sick licht begeven,

wat he erneddriget dat kan he ock erheven,

405

und na dem Neffel folgt de schönste Sunnenschien,

ick ligge nu so deep, et kan nich deeper syn,

ick ligge scheeff und krumm, in Asch und Stoff vergraven,

se aver hatt sick hog, ia overhog erhaven,

doch weet ick noch de Tiet dat ick wiet vor öhr satt

410

vellicht verkehret sick dat lichte Glückesblatt,

und sleit noch enmal um. Dat mag sick sacht begeven

ick will tom wennisten der guden Hope leven,

und helpe Ji mi man min Könnig, Vorst und Held,

so löv ick et gewiß dat mine Fiendin fällt.

415

Se segge wat se will van mi und minen Saken,

ick will wenn se't verlangt met öhr de Profe maken,

of ick nich even so verleevt und so bedrövt,

(wenn ick en betgen erst mick in der Kunst geövt,)

so hog und sinnrick kan, so nett und lustig schrieven,

420

wat gilt de Byfall sall up miner Siede blieven.

De Fransmann segt et schon und ock de Engelsmann,

dat he vel lichter mick as se begriepen kan,

et gruet beiden recht vor öhrer swaren Tungen,

und meinen gar se sy ut Scythien entsprungen.

425

Se blieve wat se iß, maneerlick nett und fien,

wenn se mick ock man lett in miner Wörde syn,

ick will so wennig se verlästern as verdrieven,

se late mick man ock in minem Lande blieven.

Dat aver geiht nich an, dat gev ick öhr nich fry,

430

dat se de Könnigin, ick öhre Slavin sy,

dat ick met Buren sall, kum as en Kohstall-Meken,

und se met Vörsten will as ene Vörstinn spreken.

Ji hören mick upstund met groter Langmoth an,

und sehn woll dat ick ock met Vörsten spreken kan,

435

so werd et hop ick jück Herr Könnig nich verdreten,

dat ick in Demoth mick derff jue Fründin heten.

Damet so sweeg se still as se sick deep gebückt.

As se de Könnig nu in Gnaden angeblickt,

gaff he öhr den Bescheid. Dat leete sick nich twingen,

440

se möste sülvest sick to Ehren wedder bringen,

Gelehrde können veel by öhrer Sake dohn,

und de Poeten ock, de wieder kenen Lohn

von öhr verlangeten, as welcken de bekomen,

de der Frankißen sick so trülick angenomen.

445

daby leg alles doch am Glück und an der Tiet,

nich an der Minschen Gunst, ock nich an Kunst und Fliet,

wenn öhre Stunde da, so wörd et öhr gelingen,

wo nich, so wer et nist met allen öhren Dingen.

He wold öhr underdeß gar nich to wedder syn,

450

et stünd ock allen fry se wacker uttofliehn,

se möchte sick bemöhn, und dat vor allen Saken,

by der gelehrden Welt sick recht beleevt to maken.

To Hamborg fünde sick vellicht en Partisan,

to Lübeck drepe se vellicht ock enen an,

455

to Kiel und Rostock ock, to Bremen Zell und Minden,

Hannover, Lüneborg, wer ock wol wer to finden,

to Brunswick, Madeborg, Helmstedt und Halverstadt,

dor wüste man vellicht vor öhren Kummer rath,

he wünsch öhr Glück dato, und sold öhn recht vergnögen

460

wenn vele se hervor ut öhren Winckel tögen.

Saßine danckede in underdänicheit

vor solcken guden Rath, und makde sich bereit

die Reise flugs to dohn na den geröhmten Stidden,

und twiffelde gar nich sick Hülpe to erbidden.

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Se nam noch mehr sick vor und wolde na Berlin,

Elbingen, Könnigsberg, Thorn, Dantzig und Stettin,

Gripswold und Franckford hen, und wo se wieder heten,

wo sick de Lüde noch öhr gut to syn befleten,

ock in de olde Marck nam se sick vor to tehn,

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und allerwegen sick na Bystand umtosehn.

Wat et öhr helpen werd, dat werd de Tiet uns lehren,

dat weet ick Hintz und Cuntz werd sick an se nich kehren,

Hans Albrecht wiest se hen to Mester Groffian,

de met der Klocke lühn und Zoten riten kan,

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an Spöttern werd et wol an kenem orde feilen,

wenn öhr man enige noch Rath und Trost erdeilen.

So vel ick et verstah werd öhr dat Schaden dohn,

dat de Poeten sick und öhren Helicon,

Frankißen schon gewiht, ock hier in Nedder-Saßen,

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wo se nu overall up allen Bömen waßen.

doch dem sy as öhm will, so hop ick doch met öhr,

gefft brave Dichter erst en betgen öhr Gehör,

so werden sick wol mehr up öhre Siede slagen,

de öhr behülplick sind den Krans davan to dragen.

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En frischer Anfang iß so gut as halff gedahn,

de annren folgen schon, wenn se voran gegahn.

Noch aver dohn se't nich, dat hebb ick wol vernomen,

und noch will kener öhr to rechter Hülpe komen,

Frankiße litt et nich, in de se sick verleevt,

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und öhr tom Rohme man sick in dem rimen övt.

So werd Saßine denn nich lichte Byfall kriegen,

und de gelehrde Welt met Schrifften overtügen

dat öhr to nah geschüht. Am besten dat se dregt

wat öhr Gott upgelegt, und ut dem Sinn et slegt.

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Sitt se as Vörstinn nich up öhres Vaders Throne,

so iß se doch nu fry: se dregt ock ene Crone,

de use Schapers öhr ut schönen Blohmen makt,

wenn se sick ock by uns an köhlen Beken strakt

und wiet van Nied und Striet met usen Lämmern speelet,

500

so hatt se sick gewiß dat beste Deel erwehlet.

De hoge Stand werd wol vor glücklich angesehn,

he iß et aver nich, vel Sorgen drücken öhn,

und sellen föhlt he wat van dem vergnögten Leven,

dat Gott dem neddrigen to sinem Deel gegeven.

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Francisse weete sick met öhrer Hogheit veel,

Gott ehre mi davor Saßinen Schaperspeel,

Frankisse mag allwol van Krieg und groten Dingen,

Sassine sall davor van Lust und Leeve singen,

so dantzt de Satyren und Nymphen um se her,

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und maken se dadorch noch teinmal lustiger.

'T iß beter dat se lacht, as dat se weenen möste,

se hüppt ock leever met up ener Buren Köste,

as dat se vuller Twang an ener Tafel sitt,

wo man ken Betten Brod met fryem Herten it.

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Hatt nu ken Groter Lust sick öhrer antonehmen,

so werd se sick darum wol nich to Dode grämen,

se fregt ock nist darna, werd se schon nich geehrt,

wenn man se doch daby nich mehr prostituert,

und ene Schandsack gar ut ene Vörstinn maket,

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de alles lieden sall wat Horen wol versaket.

Wer se nich leever hatt, as dat he se wat brüht,

und öhr en Narrenkleed ut Freffel overtüht,

de deiht by öhr segt se as en = ick magt nich seggen

en ider weet sick sülffst den Titel uttoleggen.

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Doch hopt Saßine noch up öhrer Väder Ehr,

deswegen horcket se und freut sick desto mehr,

da se de Tieding krigt, dat man de Stadt Göttingen

tor hogen Schole makt. Werd öhr dat vordel bringen?

Se bildet sick et in; und et geschüht vellicht,

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dat se da wedder Ruhm sick uttobreiden krigt.

Werd Gott öhr Glück dato und sinen Segen geven,

ja fenget se dasülffst van nien an to leven,

so werd ock Göttingen dorch öhren Glans und Schien,

en Pindus und Parnass in Nedder-Saßen syn.

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Gott gev et dat se mag tom Pries der eddlen Saßen,

as ene Palme blöhn, as ene Ceder waßen,

dat, wenn Frankiße veel van Hall und Leiptzig hölt,

Saßine Göttingen öhr driest entegen stellt,

und lett de ganse Welt davan dat Ordel spreken,

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dat se nich brücket sick vor öhnen to versteken.

 

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1) Gudrune ist die alte Nordische oder Nieder-Teutsche Sprache. In der Poesie der Nieder-Sachsen rechnet man auch die Schweden und Dänen zu ihr.  

2) Frankisse aber die Ober-Teutsche oder Fränkische. 

3) so soll zwar Hengisti Tochter, und Wortigerni Gemahlinn, geheissen haben, hie aber wird dadurch die Engelsche Sprache verstanden, die aus der alten Nieder-Teutschen ihren Ursprung, doch sich sehr verändert, hat. 

4) Sassine ist die rechte Sächsische Sprache, die eben als ihre Mutter, die alte Nieder-Teutsche, von der Fränkischen unterdrückt und verdränget worden.  

5) Joh. Wilh. Laurmberg, der sie in Nieder-Sächsischen Satyren defendiret hat. Ejus elogium vid. in Bericht v. N. Büchern p. 293.  

6) Wie die Nieder-Sächsische Sprache bisher durch unflätige Schriften und Gedichte recht prostituiret, und zum Gelächter gemacht worden, ist mehr als zu bekant.  

6a) Wie die Nieder-Sächsische Sprache bisher durch unflätige Schriften und Gedichte recht prostituiret, und zum Gelächter gemacht worden, ist mehr als zu bekant.  

7) Durch alle solche Länder hat sich die Nieder-Sächsische Sprache ausgebreitet. 

8) Die Czarin war aus Lieffland, und Graf Ostermann ist aus Westfahlen.  

9) Die Wendische Sprache, welche im Lüneburgischen ehmahls verboten, hernach aber wieder freygegeben worden. In der Teutschen Gesellschaft Nachrichten T. III wird eben das der Nieder-Sächsischen zugedacht. 

10) Es ist eine Schande, dass man in Plat-Teutsche Gedichte die garstigsten Dialectos der Bauren zusammenschmiert, das ich denn an denen sonst guten Gedichten in der Poesie der Nieder-Sachsen desiderire.  

11) Dass sich der Plat-Teutschen Sprache itzo fast ein jeder schäme ist gewiss und auf die weise wird sie sich bald gar aus der Welt verlieren.  

12) Das glaube ich sicherlich, und die Erfahrung würde es geben, wenn man rechten Fleiss an sie wenden wolte.