Kurt Tucholsky
1890 - 1935
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Der Autor
Kurt Tucholsky wird 1890 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Berlin-Moabit geboren. Nach einem Jura-Studium in Berlin und Genf promoviert er 1914 in Jena mit einer Arbeit über Hypothekenrecht. Bereits 1907 erscheinen seine ersten schriftstellerischen Arbeiten. Ab 1911 schreibt er im «Vorwärts» und engagiert sich im Wahlkampf der SPD. 1912 veröffentlicht Ernst Rowohlt die Erzählung «Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte». Für die «Schaubühne» (der späteren «Weltbühne») schreibt er auch unter den Pseudonymen Ignaz Wrobel, Peter Panter, Theobald Tiger und später Kaspar Hauser. Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs wird er 1915 zum Militärdienst eingezogen. Zunächst als Armierungssoldat im Memelgebiet (dort lernt er Mary Gerold, seine spätere Frau kennen), später als Feldpolizeikommissar in Rumänien. 1918 läßt er sich evangelisch taufen. Nach Kriegsende wird er Leiter der humoristischen Beilage des Berliner Tageblatts, des Ulk. 1920 tritt er in die USPD ein und veröffentlicht gesellschaftskritische Essays und Satiren. Für Künstler wie Paul Graetz, Claire Waldoff und Trude Hesterberg schreibt er Chansons und Couplets. 1924 wird er Korrespondent der «Weltbühne» und der «Vossischen Zeitung» in Paris. 1925 bereist er mit seiner Frau Mary die Pyrenäen. Nach dem Tod Siegfried Jacobsohns übernimmt er 1926 die Leitung der «Weltbühne», die er 1927 an Carl von Ossietzky übergibt. Im gleichen Jahr wird er in den Vorstand der «Roten Hilfe Deutschland», einer linken Hilfsorganisation, gewählt. Seit 1928 leidet er immer mehr unter Krankheitsbeschwerden. Eine ruhelose Reisezeit beginnt, seine Frau Mary verläßt ihn. 1930 verlegt er seinen Wohnsitz nach Schweden. 1932 kommt es zum Prozeß gegen Ossietzky wegen des Tucholsky-Satzes «Soldaten sind Mörder», er endet mit Freispruch. Tucholsky unterzieht sich mehrerer Nasenoperationen, die keine Besserung bringen. Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 wird Ossietzky ins Konzentrationslager eingeliefert, die Bücher Tucholskys werden öffentlich verbrannt, und er selbst ausgebürgert. Gezeichnet von seiner Krankheit und ohne finanzielle Mittel stirbt er 1935 in Hindås (Schweden) an einer Überdosis Schlaftabletten.
«Der freundliche Schein der Sonne fiel auf den granitenen Grabstein, mit dem sichder gute Ignaz Wrobel rechtzeitig eingedeckt hatte. In silbernen Buchstaben stand da zu lesen:Hier ruht ein goldenes Herz und eine eiserne Schnauze. Gute Nacht -!»(Kurt Tucholsky, Requiem, 1923)
Das Werk
Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte (1912) Der Zeitsparer. Grotesken von Ignaz Wrobel (1913/14) Dissertation «Die Vorbemerkung aus § 1179 BGB. und ihre Wirkungen» (1915) Redaktion der Feldzeitung «Der Flieger» (1916) Redaktion des «Ulk» (1918) Wir Negativen (1919) Was darf die Satire? (Ignaz Wrobel, 1919) Fromme Gesänge (Theobald Tiger, 1919) Parodistischen Bearbeitung von Nestroys Judith und Holofernes (Theobald Tiger, 1920) Träumereien an preußischen Kaminen (Peter Panter, 1920) Chansons für die Rudolf-Nelson-Revue «Bitte zahlen» (Theobald Tiger, 1921) Couplets für die Rudolf-Nelson-Revue «Wir steh'n verkehrt» (Theobald Tiger, 1922) Die verkehrte Welt. In Knüttelversen dargestellt von Kaspar Hauser (1922) G. de la Fouchardière, Der Affe auf dem Laternenpfahl. Übersetzt von Peter Panter (1925) Der Prozeß (Besprechung des Romans von Franz Kafka, 1926) Berlin! Berlin! (1927) Ein Pyrenäenbuch (Peter Panter, 1927/30) Mit 5 PS (1928) Hej -! (1929) Deutschland, Deutschland über alles (1929) Das Lächeln der Mona Lisa (1929) Blick in ferne Zukunft (1930) Schloß Gripsholm. Eine Sommergeschichte (1931) Roman-Exposé «Eine geschiedene Frau» (1931) Filmmanuskript «Seifenblasen» (1931) Der bewachte Kriegsschauplatz (Ignaz Wrobel, 1931) Lerne lachen ohne zu weinen (1931) Christoph Kolumbus oder die Entdeckung Amerikas (mit Walter Hasenclever, Komödie, 1932) Eigenhändiger Lebenslauf (1934) Weitere Veröffentlichungen in Periodica Briefe Brief an Walter Hasenclever (1933) «Schnipsel» Tagebücher Nachlaß
Sekundäres
Tucholskys Werke (textlog) Kurt Tucholsky bei Helmut Schulzes Litlinks |