Heinrich Mann
1871 - 1950
Lidice
1943
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Von der Landstraße abgewichen, gelangen Jaroslav und Lyda, Pavel ein Stück hinter ihnen, auf den Weg zum Bergwerk, das sonntäglich still liegt.Jaroslav: Wir gehen hinüber und durch den Wald. Daß Pavel uns nicht verliert! Armer Junge, ich mag ihn nicht stören, wenn er sich wieder versenkt hat in das Sinnen über sein unterbrochenes Studium. Die ganze Medizin studiert, bis dicht vor dem Doktor!“Lyda: Seiner toten Freunde gedenkt er. Aber ich hör ihn nicht mehr.“ Sie wendet sich nach Pavel um.Pavel, ist stehengeblieben, das Gesicht vorgestreckt, unbekannt gegen wen, aber es ist durchaus verwandelt ins Furchtbare und Böse.Lyda, schreit auf: Pavel!“Pavel, metallene Stimme: Die Kinder werden als Geiseln mitgenommen.“Er beginnt zu schreiten, er setzt die Füße wie Stelzen.Jaroslav: Sagen wir ihm nichts! Er wird sich besinnen.“Lyda, läuft Pavel entgegen, mit ihrer Hand bedeckt sie seine Augen: Tu das nicht! Pavel, tu's nicht, es ist furchtbar.“Jaroslav: Das war sie, die Fratze.“Pavel, spricht natürlich: War sie schon besser?“Jaroslav: Kann nicht noch besser werden. Jetzt laß es genug sein!“Pavel: Was du von mir verlangst, Vater! Das sind Anfälle – nicht gerade epileptoider Art, von dem Typ bin ich nicht, fehlen auch die meisten Symptome. Aber das erste Mal, als du mich dabei ertapptest, hab ich wirklich nichts gewußt.“Lyda: Jetzt hast du die Fratze mit Fleiß gemacht!“Pavel: Nicht eigentlich. Der Anfang ist unbewußt, muß es auch sein. Folgt eine Strecke der Beobachtung und Kritik. Man vergleicht und vertieft.“Jaroslav: Da hast du eine neue Wissenschaft.“Pavel: Oh! neu ist gar nichts. Im späteren Zustand scheint man sich selbst zu vergessen. Soweit bin ich noch nicht.“Lyda: Vergessen könntest du, daß du Pavel bist? Mein Pavel!“Pavel, umarmt sie: Der bleib ich! Dein Pavel unter jedem Gesicht.“Lyda: Mach nie wieder das andere! Versprich es mir!“Jaroslav abgewendet: Versprechen, versprechen.“Lyda, hat den Zweifel des Vaters gehört: Pavel, was willst du mit der Fratze?“Pavel, ehrlich: Nichts.“Lyda: Aus bloßer Narrheit machst du keine mehr.“Pavel: Gewiß werd ich kein Narr sein.“Das Paar geht Arm in Arm voran.Jaroslav folgt allein: Mein gelehrter Junge, was daraus werden soll, hat er noch nicht gelernt.“Sie betreten den Wald, dahinter liegt der Hof der Ondracek. |