Else Lasker-Schüler
1869 - 1945
Joseph
1920
Quelle:Else Lasker-Schüler, Josephin: Die Weissen Blätter, April 1920, S. 155Faksimile: Blue Mountain Project
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JOSEPH.
Die Winde spielten müde mit den Palmen nochSo dunkel war es schon um Mittag in der Wüste,Und Joseph sah den Engel nicht, der ihn vom Himmel grüßteUnd weinte, da er für des Vaters Liebe büßteUnd suchte nach dem Cocos seines schattigen Herzens doch.
Der bunte Brüderschwarm zog wieder nach GottostenUnd er bereute seine schwere Untat schonUnd auf den Sandweg fiel der schnöde Silberlohn.Die fremden Männer aber ketteten des Jakobs SohnBis ihm die Häute drohten mit dem Eisen zu verrosten.
So oft sprach Jakob inbrünstig zu seinem Herrn,Sie trugen gleiche Bärte, Schaum von einer Eselin gemolkenUnd Joseph glaubte jedesmal sein Vater blicke aus den WolkenUnd eilte über heilige Bergeshöhn, ihm nachzufolgenBis er dann ratlos einschlief unter einem Stern.
Die Käufer lauschten dem entrückten Knaben,Des Vaters Andacht atmete aus seinem Haare;Und sie entfesselten die edelblütige WareUnd drängten sich zu tragen, Canaans Prophet in einer Bahre,Wie die bebürdeten Kameele durch den Sand zu traben.
Egypten glänzte feierlich in goldenen MantelfarbenDa dieses Jahr die Ernte auf den Salbtag fiel.Die kleine Karawane, endlich nahte sie dem Ziel.Sie trugen Joseph in das Haus des Potiphars am Nil.An seinem Traume hingen aller Deutung Garben. |