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Die Degradirung des Capitäns Dreyfus
(Telegramm des Correspondenz-Bureau.)
Paris, 5. Januar.
Als Capitän Dreyfus heute Morgens, behufs Vollziehung der Strafe der Degradirung an demselben, abgeholt wurde, lag derselbe noch in tiefem Schlafe. Der Verurtheilte wurde geweckt, erblaßte anfangs, erlangte jedoch bald seine Fassung wieder und legte die Uniform an. Zwei Gendarmen bemächtigten sich seiner Person und ließen ihn einen Traingepäckswagen besteigen, in welchem sie zu beiden Seiten Dreyfus', mit dein Revolver in der Hand, Platz nahmen. Zwei Pelotons republikanischer Garde escortirten den Wagen, der nach 8 Uhr in der Militärschule eintraf und in den großen Centralhof einfuhr, in dem die zu der Degradation beorderten Truppen ausgestellt waren und eine große Menge Neugieriger sich angesammelt hatte. Schlag 9 Uhr trat der Adjutant an Dreyfus heran, die Degradirung vorzunehmen. Dreyfus brach in die Worte aus: „Ich schwöre. daß ich unschuldig bin! Es lebe Frankreich!“ Die Menge, welche hörte, daß Dreyfus seine Unschuld betheuere, schrie: „Tod dem Verräter!“ und brach in Zischen aus. Der Adjutant nahm hierauf die Degradation vor. Als er den Degen Dreyfus' zerbrach und demselben die Stücke vor die Füße warf, rief Dreyfus noch einmal: „Ich bin unschuldig! Es lebe Frankreich!“ Als sodann Dreyfus vor einer Gruppe von Journalisten vorübergeführt wurde, sagte er zu denselben: „Saget ganz Frankreich, daß ich unschuldig bin.“ Einige Reserve-Offiziere riefen ihm zu: „Nieder mit dem Judas! Schweig, Verräther!“ Dreyfus wendete sich ungestüm in drohender Weise gegen dieselben. Artilleristen, welche die Escorte bildeten, zogen ihn mit fort. Der Vorbeimarsch Dreyfus' war um 9 ¼ Uhr beendet, ohne daß sich ein weiterer Zwischenfall ereignet hätte.
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