Max Herrmann-Neiße
1886 - 1941
Empörung, Andacht, Ewigkeit
1918
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Abendliches Leni-Lied
Wir wandeln wieder lässig über Land,ich und mein Hund. Die ersten Blätter bleichen.Der Abendwind kommt kühl wie deine Handund will die Striemen aus der Stirn mir streichen.
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5 | Und plötzlich rührt es mich, zu meinem Hundverinnigt Zärtliches von dir zu sagen,wie eine Blumenurne wird mein Mundvon Liebesgöttern an dein Herz getragen.
Der Mond steigt langsam aus dem Wolkenwald, |
10 | an Sternen tastet sich die Nacht, die blinde,stöhnend herauf. Ich bete, daß ich baldmein Lied auf deinen Lippen wiederfinde. |