Max Herrmann-Neiße
1886 - 1941
Empörung, Andacht, Ewigkeit
1918
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Wir gehen im Rosengarten, da sind Lilien und Blumen genug; wir wollen unserer Schwester einen Kranz machen, so wird sie sich vor uns freuen.“ Jakob Böhme, De triplici vita hominis.
Was ihr verschenkt, wird euerReichtum werden
Keine Finsternis, kein Schlummer euch ganz verschlingt:einer Geliebten Verstummen die weißen Sterne euch bringt.
Schüttelt die Kissen und schöpft in den Morgenkrugaus dem himmlischen Bronn kühles Licht euch genug.
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5 | Geht mit Zauberworten weiche Wand sanft entlang,pflückt die blauen Monde aus dem Maskenschrank.
In ihrem Schweigen wird der Vogel Herzeleidheimatlich wie im Gezweige grüner Müdigkeit.
Was den Tag euch taub macht, was euren Abend bestiehlt, |
10 | segnet euch, wenn unterm Laubdach Gottes ihr Psalmen spielt. |