BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Irmgard Bock

* 1937

 

„So kommen auch Frauen

schon auf die verrückte Idee,

Hochschullehrer zu werden.“

 

Frauen in den Fächern

Psychologie und Pädagogik,

am Beispiel der LMU München

 

2003

 

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7.

Persönliche Erfahrungen

 

Als ich 1956 das Abitur machte, war es für mich selbstverständlich zu studieren, und ich war mir nicht bewußt, daß Vorurteile gegen studierende Frauen noch weit verbreitet waren. Erst in der Beschäftigung mit diesem Vortrag ist mir bewußt geworden, wie wenige Frauen es unter meinen Lehrern gab. Ich erinnere mich nur an Prof. Dr. Gerda von Bredow, Philosophin in Münster, deren genauen Status ich nicht weiß, ich bin nur sicher, daß sie keinen Lehrstuhl hatte, und an drei Assistentinnen. Laetitia Böhm bei den Historikern in München, Anruth Weiß bei den Historikern in Münster und Erika Vonessen bei den Germanisten in München. Auch daß im Promovendenseminar neben mir nur eine weitere Frau war, ist mir damals nicht aufgefallen. Zu meiner Dissertation im Fach Philosophie bin ich gekommen, weil ich ein Thema spannend fand, und der Professor, mit dem ich darüber gesprochen habe, offensichtlich auch.

Ich hatte allerdings nie erwogen, an der Universität bleiben zu können, sondern hatte schon kurz vor den Rigorosa einen Vertrag mit dem Goethe-Institut abgeschlossen, den ich dann wieder gekündigt habe, als mir die Assistentenstelle in meinem Nebenfach Pädagogik angeboten wurde. Ich würde sagen, was viele Professorinnen bei Interviews erwähnen: Es war eine ganze Menge Glück bei meinem Berufsweg, jedenfalls kein konsequentes Verfolgen eines Zieles.

Persönlich bin ich mir, wie viele meiner Kolleginnen sagen, keiner Diskriminierung an dieser Fakultät bewußt (vgl. dazu auch Schultz/ Hagemann-White 1991), auch nicht in der subtilen Form der besonderen Rücksichtnahme. Ich habe meine Kämpfe ausgefochten und meine Niederlagen erlebt.