Hans Beimler
1895 - 1936
Im Mörderlager Dachau
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Ein neues Attentat auf Hitler“ ist fällig.
Es gehört zum Terrorprogramm der Hitlerregierung, daß von Zeit zu Zeit ein Attentatsplan aufgedeckt“ wird. Einmal waren es drei russische Bolschewisten, die beobachtet wurden, als sie drei Handgranaten an einem Denkmal niederlegten und dann mit einem Auto davonfuhren.“ Dieses Mal – am 23. April – war es der aus Italien gekommene Neffe des indischen Dichters und Nobelpreisträgers Tagore. Er war im Auto des Barons von Vegesack in Kufstein über die Grenze gekommen, verhaftet und nach München ins Polizeigefängnis eingeliefert worden. Man hatte diesen gefährlichen Burschen“ in der Nacht zum 24. April in unsere Zelle geworfen. Auf unsere Frage, warum er denn als Ausländer verhaftet wurde, konnte er nur sagen, daß er das ebensowenig wisse wie wir. Als wir Insassen der Zelle 13 am 24. April vormittags eine Viertelstunde lang auf dem Korridor einen Spaziergang“ machen durften, gesellte sich zu dem uns beaufsichtigenden Schutzmann (Polizeibeamter) ein außerordentlich wohlbeleibter und im Gesicht vor Fett glänzender Sturmführer der SS und unterhielt sich mit dem Schutzmann auffällig laut. Als er nun des Attentäters“ ansichtig wurde, deutete er auf diesen und sagte zu dem Polizisten wörtlich: Da ist ja das Bürschchen, das auf Hitler ein Attentat geplant hat, aber von Italien rechtzeitig signalisiert wurde. Jetzt wird gerade das beschlagnahmte Auto vollständig zerlegt, und wenn nur das Geringste gefunden wird, wird er sofort erschossen.“ Nun wußten wir und auch Tagore, warum er verhaftet wurde. Wir sahen den Ernst der Lage, in derTagore sich befand, und daß die Gesellschaft zu allem fähig ist, wußten wir auch. Ein Mord mehr oder weniger – danach fragte sie nicht viel. Tagore selbst erwiderte uns nur lachend: Das ist großer Unsinn!“ Wir aber bangten trotzdem um ihn und waren alle froh, als wir hörten, er mußte nach kurzer Zeit freigelassen werden. Inzwischen hat er sich ja auch schon im Auslande durch einen ausführlichen Bericht in der Presse über seine Erlebnisse im faschistischen Deutschland für die Opfer der faschistischen Machthaber eingesetzt. Er hatte ja auch unsere zerschundenen Körper gesehen. |