Dorothea Schlegel
1763 - 1839
Die Geschichte des Zauberers Merlin
1804
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Ein und dreyßigstes Kapitel.
Am Neujahrstage nach der Mahlzeit hielten die Fürsten und Baronen schöne Ritterspiele und Rennen, zur Ergötzlichkeit, auf einem schönen Platze außerhalb der Stadt. Da dieß die Ritter und die andern Leute in der Stadt vernahmen, machte sich ein jeder bereit, auch hinauszugehen, um bey den Spielen zu seyn, und die Bürger der Stadt gingen fröhlich hinaus, um diesen Spielen zuzuschauen. Als die Männer, welche das Schwerdt bewachten, sahen, daß alles in der Stadt hinaus lief, gingen sie mit, und ließen auf diese Weise das Schwerdt unbewacht. Der gute Ritter Anthor befand sich gerade vor der Stadt, als [227] diese Spiele begonnen, nebst seinem Sohn, der am Allerheiligen Tage war Ritter geworden, und welcher Lreux genannt wurde, und nebst Artus, seinem Pflegesohn, der so, wie jeder, glaubte, Lreux's wirklicher Bruder zu seyn, und ihn auch als einen ältern Bruder liebte und ehrte. Da nun die Spiele angingen, befahl Lreux seinem Bruder Artus, eilends nach Hause zu laufen und ihm sein Schwerdt zu holen, welches er daselbst hatte liegen lassen. Dienstbar und gefällig ritt Artus sogleich eilends hin, um den Befehl eines Bruders zu vollziehen; als er aber in dem Gasthof ankam, in welchem sie wohnten, fand er alles verschlossen und niemand, der ihm öffnete, weil alle Hausleute gleichfalls hinaus gegangen waren, den Spielen zuzusehen.
Während der Ritterspiele entdeckt Artus das Schwerdt und zieht es heraus
Voll Verdruß, und vor Aerger weinend, ritt Artus schnell wieder zurück, und da er vor der Kirche über den Platz kam, und sich allenthalben umsah, ob er nicht etwa jemand aus dem Hause gewahr würde, erblickte er den Ambos auf den Marmorstufen, er hatte nie von diesem Wunder etwas gehört, und sah [228] es jetzt zum ersten Mal. Voller Freude erblickte er das Schwerdt darauf, welches niemand bewachte, ritt darauf los, zog es mit so leichter Mühe, als wäre es gar nicht befestigt, aus dem Ambos, und ritt so schnell, als sein Pferd nur laufen wollte, zu Lreux hinaus, gab ihm das Schwerdt, und erzählte ihm, warum er ihm nicht das seinige brächte, und wo er dieses hergenommen. Lreux erkannte das Schwerdt sogleich, suchte eilends seinen Vater den Ritter Anthor, zeigte es ihm, und sagte, ich werde König, ich habe das Schwerdt herausgezogen. Ritter Anthor war höchst verwundert, glaubte aber seinem Sohne nicht; du lügt, rief er, sogleich komm mit mir zum Ambos. Er ritt mit ihm hin, Artus und die Diener begleiteten sie. Da sie auf den Platz kamen, und der Ritter sah, wie das Schwerdt wirklich nicht mehr im Ambos sich befand, wandte er sich zum Lreux: geliebter Sohn, sagte er, ich bitte dich, sprich die Wahrheit, wie kommst du zu diesem Schwerdte? Niemals könnte ich dich als meinen Sohn lieben, wenn [229] du mir lügen möchtest, und ich werde sehr wohl wissen, ob das, was du sprichst, Wahrheit ist, oder nicht. Lreux ward beschämt, als er seinen Vater so sprechen hörte, und sagte: mein Vater ich lüge nicht, mein Bruder Artus hat dieß Schwerdt mir statt des meinigen gebracht, ich weiß aber nicht, wie er dazu gekommen. Gib es mir, sprach Anthor, du hast kein Recht darauf, sondern der, von welchem du es erhalten. Lreux gab ihm das Schwerdt, und da Anthor sich umsah, erblickte er den Artus von ferne bey den Dienern, und rief ihn her zu sich. Lieber Sohn, sagte er ihm, nimm dieß Schwerdt, stecke es wieder dahin, woher du es genommen; dieß that Artus auch sogleich, und es war so fest im Ambos, als zuvor, so daß niemand es heraus zu ziehen vermochte, außer Artus. Darauf ging der Alte mit den beyden Söhnen in die Kirche; hier sagte er zu Lreux, ich wußte wohl, daß du das Schwerdt nicht konntest aus dem Ambos gezogen haben; Artus aber nahm er in seine Arme und sprach zu ihm: Theurer geliebter Herr, wenn ich euch [230] dazu verhülfe, daß ihr König würdet, welche Gunst würdet ihr mir erzeigen. Wie könnte ich, erwiederte Artus, wohl dieses Gut oder irgend ein anderes erwerben, worüber ihr nicht als mein Herr und Vater zu gebieten hättet? – Ich bin nur euer Pflegevater, euern Vater aber, der euch erzeugt hat, diesen kenne ich nicht. Da Artus dieß vernahm, war er vor Gram und Betrübniß fast außer sich, denn er hatte Anthor als seinen Vater geliebt und geehrt, und es war ihm sehr schmerzhaft und äußerst traurig, keinen Vater zu haben. Ganz trostlos rief er, o mein Gott, was soll mir dieses Gut oder jedes andre, da ich keinen Vater habe! Ey, sagte Anthor, ihr müßt allerdings einen Vater gehabt haben, jetzt aber, theurer Herr, sagt mir, welche Gunst ihr mir zusichert, im Fall dieß große Gut euch von dem Herrn bestimmt ist, und ich euch dazu verhelfe. – Ach alles, was ihr wollt, rief Artus weinend. – Nun erzählte Anthor ihm, was er alles für ihn gethan, wie seine Frau ihren eignen Sohn Fremden aufzuziehen gegeben, [231] und wie sie ihn statt Sohn angenommen und ihn mit ihrer Milch getränkt, und wie er auf diese Weise sowohl ihm als seiner Ehefrau und seinem Sohne Lreux die größte Dankbarkeit schuldig sey, denn nie wäre ein Kind mit mehr Liebe auferzogen, als er von ihnen allen erzogen worden sey. Vater, erwiederte Artus, haltet mich als euern Sohn forthin, bin ich gleich nicht euer Kind, denn wie sollte ich wohl einen Schritt gehen, oder der Gnade, welche Gott vielleicht mir erweisen, und zu welcher ihr mir verhelfen wollt, wie sollte ich mich ihrer wohl würdig erweisen, ohne euern Rath und väterlichen Beystand; seyd also gewiß, daß ich alles zu thun bereit bin, was ihr mir befehlen werdet. – Nun so bitte ich euch, fing Anthor wieder an, wenn ihr König sein werdet, macht meinen Sohn Lreux zu euerm Seneschall, und dergestalt, daß er sein Seneschallsamt nie verlieren kann, so lange er lebt, sollte er auch sich eines Verbrechens gegen eure Person, oder gegen irgend einen andern in euerm Reiche schuldig machen. Sollte er ein [232] Verräther seyn, oder übel reden, so bitte ich euch, erduldet ein kleines von ihm; denn um euch besser zu erziehen, gab die Mutter ihn in fremde Hände, so daß er dadurch ganz ausgeartet ist, also müßt ihr euch auch von ihm mehr, als von irgend einem andern gefallen lassen; ich bitte euch also, diese Bitte gewähret mir. Da Artus ihm nun die Gewährung zusagte, nahm Anthor ihn bei der Hand und führte ihn zum Altar, vor das Bild der heiligen glorreichen Jungfrau Maria, und hier ließ er ihn auf die heiligen Reliquien schwören, daß er sein Versprechen gegen Lreux halten wolle. Nachdem gingen sie aus der Kirche, wo sie den Fürsten, Baronen und Rittern begegneten, welche von den Spielen zurück kamen, und nun in die Vesper gehen wollten. Anthor rief diejenigen unter ihnen, welche seine Freunde waren, ging mit ihnen und seinen Söhnen zum Erzbischof und sagte: Herr Erzbischof, mein Sohn hier, welcher noch nicht Ritter ist, verlangt den Versuch mit dem Schwerdte zu machen, und bittet euch dazu [233] um Erlaubniß.
Vor den Augen des Erzbischofs und der Fürsten zieht Artus wieder das Schwerdt heraus
Der Erzbischof ging sogleich mit allen Anwesenden hinaus und stellten sich um die Stufen her; mein Sohn, sagte Anthor, steig hinauf, nimm das Schwerdt und bring es dem Herrn Erzbischof. Artus that unverzüglich, wie sein Vater ihm befohlen, stieg muthig die Stufen hinauf, zog ohne alle Mühe das Schwerdt aus dem Ambos, und händigte es dem Erzbischof ein; dieser umarmte den Knaben, und sang mit lauter Stimme, Te Deum Laudamus. Die Fürsten und Herren gingen mit Artus nach der Kirche zurück. Voller Verdruß sagte einer zum andern: wie kann es seyn, daß ein solcher Bursch unser König werde, und über uns herrsche? Als der Erzbischof diese Reden hörte, gerieth er in Zorn; er und Anthor waren auf Artus Seite, aber die Barone sowohl, als auch das Volk waren gegen Artus. Darauf sprach der Erzbischof das kühne Wort: Und wäre die ganze Welt gegen diese Wahl, und Gott der Herr hat sie beschlossen, so wird er König!“ Geh Artus, fuhr er fort, stecke das Schwerdt hin, [234] wo du es hergenommen. Artus gehorchte, und das Schwerdt war so fest als vorher. – Jetzt geht, fing der Erzbischof wieder an, ihr Fürsten, Herzoge, ihr Reichen und Mächtigen, jetzt geht hin und sehet, ob einer unter euch ist, der es herauszieht. – Sie versuchten es alle noch einmal, einer nach dem andern, keiner vermochte es aber. – Ihr Thoren, rief der Erzbischof, wollt ihr gegen den Willen Gottes streiten? – Das wollen wir nicht, sagten die Fürsen, sollte es uns aber nicht kränken und uns weh thun, daß ein solcher Bursche über uns herrschen soll? – Der ihn erwählte, sagte der Erzbischof, der kennt ihn besser als ihr ihn kennt. – Wir bitten euch, Herr Erzbischof, sagten die Fürsten, laßt das Schwerdt noch stecken bis zur Lichtmeß, damit noch andre den Versuch machen. – Dieß ward ihnen bewilligt, und nun kamen Fürsten, Herzöge, Edle und Ritter aus allen Landen, und von weit und breit, jeden Tag kamen neue, gingen zum Ambos, zogen aus allen Kräften das Schwerdt, aber keiner von ihnen [235] konnte es herausziehen. Am Tage der Lichtmesse versammelten alle sich wieder, da stieg Artus auf Befehl des Erzbischofs die Stufen hinauf, zog das Schwerdt mit Leichtigkeit aus dem Ambos, und überreichte es dem Erzbischof; dieser sowohl, als der ganze anwesende Clerus weinten vor Freude und Wehmuth, als sie dieß Wunder sahen. – Ist noch einer unter euch, rief der Erzbischof, welcher an der göttlichen Wahl zweifelt? – Dennoch erlaubt, Herr Erzbischof, sagten die Fürsten, daß es noch bis Ostern anstehe, und kommt bis dahin niemand, der es vermag, so wollen wir diesem unterthan seyn. Wollt ihr, fragte der Erzbischof, gern gehorsam seyn, wenn ich noch bis zu Ostern warte? – Ja, Herr Erzbischof, das wollen wir. – Nun so geht Artus, steckt das Schwerdt wieder an seinen Ort, so es Gott gefällt, wird es doch das eure bleiben. Artus gehorchte, das Schwerdt stack wieder fest wie zuvor, und zehn Männer bewachten es.Am Osterfeste nach der Messe ward Artus die Stufen hinaufgeführt, wo er wieder das [236] Schwerdt aus dem Ambos zog. Da erhoben die Fürsten sich, und begrüßten ihn als ihren Herrn; baten ihn aber, daß er noch einmal das Schwerdt auf den Ambos stecken, und erst etwas mit ihnen reden möchte. Sehr gerne, antwortete Artus höflich, so wie alles was euch beliebt, daß ich thue. Sie gingen darauf alle zusammen in die Kirche, um mit Artus sich zu unterreden, und ihn auf die Probe zu stellen; denn der Erzbischof hatte den Fürsten vorher viel Rühmens gemacht, von der Verständigkeit und dem guten Anstand des Artus; jetzt also wollten sie prüfen, ob sich dieß also verhalte. – Sire, redeten sie ihn an, wir sehen nun wohl, daß es Gottes Wille ist, daß ihr über uns herrschen sollt; was Gott will, das muß geschehen; wir erkennen euch also als unsern König und Herrn, und wollen jetzt von euch unsere Lehen und Gaben empfangen; doch bitten wir euch gehorsamst, daß ihr eure Krönung noch bis zum Pfingstfeste anstehen lasset, ihr sollt dessen ungeachtet unser König und Herr verbleiben. Hierüber sagt uns jetzt eure Meinung, [237] ob ihr es so zufrieden seyd? – König Artus erwiederte auf der Stelle: daß ich euch Gaben und Lehen ertheilen sollte, kann nicht eher geschehen, als bis ich erst das meinige erhalten, ich kann niemand ertheilen, was ich selber nicht besitze; so kann ich auch nicht eher euer König genannt, und dafür gehalten werden, als bis ich zum Könige gesalbt und gekrönt worden bin, und das Reich mir überantwortet ist. Doch der Aufschub, den ihr von mir verlangt, den gebe ich euch sehr gern; denn ich hin weit entfernt, die Krönung oder das Reich zu verlangen, noch ihm nachzutrachten, wenn es nicht Gottes und euer Wille ist.Die Fürsten waren mit seiner Antwort sehr wohl zufrieden, und alle die zugegen waren, sagten: dieser Knabe würde, wenn er am Leben bliebe, sehr verständig werden. Dann wandten die Fürsten sich wieder gegen Artus, und sagten: Sire, es dünkt uns gut, daß ihr erst am Pfingstfeste mit der königlichen Krone gekrönt werdet, bis dahin aber wollen wir euch auf Befehl des Erzbischofs gehorchen. [238]Nachdem dieses beschlossen war, und die Fürsten endlich den Entschluß gefaßt, Artus als ihren König anzusehen, brachte ihm ein jeder sehr reiche Geschenke; einige brachten kostbare Rüstungen, andre vortreffliche Rosse, noch andere goldne Halsketten und köstliche Edelsteine; und so brachte ihm ein jeder, wornach, wie sie glaubten, Artus trachten würde. Artus nahm diese Geschenke sehr ehrenvoll auf, und war ihnen sehr verbindlich dafür, theilte sie aber unter die, welche ihm am nächsten waren, und die er in Ehren hielt, alle wieder aus. Einem jeden gab er, was ihm nach Stand, Verdienst, nach seinem Amt und Gemüth am meisten vergnügen mußte. Den Rittern schenkte er Pferde und Rüstungen; goldene und seidene Stoffe den Eitlen, welche sich gern kostbar schmücken mochten; den Verliebten gab er Gold und Silber, die Geliebte damit zu beschenken, und den Verständigen, was ihnen wohl gefallen mochte; so wie er den Weisen, die aus fremden Ländern kamen, dasjenige verehrte, was in ihrem Lande am höchsten geachtet [239] war, auch war er viel in ihrer Gesellschaft, und hörte auf ihre Ermahnungen und ihren Rath. So gab er alles wieder weg, was man ihm schenkte, und erwarb sich die Liebe aller derer, die mit ihm umgingen. Auch sagten die Fürsten und Barone zu einander: er muß wahrlich von hoher Abkunft seyn, denn es ist keine Habsucht oder Begehrlichkeit in ihm.Da sie nun keinen Tadel an ihm finden konnten, wie vielfach sie ihn auch prüften, versammelten sich alle Fürsten, Große, Edle und Ritter aus ganz England in London, am Tage vor dem Pfingstfeste. Hier versuchte noch einmal ein jeder das Schwerdt herauszuziehen, aber es war umsonst. Der Erzbischof, welcher alles zur Krönung auf den folgenden Tag in Bereitschaft gesetzt hatte, schlug auf Verlangen aller Fürsten den Artus zum Ritter, und er wachte die ganze Nacht in der Kirche bey seinen Waffen. An andern Morgen hielt der Erzbischof den Fürsten eine schöne Rede, und fragte am Ende derselben, wenn noch jemand [240] gegen diese Wahl und die Krönung des Königs etwas einzuwenden habe, der sage es nun. Alle aber riefen einstimmig, er solle gekrönt werden; darauf knieten sie alle vor Artus nieder und baten ihn um Verzeihung, daß sie so gegen ihn gewesen im Anfange, und daß sie seine Krönung so oft aufgeschoben; auf ihren Knieen fleheten sie ihn um Gnade. Artus knieete auch nieder gegen sie und rief: ich vergebe euch, und so vergebe euch Gott! Da standen sie auf, nahmen Artus, und trugen ihn auf ihren Armen dahin, wo die königlichen Kleider lagen, und bekleideten ihn damit. Hierauf sprach der Erzbischof zu Artus, daß er nun hingehen müsse, das Schwerdt der Gerechtigkeit zu holen, womit er die Kirche und die Christenheit beschützen solle, sobald sie seiner Hülfe bedürftig würde, denn unser Erlöser, da er die Gerechtigkeit auf Erden brachte, habe er sie in ein Schwerdt gelegt. Darauf gingen sie alle, der Erzbischof, die ganze Geistlichkeit, Artus, die Fürsten, Herzoge, Barone und die edlen Ritter in einer [241] Prozession zu dem Ambos mit dem Schwerdte. Ehe aber Artus hinaufstieg, sagte der Erzbischof, er müsse vorher den Eid ablegen. Alles, was ihr befehlt, erwiederte Artus. – So schwöre, fing der Erzbischof wieder an, bey Gott dem Allmächtigen Schöpfer, bey der Jungfrau Maria, bey dem heiligen Petrus, und bey allen Heiligen, daß du unserer heiligen Mutterkirche getreu, sie in allen aufrecht erhalten, und ihr in Nöthen beystehen, ihr beständig die ihr gebührende Ehrfurcht erzeigen und ihren Frieden erhalten wirst; daß du dein Volk beschützen und schirmen, und gegen jeden vertheidigen willst; daß du, so lange du lebst, jedem einzelnen, wie allen zusammen, Treue und Redlichkeit halten, niemand in seinem Rechte beeinträchtigen, und den Frieden und die Freyheit erhalten willst; auch daß du nach deiner Macht die Gerechtigkeit pflegen willst, so wie es einem jeden gebührt. – Als der junge König diese feyerliche Anrede vernahm, mußte er weinen, und alle Umstehende weinten mit ihm; dann faßte er sich aber wieder, und sagte mit [242] gesetzter Stimme : So wahr ich an Gott, den Herrn des Himmels und der Erde, und unser aller Vater glaube, so schwöre ich, daß ich nach meinen Kräften alles das thun werde, was ihr mir vorgelegt. – Nun so nimm das Schwerdt! sagte der Erzbischof.
Artus legt das Schwerdt auf den Altar und wird gekrönt
Artus knieete nieder, ergriff das Schwerdt, zog es wie die vorigen Male mit großer Leichtigkeit heraus, und trug es, gefolgt von allen, die mit ihm waren, nach dem großen Altar in die Kirche; hier legte er es hin. Nun ward er gesalbt, und ihm die Königskrone aufgesetzt, wobey man alle die üblichen Gebräuche beobachtete. Nun las der Erzbischof die Messe, und als sie aus der Kirche gingen, fanden sie weder die Stufen noch den Ambos mehr, worüber alle in das größte Erstaunen geriethen. So ward Artus König in London, wo er sehr lange Zeit in Frieden lebte, bis sich nachmals die Fürsten gegen ihn empörten, wie man weiter hin lesen wird.
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