BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Franz von Pocci

1807 - 1876

 

Der schwarze Mann

 

1848

 

______________________________________________________________________________

 

 

 

 

 

Wer ist denn dort der schwarze Mann,

Lehnt an die Wand die Leiter an,

Geht durch die Thür in's Haus hinein

Und läßt die Leiter ganz allein.

 

Der kleine Hans kömmt schnellen Laufs

Und klettert an die Sprossen 'nauf,

Bis endlich er ganz oben sitzt

Und listig seine Ohren spitzt.

 

Der schwarze Mann kommt nun heraus,

Hans hält sich still wie eine Maus,

Die Leiter nimmt der schwarze Mann,

Hängt sie an seine Schulter an.

«Potztausend ist die Leiter schwer,

Ich muss ja schleppen wie ein Bär.

'S ist wohl der Ruß, der daran klebt,

Weil man sie nur mit Mühe hebt.»

Und endlich fällt er auf den Bauch,

Natürlich gleich die Leiter auch,

Und Hänschen purzelt hoch hinab,

So, daß es viel zu lachen gab,

Vom Boden steht nun auf der Mann,

Doch Hans sich nicht erheben kann.

 

«Ei, ei, hab ich den Vogel jetzt,

Der sich hat da hinaufgesetzt,

Nun gerb ich ihm das Leder aus,

Geh' mit der Leiter dann nach Haus.»

Der schwarze Mann nimmt seine Rut',

Was er gesagt, gethan ist's gut.

Er klopfet tüchtig los darauf,

Und sagt: «das nimm' noch in den Kauf!»

 

Spazzocamino heißt der Mann,

Der mit dem Besen klopfen kann,

Drum, Kinder, thut ihm nichts zu leid,

Sonst kommt ihr in Verlegenheit.

 

――――――

 

Der schwarze Mann, erschienen im Münchener Bilderbogen Nro. 2, 1848