BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Novalis

1772 - 1801

 

Freiberger

naturwissenschaftliche Studien

 

2. Mathematischer Heft

 

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Mathematischer Heft

 

23 Junius [1798].

 

 

Studium von Maschinen bildet den Mechaniker – und gewöhnt den Geist an geschickte Erfindungen und Zusammen-setzungen.

(Die Kräfte verhalten sich umgekehrt, wie ihre Geschwindigkeiten.)

Die Mathematik der Kräfte ist die Mechanik. Die Mathematik der Gestalten ist die Geometrie. Die Mathematik des Lichts ist die Optik. Die Mathematik des Ohrs ist der Generalbaß. Die M[athematik] des Gesichts – die Perspectiv.

Sollte M[athematik] die Kunst seyn aus Datis oder Factis andre abhängige und connexe Data und Facta zu finden und zu bestimmen – die Analytik im Allg[emeinen] und d[ie] Synthetik.

Nomenclatursystem der Zahlen in der Arythmetik.

Alle Wissenschaften sollen Mathematik werden. Die bisherige Mathematik ist nur die erste und leichteste Äußerung oder Offenbarung des wahrhaft wissenschaftlichen Geistes.

Das Zahlensystem ist Muster eines ächten Sprachzeichensystems – Unsre Buchstaben sollen Zahlen, unsre Sprache Arythmetik werden.

Was haben wohl die Pythagoraeer unter den Zahlenkräften verstanden?

Geist der Mechanik – ist wohl Geist des Ganzen, ohne Bezug auf die Theile – oder die Individualitaet.

 

Ein Rad ist ein ausgefüllter Hebel. Rad und Rolle sind im Grunde Eins. Der Flaschenzug beruht ebenfalls auf der Theorie vom Hebel. Last und Kraft sind blos relativ verschieden.

Poëtik

der Mathem[atik].

Grammatik

der Mathem[atik].

Physik

der Mathem[atik].

Philos[ophie]

der Mathem[atik].

Geschichte

der Mathematik].

Mathem[atik]

der Philosophie.

Mathem[atik]

der Natur.

Mathem[atik]

der Poesie.

Mathem[atik]

der Geschichte.

Mathem[atik]

der Mathematik.

Wie sich eine Quant[ität] abs[oluter] Wärme eine Atmosphäre von freyer, i. e. unbestimmter, lebendiger Wärme – sammelt (Electricitaet) so sammelt sich auch freyer, lebendiger Stoff – und freye, lebendige Bewegung um eine Quantität
absol[uten] Stoffs und abs[oluter] Bewegung.

(Licht – Elektr[icitaet] – Magnetism[us] – Pflanzen und Thiere sind vielleicht nichts anders als lebendige, freye, nicht in der Natur begriffene Substanzen, die gebundenen und relativen Substanzen ihrer Art im System entsprechen;)

Absolute Natur – specifische Natur – thermometrische Natur – Freye, lebendige Natur.

Die Quantität der absoluten Natur wird durch die zugehörige freye Natur bestimmt. / Die relative Wärme, oder die Negation der umgebenden Luft – wird durch die abs[olute] W[ärme] bestimmt – und die caussale, sensible W[ärme] durch die specifische Wärme – So hängt alles am Ende von der lebendigen Wärme ab – und ihrer Intensitaet ab.

(Lebendige Kraft – abs[olute] Kraft – relative Kraft – wircksame Kraft.)

Durch Gewalt wird der Körper aus seinen Verhältnissen gedrängt – bis zu seinem lebendigen, freyen Zustand. Auch das Leben ist aber wieder – sensibles Leben, specifisches Leben – abs[olutes] Leben – Lebendiges Leben.

Der Ausdruck abs[olut] ist relativ wieder. abs[olut] abs[olut] oder abs[olut]² ist das Höchste und Lezte.

 

Cohaerenz – Dichtigkeit – Elastizität
abs[olute] Schwere – specifische Schwere – Härte – lauter verwandte und verknüpfte Erscheinungen. (Wodurch wird das weiche Eisen hart und elastisch – im Stahl? – Theorie der Stählung – Theorie der Geschmeidigung. Damascener Klingen. Dratzieherinstrument.) Reine Platina muß sich stählen lassen. Ist der Stahl schon gekohltes Eisen? Löschung des glühenden Eisens.

 

Die Natur addirt, subtrahirt, multiplicirt, potenzirt etc. unaufhörlich. Die angew[an-dten] mathematischen Wissenschaften zeigen uns die Natur, als Mathematiker. Die reale Mathematik ist die Physik.

 

Allgemeine Grundsätze, die in der universalArythmetik schon angewandt sind.

Grunds[ätze] des allge[meinen] Addirens, Subtrahirens – multiplicirens, Dividirens, etc.

 

Die Geschwindigkeit ist der Quotient von Raum : Zeit.

 

 

 

Jede Substanz kann in einem Dreyfachen Zustande nach Lavoisier existiren – Im Starren – Flüssigen – und Luftigen. Ich aber sage – allerdings in einem Dreyfachen Zustande – der aber auch ein Zweyfacher ist – etc. – und zwar ein antithetischer – und ein Synthetischer – der antith[etische] ist der todte – d[er] Synth[etische], der Lebendige. Leben und Organisation sind nicht schlechterdings verbunden. Organisches Leben ist schon Product einer Verbindung des Synthetischen und Antithetischen. Der Antith[etische] ist der Starre – und der Flüssige. Luftig ist nur ein Grad des Flüssigen. Behandlung des Starren, als eines Flüssigen – und des Flüssigen, als eines Starren. Liquidostatik – Liquidomechanik – Solidostatik und Solido-Mechanik.

Die Friction ist mechanische Secretion. Der Stoß ist mechanische Entzündung oder Nahrung – ein bewegter Körper ist ein mechanisch lebendiger, brennender Körper – Es können mehrere mechanische Reitzungen im Körper zugl[eich] existiren – Sie machen zusammen eine gemischte Reitzung. Über ihre mannichfachen Mischungen – bey entgegengesezten Richtungen – ihre gegenseitigen Vermehrungen – und Verminderungen.

(Brown und seine Anhänger gehören zu den mechanischen Physiologen, wie die Humoralphysiologen zu den Chemikern.)

(Die Erregbarkeit wird durch den Reitz polarisirt. vid. die Lehre vom Magnet. Polaritaet zeigt Elasticitaet an. Mangelhafte – nicht proportionirte Polaritaet.

GrundProblem der Heilkunde. abs[oluter] elastischer Reitz–absol[ute] elastische Reitzbarkeit. Beyde zugl[eich] abs[olut] elastisch. Kranckh[eit] tritt mit d[en] Schrancken ein. wo Schranken sind, da ist noch Unvollkommenheit – Unvollständigkeit, vid. La Places Bemerckungen über das Gleichbleiben der Weltordnung – bey verhältnißmäßiger Vermehrung und Verminderung. Aufgabe, wie man zugleich aufnehmen und nicht aufnehmen kann? Leiter.

(Entzündbarkeit scheint keinen Einfluß auf die Leitungsfähigkeit zu haben – sonst müßten Quarz, Hornstein und dichter Kalckstein bessere Leiter seyn als Metalle – besonders der nicht schmelzbare Kalck.)