Novalis
1772 - 1801
Jugendwerke (1788-1793)Fabeln und andere Prosastücke
6. Urtöne meiner Empfindung
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Urtöne meiner Empfindung
Die Sonne
Bey mir gränzt Einfalt und Natur so nahe an Größe und Hochempfindung, daß die größte Naivitaet in der Sprache des innern, geistigen Gefühls, der reinste aber kunstloseste, einfachste Klang des gerührten Organs meine Seele, ich nehme dies unbedeutende, kalte Wort in dem heiligen hohen Sinne, der auch in der sinnlichen Benennung dieser Unaussprechlichen, Unbenennbaren – weben sollte, erhebt und beseligt. Es werde Licht und es Ward; die Seele, die das empfand, aus deren sinnlichen Sprachorgan diese herzerhebende gleichsam anschauliche, sichtbare Schöpfung hervorklang muß den höchsten Sinn, das süßeste Umfassen der allebendigen, allschaffenden Gottheit gehabt haben, und wohl jedem, der dieses besizt: Du weißt, Bester, wie meine Seele sich zu diesen Vorstellungen hinneigt, wie ganz drinn versunken sie so selig schwärmt[.] |