BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Eduard Mörike

1804 - 1875

 

Das Stuttgarter Hutzelmännchen

 

1853

 

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[153]

Anhang.

Worterklärungen und A.

 

S. 2. Zochen, Docht.

S. 2. Hutzelbrod, Schnitzbrod, ein Backwerk, hauptsächlich aus gedörrten Früchten, Birnen (Hutzeln), Feigen, Nußkern u.s.w. beste­hend, in Schwaben gewöhnlich zu Weihnachten beschert.

S. 2. Unbeschrien, ohne daß dich Jemand darüber anredet.

S. 4. Eine Ungüte, unvergleichlich gut; wie man sagt: eine Unmenge, ein Unlärm u.s.f.

S. 5. Hepsisau, ein Dörfchen unweit Kirchheim unter Teck.

S. 5. Guckigauch, Guckuk. Dieser Scherz ist auch in E. Meier's schöner Sammlung von Sagen, Sitten und Gebräuchen aus Schwaben, S. 448, angeführt.

S. 6. Urdrutz, Urdruß, Widerwille gegen eine Speise, an welcher man sich übergessen hat.

S. 8. Letzkopf, Querkopf; letz, verkehrt, schlimm.

S. 8. a grauße, eine große.

S. 8. Stiefelszorn, gewaltiger Zorn.

S. 11. Der Blautopf. Die dunkle, vollkommen blaue Farbe der Quel­le, ihre verborgene Tiefe und die wilde Natur der ganzen Umgebung verleihen ihr ein feierliches, geheimnisvolles Ansehn. Kein Wunder, wenn sie in alten Zeiten als heilig betrachtet wurde und wenn das Volk noch jetzt mit abenteuerlichen Vorstellungen davon [154] sich trägt. – Der Durchmesser des Beckens ist in der einen Richtung vom Wehr an 125', in der andern 130', der Umfang also 408'. Der Prälat Weißensee nahm im J. 1718 eine Untersuchung vor und fand die Tiefe zu 63 ½ Fuß; gegen welchen Erfund, besonders von Seiten des Volks, das sich die Uner­gründlichkeit nicht nehmen lassen wollte, mancherlei Einwendungen gemacht wurden. Das Ergebniß einer spätern Untersuchung, im Sommer 1829, war aber auch nur 71' am Punkt der größten Tiefe. Dieselbe befindet sich ziemlich in der Mitte des Topfs; nach den Seiten nimmt sie überall ab, so daß sich daraus wirklich eine trichterförmige Gestalt des Beckens ergibt. Die Untersuchung widerlegte auch die Meinung, daß Bäume und Baumstämme auf dem Grund versenkt liegen, denn das Senkblei fand nirgends den mindesten Widerstand. Mit Verwunderung vernahmen Einzelne die Messung und fragten, ob denn das Senkblei unten nicht geschmolzen sey? denn eine alte Sage sprach von glühender Hitze in den untersten Schichten. – Die schöne Bläue des übrigens krystallhellen Wassers verstärkt sich mit zunehmender Tiefe; nur an dem Rande, wo die Vegetation einwirkt, fällt sie in's Grüne. Bis jetzt ist dieses Blau noch nicht genügend erklärt. Weder in der Umgebung, noch in der Farbe des Grunds kann die Ursache liegen, weil das Wasser sein bläuliches Ansehen bis zum Ausfluß in die Donau behält. Ebensowenig hat eine chemische Untersuchung durch Prof. Schübler einen Gehalt an Metallen oder andern Stoffen, wodurch die Erscheinung veranlaßt werden könnte, gezeigt; das Wasser stellte sich nur reiner als die meisten Trinkwasser dar. – Sein Spiegel ist gewöhnlich ganz ruhig, so daß man kein Hervorquellen bemerkt; dennoch ist der Abfluß so stark, daß er nicht nur mittelst des an der Quelle ange­brachten Brunnenhauses die ganze Stadt und das Kloster mit Wasser versieht, sondern auch ein ebenfalls daran stehendes [155]Hammerwerk und unmittelbar darauf vier Mühlen treibt. Bei anhaltendem Regen- und Thauwetter trübt sich die Quelle, wird auffallend stärker und so un­ruhig, daß sie beträchtliche Wellen aufwirft und Ueberschwemmungen verursacht. Im J. 1641 soll die Gefahr so groß gewesen seyn, daß ein Bettag gehalten, eine Procession zum Blautopf veranstaltet und zu Versöhnung der erzürnten Gottheit (allerdings keiner Nymphe) zwei vergoldete Becher hineingeworfen wurden, worauf das Toben nach­gelassen habe. Unstreitig steht der Blautopf durch unterirdische Klüfte in Verbindung mit der Albfläche und insbesondere mit den darauf befindlichen Erdtrichtern. – Einige hundert Schritte von dem Topf ist ein zweiter ähnlicher Quell, der Gieselbach, an welchem einst die alte Niklaus-Capelle und ein Nonnenkloster stand. Nach Memminger's Beschr. d. Ob.-Amts Blaubeuren.

S. 12. Lau, von La, Wasser, welches in lo, lau, b'lau überging, daher nach Schmid der Name des Flüßchens Blau (und Blautopf) abzuleiten wäre.

S. 12. Gumpen (der), gewöhnlich nur eine vertiefte Stelle auf dem Grunde des Wassers, hier das Ganze einer größern Wassersammlung mit bedeutender kesselartiger Vertiefung. Wer etwa, wie Einige ohne Noth wollen, das Wort Topf im Sinn von Kreisel nimmt und es damit erklärt, daß das Wasser, besonders bei starkem Regen- und Thauwetter, wo es sich in der Mitte pyramidalisch erhebt, eine kreisende Bewegung macht, der wird unsern Ausdruck doppelt gerechtfertigt finden, da gumpen, gampen entschieden so viel ist als hüpfen, tanzen, muthwillig hinausschlagen.

S. 12. Kleine Messer. Es war eine alte Sitte, die noch nicht ganz abgekommen ist, sich zum Zeichen der Freundschaft mit Messern zu beschenken; vorzüglich herrschte sie in den Klöstern. Der Mystiker, Meister Heinrich von Nördlingen, Tauler's und Suso's Freund, schickte den [156] Klosterfrauen zu Medingen öfters Messer zum Geschenke. Daher vielleicht die Redensart: Messerlein geben, d. h. nachgeben, Abbitte thun.

S. 13. glusam, mäßig erwärmt (auch in moralischer Bedeutung: stillen Charakters).

S. 14. gänge Pfade, begangene.

S. 16. Küllhasen, Kaninchen.

S. 16. Schachzagel (das), Schachspiel.

S. 17. fernd, voriges Jahr.

S. 17. Kappis, Kohl.

S. 19. Oehrn, Hausflur.

S. 21. Habergeis, – von heben, wegen der hüpfenden, hoppelnden Bewegung des Kreises.

S. 21. Bauren-Schwaiger, von geschweigen, stillen. Die alten Grie­chen und Römer hatten magische Kreisel, Rollen und Räder, meist aus Erz, deren sich Frauen und Mädchen zum Liebeszauber bedienten, indem sie dieselben unter seltsamen Bannsprüchen herumdrehten. So in der zweiten Idylle des Theokrit. Nach einem Epigramm der griech. Anthologie hatten vornehme Thessalerinnen dergleichen aus Edelstein und Gold, mit Fäden purpurner Wolle umwickelt, welcher besonders eine geheime Kraft inwohnen sollte. Natürlich hat man sich diese Kreisel weit kleiner, überhaupt von anderer Form als den unsern zu denken. In jenem Epigramm wird der Venus ein solches Weihgeschenk gebracht:

Niko's Kreisel, mit dem sie den Mann fern über das Meer zieht,

Oder dem stillen Gemach sittige Mädchen entlockt,

Lieget, ein hell Amethystengeräth und mit Golde verzieret,

Kypris, ein lieber Besitz, deinem Altare geweiht,

Mitten von Wolle des purpurnen Lamms umwunden. Larissa's

Zauberin bracht' ihn dir, Göttin, ein gastlich Geschenk.

s. Jacobs's Leben und Kunst der Alten.

Während der Stoff, woraus das Instrument der Larisserin bestand, zum Zweck selbst nichts beitrug, wird er in unsrem Fall Hauptsache, und die von den Alten dem Amethyst [157] zugeschriebene Wirkung, derenwegen man sonst den Stein in Schmuckform bei sich trug, ist hier an den tönenden Kreisel geknüpft.

S. 21. das Selige, selig, berauscht, ist nicht gleichbedeutend mit glückselig, obwohl darauf hinspielend, sondern gleichen Stamms mit Sal, Rausch, Niedersächs.; soûl, betrunken, Französ. – „als verfälschten die Bürger den Landwein auf eine so unleidentliche Weise, daß mehrere Leute das Selige berührt hätte.“ Gemeiner's Regensb. Chron. zum Jahr 1474.

S. 22. Söhnerin, Schwiegertochter.

S. 23. Susanne Preisnestel, scherzhafte Bezeichnung aufgeputzter Mädchen. Preis heißt der Saum am Hemd; prisen, einfassen; mit einer Kette, gewöhnlich von Silber, einschnüren, um den bei der vormaligen oberschwäbischen Frauentracht üblichen Brustvorstecker zu befestigen; der hiezu gebrauchte seidene oder wollene Bändel hieß Preisnestel.

S. 23. Aschengruttel (Aschenbrödel), sonst im Schwäbischen auch Aschengrittel und Aeschengrusel gennant.

S. 26. einen rothen Rock. Ein alter Reim, welchen die Wärterinnen hersagen, wenn sie die Kinder auf den Knieen reiten lassen, enthält schon diese Vorstellung:

Hotta, Hotta, Rößle,

Z'Stuagart steht a Schlößle,

Z'Stuagart steht a Gartahaus,

Guckat drei schöne Jungfra raus:

Die Ein' spinnt Seide,

Die Ander' spinnt Weide,

Die Dritt' spinnt an rotha Rock

Für unsern liaba Herragott.

s. E. Meier's Kinderreime, S. 5

S. 26. baß, sehr, gut, besser.

S. 26. unwirs, unwirsch, ungehalten. [158]

S. 27. Wetterblicken, der Blick, Durnblick, Wetterblick, Blitz.

S. 27. Rusenschloß, oder Hohen-Gerhausen, vormals eine gewaltige Bergveste, jetzt äußerst malerische Ruine über dem Dorfe Gerhausen gelegen, in der Nähe vom Ruck, einer minder bedeutenden Burg.

S. 27. Mahd (das), 1) die zu mähende Wiese, 2) das Gemähte.

S. 28. Jäst, Jast, Gährung, aufbrausender Zorn.

S. 29. Zuberclaus, ein Mensch, der seltsame Einfälle hat; vielleicht, sagt Schmid, eine scherzhafte Verstümmelung des Wortes superklug, zugleich anspielend auf den Claus Narr. Letzterer ist ohne Zweifel in dem Wort enthalten, im Uebrigen hat diese Erklärung etwas zu Modernes. Ein humoristischer Etymolog nimmt die erste Worthälfte baar, und will, ich weiß nicht wo, gefunden haben, daß sich Claus Narr eines solchen Geräths bei einem Ulmer Schifferstechen als Fahrzeugs, in Ermangelung eines ordentlichen Nachens, bedient habe.

S. 29. Lichtkarz, Karz; entweder von garten, müssig seyn, umher­schwärmen, z'Garten gehen, Besuch machen, oder wahrscheinlicher von Kerze, Versammlung von Spinnerinnen, auch Vorsitz genannt.

S. 30. spitzweise, spitzfindig, „mit spitzwysen Worten“. Ulmer Urk.

S. 32. ein steinernes Haus. Es ist das der Stiftskirche westlich gegenüberstehende Mäntler'sche Haus (jetzt städtisches Gebäude) gemeint, das gegenwärtig noch „zum Schlößlein“ heißt. Es soll den Herrn von Kaltenthal gehört haben; Memminger, in seiner Beschr. der Stadt, macht es aber sehr wahrscheinlich, daß das Gebäude von Anfang Gräflich Wirtembergisches Besitzthum und zwar einer der Sitze oder eine der Burgen gewesen sey, die nächst dem Stutengarten die Entstehung von Stuttgart veranlaßt haben mögen. [159]

S. 32. in natürlicher Kunst. natürlich, naturkundig. „von den sachen des siechtumbs nach gemainen löffen der natur schreiben die natürlichen maister.“ Steinhöwel (Ulmer Arzt). Natürliche Meister sind aber nicht bloß Aerzte, sondern auch Philosophen. In dem „Buch der sterbenden Menschheit“ heißt es: „ein mächtiger wolgelerter man in philosophia das ist in natürlicher Kunst.“

S. 34. Imperial, war ehemals eine Goldmünze; der Name ist nur noch in Rußland üblich.

S. 37. Spiriguckes, ein wunderwitziger, neugieriger, auf Curiositäten erpichter Mensch von sonderbarem Wesen.

S. 37. mir nex – – usganga, sagt man am Schlusse der Erzählung einer Sache, die auf nichts hinausläuft.

S. 37. bodalaus, bodenlos.

S. 39. zutheuerst, sogar.

S. 40. irrsch, nicht recht bei sich.

S. 40. s' leit a Klötzle, es liegt etc. Diese Zeilen finden sich ebenso in E. Meier's Kinderreimen.

S. 40. Leirenbendel, langweiliges Einerlei; zunächst der schwäbische Volksname für einen Vogel, Wendehals.

S. 42. Gesetzlein, Sprüchlein, Strophe eines Lieds.

S. 42. buntüberecks, verkehrt, durcheinander.

S. 45. sottige, söttige, sotte, solche.

S. 45. Witzung, Witzigung, Warnung.

S. 49. Holdschaft, Liebschaft, zärtliche Freundschaft.

S. 51. buksiren, necken, plagen.

S. 51. knappen, hinken.

S. 52. Ehni, Aehne, Großvater.

S. 53. Heirathstag, Verlobungstag.

S. 55. helle Wiese, Hölle, Fegfeuer. „der ward entzuckt vnd gefürt jn die helle wise.“ Legende. [160]

S. 56. morgen nach dem Bad, Sprichwort: du kommst zu spät.

S. 59. der wirtenbergisch Niemez (Niemer, Niemand), Einer der so viel als Nichts ist, kein Gewerbe versteht oder treibt.

S. 61. bocken, mit den Köpfen aneinander stoßen, klopfen.

S. 61. durnieren, lärmen, lautähnlich mit durnen, donnern.

S. 62. Grättlein, kleiner Korb.

S. 63. Wiegentag, Geburtstag; Marchthaler's von Eßlingen Hauschro­nick.

S. 64. Irmengard, eine der vier Töchter Eberhards, von seiner zweiten Gemahlin, Irmengard von Baden, „die prächtigste der Rosen“, wie ihre Grabschrift sie nennt; starb 1329.

S. 64. Nuster, Halsschnur, von Pater noster; daher auch Patter.

S. 66. Alfanz, Gewinn, Vortheil.

S. 66. Rauner (raunen, leise reden murmeln), Beschwörer. „dye nit will hören die stymen der rauner.“ Alte Uebers. d. Psalm. 58.

S. 68. einen ansehnlichen Weiher. In Wirklichkeit wurde dieser sogenannte mittlere See beim alten Sebastians-, nachmaligen Büchsen­thor, (welcher seit 1700 ausgetrocknet ist), um das Jahr 1393 angelegt. Die obere Vorstadt entstand eigentlich unter Graf Ulrich dem Vielgeliebten und Eberhard im Bart. Pfaff's Gesch. d. Stadt Stuttgart.

S. 70. hatte einen Bösen gethan, war unmäßig.

S. 70. g'rutzelt voll, sehr voll.

S. 71. Traubenschuß, ein Schuß mit vielen Schroten aus kleinem Gewehr, hier angewendet auf grobes Geschütz, dergleichen die Quartanschlange war, welche zehnpfündige Kugeln schoß, und der Tarras, der übrigens auch als Büchse genannt wird. [161]

S. 72. die Sach' steht auf Saufedern, ist mißlich.

S. 72. Scharsach, Scheermesser. „als ain geschliffen Scharsach.“ Psalm 52.

S. 74. Fazvögel, von fazen, spotten. Ital. fazio, Possenreißer; Lat. facetiae, witzige Scherze.

S. 74. der Holzschlegelauf der Bühne, (auf dem obern Boden unter dem Dach), ohne Aufwand und Mühe gelinge ihnen Alles.

S. 75. selletwegen, jeneswegen.

S. 75. beschreien, berufen (abergläubische Warnung vor allzugroßer Sicherheit).

S. 76. Stuß, Stoß, Verdruß.

S. 76. beim Beilichen, ungefähr; die Beiliche, die Nähe.

S. 77. stigelfizisch, naseweis.

S. 77. Grind, pöpelhaft für Kopf.

S. 77. wampel, wimbel, übel, magenschwach; ähnlich to wamble im Engl.

S. 77. Triet (die), ein Magenpulver. Franz. trisenet.

S. 77. Allermanns-Harnisch, runde Siegwurz (Gladiolus communis) ehmals in medicinischem Gebrauch; wurde als Amulet gegen Verwun­dungen und verschiedene Krankheiten, sowie zu andern abergläu­bischen Zwecken getragen und wird zuweilen noch vom Volke gebraucht.

S. 77. Dierletey, nicht näher bekanntes Ingrediens einer Salbe; in der Mörin des Herm. v. Sachsenheim erwähnt.

S. 77. Mamortica (Momordica balsamina), der ächte Balsamapfel, wundheilendes Mittel.

S. 77. Wurzler, Apotheker.

S. 78. G'schwey, Schwägerin.

S. 79. Ledder statt Leder, sprechen alle gereis'ten Schuster in Schwaben. [162]

S. 80. Mille, Mil, Milch; Ulmisch.

S. 80. Lichtbraten, Lichtgans, ein Braten, welchen Handwerker, die im Winter auch des Nachts arbeiten, Schuster, Schneider, Weber u. dgl., ihren Gesellen beim Anfang des Winters zum besten geben. Bis zu Ende des 18. Jahrh. bestand in Ulm dieser Gebrauch in einem mit Musik, Trommeln und Pfeifen, und bisweilen mit öffentlichen Aufzügen verbundenen Schmause.

S. 82. fürsche, vor sich, vorwärts.

S. 83. Döte, männlicher, Dot, Dote, weiblicher Taufpathe.

S. 84. Wunder-Lecker, ein Wundersüchtiger (ohne Vorgang).

S. 84. einzecht, einzeln.

S. 85. Wadelbir, eine Birnen-Art. „mit manchen bieren.“ Hugo v. Trimberg.

S. 85. Drudenfuß, von Drude, Trut, Unholdin; eine magische Figur, aus zwei zu einem Fünfeck verbundenen Triangeln bestehend.

S. 85. Kandel, Rinne, Abzugskanal.

S. 86. Nachtschach, Räuber, Dieb; von Schach, Raub.

S. 86. Aberschanz, das Hintere.

S. 88. Weinschröter, Weingärtner.

S. 89. eine Stuterei. Gabelkhover, in seiner handschriftlichen Chronik vom J. 1621, will den Platz noch wissen, wo das alte Stutenhaus gestanden. „Zwanzig Schritt ohngefehrlich“, sagt er, „von der jetzigen Stiftskirche gegen Mitternacht, da Paulus Sautter, Provisor sitzt.“ Dieser Sautter saß aber, einer Hausurkunde zufolge, in dem ehemaligen Weinschenk Thum'schen Haus, und nach einer bekannten Ueber­lieferung wäre dieß Haus das älteste der Stadt.

S. 89. Zinselwerk, Gaukelwerk. „Celestinus hat den introitum mit anderm zinselwerk hin [163] dar gesetzt.“ Spreter, Bericht von der alt. christl. Meß. – „on vnser verdienst, vergebenlich, nit durch ablas oder eygen zinselwerk.“ Spret., christl. Instruktion.

S. 90. Dockenkasten, Puppentheater.

S. 90. Kräben, Tragkorb.

S. 91. Schauenlichkeit, Contemplation, beschauliches Leben. „nit minder vorhalt mich vor disen gesellen, die allein der Schawenlichkeit gleben (geleben) wend.“ Spreter, christl. Instr.

S. 91. drönsgen, Intensivform von trehnsen, langsam etwas verrichten; entspricht dem Franz. trainer, ziehen, dem Engl. to train, to drone und to drowse, schlummern, schläfrig seyn.

S. 91. Heilthum, Reliquie. Der Pfarrer zu Leipheim, im Jahr 1500, bestrich die Leute für ein Opfer mit dem Heilthum St. Veit's.

S. 93. Marschloß, Maderschl., Malschl. (Schweizerisch: Malle Tasche; Franz. malle), Vorlegschloß.

S. 94. die Eigel, der Blutigel; in den ältern Ausgaben der Lutherischen Bibel, Sprüche Sal. 30, 15.

S. 95. ringer, mit geringerer Mühe.

S. 96. schier, bald.

S. 96. Werr, Erdkrebs, ein den Fruchtfeldern schädliches großes Insekt.

S. 96. hartselig, hartnäckig. „durch wunderzeichen wil Gott das hartsälig volck ziehen vnd berüffen.“ Spreter, Instr.

S. 96. Thorangel, Schimpfname für grobe Bauern.

S. 97. Sittich, Sitter, psittacus, Papagei.

S. 98. wind und weh, sehr übel, sowohl im körperlichen als geistigen Sinne gebraucht; wind, wahrscheinlich von schwinden, woher auch Schwindel stammt, also schwindlich. „ir ward so swinde und we dar nach.“ Koloczaer Codex altdeutscher Ged., herausg. von Mailáth u. s. w. S. 232. [164]

S. 99. schnorzig, verdrießlicher Laune, worin man Jemand anschnurrt.

S. 101. Meineider, Meineidiger. Marchth. Chron.

S. 102. Brogel-Wenz; sich broglen, prahlen; alt brogen, sich regen, in die Höhe richten, ungestüm seyn. Engl. to brag, Ital. brogliare. Die Zusammensetzung mit einem Namen, als sprichwörtliche Anspielung, ist willkürlich.

S. 102. Elend, ein Garten in Ulm hinter dem Hospital an der Donau, auf dessen Stelle ehemals vermuthlich ein Pfleghaus für arme Pilger und Fremdlinge wer. Dergleichen Anstalten hießen auch anderwärts Elendhäuser, elende Herbergen. – Elend, ellend, aus el, fremd, und lend, bedeutet überhaupt die Irre, Fremde.

S. 103. Pflug, Name eines Gasthofs in Ulm.

S. 103. Ufam, auf dem.

S. 103. Blo-Holder-Strauß, Busch von blauem Holunder, Syringe.

S. 103. vor's, bevor es.

S. 104. Nachthüehle, Nachthuhn, Käuzlein.

S. 105. dia Gugelfuahr gang wieder an (gehe wieder an). Die Gugelnarren, d. h. die Narren mit den spitzigen Hanswursthüten, ließen sich zur Fastnachtszeit auf Karren herumführen und trieben Unfug; daher Gugelfuhr für große Lustbarkeit und jeden lustig lärmenden Unfug.

S. 108. Herzensbrast, Beklemmung, Herzeleid; von Bresten, Gebrechen.

S. 109. Scheurenburzler, Landstreicher, Zigeuner, der in Scheunen auf dem Lande das Nachtlager zu nehmen pflegt.

S. 109. äll' Hundsodam, alle Augenblicke. [165]

S. 109. gen die Sperlachen, (plur.), gegen das Himmelszelt; von sperren und Laken oder Lachen, Tuch, das über einen Wagen zur Bedeckung gespannt ist. „wann got jnn den sperlachen wonet vnd sy mit seinen gnaden erleuchtet.“ Buch der sterb. Menschh.

S. 110. Hofraite (die), der ganze zu einem Haus gehörige Umfang von Hof, Bäulichkeiten u. s. w.

S. 111. Gähnaffen (Maulaffen) feilhaben, müssig da stehen.

S. 111. den Plirum geigen, abprügeln.

S. 112. Wasen, Rasen, Anger

S. 114. trait mer, trägt man.

S. 114. Dattern, dottern, zittern. Engl. to tottor.

S. 115. Jetzt ist lang Tag, Sprichw. es hat keine Noth mehr.

S. 115. Wuhr (das), Wehr, „ich habe gebawen die wasserwure.“ Buch der sterb. Menschh.

S. 116. gottig, gotzig, gotteseinzig, einzig.

S. 117. Trischacken, eine Art von Kartenspiel; Ital. i tre sciacchi.

S. 118. Schiedfell, Zwerchfell, weil es Herz und Lunge von den andern Eingeweiden scheidet; diaphragma.

S. 118. Faxen, auffallende, lächerliche Gesten.

S. 118. seellos, ruchlos. „die Trewloßen, Ehrloßen und Seelloßen bauren.“ Brief an Schwäb. Hall im J. 1525.

S. 120. Ich habe Kreuz – ab. Diese Zeilen fand der Verf. selbst an einem ähnlichen Ort auf freiem Felde von einer ungeübten Hand mit Kreide angeschrieben.

S. 124. verbutzen, vermummen. „am Fastnacht soll sich Niemand verbutzen, verkleiden, verwelchen“ (von Wale, Walch, Welscher, Fremder). Ulm. Verordn. v. J. 1612. Die Butz heißt Scherz, Betrug, Lüge; der Butz, Narr, Possenreißer, Larve. [166]

S. 126. verhansleartlen, auf eine einfältige Weise verlieren, versäumen. Hans Leand, Hans Leard, Johann Leonhard, wird zur Bezeichnung eines einfältigen Menschen gebraucht.

S. 128. Morgen-Atz, Frühstück. Marchth. Chronik.

S. 130. Bartzefant (der), Diener; Franz. poursuivant.

S. 131. Korabelle, Buhldirne, wahrscheinlich aus mia cara bella entstanden und auf Barbara, in der Volkssprache Belle, anspielend; kommt noch in Weitzmann's Gedichten vor.

S. 132. Knegler, Einer, der stark durch die Nase redet.

S. 132. Sotterer, ein siecher Mensch; von sottern, kränkeln, mit Sucht verwandt.

S. 132. ungeschaffen, ungestaltet. „da (in Cannstatt) ist alle Jar ain tag haißt der ungeschaffene tag, vonn mannen Jungen gesellen weiber vnd Jungfraw vnnd welcher der vngestaltest ist der gewindt ain Rockh vnnd ander ding darzu vnnd welche die vngeschafnest ist die gewindt ain Gurttl pewtel (Beutel) Handschuh vnnd ander Ding.“ Ladisl. Sunthaim, Historiograph des K. Maximil. I. S. Memminger's Cannstatt.

S. 133. Grüß dich Gott, herzlieber u. s. w, ein altes Volkslied, aus des Knaben Wunderhorn (II, 300) mit einiger Veränderung entlehnt.

S. 135. Wurstelmaukeler, maucheln, maukeln, maunkeln, mockeln, vermockeln, verstecken, heimlich zu Werke gehen, betrügen (bemo­geln); daher Butzenmaukeler, die verkleidete Person, welche ehemals an Fastnachten an Nicolai oder zu Weihnachten, die Kinder zu erschrecken, aufgestellt wurde. Die Verbindung mit Wurst in unserem Text ist willkührlich und diese Gestalt dem Pfingstlimmel nachgebildet. Es war dieß ein Knabe, welcher zur Pfingstzeit, vom Scheitel bis [167] auf die Füße ganz mit frischem Grün und Feldblumen umflochten, entweder zu Fuß oder auf einem Pferde sitzend und von zwei anderen Burschen geführt, in der Stadt oder im Dorf herumzog. Den Kopf bedeckte eine ellenlange, spitze Kappe von Laubwerk und das Gesicht war zuweilen mit Baumrinde verlarvt. Der Verf. fand diese Sitte noch auf der Alb, in Ochsenwang. Zu Augsburg, wo man Schilf zu der Verkleidung nahm, hieß ein solcher Knabe der Wasservogel.

S. 135. Blunz (der), dicke Blutwurst.

S. 135. Stampaney (die), Ersonnenes, Erdichtetes, Märchen; von Stampf, weil Bilder mit dem Stampf abgedruckt wurden. Josua Mahler (im J. 1551) sagt, nachdem er die in der Hauptkirche zu Aachen vorgezeigten Reliquien aufgezählt hat: „es ist dieß Münster ein rechter Kramladen zu derley Stampaneyen.“

S. 137. der Siedig, der Angstschweiß.

S. 138. Leiresblosel, Leiresbläslein, so viel als: ein dummes Ding; mag von Leier und blasen herkommen, zunächst also: ein schlechtes Geleier.

S. 141. bärig, kaum.

S. 145. Zwilch (der), grobe Leinwand.

S. 146. Medey, ein Kleinod, vielleicht eine Medaille, zum Hutschmuck gehörig. „Ob dem stulp (des spanischen Huts) gieng ein Schnur vmbher. Nicht anderst alß wenns ein Kron wer; Gar köstlich von schönen Medeyen, Orndlich gesetzet nach der Reyen, Treflich vil schöne Edel Stein Theurer art dran gestanden seyn.“ Aus: Fürstl. Würt. Pomp und Solennität, durch M. Jo. Ottingerum beschrieben, Stuttg. 1607. „Medeyen oder Rosen an der Cleinodschnur.“ Ebendas.

S. 147. Stotzenglas, kurzes Kelchglas mit einem Fuße. [168]

S. 147. Hohlippen, hohle Hippen, gerolltes Oblaten-Gebackenes.

S. 147. Krapf, mit Obst, Weinbeeren, Rosinen und dergl. gefülltes Backwerk. Im Altdeutschen bedeutet das Wort einen gekrümmten Haken.

S. 151. Schaufalt (der Falt, Schwäb.), die Falte an Tüchern, die nach außenhin, um besonders gesehen zu werden, gelegt wird; daher das Verzüglichste seiner Art, womit man prangt, z.B. eine Person in einer Familie. Aehnlich ist Ausbund: was im Zusammenbinden auswärts gerichtet wird, und ebenso das vormals gebräuchliche Ueberbund.

S. 151. Datte, Vater (Kindersprache). In einigen Orten Wirtembergs war ehemals die Gewohnheit, daß Ehezwistigkeiten, ehe sie zu sehr überhand genommen, durch einen stattlichen, untadelhaften Mann im Dorfe, den man den Datte nannte, der aber unbekannt blieb, gerügt und bestraft wurden. Er klopfte nämlich, von zwei selbstgewählten Gehülfen begleitet, an dem Hause uneiniger Eheleute an, antwortete auf die Frage: wer da? bloß: der Datte kommt, und ging ohne Weiteres wieder weg. Hörte der Zwist nicht auf, so erschien er zum zweitenmale und beobachtete dasselbe. Blieb auch dieß ohne Erfolg, so kam er zum drittenmale vermummt, drang in das Haus und prügelte den schuldigen Theil tüchtig ab. Der Mißbrauch hob diesen vielleicht altgermanischen Gebrauch auf.

S. 151. Zwilauf, Zwist. „Peter Vngelter vf der Stette haissen gen Straßburg verritten von Irer zwilöff wegen dorvnter zu reden.“ Aus e. Städterechnung.