BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

1776 - 1822

 

Haimatochare

 

1819

 

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5.

Brougthon an den Gouverneur von Neu-Süd-Wales.

 

Hanaruru, den 20. Dezember 18..

 

Capitain Bligh hat Ew. Excellenz über unsere glückliche Fahrt bereits ausführlichen Bericht erstattet, und auch gewiß nicht unter­lassen, die freundliche Art zu rühmen, mit der unser Freund Teimotu uns aufgenommen. Teimotu ist entzückt über Ew. Excellenz reiches Geschenk, und wiederholt einmal über das andere, daß wir alles, was O-Wahu nur für uns nützliches und werthes erzeugt, als unser Eigenthum betrachten sollen.

 

 

Auf die Königin Kahumanu hat der goldgestickte rothe Mantel einen tiefen Eindruck gemacht, so daß sie ihre vorige [198] unbefangene Heiterkeit verloren, und in allerlei fanatische Schwärmereien gerathen ist. Sie geht am frühen Morgen in das tiefste, einsamste Dickigt des Waldes und übt sich, indem sie den Mantel bald auf diese, bald auf jene Art über die Schultern wirft, in mimischen Darstellungen, die sie Abends dem versammelten Hofe zum Besten giebt. Dabei wird sie oft von einer seltsamen Trostlosigkeit befallen, die dem guten Teimotu nicht wenigen Kummer verursacht. Mir ist es indessen doch schon oft gelungen, die jammervolle Königin aufzuheitern durch ein Frühstück von gerösteten Fischen, die sie sehr gern ißt, und dann ein tüchtiges Glas Gin oder Rum daraufsetzt, welches ihren sehnsüchtigen Schmerz merklich lindert. Sonderbar ist es, daß Kahnmanu unserm Menzies nachläuft auf Steg und Weg, ihn, glaubt sie sich unbemerkt, in ihre Arme schließt, und mit den süßesten Namen nennt. Ich möchte beinahe glauben, daß sie ihn heimlich liebt.

Sehr leid thut es mir übrigens, Ew. Excellenz melden zu müssen, daß Menzies, von dem ich alles Gute hoffte, in meinen Forschungen mich mehr hindert, als fördert, Kahumanu's Liebe scheint er nicht erwiedern zu wollen, dagegen ist er von einer andern thörichten, ja frevelhaften Leidenschaft ergriffen, die ihn verleitet hat, mir einen sehr argen Streich zu spielen, der, kommt Menzies nicht von seinem Wahn zurück, uns auf immer entzweien kann. Ich bereue selbst, Ew. Excellenz gebeten zu haben, ihm zu gestatten, daß er der Expedition nach O-Wahu folge, doch wie konnte ich glauben, daß ein Mann, den ich so viele Jahre hindurch bewährt gefunden, sich plötzlich in seltsamer Verblendung auf solche Weise ändern sollte. Ich werde mir erlauben. Ew. Excellenz von den näheren Umständen des mich tief kränkenden Vorfalls ausführlichen Bericht zu [199] erstatten, und sollte Menzies nicht, was er that, wieder gut machen, Ew. Excellenz Schutz gegen einen Mann zu erbitten, der sich erlaubt, feindselig zu handeln, da wo er mit unbefangener Freundschaft aufgenommen wurde.

Mit tiefem Respekt etc. etc.