BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Friedrich Hölderlin

1770 - 1843

 

Gedichte

in chronologischer Folge

 

1799

 

Textgrundlage:

Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke, Bd. 2, Gedichte nach 1800

Hrsg. von Friedrich Beißner, Stuttgart: Cotta, 1953

 

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Der Prinzessin Auguste von Homburg

 

Den 28ten Nov. 1799

 

Noch freundlichzögernd scheidet vom Auge dir

Das Jahr, und in hesperischer Milde glänzt

Der Winterhimmel über deinen

Gärten, den dichtrischen, immergrünen.

 

Und da ich deines Festes gedacht' und sann,

Was ich dir dankend reichte, da weilten noch

Am Pfade Blumen, daß sie dir zur

Blühenden Krone, du Edle, würden.

 

Doch Andres beut dir, Größeres, hoher Geist!

Die festlichere Zeit, denn es hallt hinab

Am Berge das Gewitter, sieh! und

Klar, wie die ruhigen Sterne, gehen

 

Aus langem Zweifel reine Gestalten auf;

So dünkt es mir; und einsam, o Fürstin! ist

Das Herz der Freigebornen wohl nicht

Länger im eigenen Glük; denn würdig

 

Gesellt im Lorbeer ihm der Heroë sich,

Der schöngereifte, ächte; die Weisen auch,

Die Unsern sind es werth; sie bliken

Still aus der Höhe des Lebens, die ernsten Alten.

 

Geringe dünkt der träumende Sänger sich,

Und Kindern gleich am müßigen Saitenspiel,

Wenn ihn der Edlen Glük, wenn ihn die

That und der Ernst der Gewalt'gen aufwekt.

 

Doch herrlicht mir dein Nahme das Lied; dein Fest

Augusta! durft' ich feiern; Beruf ist mirs,

Zu rühmen Höhers, darum gab die

Sprache der Gott und den Dank ins Herz mir.

 

O daß von diesem freudigen Tage mir

Auch meine Zeit beginne, daß endlich auch

Mir ein Gesang in deinen Hainen,

Edle! gedeihe, der deiner werth sei.