Friedrich Hölderlin
1770 - 1843
Gedichtein chronologischer Folge
1787
Textgrundlage:Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke, Bd. 1, Gedichte bis 1800Hrsg. von Friedrich Beißner, Stuttgart: Cotta, 1946
|
|
______________________________________________________________________________
|
|
An die Vollendung
Vollendung! Vollendung! –O du der Geister heiliges Ziel!Wann werd ich siegestrunkenDich umfahen und ewig ruhn?
Und frei und großEntgegenlächeln der HeerschaarDie zahllos aus den WeltenIn den Schoos dir strömt?
Ach ferne, ferne von dir!Mein göttlichster schönster GedankeWar, wie der WeltenFernstes Ende, ferne von dir!
Und fleugt auf des Sturmes FlügelnAeonen lang die Liebe dir zu,Noch schmachtet sie ferne von dir,Ach! ferne ferne von dir!
Doch küner gewaltigerUnaufhaltbarer immerFleugt durch Myriaden AeonenDir zu die glühende Liebe.
Voll hoher EinfaltEinfältig still und großRangen des Siegs gewißRangen dir zu die Väter.
Ihre Hülle verschlang die ZeitVerwest, zerstreut ist der StaubDoch rang des Sieges gewißDer Funke Gottes, ihr Geist dir zu.
Sind sie eingegangen zu dirDie da lebten im Anbeginn?Ruhen, ruhen sie nunDie frommen Väter?
Vollendung! Vollendung!Der Geister heiliges Ziel!Wann werd ich siegestrunkenDich umfahen und ewig ruhn? |