BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Friedrich Hölderlin

1770 - 1843

 

Gedichte

in chronologischer Folge

 

1837

 

Textgrundlage:

Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke, Bd. 2, Gedichte nach 1800

Hrsg. von Friedrich Beißner, Stuttgart: Cotta, 1953

 

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Der Sommer

 

Das Erndtefeld erscheint, auf Höhen schimmert

Der hellen Wolke Pracht, indeß am weiten Himmel

In stiller Nacht die Zahl der Sterne flimmert,

Groß ist und weit von Wolken das Gewimmel.

 

Die Pfade gehn entfernter hin, der Menschen Leben

Es zeiget sich auf Meeren unverborgen,

Der Sonne Tag ist zu der Menschen Streben

Ein hohes Bild, und golden glänzt der Morgen.

 

Mit neuen Farben ist geschmükt der Gärten Breite,

Der Mensch verwundert sich, daß sein Bemühn gelinget,

Was er mit Tugend schafft, und was er hoch vollbringet,

Es steht mit der Vergangenheit in prächtigem Geleite.