Friedrich Hölderlin
1770 - 1843
Gedichtein chronologischer Folge
1803
Textgrundlage:Musenalmanach für das Jahr 1807.Hrsg. von Seckendorf, Regensburg:Montag- und Weissische BuchhandlungFaksimile: Institut für Textkritik
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Die Nacht.
Rings um ruhet die Stadt. Still wird die erleuchtete Gasse,Und mit Fackeln geschmückt rauschen die Wagen hinweg.Satt gehn heim von Freuden des Tags zu ruhen, die Menschen,Und Gewinn und Verlust wäget ein sinniges HauptWolzufrieden zu Haus; leer steht von Trauben und Blumen,Und von Werken der Hand ruht der geschäftige Markt.Aber das Saitenspiel tönt fern aus Gärten; vielleicht, daßDort ein Liebendes spielt oder ein einsamer MannFerner Freunde gedenkt und der Jugendzeit; und die BrunnenImmerquillend und frisch rauschen an duftendem Beet.Still in dämmriger Luft ertönen geläutete Glocken,Und der Stunden gedenk rufet ein Wächter die Zahl.Jezt auch kommet ein Wehn und regt die Gipfel des Hains auf,Sieh! und das Ebenbild unserer Erde, der Mond,Kommet geheim nun auch, die schwärmerische, die Nacht kommt,Voll mit Sternen, und wol wenig bekümmert um unsGlänzt die Erstaunende dort, die Fremdlingin unter den MenschenÜber Gebirganhöhn traurig und prächtig herauf.
Hölderlin. |