BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Friedrich Hölderlin

1770 - 1843

 

Gedichte

in chronologischer Folge

 

1803

 

Textgrundlage:

Taschenbuch für das Jahr 1805.

Der Liebe und Freundschaft gewidmet,

Frankfurt a. M.: Wilmans, S. 79-80

Faksimile: Institut für Textkritik

 

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2.

Thränen.

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Himmlische Liebe! zärtliche! wenn ich dein

Vergäße, wenn ich, o ihr geschicklichen,

Ihr feur'gen, die voll Asche sind und

Wüst und vereinsamet ohnedies schon,

 

Ihr lieben Inseln, Augen der Wunderwelt!

Ihr nämlich geht nun einzig allein mich an,

Ihr Ufer, wo die abgöttische

Büßet, doch Himmlischen nur, die Liebe.

 

Denn allzudankbar haben die Heiligen

Gedienet dort in Tagen der Schönheit und

Die zorn'gen Helden; und viel Bäume

Sind, und die Städte daselbst gestanden,

 

Sichtbar, gleich einem sinnigen Mann; itzt sind

Die Helden todt, die Inseln der Liebe sind

Entstellt fast. So muß übervortheilt,

Albern doch überall seyn die Liebe.

 

Ihr weichen Thränen, löschet das Augenlicht

Mir aber nicht ganz aus; ein Gedächtnis doch,

Damit ich edel sterbe, laßt ihr

Trügrischen, Diebischen, mir nachleben.