Joseph von Eichendorff
1788 - 1857
Gedichte in zeitlicher Folge
1817
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[Der frohe Wandersmann.]
Wem Gott will rechte Gunst erweisen,Den schickt er in die weite Welt,Dem will er seine Wunder weisenIn Feld und Wald und Strom und Feld.Die Trägen, die zu Hause liegen,Erquicket nicht das Morgenroth,Sie wissen nur vom KinderwiegenVon Sorgen, Last und Noth um Brodt.Die Bächlein von den Bergen springen,Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,Was sollt' ich nicht mit ihnen singenAus voller Kehl' und frischer Brust?Den lieben Gott laß ich nur walten;Der Bächlein, Lerchen, Wald und FeldUnd Erd' und Himmel will erhalten,Hat auch mein' Sach' auf's Best' bestellt!
Entstanden 1817, Erstdruck 1823, hier Fassung von 1826 __________
[Der Gärtner.]
Wohin ich geh' und schaue,In Feld und Wald und ThalVom Berg' hinab in die Aue:Viel schöne, hohe Fraue,Grüß ich Dich tausendmal.In meinem Garten find' ichViel Blumen, schön und fein,Viel Kränze wohl d'raus wind' ichUnd tausend Gedanken bind' ichUnd Grüße mit darein.Ihr darf ich keinen reichen,Sie ist zu hoch und schön,Die müssen alle verbleichen,Die Liebe nur ohne GleichenBleibt ewig im Herzen stehn.Ich schein' wohl froher DingeUnd schaffe auf und ab,Und, ob das Herz zerspringe,Ich grabe fort und singeUnd grab' mir bald mein Grab.
Entstanden 1817, Erstdruck 1823, hier Fassung von 1826 __________
Die Lerche.
Ich kann hier nicht singen,Aus dieser Mauern dunklen RingenMuß ich mich schwingenVor Lust und tiefem Weh.O Freude, in klarer HöhZu sinken und sich zu heben,In GesangUeber die grüne Erde dahinzuschweben,Wie unten die licht' und dunkeln StreifenWechselnd im Fluge vorüberschweifen,Aus der Tiefe ein Wirren und Rauschen und Hämmern,Die Erde aufschimmernd im Frühlingsdämmern,Wie ist die Welt so voller Klang!Herz, was bist Du bang?Mußt aufwärts dringen!Die Sonne tritt hervor,Wie glänzen mir Brust und Schwingen,Wie still und weit ist's droben am Himmelsthor!
Entstanden 1817, Erstdruck 1818, hier Fassung von 1826 __________
Der Abend.
Schweigt der Menschen laute Lust:Rauscht die Erde wie in TräumenWunderbar mit allen Bäumen,Was dem Herzen kaum bewußt,Alte Zeiten, linde Trauer,Und es schweifen leise SchauerWetterleuchtend durch die Brust.
Entstanden 1817, Erstdruck 1823, hier Fassung von 1826 __________
Heimweh.
Wer in die Fremde will wandern,Der muß mit der Liebsten gehn,Es jubeln und lassen die AndernDen Fremden alleine stehn.Was wisset Ihr, dunkele WipfelnVon der alten schönen Zeit?Ach, die Heimath hinter den Gipfeln,Wie liegt sie von hier so weit.Am liebsten betracht ich die Sterne,Die schienen, wenn ich ging zu ihr,Die Nachtigall hör' ich so gerne,Sie sang vor der Liebsten Thür.Der Morgen, das ist meine Freude!Da steig ich in stiller Stund'Auf den höchsten Berg in die Weite,Grüß Dich Deutschland aus Herzensgrund!
Entstanden 1817, Erstdruck 1823, hier Fassung von 1826 |