Joseph von Eichendorff
1788 - 1857
Gedichte in zeitlicher Folge
1809
|
|
______________________________________________________________________________
|
|
Auf dem Schwedenberge.
Da hoben bunt und bunterSich Zelte in die Luft,Und Fähnlein wehten munterHerunter von der Kluft.
Und um die leichten Tische,An jenem Bächlein klar,Saß in der kühlen FrischeDer lust'gen Reiter Schar.Eilt' durch die rüstgen ZecherDie Marketenderinn,Reicht' flüchtig ihre Becher,Nimmt flücht'ge Küsse hin.Da war ein Toben, Lachen,Weit in den Wald hinein,Die Trommel ging, es brachenDie lust'gen Pfeifen drein.Durch die verworr'nen KlängeStürmt' fort manch' wilde Brust,Da schallten noch GesängeVon Freiheit und von Lust.Fort ist das bunte Toben,Verklungen Sang und Klang,Und stille ist's hier obenViel hundert Jahre lang.Du Wald, so dunkelschaurig,Waldhorn, Du Jägerlust!Wie lustig und wie traurigRührst Du mir an die Brust!
Entstanden 1807, Erstdruck 1837 __________
Nachtbilder.IV.Geistesgruß.[Der Geist.]
Nächtlich dehnen sich die Stunden,Unschuld schläft in stiller Bucht,Fernab ist die Welt verschwunden,Die das Herz in Träumen sucht.Und der Geist tritt auf die Zinne,Und noch stiller wird's umher,Schauet mit dem starren SinneIn das wesenlose Meer.Wer ihn sah bei WetterblickenSteh'n in seiner Rüstung blank:Den mag nimmermehr erquickenReichen Lebens frischer Drang. –Fröhlich an den öden MauernSchweift der Morgensonne Blick,Da versinkt das Bild mit SchauernEinsam in sich selbst zurück.
Entstanden 1809, Erstdruck 1815, hier: Fassung von 1826 |