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Erzählung des Pfarrers.
Unser lieber Herrgott im Himmel, welcher will, daß Niemand untergehen solle, sondern daß wir Alle zu seiner Erkenntniß gelangen und zum segensreichen Leben, welches ewig ist, ermahnt uns durch den Propheten Jeremias und spricht in dieser Weise: Stehet auf den Gassen und schauet und fraget nach den vorigen Wegen – das heißt den alten Bibelsprüchen – welches der gute Weg sei, und wandelt darinnen, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen! Viele sind der geistlichen Wege, welche das Volk zu unserm Herrn Jesus Christus führen und zum Reiche der Herrlichkeit. Unter diesen Wegen giebt es einen höchst edlen und vortrefflichen, der keinem Manne und keinem Weibe ermangeln kann, welche durch Sünde von dem rechten Pfade zum himmlischen Jerusalem abgewichen sind.
Incipit prima pars penitentiae.
Und dieser Weg heißt: die Buße; nach welchem Jedermann sich freudig umhören und von ganzem Herzen fragen sollte, um zu erfahren, was Buße sei, weßhalb sie Buße heiße, wie viele Handlungen und Werke der Buße es gebe, und in wie viele Gattungen die Buße zerfalle, was zur Buße nothwendig und unerläßlich sei, und was die Buße hindere. – St. Ambrosius sagt: Die Buße ist der Jammer eines Mannes über die Schuld, welche er auf sich geladen hat, und der Entschluß, nichts mehr zu thun, was ihm gereuen könnte. Und ein Doctor sagt: Buße ist das Wehgeschrei eines Mannes, der über seine Sünde bekümmert ist und sich mit Sorgen quält um das, was er gethan hat. Buße ist, umständlicher angegeben, die wahre Reue eines Mannes, den seine Sünde leid und peinlich ist; und um daher wahrhaft bußfertig zu sein, muß er zunächst die Sünde beklagen, welche er begangen hat und im Herzen den festen Vorsatz fassen, sie zu beichten und zu sühnen und niemals etwas wieder zu thun, was er zu beweinen und zu beklagen hat, und stets in guten Werken zu beharren; denn sonst kann seine Reue ihm nichts nützen. St. Isidorus sagt: Der ist ein Schwätzer und ein Plapperer und nicht wahrhaft bußfertig, der wiederholt das thut, was er bereuen muß. Weinen und doch nicht von der Sünde lassen, hilft zu nichts. Indeß der Mensch soll immer hoffen, daß, wenn er fällt, und sei es noch so oft, er sich durch Buße wieder erheben kann, sofern er Gnade findet; doch dieses ist gewiß höchst zweifelhaft. Denn, wie St. Gregorius sagt: Nicht leicht erhebt sich aus der Sünde, wem der Vorwurf böser Angewohnheit trifft. Und darum hält die heilige Kirche reuige Leute, welche aufhören zu sündigen und von der Sünde lassen, oder von denen die Sünde läßt, ihres Seelenheils sicher. Und bei dem, welcher sündigt, aber an seinem letzten Tage aufrichtig bereut, hegt auch die heilige Kirche noch Hoffnung auf Rettung seiner Reue wegen durch die große Gnade unseres Herrn, Jesu Christi.
Aber nehmt Ihr den sichern und den zuverlässigen Weg! Und, nachdem ich Euch nun erklärt habe, was Buße ist, sollt Ihr verstehen, daß es drei Handlungen der Buße giebt.
Die erste ist: daß ein Mann getauft wird, nachdem er gesündigt hat. St. Augustinus sagt: Nur wer sein altes, sündenvolles Leben bereut, kann ein neues, reines Leben beginnen; denn, wenn er ohne Reue über seine Schuld getauft wird, so ist es sicher, daß er zwar das Zeichen der Taufe empfängt, aber nicht ihre Gnade, nach Vergebung der Sünden, bevor er nicht wahrhaftige Reue empfunden hat. Ein andrer Mißstand ist, daß Leute Todsünden begehen, nachdem sie die Taufe empfangen haben. Der dritte Mißstand ist, daß Menschen nach ihrer Taufe täglich in läßliche Sünden fallen. Hierüber sagt St. Augustin: Die Buße demüthiger und guter Leute ist eine tägliche Buße.
An Gattungen der Buße giebt es drei. Die eine ist: feierlich; die andere: allgemein; und die dritte: heimlich.
Diejenige Buße, welche feierlich ist, zerfällt in zwei Arten.
Wie in den Fasten aus der Kirche verwiesen zu werden für Kindesmord und derartige Sachen. Eine andere ist, wenn ein Mann öffentlich gesündigt hat und seine Schuld im Lande öffentlich ruchbar geworden ist; dann zwingt ihn die heilige Kirche durch ihr Urtheil, dafür auch öffentliche Buße zu thun. Allgemeine Buße ist, daß die Priester in gewissen Fällen den Menschen auferlegen, beispielsweise nackend oder barfuß auf Pilgerfahrt zu gehen. Heimliche Buße ist die, so alle Menschen täglich für ihre heimlichen Sünden thun, die wir nur heimlich bekennen, und dafür heimliche Buße auferlegt erhalten.
Nun sollst Du lernen, was unerläßlich, nothwendig und dienlich für jede vollkommene Buße ist. Und dieses beruht auf drei Dingen: Zerknirschung des Herzens, Beichte des Mundes und Sühne. Deshalb sagt St. Johannes Chrysostomus: Buße bewegt den Mann, gutwillig jede Strafe anzunehmen, die ihm auferlegt wird, mit zerknirschtem Herzen, durch Beichte seines Mundes, durch Sühne und Vollbringung aller Werke der Demuth. Und dies ist die fruchtbringende Buße für jene drei Dinge, durch welche wir unsern Herrn Jesus Christus kränken, nämlich durch Sünde in Gedanken, im sorgenlosen Reden und im bösen Thun. Und in Bezug auf diese drei Sünden kann man die Buße einem Baume vergleichen. Die Wurzel des Baumes ist Zerknirschung, die im Herzen desjenigen ruht, der wahrhaft reuig ist, wie die Wurzel des Baumes in der Erde. Aus dieser Wurzel der Zerknirschung springt ein Stamm, der die Aeste und Blätter der Beichte und die Früchte der Sühne trägt. Von welchen Christus in seinem Evangelium spricht: Thut rechtschaffene Früchte der Buße; denn durch diese Früchte kann man den Baum nur unterscheiden und erkennen, nicht an der Wurzel, welche im Herzen des Menschen verborgen ist, nicht bei den Zweigen und Blättern der Beichte. Darum sagt unser Herr, Jesus Christ: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen! Aus dieser Wurzel springt auch der Samen der Gnade empor, welcher die Mutter des Heils ist und dieser Samen ist thätig und heiß. Die Gnade dieses Samens kommt von Gott durch die Erinnerung an den Tag des Gerichtes und die Strafen der Hölle. Hierüber sagt Salamo: daß aus Furcht vor Gott der Mensch seine Sünde verlasse. Die Hitze dieses Samens ist die Gottesliebe und das Verlangen nach ewiger Seligkeit. Diese Hitze zieht das Menschenherz zu Gott und macht ihm die Sünde verhaßt. Gewiß, nichts giebt es, was dem Kinde so gut schmeckt, als die Milch seiner Amme, aber nichts ist ihm mehr zuwider als die Milch, wenn ihm andere Nahrung gereicht wird. Gerade so erscheint dem Sünder die Sünde, welche er liebt, als das süßeste aller Dinge; doch sobald er ernstlich unserm Herrn Jesum Christum liebt und nach dem ewigen Leben verlangt, so giebt es nichts, was er mehr verabscheut. Denn, fürwahr, das Gesetz Gottes ist die Liebe Gottes. Deshalb sagt David, der Prophet: Ich halte die Wege meines Herrn und bin nicht gottlos wider meinen Gott. Wer Gott liebt, hält seine Gebote und sein Wort. Diesen Baum sah der Prophet Daniel im Geiste beim Traumgesicht des Nebukadnezars, als er ihm rieth, Buße zu thun.
Buße ist der Baum des Lebens für die, so sie thun, und derjenige, der wahrhaft bußfertig ist, empfängt Segen nach dem Spruch des Salamo.
Bei dieser Buße oder Zerknirschung sind vier Sachen zu unterscheiden. Nämlich, was Zerknirschung heißt, welches die Ursachen sind, die uns zur Zerknirschung bringen, wie die Zerknirschung beschaffen sein soll und in welcher Art sie der Seele nützt. Nun aber steht es so, daß Zerknirschung der aufrichtige Kummer ist, welchen man im Herzen für seine Sünden fühlt mit dem ernsten Vorsatz zu beichten, zu büßen und niemals wieder zu sündigen. Und wie St. Bernhard sagt, soll dieser Kummer also beschaffen sein: er soll schwer, schmerzlich, scharf und schneidend sein. Erstens: weil der Mensch sich gegen seinen Herrn und Schöpfer vergangen hat; schärfer und stechender, weil er gegen seinen Vater im Himmel gesündigt hat; noch weit schärfer und stechender, weil er schuldbeladen und sündig vor dem ist, welcher uns durch sein kostbares Blut von den Banden der Sünde, von der Grausamkeit des Teufels und von den Qualen der Hölle losgekauft hat.
Die Gründe, welche einen Mann zur Zerknirschung bewegen sollen, sind sechsfacher Art. Zunächst soll der Mensch seiner Sünden eingedenk sein. Aber er sehe sich wohl vor, daß diese Erinnerung für ihn in keiner Weise ein Vergnügen, sondern große Scham und Sorge ob seiner Sünden sei. Denn Hiob sagt: Wer Sünde thut, soll seine Schuld bekennen. Und deßhalb sagt Hesekiel: Ich will mit Bitterkeit im Herzen mich aller Jahre meines Lebens erinnern. Und Gott sagt in der Apokalypse: Bedenket, wovon ihr gefallen seid. Denn ehe ihr sündigtet, waret ihr die Kinder Gottes und Glieder seines Reiches; aber durch eure Sünde seid ihr faule Knechte geworden, Glieder des Teufels, Verächter der Engel, Spötter der heiligen Kirche, Speise für die falsche Schlange und Brennstoff für das höllische Feuer. Ja, noch fauler und abscheulicher, denn ihr kehrt zur Sünde zurück, wie der Hund zu seinem Ausgespeiten, und weit fauler noch durch euer langes Verharren in der Sünde und lasterhafte Gewohnheit, durch welche ihr in Sünden verfault, wie das Vieh in seinem eigenen Miste.
Solche Gedanken machen den Menschen wegen seiner Sünde beschämt und nicht erfreut, wie Gott sagt durch den Propheten Hesekiel: Ihr werdet eurer Wege gedenken und sie werden euch mißfallen. Gewiß, die Sünde ist der Weg, welcher den Menschen zur Hölle führt.
Der zweite Grund, welcher den Menschen bewegen sollte, Abscheu vor der Sünde zu haben, ist dieser, daß – wie St. Petrus sagt –derjenige, welcher Sünde thut, sich zum Knechte des Verderbens macht; denn Sünde bringt den Mann in große Knechtschaft. Und daher sagt der Prophet Hesekiel: ich ward betrübt und hatte Abscheu vor mir selber. Fürwahr, mit Recht sollte ein Mann die Sünde verabscheuen und sich von jener Knechtschaft und Missethat frei machen. Und seht, was Seneka über diesen Gegenstand sagt. Er spricht: Ob ich auch wüßte, daß weder Gott noch Menschen es je erführen, so würde ich doch verschmähen, zu sündigen. Und derselbe Seneka sagt auch: Ich bin zu größeren Dingen geboren, als der Sclave meines Körpers zu sein und meinen Körper zum Sclaven zu machen. Und keinen schlimmeren Sclaven kann Mann oder Weib aus dem Körper machen, als wenn sie denselben der Sünde überlassen. Wäre es auch der gemeinste Kerl und das gemeinste Weib von geringstem Werthe, sie werden dennoch in schlimmerer Lage und größerer Knechtschaft sein. Je höher der Rang ist, von welchem der Mensch herabfällt, um so mehr wird er immer Knecht und vor Gott und der Welt niederträchtig und verächtlich sein. O, guter Gott! wohl sollte der Mensch Abscheu vor der Sünde hegen, denn aus einem Freien macht sie ihn zum Sclaven. Und daher sagt St. Augustin: Wenn du den Knecht verachtest, weil er sich vergeht oder sündigt, dann fühle auch selber Abscheu, Sünden zu begehen. Denke an den eignen Werth, daß du nicht verächtlich vor dir selbst seist! Ach! wohl sollten die, so sich zu Knechten und Sclaven der Sünde nicht hergeben wollen, welche Gott in seiner endlosen Güte so hoch gestellt, denen er Witz, Körperkraft, Gesundheit, Schönheit und Wohlstand gegeben, und die er vom Tode mit seinem Herzblut erkauft hat, sich vor sich selber schämen, daß sie ihm seine Güte durch so schmählichen Undank lohnen, indem sie ihre eigene Seele abschlachten. O, guter Gott! ihr Weiber, die ihr so schön seid, denkt an den Spruch Salamos, welcher ein schönes Weib, welches eine Närrin ihres eigenen Leibes ist, mit einem Goldringe vergleicht, so in der Nase einer Sau getragen wird. Denn, wie die Sau sich in jeder Pfütze wälzt, so wälzt sie auch ihre Schönheit in dem stinkenden Schlamme der Sünde.
Der dritte Grund, welcher einen Menschen zur Zerknirschung bewegen sollte, ist die Furcht vor dem Tage des Gerichts und den gräßlichen Strafen der Hölle. Denn St. Hieronymus sagt: Jedesmal, daß ich an den Tag des Gerichtes denke, bebe ich; denn esse ich, oder trinke ich, oder thue, was ich thue, so deucht mir, die Trompete töne in mein Ohr: Erhebt euch, die ihr todt seid, und kommt vor das Gericht! O, guter Gott! wie sehr sollte man solch ein Gericht fürchten, wo wir alle – wie St. Paul sagt – vor dem gerechten Gerichte unseres Herrn Jesus Christus stehen, wenn er die allgemeine Versammlung hält, wo niemand fehlen darf; denn sicherlich, es giebt keine Ausrede noch Entschuldigung, und nicht nur über unsere Fehler soll Recht gesprochen, sondern auch unsere Werke sollen öffentlich erkannt werden. Und – wie St. Bernhard sagt – dort wird keine Entschuldigung und keine List nützen, denn ihr müßt Rechenschaft geben von jedem unnützen Worte. Dort werden wir einen Richter finden, der nicht zu täuschen und nicht zu bestechen ist; und weßhalb? denn wahrlich alle unsere Gedanken sind ihm bekannt, und weder Bitten, noch Gaben können ihn bestechen. Und deßhalb sagt Salamo: Der Zorn Gottes wird niemanden verschonen um keiner Bitte und um keiner Gabe willen. Und daher ist keine Hoffnung, am Tage des Gerichts zu entfliehen. Deßhalb sagt St. Anselmus: Große Angst wird die Sünder zu dieser Zeit ergreifen. Der ernste und zornige Richter wird oben sitzen und unter ihm öffnet sich der gräßliche Schlund der Hölle, die zu verschlingen, so ihre Sünden nicht bekennen wollen, welche sich öffentlich vor Gott und jeder Kreatur zeigen werden; und zur Linken werden mehr Teufel sein, als irgend ein Herz denken kann, um die sündhaften Seelen in den Höllenschlund zu treiben und zu ziehen, und in den Herzen der Leute wird das beißende Gewissen sein, und sodann wird auch die ganze Welt in Flammen stehen. Wohin soll die elende Seele dann fliehen, um sich zu verbergen? Gewiß sie kann sich nicht verbergen, sie muß hervorkommen und sich zeigen. Denn sicherlich – wie St. Hieronymus sagt: die Erde wird ihn auswerfen und das Meer und die Luft, welche voll Donner und Blitz sein wird. Nun, wahrhaftig, wer sich dieser Dinge erinnern will, dem werden sicherlich seine Sünden keinen Kitzel erregen, sondern schwere Sorge aus Furcht vor den Strafen der Hölle. Und deßhalb sagt Hiob zu Gott: Gestatte, Herr, daß ich eine zeitlang klage und traure, ehe ich hingehe und komme nicht wieder, nämlich ins Land der Finsterniß, wo der Schatten des Todes ist und keine Ordnung herrscht, sondern grausige Furcht ohne Ende. Ja! hier könnt ihr sehen, daß Hiob um einen kurzen Aufschub bat, seine Schuld zu beweinen und zu bejammern; denn wahrlich alle Sorgen, die sich ein Mann seit dem Beginne der Welt je machen konnte, sind nur geringfügige Sachen im Vergleiche zu den Sorgen der Hölle. Versteht es wohl! Der Grund, weßhalb Hiob die Hölle das Land der Dunkelheit nennt, ist dieser. Er nennt sie Land oder Erde, weil sie fest und ständig ist; und dunkel, weil der, so in der Hölle ist, Mangel leidet an dem natürlichen Lichte; denn, wahrlich, das dunkle Licht, das aus dem ewig und immerwährendem Feuer kommt, wird denen Schmerzen verursachen, welche in der Hölle sind, denn es zeigt ihnen die gräulichen Teufel, welche sie quälen. Bedeckt mit der Finsterniß des Todes; das heißt, daß demjenigen, der in der Hölle ist, das Angesicht Gottes fehlt, denn, wahrlich, Gottes Angesicht ist das ewige Leben. Die Dunkelheit des Todes; das sind die Sünden, die der elende Mensch gethan hat, und welche ihn verhindern, das Angesicht Gottes zu schauen, gleich wie eine dunkle Wolke, die zwischen uns und der Sonne steht. Es ist das Land des Unbehagens, weil dort an den drei Dingen Mangel ist, welche die Leute dieser Welt während ihrer Lebenszeit haben, nämlich Ehre, Vergnügen und Reichthum. Anstatt Ehre haben sie in der Hölle Schande und Verderben; denn ihr wißt wohl, daß man Ehre die Hochachtung nennt, welche die Menschen einander erweisen; aber, sicherlich, dort wird dem Könige nicht mehr Hochachtung gezollt als dem Knechte. Deßhalb spricht Gott durch den Propheten Jeremias: die, so mich verachten, werden verachtet sein! Ehre wird gleichfalls große Herrschaft genannt. Dort wird kein Mensch dem andern dienen, denn nur zum Schaden und zur Qual. Ehre wird auch große Würdigkeit und Hoheit genannt; aber in der Hölle wird sie von Teufeln zu Boden getrampelt werden. Wie Gott spricht, werden die gräulichen Teufel auf den Köpfen der Verdammten gehen und einherschreiten, und je höher sie in diesem gegenwärtigen Leben gestanden haben, um desto tiefer werden sie in der Hölle erniedrigt und entehrt werden. Statt der Reichthümer dieser Welt werden sie das Ungemach der Armuth haben, und diese Armuth wird aus vier Dingen bestehen: Mangel an Schätzen, worüber David sagt: die Reichen, welche mit ihren Schätzen hängen und kleben, werden den Schlaf des Todes schlafen, und sie werden von allen ihren Schätzen nichts in ihren Händen finden. Und ferner besteht das Ungemach der Hölle in Mangel an Speise und Trank. Denn Gott spricht so durch Moses: sie werden durch Hunger verzehrt werden, und die Vögel der Hölle werden sie verschlingen zu bitterem Tod, und die Galle des Drachen wird ihr Trunk und das Gift des Drachen wird ihre Speise sein. Und zu noch größerem Ungemach wird ihnen Kleidung fehlen; denn sie werden nackend und ohne Hülle sein außer dem Feuer, in welchem sie brennen, und anderem Kothe; und sie werden nackend im Geiste sein, aller Tugend bar, welche die Kleidung der Seele ist. Wo bleiben da die lustigen Gewänder, die weichen Decken, die feinen Hemden? Seht! was spricht Gott durch den Propheten Jesaias? Unter sie sollen Motten gestreut werden und die Würmer der Hölle sollen ihre Decken sein. Und zu noch größerem Ungemach wird dort Mangel an Freunden sein; denn dort giebt es keinen Freund, denn weder Gott noch irgend ein gutes Geschöpf wird ihr Freund sein, und jeder von ihnen wird mit tödtlichem Hasse den andern hassen. Die Söhne und Töchter werden sich erheben wider ihre Väter und Mütter, Art gegen Art, und sie werden sich gegenseitig beschimpfen und schelten bei Tage und bei Nacht, wie Gott spricht durch den Propheten Micha. Und von den verliebten Kindern, welche ehedem so fleischlich liebten, würde jeder den andern auffressen, wenn er nur könnte. Denn, wie könnten sich in den Qualen der Hölle diejenigen lieben, die sich schon in der Glückseligkeit dieses Lebens gegenseitig haßten? Denn glaubt mir, ihre fleischliche Liebe war tödtlicher Haß. Wie der Prophet David sagt: Wer Schlechtigkeit liebt haßt seine eigene Seele, und wer seine eigene Seele haßt, der kann, fürwahr, einen andern nimmermehr lieben; und deßhalb giebt es in der Hölle keinen Trost und keine Freundschaft, und je näher diejenigen, so in der Hölle wohnen, mit einander verwandt sind, desto mehr wird auch des gegenseitigen Fluchens, Scheltens und tödtlichen Hasses sein. Und außerdem werden sie Mangel an Vergnügungen haben; denn, wahrlich, Vergnügungen entspringen den fünf Sinnen, wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Aber in der Hölle wird ihr Gesicht voll Dunkelheit und Rauch sein und ihre Augen voller Thränen; ihr Gehör voller Heulen und Zähneklappern, wie Jesus Christ sagt; und ihre Nasenlöcher werden voll Gestank sein; und ihr Geschmack – wie der Prophet Jesais sagt – wird bittere Galle sein; und was das Gefühl anbetrifft, so wird ihr ganzer Körper mit Feuer bedeckt sein, das unauslöschbar ist, und mit Würmern, die nimmer sterben, wie Gott durch den Mund des Propheten Jesaias spricht. Und damit sie nicht wähnen mögen, sie könnten vor Qual sterben und durch den Tod derselben also entfliehen, sollen sie lernen die Worte Hiobs zu verstehen, welcher spricht: Dort ist der Schatten des Todes. – Jawohl! ein Schatten gleicht dem Gegenstande, welcher ihn wirft. Grade so steht es mit der Qual der Hölle. Sie gleicht dem Tode wegen der fürchterlichen Angst. Und weßhalb? Weil es sie immer schmerzt, als ob sie auf der Stelle sterben würden; aber, fürwahr, sie sollen nicht sterben! Denn – wie der heilige Gregorius sagt: den elenden Lumpenhunden soll der Tod ohne Tod sein, das Ende ohne Ende und an Mangel soll ihnen es nicht mangeln, denn ihr Tod soll ewig leben, ihr Ende soll immer von neuem beginnen und ihr Mangel soll nimmer aufhören. Und derowegen sagt St. Johann der Evangelist: Sie werden dem Tode nachgehen, aber sie werden ihn nicht finden; sie werden zu sterben wünschen, aber der Tod wird vor ihnen fliehen. Und auch Hiob sagt: daß in der Hölle keine Ordnung und keine Regel herrsche. Und wenn auch Gott alles in rechter Ordnung, und nichts ohne Ordnung geschaffen hat, dagegen alles geregelt und gezählt von ihm ist, nichtsdestoweniger stehen die Verdammten außer der Ordnung und halten keine Ordnung. Denn die Erde trägt für sie keine Frucht – denn, wie David sagt, Gott wird die Frucht der Erde vor ihnen zerstören – das Wasser giebt ihnen keine Feuchtigkeit, die Luft keine Erfrischung, das Feuer kein Licht. Denn – wie der heilige Basilius sagt – den Brand des Feuers dieser Welt wird Gott den Verdammten in der Hölle geben; aber die Klarheit und das Licht desselben seinen Kindern im Himmel, wie ein guter Hausvater seinen Kindern das Fleisch und den Hunden die Knochen giebt. Und sie werden keine Hoffnung zu entfliehen haben – sagt Hiob zuletzt–und Angst und grause Furcht soll dort für immerdar wohnen. Angst ist die stete Furcht vor den Leiden, die kommen werden und diese Furcht wird stets in den Herzen der Verdammten wohnen. Und somit haben sie aus sieben verschiedenen Ursachen all ihre Hoffnung verloren. Erstens: weil Gott, der sie richtet, ohne Gnade für sie sein wird; sie können ihm nicht gefallen, noch irgend einem Heiligen; sie können kein Lösegeld zahlen; sie haben keine Stimme mit ihm zu reden; sie können der Qual nicht entfliehen; sie haben keine Kraft zum Guten in sich, welche sie zeigen könnten, um sich von den Qualen zu befreien. Und daher sagt Salamo: Der gottlose Mensch stirbt; und ist er todt, so bleibt ihm keine Hoffnung der Qual zu entrinnen. Wer also diese Qualen wohl erfassen und daran denken will, daß er sie selbst für seine Sünden verdient habe, der wird sicher mehr Neigung fühlen, zu seufzen und zu weinen, als zu singen und zu spielen. Denn – wie Salamo sagt: Wer Kunde hat von den Qualen, die über die Sünde bestimmt und verhängt worden sind, der möchte die Sünde verlassen. Diese Kunde – sagt St. Augustin – macht den Menschen wehleidig im tiefsten Herzen.
Der vierte Punkt, welcher den Menschen zur Zerknirschung bringen sollte, ist die sorgenvolle Erinnerung an die guten Thaten, die er vergeblich hier auf Erden vollbracht und an das gute, was er umsonst gethan hat. Fürwahr, die guten Werke, welche umsonst gethan sind, können solche gute Werke sein, welche der Mensch gethan hat, bevor er in Todsünde fiel, oder solche, die er verrichtete, während er in Sünden lag. Wahrlich, alle guten Werke, die er that, ehe er in Todsünde fiel, sind sammt und sonders getödtet, vernichtet und abgeschwächt durch sein wiederholtes Sündigen; die andern Werke, welche er that, während er in Sünden lag, sind gänzlich todt für das ewige Leben im Himmel. Denn diejenigen guten Werke, welche durch wiederholtes Sündigen getödtet sind, und die er gethan hat, während er in Huld stand, können ohne wahre Reue niemals wieder lebendig werden. Und darüber sagt Gott durch den Mund des Hesekiel: Wenn der gerechte Mensch sich wiederum von der Gerechtigkeit abwendet und Böses thut, wird er dann leben? – Nein! denn aller seiner guten Werke, die er verrichtet hat, wird nimmerdar gedacht werden, denn in seiner Sünde wird er sterben. Und über dasselbe Capitel äußert sich St. Gregorius so: Wir sollten vor allem begreifen lernen, daß, wenn wir Todsünde begehen, es uns zu garnichts helfen könne, uns der guten Werke zu erinnern, welche wir zuvor gethan haben und sie in unser Gedächtniß zurückzurufen; denn, sicherlich durch die Begehung von Todsünde ist kein Verlaß mehr auf die guten Werke, welche wir früher verrichtet haben, wenigstens nicht insofern wir dadurch das ewige Leben im Himmel erwerben können. Indessen nichtsdestoweniger kehren die guten Werke zurück und werden wieder lebendig, und helfen und fördern uns, das ewige Leben im Himmel zu erlangen, wenn wir Zerknirschung hegen. Aber, wahrlich, die guten Werke, welche man thut, während man in Todsünde ist, stehen nie wieder auf; denn das ist klar, ein Ding, welches nie gelebt hat, kann auch nimmer wieder zu Leben kommen. Jedoch, ob sie zwar nicht dazu nützen können, das ewige Leben zu gewinnen, vermögen sie dennoch die Qualen der Hölle abzukürzen oder wir mögen zeitliche Güter durch dieselben erwerben, oder Gott mag durch dieselben das Herz des Sünders erhellen und erleuchten, damit er Reue fühle; auch nützen sie dadurch, daß sie den Menschen an das Verrichten guter Werke gewöhnen, damit der Feind weniger Gewalt über seine Seele habe. Und daher will der gütige Herr, Jesus Christ, daß kein gutes Werk verloren gehe, sondern zu irgend etwas nütze. Aber insofern die guten Werke, welche Menschen thun, während sie rechtschaffen leben, insgesammt durch die nachfolgende Sünde getödtet werden, und auch insofern alle guten Werke, welche Menschen verrichten, während sie in Todsünde sind, gänzlich abgestorben sind in Bezug auf die Erlangung des ewigen Lebens, so kann auch mit Recht der Mann, welcher keine gute Werke thut, jenes neue französische Lied singen: J'ai tout perdu mon temps et mon labour.“ Denn, gewiß, die Sünde beraubt den Menschen seiner natürlichen, sowie seiner ihm durch Gnade verliehenen Güte. Denn, wahrlich, die Gnade des heiligen Geistes fährt dahin wie ein Feuer, das nicht müssig bleiben kann; denn das Feuer erlischt, sobald es von seiner Arbeit läßt, und ebenso erlischt die Gnade, wenn sie in ihren Werken nachläßt. Dann verliert der sündige Mensch die Huld der Seligkeit, welche den Guten verhießen ist, so arbeiten und Gutes schaffen. Wohl mag dann derjenige traurig sein, der sein ganzes Dasein Gott verdankt, so lange er lebte und so lange er leben wird, daß er nichts Gutes gethan hat, seine Schuld an Gott abzutragen, dem er alles Leben verdankt; denn verlaßt euch darauf, ihr sollt Rechenschaft geben – sagt St. Bernhard – von all den Gaben, welche euch im gegenwärtigen Leben verliehen sind, und wie ihr sie angewandt habt, und zwar so, daß kein einziges Haar vom Haupte niederfallen, noch die Zeit einer Stunde vergehen soll, ohne daß ihr darüber Rechenschaft abzulegen habt.
Die fünfte Sache, welche einen Mann zur Zerknirschung bewegen sollte, ist die Erinnerung an die Leiden, welche unser Herr, Jesus Christus, um unsrer Sünde willen ertrug. Denn – wie St. Bernhard sagt: So lang' ich lebe, will ich im Gedächtniß tragen die Beschwerden, welche unser Herr, Jesus Christ, bei seiner Lehre erduldete; die Mühseligkeit seiner Reisen, seine Versuchung, als er fastete, sein langes Wachen, als er betete, und seine Thränen, die er aus Mitleid um das gute Volk vergoß; die Worte der Kränkung, der Schande und des Schmutzes, welche die Leute wider ihn sprachen; den faulen Speichel, welchen sie in sein Angesicht spuckten; die Faustschläge, welche sie ihm gaben; die faulen Gesichter, welche sie ihm schnitten, und die faulen Vorwürfe, welche sie ihm machten; die Nägel, mit denen man ihn an das Kreuz schlug, und den ferneren Fortgang seines Leidens, das er nur allein um der Sünde der Menschheit willen und nicht durch eigene Schuld ertrug. – Hier könnt Ihr sehen, wie durch die Sünde des Menschen jede Ordnung und jede Regel auf den Kopf gestellt wird! Denn es ist klar, daß von Gott Vernunft, Sinnlichkeit und der menschliche Leib so geordnet sind, daß jedes dieser vier Dinge Herrschaft über die Vernunft haben soll; das heißt: Gott soll Herrschaft über die Vernunft haben; die Vernunft über die Sinnlichkeit, und die Sinnlichkeit über den menschlichen Leib. Doch, wahrlich, wenn der Mensch sündigt, so stellt er diese Ordnung und Regel auf den Kopf, und daher kommt es, daß, wenn die menschliche Vernunft nicht Gott unterthänig und gehorsam sein will, der doch zu Recht ihr Oberherr ist, sie auch ihre Herrschaft verliert, welche sie über die Sinnlichkeit und über den menschlichen Leib ausüben sollte. Und warum? weil Sinnlichkeit alsdann gegen Vernunft rebellirt, und dadurch die Vernunft ihre Herrschaft über die Sinnlichkeit und über den Körper verliert. Denn, wie die Vernunft ein Rebelle gegen Gott ist, so sind auch die Sinnlichkeit und der Körper Rebellen wider die Vernunft. Und, wahrlich, diese Unordnung und Rebellion hatte unser Herr, Jesus Christ, mit seinem theuren Leibe schwer zu zahlen; und hört, in welcher Weise. Denn alldieweil Vernunft ein Rebelle gegen Gott ist, verdient der Mensch Sorgen zu tragen und zu sterben. Dies litt unser Herr, Jesus Christus, für die Menschheit, nachdem er von seinem Jünger verrathen und gefesselt und gebunden war, so daß – wie St. Augustin sagt – sein Blut unter jedem Nagel seiner Hände hervorspritzte! Und fernerweit, da die Vernunft des Menschen die Sinnlichkeit nicht in Zaum halten will, wie sie könnte, so hat der Mensch auch Schande verdient, und diese Schande hat unser Herr, Jesus Christus, für den Menschen erlitten, als sie ihm in das Angesicht spieen. Und weiter noch: derweil der jammervolle Menschenleib ein Rebelle ist wider Vernunft und Sinnlichkeit, so hat er dieserhalb den Tod verdient; und diesen Tod hat unser Herr, Jesus Christ, am Kreuze erlitten, wo kein Theil seines Körpers frei war von großem Schmerz und bitterm Leiden. Und alles dieses erduldete unser Herr, Jesus Christ, der nichts verbrochen hatte, und also sprach er: Zu sehr werde ich gequält um Dinge, für welche ich es niemals verdient habe, und zu sehr werde ich erniedrigt der Verdammniß halber, welche dem Menschen gebührt. Und wohl mag daher der Sünder sprechen, wie St. Bernhard sagt: Verflucht sei die Bitterkeit meiner Sünde, um derenwillen so große Bitterkeit zu erdulden war. Denn gewiß nach den verschiedenen Mißgattungen unserer Schlechtigkeit war das Leiden Jesu Christi auch verschieden gestaltet, und zwar so: Wahrlich, die Seele des Sünders wird vom Teufel verrathen durch die Begehrlichkeit nach zeitlichem Wohlergehn, und durch Hinterlist verspottet, wenn sich der Mensch fleischlichen Lüsten ergiebt; und darnach wird sie im Unglück durch Ungeduld gequält und durch die Knechtschaft und Unterwürfigkeit unter die Sünde bespeit, und endlich zuletzt wird sie erschlagen. Für diese Mißgattungen der Sünde im Menschen ward Jesus Christus erst verrathen und dann gebunden; er, welcher kam, uns loszubinden von der Sünde und der Pein. Dann wurde er verspottet, er, welcher in allen Dingen und vor allen Dingen hätte geehrt werden sollen. Dann wurde sein Angesicht, welches zu sehen die ganze Menschheit wünschen sollte und welches die Engel zu schauen verlangen, elendiglich bespeit. Dann wurde er gegeißelt; er, welcher nichts übles gethan hatte; und endlich ward er gekreuzigt und erschlagen. So waren die Worte des Propheten Jesaia erfüllt: Er ward verwundet wegen unserer Missethat und beschimpft wegen unser Verbrechen! Nun, da Jesus Christ für alle unsere Schlechtigkeit die Pein auf sich selbst genommen hat, wie sehr sollte der Sünder da weinen und wehklagen, daß Gottes Sohn vom Himmel für seine Sünden alle diese Qualen erdulden mußte.
Die sechste Sache, welche einen Mann zur Zerknirschung bewegen sollte, ist die Hoffnung auf drei Dinge, nämlich: auf Vergebung der Sünden, auf die Gabe der Gnade, rechtschaffen zu wandeln, und auf die Herrlichkeit des Himmels, durch welche Gott den Menschen für seine guten Thaten belohnen will. Und deßhalb, weil Jesus Christ uns diese Gaben aus seiner Freigebigkeit und unendlichen Güte schenkt, ist er Jesus Nazarenus Rex Judaeorum genannt worden. Jesus heißt nämlich Erlöser oder Erlösung, dieweil alle Menschen hoffen sollen durch ihn Vergebung der Sünden zu erlangen, worin die eigentliche Erlösung von der Sünde besteht. Und daher sprach der Engel zu Joseph: Du sollst ihn Jesus heißen denn er wird sein Volk von seiner Sünde erlösen. Und hiervon spricht auch St. Peter: Es ist kein andrer Name unter dem Himmel, der irgend einem Menschen gegeben ist, durch welchen wir von unseren Sünden erlöst werden, denn einzig der Name: Jesus.
Nazarenus heißt so viel wie blühend, dieweil der Mensch hoffen soll, daß er, welcher ihm die Vergebung der Sünden verschafft hat, ihm auch die Gnade verleihen werde, rechtschaffen zu wandeln; denn in der Blüthe ist die Hoffnung auf Frucht für kommende Zeiten, und in der Vergebung der Sünde ist die Hoffnung auf Gnade, rechtschaffen zu wandeln. Ich stand vor der Thüre deines Herzens“ – spricht Jesus – und klopfte an, um Einlaß bittend. Der mir öffnet, soll Vergebung der Sünden empfahen, und ich will in ihm eintreten und mit ihm essen von den guten Werken, welche er thun wird, denn diese Werke sind die Speise Gottes, und er soll mit mir essen von der großen Freude, welche ich ihm gebe werde.“ So soll der Mensch hoffen, daß durch seine Werke der Buße ihm Gott das Himmelreich verleihen werde, welches er ihm im Evangelium verheißt.
Nun soll der Mensch verstehen lernen, wie seine Zerknirschung beschaffen sein muß. Ich sage: sie muß allgemein und vollständig sein; das heißt: ein Mensch soll wahrhaft bußfertig sein für alle seine Sünden, welche er im Wohlgefallen seiner Gedanken gethan hat; denn Wohlgefallen ist gefährlich. Denn es giebt zwei Arten der Einwilligung aus Neigung, nämlich, wenn ein Mann sich zur Sünde bewegen läßt und dann länger mit Vergnügen an die Sünde denkt, aber nicht seine faule Lust und Neigung bezwingt, obschon seine Vernunft wohl begreift, daß es Sünde gegen das Gesetz sei, und wiewohl er klar einsieht, daß es gegen die Ehrfurcht vor Gott ist. Und wenn auch eine Vernunft zwar nicht einwilligt, die Sünde thatsächlich zu begehen, so sagen doch einige Doctoren, daß eine solche Lust, so länger in uns wohne, höchst gefährlich sei, wie unbedeutend sie auch immer erscheinen möge. Und daher sollte ein Mann ganz besonders betrübt sein über alles, was er je dem Gesetze Gottes zuwider gewünscht hat mit voller Einwilligung seiner Vernunft, denn es ist kein Zweifel, daß solche Einwilligung Todsünde ist. Denn, gewiß, es giebt keine Todsünde, welche nicht zunächst in dem Gedanken des Menschen ihren Ursprung hat und dann später zur Lust und dann zur Einwilligung und dann zur That wird. Darum sage ich, daß viele Leute über solche Gedanken und Neigungen niemals Reue fühlen und sie niemals beichten, sondern nur die sichtbaren Thaten gröblicher Sünde. Darum sage ich, daß solche böse Gelüste schlaue Betrüger sind, sintemal die Menschen dafür verdammt sein werden. Auch fernerhin sollte man nicht minder Sorge tragen wegen seiner bösen Worte, als wegen seiner bösen Thaten. Denn, wahrlich, Reue über eine besondere Sünde und keine Reue über die allgemeine Sünde, oder Reue über die allgemeine, aber keine Reue über die besondere Sünde hilft zu nichts.
Fürwahr, Gott der Allmächtige ist die vollkommene Güte; und deßhalb vergiebt er entweder alle Sünden, oder gar keine überhaupt. Und daher sagt St. Augustin: Ich weiß gewiß, daß Gott der Feind jedes Sünders ist; und wie das? Soll der, welcher eine Sünde bekennt, Vergebung für den Rest seiner Sünden haben? Nein! Und fernerhin muß die Zerknirschung wunderbar sorgenvoll und qualvoll sein, und dann schenkt uns dafür Gott ehrlich seine Gnade. Und wenn daher meine Seele voll Sorgen und voll Qual war, dann hatte ich Gott im Gedächtniß, damit mein Gebet zu ihm dringen möge.
Fernerweit muß die Zerknirschung anhaltend sein, und man muß den festen Entschluß hegen, zu beichten und sein Leben zu bessern. Denn, wahrlich, wenn die Zerknirschung dauernd ist, mag der Mensch Hoffnung hegen, Vergebung zu erlangen. Und daraus entsteht Haß gegen die Sünde, welcher dieselbe in ihm selber wie in anderm Volke, auf welches er Einfluß hat, zerstört. Weßhalb David sagt: Die, so Gott lieben, hassen das Böse; denn Gott lieben, heißt das lieben, was er liebt, und das hassen, was er haßt.
Das letzte, was der Mensch hinsichtlich der Zerknirschung verstehen lernen soll, ist, wozu die Zerknirschung nützt. Ich sage, daß Zerknirschung den Menschen manchmal von Sünde befreit, worüber David sagt: Ich hatte den festen Vorsatz zu bekennen, und Du, o Herr! sprachst mich meiner Sünden los. Und grade so, wie Zerknirschung nichts hilft ohne den ernsten Vorsatz der Beichte und Buße, ebensowenig Werth hat Beichte und Buße ohne Zerknirschung. Und außerdem zerstört Zerknirschung den Kerker der Hölle und macht die Gewalt der Teufel kraftlos und schwach und erneuet die Gaben des heiligen Geistes und aller Tugenden, und sie reinigt die Seele von Sünde, und befreit sie von der Qual der Hölle, von der Gesellschaft des Teufels und von der Knechtschaft der Sünde, und macht sie wieder tüchtig für alle geistlichen Güter und für die Gemeinschaft der heiligen Kirche. Und fernerweit macht sie den, welcher ehedem ein Kind des Zornes war, zum Kinde der Gnade; und alles dieses wird durch die heilige Schrift bezeugt. Und wer daher nach diesen Dingen streben will, wird sehr weise sein; denn, fürwahr, er wird dann in seinem Leben nicht mehr den Muth haben zu sündigen, sondern wird sein Herz und seinen Leib dem Dienste Jesu Christi weihen und ihm solcher Weise huldigen. Fürwahr, unser Herr Jesus Christ, hat uns so gütereich in unserer Thorheit geschont, daß wir alle ein trauriges Lied singen könnten, wenn er nicht Mitleid mit den Menschen hätte.
Explicit prima pars penitentiae;
et incipit pars secunda.
Der zweite Theil der Buße ist die Beichte und diese ist das Merkmal der Zerknirschung. Nun sollt Ihr verstehen, was Beichte ist, ob sie nothwendig sei oder nicht, und was zur wahren Beichte erforderlich ist.
Zuerst mußt Du wissen, daß Beichte das aufrichtige Bekennen der Sünde an den Priester ist, und zwar aufrichtig, weil man ihm alle Verhältnisse beichten muß, welche zur Sünde gehören, so weit man vermag; alles muß gesagt, nichts entschuldigt, verborgen oder verschleiert werden, ohne dabei mit den guten Werken zu prahlen. Somit ist es nothwendig, einzusehen, woher die Sünden entspringen, wie sie zunehmen und welcher Art sie sind. Vom Ursprung der Sünde spricht St. Paul in dieser Weise: wie durch einen Menschen die Sünde ist kommen in die Welt und der Tod durch die Sünde, so dringt also der Tod zu allen Menschen, welche Sünde thun. Und dieser Mensch, durch welchen Sünde in die Welt kam, war Adam, dieweil er das Gebot Gottes brach. Und er, der anfangs so mächtig war, daß er nicht zu sterben brauchte, wurde hernach ein solcher Mensch, daß er sterben mußte, er mochte wollen oder nicht, und alle seine Nachkommen in dieser Welt, die in solcher Weise sündigen, sterben. Sieh! wie in dem Stande der Unschuld, als Adam und Eva noch nackend im Paradiese waren und keine Scham über ihre Blöße fühlten, die Schlange, dieses listigste von allen Thieren, so Gott erschaffen hatte, zum Weibe sprach: Warum hat euch Gott befohlen, daß ihr nicht von jedem Baume im Paradiese essen dürft? Und das Weib antwortete: Wir essen – sprach sie – von den Früchten der Bäume im Paradiese, aber von den Früchten des Baumes mitten im Paradiese hat Gott gesagt: esset nicht davon, rühret es auch nicht an, daß ihr nicht sterbet. Die Schlange sprach zum Weibe: Nein, Nein! ihr werdet mit nichten des Todes sterben, sondern Gott weiß fürwahr, daß, welches Tages ihr davon esset, so werden eure Augen aufgethan und ihr werdet sein wie die Götter und wissen, was gut und böse ist. Das Weib schauete an, daß von dem Baume gut zu essen und er lieblich anzusehen wäre, und nahm von der Frucht des Baumes und aß, und gab ihren Mann auch davon, und er aß. Und sogleich wurden ihrer beider Augen aufgethan, und als sie gewahr wurden, daß sie nackend waren, nähten sie aus den Blättern des Feigenbaumes eine Art von Hose zusammen, um ihre Nacktheit zu verbergen. Hier könnt Ihr sehen, daß die Todsünde zunächst vom Teufel eingegeben wird, wie es hier die Natter zeigt, und nachher durch das Gelüste des Fleisches, wie es hier Eva zeigt, und sodann durch die Einwilligung der Vernunft, wie es Adam zeigt. Denn glaubet nur, wenn auch der Teufel Eva versuchte, das heißt: das Fleisch, und wenn auch das Fleisch Vergnügen fand an der verbotenen Frucht, so war der Mensch dennoch im Stande der Unschuld, bis die Vernunft, das heißt: Adam einwilligte, die Frucht zu essen. Von diesem Adam ist uns die Erbsünde überkommen. Von ihm stammen wir alle nach dem Fleische ab und sind erzeugt aus schlechten und verdorbenen Säften; und wenn die Seele in unseren Körper gelegt wird, so ist sie auch sofort der Erbsünde verbunden, und dasjenige, was anfänglich nur Drang der fleischlichen Begierde war, ist späterhin sowohl Drangsal als auch Sünde; und dieserhalb würden wir alle geborene Kinder des Zornes sein und bestimmt zur ewigen Verdammniß, wenn wir nicht die Taufe empfingen, welche die Schuld von uns hinwegnimmt. Aber nichtsdestoweniger wohnet der Drang der Versuchung in uns und dieser Drang heißt: fleischliche Begierde. Ist diese fleischliche Begierde auf das Schlechte gerichtet und gestellt, so macht sie den Menschen durch die Begierde des Fleisches lüstern nach fleischlicher Sünde, nach irdischen Dingen durch das Gesicht seiner Augen und nach Hoheit durch den Stolz seines Herzens.
Um von der ersteren Begierde zu sprechen, welche Fleischeslust heißt nach dem Gesetze unserer Glieder, welche das gerechte Urtheil Gottes in richtiger Weise erschaffen hat, so sage ich: Gleich wie ein Mensch nicht gehorsam ist gegen Gott, so ist auch sein Herz gegen ihn selbst ungehorsam durch fleischliche Begierde, was die Veranlassung und Pflege der Sünde genannt wird. So lange deßhalb ein Mensch den Drang der Fleischeslust in sich trägt, ist es unmöglich, daß er nicht bisweilen versucht und in seinem Fleische zur Sünde gereizt werde. Und dieses wird nicht ausbleiben, so lange er lebt. Es mag wohl schwächer werden durch die Kraft der Taufe und durch die Gnade Gottes mittelst der Buße, aber so gänzlich wird es niemals unterdrückt werden, daß man in seinem Innern nicht dann und wann dazu geneigt ist, sofern man nicht davon zurückgehalten wird durch Krankheit, durch böse Künste der Zauberei oder durch kalte Getränke. Denn seht, was sagt St. Paul? Das Fleisch trachtet wider den Geist und der Geist wider das Fleisch, sie sind sich entgegen und widerstreiten sich so, daß ein Mensch nicht immer thun kann, wie er möchte. Denn St. Paulus nach seiner großen Buße zu Wasser und zu Lande – im Wasser bei Tag und Nacht in großer Fährlichkeit und großer Mühe; zu Lande in großem Hunger und Durst, in Frost und Blöße, einmal beinahe zu Tode gesteinigt – spricht dennoch: Ach, ich elender Mensch! wer wird mich aus dem Kerker meines elenden Leibes befreien? Und St. Hieronymus – nachdem er lange Zeit in der Wüste gewohnt hatte, wo er nur die Gesellschaft wilder Thiere kannte, wo er nur Kräuter zur Nahrung, nur Wasser zum Trunk und kein ander Bette als die nackte Erde fand, weßhalb sein Fleisch schwarz wurde wie ein Ethiopier vor Hitze und beinahe abstarb vor Kälte – sagt dennoch: daß der Brand der Geilheit in seinem ganzen Körper kochte. Deßhalb weiß ich sicherlich, daß diejenige sich selbst betrügen, welche sagen, daß sie niemals in ihrem Leibe versucht seien. Zeugniß davon giebt St. Jakobus, welcher sagt, daß jeder in seinem eigenen Gewissen versucht werde, das heißt: daß ein Jeder von uns Ursache und Gelegenheit hat, daß er durch die Sünde, so er im Körper hegt, versucht werde. Und deßhalb sagt St. Johann, der Evangelist: Wenn wir sagen, daß wir ohne Sünde sind, so betrügen wir uns selber und die Wahrheit ist nicht in uns.
Nun sollt Ihr verstehen, wie die Sünde im Menschen wächst und zunimmt. Der Anfangsgrund ist das Hegen der Sünde, von dem ich bereits sprach, und dieses ist die fleischliche Begierde; und hinterher kommt die Eingebung des Teufels, das heißt: des Teufels Blasebalg, mit welchem er im Menschen das Feuer der fleischlichen Begierde anfacht, und sodann überlegt der Mensch, ob er die Sache, zu welcher er versucht wird, thun will oder nicht. Und wenn dann der Mensch widersteht und die ersten Verlockungen seines Fleisches zurückweist, so ist es keine Sünde. Wenn er dieses aber nicht thut, spürt er sofort die Flamme der Lust, und dann ist es gut, ihn zu warnen und zurückzuhalten, auf daß er nicht sofort in die Sünde willige, oder sie thue, wenn er Zeit und Gelegenheit dazu findet. Und über diese Sache läßt Moses den Teufel in folgender Weise sprechen. Der Feind sagt: Ich will den Menschen durch böse Einflüsterungen jagen und verfolgen; ich will ihn durch Verlockung und Aufreizung zur Sünde packen, und ich will meinen Preis oder meine Beute mit Ueberlegung zerreißen, und meine Lust soll in Wonne endigen! Ich will mein Schwert der Einwilligung ziehen – denn, wahrlich, wie ein Schwert ein Ding in zwei Theile zerlegt, so trennt auch die Einwilligung den Menschen von Gott – und dann will ich ihn mit meiner Hand durch den Tod der Sünde erwürgen! So spricht der Feind. Und wahrlich, dann verfällt des Menschen Seele ganz und gar dem Tode, dann wird die Sünde durch Versuchung, Lust und Einwilligung erzeugt und wird in dieser Weise alsdann in dem Menschen zur That. Die Sünde ist in Wahrheit zweierlei Art, entweder ist sie läßliche Sünde oder Todsünde. Wenn nun aber ein Mensch irgend ein Geschöpf mehr liebt als Jesum Christ, dann ist es Todsünde; und läßliche Sünde ist, wenn der Mensch Jesum Christ weniger liebt, als er sollte. Wahrlich, das Begehen solcher läßlicher Sünde ist höchst gefährlich, denn es verringert mehr und mehr die Liebe, welche der Mensch zu Gott haben sollte. Und wenn sich daher ein Mensch mit vielen solcher läßlicher Sünden beschwert, so können sie in ihm fürwahr die Liebe, welche er zu Jesus Christ hegt, wohl vermindern, wenn er sich ihrer nicht bisweilen durch die Beichte entledigt, und so geht gar leicht die läßliche Sünde in Todsünde über. Gewißlich, je mehr ein Mensch seine Seele mit läßlichen Sünden beladet, desto mehr wird er geneigt sein, in Todsünde zu fallen. Und darum laßt uns nicht nachlässig sein, und uns unserer läßlichen Sünden zu entlasten. Denn das Sprichwort sagt: Kleines aber vieles muß Großes werden stets am Schluß! Und hört nunmehr dieses Beispiel an: Eine große Meereswoge kommt oftmals mit so großer Gewalt, daß sie das Schiff mit Wasser füllt; und denselben Schaden richten oftmals die kleinen Tropfen Wasser an, welche durch die kleinen Ritzen des Kieles in den Bodenraum des Schiffes eindringen, wenn die Menschen so nachlässig sind, sie nicht bei Zeiten zu entfernen. Und obschon ein Unterschied zwischen diesen zwei Ursachen ist, wird doch in beiden Fällen das Schiff mit Wasser gefüllt. Grade so geht es oftmals mit der Todsünde und den schädlichen läßlichen Sünden, wenn sie sich im Menschen so sehr vermehren, daß die Liebe zu irdischen Dingen, durch welche er läßlich sündigt, in seinem Herzen so groß oder größer wird, als die Liebe zu Gott. Und daher ist Liebe zu allen den Sachen, welche Gott nicht in sich schließen und welche nicht hauptsächlich um Gottes willen gethan werden, selbst wenn sie der Mensch auch weniger liebt als Gott, dennoch läßliche Sünde. Und Todsünde ist, wenn die Liebe zu irgend einem Dinge in dem Herzen des Menschen ebenso schwer oder schwerer wiegt, als die Liebe zu Gott. Todsünde – wie St. Augustin sagt – ist, wenn ein Mensch sein Herz von Gott abwendet, der die alleroberste und unwandelbare Güte ist, und sein Herz den Dingen zuwendet, welche wandelbar und flüchtig sind; und, wahrlich, das ist jedes Ding außer Gott im Himmel. Denn das ist sicher, wenn ein Mensch seine Liebe, welche er Gott mit seinem ganzen Herzen schuldig ist, auf ein Geschöpf wendet, so beraubt er auch gewiß Gott um so viel seiner Liebe, als er jenem Geschöpfe schenkt, und begeht daher Sünde, da er als Schuldner von Gott nicht an ihm seine volle Schuld bezahlt, das heißt: ihm die ganze Liebe seines Herzens giebt.
Nun, da man im Allgemeinen verstanden haben wird, was läßliche Sünde sei, so scheint es angezeigt, im Besondern die Sünden aufzuzählen, welche Mancher vielleicht für keine Sünden hält, und welche er nicht beichtet. Aber nichtsdestoweniger sind sie Sünden in der That, wie diese Gottesgelehrten schreiben; das heißt: jeder Zeit, wenn der Mensch mehr ißt oder trinkt, als zur Erhaltung des Körpers nothwendig ist, begeht er sicherlich Sünde; auch wenn er mehr spricht, als nöthig ist, thut er Sünde; auch wenn er nicht wohlwollend die Klage des Armen anhört; auch wenn er gesund am Leibe ist und dennoch ohne vernünftigen Grund nicht fasten will, wenn Andre fasten; auch wenn er mehr schläft, als er bedarf, oder durch diesen Umstand zu spät zur Kirche oder zu andern Werken der Liebe kommt; auch wenn er seines Weibes gebraucht, ohne den obersten Wunsch der Zeugung zu Ehren Gottes oder um seinem Weibe die Schuld seines Körpers zu entrichten; auch wenn er Kranke und Gefangene nicht besucht, wann er kann; auch wenn er Weib oder Kind oder andere irdische Dinge mehr liebt, als die Vernunft erfordert; auch wenn er mehr schmeichelt und liebkost, als er nothwendig zu thun braucht; auch wenn er das Almosen an Arme verringert oder zurückhält; auch wenn er seine Speisen köstlicher anrichtet, als nothwendig ist, oder aus Leckerhaftigkeit zu hastig verschlingt; auch wenn er von eitlen Dingen in der Kirche oder beim Gottesdienste spricht, oder wenn er ein Schwätzer müssiger Worte der Thorheit oder der Schande ist, für welche er Rechenschaft ablegen soll am Tage des Gerichts; auch wenn er verspricht oder versichert, etwas zu thun, was er nicht halten kann; auch wenn er aus thörichtem Leichtsinn seinen Nächsten verläumdet und verspottet; auch wenn er, statt Gewißheit zu haben, über Sachen einen besonderen Verdacht hegt; diese Sachen und manche andere sonder Zahl sind Sünde, wie St. Augustin sagt.
Nun müßt Ihr aber verstehen, daß, obwohl freilich der erdgeborene Mensch nicht alle läßliche Sünden vermeiden kann, er sich dennoch durch die brennende Liebe, die er für unsern Herrn, Jesus Christ, hegt, und durch Gebet und Beichte und andre gute Werke so in Zaum halten kann, daß es ihm nur wenig schaden wird. Denn – wie St. Augustin sagt – wenn ein Mensch Gott in solcher Weise liebt, daß alles, was er immer thut aus seiner Liebe zu Gott kommt, oder um der Liebe Gottes willen, weil er in wahrhafter Liebe zu Gott entbrannt ist, so wird, siehe du: grade so sehr wie ein Tropfen Wasser, der in einen feurigen Ofen fällt, das Brennen des Feuers kümmert und stört, auch eine läßliche Sünde in gleicher Weise einen solchen Menschen bekümmern und stören, der beständig und vollkommen in der Liebe zu unserm Heiland, Jesus Christ ist. Fernerhin kann auch der Mensch die läßliche Sünde mäßigen und sich derselben entledigen, wenn er würdig den kostbaren Leib Jesu Christi empfängt, sowie die Spendung des heiligen Wassers, sowie durch Almosengeben, durch die allgemeine Beichte im Confiteor bei der Messe, der Prime oder beim Komplet, und durch den Segen der Bischöfe und Priester, und durch andere gute Werke.
De septem peccatis mortalibus.
Nun geziemt es sich zu sagen, was Todsünden sind, das will sagen: die Anführer der Sünden, denn sie laufen alle an einer Leite, obschon in verschiedener Weise. Sie werden aber Anführer genannt, insofern sie die Hauptsünden sind und aus ihnen die andern entspringen. Die Wurzel dieser Sünden ist der Stolz, die allgemeine Wurzel alles Uebels. Denn aus dieser Wurzel entspringen gewisse Aeste, wie Zorn, Neid, Verdrossenheit oder Trägheit, Geiz oder im allgemeinen Sinne Begehrlichkeit, Schwelgerei und Wollust; und jede von diesen Hauptsünden hat ihre Aeste und Zweige, wie in den folgenden Capiteln erklärt werden wird.
De superbia.
Und ob es zwar sein mag, daß Niemand vollständig die Zahl der Zweige und der Nachtheile kennt, welche aus Stolz entspringen, so will ich doch einen Theil derselben zeigen, wie ihr gleich sehen sollt.
Da sind: Ungehorsam, Ruhmredigkeit, Heuchelei, Hochmuth, Dünkel, Trotz, Schadenfreude, Unverschämtheit, Ueberhebung, Heftigkeit, Widersetzlichkeit, Zank, Anmaßung, Unehrerbietigkeit, Halsstarrigkeit, Aufgeblasenheit und viele andere Zweige, welche ich nicht aufführen kann.
Ungehorsam ist der, welcher sich aus Geringschätzung nicht den Geboten Gottes, seiner Obrigkeit und seines geistlichen Vaters unterwirft. Ruhmredig ist der, welcher das Böse oder Gute herausstreicht, welches er gethan hat. Heuchler ist der, welcher sich andern nicht zu zeigen sucht, wie er ist, oder sich so zu zeigen sucht, wie er nicht ist. Hochmüthig ist der, welcher seinen Nachbarn, das heißt: seinen Mitchristen verachtet, oder das zu thun verschmäht, was er thun sollte. Dünkelhaft ist der, welcher denkt, daß er in sich Vortrefflichkeit besäße, welche er nicht hat, oder der wähnt, daß solche ihm seinem Verdienste nach zukäme, oder der sich selbst für besser hält, als er ist. Trotzig ist der, welcher aus Stolz keine Scham über seine Sünden fühlt. Schadenfroh ist der, welcher sich über den Schaden freut, so er angerichtet hat. Unverschämt ist der, welcher nach seiner Meinung alle Leute hinsichtlich ihres Werthes, Wissens, Redens und Betragens geringachtet. Ueberhebung ist, wenn man keinen Meister über sich und keinen Genossen neben sich dulden will. Heftig ist der, welcher an seine Fehler nicht gemahnt und erinnert sein will und mittelst Zank die Wahrheit wissentlich angreift und seine Thorheit vertheidigt. Widersetzlich ist der, welcher sich durch seinen Unwillen jeder Autorität und Macht entgegenstemmt, so über ihn ist. Anmaßung ist, wenn der Mensch etwas unternimmt, was ihm nicht ansteht, oder was er nicht thun darf, und dieses wird auch Selbstüberschätzung genannt. Unehrerbietigkeit ist, wenn der Mensch nicht da Ehrfurcht zeigt, wo er sie zeigen sollte und wie er sie für sich selbst in Anspruch nimmt. Halsstarrigkeit ist, wenn ein Mensch zu sehr seine eigene Thorheit vertheidigt und zu sehr auf sein eigenes Urtheil besteht. Aufgeblasenheit ist das Wohlgefallen an Pomp und an zeitlicher Hoheit und sich seines weltlichen Ranges zu rühmen. Schwatzhaftigkeit ist, wenn ein Mann zuviel von den Leuten spricht und wie eine Mühle klappert, und nicht bedenkt was er sagt.
Und es giebt auch eine heimliche Sorte von Stolz, insofern Jemand abwartet, zuerst gegrüßt zu werden, bevor er selbst grüßt, obschon er minder werth als der Andere ist, auch sich zuerst niedersetzen will, oder den Vortritt haben, oder den Meßkelch küssen, oder beräuchert werden, oder zum Opfer gehen vor seinen Nachbarn oder ähnliche Dinge, obwohl sie ihm vielleicht nicht zustehen, weil er in seinem Herzen und Sinne ein solch stolzes Verlangen trägt, vor den Leuten erhöht und geehrt zu werden.
Nun giebt es zwei Arten von Stolz; der eine sitzt im Herzen, der andere ist äußerlich. Von diesen gehören sicherlich die vorhin genannten Dinge und mehr als ich aufgezählt habe, zum Stolze, welcher im Herzen des Menschen ist; und es giebt andere Sorten, welche äußerlich sind, aber nichtsdestoweniger ist die eine Sorte von Stolz das Zeichen der andern, grade wie das lustige Aushängeschild am Wirthshause ein Zeichen ist vom Weine, welcher im Keller liegt. Und dieses gilt von vielen Dingen, wie von der Sprache und Haltung und von dem übermäßigen Staate in der Kleidung. Denn, gewiß, läge keine Sünde in der Kleidung, so würde auch Christus nicht so bald auf die Kleidung des reichen Mannes im Evangelium hingewiesen und davon gesprochen haben. Und da St. Gregor sagt, daß werthvolle Kleidung strafbar sei wegen ihrer Kostspieligkeit, ihrer Weichlichkeit, ihrer Sonderbarkeit und ihrer Vermummung, sowie wegen ihres überflüssigen Umfanges oder ihrer unangemessenen Enge, ach! sollte man da nicht in unsern Tagen auf die sündbare Kostbarkeit der Kleidung blicken und insbesondere auf den überflüssigen Umfang oder auch auf die unangemessene Knappheit derselben?
Was die erste Sünde des Ueberflusses an Kleidung betrifft, welche sie zum Schaden des Volkes so vertheuert, so giebt es nicht allein Kosten für das Besticken, Besetzen, Auszähnen, Einfassen, Kräuseln, Puffen, Schlängeln und Faltenlegen und ähnliche Zeugverschwendung aus Eitelkeit, sondern da ist auch noch ferner das kostbare Unterfutter in den Kleidern, so vieles Bohren mit Pfriemen, um Löcher zu machen, so vieles Zuschneiden mit Scheeren, ein solcher Ueberfluß an Länge in der erwähnten Kleidung, daß die Schleppen durch den Mist und den Dreck zu Fuß und zu Pferde von den Männern und Frauen geschleift und lieber verludert, verdorben, fadenscheinig und durch den Mist verrottet werden, als daß man das Zeug den Armen gäbe zum größten Nachtheil der armen Leute und zwar in verschiedener Weise. Das heißt: je mehr Zeug verludert wird, je theurer wird es seines Mangels wegen für die armen Leute und fernerweit, wenn man solche durchlöcherte und verschleppte Kleider auch den Armen geben wollte, so würden sie für ihren Stand nicht passen und nicht hinreichend sein, ihrer Nothdurft zu helfen und sie vor der Ungunst des Wetters zu schützen.
Sprechen wir auf der andern Seite von der gräulichen, unangemessenen Enge der Kleider, wie diese anschließenden Hosen oder hanswurstigen Beinfutterale, welche durch ihre Knappheit nicht die Schamglieder des Mannes zu bösen Zwecken verbergen, ach! so zeigen einige von ihnen das Geschwulst und die Form der gräulichen geschwollenen Glieder, die wie ein Darmbruch aussehen, in dem Tragbeutel ihrer Hosen und nicht minder hinten den Steiß, welcher aussieht, als ob er der Hintertheil einer Aeffin im Vollmondscheine wäre; und wenn sie ihre abscheulichen geschwollenen Glieder in Vermummung zeigen, indem sie ihre Hosen in weiß und roth theilen, so scheint es, als ob sie ihre Schamtheile geschunden hätten. Und wenn sie ihre Hosen in andere Farben theilen, wie weiß und blau oder weiß und schwarz, oder schwarz und roth und so weiter, so sieht es bei der Verschiedenheit der Farbe aus, als ob die Hälfte ihrer Schamglieder durch das Feuer des heiligen Antonius oder durch den Krebs oder durch einen andern Unfall faul geworden wäre. Auch der Hintertheil ihrer Gesäße ist gräulich anzusehen, denn, wahrlich, jener Theil ihres Körpers, allwo sie ihren stinkenden Unrath von sich geben, diese faule Partie, zeigen sie stolz vor dem Volke in Verachtung der Ehrbarkeit, welche Jesus Christus und seine Freunde in ihrem Leben zu zeigen pflegten.
Nun von dem übertriebenen Staate der Weibsleute! Gott weiß, obwohl die Gesichter keusch und schüchtern scheinen, bekunden sie dennoch in ihren Kleidern Lüsternheit und Stolz. Ich sage nicht, daß Wohlanstand in der Kleidung für Mann oder Weib unziemlich sei, aber, gewiß, der Ueberfluß oder die unangemessene Enge der Kleidung ist tadelnswerth. So zeigt sich auch die Sünde in der Verzierung und im Schmucke der Dinge, welche zum Reiten gehören, wie in vielen feinen Pferden, welche zum Vergnügen gehalten werden und so schön und so fett und so kostbar sind, und auch in den vielen liederlichen Stallburschen, welche ihretwegen gehalten werden, in dem sonderbaren Geschirr, wie Satteln, Schwanz- und Brustriemen und Zügeln, bedeckt mit den kostbarsten und reichsten Tuchen und besetzt und beschlagen mit Gold und Silber. Worüber Gott durch Sacharja, den Propheten, spricht: Ich will die Reiter solcher Pferde zu Grunde richten! Diese Leute nehmen nur wenig Rücksicht auf den Ritt des Sohnes von Gott im Himmel und von seinem Geschirr, als er auf dem Esel ritt und kein anderes Sattelzeug hatte, als die armen Kleider seiner Jünger; ja wir lesen nirgends, daß er jemals auf einem andern Thiere geritten sei. Ich spreche dieses von der Sünde des Ueberflusses, und nicht von der Ziemlichkeit, welche die Vernunft erfordert. Und außerdem macht sich Stolz im höchsten Grade bemerkbar durch das Halten von großer Dienerschaft, welche nutzlos und überflüssig und insbesondere, wenn sie verbrecherisch und dem Volke lästig ist durch die Unverschämtheit hoher Herrschaft oder im Wege ihres Amtes; denn, sicherlich solche Herren verkaufen ihre Herrlichkeit dem Teufel in der Hölle, indem sie die Schlechtigkeit ihrer Dienerschaft begünstigen. Oder auch sonst, wenn Leute von niedrigem Stande, welche Wirthschaften halten, das Uebervortheilen ihrer Gäste dulden, wie solches auf verschiedene Weise geschieht. Solche Art Leute sind wie Fliegen, die dem Honig, oder wie Hunde, die dem Aas folgen. Solche Art Leute erdrosseln geistig ihre Herrschaft, weßhalb David, der Prophet, in dieser Weise spricht: Schlimmer Tod soll solche Herren treffen und Gott gebe, daß sie insgesammt zur Hölle fahren mögen, denn in ihren Häusern wohnt Ungerechtigkeit und Verworfenheit, aber nicht der Herrgott im Himmel! Und fürwahr, wie Gott dem Laban Segen gab durch den Dienst des Jakob, und dem Pharaoh durch den Dienst des Joseph, so wird er auch solchen Herrschaften seinen Fluch geben, wenn sie die Schlechtigkeiten ihrer Diener unterstützen und nicht zur Besserung gelangen. Auch bei der Tafel zeigt sich der Stolz sehr oft, indem reiche Leute zum Essen geladen und die armen zurückgewiesen und fortgescholten werden, und gleichfalls in dem Ueberfluß an verschiedenen Speisen und Getränken und namentlich in solchen gebackenen Schüsseln und Gerichten, welche in wildem Feuer brennen, und gemalt und mit Papier eingefaßt sind, und in ähnlicher Verschwendung, so daß es ein Vorwurf ist, nur daran zu denken. Auch in der großen Kostbarkeit der Geräthe und in der Künstelei von Minnesängern, durch welche man zu den Lüsten der Ueppigkeit noch mehr gereizt wird, liegt Sünde, insofern sich dadurch das Herz weniger auf unsern Herrn Jesus Christus richtet, und wahrlich die Lust daran mag in diesem Falle so groß sein, daß man durch dieselbe leicht eine Todsünde begehen kann. Die Sündenarten, welche dem Stolze entquellen und daraus entspringen, besonders wenn sie aus bedachter, überlegter und vorher geplanter Bosheit entstehen, sind zweifelsohne Todsünden. Und wenn sie aus unüberlegter Schwachheit plötzlich entspringen und rasch wieder schwinden, so sind sie zwar sehr schwere, aber – wie ich denke – keine Todsünden. Nun möchte man fragen, woher jener Stolz entspringt und quellt? Ich sage, daß er bisweilen seinen Grund hat in den Gütern der Natur, bisweilen in den Gütern des Glücks, bisweilen in den Gütern der Gnade. Gewiß, die Güter der Natur bestehen aus den Gütern des Körpers oder den Gütern der Seele. Die Güter des Körpers sind sicherlich: Gesundheit des Leibes, Kraft, Gewandtheit, Schönheit, vornehme Abkunft und Freiheit. Die Güter der Natur in Bezug auf die Seele sind: guter Witz, scharfer Verstand, geschickte Kunstfertigkeit, natürliche Tugend, gutes Gedächtniß. Die Güter des Glücks sind: Reichthümer, hoher Stand der Herrschaft und Ruhm vor dem Volke. Güter der Gnade sind: Wissenschaft, Kraft geistige Anstrengung zu ertragen, Wohlwollen, tugendhafte Beschaulichkeit, Widerstand gegen Versuchung und ähnliche Sachen, von welchen genannten Gütern allen es aber sicherlich eine große Thorheit wäre, wenn sich der Mensch irgend eines derselben rühmen wollte. Um nun von den Gütern der Natur zu sprechen, so besitzen wir sie, weiß Gott, in unserer Natur bisweilen ebenso sehr zu unserm Schaden wie zu unserm Nutzen. Reden wir von der Gesundheit des Körpers, so geht sie wahrhaftig leicht vorüber und ist auch sehr häufig die Ursache von Krankheiten unserer Seele, denn Gott weiß, das Fleisch ist ein großer Feind der Seele, und jemehr daher der Körper gesund ist, in desto größerer Gefahr sind wir, zu fallen. Auch auf Körperkraft stolz zu sein, ist Thorheit, denn gewiß das Fleisch gelüstet wider den Geist, und je stärker das Fleisch ist, um so elender mag es um die Seele stehen, und Manchem verursacht überdem diese Körperkraft und weltliche Rüstigkeit sehr häufig Gefahr und Unglück. Auch stolz auf vornehme Abkunft zu sein, ist eine sehr große Thorheit, denn oftmals schließt der Adel des Körpers den Adel der Seele aus, und wir alle sind von einem Vater und einer Mutter und sämmtlich verrotteter und verfaulter Natur, sowohl reich als arm. Dagegen ist eine Art von Adel zu preisen, welche den Muth des Menschen mit Tugend und Sittlichkeit ausrüstet und ihm zum Kinde Christi macht, denn darauf könnt Ihr Euch verlassen, über wen Sünde die Meisterschaft hat, der ist nur ein ganz gemeiner Knecht der Sünde.
Nun giebt es allgemeine Kennzeichen des Adels, wie Enthaltung von Laster und Unzucht und Sündenknechtschaft in Wort und Werk und Haltung, und wie die Uebung von Tugend, Höflichkeit, Reinlichkeit und freigebig zu sein, das heißt: mit Maß zu schenken; denn, was über das Maß hinausgeht, ist Thorheit und Sünde. Ein anderes ist, sich der Wohlthaten zu erinnern, welche man von andern empfangen hat; ein anderes, gegen seine Untergebenen freundlich zu sein; weßhalb Seneka sagt: Nichts ist für einen Mann von hohem Rang so ziemlich, wie die Bescheidenheit und wie das Mitleid; und wenn die Fliegen, so man Bienen nennt, sich einen König geben, so wählen sie sich einen aus, der keinen Stachel hat, mit dem er stechen kann. Ein anderes ist, ein edles und eifriges Herz zu haben, um der Tugend nachzustreben. Nun, wahrlich, stolz auf die Güter der Gnade zu sein, ist ebenfalls eine außerordentliche Thorheit, denn diese Gnadengüter, welche uns zur Besserung und zur Arznei gereichen sollten, verwandeln sich alsdann in Gift und in Verderben, wie St. Gregorius sagt. Fürwahr, auch der, welcher Stolz auf die Güter des Glücks besitzt, ist ein großer Thor, denn Mancher ist ein großer Herr am Morgen und ein elender Wicht, bevor es Nacht geworden ist; und oftmals ist der Reichthum der Grund vom Tode eines Menschen, und oftmals liegt im Vergnügen eines Menschen die Ursache von schwerer Krankheit, an welcher er stirbt. Und sicherlich das Lob des Volkes ist zu falsch und zu zerbrechlich, um darauf zu bauen, denn heute preisen sie und morgen tadeln sie. Gott weiß, das Lob des Volkes zu haben, hat manchen thätigen Mann schon in den Tod geführt.
Remedium Superbiae.
Da Ihr nunmehr also verstanden habt, was Stolz ist, und welches die Gattungen desselben sind, und woher Menschenstolz kommt und entspringt, so sollt Ihr jetzt verstehen lernen, was das Mittel dagegen ist. – Demuth oder Ergebung ist das Mittel gegen den Stolz. Diese ist eine Tugend, durch welche der Mensch wahre Selbsterkenntniß erlangt und sich nicht für etwas Besonderes oder Vorzügliches hält in Bezug auf sein Verdienst, sondern stets seiner Schwachheit eingedenk ist. Nun giebt es drei Arten von Demuth: eine Demuth des Herzens, eine andere des Mundes und eine dritte der Werke. Die Demuth des Herzens ist vierfacher Art; die eine ist: wenn der Mensch sich selbst für unwerth vor Gott im Himmel hält; die zweite ist: wenn er keinen andern Menschen geringschätzt; die dritte ist: wenn er sich nicht daran stößt, daß die Menschen ihn für unwürdig halten; und die vierte ist: wenn er sich seiner Erniedrigung nicht schämt. Ebenso besteht Demuth des Mundes in vier Stücken; in mäßigem Sprechen, in demüthigem Sprechen, und wenn man mit eigenem Munde bekennt, daß man das ist, wofür man sich im Herzen hält, und fernerweit, wenn man die guten Eigenschaften Anderer schätzt und nichts davon verkleinert. Auch die Demuth der Werke ist viererlei Art. Die erste ist, wenn man andere Leute höher stellt, als sich selbst; die zweite ist, den niedrigsten Platz von allen zu wählen; die dritte ist, guten Rath freudig anzunehmen; die vierte ist, sich unter das Urtheil seines Oberherrn willig zu fügen oder von denen, so höher gestellt sind; gewiß dies ist ein großes Werk der Demuth.
De Invidia.
Nach dem Stolze will ich von dem garstigen Laster des Neides sprechen, welche nach den Worten des Philosophen Verdruß über das Wohlergehen anderer Leute ist, und nach den Worten des heiligen Augustinus Verdruß über das Wohl und Freude über den Harm von Anderen. Diese garstige Sünde ist geradezu wider den heiligen Geist. Zwar ist jede Sünde wider den heiligen Geist, aber grade so, wie alles Gute eigentlich dem heiligen Geiste angehört, und aus der Bosheit der Neid entspringt, so ist der letztere recht eigentlich der Gnadenfülle des heiligen Geistes zuwider. Nun zerfällt die Bosheit in zwei Arten, das heißt: in die Verwegenheit des Herzens zum Bösen, oder darin, daß das Fleisch des Menschen so blind ist, daß er nicht bedenkt oder nicht glaubt, daß er in Sünde sei, welches die Verwegenheit des Teufels ist. Eine andere Sorte von Neid ist, wenn ein Mensch der Wahrheit widerstreitet, obwohl er weiß, daß es Wahrheit ist; und auch, wer der Gnade Gottes widerstreitet, welche Gott seinem Nächsten geschenkt hat; und alles dies geschieht durch Neid. Gewißlich, dann ist Neid die schlimmste Sünde, die es giebt, denn, wahrlich, alle andern Sünden widerstreiten nur meistens einer besonderen Tugend, aber Neid sicherlich jeder Art von Tugenden und Trefflichkeiten; denn der Neidhart ist betrübt über alle gute Eigenschaften seiner Nachbarn. Und in dieser Art ist Neid von allen andern Sünden verschieden; denn kaum giebt es eine Sünde, in welcher nicht irgendwie Genuß liegt, nur den Neid ausgenommen, welcher stets nur Qual und Verdruß in sich trägt. Die Unterabtheilungen des Neides sind folgende. Da ist zunächst der Aerger über die Trefflichkeit anderer Menschen und über ihr Wohlergehn, und da diese natürliche Veranlassungen zur Freude sein sollten, so ist der Neid eine Sünde gegen die Natur. Die zweite Art von Neid ist Freude über anderer Leute Unglück; und das gleicht ganz eigentlich dem Teufel, der stets über alles Unglück des Menschen frohlockt. Aus diesen beiden Arten kommt Verläumdung, und diese Sünde der Verläumdung oder der Verkleinerung zerfällt wiederum in gewisse Sorten, z.B. Jemand lobt seinen Nachbar aus schlechter Absicht, denn er macht zum Schlusse einen bösen Knoten; immer setzt er ein aber“ am Ende hinzu, das mehr Tadel in sich schließt, als all sein Loben werth ist. Die zweite Art ist, wenn durch Verläumdung bei einem guten Menschen oder bei einer Sache, die in guter Absicht gesprochen oder ausgeführt wird, in böser Absicht alles Gute verdreht und auf den Kopf gestellt wird. Die dritte ist die Vorzüge des Nächsten zu verkleinern. Die vierte Gattung von Verläumdung ist diese: daß der Verläumder sagt, wenn Jemand von der Vortrefflichkeit eines Mannes spricht: Traun! der und der ist dennoch besser als er, indem er den heruntermacht, den Andre preisen. Die fünfte Art ist die: mit Wohlgefallen das Schlimme anzuhören, welches von andern Leuten gesprochen wird. Dieses ist eine sehr große Sünde, und wird noch durch die böse Absicht des Verläumders schlimmer. Nach Verläumdung kommt das Mißvergnügen und das Murren und dies entspringt aus Ungeduld bisweilen gegen Gott, bisweilen gegen Menschen. Gegen Gott, wenn man über die Qualen der Hölle oder über Armuth und Verlust an Gut und über Sturm und Regen murrt; oder mißvergnügt ist, daß böse Menschen Glück und gute Unglück haben; denn alle diese Dinge soll der Mensch geduldig tragen, weil sie aus der Weisheit und Bestimmung Gottes hergekommen sind. Zuweilen hat das Murren seinen Grund in Habsucht, wie bei Judas über Magdalene, als sie mit ihrer kostbaren Salbe das Haupt unseres Herrn Jesus Christus ölte. Solch' eine Art von Murren ist auch, wenn Jemand Mißvergnügen hat über das Gute, welches er selber thut, oder welches andre Leute aus ihrem eignen Mitteln thun. Bisweilen kommt das Murren aus Stolz, wie zum Beispiel Simon, der Pharisäer, über die Magdalene murrte, als sie sich Jesus Christus nahte und zu seinen Füßen über ihre Sünde weinte; und zuweilen entspringt es aus Neid, wenn Leute das Schlechte von einem Manne aufdecken, was verborgen war; oder auch wenn man Jemandem durch falsche Mittheilungen zu schaden sucht. Murren findet auch oft bei Dienstboten statt, die ungehalten sind, wenn ihre Herrschaft ihnen das zu thun heißen, was ihnen obliegt; und da sie nicht öffentlich dem Befehle ihrer Herrschaften zu widersprechen wagen, so wollen sie dennoch übel sprechen und verdrießlich sein und heimlich murren, was sie des Teufels pater noster nennen; und wenn der Teufel freilich auch kein pater noster hat, so giebt doch das gemeine Volk der Sache diesen Namen. Bisweilen kommt das Mißvergnügen aus Zorn oder aus heimlichen Haß, wodurch Groll im Herzen genährt wird, wie ich später erklären werde. Dann kommt Bitterkeit im Herzen, durch welche jede gute That des Nächsten bitter und unschmackhaft erscheint. Dann kommt Zwietracht, welche alle Arten von Freundschaftsbanden löst. Dann kommt Verspottung des Nächsten, so viel Gutes er auch thun mag. Dann kommt Anschwärzen, indem ein Mensch nach der Gelegenheit sucht, seinen Nächsten zu kränken; welches der Verschlagenheit des Teufels gleicht, welcher Tag und Nacht wartet, um uns alle zu verschwärzen. Dann kommt Heimtücke, durch welche ein Mensch seinem Nächsten heimlich zu schaden trachtet; und wenn er es nicht vermag, so bleibt die böse Absicht, zum Beispiel sein Haus heimlich anzuzünden, oder ihn zu vergiften, oder sein Vieh zu tödten, oder ähnliche Sachen.
Remedium Invidiae.
Nun will ich über das Mittel wider diese garstige Sünde des Neides sprechen. Das fürnehmlichste ist: Gott über Alles zu lieben und seinen Nächsten wie sich selbst; denn, fürwahr, das eine kann nicht ohne das andere bestehen. Und verlaß Dich darauf, daß Du Deinen Nächsten als Deinen Bruder ansehen mußt; denn wir haben gewißlich alle einen Vater und eine Mutter dem Fleische nach, nämlich Adam und Eva, und ebenso einen geistlichen Vater, nämlich Gott im Himmel. Deinen Nächsten bist Du verpflichtet zu lieben und ihm alles Gute zu wünschen, und daher sagt Gott: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, das heißt, um der Erhaltung des Leibes und der Seele willen. Und außerdem sollst du ihn lieben durch Worte und durch gütige Ermahnungen, durch Züchtigung und durch Trost in seinen Nöthen, und du sollst für ihn von ganzem Herzen beten. Und durch die That sollst du ihn so lieben, daß du ihm Barmherzigkeit erweist, wie du es wünschst, daß sie dir selber erwiesen werde; und deßhalb sollst du ihm keinen Schaden zufügen, noch böse Worte wider ihn reden, noch Nachtheil an seinem Leibe, seinen Gütern und seiner Seele thun durch verführerisches und böses Beispiel. Du sollst nicht begehren sein Weib, noch alles, was sein ist. Verstehe gleichfalls, daß unter dem Namen deines Nächsten auch dein Feind mit inbegriffen ist. Gewiß, man soll seinen Feind nach dem Gebote Gottes lieben und wahrlich in Gott sollst du deinen Freund lieben. Ich sage, deinen Feind sollst du um Gottes willen lieben nach seinem Gebote; denn wenn es der Vernunft entspräche, seinen Feind zu hassen, so würde zuverlässig auch Gott nicht uns, als seine Feinde, zu seiner Liebe zugelassen haben. Der Mensch soll gegen die drei verschiedenen Uebel, die ihm sein Feind zufügt, drei Sachen thun, wie folgt: gegen Haß und Groll im Herzen soll er ihn von Herzen lieben; gegen Schmälen und böse Worte soll er für seinen Feind beten; gegen schlechte Handlungen seines Feindes soll er ihm Gutes erweisen. Denn Christus sagt: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen und verjagen und verfolgen, und thut Gutes denen, so euch hassen. Seht! so befiehlt unser Herr Jesus Christus, unsern Feinden zu thun. Fürwahr, die Natur treibt uns, unsere Freunde zu lieben, und, meiner Treu, unsere Feinde bedürfen unserer Liebe mehr, als unsere Freunde; und, sicherlich, Denen, die bedürftiger sind, sollte man auch mehr Gutes erweisen. Und, fürwahr, so zu thun ermahnt uns die Liebe Jesu Christi, der für seine Feinde starb; und je schwerer solche Liebe zu erfüllen ist, um so größer ist das Verdienst, und deßhalb wird durch die Liebe gegen unsere Feinde das Gift des Teufels überwunden. Denn, so wie der Teufel durch Demuth bezwungen wird, so wird er auch zu Tode getroffen durch die Liebe gegen unsere Feinde; dann ist aber zuverlässig Liebe die Arznei, welche das Gift des Neides aus dem Herzen des Menschen hinausschafft.
De Ira.
Nach dem Neide will ich die Sünde des Zorns erklären: denn, wahrlich, wer Neid gegen seinen Nachbar hegt, wird meistens bald Grund zum Zorn in Wort oder That gegen den finden, welchen er beneidet. Und ebensowohl entspringt Zorn aus Stolz als aus Neid, denn, sicherlich, wer stolz und neidisch ist, wird auch leicht zornig. Die Sünde des Zorns ist nach der Erklärung von St. Augustin der böse Wunsch, sich durch Wort oder That zu rächen. Zorn ist nach dem Philosophen das siedende Blut, welches im Herzen des Menschen wallt, wodurch er demjenigen zu schaden trachtet, welchen er haßt; denn, fürwahr, das Herz des Menschen wird durch die Erhitzung und Wallung seines Blutes so unruhig, daß er jede Art von Urtheil verliert. Aber Ihr sollt verstehen, daß Zorn zwei Arten hat, von denen die eine gut, die andere böse ist. Der gute Zorn kommt aus der Eifersucht der Tugend, indem der Mensch zornig wird über die Schlechtigkeit und gegen die Schlechtigkeit; und deßhalb sagt der Weise, daß Zorn besser sei, denn Spaß. Dieser Zorn ist sanftmüthig und ist Ingrimm ohne Bitterkeit; nicht Ingrimm gegen den Menschen, sondern Ingrimm über die Uebelthat des Menschen, wie der Prophet David sagt: Irascimini et nolite peccare. Nun versteht, daß der böse Zorn zweierlei Art hat, nämlich plötzlichen Zorn oder Jähzorn ohne den Beirath und die Einwilligung der Vernunft. Die Meinung und der Sinn hiervon ist, daß die Vernunft des Menschen diesem Zorn nicht beistimmt, und dann ist es läßliche Sünde. Einen anderen, höchst bösen Zorn giebt es, welcher aus Boshaftigkeit des Herzens kommt und vorher überlegt und ausgeplant ist mit dem bösen Wunsche, sich zu rächen, unter Beistimmung der Vernunft, und, wahrlich, dieser ist Todsünde. Dieser Zorn ist Gott so mißfällig, weil er die Ordnung seines Hauses stört und den heiligen Geist aus der Seele des Menschen hinaustreibt und dieses Ebenbild Gottes schändet und vernichtet, und das will sagen: die Tugend der Menschenseele, und dafür das Ebenbild des Teufels an die Stelle setzt und den Menschen von Gott, seinem rechtmäßigen Herrn, entfremdet. Dieser Zorn ist das höchste Frohlocken des Teufels, denn er ist des Teufels Glühofen, den er mit dem Feuer der Hölle heizt. Denn, sicherlich, wie Feuer mächtiger ist, irdische Dinge zu zerstören, als irgend ein anderes Element, ebenso ist Zorn auch mächtig, alle geistlichen Dinge zu zerstören. Seht! wie das Feuer winziger Kohlenreste, das beinahe todt unter der Asche ruhte, wieder auflebt, sobald man es mit Schwefel berührt, grade so wird Zorn auch immer wieder lebendig, wenn er vom Stolze berührt wird, welcher im Herzen des Menschen wohnt. Denn, fürwahr, Feuer kann aus keiner Materie entstehen, wenn es nicht von Natur bereits in derselben ruht wie Feuer aus dem Kiesel mit Stahl gezogen wird. Und wie der Stolz häufig die Mutter des Zorns ist, so ist Groll der Pfleger und Wärter des Zorns. Es giebt eine Art Baum – wie St. Isidorus sagt – welcher, wenn man ein Feuer aus demselben macht und die Kohlen dann mit Asche bedeckt, über ein Jahr und länger brennt, und grade so geht es mit dem Groll; wenn er einmal im Herzen der Leute empfangen ist, dann wird er zweifellos auch vielleicht von einem Ostertage bis zum andern Ostertage oder noch länger währen. Aber gewiß, solch ein Mensch ist während dieser Zeit gewaltig weit von der Gnade Gottes entfernt. In diesem genannten Glühofen des Teufels schmieden drei Bösewichter. Stolz, ja, der bläst und vermehrt das Feuer durch Schelten und böse Worte. Daneben steht Neid und hält das heiße Eisen auf das Herz des Menschen mit den langen Zangen des langgenährten Grolls, und daneben steht die Sünde des Hohnes, des Streites und des Zankes und hämmert und schmiedet durch boshafte Beschuldigungen. Wahrlich, diese verfluchte Sünde schadet sowohl dem Menschen selbst als auch seinem Nächsten. Denn, gewißlich, beinahe aller Harm und aller Schaden, welcher ein Mensch seinem Nächsten zufügt, kommt aus Ingrimm; denn, fürwahr, unbezähmter Grimm thut alles, was der schändliche Feind nur irgend will oder ihm befiehlt, denn er verschont selbst um Christi willen nicht seiner eigenen liebenden Mutter, und in seinem übermäßigen Aerger und Zorn – o weh! o weh! – vergeht sich dann Mancher in seinem Herzen gegen Christus und nicht minder gegen alle seine Heiligen! Ist das nicht ein verfluchtes Laster? – Ja, gewiß! – Ach es beraubt den Menschen des Verstandes und der Vernunft und seines ganzen demüthigen geistlichen Lebens, welches seine Seele erhalten sollte. Gewiß, es beraubt ihn auch der Gott schuldigen Herrschaft, und das ist seine Seele, und der Liebe seines Nächsten; es streitet auch Tag für Tag wider die Wahrheit; es raubt ihm die Ruhe des Herzens und verkehrt seine Seele. Aus dem Zorn kommen diese stinkenden Sproßen: zunächst Haß oder veralteter Groll; Zwietracht, welche den Menschen seinen alten Freund verlassen macht, den er so lange geliebt hatte; und dann kommt Hader und jede Art von Unrecht, welche ein Mensch gegen seines Nächsten Leib oder Gut verübt. Aus dieser verfluchten Sünde entsteht auch Todtschlag; und versteht es wohl, dieser Mord oder Todtschlag ist verschiedener Art. Der eine ist geistiger, der andere körperlicher Beschaffenheit. Geistiger Mord entspringt aus sechs Sachen. Erstens aus Haß; wie St. Johannes sagt: Wer seinen Bruder haßt, ist ein Mörder. Mord geschieht auch durch Verläumdung, von welchen Verläumdern Salamo sagt: daß sie zwei Schwerter haben, mit denen sie ihren Nächsten erschlagen; denn, gewiß, es ist ebenso schlimm, Jemandem seinen guten Namen zu nehmen, als sein Leben. Mord geschieht auch durch bösen, betrüglichen Rathschlag, wodurch zu schlechten Sitten und Geschwätz aufgemuntert wird; und gleich wie Salamo sagt: Ein brüllender Löwe und ein hungriger Bär gleichen grausamen Herrn; auch ferner durch Entziehen oder Verkürzen des Lohnes oder der Besoldung der Diener, oder sonst noch durch Wucher oder durch Zurückhalten der Almosen an die Armen. Weßwegen der Weise sagt: Speise den, welcher dem Hugertode nahe ist, denn speisest du ihn nicht, so ermordest du ihn in Wahrheit. Und alles dieses ist Todsünde. Körperlicher Todtschlag ist, wenn du Jemanden mit der Zunge oder auf andere Weise umbringst, und zum Beispiel einem Andern befiehlst, oder räthst, Jemanden zu tödten. Thatsächlicher Todtschlag geschieht auf vier verschiedene Weisen. Der eine durch Gesetz, indem ein Richter nämlich den Schuldigen zum Tode verurtheilt; aber möge der Richter sich wohl vorsehen, daß er es rechtmäßig thue, nicht aus Vergnügen, Blut zu vergießen, sondern um Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten. Ein anderer Todtschlag geschieht aus Nothwendigkeit, wenn nämlich ein Mann zu seiner Selbstvertheidigung einen andern erschlägt, weil er in keiner anderen Weise dem Tode entrinnen kann; aber gewiß, wenn er ohne den Todtschlag seines Gegners entkommen kann, so thut er Sünde und soll dafür wie für eine Todsünde büßen. Und ebenso, wenn Jemand zum Zeitvertreib oder durch Zufall einen Pfeil abschießt, oder mit einem Steine wirft, durch welchen er einen Menschen tödtet, so ist er ein Mörder. Und wenn ein Weib aus Nachlässigkeit ihr Kind im Schlafe erdrückt, so ist dies Mord und Todsünde. Auch wenn Jemand die Empfängniß eines Kindes verhindert, oder ein Weib durch Getränke aus giftigen Kräutern unfruchtbar macht, daß sie nicht empfangen kann, oder wenn er durch solche Tränke ihr Kind tödtet, oder wenn er gewisse Sachen in ihre Schamtheile steckt, dieses Kind umzubringen, oder wenn er unnatürliche Sünde thut, durch welche ein Mann oder Weib die Natur schädigen, indem ein Kind nicht empfangen werden kann; oder ferner, wenn ein Weib, das empfangen hat, sich selbst verletzt und durch solchen Unfall ihr Kind tödtet, so ist es Mord. Was sagen wir von den Frauen, welche ihr Kind aus Furcht vor weltlicher Schande tödten? Gewiß, das ist schauderhafter Mord! Auch wenn Jemand einem Weibe beiwohnt aus sinnlicher Lust, durch welche ihr Kind zu Grunde geht, oder wer wissentlich ein Weib so schlägt, daß sie dadurch ihr Kind verliert, alles dieses ist Mord und grauenvolle Todsünde.
Doch es kommen durch Zorn noch weit mehr Sünden, sowohl in Worten und Gedanken, als in der That. Zum Beispiel, wenn Jemand eine Sache, deren er sich schuldig macht, auf Gott schiebt, oder Gott darüber tadelt, oder Gott und alle seine Heiligen verachtet, wie die verfluchten Hasardspieler in manchen Gegenden thun. Diese verfluchte Sünde begehen die, so in ihrem Herzen schlecht von Gott und seinen Heiligen denken, oder das Sakrament des Altars unehrerbietig behandeln; solche Sünde ist so groß, daß sie nie getilgt werden könnte, wenn nicht die Gnade Gottes in ihrer Größe und Gütigkeit über alle seine Werke hinaus ginge. Dann entspringt auch aus Zorn der Aerger über die Reue; wenn ein Mensch in seiner Beichte scharf ermahnt wird, von seinen Sünden zu lassen, dann will er ärgerlich werden und verdrossen und verdrießlich antworten und seine Sünde durch die Schwachheit des Fleisches vertheidigen oder entschuldigen; er habe es der Gesellschaft seiner Genossen wegen gethan, oder der Teufel habe ihn verlockt, oder er habe aus Jugendmuth es gethan, oder seine Constitution sei so kräftig, daß er es nicht helfen könne; oder sagt, es sei seine Bestimmung bis zu einem gewissen Alter; oder er sagt, es sei ihm durch den Adel seiner Ahnen überkommen und ähnliche Sachen.
Alle diese Art Leute wickeln sich so in ihre Sünden ein, daß sie sich von denselben nicht losmachen mögen; denn sicherlich, Niemand, der sich wegen seiner Sünden eigensinnig ausredet, kann sich von denselben eher losmachen, als bis er sie demüthig eingesteht. Nach diesem kommt Schwören, welches ausdrücklich wider das Gebot Gottes ist; und das entsteht oft durch Aerger und Zorn. Gott sagt: Du sollst den Namen deines Herrn nicht mißbrauchen! Auch unser Herr Jesus Christus sagt durch das Wort des heiligen Matthäus: Ihr sollt allerdinge nicht schwören; weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl; noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie ist eines großen Königs Stadt; noch bei deinem Haupt, denn du vermagst nicht, ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen; dagegen sagt er: aber eure Rede sei: Ja, ja; nein, nein; was darüber ist, das ist vom Uebel. So spricht Christus. – Um Christi willen schwört nicht so sündhaft bei Seele, Herz, Knochen und Körper, indem ihr Christ zergliedert; als ob die verfluchten Juden es noch nicht genug gethan hätten, sondern Ihr ihn noch mehr zergliedern müßtet. Und wenn Euch auch das Gesetz zwingt, zu schwören, so richtet Euch bei Eurem Schwur nach dem Gebote Gottes, denn – wie Jeremias sagt: Du mußt drei Bedingungen erfüllen; du mußt nach der Wahrheit, vor dem Gerichte und mit Rechtschaffenheit schwören. Das heißt: du sollst wahr schwören, denn jede Lüge ist Christ zuwider; denn Christus ist die Wahrheit selbst; und bedenke wohl, daß von dem Hause des großen Schwörers, der nicht gesetzlich dazu gezwungen ist, die Plage nicht weichen soll, so lange er unnützer Weise schwört. Du sollst auch vor Gericht schwören, wenn du vom Richter dazu gezwungen wirst, die Wahrheit zu bezeugen. Ebenso sollst du nicht aus Neid, noch aus Gunst, noch für Gaben schwören, sondern nur aus Rechtschaffenheit und um die Wahrheit zur Ehre und Anbetung Gottes zu erklären, und zur Hülfe und Unterstützung deines Mitbruders in Christo. Und Jeder, welcher daher den Namen Gottes unnütz gebraucht, oder mit seinem Munde falsch schwört, oder sich nach Christi Namen einen Christenmenschen nennt, aber dem Beispiele und der Lehre Christi zuwider lebt, alle diese Leute mißbrauchen den Namen Gottes. Seht auch, was St. Peter sagt: Actuum IV: Non est aliud nomen sub coelo etc. Es ist kein anderer Name – sagt St. Peter – unter dem Himmel den Menschen gegeben, darinnen sie sollen selig werden, als nämlich der Name Jesus Christus. Beachte auch, wie kostbar der Name Jesu Christi ist, wie St. Paul sagt ad Philipenses II: In nomine Jesu etc., daß in den Namen Jesu sich beugen sollen alle derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind; denn er ist so hoch und verehrungswürdig, daß der verfluchte Feind in der Hölle zittern soll, wenn er ihn nennen hört. Dann scheint es, daß die Leute, welche so gräulich bei diesem gesegneten Namen schwören, ihn frecher verachten als die verfluchten Juden thaten oder der Teufel, wenn er seinen Namen hört.
Nun, wahrlich, da Schwören, ausgenommen, wenn es gesetzmäßig geschieht, so strenge verboten ist, wie viel schlimmer ist es alsdann, falsch oder nutzlos zu schwören?
Was sagen wir von Denen, welche in Schwören ihr Vergnügen finden und es für einen adeligen Zeitvertreib oder für eine männliche That halten, starke Eide zu schwören? Und was von Denen, die aus Gewohnheit nicht aufhören starke Eide zu schwören, obschon der Grund keinen Strohhalmen werth ist? Gewiß, dies ist grauenhafte Sünde. Auch rasches und unbedachtes Schwören ist große Sünde. Aber laßt uns nun auf das erschreckliche Beschwören bei den Zauberformeln und Besprechungen kommen, wie diese falschen Hexenmeister und Schwarzkünstler in mit Wasser gefüllten Becken oder auf blanke Schwerter, oder im Kreise, oder vor dem Feuer, oder auf das Schulterblatt eines Schafes betreiben. Ich kann nur sagen, daß sie höchst verdammungswürdig und lästerlich gegen Christ und allen Glauben der heiligen Kirche handeln. Was sagen wir von Denen, so an Vorbedeutungen glauben, wie an den Flug oder das Geschrei von Vögeln oder andern Thieren, oder an die Geomancie, an Träume, an Thürenknarren und Wändekrachen, an Rattennagen und an derart elendes Zeug? Gewiß, alle diese Sachen sind von Gott und durch die heilige Kirche verboten, und daher sind auch die, so an solchen Dreck glauben, verflucht, bis sie zur Besserung gelangen. Wenn Zaubersprüche bei Wunden oder bei Krankheiten von Menschen und Vieh Erfolg haben, so mag es sein, daß Gott es vielleicht duldet, damit die Leute mehr Glauben zu ihm haben und mehr Ehrfurcht vor seinem Namen hegen sollen.
Nun will ich über Lügen sprechen, welches im Allgemeinen eine falsche Meinung der gesprochenen Worte ist, in der Absicht unsere Mitchristen zu betrügen. Es giebt eine Art Lügen, durch welches für Niemand ein Vortheil entsteht, und andere gewähren dem Menschen Vortheil und Nutzen und gereichen anderen zum Schaden. Einige Lügen werden gesagt, um das Leben oder die Habe zu retten. Andere Lügen kommen aus der Lust am Lügen, da manche Leute Vergnügen daran finden, denn sie wollen eine lange Geschichte schmieden und sie mit aller Umständlichkeit ausmalen, obschon die ganze Grundlage der Geschichte falsch ist. Einige Lügen kommen daher, weil man das einmal Gesagte aufrecht erhalten will, und einige kommen aus Leichtsinn ohne Nachdenken und aus ähnlichen Ursachen.
Laßt uns nun das Laster der Schmeichelei berühren, welches nicht in Wohlwollen, sondern in Furcht und Neid seinen Grund hat. Schmeicheln ist im Allgemeinen ungerechtfertigtes Lob. Schmeichler sind Teufelsammen, welche ihre Kinder mit der Milch der Süßigkeit nähren. Fürwahr, Salamo sagt, daß Schmeichelei schlimmer ist, als Verkleinerung; denn letztere kann bisweilen einen hochmüthigen Menschen demüthig machen, denn er fürchtet Erniedrigung, aber sicherlich, Schmeichelei bläht das Herz und das Benehmen des Menschen auf. Schmeichler sind des Teufels Hexenmeister, denn sie machen dem Menschen weiß, daß er dem gliche, dem er nicht gleicht. Sie sind gleich Judas, welcher Gott verrieth; und diese Schmeichler verrathen den Menschen, um ihm seinem Feinde, das heißt, dem Teufel zu verkaufen. Schmeichler sind des Teufels Caplane, welche immer Placebo“ singen. Ich zähle die Schmeichelei den Lastern des Zornes bei, weil ein Mensch, welcher gegen einen andern aufgebracht ist, dritten Personen schmeicheln will, damit sie ihn in seinem Streit unterstützen.
Sprechen wir nun von solchem Fluchen, welches aus ingrimmigem Herzen kommt. So kann man im Allgemeinen jede Art von Verwünschung nennen. Solches Fluchen beraubt den Menschen des Himmelreiches, wie St. Paul sagt. Und oftmals fällt solches lästerliche Fluchen auf den zurück, welcher flucht; wie ein Vogel zu seinem eigenen Neste zurückkehrt. Und vor Allem sollte der Mensch, soweit er irgend vermag, vermeiden, die eigenen Kinder zu verfluchen und dem Teufel seine Nachkommenschaft zu übergeben; gewißlich, dies ist eine große Gefahr und eine große Sünde.
Laßt uns darauf von Keifen und Schimpfen sprechen, welche tiefe Wunden dem Menschenherzen schlagen, denn sie reuten den Samen der Freundschaft im Menschenherzen wieder aus. Denn öffentlich Jemanden geschmäht, geschimpft und verlästert zu haben, wenn man sich nicht hinterher wieder vollkommen mit ihm aussöhnt, ist sicherlich eine große, gräßliche Sünde, wie Christus im Evangelium sagt. Und nun gebt Acht, wie der, welcher seinen Nächsten schimpft, ihn entweder verlästert wegen eines Leidens, welches er am Körper hat, wie: Aussätziger, buckliger Kerl!“ oder wegen einer Sünde, welche er thut. Nun, wenn er ihn wegen eines schmerzlichen Leidens schimpft, so lenkt sich sein Schimpfen gegen Jesus Christ; denn Leiden wird uns durch den rechtmäßigen Willen Gottes und unter seiner Zulassung gesandt, sei es Aussatz oder Lahmheit oder Krankheit. Und, wenn man Jemanden unbarmherzig wegen seiner Sünden schilt, wie: Hurenbold, besoffener Kerl und so weiter, so gehört solches zur Ergötzlichkeit des Teufels, welcher sich immer freut, wenn Menschen Sünde thun. Doch gewiß, Schimpfen kann nur aus schlechtem Herzen kommen, denn nach der Fülle des Herzens spricht der Mund gar häufig. Und wenn Ihr nur ein wenig Acht gebt, werdet Ihr sehen, daß Jemand, welcher einen Andern strafen will, sich hüten müsse vor Keifen und Schimpfen; denn, gewiß, wer sich nicht in Acht nimmt, mag leicht das Feuer des Zornes und Aergers schüren, anstatt es auszulöschen, und mag den vielleicht tödten, welchen er in Güte hätte strafen können. Denn Salamo sagt: Die freundliche Zunge ist der Baum des Lebens, das heißt, des geistigen Lebens. Und, fürwahr, eine liederliche Zunge tödtet den Geist Dessen, der schimpft, sowie Desjenigen, der geschimpft wird. Seht! wie St. Augustin sagt: Niemand gleicht so sehr einem Kinde des Teufels, als Derjenige, welcher häufig schimpft! Ein Diener Gottes sollte nicht schimpfen. – Und wie Schimpfen eine böse Sache bei jeder Art von Leuten ist, so ist es sicherlich am ungeziemendsten zwischen Mann und Weib; denn dann herrscht niemals Ruhe. Und deßhalb sagt Salamo: Ein triefendes Haus und ein keifendes Weib werden wohl mit einander verglichen. Wenn Jemand in einem triefenden Hause wohnt, so mag er wohl an einer Stelle der Traufe entrinnen, aber es tropft auf ihn wieder an einer andern; und grade so geht es mit einem keifenden Weibe; wenn sie ihn hier schimpft, so will sie ihn auch dort schimpfen; und deßhalb ist es besser, ein Stück Brod mit Freude, als ein Haus voll Leckerbissen mit Schimpfworten, sagt Salamo. Und St. Paul sagt: O, ihr Weiber, seid unterthan euren Männern; und ihr Männer liebt eure Weiber!
Hinterher sprechen wir von Spotten, welches eine böse Sünde ist, namentlich, wenn man Jemanden wegen seiner guten Werke verspottet; denn, gewiß, solchen Spöttern geht es wie den faulen Kröten, welche den süßen Duft der Neben nicht leiden können, wenn der Wein blüht. Diese Spötter sind Spielbrüder des Teufels, denn sie haben Freude, wenn der Teufel gewinnt, und Kummer, wenn er verliert. Sie sind Widersacher Jesu Christi, da sie das hassen, was er liebt, nämlich das Heil der Seele.
Sprechen wir nun von bösem Rathschlag; denn Derjenige, welcher bösen Rath ertheilt, ist ein Verräther, denn er betrügt den, welcher auf ihn vertraut. Aber dennoch richtet sich böser Rathschlag zunächst gegen den Menschen selber, denn, wie der Weise sagt: Falschheit hat die Eigenschaft, daß Derjenige, welcher einen Andern kränken will, zunächst sich selber kränkt. Und man soll einsehen, daß man keinen Rath von falschen, zornigen und empfindlichen Leuten annehmen dürfe, noch von solchen, welche ihren eigenen Vortheil besonders lieben, noch von zu weltlich gesinnten Leuten, insonderheit was Rathschläge über die Seele des Menschen anbetrifft.
Nun kommt die Sünde Derjenigen, die Hader zwischen dem Volke anstiften, welche Sünde Christus auf das höchste haßt; und das ist kein Wunder, denn er starb, um Frieden zu machen. Und sie fügen dadurch Christo mehr Schmach zu, als Diejenigen, welche ihn kreuzigten; denn, daß Freundschaft unter Leuten sei, war Gott weit lieber als sein eigener Leib, welchen er um der Eintracht willen dahin gab. Deßhalb kann man sie dem Teufel vergleichen, welcher stets damit umgeht, Unfrieden zu säen. Nun kommt die Sünde der Doppelzüngigkeit, wenn man nämlich schön in der Gegenwart von Leuten und böse hinter ihrem Rücken spricht, oder wenn man sich den Anschein giebt, als ob man in guter Absicht oder aus Scherz und Spaß rede, und es dennoch aus schlimmen Hintergedanken thut. Nun kommt Ausplaudern von Absichten Anderer, durch welche ein Mensch verunglimpft wird; gewiß, diese Sünde läßt sich kaum wieder gut machen. Dann kommt Drohung, welche offene Thorheit ist; denn, wer oft droht, verspricht mehr, als er meistens ausführen kann. Darauf kommen müssige Worte, welche ohne Werth sind für den, welcher sie spricht, sowie für den, welcher sie hört; oder sonst müssige Worte, welche ganz überflüssig sind und keinen Zweck und keinen natürlichen Nutzen haben. Und wenn auch zwar müssige Worte manchmal nur läßliche Sünden sind, sollte dennoch der Mensch über solche in Zweifel sein, da wir Rechenschaft darüber ablegen sollen vor Gott. Dann kommt Geschwätzigkeit, welche auch nicht ohne Sünde sein kann, und – wie Salamo sagt – ein Zeichen offenbarer Thorheit ist. Und daher sprach ein Philosoph, als er gefragt wurde, wie man dem Volke gefallen könne, indem er zur Antwort gab: Thue des Guten viel und schwätze wenig. Hiernach kommt die Sünde der Possenreißer, welche die Affen des Teufels sind; denn sie machen das Volk lachen über ihre Possen, wie man die Streiche eines Affen belacht. Solche Possen verbietet St. Paul. Seht, so wie tugendsame und heilige Worte Diejenigen erbauen, welche im Dienste Christi arbeiten, grade so erbauen die Streiche von Possenreißern Diejenigen, welche im Dienste des Teufels arbeiten. Dieses sind die Sünden der Zunge, welche aus Zorn entspringen, und viele andere Sünden mehr.
Remedium Irae.
Das Mittel gegen Zorn ist eine Tugend, welche man Sanftmuth oder Gutherzigkeit nennt; und auch noch eine andere Tugend, welche Geduld oder Duldung heißt. Sanftmuth vertreibt oder hält die Anregungen und Gefühle des Uebermuths im Menschenherzen dergestalt zurück, daß sie nicht in Aerger und Zorn ausarten. Duldung duldet demüthig alle Kränkungen und das Unrecht, das von außen kommt. St. Hieronymus spricht so von der Sanftmuth, daß sie Niemandem Schaden durch That oder Wort zufüge und durch nichts Böses, was Menschen thun oder sagen, sich der Vernunft zuwider ereifere. Diese Tugend kommt oftmals von Natur, denn, wie der Philosoph sagt: Der Mensch ist ein lebendiges Wesen, von Natur sanftmüthig und zum Guten geneigt; wenn aber Sanftmüthigkeit durch Gnade erlangt wird, dann ist sie um desto werthvoller.
Geduld ist ein anderes Mittel gegen den Zorn und eine Tugend, welche freudig die guten Eigenschaften eines Menschen anerkennt und über keine Unbill, welche man uns zufügt, ergrimmt. Der Philosoph sagt, daß Geduld die Tugend sei, welche ergeben alle Unbill des Mißgeschicks und jedes böse Wort ertrage. Diese Tugend macht den Menschen seinem Gotte ähnlich und zum eigenen Kinde desselben, wie Christus sagt. Diese Tugend überwindet deine Feinde. Und daher sagt der Weise: Wenn du deine Feinde besiegen willst, so sei geduldig. Und nun sollst du begreifen, daß man vier Arten von Ungemach in äußerlichen Dingen dulden kann, wider welche man auch dann vier Arten von Geduld haben muß. Das erste Ungemach besteht in bösen Worten. Diese Unbill ertrug Jesus Christ, ohne zu murren, höchst geduldig, so häufig ihn die Juden auch verspotteten und beschimpften. Ertrage daher auch du solche mit Geduld, denn der Weise sagt: Wenn du mit einem Thoren streitest, so gilt es gleich, ob er böse wird oder lacht; denn in keinem Falle wirst du Ruhe vor ihm haben. Das andere äußerliche Ungemach besteht in Schaden an deiner Habe. Solches erlitt Christus höchst geduldig, als man ihm alles nahm, was er im Leben besaß, und das waren allein seine Kleider. Das dritte Ungemach ist körperlicher Schmerz. Diesen trug Christus höchst geduldig während seiner ganzen Passion. Das vierte Ungemach ist Ueberbürdung mit Arbeit. Deßhalb sage ich, daß Leute, welche ihr Gesinde zu hart oder außer der Zeit, wie an Feiertagen, arbeiten lassen, sicherlich große Sünde thun. Auch dieses trug Christus höchst geduldig, und lehrte uns das gleiche zu thun, als er auf seinen Segensschultern das Kreuz trug, an welchem er schmählichen Tod erdulden sollte. So mögt Ihr lernen geduldig zu sein, denn, wahrlich, nicht die Christen allein sind geduldig aus Liebe zu Jesu Christo und der Verheißung der ewigen Seligkeit wegen, sondern auch die alten Heiden, welche nie getauft waren, empfahlen und übten die Tugend der Geduld. Ein Philosoph, welcher, über einen großen Fehltritt seines Schülers aufgebracht, diesen einstmals dafür strafen wollte, holte eine Gerte, um das Kind zu schlagen. Doch als das Kind die Gerte sah, sprach es zum Lehrer: Was gedenkt ihr zu thun?“ Ich will dich zu deiner Züchtigung schlagen“ – sagte der Lehrer. Fürwahr“ – sprach das Kind – ihr solltet euch zuerst selbst züchtigen, denn ihr habt alle eure Geduld wegen der Unart eines Kindes verloren.“ – Gewiß“ – rief der Lehrer unter vielen Thränen – du sprichst wahr! Nimm die Gerte, mein lieber Sohn, und züchtige mich wegen meiner Ungeduld.“
Aus Geduld kommt Gehorsam, durch welchen sich der Mensch Gott unterwirft und allen Denen, welchen er Gehorsam in Christo schuldig ist. Und versteht es wohl, daß Gehorsam nur dann vollkommen ist, wenn man froh und rasch aus gutem, vollem Herzen das thut, was man thun soll. Im Allgemeinen heißt Gehorsam, rasch die Befehle Gottes und seiner Obrigkeiten zu vollziehen, denen man in aller Rechtmäßigkeit unterthan sein sollte.
De Accidia.
Nach der Sünde des Zornes will ich nunmehr von der Sünde der Verdrossenheit oder der Unlust sprechen; denn Neid verblendet des Menschen Herz, Zorn beunruhigt ihn, und Verdrossenheit macht ihn grämlich, schwermüthig und mürrisch. Neid und Zorn schaffen Bitterkeit im Herzen, welche die Mutter der Verdrossenheit ist und ihm die Lust zu allem Guten entreißt; daher ist Verdrossenheit die Qual eines unruhigen Herzens. St. Augustin sagt: Sie ist Verdruß am Wohlergehen und Verdruß am Mißgeschick. Gewiß, dieses ist eine verdammenswerthe Sünde; denn sie ist ein Unrecht gegen Jesus Christus, insofern sie den Dienst beeinträchtigt, welche alle Menschen mit ganzer Seele Christ erweisen sollten, wie Salamo sagt. Aber Verdrossenheit zeigt keinen solchen Eifer. Sie thut Alles mit Grämlichkeit, Schwermuth, Langsamkeit, Aufschub, mit Trägheit und Unlust; worüber das Buch sagt: Verflucht sei der, welcher den Dienst Gottes nachlässig versieht. Daher ist Verdrossenheit ein Feind in jedem Stande des Menschen. Denn, wahrlich, der Stand des Menschen ist dreifacher Art. Entweder ist er der Stand der Unschuld, wie bei Adam, bevor er in Sünde fiel; und in diesem Stande war er dazu bestimmt, durch Preis und Anbetung Gottes zu wirken. Ein anderer Stand ist der des sündhaften Menschen, in welchem wir bestimmt sind, zu schaffen durch Flehen zu Gott um die Vergebung unserer Sünden und damit er uns gewähre, uns aus der Sünde wiederum empor zu heben. Ein anderer Stand ist der Stand der Gnade, in welchem man bestimmt ist, Werke der Buße zu thun. Und, gewiß, in allen diesen Dingen ist Verdrossenheit ein Feind und Widersacher, denn sie liebt ja überhaupt die Thätigkeit nicht. Nun, gewiß, diese faule Sünde der Verdrossenheit ist auch die größte Feindin der körperlichen Lebenskraft; denn sie trifft keine Vorsorge gegen zeitliche Noth, da sie alles verkommen läßt und alle zeitlichen Güter zerstört und verfaullenzt durch ihre Nachlässigkeit. Die vierte Sache ist, daß Verdrossenheit dem Volke gleicht, welches in den Qualen der Hölle sitzt, wegen ihrer Trägheit und Schwerfälligkeit, denn die Verdammten sind verurtheilt, weder Gutes thun, noch Gutes denken zu können. Aus Verdrossenheit kommt zunächst, daß man sich gelangweilt und belästigt fühlt, irgend etwas Gutes zu thun, und daher kommt es, daß Gott Abscheu vor solcher Verdrossenheit hat, wie St. Johannes sagt. Nun kommt Bequemlichkeit, welche keine Entbehrungen und Bußen dulden will, denn, fürwahr, Bequemlichkeit ist so zart und gebrechlich – wie Salamo sagt – daß sie keine Entbehrung und Buße ertragen will, und was sie thut, verdirbt. Dieser verrotteten Sünde der Verdrossenheit und Trägheit sollte der Mensch sich durch Uebung entgegenstemmen, indem er sich befleißigt, gute Werke zu thun, und männlichen und tugendhaften Muth zu fassen, das Gute zu vollbringen in dem Gedanken, daß unser Herr Jesus Christ jede gute That vergilt, und wenn sie auch noch so klein ist.
Gewohnheit zur Arbeit ist eine große Sache; denn sie giebt – wie St. Bernhard sagt – dem Arbeiter starke Arme und harte Sehnen; aber Trägheit macht sie schlaff und zart. Dann kommt die Scheu vor der Mühe, irgend ein gutes Werk zu thun, denn gewiß, wer zur Sünde geneigt ist, denkt, es sei ein großes Unternehmen, gute Werke zu vollbringen, und er bildet sich in seinem Herzen ein, daß die Beschwerlichkeiten bei dem Thun des Guten so drückend und so schwer zu tragen seien, daß er sich nicht unterfangen könne, Gutes zu thun – wie St. Gregorius sagt.
Nun kommt Hoffnungslosigkeit, das ist Verzweiflung an der Gnade Gottes, welche bisweilen aus zu übertriebener Sorge entsteht, und bisweilen aus zu großer Furcht durch die Einbildung, so viel gesündigt zu haben, daß es nichts mehr hülfe zu bereuen und von der Sünde zu lassen; durch welche Verzweiflung oder Furcht man das ganze Herz – wie St. Augustin sagt – an alle Arten von Sünden hingiebt. Wird diese verdammte Sünde bis zum äußersten durchgeführt, so nennt man sie die Sünde gegen den heiligen Geist. Diese schreckliche Sünde ist so gefährlich, daß Derjenige, welcher an sich verzweifelt, vor keinem Verbrechen und keiner Sünde zurückschreckt, wie dieses Judas uns wohl zeigen kann. Gewiß, von allen Sünden ist diese Sünde Christo am meisten zuwider und mißfällig. Wahrlich, wer an sich selbst verzweifelt, gleicht einem verzagten und feigherzigen Kämpen, der ohne Noth davon läuft. Ach, ach! er ist ganz unnöthig verzagt, ganz unnöthig verzweifelt. Wahrlich, die Gnade Gottes ist dem Reuigen stets offen und reicht über alle Werke hinaus. Ach, kann der Mensch nicht an das Evangelium Lucä Cap. XV. denken, wo Christus sagt, daß Freude im Himmel sein werde über einen Sünder der Buße thut, vor neunundneunzig Gerechten, die der Buße nicht bedürfen. Betrachtet ferner in demselben Evangelium die Freude des guten Mannes, als sein Sohn reuevoll zum Vater zurückkehrte. Will man sich nicht ferner erinnern, wie der neben Jesus Christus hängende Dieb nach St. Lucä Cap. XXIII sprach: Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ – Wahrlich“ – sprach Christus – ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradiese sein!“
Gewiß, es giebt keine so erschreckliche Sünde des Menschen, daß sie nicht während seines Lebens durch Buße mittelst der Kraft des Leidens und Sterbens Christi getilgt werden könnte. Ach! was braucht denn der Mensch zu verzweifeln, da die Gnade Gottes ihm immer zur Hand und so groß ist. – Bittet, so wird euch gegeben! –
Dann kommt Schlafsucht, das heißt faule Schläfrigkeit, welche den Menschen schwerfällig und stumpf an Leib und Seele macht, und diese Sünde kommt aus Faulheit; und fürwahr, die Zeit, zu der man vernünftiger Weise nicht schlafen sollte, ist der Morgen, wenn kein hinreichender Grund dafür vorhanden ist. Denn, gewiß, die Morgenzeit ist für jeden die geeignetste, sein Gebet zu sprechen, Gott zu loben, Gott zu danken und Almosen an die Armen zu spenden, welche sich in Christo Namen zuerst an ihn wenden. Seht! was sagt Salamo? Wer am frühen Morgen aufwacht, um Mich zu suchen, der wird Mich finden!
Dann kommt solche Nachlässigkeit und Sorglosigkeit, welche sich um nichts kümmert. Und wenn Unwissenheit die Mutter alles Uebels ist, so ist Nachlässigkeit dessen Amme. Der Nachlässigkeit gilt es gleich, ob eine Sache, die gethan werden muß, gut oder schlecht geschehe.
Das Heilmittel für diese beiden Sünden ist – wie der Weise sagt – daß man Gott fürchte und nicht unterlasse, das zu thun, was gethan werden muß; und wer Gott liebt, wird sich auch bestreben, Gott in seinen Werken zu gefallen und sie nach besten Kräften gut auszuführen.
Dann kommt Müssiggang; der ist ein Thor für alles Böse. Ein müssiger Mann gleicht einem Orte, der keine Wälle hat, wo die Teufel von jeder Seite her eindringen, und auf ihn, da er ungeschützt ist, mit Versuchungen schießen können. Dieser Müssiggang ist die Stätte für alle schlechten und schändlichen Gedanken, Schwätzerei, läppische Dinge und allen Unrath. Sicherlich, der Himmel ist Denen verheißen, welche arbeiten wollen, aber nicht den Müssiggängern. So sagt auch David: Sie werden nicht die Arbeit von Menschen thun und nicht von Menschen gezüchtigt werden; das heißt im Fegefeuer sein. Fürwahr, es scheint, daß sie von den Teufeln der Hölle geplagt werden sollen, wenn sie nicht Buße thun.
Dann kommt die Sünde, welche man Tarditas nennt, indem der Mensch zögert und aufschiebt, sich zu Gott zu wenden, und das ist, sicherlich, eine große Thorheit. Man gleicht Demjenigen, welcher in einen Graben fällt und nicht wieder aufstehen will. Und dieses Laster kommt aus der falschen Hoffnung, daß man denkt, lange zu leben; aber diese Hoffnung wird gar häufig zu Schanden.
Dann kommt Schlaffheit, das heißt, wenn man ein gutes Werk zwar beginnt, aber es sofort verläßt und wieder aufgiebt, wie Diejenigen thun, welche Andere leiten sollten, aber sofort nicht mehr Acht auf sie geben, wenn ihnen dabei irgend ein Verdruß oder eine Widerwärtigkeit begegnet. Das sind die neuen Hirten, welche ihre Schafe wissentlich zum Wolf laufen lassen, der in den Dornen lauert, und sich um ihre Aufsicht nicht kümmern. Dadurch entsteht Armuth und Verderben an geistlichen wie an leiblichen Dingen.
Dann kommt eine Art von Kälte, welche das Herz des Menschen gefrieren macht. Dann kommt Andachtslosigkeit, durch welche man – wie St. Bernhard sagt – so abgestumpft wird und solche Unlust in der Seele fühlt, daß man in der heiligen Kirche weder lesen noch singen, noch andächtig zuhören oder denken, noch mit seinen Händen an guten Werken arbeiten mag, weil alles unschmackhaft oder schal erscheint. Dann wird man nachlässig und schläfrig und bald ärgerlich und zu jedem Haß und Neid geneigt sein.
Dann kommt die Sünde jener irdischen schwermüthigen Betrübtheit, welche Tristitia genannt wird, und den Menschen tödtet, wie St. Paul sagt. Denn, wahrlich, solche Betrübniß wirket zum Tode des Leibes und der Seele, denn durch sie kommt es, daß man seines eigenen Lebens überdrüssig wird. Deßhalb verkürzt solche Sorge das Leben manches Menschen, noch bevor nach der Ordnung der Natur seine Zeit gekommen ist.
Remedium Accidiae.
Gegen diese schreckliche Sünde der Verdrossenheit und die Zweige derselben, giebt es eine Tugend, welche Fortitudo genannt wird, oder Festigkeit; das ist eine Eigenschaft, durch welche der Mensch sich über unangenehme Sachen hinwegsetzt. Diese Tugend ist so stark und kraftvoll, daß sie im höchsten Grade Widerstand zu leisten und gegen die Angriffe des Teufels zu kämpfen vermag und den Menschen vor lasterhaften Gefahren zurückhalten kann; denn sie stärkt und kräftigt die Seele ebenso, wie Verdrossenheit dieselbe niederschlägt und schwächt. Diese Fortitudo vermag nämlich mit ausdauernder Geduld die Arbeit zu ertragen, welche uns auferlegt ist. Diese Tugend ist von mancherlei Art. Die erste wird Hochherzigkeit genannt, das heißt: großer Muth. Denn, wahrlich, gegen Verdrossenheit ist ein großer Muth erforderlich, wenn sie nicht die Seele durch Sünde und Kummer verschlingen oder durch Verzweiflung zu Grunde richten soll. Fürwahr, diese Tugend macht die Leute harte und schwierige Dinge wohlbedächtig und vernünftig aus freien Stücken unternehmen. Und insofern der Teufel wider den Menschen mehr durch List und Betrug, als durch Gewalt ankämpft, wird ihm auch der Mensch desto besser durch Witz, Vernunft und Klugheit widerstehen. Dann giebt es die Tugenden des Glaubens und der Hoffnung zu Gott und zu seinen Heiligen, die guten Werke zu vollziehen und zu Ende zu bringen, welche man mit dem festen Vorsatze, sie auszuführen, unternimmt. Dann kommen Vertrauen und Zuversicht, und diese bestehen darin, daß man keine Mühe späterhin scheut, nachdem man ein gutes Werk begonnen hat. Dann kommt Großartigkeit, wenn nämlich ein Mann große gute Werke thut und vollbringt, und das ist das Endziel, weßhalb man gute Werke thun sollte. Denn in der Vollendung der guten Werke liegt ihr großer Lohn. Dann giebt es Beständigkeit, das ist Stätigkeit des Muthes, und diese muß im Herzen sein durch unerschütterlichen Glauben und nicht minder in Worten, im Betragen und in der That. Auch giebt es noch mehr besondere Heilmittel gegen Verdrossenheit durch unterschiedene Werke und durch Betrachtung der Höllenstrafen und der Freuden des Himmels und durch das Vertrauen auf die Gnade des heiligen Geistes, der uns die Kraft geben wird, unsere gute Absicht zu vollbringen.
De Avaritia.
Nach der Verdrossenheit will ich von dem Geize und von der Begehrlichkeit sprechen, von welcher Sünde St. Paul sagt: Die Wurzel alles Uebels ist Begehrlichkeit. Denn, fürwahr, wenn das Herz verwirrt und beunruhigt ist und die Seele ihr Behagen an Gott verloren hat, so sucht man eitlen Trost in weltlichen Dingen. Geiz ist nach der Erklärung von St. Augustin eine Lüsternheit im Herzen, irdische Dinge zu besitzen. Einige Andere sagen, Geiz begehre, sich viele Erdengüter zu verschaffen, und denen, so bedürftig sind, nichts zu geben. Doch merkt euch wohl, daß Geiz sich nicht allein auf Land und Habe bezieht, sondern zuweilen auch auf Wissenschaft und Ruhm, und eine empörende Sache ist Geiz auf jede Weise. Und der Unterschied zwischen Geiz und Begehrlichkeit ist dieser: Der Begehrlichkeit gelüstet nach Dingen, welche du nicht hast, und der Geiz bewahrt und behält unnöthiger Weise die Sachen, welche du hast. Fürwahr, dieser Geiz ist eine höchst verdammenswerthe Sünde, denn die ganze heilige Schrift verflucht ihn und spricht dagegen, weil er Unrecht gegen Jesus Christus ist, indem er ihn der Liebe beraubt, welche die Menschen ihm schulden, und diese Liebe aller Vernunft zuwider verdreht und veranlaßt, daß der geizige Mensch seine Hoffnung mehr auf sein irdisches Gut, als auf Jesus Christ setzt, und sich mehr bestrebt, seinen Schatz zu hüten, als den Dienst Jesu Christi zu thun. Und deßhalb sagt St. Paul, daß ein geiziger Mann der Sclave des Mammons ist.
Welcher Unterschied besteht zwischen einem Götzendiener und einem geizigen Manne? Keiner, als nur etwa der, daß ein Götzendiener ein bis zwei Fetische hat, und der Geizige viele, denn, gewiß, jeder Gulden in seinem Koffer ist sein Götze. Und, gewiß, die Sünde des Götzendienstes ist die erste, welche Gott in den zehn Geboten verbietet, worüber Exod. cap. XX Zeugniß giebt: Du sollst keine andere Götter haben neben mir, noch sollst du dir ein Bildniß oder irgend ein Gleichniß machen. Daher ist ein geiziger Mensch, welcher seinen Schatz mehr als Gott liebt, ein Götzendiener.
Aus dieser verfluchten Sünde des Geizes und der Begehrlichkeit kommen diese harten Herren, welche die Leute mit Steuern, Zöllen und Frohnden plagen, mehr als die Pflicht und die Vernunft erheischt. Auch nehmen sie von ihren Hörigen Geldbußen, welche besser Erpressungen als Bußen genannt würden. Von welchen Geldbußen und Ranzionen einige Vögte dieser Herren meinen, daß sie rechtmäßig seien, insofern alles zeitliche Gut, welches solch ein Lump besäße, seinem Herrn gehöre, wie sie sagen. Aber, wahrlich, diese Herren thun Unrecht, ihre Hörigen der Dinge zu berauben, welche sie ihnen niemals gaben. Augustinus de civitate Dei. Liber IX. – Sicher ist, daß der Stand der Knechtschaft und ihre erste Ursache aus der Sünde kam. Genesis V. So könnt Ihr sehen, daß Schuld Knechtschaft verdiente, aber nicht Natur. Deßhalb sollten diese Herren nicht so viel Rühmens von ihrer Herrschaft machen, da sie nicht durch natürliche Bestimmung Herren ihrer Knechte sind, sondern weil die Knechtschaft erst in Folge der Sünde kam. Und wenn übrigens das Gesetz besagt, daß die zeitlichen Güter der Hörigen die Güter ihrer Herren sind, jawohl, so ist es als das kaiserliche Vorrecht zu verstehen, sie in ihren Rechten zu schützen, aber nicht sie zu berauben und zu plündern. Deßhalb sagt Seneka: Der Kluge sollte sich wohlwollend gegen seine Sclaven zeigen. Was du deine Knechte nennst, ist Gottes Volk; denn niedrige Leute sind die Freunde Christi, sie sind gleichen Standes mit dem Herrn deinem König.
Bedenke auch, daß aus demselben Samen, aus welchem die gemeinen Leute kommen, auch die Herren entspringen, und daß ein gewöhnlicher Kerl ebensowohl selig werden kann, wie ein Herr. Der Tod, der ihn hinwegrafft, der Tod nimmt auch seinen Herrn hinweg. Deßhalb rathe ich dir, thue deinem Knechte, was du wünschest, daß der Herr dir thun möge, wenn du in seiner Lage wärest. Jeder Sünder ist ein Knecht der Sünde. Ich rathe dir, Herr, dich so zu halten, daß deine Knechte dich mehr lieben, denn fürchten. Ich weiß wohl, daß ein Stand über den andern steht, wie es der Vernunft entspricht; und es gehört sich, daß Menschen ihre Schuldigkeit thun, wie ihnen zukommt. Aber, wahrlich, Quälerei und Verachtung von Untergebenen ist verdammenswerth.
Und nun lernt auch ferner recht begreifen, daß diese Eroberer und Tyrannen gar häufig die zu Sclaven machen, welche aus ebenso hohem königlichen Blute entsprossen sind, als Diejenigen, welche sie besiegten. Der Name Knechtschaft war zuerst gar nicht bekannt, bis Noah sagte, daß sein Sohn Ham seiner Sünde wegen der Knecht seiner Brüder sein solle.
Was sagen wir dann von Denen, welche gegen die heilige Kirche Raub und Erpressungen verüben? Gewiß, das Schwert, welches man Jemandem giebt, welcher zuerst den Ritterschlag empfängt, bedeutet, daß er die heilige Kirche vertheidigen, aber nicht berauben und plündern soll; und wer das thut, ist ein Verräther an Christ. Wie St. Augustin sagt: Jene sind des Teufels Wölfe, welche die Schafe Jesu Christi erwürgen; denn, wahrlich, wenn der Wolf seinen Bauch voll hat, so hört er auf, die Schafe zu erwürgen, aber, fürwahr, die Räuber und Zerstörer von heiligen Kirchengütern thun nicht desgleichen, denn sie hören nie zu plündern auf. – Nun, da Sünde, wie ich gesagt habe, die erste Ursache der Knechtschaft war, so kam es auch, daß zu der Zeit, als die ganze Welt in Sünde lag, die ganze Welt auch in Knechtschaft und Unterwürfigkeit war; aber, gewiß, seitdem die Zeit der Gnade gekommen ist, hat Gott angeordnet, daß einige Leute dem Stande und Range nach höher und andere tiefer stehen und das Jeder seinem Range und Stande gemäß behandelt werden solle. Und daher macht man auch in einigen Ländern, wo es Sclaven giebt, diese aus ihrer Knechtschaft frei, sobald sie sich zum Glauben bekehrt haben; und daher ist auch sicherlich der Herr seinem Unterthanen ebenso verflichtet, wie es der Unterthan dem Herrn ist.
Der Papst nennt sich selbst den Diener der Diener Gottes. Doch da weder die Einrichtung der heiligen Kirche, noch das allgemeine Wohl, noch Frieden auf Erden bestehen könnte, wenn nicht Gott angeordnet hätte, daß einige Menschen höher und andere niedriger gestellt sind, so wurde aus diesem Grunde die Herrschaft eingesetzt, um ihre Leute und Unterthanen zu erhalten, zu unterstützen und in vernünftiger Weise zu vertheidigen, soweit es in ihrer Macht liegt, und nicht, um sie zu zerstören und verderben. Deßhalb sage ich, daß jene Herren, die Wölfen gleichen und die das Eigenthum und die Habe armer Leute ohne Erbarmen und Maß schändlicher Weise verschlingen, auch die Gnade Jesu Christi nur nach demselben Maße empfangen werden, mit dem sie dem armen Volke gemessen haben, wenn sie es nicht wieder gut machen.
Nun kommt Betrug zwischen Händler und Händler. Und du sollst wissen, daß der Handel zwiefacher Art sein kann; der eine ist stofflich, der andere geistlich; der eine ist ehrlich und erlaubt, der andere unehrlich und unerlaubt. Der stoffliche Handel, der als ehrlich und erlaubt gilt, ist dieser: wo Gott es bestimmt hat, daß ein Reich oder eine Gegend ausreichend für sich selbst hat, da ist es auch ehrlich und erlaubt, daß die Leute mit dem Ueberflusse eines Landes denjenigen eines anderen Landes aushelfen, welches Mangel leidet; und deßhalb muß es Kaufleute geben, welche die Waaren von einem Land in das andere bringen. Jener andere Handel, welchen Menschen mit Betrug, Hinterlist, Täuschung, Lügen, falschen Eiden treiben, ist durchaus verflucht und verdammt. Geistlicher Handel ist eigentliche Simonie, das heißt: der dringende Wunsch, geistliche Dinge zu kaufen, nämlich solche, welche zum Heiligthume Gottes gehören und zur Pflege der Seele dienen. Selbst wenn dieser Wunsch nicht zur That wird, so ist er dennoch, wenn man eifrig strebt, ihn zur Ausführung zu bringen, Todsünde. Simonie wird dies aber nach Simon Magus genannt, der für zeitliches Gut die Gabe kaufen wollte, welche Gott durch seinen heiligen Geist St. Peter und den Aposteln verliehen hatte, und deßhalb versteht, daß sowohl die, welche geistliche Dinge verkaufen, als auch Diejenigen, welche sie kaufen, Simonisten genannt werden, mag es nun geschehen durch Hingabe von Gut, durch Vermittlung oder durch fleischliches Beten seiner Freunde, fleischlicher oder geistlicher Freunde; fleischlicher Freunde nämlich in zwiefacher Art, wie durch Verwandtschaft oder sonst Freundschaft; denn wahrlich, wenn sie für den beten, der dessen nicht würdig und bei dem es nicht zulässig ist, so ist es Simonie, sofern er daraus Vortheil zieht; doch wenn es zulässig und er würdig dazu ist, so ist es keine. Die andere Art ist, wenn Mann oder Frau für Leute beten, um sie in ihrer bösen fleischlichen Neigung, die sie zu andern hegen, zu unterstützen; und das ist greuliche Simonie. Aber, gewiß, wenn man seinen Knechten für ihren Dienst geistliche Dinge als Gegendienst giebt, so muß, wohlverstanden, der Dienst ehrenhaft sein, damit es zulässig ist, und ebenso muß es ohne Feilschen geschehen, und die Person dazu würdig sein. Denn – wie St. Damascenus sagt – alle Sünden der Welt sind im Vergleich zu dieser Sünde nichts, denn es ist die größte Sünde, welche es nach der Sünde des Lucifer und Antichrist giebt, da durch diese Sünde Gott seine Kirche und die Seele verliert, welche er durch sein kostbares Blut erkaufte, wenn Leute den Dienst der Kirche Solchen übertragen, die nicht würdig dazu sind; denn sie setzen Diebe ein, welche die Seelen Jesu Christi stehlen und sein Patrimonium zu Grunde richten. Durch solche unwürdige Priester und Pfaffen haben die gemeinen Leute weniger Ehrfurcht vor den Sakramenten der heiligen Kirche; und solche Kirchenpatrone stoßen die Kinder Christi aus und setzen des Teufels eigene Söhne in die Kirchen, sie verkaufen ihnen die Seelen, indem sie die Lämmer dem Wolf zutreiben, welcher sie erwürgt; und deßhalb sollen sie niemals Antheil haben an der Weide der Lämmer, das heißt an der Seligkeit des Himmels.
Nun kommt Hasardspiel mit seinem Zubehör an Tischen und Würfeln, voraus Betrug, falsches Schwören, Schimpfen und alles Lästern, Gottesläugnen, Haß gegen den Nächsten, Verschwendung von Gut, Vergeudung an Zeit und häufig Todtschlag entsteht. Fürwahr, Spieler können nicht ohne große Sünde sein. Aus Geiz kommt auch Lügen, Diebstahl, falsches Zeugniß und Meineid; und Ihr müßt sehen, daß dieses große Sünden sind und den ausdrücklichen Geboten Gottes zuwider, wie ich gesagt habe. Falsches Zeugniß geschieht durch Wort und That; durch Wort, wenn man seinen Nächsten durch falsches Zeugniß seines guten Namens, seiner Habe oder seiner Erbschaft beraubt, wenn du aus Zorn, für Geschenke oder durch Neid falsches Zeugniß ablegst, Jemanden anklagst, um dich selbst zu entschuldigen. Nehmt euch in Acht ihr Proceßkrämer und Notare: wahrlich, durch falsches Zeugniß ward Susanna in große Noth und Sorge gebracht, und mancher Andere außerdem. Die Sünde des Diebstahls ist gleichfalls gegen den ausdrücklichen Befehl Gottes und zwar in zwiefacher Weise, zeitlich und geistlich. Zeitlicher Diebstahl ist, wenn man seinem Nächsten wider seinen Willen sein Gut nimmt, sei es durch Gewalt oder List, durch falsches Maß, durch Stehlen, durch falsche Anklagen gegen ihn und durch Entleihen von dem Gute des Nächsten in der Absicht, ihm es niemals zurückzuzahlen und dergleichen mehr. Geistlicher Diebstahl ist Kirchenraub, das heißt: Beschädigung der heiligen Dinge oder der Christus geweihten Sachen in zweierlei Beziehung, nämlich in Rücksicht auf den heiligen Ort, wie Kirchen und Kirchengut; denn jede schnöde Sünde, welche man an solchen Orten thut, oder jede Gewaltthat an solchen Plätzen kann man Kirchenraub nennen; ebenso, wenn man fälschlich die Rente und Rechte, welche der heiligen Kirche gebühren, wegnimmt. Und schlichthin und allgemein ist Kirchenraub: die heiligen Dinge aus heiligen Plätzen, oder unheilige Dinge aus heiligen Plätzen, oder heilige Dinge aus unheiligen Plätzen zu rauben.
Remedium Avaritiae.
Nun sollt Ihr verstehen, daß die Linderung des Geizes in Erbarmen und in Mitleid in weitem Sinne des Wortes besteht. Man könnte fragen, weßhalb Erbarmen und Mitleid den Geiz lindern? Nun, gewiß, der geizige Mensch zeigt kein Mitleid noch Erbarmen gegen den bedürftigen Menschen. Denn er erfreut sich an der Aufbewahrung seiner Schätze und nicht an der Unterstützung und Hülfe seiner Mitchristen. Und dieserhalb spreche ich zunächst von Erbarmen. Denn Erbarmen ist – wie der Philosoph sagt – eine Tugend, durch welche das Herz des Menschen gerührt wird durch das Leid Desjenigen, welcher leidet. Auf Erbarmen folgt Mitleiden, indem man Liebeswerke der Barmherzigkeit thut und vollbringt, und gegen Leidende hilfreich ist und sie tröstet. Und gewiß, es bewegt einen Menschen zum Erbarmen, daß Jesus Christ sich selbst für unsere Schuld dahingab, und aus Erbarmen den Tod erlitt und uns unsere Erbsünde verzieh, und uns dadurch von der Höllenpein erlöste, und die Qualen des Fegefeuers durch unsere Reue verminderte, und uns die Gottesgabe schenkte, Gutes zu thun, und schließlich die ewige Seligkeit im Himmel. Die verschiedenen Arten von Erbarmen sind: zu leihen oder auch zu schenken, zu vergeben und zu erlassen, und Mitgefühl im Herzen zu hegen, und Mitleid seinem Mitchristen zu zeigen, und auch zu strafen, wo es Noth thut. Ein anderes Mittel gegen den Geiz ist vernünftige Freigebigkeit; aber, gewiß, hier bedarf es der Betrachtung der Gnade Jesu Christi und der zeitlichen, sowie der ewigen Güter, welche Jesus Christus uns gab, und auch des Todes zu gedenken, welcher uns überkommen kann, man weiß nicht wann; und auch daß man Alles zurücklassen muß, was man besitzt, nur das nicht, welches man in guten Werken verthan hat.
Aber insofern einige Leute nie Maß zu halten wissen, so muß man thörichte Freigebigkeit, so man Verschwendung nennt, fliehen und meiden. Gewiß, der ist Verschwender, welcher sein Gut nicht fortgiebt, sondern verschleudert. Fürwahr, die Sachen, die man aus Eitelkeit verschenkt, wie an Minnesänger und an andere Leute, damit sie unsern Ruf in die Welt hinaus tragen, laufen auf Sünde hinaus, und sind keine Almosen. Sicherlich, der verliert sein Gut in garstiger Weise, der mit seiner Gabe nur allein nach Sünde sucht. Er gleicht einem Pferde, welches lieber getrübtes, schmutziges Wasser als reines Quellwasser trinken will. Und solchen, welche geben, wo sie nicht geben sollten, gebührt der Fluch, welcher Christus am Tage des Gerichts Denen geben wird, welche verdammt werden sollen.
De Gula.
Nach dem Geize kommt Völlerei, welche ausdrücklich gegen Gottes Gebot ist. Völlerei ist maßlose Neigung, zu essen und zu trinken, oder sonst maßlose Lust und ungeordnete Begierde in irgend welchen Bezug auf Essen und Trinken. Diese Sünde verdirbt die ganze Welt, wie aus der Sünde Adams und Evas hervorgeht. Siehe auch, was der heilige Paul von der Völlerei sagt: Viele wandeln“ – sagt er – von welchen ich euch gesagt habe, und nun sage ich es mit Weinen, die Feinde des Kreuzes Christi, welcher Ende ist Tod und welcher der Bauch ihr Gott ist und ihr Ruhm, zur Verdammniß Deren, welche so irdischen Dingen dienen.“ Der, bei welchem diese Sünde der Völlerei gewohnheitsmäßig ist, kann keiner Sünde widerstehen; er muß zum Sclaven aller Laster werden, denn dies ist des Teufels Schlupfwinkel, wo er sich versteckt und wo er rastet. Diese Sünde hat viele Arten. Die erste ist Trunkenheit; diese ist das schreckliche Grab der menschlichen Vernunft; und wenn daher ein Mensch betrunken ist, so hat er seine Vernunft verloren, und dieses ist Todsünde. Indessen, wenn ein Mensch nicht an starke Getränke gewöhnt ist und vielleicht die Macht des Getränkes nicht kennt, oder in seinem Kopfe sich schwach fühlt, oder so gearbeitet hat, daß er mehr als sonst trinkt und dann plötzlich vom Getränk überwältigt wird, so ist es keine Todsünde, sondern eine läßliche. Die zweite Art der Völlerei ist, wenn der Geist des Menschen durch Trunkenheit getrübt und er der Vorsicht seines Verstandes beraubt wird. Die dritte Art der Völlerei ist, wenn der Mensch seine Speise verschlingt und sich beim Essen unpassend benimmt. Die vierte ist, wenn durch großen Ueberfluß an Speise die Säfte seines Körpers verdorben werden. Die fünfte ist Vergeßlichkeit durch zu vieles Trinken, wodurch bisweilen ein Mensch am Morgen vergessen hat, was er am Abend zuvor that.
In anderer Weise unterscheidet man die verschiedenen Sünden der Völlerei nach St. Gregorius. Die erste ist, vor der Zeit zu essen. Die zweite ist, wenn ein Mensch sich leckerem Essen und Trinken zuneigt. Die dritte ist, wenn man über das Maß hinaus nimmt. Die vierte ist Künstelei im Zubereiten und Anrichten der Speisen. Die fünfte ist, gierig zu essen. Diese sind die fünf Finger von des Teufels Hand, durch welche er die Leute in Sünde zieht.
Remedium Gulae.
Gegen Völlerei ist das Heilmittel Enthaltsamkeit – wie Galien sagt; doch halte ich diese nicht verdienstlich, wenn sie lediglich wegen der Gesundheit des Körpers geübt wird. St. Augustinus will, daß Enthaltsamkeit der Tugend wegen und mit Geduld ausgeübt werde. Enthaltsamkeit – sagt er – hat wenig Werth, wenn ein Mensch nicht den guten Willen dazu hat, nicht durch Geduld und Liebe dazu getrieben wird und sie nicht um Gottes Willen thut und in der Hoffnung das ewige Heil im Himmel zu erlangen. Die Genossen der Enthaltsamkeit sind Mäßigkeit, welche das Mittel in allen Dingen hält; auch Scham, welche jede Schändlichkeit meidet; Genügsamkeit, welche kein reiches Essen und Trinken sucht, noch Gewicht auf übermäßige Zierlichkeit der Zubereitung legt; auch Maß, welches durch Vernunft die unmäßige Eßlust im Zaume hält; auch Nüchternheit, welche sich des Uebermaßes im Trinken enthält; auch Sparsamkeit, welche sich leckeres Essen und das lange zu Tisch Sitzen versagt, weßhalb einige Leute aus freien Stücken beim Essen stehen, weil sie mit weniger Bequemlichkeit essen wollen.
De Luxuria.
Nach der Völlerei kommt Unzucht, denn diese zwei Sünden sind so nahe verwandt, daß sie sich oft nicht von einander trennen wollen. Weiß Gott, diese Sünde ist Gott höchst mißfällig, denn er sagt selbst: Begehe keine Unzucht! Und deßhalb legt er schwere Strafe auf diese Sünde. Denn, wenn im alten Gesetze eine unfreie Dirne auf dieser Sünde ergriffen wurde, so sollte sie mit Stöcken zu Tode geschlagen werden, und wenn sie eine Edelfrau war, so sollte sie gesteinigt werden, und wenn sie eines Bischofs Tochter war, so sollte sie nach dem Gebote Gottes verbrannt werden. Außerdem ertränkte Gott wegen der Unzucht die ganze Welt und abermals brannte er fünf Städte nieder durch Donner und Blitz und versenkte sie in die Hölle.
Laßt uns nunmehr von der besagten stinkenden Sünde sprechen, welche man Ehebruch nennt; nämlich zwischen verheiratheten Leuten, das heißt, wenn einer von ihnen verheirathet ist, oder auch alle beide. St. Johannes sagt, daß in der Hölle für die Ehebrecher ein brennender Scheiterhaufen von Feuer und Schwefel sein wird, von Feuer wegen ihrer Unzucht und von Schwefel wegen des Gestankes ihres Unflaths. Gewiß, das Brechen dieses Sakramentes ist ein greuliches Ding; es wurde im Paradiese von Gott selbst eingesetzt und durch Jesum Christum bestätigt, wie St. Matthäus in seinem Evangelium bezeugt: der Mann soll Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und beide sollen wie ein Fleisch sein. Dieses Sakrament bedeutet die Verbindung zwischen Christus und der heiligen Kirche. Und nicht allein, daß Gott Ehebruch durch die That verboten hat, nein, er befiehlt auch, daß du nicht deines Nächsten Weib begehren sollst. In diesem Befehle – sagt St. Augustin – ist jede Begehrlichkeit nach Unzucht verboten. Sieh, was St. Matthäus im Evangelium sagt, daß, wer ein Weib ansiehet, ihrer zu begehren, schon die Ehe mit ihr in seinem Herzen gebrochen hat. Hier könnt Ihr sehen, daß nicht allein die That der Sünde verboten ist, sondern auch das Verlangen, diese Sünde zu thun. Diese verfluchte Sünde schadet dem gewaltig, welcher sich ihr ergiebt; und zunächst der Seele, denn sie verfällt dadurch der Sünde und der Strafe des ewigen Todes; und dann schadet sie auch gewaltig dem Körper, denn sie trocknet ihn aus, richtet ihn zu Grunde und schändet ihn, und von seinem Blute bringt man dem Teufel Opfer dar; sie verschwendet auch Gut und Habe. Und, fürwahr, wenn es schon ein böses Ding ist, sein Gut an Weiber zu verschwenden, so ist doch ein weit böseres Ding, wenn Frauenzimmer für solchen Unflath ihr Gut und ihre Habe an Männer verthun. Diese Sünde beraubt – wie der Prophet sagt – Mann und Weib ihres guten Rufes und aller ihrer Ehre, und ist dem Teufel höchst gefällig; denn dadurch gewinnt er den größten Theil dieser elenden Welt. Und wie ein Kaufmann sich über die Waare am meisten freut, welche ihm den größten Vortheil und Nutzen bringt, grade so freut sich der Teufel über diesen Unflath.
Dieses ist die andere Hand des Teufels mit fünf Fingern, um das Volk für seine Schändlichkeiten zu packen. Der erste Finger ist der Buhlerblick des buhlerischen Weibes oder des buhlerischen Mannes, der grade wie der Basiliskenhahn durch das Gift seines Blickes tödtet; denn auf die Begehrlichkeit der Augen folgt die Begehrlichkeit des Herzens. Der zweite Finger ist die böse Berührung in böser Absicht. Und daher sagt Salamo, daß der, so ein Weib berührt und angreift, wie jener Mann fährt, welcher einen Scorpion anfaßt, der sticht und durch sein Gift plötzlich tödtet; oder wie jener, der heißes Pech berührt, das seine Finger verbrennt. Der dritte sind faule Worte, welche dem Feuer gleichen, welches sofort das Herz verbrennt. Der vierte Finger ist das Küssen, und wahrhaftig, der ist ein großer Thor, welcher den Mund von einem glühenden Ofen oder einer Feueresse küssen will; und größere Thoren sind die, welche in bösem Sinne küssen, denn jener Mund ist der Mund der Hölle. Dies gilt besonders vor den alten, geckenhaften Hurenjägern, die küssen und lecken wollen und sich anstrengen, obschon sie gar nichts mehr thun können. Gewiß, sie gleichen den Hunden; denn wenn ein Hund an einem Rosenstrauche oder an einem andren Busche vorbeikommt, so will er, wenn er auch gar nicht pissen kann, dennoch sein Bein aufheben und thun, als ob er pißte. Und was das anbetrifft, daß Mancher glaubt, er könne nicht durch Lüsternheit sündigen, welche er mit seinem Eheweibe treibt, so ist sicherlich diese Meinung falsch. Gott weiß, ein Mann kann sich mit seinem eigenen Messer umbringen, und sich aus seiner eigenen Tonne betrinken. Gewiß, sei es Weib, sei es Kind, wenn es irgend etwas mehr liebt als Gott, so ist dieses sein Idol und er selbst ist ein Götzendiener. Ein Mann soll sein Weib mit Besonnenheit, Geduld und Maß lieben, und dann ist sie gleichsam seine Schwester. Der fünfte Finger an des Teufels Hand ist die stinkende That der Unzucht. Glaubt mir, die fünf Finger der Völlerei steckt der Teufel in des Menschen Bauch und mit den fünf Fingern der Unzucht packt er ihn an die Nieren, um ihn in den Schmelzofen der Hölle zu werfen, wo er das immerbrennende Feuer und die immernagenden Würmer finden soll und Heulen und Zähneklappern und scharfen Hunger und Durst und die Scheußlichkeit der Teufel, welche alles ohne Unterlaß und Ende zu Boden trampeln.
Aus Unzucht entspringen und entquellen, wie gesagt, verschiedene Arten: wie Hurerei, das ist zwischen Mann und Weib, welche nicht verheirathet sind, und das ist Todsünde und wider die Natur. Alles, was der Natur feindlich ist und sie zerstört, ist wider die Natur. Wahrhaftig, die Vernunft sagt uns schon, daß es Todsünde ist, insofern Gott Unzucht verboten hat. Und St. Paul überweist Solche dem Reiche, das für die bestimmt ist, welche Todsünde begehen. Eine andere Sünde der Unzucht ist, eine Jungfer ihrer Jungfernschaft zu berauben; denn wer das thut, stößt ein Mädchen von der höchsten Stufe des gegenwärtigen Lebens hinunter und beraubt Dieselbe der kostbaren Frucht, welche man Hundertfrucht“ nennt. Ich kann es nicht anderweit übersetzen, aber auf Latein heißt es: Centesimus fructus“. Gewiß, wer das thut, verursacht mehr an Schaden und Schlechtigkeit, als irgend Jemand denken kann; grade wie der oftmals die Ursache ist von allen Schaden, den das Vieh auf den Feldern anrichtet, welcher die Umzäunungshecken durchbricht, wodurch er zerstört, was er nie wieder gut machen kann. Denn, gewiß, ebensowenig kann die Jungfernschaft wiederhergestellt werden, wie ein Arm, der vom Körper abgeschlagen ist, zurückkehren und wieder wachsen kann. Sie kann Gnade finden, das weiß ich wohl, wenn sie willig ist, Buße zu thun, aber nichtsdestoweniger wird sie für immer geschändet bleiben.
Und wenn ich auch bereits einiges über den Ehebruch gesagt habe, so ist es dennoch gut, auf die Gefahren hinzuweisen, welche am Ehebruche kleben, um diese garstige Sünde zu meiden. Ehebruch heißt auf Latein das Besteigen von eines anderen Mannes Bette, durch welches Diejenigen, welche sonst ein Fleisch waren, ihren Körper anderen Personen überlassen. Aus dieser Sünde kommen – wie der Weise sagt – mannigfache Uebel. Zuerst Treubruch, und, wahrlich, Treue ist der Schlüssel zum Christenthum, und geht dieser Schlüssel zerbrochen oder verloren, so ist auch wahrlich das Christenthum verloren und steht vergeblich und ohne Frucht da. Diese Sünde ist auch Diebstahl, da Diebstahl heißt, Jemanden seiner Sachen wider seinen Willen zu berauben. Gewiß, der faulste Diebstahl, den es geben kann, ist der, wenn ein Weib ihren Körper dem Gatten wegstiehlt und an ihren Buhlen schenkt, um ihn zu entehren; und wenn sie ihre Seele Christo wegstiehlt und dem Teufel übergiebt; dieses ist ein schlimmerer Diebstahl, als in eine Kirche zu brechen und den Kelch zu stehlen, denn die Ehebrecher reißen den Tempel Gottes in geistlicher Hinsicht nieder und stehlen das Gefäß der Gnade, das heißt den Körper und die Seele, weßhalb sie Christus vernichten wird, wie St. Paulus sagt.
Gewiß vor solchem Diebstahl war Joseph schwer bange, als seines Herrn Weib ihm zum Bösen einlud und er sprach: Siehe, meine Herrin, wie mein Herr alles unter meine Hand gegeben hat, was er auf dieser Welt besitzt, so ist auch meiner Macht nichts vorenthalten, als einzig du, indem du sein Weib bist. Und wie sollte ich denn nur ein solch großes Uebel thun und so schrecklich wider Gott und wider meinen Herrn sündigen? Gott verhüte es! – Ach! allzuwenig wird solche Treue jetzt gefunden!
Das dritte Uebel ist der Koth, durch welchen sie die Gebote Gottes brechen und den Altar der Ehe, und das ist Christus, schänden. Denn gewiß, je edler und je würdiger das Sakrament der Ehe ist, desto größer ist auch die Sünde, es zu brechen; denn Gott setzte die Ehe im Paradiese im Stande der Unschuld ein, um die Menschen für den Dienst Gottes zu vermehren, und deßhalb ist der Bruch derselben um so schrecklicher, weil durch diesen Bruch oftmals falsche Erben kommen, die unrechtmäßiger Weise das Erbtheil Anderer hinwegnehmen; und deßhalb will sie Christus aus dem Himmelreiche stoßen, welches das Erbtheil der guten Menschen ist. Durch diesen Bruch geschieht es auch oft, daß Leute unvorsichtig in ihrer eigenen Verwandtschaft sündigen, und namentlich diese Hurenbolde, welche die Bordelle von liederlichen Frauenzimmern besuchen, die man den allgemeinem Abtritte vergleichen kann, wo sich die Leute ihres Unrathes entledigen. Was sagen wir aber von den Kupplern, welche von der schrecklichen Sünde der Hurerei leben und die Frauenzimmer zwingen ihnen eine Rente zu zahlen von dem, was sie mit ihrem Körper zusammenhuren, ja oftmals ihre eigenen Weiber und Kinder, wie solche Kuppler thun; gewiß, dies sind verfluchte Sünden. Versteht auch, daß der Ehebruch in den zehn Geboten zwischen Diebstahl und Todtschlag gestellt wird, weil er der größte Diebstahl ist, den es geben kann; denn er ist Diebstahl am Körper und an der Seele und gleicht dem Todtschlage, da er Diejenigen auseinander haut und bricht, welche anfangs zu einem Fleische gemacht worden waren. Und dieserhalb sollten sie nach den alten Gesetzen Gottes erschlagen werden, indessen Jesus Christus sagte in seinem Gesetze, welches das Gesetz des Erbarmens ist, zu dem Weibe, welches im Ehebruch ergriffen war und nach den Willen der Juden ihrem Gesetze gemäß gesteinigt werden sollte: Geh'“ – sprach Jesus Christus – und sündige nicht mehr!“ Gewiß, der Rachelohn des Ehebruchs ist den Strafen der Hölle vorbehalten und kann nur durch Reue gemildert werden. Doch es giebt noch mehre Arten dieser verfluchten Sünde, wie z.B. wenn einer geistlichen Standes ist, oder auch beide oder, solche Leute, welche ordinirt worden sind, wie Subdiacone, Diacone, Priester und Hospitaliter; und je höher Jemand als Geistlicher steht, um desto größer ist die Sünde. Der Umstand, welche ihre Sünde besonders erschwert, ist der Bruch ihres Gelübdes der Keuschheit, das sie ablegten, als sie die Weihen empfingen. Und überdies ist es gewißlich wahr: der heilige Stand ist der höchste Schatz Gottes und ein besonderes Zeichen und Merkmal der Keuschheit, um zu zeigen, daß sie mit der Keuschheit vermählt sind, welches das köstlichste Leben ist, das es giebt; und diese geweihten Leute sind besonders nach Gott benannt und gehören zur besonderen Folgschaft Gottes, weßhalb sie auch durch Begehung von Todsünde zu besonderen Verräthern an Gott und seinem Volke werden; denn sie leben vom Volke, um für das Volk zu beten, und wenn sie Verräther sind, kann ihr Gebet dem Volke nicht frommen. Priester gleichen den Engeln durch das Mysterium ihrer Würde; aber, fürwahr, St. Paulus sagt, daß Satanas sich in einen Engel des Lichtes verwandelte. Gewiß, der Priester, welcher sich Todsünden hingiebt, mag einem Engel der Finsterniß verglichen werden, welcher sich in einen Engel des Lichts verkleidet hat. Er scheint ein Engel des Lichts zu sein, aber, fürwahr, er ist ein Engel der Finsterniß. Solche Priester sind wie die Söhne Eli's, von denen im Buche der Könige gezeigt ist, daß sie die Söhne Belial's, das ist des Teufels, waren. Belial heißt nämlich: richterlos sein, und so steht es mit ihnen. Sie meinen, daß sie frei seien und keinen Richter über sich hätten, wie ein freier Bulle, der jede Kuh in der Stadt nimmt, welche ihm gefällt. So springen sie mit den Frauenzimmern um; denn grade wie ein freier Bulle genug ist für eine ganze Stadt, grade so ist auch eines schlechten Priesters Verderbtheit genug für ein ganzes Kirchspiel oder eine ganze Gegend. Diese Priester können – wie das Buch sagt – nicht die Mysterien der Priesterschaft vor dem Volke ministriren; sie geben sich – wie das Buch sagt – nicht mit dem gesottenen Fleische zufrieden, welches ihnen dargereicht wird, sondern sie nehmen auch mit Gewalt das Fleisch, welches roh ist. Gewiß, ebenso halten sich diese Bösewichte nicht belohnt durch das gebratene und gesottene Fleisch, mit welchem das Volk sie in großer Ehrfurcht füttert, nein, sie wollen auch rohes Fleisch haben, d. h. die Weiber und Töchter des Volkes. Und, gewiß, diese Weiber, welche sich zu ihrer Hurerei hergeben, begehen großes Unrecht gegen Christus, gegen die heilige Kirche, gegen alle Heiligen und alle Seelen, denn sie rauben alles dieses von Denjenigen, welche Christus und seine heilige Kirche verehren und für die Christenseelen beten sollten; und deßhalb trifft diese Priester und ihre Beischläferinnen, welche sich zu ihrer Wollust hergeben, der Fluch des geistlichen Gerichtes, bis sie zur Besserung gelangen.
Die dritte Art von Ehebruch geschieht manchmal zwischen einem Manne und seinem Weibe, indem sie in ihrem Beilager nur allein an ihr fleischliches Vergnügen denken – wie St. Hieronymus sagt – und nichts davon wissen wollen, daß sie sich nur deßhalb vereinigen, weil sie verheirathet sind; alles ist für sie erlaubt, wie sie denken. Aber über solche Leute hat der Teufel Gewalt, wie der Engel Raphael zu Tobias sagte, denn durch ihr Beilager stoßen sie Jesus Christus aus ihrem Herzen und geben sich allem Unflathe hin. – Zur vierten Art gehören die, welche sich in ihrer Verwandtschaft begatten, oder mit denen, so ihnen verschwägert sind, oder mit solchen, welche mit ihren Vätern oder ihrer Verwandtschaft die Sünde der Wollust gepflogen haben. Diese Sünde macht sie gleichsam zu Hunden, die keine Rücksicht auf Verwandtschaft nehmen. Und, fürwahr, Verwandtschaft kann zwiefacher Art sein, entweder geistlich oder fleischlich; geistlich insofern man sich mit seinen Gevattersleuten abgiebt; denn grade so wie der, welcher ein Kind erzeugt, sein fleischlicher Vater ist, grade so ist sein Gevatter sein geistlicher Vater, weßhalb auch ein Weib nicht mit weniger Sünde bei ihrem Gevatter als bei ihrem eigenen leiblichen Bruder liegen kann. – Die fünfte Art ist jene abscheuliche Sünde, von welcher Niemand sprechen noch schreiben sollte, wenn sie nicht öffentlich in der heiligen Schrift erwähnt wäre. Diese Verruchtheit begehen Mann und Weib in verschiedener Absicht und auf verschiedene Art. Aber wenn auch die heilige Schrift von dieser gräßlichen Sünde spricht, so kann doch dadurch die heilige Schrift ebenso wenig verunglimpft werden, wie es die Sonne wird, weil sie auf einen Misthaufen scheint. Zur Wollust gehört noch eine andere Sünde, welche im Schlafe kommt, und diese Sünde ist häufig bei jungfräulichen Leuten, aber auch nicht minder bei solchen, welche verdorben sind. Und diese Sünde nennt man Pollution; und sie entsteht aus vier Ursachen. Oft kommt sie aus dem Verlangen des Leibes, denn die Säfte sind zu üppig und reichlich im Körper des Menschen; oft kommt sie aus Unmächtigkeit und Schwäche an Kraft der Verhaltung, wie die Arzneikunde solches erwähnt; oft durch Ueberfüllung mit Speise und Trank, und oft aus schlechten Gedanken, welche im Gemüthe des Menschen stecken, wenn er schlafen geht, was nicht ohne Sünde sein kann. Aus diesem Grunde mag sich jeder Mensch wohl davor hüten, denn sonst kann er schwer dadurch sündigen.
Remedium Luxuriae.
Nun kommt das Mittel gegen die Wollust, und das ist im Allgemeinen Keuschheit und Enthaltsamkeit, welche alle unordentlichen Neigungen der Fleischeslust in Zaum halten, und Diejenigen werden um so größeres Verdienst haben, welche am meisten die schlimme Begierde und Hitze dieser Sünde beschränken; und dieses geschieht auf zweierlei Weise, nämlich durch Keuschheit in der Ehe und durch Keuschheit im Wittwenthume.
Nun müßt Ihr verstehen, daß Ehe das erlaubte Beisammensein zwischen Mann und Weib ist, wie solches ihre Verbindung durch die Kraft dieses Sakramentes ihnen gewährt hat, so daß sie sich nicht mehr während ihres Lebens von einander scheiden können, das will sagen, so lange Beide leben. Dies ist – wie das Buch sagt – ein besonders hohes Sakrament. Gott machte es – wie ich gesagt habe – im Paradiese und wollte selbst aus der Ehe geboren werden, und um die Ehe zu heiligen, war er auf einer Hochzeit, wo er Wasser in Wein verwandelte, welches das erste Wunder war, das er vor seinen Jüngern vollführte. Die treue Wirkung der Ehe reinigt den Beischlaf und füllt die heilige Kirche mit guter Nachkommenschaft; denn das ist der Zweck der Ehe und wandelt Todsünde in läßliche bei Denen, so verheirathet sind, und macht in allen, die verheirathet sind sowohl die Herzen als auch die Leiber eins. Dieses ist die wahre Ehe, welche von Gott eingesetzt war, ehe die Sünde kam, als das natürliche Gesetz noch in rechter Geltung im Paradiese stand; und es ward befohlen, daß ein Mann nur ein Weib haben sollte und ein Weib nur einen Mann – wie St. Augustin sagt – und zwar aus vielen Gründen. Denn erstens ist die Ehe dargestellt in der Verbindung Christi mit der heiligen Kirche; und ein anderer Grund ist, weil der Mann das Haupt der Frau ist – wenigstens nach der Vorschrift sollte es so sein. Denn, wenn ein Weib mehr als einen Mann hätte, so würde sie auch mehr Häupter als eines haben und das wäre eine greuliche Sache vor Gott; und ebenso dürfte ein Weib nicht mehren zugleich gefallen und es würde nimmer Frieden und Ruhe zwischen ihnen sein, denn jedes würde sein eigenes Recht fordern. Und fernerhin könnte kein Mensch seine eigene Nachkommenschaft kennen, noch wissen, wer sein Erbe sein solle, und das Weib würde um so weniger geliebt werden, wenn sie mit mehren Männern verbunden wäre.
Nun kommt, wie ein Mann sich gegen sein Weib betragen soll, besonders in zwei Punkten, nämlich in Langmuth und Ehrerbietung; und dieses zeigt Christus, als er das erste Weib machte. Denn er machte sie nicht aus dem Haupte von Adam, dieweil sie keine zu große Herrschaft in Anspruch nehmen sollte, denn, wo das Weib die Meisterschaft hat, da macht sie gar zu vielen Unfug. Dafür bedarf es keiner Beispiele, die Erfahrungen, welche wir Tag für Tag machen, können hinreichend genügen. Gewiß, Gott machte auch das Weib nicht aus den Füßen von Adam, denn sie soll nicht zu niedrig gestellt werden, da sie nicht geduldig leiden kann. Aber Gott machte das Weib aus der Rippe von Adam, denn das Weib soll die Genossin des Mannes sein. Männer sollten sich ihren Weibern gegenüber mit Treue, Aufrichtigkeit und Liebe benehmen, wie St. Paul sagt, daß ein Mann sein Weib lieben solle, wie Christ die heilige Kirche, die er so sehr liebte, daß er für dieselbe starb; so sollte ein Mann für sein Weib thun, wenn es erforderlich ist.
Wie nun ein Weib ihrem Gatten unterthan sein soll, das erzählt St. Petrus. Zuerst in Gehorsam. Und wie ebenfalls das Decret sagt: ein Frauenzimmer, welches ein Eheweib ist, hat, so lange sie dieses ist, keine Macht zu schwören oder Zeugniß abzulegen ohne die Einwilligung ihres Ehemannes, der ihr Herr ist. Wenigstens sollte es der Vernunft nach dieses sein. Sie sollte ihm auch in aller Ehrbarkeit dienen und in ihrem Anzuge mäßig sein. Ich weiß wohl, daß sie ihr Bestreben dahin richten soll, ihrem Gatten zu gefallen, aber nicht durch die Absonderlichkeit ihres Anzuges. St. Hieronymus sagt: Weiber, welche sich mit Seide und köstlichem Purpur aufputzen, können nicht in Jesu Christo gekleidet sein. St. Gregorius sagt ebenfalls, daß man nur des eitlen Ruhmes wegen und um von den Leuten geehrt zu werden, nach kostbaren Anzügen trachte. Es ist große Thorheit, wenn ein Weib auswärts schöne Kleider trägt, während sie selbst inwendig faul ist. Ein Weib sollte gleichfalls mäßig sein in Blicken, Betragen und Lachen und bescheiden in allen ihrem Reden und Thun, und über alle Erdendinge sollte sie von ganzem Herzen ihren Ehemann lieben und ihm mit ihrem Leibe treu sein. So sollte ein jeder Ehemann auch seinem Weibe treu sein, denn da ihr ganzer Leib dem Gatten gehört, so sollte es auch ihr Herz, denn sonst ist zwischen ihnen in dieser Hinsicht keine vollkommene Ehe. Dann sollten die Männer begreifen, daß aus drei Gründen ein Mann mit seinem Weibe zusammenkommen mag. Der erste ist in der Absicht der Kindererzeugung für den Dienst Gottes, denn, gewiß, das ist der Endzweck der Ehe. Ein anderer Grund ist, sich gegenseitig die Schuld des Leibes zu entrichten, denn keiner von beiden hat Gewalt über seinen eigenen Leib. Der dritte ist, Hurerei und Schlechtigkeit zu vermeiden. Der vierte gehört der Todsünde an. Was den ersten anbetrifft, so ist er verdienstlich; der zweite auch, denn – wie das Decret sagt – hat Diejenige das Verdienst der Keuschheit, welche dem Gatten die Schuld ihres Leibes abträgt, selbst wenn es gegen ihre Neigung und gegen die Lust ihres Herzens ist. Die dritte Art ist läßliche Sünde; gewiß, kaum irgend einer von ihnen bleibt ohne läßliche Sünde wegen der Verderbniß und des Vergnügens, welche dieser Sache ankleben. Die vierte Art ist so zu verstehen, wenn sie nur aus sinnlicher Liebe zusammen kommen und nicht aus einem der vorerwähnten Gründe, sondern nur um ihr brennendes Verlangen, wer weiß, wie oft, zu stillen. Fürwahr, das ist Todsünde; und dennoch – mit Sorgen sag' ich es – wollen sich einige selbst anstrengen, noch mehr zu thun, als ihrem Bedürfnisse genügt.
Die zweite Art der Keuschheit ist, eine reine Wittib zu sein, und die Umarmung eines Mannes zu fliehen und nach der Umarmung Jesu Christi zu verlangen. Diese sind Diejenigen, welche Weiber gewesen sind, aber ihre Gatten verloren haben und auch Frauen, die Wollust getrieben haben und durch ihre Buße erlöst sind. Und, gewiß, wenn ein Eheweib sich ganz keusch erhalten könne durch Erlaubniß ihres Gatten, so daß sie ihm keine Veranlassung und keine Gelegenheit gäbe, sich zu vergehen, so würde es für sie ein großes Verdienst sein. Diese Art von Frauen, welche die Keuschheit beobachten, muß reines Herzens, Leibes und Sinnes sein, mäßig in Kleidung und Haltung, enthaltsam im Essen und Trinken, im Sprechen und im Thun und dann gleicht sie dem Gefäße oder der Büchse der gesegneten Magdalena, weil sie die heilige Kirche mit gutem Geruche erfüllt.
Die dritte Art der Keuschheit ist Jungfräulichkeit, und es versteht sich, daß sie heilig von Herzen und rein von Körper sei. Dann ist sie die Braut Jesu Christi und das Leben der Engel; sie ist das Lob der Welt und sie kommt den Märtyrern gleich. Sie trägt in sich, was keine Zunge aussprechen kann und kein Herz denken. Jungfräulichkeit besaß unser Herr Jesus Christ, und eine Jungfrau war er selber.
Ein anderes Mittel gegen die Wollust ist, daß man sich besonders derjenigen Dinge enthalte, welche Veranlassung zu jener Schlechtigkeit geben, als Wohlleben, Essen und Trinken; denn, fürwahr, wenn der Topf überkocht, so ist das beste Mittel, ihn vom Feuer fortzurücken. Langer Schlaf bei großer Ruhe ist gleichfalls eine große Nährerin der Wollust.
Ein anderes Mittel gegen Wollust ist, daß Mann und Weib die Gesellschaft derer fliehen, von denen versucht zu werden sie argwöhnen; denn, wenn auch immerhin der That widerstanden wird, so ist dennoch die Versuchung groß. Fürwahr, eine weiße Wand wird, wenn sie das Flimmern einer Kerze auch nicht in Brand setzt, dennoch durch das Licht schwarz.
Gar oft las ich, daß Niemand auf seine eigene Vollkommenheit bauen solle, er sei denn stärker als Simson, heiliger als David oder weiser als Salamo.
Nachdem ich nun, so gut ich konnte, die sieben Todsünden und ihre verschiedenen Zweige und Gegenmittel erklärt habe, möchte ich, fürwahr, wenn ich könnte, euch auch die zehn Gebote Gottes vortragen; aber eine so hohe Lehre überlasse ich den Gottesgelehrten. Nichtsdestoweniger hoffe ich zu Gott, daß ein jegliches unter allen in dieser Abhandlung berührt ist.
Da nun der zweite Theil der Buße in der Beichte des Mundes besteht, so sage ich, wie ich im ersten Capitel begann, daß St. Augustinus spricht: Sünde ist jedes Wort und jede That und alles, was Menschen dem Gesetze Christi zuwider thun, und das besagt: sündigen im Herzen, im Munde und in der That durch die fünf Sinne, welche Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen sind. Nun ist es gut, die Umstände zu kennen, welche zu jeder Sünde beitragen. Du, welcher die Sünde thust, sollst in Erwägung ziehen, was du bist, Mann oder Weib, jung oder alt, edel oder hörig, frei oder dienstbar, gesund oder krank, verheirathet oder ledig, Priester oder Laie, weise oder thöricht, geistlich oder sekulär, ob sie körperlich oder geistlich dir nahe steht oder nicht, ob irgend einer deiner Angehörigen mit ihr gesündigt hat oder nicht, und was der Sachen mehr.
Ein anderer Umstand ist dieser, ob es in Hurerei oder Ehebruch geschehen ist oder nicht, in irgend einer Art von Todtschlag oder nicht, ob es eine greuliche, große Sünde sei oder eine kleine, und wie lange du in der Sünde beharrt hast. Der dritte Umstand ist der Art, allwo du die Sünde begangen hast, ob in andrer Leute Hause oder in deinem eigenen, im Felde, in der Kirche oder in dem Kircheneigenthume, in geweihten oder in ungeweihten Kirchen. Denn, wenn eine Kirche geheiligt ist und Mann oder Weib an diesem Orte ihr Geschlecht verschütten, so wird die Kirche mit dem Inderdict belegt, so lange bis sie der Bischof wieder gereinigt hat; und wäre es ein Priester, der solche Schlechtigkeit beginge, so könnte er bis an das Ende seines Lebens keine Messe mehr singen, und wenn er es dennoch thäte, so würde es jedesmal Todsünde sein, wenn er eine Messe sänge.
Der vierte Umstand bezieht sich auf Vermittler und Boten zur Verlockung und Einwilligung und sich zum Mitgenossen zu machen, da manch elender Mensch lieber zum Teufel in die Hölle fahren will, als nicht Genossenschaft zu halten. Deßhalb sind Diejenigen, die zu Sünden reizen oder Sünden billigen, Theilnehmer an der Sünde und an der Verdammniß des Sünders. Der fünfte Umstand ist, wie oft man gesündigt hat, und ob es im Herzen war, und wie oft man gefallen ist. Denn Derjenige, welcher häufig in Sünde fällt, verachtet die Gnade Gottes und verschlimmert seine Sünde und ist unerkenntlich gegen Christus, und wird immer schwächer, der Sünde zu widerstehen, und sündigt leichter und erhebt sich um so später daraus, und wird lässiger zur Beichte und namentlich bei dem, welcher sein Beichtvater war. Aus welchem Grunde auch Leute, wenn sie wieder in ihre alte Thorheit zurückfallen, entweder ihren alten Beichtvater ganz verlassen, oder sonst ihre Beichte auf verschiedene Stellen vertheilen; aber, fürwahr, Diejenigen, welche solcher Art ihre Beichte vertheilen, verdienen nicht die Gnade Gottes für ihre Sünden. Der sechste Umstand ist, weßhalb ein Mensch sündigt, sowie durch welche Versuchung und ob er selbst sich solche Versuchung bereitete, oder durch Andere angeregt wurde; oder ob bei einem Weibe die Sünde mit ihrer eigenen Einwilligung geschah, oder ob das Weib ungeachtet ihres Willens gezwungen wurde oder nicht; das soll sie erzählen, und ob es aus Begehrlichkeit war oder aus Armuth, und ob es durch ihr eigenes Betreiben war oder nicht, und andere solche Sachen. Der siebente Umstand ist, in welcher Weise er seine Sünde begangen hat, oder wie sie gelitten hat, daß er die Sünde an ihr vollziehe. Und so soll man es schlicht erzählen mit allen Umständen und ob man mit gewöhnlichen öffentlichen Dirnen gesündigt hat oder nicht, ob es zu einer geheiligten Zeit war oder nicht, während der Fasten oder nicht, ob vor seiner Beichte oder nach seiner letzten Beichte und ob dadurch vielleicht die auferlegte Buße gebrochen wurde, mit wessen Hilfe, auf wessen Rath, ob durch Zauberei oder durch List, alles muß erzählt werden. Alle diese Dinge belasten, je nachdem sie groß oder klein sind, das Gewissen von Mann und Weib. Und auch der Priester, welcher dein Richter ist, gewinnt dadurch Einsicht, um die Buße mit Verständniß aufzuerlegen in Gemäßheit deiner Zerknirschung. Denn, verstehe wohl, wenn ein Mann, nachdem er seine Taufe durch Sünde geschändet hat, zur Erlösung gelangen will, so giebt es keinen andern Weg, als durch Reue, Beichte und Genugthuung, und namentlich durch die beiden ersteren, wenn ein Beichtiger vorhanden ist, dem man bekennen kann, und falls man zuvor wahrhaft zerknirscht und reuevoll fühlt; und durch die dritte, falls man am Leben bleibt, sie auszuführen.
Dann soll der Mensch einsehen und erwägen, daß wenn er eine aufrichtige und nutzbringende Beichte machen will, er vier Bedingungen zu erfüllen hat. Erstens muß sie aus kummervoller Bitterkeit des Herzens kommen, wie der König Ezechiel zu Gott sprach: Ich will alle Zeit meines Lebens in der Bitterkeit meines Herzens daran gedenken. Diese Bedingung der Bitterkeit hat fünf Zeichen. Das erste ist, daß die Beichte Beschämung zeigt und die Sünde nicht verschleiert oder verbirgt, sondern eingesteht, wodurch gegen Gott gefehlt und die Seele geschändet ist. Und hierüber sagt St. Augustinus: das Herz liegt in Wehen aus Scham über seine Sünde; und wer große Beschämung fühlt, ist würdig, die Gnade Gottes zu erlangen. So war die Beichte des Zöllners, welcher seine Augen nicht gen Himmel heben wollte, weil er Gott im Himmel beleidigt hatte, für welche Erniedrigung er sofort die Gnade Gottes gewann. Und deßhalb sagt St. Augustin, daß solche schamerfüllte Leute der Vergebung und Gnade am nächsten sind. Ein anderes Zeichen ist Demuth in der Beichte, worüber St. Peter sagt: Demüthigt euch vor der Macht Gottes! – Die Hand Gottes ist mächtig in der Beichte, denn dadurch vergiebt uns Gott die Sünden, denn Er allein hat dazu die Macht. Und die Demuth soll wie im Herzen so auch in äußern Merkmalen bestehen, denn, wie man Demuth gegen Gott im Herzen trägt, so sollte sich ebenso auch der äußere Leib vor dem Priester demüthigen, der an Gottes Stelle sitzt. Darum sollte auch in keinem Falle, alldieweil Christus der Herr ist und der Priester der Unterhändler oder Vermittler zwischen Christus und dem Sünder, und der letztere selbstverständlich der niedrigste ist, ein Sünder so hoch sitzen, wie sein Beichtvater, sondern zu seinen Füßen vor ihm knien, falls ihn nicht Krankheit daran hindert; denn er soll nicht daran denken, wer vor ihm sitzt, sondern in wessem Stelle er dort sitzt.
Ein Mensch, welcher sich gegen seinen Herrn vergangen hat und zu ihm kommt, um Gnade zu bitten und seine Versöhnung zu machen, sich aber sofort neben seinen Herrn niedersetzen wollte, würde Jedermann für unverschämt halten und nicht für würdig, sobald Vergebung und Gnade zu erhalten. Das dritte Zeichen ist, daß die Beichte unter vielen Thränen geschehe, wenn der Mensch weinen kann; und wenn er nicht mit seinen leiblichen Augen weinen kann, so laßt ihn in seinem Herzen weinen. So war die Buße St. Peters, denn nachdem er Jesus Christus verläugnet hatte, ging er hinaus und weinte bitterlich. Das vierte Zeichen ist, daß man sich nicht schäme zu beichten und zu bekennen. So war die Buße der Magdalena, die nicht aus Scham vor Denen, so auf dem Feste waren, zögerte, sondern zu unserem Herrn Jesu Christo ging und ihm ihre Sünden bekannte. Das fünfte Zeichen ist, daß Mann und Weib gehorsam sind, die Buße anzunehmen, welche ihnen auferlegt ist. Denn, wahrlich, Jesus Christus war um der Schuld der Menschheit willen gehorsam bis zum Tod.
Die zweite Bedingung für die aufrichtige Beichte ist, daß sie eilig geschehe; denn, wahrlich, je länger ein Mensch, welcher eine tödtliche Wunde hat, mit deren Heilung zögert, desto schlimmer wird sie und desto rascher treibt sie ihm dem Tode entgegen und desto schwerer wird sie zu heilen sein. Und ebenso geht es mit der Sünde, welche im Menschen lange verheimlicht bleibt. Gewiß, man muß seine Sünde aus manchen Gründen rasch zeigen, unter andern aus Furcht vor dem Tode, der oft plötzlich kommt und bei dem es ungewiß, wann und wo er uns treffen möge; auch zieht das Verbergen einer Sünde andere nach sich; und ferner ist man, je länger man zögert, um so entfernter von Christus. Und wenn man bis zu seinem letzten Tage damit zurückhält, so mag man kaum seine Sünde bereuen und sich ihrer entsinnen oder wegen der furchtbaren Todeskrankheit beichten können. Und ebenso wie man in seinem Leben nicht auf Christ hörte, wenn er zu uns sprach, so wird auch unser Herr an unserm letzten Tage, so sehr wir auch zu ihm schreien mögen, uns kaum hören. Und lernt, daß diese Bedingung vier Sachen umfaßt. Erstlich, daß die Beichte vorbereitet und überlegt sein muß; denn schlimme Eile nützt zu nichts; und daß der Mensch bei seiner Beichte wissen muß, ob die Sünde aus Stolz, Neid und so weiter kommt mit allen Umständen und Unterarten; und daß er in seinem Gemüthe die Zahl und Größe seiner Sünden begriffen hat, so wie auch, wie lange er in der Sünde beharrte, und auch, daß er zerknirscht über seine Sünden sei und fest in seinem Vorsatze, mit Gottes Gnade nie wieder in Sünde zu fallen, und auch, daß er wohl Acht gebe und aufpasse die Gelegenheit zu derjenigen Sünde zu meiden, zu welcher er geneigt ist. Und ebenso sollst du alle deine Sünden einem Manne beichten und nicht stückweise durcheinander bei verschiedenen, das besagt in der Absicht, aus Scham oder Furcht die Sünden zu theilen; denn das heißt, deine eigene Seele erwürgen. Denn, gewiß, Jesus Christus ist die vollkommenste Güte, in ihm ist keine Unvollkommenheit, und deßhalb verzeiht er entweder vollständig oder überhaupt nicht. Ich sage nicht, daß du gebunden bist dem bestimmten Beichtiger, dem du einer bestimmten Sünde wegen zugewiesen bist, auch den ganzen Rest deiner Sünden zu zeigen, welche du bereits deinem Pfarrer gebeichtet hast, so weit du es etwa aus Demuth nicht gern thun willst; dies ist kein Theilen der Beichte. Nein, ich sage nicht, wenn ich vom Theilen der Beichte spreche, daß, insofern du die Erlaubniß hast, einem verschwiegenen und ehrlichen Priester zu beichten, und wo es dir gefällt und unter Gestattung deines Pfarrers, du auch diesem nicht alle deine Sünden beichten könntest; aber laß keinen Flecken zurück; laß keine Sünde unerzählt, soweit dein Gedächtniß reicht. Und wenn du bei deinem Pfarrer beichtest, so erzähle ihm auch alle Sünden, welche du seit deiner letzten Beichte gethan hast. Dieses ist keine böse Absicht, die Beichte zu vertheilen.
Auch die wahre Beichte fordert gewisse Bedingungen. Erstens, daß du aus freien Stücken beichtest, nicht gezwungen, nicht aus Scham vor den Leuten, nicht aus Krankheit oder aus sonstigen andern Gründen; denn es ist vernünftig, daß Derjenige, welcher aus seinem freien Willen gefehlt hat, auch aus seinem freien Willen seine Fehler bekennt und daß kein Anderer seine Sünde erzähle, wie er selbst; nein, er soll seine Sünde weder läugnen noch verneinen, noch gegen den Priester böse werden, weil er ihn ermahnt, von seiner Sünde zu lassen. Die zweite Bedingung ist, daß deine Beichte rechtmäßig sei, das heißt, daß du, welcher beichtest, und auch der Priester, der deine Beichte hört, wahrhaftig in dem Glauben der heiligen Kirche stehen, und daß Keiner an der Gnade Christi verzweifeln solle, wie es Kain und Judas thaten. Auch muß man sich seiner eigenen Sünden anklagen und keinen Andern, und sich selbst wegen seiner Bosheit und seiner Sünden tadeln und angeben, aber keinen Andern; indessen, wenn Jemand der Anstifter und Anreizer zur Sünde gewesen ist, oder von solchem Stande ist, daß dadurch die Sünde erschwert wird, oder daß man sonst nicht klar beichten kann, ohne die Person zu nennen, mit welcher man gesündigt hat, so mag man es sagen, vorausgesetzt, daß es nicht in der Absicht geschieht, die Person anzuschwärzen, sondern nur um seine eigne Sünde zu erklären.
Du sollst auch nicht aus Demuth in deiner Beichte lügen, indem du vielleicht sagst, daß du diese oder jene Sünde begangen habest, deren du niemals schuldig warst. Denn, St. Augustin sagt, daß, wenn du in deiner Demuth dir etwas selbst anlügst, so bist du, falls du auch vorher nicht in Sünde warst, doch nunmehr deiner Lüge wegen in Sünde. Auch mußt du die Sünde mit deinem eigenen Munde bekennen, wenn du nicht stumm bist, aber nicht brieflich. Denn du, welcher die Sünde begangen hast, sollst auch die Scham der Beichte tragen. Du sollst auch deine Beichte nicht mit schönen und gewandten Worten übertünchen, um desto besser deine Sünde zu verhüllen; denn du betrügst dich selbst und nicht den Priester; du mußt schlicht erzählen, ob auch deine Sünde noch so schlimm und greulich sei. Du sollst auch einem Priester beichten, der dir verständigen Rath ertheilen kann; und du sollst auch nicht aus Eitelkeit beichten, noch aus Heuchelei, noch aus irgend einem andern Grunde, sondern nur allein aus der Furcht Christi und für das Heil deiner Seele. Du sollst auch nicht plötzlich zum Priester rennen und ihm deine Sünde leicht hinerzählen, wie man einen Spaß oder eine Geschichte erzählt, sondern überlegt und mit guter Andacht; und im allgemeinen beichte oft; wenn du oft fällst, so erhebe dich oft wieder durch die Beichte. Und wenn du auch mehr als einmal die Sünden bekennst, von denen du losgesprochen bist, so ist es ein um so größeres Verdienst. Und wie St. Augustin sagt, du sollst dann leichteren Erlaß und Gnade bei Gott finden, sowohl für die Sünde als für die Strafe. Und sicherlich einmal im Jahre ist zum mindesten geboten, das Sacrament zu empfangen; denn, fürwahr, alle Dinge auf Erden werden im Verlaufe eines Jahres erneuert.
Explicit secunda pars penitentiae;
et sequitur tertia pars.
Nun habe ich euch von der wahren Beichte erzählt, welche der zweite Theil der Buße ist. Der dritte Theil ist die Genugthuung, und diese besteht meistens in Almosengeben und in körperlichen Strafen. Nun giebt es drei verschiedene Arten von Almosen: Zerknirschung des Herzens, wodurch man sich selbst seinem Gott darbietet; eine andere ist, Mitleid mit dem Mangel seines Nächsten zu haben, und die dritte ist, guten Rath zu ertheilen, geistlich oder leiblich, wenn Leute dessen bedürfen, und insbesondere hinsichtlich der Beschaffung menschlicher Nahrung. Und bedenkt wohl, daß der Mensch im allgemeinen dieser Dinge bedarf; er bedarf Nahrung, Kleidung und Herberge, er bedarf teilnehmenden Rath, Besuche im Gefängnisse und in Krankheit und Bestattung seiner Leiche. Und wenn du den Bedürftigen nicht selbst im Gefängnisse besuchen kannst, so besuche ihn durch Botschaft und durch Gaben. Dieses sind im allgemeinen die Almosen und Werke der Barmherzigkeit von Denen, welche zeitliche Güter und Verständniß im Rathertheilen haben. Von diesen Werken wirst du am Tage des Gerichtes hören. Diese Almosen sollst du von deinem Eigenthume, rasch und wo möglich heimlich geben; indessen, wenn du es nicht heimlich thun kannst, so mußt du dennoch das Almosengeben nicht unterlassen, obschon es die Menschen sehen, wenn es nicht aus Rücksicht auf die Welt, sondern allein um Jesu Christi willen geschieht. Denn, wie St. Matthäus Cap. V bezeugt, daß die Stadt, die auf einem Berge liege, nicht verborgen sei, noch man ein Licht anzünde und unter einen Scheffel setze, sondern auf einen Leuchter, damit es allen leuchte, die im Hause sind, also soll euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Um nun von den körperlichen Strafen zu sprechen, so bestehen sie in Beten, in Wachen, in Fasten und tugendhaften Lehren. Unter Gebeten müßt Ihr verstehen, daß Bitten und Beten ein frommer Wille des Herzens genannt wird, das in Gott sein Vertrauen setzt und dieses durch äußere Worte ausdrückt, um Leiden abzuwenden, und um geistliche und ewige Dinge zu erlangen und bisweilen auch zeitliche. Von diesen Fürbitten hat Jesus Christus im Gebete des Paternoster die meisten Sachen eingeschlossen. Gewiß, es steht durch drei Dinge an Würdigkeit oben an, weßhalb es würdiger ist, als irgend ein anderes Gebet: denn Jesus Christus machte es selber und es ist kurz, damit es desto leichter und bequemer im Herzen bewahrt werden könne und man sich desto öfter mit diesem Gebete zu helfen vermöge und um so weniger müde werde, es zu sagen; und daß man sich nicht entschuldigen könne, es zu lernen, ist es so kurz und so leicht; und endlich begreift es alle guten Gebete in sich.
Die Erklärung dieses heiligen Gebetes, das so vortrefflich und würdig ist, überlasse ich den Meistern der Theologie; nur so viel will ich sagen, daß, wenn du betest, Gott möge dir deine Schuld vergeben, wie du deinen Schuldigern vergiebst, du dich wohl in Acht nehmen mögest, nicht ohne Barmherzigkeit zu sein. Dieses heilige Gebet vermindert auch läßliche Sünde und deßhalb paßt es sich besonders zur Buße.
Dieses Gebet muß aufrichtig und in vollkommenem Glauben gesagt werden; man muß es zu Gott ordentlich, verständig und andächtig beten, und immer muß man seinen Willen dem Willen Gottes unterordnen. Dieses Gebet muß auch mit großer Demuth, Reinheit und Ehrbarkeit gesprochen werden und nicht so, daß man Mann oder Weib ein Aergerniß dadurch giebt. Es muß auch von Werken der Barmherzigkeit gefolgt sein. Es hilft auch gegen die Laster der Seele; denn – wie St. Hieronymus sagt – durch Fasten werden die Laster des Fleisches geheilt und durch Gebet die Laster der Seele.
Hiernach muß du verstehen, daß körperliche Strafe auch im Wachen besteht. Denn Jesus Christus sagt: Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet. Ihr müßt auch verstehen, daß Fasten aus drei Dingen besteht: im Enthalten von leiblicher Speise und Trank, im Enthalten von weltlicher Lustbarkeit und im Enthalten von Todsünde, insofern man sich nämlich mit aller Kraft von Todsünde entfernt halten soll.
Und du mußt auch verstehen, daß Gott das Fasten eingesetzt hat, und zum Fasten gehören vier Dinge. Freigebigkeit an Arme, Fröhlichkeit im Geist und Herzen, nicht ärgerlich noch verdrießlich über das Fasten zu sein, und gleichfalls eine vernünftige Zeit, um mäßig zu essen; das heißt, man soll nicht zur Unzeit essen und, weil man fastet, nicht länger bei Tische sitzen. Dann sollst du verstehen, daß körperliche Strafe in Zucht oder Lehre durch Wort und Schrift oder Beispiel besteht. Auch im Tragen von Haar oder Wolle oder einem Maschenpanzer auf der bloßen Haut um Christi willen, aber sieh dich vor, daß solche Arten der Buße nicht dein Herz bitter oder ärgerlich machen und dich langweilen; denn besser ist es dein hären Kleid wegzuwerfen, als die Süßigkeit unseres Herrn Jesu Christi. Und deßhalb, sagt St. Paul: Kleidet euch als die Auserwählten im Herzen Gottes mit Demuth, Mitleid, Geduld und solchen Kleidern, welche Jesu Christo mehr gefallen als härene Gewänder und Maschenpanzer.
Dann besteht auch Zucht in Schlagen an deine Brust, in Peitschen mit Ruthen, in Leiden, in geduldigem Ertragen des Unrechtes, welches dir geschehen ist und auch in geduldigem Leiden von Krankheit, Verlust weltlichen Gutes oder Weib oder Kind oder anderer Freunde.
Dann mußt du verstehen, welche Sachen die Buße stören; und das geschieht in vierfacher Weise, nämlich durch Furcht, Scham, Hoffnung und Mangel an Hoffnung, das ist Verzweiflung. Und um zunächst von der Furcht zu sprechen, durch welche man wähnt, daß man die Buße nicht tragen könne, so ist das Mittel dagegen, zu bedenken, daß körperlicher Schmerz sehr geringfügig in Vergleich zu den Qualen der Hölle ist, die so grausam und lang und ohne Ende sind.
Und gegen die Scham, die man zu beichten fühlt und besonders jene Heuchler, die für so vollkommen gelten wollen, daß sie nicht nöthig haben zu beichten, gegen diese Scham sollte man denken, daß, wie man sich nicht geschämt hat, schlechte Sachen zu thun, man sich auch vernünftiger Weise nicht schämen solle gute Sachen zu thun, und eine solche ist die Beichte. Man sollte auch bedenken, daß Gott jeden Gedanken sieht und kennt, sowie alle unsere Werke, und daß man vor ihm nichts verbergen kann. Man sollte sich auch der Scham erinnern, welche am Tage des Gerichts die überkommen wird, so in ihrem gegenwärtigen Leben nicht bußfertig gewesen sind; denn alle Creaturen im Himmel, auf Erden und in der Hölle werden öffentlich alles sehen, was man vor der Welt verborgen hielt.
Um nun von der Hoffnung Derjenigen zu sprechen, die so nachlässig und langsam im Beichten sind, so besteht diese aus zwei Arten. Die eine ist, daß man hofft, noch lange zu leben und durch seinen Fehltritt viel Gut zu erlangen und dann erst zu beichten; und wie er sagt und ihm scheint, kann er noch immer zeitig genug zur Beichte kommen. Die andere ist die eitle Ueberschätzung der Gnade Christi. Gegen das erste Laster soll man denken, daß unser Leben keine Sicherheit gewährt und auch daß aller Reichthum dieser Welt dem Zufall unterworfen ist und wie der Schatten an der Wand schwindet, und – wie St. Gregorius sagt – daß es zur großen Gerechtigkeit Gottes gehöre, daß die Strafe nie von dem weichen solle, der sich nie der Sünde enthalten will, wenn es ihm nicht gefällt, sondern immer in Sünden bleibt; für solchen beständigen Willen, Sünde zu thun, sollen sie auch beständige Pein leiden.
Mangel an Hoffnung ist zwiefacher Art. Die erste ist Hoffnungslosigkeit auf die Gnade Gottes; die andere ist, zu denken, daß man nicht länger im Guten ausharren könne. Die erste Hoffnungslosigkeit kommt daher, daß man wähnt, man habe so schwer und so oft gesündigt und so lange in Sünden gelegen, daß man nicht errettet werden könne. Gewiß, gegen diese verfluchte Hoffnungslosigkeit sollte man denken, daß die Passion Jesu Christi stärker ist, uns zu lösen, als es die Sünde ist, uns zu binden. Gegen die zweite Hoffnungslosigkeit soll man denken, daß so oft man fällt, man sich auch ebenso oft durch die Beichte wieder erheben kann; und ob man noch so lange in Sünden gelegen hat, die Gnade Christi ist immer bereit, uns aufzunehmen und zu verzeihen. Gegen jene Hoffnungslosigkeit nicht länger im Guten ausharren zu können, soll man denken, daß die Schwachheit des Teufels nichts vermag, wenn der Mensch es nicht dulden will; und er wird auch Stärke durch die Hülfe Jesu Christi finden und seiner ganzen Kirche und durch den Schutz von Engeln, wenn er will.
Dann sollen die Menschen verstehen, was die Frucht der Buße ist; und nach den Worten Jesu Christi ist sie die endlose Seligkeit des Himmels, wo Freude den Gegensatz von Leid und Kummer nicht kennt. Dort sind alle Leiden des gegenwärtigen Lebens vorbei; dort ist Sicherheit vor den Strafen der Hölle; dort ist die segensvolle Gemeinschaft, die sich an der Freude Anderer immerdar erfreut; dort scheint der Menschenleib, der einst garstig und dunkel war, heller denn die Sonne; dort ist der Leib, der einst gebrechlich, krank, schwach und sterblich war, unsterblich und so stark und kräftig, daß ihm nichts widerfahren kann; dort ist weder Hunger noch Durst noch Kälte, sondern jede Seele wird erfüllt durch den Anblick und das vollständige Schauen Gottes! Dieses Segensreich können die Menschen durch geistige Armuth erkaufen; die Herrlichkeit durch Niedrigkeit; die Ueberfülle der Freude durch Hunger und Durst und die Ruhe durch Arbeit und das Leben durch den Tod und der Ertödtung der Sünde.
Zu diesem Leben führe uns der, welcher uns mit seinem kostbaren Blute erkauft hat. Amen!
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