Adolf von Düring
1880
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Die Canterbury-Erzählungen
Fragment III
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Prolog des Büttels.Vers 1368 - 1411
Der Büttel hoch in seinen Bügeln standUnd zitterte und bebte, wuthentbrannt, | |
1370 | Bei diesen Worten wie ein Espenlaub.Ihr werthen Herren!“ – sprach er – mit Verlaub!Nun laßt auch mich zu Worte gütigst kommen!Denn lauter Lügen, wie Ihr selbst vernommen,Führt dieser falsche Bettelmönch im Munde.“Daß er sich spreizt mit seiner Höllenkunde,Nimmt mich kein Wunder. – Bettelmönch und TeufelSind nahverwandte Seelen sonder Zweifel.Pardi! Ihr hörtet sicher schon davon,Wie in die Hölle einst durch Traumvision |
1380 | Im Geist entrückt ward einer dieser Brüder?Ihn führte dort ein Engel auf und niederUnd wies ihm alle Leiden, die dort waren.Doch keinen Bruder sah er in den SchaarenDes Volkes, welches Qualen dort ertrug.Worauf der Bettelmönch den Engel frug:Wie? ist uns Brüdern solches Heil bescheert,Daß keiner von uns in die Hölle fährt?“Ja!“ – sprach der Engel – manche Million!“Und führte darauf ihn zum Höllenthron, |
1390 | Wo Satan saß mit einem Schweifbehang,Gleich einem Vollschiffssegel breit und lang.Du, Satanas! den Schwanz heb' in die Höh'!Zeig' Deinen A[rsch], damit der Bruder seh',Wo hier das Nest der Bettelbrüder ist!“So sprach der Engel. – Und nach kurzer FristBegann's zu summen wie ein Bienenschwarm,Und es entflogen aus des Teufels DarmAn zwanzigtausend Brüder und noch mehrUnd schwärmten in der Hölle rings umher, |
1400 | Und schnell, wie sie entflogen waren, krochEin jeder wieder in des Teufels Loch.Der klappte seinen Schwanz zu und lag stille.Als nun der Bruder sich in Hüll' und FülleDer Hölle Qualen angeschaut, gewährteIhm Gott in Gnaden, daß zum Körper kehrteSein Geist zurück und er vom Traum erwachte.Indeß mit Zittern und mit Zagen dachteEr noch beständig an des Teufels Kerbe;Denn dort war das ihm zugedachte Erbe! |
1410 | Gott schütz Euch Alle – nur den Bruder nicht!Mit diesen Worten schließt mein Vorbericht. |