Annette von Droste-Hülshoff
1797 - 1848
Gedichte
1844
Gedichte vermischten Inhalts
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Die Unbesungenenentstanden 1841/42
'S giebt Gräber, wo die Klage schweigt,Und nur das Herz von innen blutet,Kein Tropfen in die Wimper steigtUnd doch die Lava drinnen fluthet; | |
5 | 'S giebt Gräber, die wie WetternachtAn unserm Horizonte stehnUnd alles Leben niederhalten,Und doch, wenn Abendroth erwacht,Mit ihren goldnen Flügeln wehn |
10 | Wie milde Seraphimgestalten.
Zu heilig sind sie für das Lied,Und mächtge Redner doch vor allen,Sie nennen dir, was nimmer schied,Was nie und nimmer kann zerfallen; |
15 | O, wenn dich Zweifel drückt herab,Und möchtest athmen Aetherluft,Und möchtest schauen Seraphsflügel,Dann tritt an deines Vaters Grab!Dann tritt an deines Bruders Gruft! |
20 | Dann tritt an deines Kindes Hügel! |