BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Annette von Droste-Hülshoff

1797 - 1848

 

Gedichte

 

1838

 

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Am Weiher

entstanden 1835

 

Ein milder Wintertag

 

An jenes Waldes Enden,

Wo still der Weiher liegt

Und längs den Fichtenwänden

Sich lind Gemurmel wiegt:

 

5

Wo in der Sonnenhelle,

So matt und kalt sie ist,

Doch immerfort die Welle

Das Ufer flimmernd küßt:

 

Da weiß ich, schön zum Malen,

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Noch eine schmale Schlucht,

Wo all' die kleinen Strahlen

Sich fangen in der Bucht;

 

Ein trocken, windstill Eckchen,

Und so an Grüne reich,

15

Daß auf dem ganzen Fleckchen

Mich kränkt kein dürrer Zweig.

 

Will ich den Mantel dichte

Nun legen über's Moos,

Mich lehnen an die Fichte,

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Und dann auf meinen Schooß

 

Gezweig' und Kräuter breiten,

So gut ich's finden mag:

Wer will mir's übel deuten,

Spiel' ich den Sommertag?

 

25

Will nicht die Grille hallen,

So säuselt doch das Ried;

Sind stumm die Nachtigallen,

So sing' ich selbst ein Lied.

 

Und hat Natur zum Feste

30

Nur wenig dargebracht:

Die Lust ist stets die beste,

Die man sich selber macht.

 

 

Ein harter Wintertag

 

Daß ich dich so verkümmert seh',

Mein lieb' lebend'ges Wasserreich,

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Daß ganz versteckt in Eis und Schnee

Du siehst der plumpen Erde gleich;

 

Auch daß voll Reif und Schollen hängt

Dein überglas'ter Fichtengang:

Das ist es nicht, was mich beengt,

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Geh ich an deinem Bord entlang.

 

Zwar in der immer grünen Zier

Erschienst, o freundlich Element,

Du ähnlich den Oasen mir,

Die des Arabers Sehnsucht kennt;

 

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Wenn neben der verdorrten Flur

Erblühten deine Moose noch,

Wenn durch die schweigende Natur

Erklangen deine Wellen doch.

 

Allein auch heute wollt' ich gern

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Mich des krystallnen Flimmers freun,

Belauschen jeden Farbenstern

Und keinen Sommertag bereun:

 

Wär' nicht dem Ufer längs, so breit,

Die glatte Schlittenbahn gefegt,

55

Worauf sich wohl zur Mittagszeit

Gar manche rüst'ge Ferse regt.

 

Bedenk' ich nun, wie manches Jahr

Ich nimmer eine Eisbahn sah:

Wohl wird mir's trüb' und wunderbar,

60

Und tausend Bilder treten nah.

 

Was blieb an Wünschen unerfüllt,

Das nähm' ich noch gelassen mit:

Doch ach, der Frost so manchen hüllt,

Der einst so fröhlich drüber glitt!