BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

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XI.

Januar.

 

Winterschlaf! o lange Nacht!

Alles ist wie eingesungen,

Nur der stillen Sterne Pracht

Hat das Herz mir tief durchdrungen.

 

Denn es seufzet nach dem Licht,

Und die Nacht ist ew'ges Sterben.

Ach! hätt' ich dich, Jesu! nicht,

Müßt' ich hoffnungslos verderben.

 

Doch auch die Gestalt der Erde,

Wird verjünget auferstehn, –

Nun, so sprich auch in mir: «Werde!

Mich verkläret sollst du sehn!»

 

Ostermorgen ist auch heute,

Leben ist mein Heiland mir!

Wer gern schläft, ist Todesbeute –

Auf! der Tag bricht bald herfür!

 

 

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XII.

Die untergehende Sonne.

 

Der Tag enteilt, auf seinem Rücken

Trägt er die Last des Lebens fort;

Da blick' ich auf, o welch Entzücken! –

Ich bin gebannt an diesen Ort.

 

In einer Glorie von Strahlen,

Seh' ich der Sonne Angesicht,

Und hier auf roth crystallnen Schaalen

Von Wolken Kränze, gluthvoll-licht.

 

Dort Feuerwagen, Seraphinen –

Wie ist sie doch so hold und schön!

Sie eilt der Erde nur zu dienen,

Sie segnet noch im Untergehn.

 

Ach! weinen möchte ich und klagen,

Daß ich es immer nicht versteh',

Was du, o Herr! in's Herz willst sagen,

So oft ich deine Wunder seh'.

 

Die Körper nehmen mich gefangen,

Und sieh! dein Geist ist innigst nah;

Die Seele dürstet zu empfangen,

Und sieh! das Beste ist schon da.