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Ich wollte, mein Herz wäre eine reine Leinwand, darauf der Finger des Geistes Gottes Worte des Lebens einzeichnen könnte! Wer hindert ihn? Der Schmutz irdischer Dinge, hohläugige Bilder, gespenstervolle Träume, phantastische Gaukeleien, grundlose Hoffnungen, nie zu erfüllende Wünsche, die weder Speise noch Trank darreichen, – und doch liegt die Seele bettelnd vor ihrer Thüre! Entsetzlicher Fall, durch den wir Menschen an Schattendinge, um mit ihnen zu verderben, gefesselt wurden! Gebenedeite Erlösung, durch welche wir in ein unvergängliches Reich geboren sind!
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Das siebzehnte Capitel Johannis ist der crystallne Strom aus dem Thron des Lammes. Wie aus seiner Seite Blut und Wasser floß, so ist hier geöffnet: Vergebung der Sünden und ewiges Leben.
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Nichts zu seyn und Christum Alles seyn zu lassen, das ist der gute Kampf, den zu kämpfen wir berufen sind. Leichter ist es, große, heilige Werke verrichten, als kindlich glauben, daß aus freier Gnade uns alle Sünden vergeben sind.
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Ein Selbstgerechter, der für seine Sünden durch Werke genug thun will, zeugt unbewußt von der Wahrheit, daß ohne Versöhnung wir nicht zu Gott kommen können, und
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verdammt sich selbst, indem er durch sich will selig werden. Das wie? Christus nämlich, ist ihm durch die Decke Moses verborgen.
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Es gibt einen stoischen, hypochondrischen und christlichen Ernst. Der stoische Ernst entspringt aus philosophischem Dünkel, der hypochondrische aus der Disharmonie des Leibes und der Seele. Der christliche hat seinen Grund in der Erkenntniß der Sünde und der Gnade, aus der richtigen Anschauung der Welt, daß sie gefallen ist und sich nach der Freiheit der Kinder Gottes sehnt.
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Der Geist ist am productivsten in dem Moment, wo er die Außenwelt gänzlich aus den Augen verliert. Da athmet er Lebensluft, er ist in seinem Element, und ihm ist wohl. O selige Vergessenheit! Das hin- und herflackernde Licht verzehrt schneller den Talg, ohne einen bestimmten Schein von sich zu gehen, so auch der Geist, der zwischen dem Sichtbaren und seinem Centrum schwebt, auf das Ungewisse hin seine Kräfte zersplittert. – Der Geist erzeugt nur aus dem Centrum der Seele den Gedanken, der das Ebenbild seines Wesens ist. – Der Gedanke offenbart den Geist, wie der Duft die Blume.
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Gute Gedanken sind Gäste, beherbergen wir sie durch Aufzeichnen, so kehren sie um so öfter ein.
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